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Veröffentlicht am 28.10.2020

Nussknacker und Schwan laden euch ein zur winterlich weihnachtlichen Inspirationsreise

Wundervolle Weihnachtsbäckerei
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Wundervolle Weihnachtsbäckerei von Theresa Baumgärtner

Für mich muss Weihnachten immer mit Traditionen einhergehen. Ich mag es, und es ist für mich etwas, das Beständigkeit zeigt in der heutigen Zeit, ...

Wundervolle Weihnachtsbäckerei von Theresa Baumgärtner

Für mich muss Weihnachten immer mit Traditionen einhergehen. Ich mag es, und es ist für mich etwas, das Beständigkeit zeigt in der heutigen Zeit, die von Hektik und Problemen nur so geprägt ist. Gerade jetzt, wo noch einiges an Problemen dazukommt, ist es schön sich zu besinnen, und den Traditionen zu frönen, sich ihrer zu erinnern, und vielleicht auch ein wenig sentimental zu werden, ob der Kindheit, und einer Zeit, wo alles noch in Ordnung war. Welche Dinge gehören für mich zu Weihnachtstraditionen also dazu? Ganz viele. Denn ich gebe es zu. Ich liebe Weihnachten, und bin wohl damit auch ein Weihnachtsmensch. Und warum? Aus oben besagten Gründen. Weihnachten gehört für mich zur hoffnungsvollen Zeit. Ob die Hoffnungen erfüllt werden, sei dahingestellt. Aber man hat zumindest welche. Weihnachten bringt Besinnlichkeit, Ruhe, Licht in der Dunkelheit, Kerzenschein, Kirchengeläut, Hoffnung und Freundlichkeit (zumindest meistens) in eine Welt, in der ich es sonst nicht so wahrnehme. Zumindest, wenn man Weihnachten an den richtigen Plätzen zelebriert, und mit den richtigen Menschen, eben der Familie, oder Menschen, die uns nahe sind. Zumindest bei mir ist dies so. Dass es da sicher auch anders sein kann, ist möglich. Von winterlichen Spaziergängen in der Dunkelheit, von hellem Erstrahlen der Lichter, bis hin zu der einen kitschigen Tradition, dass es bestimmte Filme gibt, die geschaut werden müssen, bis natürlich…..mindestens ein Weihnachtsbuch zu lesen (meist werden es mehr), ist dann alles dabei in der Vorweihnachtszeit. Dann wären da noch die Weihnachtsmärkte (auch die schönen kleinen gemütlichen), alles ist hell erleuchtet, und die Märchen! Wie konnte ich die Märchen vergessen?! Mein Vorgeplänkel sollte euch eigentlich ein wenig in Weihnachtsstimmung bringen. Hat nicht geklappt? Naja. Dann habe ich wohl das Wichtigste vergessen zu erwähnen. Weihnachten und Backen gehört wie das Amen in die Christmette an Heiligabend. Ich LIEBE Backen. Das Tolle an der Weihnachtsbäckerei ist, dass man es meist zusammentut, in einer Küche, die hinterher nicht mehr wie sie selbst aussieht. Und vor allem die Düfte, was soll ich euch erzählen? Wenn Lebkuchendüfte oder Zimt durchs Haus wehen, das ist wohl das heimeligste überhaupt (ja okay, ich habe eine Vorliebe für Gewürze). Und die obligatorische Weihnachtsmusik gehört natürlich auch dazu. Weihnachtsbacktage sind meist glückliche Tage. Und was wird gebacken? Meist Traditionelles. Doch auch an Neuem versuche ich mich gern. Ganz toll ist natürlich die Kombination aus Neuem UND Traditionellem. Modernem und althergebrachten Wohlfühldingen. Doch kann das überhaupt kombiniert werden? Ich wollte es probieren. Und dafür habe ich dieses Buch zur Hand genommen.

Was das Buch uns erzählt:

Ha, ihr dachtet wohl, ich könnte diesmal keine Inhaltsangabe des Buches wiedergeben, weil es keine Geschichte zu erzählen gibt? Falsch gedacht. Denn vorliegendes Buch ist nicht irgendeines, sondern erzählt zwischen den Rezepten zur Weihnachtsbäckerei tatsächlich noch etwas. Inspiriert vom Nussknacker und Schwanensee, erinnernd an das Märchen des Nussknackers und winterliche Schwäne, gibt es hier nämlich landschaftliche Fotos, die uns in eine winterliche Welt des märchenhaften Ostallgäus eintauchen lassen. Genauer gesagt die Gegend und Orte um Neuschwanstein mit Füssen. Und wer dort schon war, wird unweigerlich die Schwanenverbindung finden.

Cover und Bildgestaltung im Buch:

Cover und Bildgestaltung im Buch sind ganz eigen auf die tolle Art und Weise und hochwertig. Die Fotos laden zum Träumen ein, und nehmen uns mit in die winterliche Gegend um Füssen. Die Bilder der Plätzchen und Leckereien sind einfach nur wundervoll arrangiert. Alles in allem ist auch das Cover wunderschön anzusehen, und bringt richtiges Weihnachtsfeeling rüber, auch wenn es nur den Nussknacker zeigt, der zart umrandet von den Schwänen ist. Und trotzdem ist es gerade dieses Minimale, was einen sofort dazu anregt, ins Buch einzusteigen, und in die Rezepte mit ihren Bildern einzutauchen. Denn der Nussknacker ist ein wirklich schöner weihnachtlicher Eyecatcher.

Fazit und Gedanken zu den Rezepten und den Bildern im Buch:

Dieses Buch ist ein Gesamtkunstwerk, das sich aus verschiedenen Dingen zusammensetzt. Wir haben Geschichten, Dekobastelideen, märchenhafte Bilder von Landschaften und natürlich den Plätzchen, zusammen mit Ausschnitten aus den namensgebenden Texten von Nussknacker und Schwan, oder kleinen informativen Texten über das Kunsthandwerk im vorweihnachtlicher Zeit. Und irgendwie habe ich sofort das Gefühl bekommen, morgen mit dem Weihnachtsbacken anfangen zu….nein müssen ist das falsche Wort….dürfen passt eher. Wenn ich es eben nicht schon getan hätte. Da fällt es einem gar nicht mehr schwer, in den Winter abzutauchen. Und auch wenn dieses Jahr anders sein wird, sollten wir alle versuchen, das Beste aus dem zu machen, was wir haben. Unsere Familien, und Weihnachten ist ja nicht weg…es zeigt sich diesmal nur eben in einer anderen Form. Hoffentlich ist das Weihnachtsfest in den Menschen so verankert, dass es trotzdem zu spüren ist, auch unter den gegebenen erschwerten Umständen. Seid also alle nicht traurig darüber, was ihr dieses Jahr nicht haben werdet, sondern überlegt, was ihr stattdessen haben könnt.

Was mir positiv aufgefallen ist, das ist das Format des Buches. Als ich das erste Mal davon gehört habe, dachte ich, es wäre etwas größer. Aber als ich es dann in Händen hielt, da war es keins dieser riesigen Backbücher, sondern schön handlich, und vom Format so, wie ich es liebe. Und übrigens trotzdem gut lesbar. So, dass man es gerne auch mal einpacken kann, um es mitzunehmen, und mit jemand aus dem Familien – oder Freundeskreis einen Backtag zu machen, und sich damit zu vergnügen.

Der Aufbau gefällt mir richtig gut. Da sind nicht nur die von mir schon vielmals erwähnten Bilder und Geschichtsschnipsel, sondern auch Dinge praktischer Art. Zuerst bekommen wir im Buch eine Einleitung, die uns allerlei Tipps zum Thema Backen gibt: Utensilien, Zutaten, und allerlei nützliche Informationen. Des Weiteren wollte ich positiv noch hervorheben, dass es hinten eine Art Glossar gibt, ein Register, in dem zum einen nach Alphabet, aber zum Zweiten zusätzlich auch geordnet wurde nach Zutat und Art. Zum Beispiel die Leckereien mit Nüssen, Schokolade, welche mit Gewürzen, ohne Ei……und viele mehr. So fällt einem die Suche nach etwas, das man explizit backen möchte, leichter. Der dritte Baustein zur Unterstützung unserer kleinen idyllischen Kopfwinterreise sind dann die Texte des Buches, die vom Märchen des Nussknackers und Schwan inspiriert wurden. Und die es sich auf alle Fälle lohnt, zwischen dem Backen zu lesen, und kurz innezuhalten.

Wer gerne mit Kindern in der Vorweihnachtszeit backt, der bekommt im Buch auch noch kleine Anregungen und Bastelanleitungen für Deko, wobei ich hier natürlich auch darauf hinweise, dass ich als Erwachsene ebenfalls unheimlich gerne bastele. Und das gerade für Weihnachten. Somit wurde mein Bastelleidenschaftsherz mit dem Buch ebenso getroffen, wie meine Leidenschaft für Backen, Märchen, Geschichten, wunderschöne Ansichten, und dieses Märchenhafte und Erwartungsvolle, was in der Vorweihnachtszeit liegt.

Die Plätzchen selbst sind richtige kleine Kunstwerke, und die Zutaten wirklich hochwertig. Nicht 08/15, aber auch nicht so, dass man sie nicht nachbacken könnte, und sie schrecklich viel Arbeit machen. Die Balance ist hier also gegeben. Es wird viel mit Rohrohrzucker gebacken, oder gar Dinkelmehl. Aber da ich dieses selber gerne ab und an mal nutze, finde ich die Idee gut und schön. Probiert habe ich mich erstmal an Gewürzplätzchen, da sie mich mit ihrer Zusammensetzung von weihnachtlichen Düften und den Gewürzen, so sehr an Weihnachten erinnern. Wer kann bei Zimt, Nelken und Muskat schon widerstehen?!

Das Buch selbst ist von Theresa Baumgärtner, Fernsehköchin, und man merkt dem Buch richtig an, dass es so etwas wie ein Herzensprojekt von ihr sein muss. Anders kann man sich die liebevolle Gestaltung gar nicht erklären. Alles ist sehr kunstvoll.

Was ich an dem Buch so liebe ist, dass nicht einfach lieblos irgendwelche Rezepte und Backtipps zu Weihnachten gegeben wurden. Es ist ein Buch, das eine Geschichte erzählt, TROTZ, dass es ein Backbuch ist. Nämlich die einer märchenhaften winterlichen Reise. Die Tradition wird hier verwoben mit der Moderne. Es kommen traditionelle Backrezepte wie Kipferl und Pfefferkuchenmänner, ebenso wie Springerle zum Vorschein. Aber natürlich auch andere Plätzchen und Kreationen, die mit gar nicht so viel Aufwand dann so grandios aussehen, dass man damit jedem eine Freude machen kann, indem man sie zum Beispiel als Präsent mitnimmt. Dies alles wurde schön arrangiert. Und hier merkt man die eigentliche Kunst. Die Dekorationen, und das Herrichten der Plätzchen ist fast genauso liebevoll, wie das ganze Buch an sich. Und diese Liebe zum Backen, und zur gemütlichen Vorweihnachtszeit, die spürt man in jeder Seite. Wir begegnen auf unserer vorweihnachtlichen Winterreise durchs Buch nämlich nicht nur diesen Köstlichkeiten, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, sondern eben auch ganz vielen Fotos aus einer Winterlandschaft, inklusive Schloss Neuschwanstein, was die Märchenatmosphäre unterstreicht. Und so kommt die Stimmung rüber, und man will eigentlich sofort aufstehen, und sich in die Küche aufmachen, trotz, dass es erst Ende Oktober ist. Aber wieso auch nicht? Das Buch ist quasi wie ein kleiner gemütlicher und ruhiger Rundgang, über einen traditionellen Weihnachtsmarkt, samt Winteratmosphäre, auf dem alles selber hergestellt wurde, mit ganz viel Liebe, Kreativität und Können, und während dem uns Geschichten erzählt werden, die uns träumen lassen. Es ist wie ein Märchenspaziergang. Die Inspiration zu diesem Buch fand die Autorin in den Ballettstücken Nussknacker und Schwanensee. Und wir finden im Buch hoffentlich ganz viel Inspiration für unsere eigene winterliche Weihnachtsreise. Auf der wir vor allem wunderbar Leckereien genießen können.

Welches andere Lied könnte ich hier als Rezensionslied nutzen, wo dieses doch wie die Faust aufs Auge passt, weil es für Alt und Jung ist, und damit die Verbindung der Generationen aufbaut, die zusammen in der Vorweihnachtszeit eine schöne Zeit mir Backen haben?

„Brauchen wir nicht Schokolade. Zucker, Nüsse und Succade. Und ein bisschen Zimt? Das stimmt.

Butter, Mehl und Milch verrühren. Zwischendurch einmal probieren. Und dann kommt das Ei. Vorbei.“

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Wo gehörst du hin, wer bist du, und wer ist dein Zuhause?

Dort, wo die Sterne im Wasser leuchten
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Dort, wo die Sterne im Wasser leuchten von Clara Blais

Ich kann es vollkommen verstehen, dass für manche Menschen Träume nicht nur Schäume sind, sondern eine richtige Bedeutung haben, für die Seele, das ...

Dort, wo die Sterne im Wasser leuchten von Clara Blais

Ich kann es vollkommen verstehen, dass für manche Menschen Träume nicht nur Schäume sind, sondern eine richtige Bedeutung haben, für die Seele, das Wohlbefinden, aber auch für die Angst. Träume können einiges ausrichten. Ich selbst mag sie gerne als die Verarbeitung meiner schönen Erlebnisse, auch gar der nicht so schönen. Die Beklemmung und das Gefühl am nächsten Morgen ist dann da. Sowohl das unangenehme, als auch das wohlige, welches hinterlassen wird, wenn man einfach einen wundervollen Traum hatte. Diese Gefühle bleiben sogar bestehen, wenn wir uns gar nicht an den Traum erinnern, aber wissen, dass da etwas Schönes oder Unschönes war. Und für Menschen, die viel durchmachen mussten, oder müssen, da sind Träume richtungsweisend, oft auch beruhigend. Denn wie kann man besser aus der Realität fliehen, als mit einem schönen Traum, der uns Geborgenheit gibt, oder Menschen, die uns diese geben können, wenn alles im Leben nicht so toll läuft? Ok, das geht vertretungsweise natürlich auch mit einem guten Buch, dass dann zum Träumen anregt und einlädt :D. Ist dies so eines? Oh ja, und wie. Träume spielen hier eine ganz große Rolle. Aber vielleicht anders, als ihr es euch nun vorstellen mögt. Worum geht es also im Buch?

Die Geschichte des Traumbuches:

Skyler, Hauptprotagonistin und 17 Jahre, will eigentlich nur einen Neuanfang aus ihrem alten Leben. Denn darin wurde ihr übel mitgespielt. Aber nicht nur das. Sky hat als junges Mädchen von 7 Jahren ihren besten Freund Matt verloren, mit dem sie eine einzigartige Verbindung, Freundschaft, und starke Bindung hatte. Und das, über den Tod hinaus, denn Matt ist im See ertrunken, ohne, dass Sky dabei war, auch wenn sie kurz vorher noch zusammen waren. Um also die Geister dieser Vergangenheit, die Erinnerungen, zu verscheuchen, die in ihrem Heimatort überall sind, und wegen eines schlimmen Erlebnisses in der Schule, zieht sie zu ihrem Vater in einen nahen Ort. Aber doch weit genug, um neu zu beginnen, neue Leute kennenzulernen, und alles zu vergessen, was passiert ist. Denn Sky hatte lange Zeit nach Matts Tod Träume, in denen er ihr begegnete. Nicht als kleiner 7jähriger Kerl, nein, er ist mit ihr gewachsen, und erwachsen geworden (was die Leute um sie herum wohl nicht so normal fanden, und sie deswegen vorverurteilt haben als nichtnormal). Als sie also nun eines Tages in ihrer neuen Schule auf einen Jungen trifft, nämlich Damian, der haargenau aussieht, wie der erwachsene Matt in ihren Träumen, kommt auf einmal alles wieder hoch. Die Träume, der Tod, die Erinnerungen. Wäre da nicht der Unterschied, dass Damian charakterlich so ganz anders ist, als der Matt aus ihren Träumen in diesem Alter. Und trotzdem kommen die beiden sich irgendwie langsam immer näher, und plötzlich kehren die Träume wieder, sind ein Widerhall dessen, was mal geträumt wurde, aber nicht erlebt. Sie sind wieder da, und werden neu geträumt, auch wenn sie schon mal geträumt wurden. Weitere Einzelheiten der Geschichte, sollte man selbst lesen, weil diese so vielschichtig und spannend sind, dass ich diese nicht verderben möchte. Ob es also einen Neuanfang in dieser Form gibt, wer einen Neuanfang wagt, und ob nicht alle etwas Neues wagen, das solltet ihr selbst herausfinden. Und natürlich was es mit Damian auf sich hat. Auf jeden Fall hat die Geschichte all diese kleinen Momente, Augenblicke, Worte und Berührungen, die wichtig sind, und zu etwas Großem werden.

Cover und Titel:

Mir gefällt das Cover sehr gut, weil es mysteriös ist, und trotzdem so sonnenklar. Wir sehen Sky, und einen Jungen. Und da wir sein Gesicht nicht sehen, dürfen wir nun entscheiden, ob Damian oder Matt an ihrer Seite steht. Denn wie wir sehen, sind die beiden sehr vertraut miteinander. Und das fühlt man durch das Cover hindurch. Außerdem mag ich die schlichte Farbgebung, das Blau, das für den Himmel steht, und die Sternbilder. Und das, obwohl doch das Wasser im Roman auch eine so große Rolle spielt. Vielleicht ist aber alles auch nur Ansichtssache :). Vielleicht ist das Cover auch so gewählt, dass Sky jemanden umarmt, von dem sie gar nicht weiß, wer er ist, oder dessen Gesichtszüge sie eigentlich nicht kennen dürfte. Und ja, es hat lange gedauert, aber auch der Titel wird und im Buch begegnen, und hat eine sehr schöne Bedeutung.

Fazit und Gedankenkarussell:

Und welchem Genre darf ich das Ganze nun zuordnen? Das ist gar nicht mal so einfach, und ein schwieriges Unterfangen. Es ist Liebe im Buch, aber nicht die kitschige Art. Romantik, aber tiefgehende. Wir haben ein Drama. Naja, mehrere. Und diese in allen Lebensbereichen. Aber auch Hoffnung und ehrliche Emotionen. Wir befinden uns in einem Jugendbuch, das aber auch Erwachsene nachdenklich macht. Ein Hauch Mystik und ein Hauch mehr Realität. Und ein Rätsel, dessen Lösung uns am Ende erwartet. Sympathische Charaktere, die man nie in Schwarz oder Weiß einordnen kann. Das Leben, und den Tod. Vielleicht würde ich es einfach RomantikAllAgeJugendKrimielementDramaLovemitTränenpotenzial..ähm..nennen. Und derer Worte sind es noch zu wenig, denn damit kann man die Vielschichtigkeit gar nicht richtig ausdrücken.

Es gibt einfach Bücher, die können ihr wahres Ich nicht vor uns verstecken, die offenbaren sich uns bei der Lektüre, sie sprechen während des Lesens mit uns, und erzählen uns ihre Geschichte hautnah. Dieses Buch ist so eines, das genau dies alles tut. Das Buch vertraut sich uns an, und lässt uns hinter seine Fassade schauen. Also stürzt euch in dieses Buch, das euch zwischen Traum und Realität wandeln lässt, in dem Träume genauso süß, wie bitter sein können. Sie aber immer eine Bedeutung haben, und ein wohliges und fürsorgliches Gefühl in einem hinterlassen, so als ob die Welt uns nichts antun könnte. Ich gebe zu, ich habe diese Schwäche für emotionsgeladene Romane, die vor Emotionen aber nicht überschwappen. Die leise daherkommen, und nicht mit einem Knall. Die ganz langsam, so wie Wasser, in einen hineinfließen, und sich in einem ausbreiten, ohne dass man es bemerkt. Die sich in uns erst entwickeln. Wir tauchen also ins Buch ein, direkt dorthin, wo die Sterne im Wasser leuchten. Und auf einmal sitzt man da, und weiß nicht, wie einem geschieht, weil man mitten im Geschehen ist, und die Emotionen miterlebt, die dann in einem selbst explodieren. Wenn auch nur ganz leise und langsam. Man wähnt sich in der Realität, und in Alltagssituationen, die doch so gefühlvoll daherkommen, und das nicht unbedingt nur auf die Liebe bezogen, sondern auf genau diesen Alltag, der auf einmal voller Gefühle steckt. Negative und positive. Hoffnung und Verzweiflung. Irgendwie ist im Fluss der Geschichte alles enthalten, und sie fließt mit einem genau zu dem Gewässer, wo alles begonnen hat. Wir durchwandern im Roman das Vergangene, die Erinnerungen, die sich auf so fantastische Weise mit der Gegenwart verbinden. Aber auch Vorstellung und Wirklichkeit, Realität und Träume, oder doch Erinnerung? Wir wandeln zwischen Träumen, Traumbegegnungen, die so real erscheinen, und doch nicht real sein können. Oder etwa doch? Matt und Sky immer gleichalt. Als Kinder, und Teenager. Vielleicht kann man auch Symbolisches erkennen?

Und so wie man Menschen nicht vorverurteilen sollte, weil man sie in Schubladen einteilt, so ist es auch bei diesem Buch. Es ist ein Debüt, aber, wenn man dagegen keine Vorurteile hat, und hinter den Debütvorhang sieht, dann entdeckt man genau hier einfach etwas Wundervolles, was einem offenbart wird. Nämlich eine Geschichte, wie sie schöner geschrieben nicht sein könnte. Und ja, wer weiß, vielleicht verbirgt sich ja genau hinter jedem Menschen, den wir abstempeln, auch etwas Wunderbares, das wir nie erfahren hätten, wären wir bei unserem Ersturteil geblieben. Deswegen kann ich es nur immer wieder sagen: Redet mit Menschen, und versucht sie kennenzulernen, und nicht gleich ein Urteil über sie zu fällen, nur, weil ihr DENKT zu wissen, wie sie sind. Ein kleiner Wunsch, der nicht von jedem erfüllt werden wird, aber vielleicht von einzelnen. Das Buch zeigt auf, wie sehr die Prägung der Menschen um uns herum dafür verantwortlich ist, wie wir werden, was wir werden – ob wir cool, gelassen, ängstlich, fürsorglich, der Womanizer schlechthin, oder einfach nur der beste Freund für jemanden, oder die Menschen in unserem Umfeld, sind. Und dann wäre da immer noch die Frage: „Wer bin ich wirklich?!“, wenn all diese Umstände nicht da wären, in unserem eigenen Selbst. Und unweigerlich fragt man sich, ob unser Geist, unser Inneres, uns automatisch zu einem unglücklichen Menschen macht, wenn es weiß, dass wir uns dort befinden, wo wir nicht hingehören, und wenn wir mit denen zusammen sind, mit denen wir nicht zusammen sein wollen, weil wir mit anderen nicht zusammen sein dürfen oder können. Denn manchmal findet man sein Zuhause im Beisammensein eines einzigen Menschen, und nicht an einem Ort, oder bei den Menschen, die täglich um uns herumschwirren und sich Freunde oder gar Familie nennen.

Mir gefällt was, und vor allem das hier alles miteinander verwoben ist. Das Schicksal, mit den Taten der Menschen, die Ergebnisse der Taten, die doch wieder zum Schicksal zurückfinden. Die Realität mit den Träumen, und die Vergangenheit mit der Gegenwart. Alles ist miteinander verknüpft, und in allem sieht man die Zusammenhänge, die Resultate, das, was die Taten am Ende bringen, erreichen, oder einem antun. Und deswegen ist es wohl auch genau diese Atmosphäre, die mich ins Buch abtauchen lässt, und in meinem Kopf einen Mix aus träumerischer Realität hinterlässt. Und das, obwohl die Thematik gar nicht so träumerisch im klassischen Sinne ist. Wenn Träume nicht nur Schäume sind, sondern ihre Finger in die Realität ausstrecken. Und übrigens: Es ist ein wankelmütiges Schicksal, das sich selber eine Menge Steine in den Weg legt, welches über Umwege gehen muss, und es sich selbst nicht leichtmacht, um ans Ziel zu kommen. Über Das Schicksal brauche ich hier also gar nicht zu reden. Irgendwie ist es im Buch mit eingewoben, erscheint aber nicht völlig unrealistisch, sondern in Alltagssituationen, die so jedem passieren könnten. Und trotzdem ist es da, umweht den Roman, springt in die Geschichte, und wirbelt das Leben der Protagonisten durcheinander. Und es ist bemerkenswert, wie sehr einen die Geister der Vergangenheit in die Gegenwart folgen, wie sehr das Schicksal uns in seinen Griffen hat, und nicht mehr loslässt, und verfolgt, und Auswirkungen auf das jetzige Leben von Sky hat. Alles hängt miteinander zusammen, alles geht ineinander über. Alles ist wie ein großes Puzzle, und jedes Teil davon findet in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, und mit anderen Menschen statt. Doch am Ende fügt sich alles zum Gesamtbild, und wir verstehen alles, und warum alles passieren musste, um das Gesamtbild zu sehen.

Manche Worte, manche Sätze, manche noch so kleinen Andeutungen sind wichtig, und führen und alle unterschwellig zu dem Thema, dass wir nicht sein dürfen, wer wir sein wollen. Das wir nicht sind, wer wir scheinen. Dass wir andere vorverurteilen, für etwas, das sie nicht sind, weil wir uns nicht mit ihnen beschäftigen. Dass wir uns verstellen müssen, um Menschen zufriedenzustellen. Und dass wir vertrauen, uns offenbaren, und so ein Stück von uns selbst preisgeben. Eine andere Komponente sind die Träume, und die dritte Schiene die Vergebung, in jeglicher Form, genauso, wie Schwarzweißdenken. Es gibt keine komplett Guten, und keine komplett Bösen. Jeder hat etwas, für das man ihn verurteilen könnte, aber auf der anderen Seite auch ganz andere tolle Seiten. Und wer wären wir denn, wenn wir Menschen so einfach verurteilten? Denn alles, was im Buch getan wird, hat einen Hintergrund, etwas, das zu einem bestimmten Verhalten führt. Und so landen wir im Buch bei den Grautönen zwischen Schwarz und Weiß. In diesem Buch ist nichts wie es scheint, und der Schein trügt oft, manchmal aber auch nicht, und die Realität verschwimmt mit ihm. Kurz gesagt: In diesem Buch lohnt sich ein zweiter Blick auf die Dinge, denn oftmals sind diese Dinge nicht so, wie sie anfänglich scheinen.

Und wieder frage ich einfach mal in die Runde, ob nicht mal jemand dieses Buch verfilmen könnte, und zwar in so einer Art, dass auch jedes Gefühl, und die Tiefe darin rüberkommt? Ich wäre gespannt. Vielleicht liest das hier ja mal ein…berühmter Regisseur? :D. Man wird ja mal träumen dürfen. Und natürlich stellt sich am Ende des Buches jedem Leser die Frage, ob man selbst weiß, wer man eigentlich ist, ob man sich verstellt, ob man genau der ist, der man sein will, der den andere von uns erwarten, oder ob wir jemand ganz anderes geworden wären, wenn nur ein paar Wege in unserem vorherigen Leben anders gewesen und gelaufen wären. Wer bin ich, wer bist du, und wer sind wir alle wirklich? Das Buch hat mich also auf voller Länge begeistert, nicht nur durch seinen Schreibstil, die toll ausgearbeiteten Figuren, die Idee der Geschichte an sich, und der Atmosphäre. Nein. Das Zusammenspiel von allem, dieses Schicksalsbehaftete und trotzdem so reale in einer Geschichte zusammen verbunden, das hat mich dann doch umgehauen. Im positiven Sinne. Denn auch hier wurde es wieder geschafft, mit den Protagonisten zu fühlen, sich in sie hineinversetzen zu können, und somit mitzuleiden, aber auch Freude zu empfinden.

Wir haben hier nicht die typische Jugendbuchgeschichte der Schubladen. Die coolen, die unbeholfene Schönheit, der dunkle beliebte Kerl. Die Figuren scheinen mit ihren Geschichten real, und es gibt keine Vorurteile auf Skys neuer Schule. Keine richtig schlimmen Mobbingopfer oder Außenseiter. Sky ist aufgrund ihrer Geschichte ein wenig angesägt, aber kippt trotzdem nicht um, und ist für ihre Verhältnisse sehr stark. Und ja, ich halte es ihr sehr zu Gute, dass sie nicht auf weichen Puddingknien im Boden versinkt, immer dann, wenn sie einen tollen Kerl sieht. Ebenso gibt es kein Klischee, dass der gutaussehende Kerl der Schule nur mit den wunderschönen Mädchen zusammen sein darf. Der Fokus der Geschichte liegt nämlich darauf, ob die Schublade, in der wir uns befinden, wirklich die ist, in die wir eingeordnet werden sollten. Ist es vielleicht doch so, dass aus stillen Menschen, wenn man sie erst näher kennenlernt, ganz tolle Dinge hervorkommen? Kann der Starke und Coole verletzlich sein? Die Schüchterne über sich hinauswachsen? Die Eltern vollkommen für einen da sein und zu einem stehen, selbst, wenn es von Kindern nicht so wahrgenommen wird? Und was ist das überhaupt mit der Wahrnehmung? Nimmt nicht jeder irgendjemanden anders wahr, als es ein anderer tun würde? Und wer sind wir wirklich? Wissen wir das gar selbst nicht mal, wenn wir uns in einer Rolle sehen, die für uns selbst falsch scheint, die uns das L eben aber aufdrückt, oder die Leute um uns herum? Ich schweife mal wieder ab. Aber wer dieses Buch liest, sollte sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Denn wenn man hinter einer Maske lebt, dann kann es sein, dass wir uns dahinter ganz anders benehmen, als derjenige, der wir im Inneren sind. Das Buch bietet sehr viel Nachdenkstoff. Darüber, was richtig und was falsch im Leben ist, was normal, und was unnormal. Ob das Unnormale wirklich immer schlecht ist, oder auch gut sein kann. Wie andere einen sehen, wie man selbst sich sieht. Wie wir Beziehungen zu führen haben, und ob man aufgrund dessen mit Menschen nichts zu tun haben will. Und ein ganz großes Überthema ist für mich die Vergebung. Denn in diesem Buch muss sehr viel vergeben werden. In der Familie. In den Menschen, die mit uns zusammenleben. In der früheren Schulzeit. In der jetzigen Schulzeit. In der Liebe. Was mir dabei besonders gefällt, ist, dass einem der Weg der Vergebung nicht vorgeschrieben wird. Die Situationen pochen leise an, und wir als Leser können für uns selbst entscheiden, was wir für Richtig und Falsch halten. Hinter die Fassade oder Maske zu schauen, hilft da immer. Superschön ist natürlich auch das Nachdenken darüber, wer in unserem Leben für uns da ist, falls es mal Drunter und drüber geht. Und wenn keiner da ist, ob wir uns dann jemanden erträumen können, der uns aus unseren Seelenproblemlöchern wieder herauszieht, ins Licht. Das Buch handelt auch vom Beschützen, vor allem Übel. Und am Ende wandelt sich eine schutzbedürftige Person zur Beschützerin. Somit wünsche ich euch allen einen geruhsamen Schlaf und…wundervolle Träume (von wem auch immer) :)

Und weil Träume hoffnungsvoll, wunderschön, beängstigend, sphärisch, atmosphärisch, wohltuend, und so vieles mehr sein können, dass man es gar nicht alles aufzählen kann, habe ich mir diesmal ein Rezensionslied herausgesucht, das mich an einen hoffnungsvollen Traum erinnert. So wie Skys Träume von Matt:

„Stars shining bright above you….Night breezes seem to whisper "I love you"….Birds singing in the sycamore tree….Dream a little dream of me.

Say "Night-ie night" and kiss me….Just hold me tight and tell me you'll miss me….While I'm alone and blue as can be….Dream a little dream of me.“

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Wie würdest du die letzte Nacht deines Lebens verbringen?

Zwei Leben in einer Nacht
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Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

Mein kleiner Rezensionseinleitungstext. Etwas zum Nachdenken, etwas das darauf vorbereitet, worum es in dem Buch gehen könnte. Gedanken, die mir dazu kommen. ...

Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

Mein kleiner Rezensionseinleitungstext. Etwas zum Nachdenken, etwas das darauf vorbereitet, worum es in dem Buch gehen könnte. Gedanken, die mir dazu kommen. Beim heutigen Text ist das gar nicht so einfach. Wie geht man an ein Thema wie Suizid heran? Soll man das überhaupt? Darf man es ansprechen? Ist es ein Tabu? Wollen die Leute das überhaupt hören oder lesen? Und kann man ein Buch lesen, welches sich mit dieser Thematik beschäftigt? Doch. Denn genau das Todschweigen ist NICHT gut. Es ist gut, solche Bücher zu lesen, um die Augen zu öffnen, für etwas, das die meisten nicht lesen wollen, können, oder die es auch gar nicht interessiert, solange sie in ihrem eigenen Kokon aus Sicherheit leben, denn dann sind andere Schicksale einem meist egal, wenn es einen persönlich nicht betrifft. Und dieses Buch ist so wichtig. Denn wer glaubt, es sei eine rein erfundene Geschichte, der irrt. Tatsächlich haben es viele vielleicht gar nicht mitbekommen, mich eingeschlossen, doch es gab diese Challenges real, und jedes junge Leben, welches dort vernichtet wurde, ist eines zu viel. Nun aber erstmal zum Anfang der Geschichte.

Welche Geschichte erzählt uns das Buch? :

Zwei Jugendliche, Sam(antha) und Caspar, die sich vorher nie gesehen haben, treffen sich in der Nacht zu einem Date. Man spürt das Knistern, die Atmosphäre, die Luft ist aufgeladen von allerlei Gefühlsregungen und Empfindungen, und man spürt, dass diese Nacht was ganz besonderes ist. Wir spüren das Kennenlernen der beiden, das immer tiefer ins Herz geht, und so intensiv, wie auch schnell ist. Das Ganze könnte unheimlich romantisch anheimeln. Spürt man diese Verbindung der beiden doch wirklich unzweifelhaft. Doch der Grund des Dates ist nicht etwa, dass man zusammen ein Leben verbringen möchte. Sie wollen beide am Ende dieser Nacht ihr Leben beenden. Ein gemeinsamer Freitod, ausgehend von einem Internetforum namens Deathwish, für Jugendliche, die des Lebens überdrüssig sind. Es ist eine Challenge, ein Spiel, mit dem wertvollsten, was der Mensch besitzt, seinem Leben. Es geht darum, diese Welt mit einem Knall zu verlassen, und das „Spiel“ als Sieger zu verlassen. Der Siegespreis am Ziel, ist der Tod, die Erfüllung des Wunsches. Doch auch bis zu diesem Ziel, müssen noch einige Hindernisse überwunden werden. Und an diesem Freitag dem 13. wurden Sam und Caspar ausgewählt, gemeinsam zu sterben. Was nun noch alles auf dem „Weg“ durch das Buch passiert, das dürft ihr gerne selber herausfinden. Denn auch wenn die Zeit minimal ist, so passiert in diesen paar Stunden von Mitternacht bis zum Morgengrauen eine Menge, das sehr intensiv anmutet, und wo man mehr über die beiden und ihre Beweggründe erfährt. Und mehr möchte ich gar nicht verraten. Denn schon ist man mittendrin, erdrückend, in der Beklemmung, die einem die ganze Zeit, während des Dates und der Nacht begleitet. Es ist ein leises Buch, das doch ganz laut schreit. Es ist die Geschichte von zwei Personen, jeweils aus der Sicht des einen, und des anderen. Mit Davors und Jetzts. Vergangenheiten und Gegenwart. Da die Konzentration auf Caspar und Sam liegt, lernen wir sie so nah kennen, als ob wir sie neben uns stehen hätten, und sie still bei etwas beobachten, was nicht sein sollte, und doch sein muss, um zu verstehen. Man muss quasi durch das Buch, die Challenge ist das Lesen, und am Ende verstehen wir….. ALLES.

Cover:

Ich liebe dieses Cover, weil es ein recht intensives ist, und man sich fühlt, als ob man direkt mit am Abgrund steht. Man könnte tatsächlich recht lange draufstarren, und wahrscheinlich würde einem dabei auch schwindelig werden. Mir zumindest, mit meiner Höhenangst. Es ist nicht überladen, und gibt genau das wieder, was die Geschichte verspricht. Aber vielleicht sehe ich darin auch einen jungen Mann, fernab von der Welt, der sich dieser nicht mehr zugehörig fühlt, und deswegen die Einsamkeit eines Hochhauses und seinem Abgrund in der Dunkelheit sucht, anstatt das Licht der Stadt, und damit der Menschen und des Lebens. Und im Buch lernen wir diese jungen Männer und Frauen kennen. Auch die Symbolik ist somit gegeben. Nicht nur von Licht und Schatten in Bezug auf Gut und Böse, sondern auch auf die hellen und dunklen Seiten im Leben, und wenn man sich in den dunklen wähnt, und denkt, dass man dort nie mehr herauskommen wird, und keinen Ausweg aus ihnen mehr sieht. Und mit dem Himmel über Stadt und Hochhaus sieht man dann den Ausweg, und vielleicht den Ort, wo alles ein Ende hat, sozusagen als Endstation über allem. Die Dunkelheit, und eben auch das Leben. Weil man dort verweilen möchte, um all seinen Problemen im Leben und auf der Erde zu entfliehen. Das ist nur meine Interpretation. Wie gesagt. Das Buch lässt einen nachdenken, nicht nur im Text, sondern in all seinem Sein.

Fazit und Gedankengänge (und die wollen einfach nicht aufhören zu kreiseln):

Es gibt eine Triggerwarnung zum Thema Suizid und Depression, und die ist auch gut angebracht. So kann jeder entscheiden, ob er sich mit dem Thema auseinandersetzen will, kann, oder es vielleicht gar nicht, oder nur verschieben möchte. Denn Vorsicht. Es könnte passieren, dass euch bei der Lektüre dieses Buches das Herz droht aus der Brust zu springen. Sei es aus Aufregung, Enttäuschung, Schmerz, Traurigkeit, Melancholie, Hoffnung…… oder einfach, weil euch die Geschichte nicht kaltlässt, und ihr ungewollt mitfiebert und reagiert. Ja, das ganze lässt einen nicht kalt, und berührt einen, es geht unter die Haut. So manches Mal ist einem eine Gänsehaut über die Arme gekrochen oder ein Schauer über den Rücken gelaufen, der sich im Nacken festgesetzt hat. Und manchmal kamen die Tränen einfach nur so aus den Augen geflossen, ohne, dass man etwas dagegen tun konnte. Wer also in dieses Buch eintaucht, oder hineinspringt, landet in der Geschichte. Und zwar völlig ohne doppelten Boden und Sicherheitsnetz. Man ist mittendrin. Ohne Sicherung. Und nach der Lektüre ist es möglich, dass man Sam und Caspar so gut kennt, wie enge Freunde. Man will ihnen helfen, zweifelt und verzweifelt mit ihnen, versteht ihre Sorgen, die Ängste, und bei einigen Charakteren sogar ihren Antrieb.

Richtig ist auch, dass sich, trotz der düsteren Atmosphäre der Thematik, die Unterhaltungen, Gespräche, und das Miteinanderreden, diese Intimität zwischen Sam und Caspar, sich eher dem Leben, statt dem Tod zuwendet. Es sind Gespräche, die tiefgehen, in einer anderen Situation wohl einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln lassen würden, Gespräche der Wärme, die einem guttun. Und doch, muss man sich dann wieder zwingen, daran zu denken, dass am Ende der Nacht der Tod das Ziel von beiden ist. Der alle wohligen Situationen und Intimes für immer mit sich nimmt, und es nicht weiter dazu kommen lässt. Auch zeigt das Buch das weniger oft mehr ist. Auch wenn wir nur leichte Berührungen und Blicke haben, so spürt man eine Nähe der Protagonisten, die den blumigsten Umschreibungen en masse in anderen Büchern Konkurrenz machen, und sogar als Sieger hervorkommen würden. Es ist eine leise Nähe, die auf Vertrauen baut, und nicht laut schreien muss um gehört zu werden. Diese Nacht im Buch ist so intensiv und berauschend, voller kleiner Dinge, für die es sich lohnt, sie im Leben zu erleben, oder erlebt zu haben, die Nacht ist hoffnungsvoll, und strahlt gleichzeitig Licht und Düsternis aus. Diese aber meist in den Rückblenden. So dass man wirklich mit bangt, hofft, dass der Abend doch bitte bloß einen anderen Ausgang hat, als sich die Protagonisten erhoffen. Und dieses Fieber ergreift einen immer dann, wenn man das Buch zur Hand nimmt. Doch um an diese Hoffnung der Nacht zu kommen, muss man anfänglich auch durch eine Menge anderer Dinge hindurch.

Alles ist so endgültig, mit dem Tod vor Augen. Es ist beklemmend, erdrückend, beengend im Hinblick auf das, worauf alles hinausläuft, erstickend, mit dem Gefühl nicht richtig atmen zu können, ein letzter Ausweg, mit einer Leere im Inneren, weil man sich der Welt nicht mehr zugehörig fühlt. Und das ist spürbar. Trotzdem, jede Emotion malt ein Bild in unserem Kopf. Der Sprachstil ist wie weichgezeichnet und das, trotz des so harten Themas. Man merkt stumme Hilfeschreie, die keiner sieht und hört und bemerkt, weiß, wie es ist, nicht wahr – und ernstgenommen zu werden. Und tatsächlich verbirgt sich in dieser Nacht mehr Leben als Tod, weil sich beide lebendiger fühlen, als in ihren jeweiligen Leben. Dieses Buch zeigt, dass in jeder noch so dunklen Nacht immer auch Hoffnung und Licht ist. Eine Nacht, die mehr Leben als Tod in sich birgt. Und wie symbolisch ist es bitte, dass die Stunden der dunkelsten Nacht, die Mitternachtsstunde, im Morgengrauen endet, und mit dem Anbruch eines neuen hellen Sonnentages…… der die Entscheidung bringt, ob man den Tod wählt, oder sich für den Sonnenschein und das Leben entscheidet. Das Buch soll aber keinesfalls Suizide verherrlichen, sondern hat für mich eher die Message, dass man in der dunkelsten Stunde des Lebens, hier der Nacht, auch ein wenig Trost und Glück erfährt, und nicht alleine ist. Was einen unweigerlich zu der Frage kommen lässt, warum dies nicht immer im Leben auch so sein kann. Das Buch gibt einen Weckruf ab, einen Schrei, der eben nicht verstummen sollte, sondern von der Welt gehört. Denn auch heute noch ist es so, dass das Thema Selbstmord nicht angesprochen wird, in der Versenkung verschwindet, wo es nicht hingehört. Und mich würde es freuen, wenn ganz viele Menschen das Buch lesen, und für sich persönlich das mitnehmen, was sie aus der Geschichte lernen können, und sollten. Nämlich mehr aufeinander zu achten.

Somit ist das Buch nicht nur für Jugendliche geeignet, sondern für alle, allein um auf Dinge zu schauen, von denen keiner weiß, dass sie in den Tiefen des Internets existieren. Denn auch wenn das Thema Suizid immer anwesend ist, so gibt es im Buch auch eine leise unterschwellige Warnung, aufzupassen, was das Internet und seine Foren mit einem anstellen, was man darin tut, und von sich preisgibt. Man erlebt die klare Sicht zweier Jugendlicher, über die man nachdenken MUSS. Denn da lässt das Buch uns keine andere Wahl. Die Gedanken werden bei jedem rasen. Alles im Buch reflektiert ungemein auf das eigene Leben, auf die Gedanken, was einen unterscheidet von anderen, mit düsteren Gedankengängen, und ob man selbst nicht ab und an in der Düsternis wandert. Man wird sich gewahr ob der eigenen Lebenszeit, und ist beim Lesen genauso ängstlich und aufgeregt, fiebert mit Sam und Caspar mit. Wobei das Hinfiebern auf etwas hinausläuft, was uns Angst macht, für die beiden aber das Ende ihres Leids bedeutet. Die Schichten aus gefühlskalter Entschlossenheit und Bestimmtheit werden nach und nach abgelegt, und wir erfahren mehr über die Beweggründe der Beiden, die unter dieser Schicht liegen. Die wohl interessanteste Frage wird wohl für alle sein, ob Caspar und Sam hier ein Happy End finden, und wie dieses aussehen würde, falls es eins gibt. Doch das kann ich euch natürlich nicht verraten. Die Frage ist essentiell. Und diesen Weg der Antwort müsst ihr alleine gehen, zumindest ohne mich. Doch habt Mut. Caspar und Sam begleiten euch statt mir.

Die Atmosphäre zwischen Sam und Caspar, das Miteinanderagieren, diese Verbundenheit, sei es auch nur für die eine Nacht, und trotzdem diese Verlässlichkeit, das Vertrauen, und das Intime zwischen den beiden, ist fast greifbar durch das Buch, und man spürt es in sehr vielen Szenen, wenn nicht ganz die ganze Zeit hindurch. Wir tauchen ungewohnt intensiv in die Gefühlswelt der Protagonisten ein, leiden mit, sehen Hoffnung, und doch wieder Dunkelheit. Verstehen am Ende sogar das, was wir doch nicht verstehen können, oder sollten.

Die Sätze sind so gehaltvoll, und voller Substanz, dass sie einen fast umhauen mit ihrer Wucht, aber gleichzeitig ganz sanft und zart sind, so dass sie im Kopf entweder explodieren, oder ganz leicht am Bewusstsein anklopfen, und etwas mit den Gedanken anstellen. Und das kann im Laufe des Buches tatsächlich bei jedem Kopf etwas Anderes sein. Hier trifft fast jeder Satz mitten ins Herz, und alle Sätze sagen einem so viel, und trotz, dass sie dies tun, genau auf den Punkt treffen, sind sie doch poetisch zu lesen, da alles von einer leichten Melancholie umgeben ist, die einen das Buch und den Weg des Lesens über begleitet. Doch keine Angst. Auch diese Melancholie wird durchbrochen von lichten und hellen Hoffnungsmomenten, die die Szenerie erstrahlen lassen. Und das mitten in der Dunkelheit der Atmosphäre, dieses letzten Weges von Caspar und Sam. Des Weiteren kamen mir beim Lesen wohl ab und an mal die Tränen, nicht aus einer besonderen Szene heraus, sondern einfach, weil ich das gar nicht kontrollieren konnte, und die Szene mich in dem Moment wohl berührt hat. Vielleicht waren es aber auch meine eigenen Gedanken, die einfach immer weiter rotiert sind. Wir laufen auf das Ende dieser Nacht zu, streben dem Ende entgegen, und wissen nicht, was uns am Ende im Morgengrauen erwartet, sowohl als Leser, als auch bei Sam und Caspar. Denn eigentlich sollte doch der sichere Tod das Ziel sein.

Und natürlich ist auch die Einsamkeit ein Thema im Roman, denn im Gegensatz zum Leben sind die „Spieler“ auf dem Weg zu ihrem eigenen Tod nicht alleine, sondern meist zu zweit. Doch was ist Einsamkeit? Ist man weniger alleine, wenn man auf jemanden Fremden trifft, und verbindet es, wenn man gemeinsam stirbt? Wäre es dann nicht viel schöner, wenn man gemeinsam leben würde? Ist das möglich? Was ist Einsamkeit im Leben überhaupt, und wie äußert sich diese? Man kann auch vollkommen alleine mit seinen Gedanken sein und leben, selbst wenn man immer und jederzeit in größeren Menschengruppen steht. Und keiner merkt diese Einsamkeit. Und ist dieser Moment des sich Kennenlernens, des sich einem anderen offenbaren…. Auf dem Weg in den Tod, nicht viel intimer und tiefgehender, als manche oberflächlichen Gespräche, die wir mit langjährigen Bekannten führen? Denn das Buch zeigt uns hinter die Fassade zu schauen, weil niemand ahnt, was hinter den perfekten Masken stecken kann, die manche der Außenwelt zeigen.

Normal würde ich sagen, dass ich das Buch einfach wunderbar finde, bei solch einem Schreibstil und solch einem Können nicht wunderlich. Doch passt das wirklich zum Thema? Ja und nein. Das Thema an sich ist natürlich nicht wunderbar, aber dafür wunderbar umgesetzt. Das ganze Buch verströmt ein Streben nach Licht und Hoffnung, selbst, wenn wir den größten Teil in Düsternis und Dunkelheit und mit diesen Gedanken erleben. Doch unterschwellig, und genau das ist es, was uns hoffen lässt, strömt diese Hoffnung immer parallel zu den düsteren Gedanken mit. Das macht es dem Leser leichter, mit der Thematik klarzukommen, und selber Hoffnung zu schöpfen. Denn sein wir ehrlich. Protagonisten, die einem ans Herz wachsen, die gibt es ja öfter mal. Aber hier ist das nochmal richtig besonders. Es ist fast schon intim, und dies meine ich gar nicht verwerflich. Es ist intim, weil Caspar und Sam uns an ihren Gedanken teilhaben lassen. Und welche Gedanken könnten intimer sein, als die, die sich mit dem eigenen Tod beschäftigen? Hier gebührt der Dank also auch der Autorin Carolin Wahl, durch die man diese Charaktere im Buch kennenlernen darf. Und die es schafft die Hoffnungslosigkeit in Hoffnung mit Lichtblicken zu wandeln. Dieses Buch ist tief, intensiv, und lässt einen nicht los. Es hallt und wirkt nach. Und da das Buch definitiv darauf aufmerksam macht, dass alles und jedes Wort wichtig ist, und geschriebenes im Internet immer auch Menschen beeinflussen kann, so wie das geschriebene Wort allgemein, hoffe ich, hier die richtigen Worte gefunden zu haben. Wie würdet ihr also die letzten 6 Stunden eures Lebens verbringen? Denn wenn ihr in der Dunkelheit der Nacht wandelt, oder der Dunkelheit des Lebens, tut dies nie alleine. Vielleicht ist am Ende der Nacht dann mehr Hoffnung als Dunkelheit da.

Das heutige Rezensionslied aus meinen Kopf hat sich dann auch gewandelt, so wie die Dunkelheit der Nacht dem Sonnenaufgang gewichen ist. Und so wurde aus einem „And I find it kind of funny. Find it kind of sad. The dreams in which I'm dying, are the best I 've ever had.“ Dann doch dieses hier:

„Allein und verlassen, vom Rest dieser Welt. Beginnt man zu hassen, was die Seele entstellt. Ich sing diese Zeilen, um ein Trost zu sein. Vielleicht helfen sie einem, nicht loszuschreien.

Vielleicht hilft es ein bisschen, dort wo du gerade bist. Zu hören und zu wissen, dass ich weiß, wie es ist. Ich spreche von Herzen. Glaub mir ich seh‘, das Leid und die Schmerzen ….
……Es tut weh, so weh, so weh. Ich will in dein Herz hinein……..Um dir ein Trost zu sein.“

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Veröffentlicht am 02.10.2020

"Frauen können alles werden, wie im Himmel so auf Erden“ :)

Fromme Sünde
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Fromme Sünde von Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch

„Als Jesus auferstanden war, erschien er zuerst den Frauen. Jene wurden „Apostelinnen der Apostel“. Und die Männer sollten schamrot werden, weil ...

Fromme Sünde von Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch

„Als Jesus auferstanden war, erschien er zuerst den Frauen. Jene wurden „Apostelinnen der Apostel“. Und die Männer sollten schamrot werden, weil sie den nicht suchten, den das zartere Geschlecht schon gefunden hatte.“

Beschäftigen wir uns doch heute mal mit dem Thema der Sünde, oder der Frömmigkeit? Vielleicht ja auch mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau in der katholischen Kirche, was mir persönlich sehr am Herzen liegt. Doch vielleicht gehören ja alle Themen irgendwie zusammen?! Jawohl, ihr habt richtig gelesen. Wenngleich dies ein sehr ausschweifendes Thema ist, dem man allein als Diskussion hier gar nicht nachkommen kann, ohne in Jahrhunderten noch hier zu sitzen, weil sich wohl nie eine Einigung finden wird. Und worauf? Naja. Darauf, was eigentlich Sünde ist, und was nicht. Nehmen wir zum Beispiel das Thema der Liebe, hier zwischen Frau und Mann. Wobei natürlich jedwede andere Konstellation auch in Ordnung ist. Könnte eine Beziehung zwischen Mann und Frau also Sünde sein? Aber nein, wieso sollte es auch? Es ist normal, das was wir kennen. Und ohne diese Beziehungen wäre die Menschheit schon ausgestorben. Wir finden es schön, lesen gerne darüber, finden Dinge romantisch, erfahren gerne davon. Die Anziehung zwischen Mann und Frau ist wichtig, und kann gar keine Sünde sein. Noch schöner ist es natürlich, wenn diese Beziehung aus gleichgestellten Parteien besteht, in denen keiner unterdrückt wird, aufgrund seines Geschlechtes. Und ich muss es eben sagen: Hier wären das die Frauen. Wenn ich aber nun den Namen des Mannes erwähne, und diesen als Jesus Christus betitele, hat das Ganze schon einen völlig anderen Beigeschmack. Zumindest für einige! Natürlich nicht für alle. Denn….. was genau wäre so schlimm daran, wenn Jesus ein normaler Mann gewesen wäre, der sich in eine Frau verliebt hätte? Und das in einer Zeit zwischen seinem 12. Und 30. Lebensjahr, als junger Mann, der sich eben auch mal verliebt, sich eine Gefährtin sucht, und von dieser Zeit wir nie etwas in der Bibel erfahren, weil die Zeitspanne einfach nicht beschrieben wird? Ist über diesen Zeitraum etwas geschrieben worden, und wurde es vielleicht nur von der Kirche nicht anerkannt? Wäre es wirklich eine Sünde, nur, weil Menschen etwas so interpretieren, wie es vielleicht niemals war? Ebenfalls sündenhaft wäre es wohl, laut Kirche, Frauen in Religionsämter zu lassen. Und ich sage absichtlich Religionsämter, da Kirchenämter wohl etwas ist, was laut einigen Bischöfen niemals geschehen wird. Etwas was zu damaligen Zeiten aber gar nicht so selten passiert ist. Aber wenn man die Augen vor allem zumacht, was passiert ist, und nur das sieht, was man sehen möchte…… dann kann man wohl alles als Sünde und für die Kirche nicht richtig deuten. Warum ich euch das erzähle? Na ja, immerhin geht es im Buch ja um eine Fromme Sünde……irgendwie :)

Die Geschichte des Buches:

Im Buch geht es diesmal nicht nur wie im Ur-Christentum zu, sondern wahrscheinlich auch, wie in allen Gruppierungen, seit es Menschen gibt. Abspaltungen, militante, fanatische Menschen, andere, denen das nicht behagt, die trotzdem etwas ändern wollen. Und schon sind wir auf dem schmalen Grat von dem, was wir als Leser sogar toll finden als Idee, dessen Umsetzung aber auch richtiggemacht werden muss, und die niemals ins Extrem abrutschen darf, weil man persönliche Interessen versucht durchzusetzen im Namen einer Gruppierung. Denn genau diese Rattenfänger sind es ja, die nach Menschen suchen, ihnen etwas versprechen, dessen Lösung ihnen am Herzen liegt, und die diese dann nur ausnutzen, um sich einen persönlichen Vorteil zu schaffen. Marlein und Bär, die beiden kennen wir schon als Team aus den beiden Vorgängerbänden, haben es diesmal, und so viel darf verraten werden, mit Gruppen zu tun, die Maria Magdalena verehren. Und ich sage absichtlich die Mehrzahl. Denn anders als in den Vorgängerbänden sind hier mehrere Gruppen und Interessen zu sehen. Allen voran die Kirche, die Polizei und Bärs Nachbarin in Kempten, die ihn alle als Schnüffler engagieren. Denn der katholischen Landjugend rennen die Mädels weg, die Polizei hat kaum noch etwas zu tun, und die Töchter der Nachbarin benehmen sich mal wieder merkwürdig. Und trotzdem kommt es zu Beobachtungen, die auf Exzesse und Orgien schließen lassen. Doch vielleicht ist ja nicht alles immer so, wie es auf den ersten Blick aussieht? Und vielleicht war Maria Magdalena auch gar keine Hure, nur, weil ein paar Männer das gesagt haben? Wie ich nun darauf komme? Nun, um die Brücke zu Marlein zu schlagen. Der hat nämlich derweil in Fürth den Auftrag, eines Autoren angenommen, ihn als Leibwächter zu begleiten, weil er sich vor einer Vereinigung der Neuen Tempelritter fürchtet, die ihn töten wollen. Dies macht er daran fest, dass er ein kirchenkritisches Buch geschrieben hat, in dem Geheimnisse gelüftet werden, die die Grundfesten der Kirche ins Wanken bringen könnten. Ein zweites Buch ist im Entstehen. Und der Grund dafür ist …..tadaa…MARIA MAGDALENA (Brückenbogen nochmal hinbekommen). Wer die Bär/Marlein-Reihe kennt, der weiß, dass sich Bär und Marlein irgendwann über den Weg laufen werden, und dann merken sie, dass ihre beiden Fälle irgendwie zusammenhängen. So auch hier. Dazwischen passiert eine Menge an Kirchenbesichtigungen im Buch, und Tohuwabohu, das Bär im Allgäu anrichtet :D. Was mal wieder sehr spaßig ist. Was genau die Geschichte verbirgt, sollte dann selbst gelesen werden.

Cover:

Auf das diesmalige Cover würde ich mal GANZ genau schauen. Ihr seht….aufpassen….eine Maria Magdalena Figur die NACKT ist (wenn das alleine nicht schon ziehen würde :D). Naja, so ganz nackt ist sie nicht, denn ihr Körper ist bedeckt von Haaren, die ihr Kleidung sind. Zur Geschichte passt das Cover allemal, denn wir erfahren definitiv, warum eine nackte Frau in einer Kirche mitten in Deutschland steht :)

Fazit und Gedanken zum Thema:

Habe ich Band 1 als unterschwelliges Thema die Mütter gesehen, und in Band 2 die Väter, so sehe ich nun Beziehungen aller Art. Also das, was zum Vater und Muttersein führt. Aber nicht nur darum geht es. Denn auch, wenn es in der Hauptsache um Maria Magdalena geht, und die Theorie, dass sie Jesus geliebte Frau, spirituelle Gefährtin und Partnerin gewesen sein könnte, so geht es auch um Frauen in der heutigen Welt, die Wut auf Männer haben, welche die keine Wut haben, und den Mann an ihrer Seite mögen, oder nicht, welche die gar keinen haben, oder welche, die Männer einfach schlecht behandeln, oder schlecht behandelt werden. Denn irgendwie ist das wohl der Ausdruck dafür, dass Frauen Jahrtausende lang von Männern unterdrückt wurden, und man sie schlecht behandelt hat, oder einfach gerne mal übersehen. Und das, obwohl doch alles so schön angefangen hat, mit einem Jesus, und einer gleichberechtigten Maria Magdalena. Oder doch nicht? Alles ist Interpretationssache. Maria Magdalena als erste Gefährtin von Jesus, die seinen Glauben verbreitet hat, im Name dieser seiner Religion, fast wie eine Pfarrerin, die es in der katholischen Kirche heute einfach mal……. nicht gibt aufgrund ihres Geschlechts? Ich fände die Vorstellung gar nicht so übel.

Doch manche Dinge sind mehr Schein als Sein. Und manchmal sehen wir nicht das, was direkt vor unseren Augen liegt. Und ab und an bedarf es nur Verleumdungen, die es schaffen, Zweifel an etwas im Menschen zu sähen. Das kann man sowohl auf Maria Magdalena anwenden, als auch auf vieles andere. Manche Gruppierungen sind so mächtig, dass sie keine Konkurrenz ertragen, und fanatisch dagegen ankämpfen, obwohl sie doch die Konkurrenzgruppen versuchen als fanatisch hinzustellen, oder die zumindest zu diffamieren.Aber was soll man auch schon zu einem der ältesten Männervereine der Welt sagen, der eine Frauenquote von…..oh……NULL PROZENT hat? hust :D.

Die Figuren kann man auch diesmal nicht einteilen in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß, weil es einfach bei fast jeder Figur einen Grauton gibt, der uns erklärt, wieso derjenige zu Schwarz, oder Weiß gewechselt ist. Und auch die, die wir für die Guten halten, sind vielleicht in Wahrheit gar nicht die, die sie vorgeben zu sein. Man läuft im Buch öfter mal auf dem schmalen Grat zwischen fromm und Sünde, und denkt sich oft, dass die Frommen die Sünder sind, und die Sünder die Frommen. Diesmal ist das Buch wirklich nicht leicht zu durchschauen. Genau wie die Protagonisten. Sie lassen sich schwerer einteilen, was mir aber sehr gut gefallen hat, und die Spannung hochhält. Man wird oft hinters Licht geführt, schlägt einen anderen Weg ein, verdächtigt erst diesen dann jenen… und ahnt bis zum Schluss nicht wer hinter allem steckt, weil sich auf dem Weg zum Schluss so viele bereitwillig als Verdächtige anstellen. Das Buch, das vor uns liegt, trumpft damit auf, dass es darin um ein Buch vor seiner Veröffentlichung geht. Und durch dieses Buch erfahren wir so Einiges an Wahrheiten, Apokryphen, Evangelien, Legenden……. Die uns einen riesigen Einblick in das Leben und Wirken von Maria Magdalena geben. Und dies durch die Zeitepochen hinweg, bis sie in unserer Zeit angekommen sind. Ein Buch im Buch sozusagen. Und wir haben diesmal mehrere Stränge die ineinanderlaufen, und mehrere Menschen und Begegnungen, als in den anderen Bänden.

Wie bei allen Büchern der Reihe ist es auch hier wieder so, dass man die Orte alle in echt besichtigen kann, denn sie existieren ALLE in der Wirklichkeit, und sind nicht etwa erfunden. Ebenso die Figuren, Bilder, und die Kirchen. Und man will sie wieder unbedingt alle während des Lesens nachgoogeln, weil sie einem so toll beschrieben werden, dass man es unbedingt vor Augen haben muss. Und erstmalig sind wir auch an Schauplätzen von Band 1 und 2, denn diesmal gibt es eine Querthematik. Und auch in diesem Buch erkennt man wieder auf wundersame Weise, wie praktisch und toll es ist, zusammenzuarbeiten. Denn erst als die beiden Stränge von Bär und Marlein zusammenfließen, ergibt sich das Gesamtbild, das vorher in Einzelstränge geteilt war. Also zumindest für die beiden. Sie ergänzen sich, vervollkommnen ihre erlebten Einzelerlebnisse, und bilden daraus das große Ganze, welches zur Lösung des Falles beiträgt. Oder der Fälle. Und wie immer wird einem auch in Band 3 wieder der Spiegel vorgehalten ob unserer Welt. Ob dem, was vor unseren Augen gesellschaftlich passiert, und was wir sehen, oder übersehen. Und wenn ich ganz genau hinhöre, was das Buch mir erzählt, so flüstert es mir unterschwellig auch ein wenig was zu über einige Probleme der Menschheit, Politik, des Sozialen…. Und einiges davon, was auch uns ereilt hat, bevor dieses Virus alle anderen Themen unter sich begraben hat. Egal ob Linke, Rechte, kriminelle Banden, schwarz Vermummte, Das Herziehen über Flüchtlinge, Kirchenmissbrauch, das Arbeiten der Polizei……. All das wird unterschwellig erwähnt, man muss die Andeutungen nur finden. Doch das Buch nimmt kein Blatt vor den Mund. Oder besser gesagt Emil Bär. Denn dem rutscht einfach alles heraus. Aber er ist eben wie er ist. Ein Original.

Und wie auch schon in den Vorgängern fällt auch dieser Band auf durch seine Sprache und seinen Stil. Philipp Marleins Parts gefallen mir diesmal ungewöhnlich gut, da sie durch lustige Szenerien auftrumpfen, die aber auch zum Nachdenken anregen. Emil Bärs Abschnitte dagegen sprühen vor Wortwitz und leichter Chaotik. Das tun sie immer. Doch ich hatte das Gefühl, er hätte noch ein wenig zugelegt. Denn manchmal sind die Situationen so lächerlich, dass sie gar nicht lächerlich im Negativen wirken, sondern gespickt sind mit einer Art trockenen Humors, der einen gleichzeitig den Kopf schütteln lässt, während man lacht, und die eigene Hand auf der Stirn landet.

Und auch wenn das Buch von 2018 ist, so hat es seine aktuelle Sprengkraft nicht verloren. Denn geben wir es ruhig zu. In Zeiten von Maria 2.0 und Bischofskonferenzen, in denen Dinge wie Frauen in der Kirche diskutiert werden sollten, da ist es doch interessant ein Buch zu lesen, über eine Frau, die eine Religionsgründerin war, oder zumindest die Frau an der Seite von einem. Was so in etwa das Gleiche ist. Denn welche heutige Frau würde ihren Mann nicht in dem was er tut unterstützen? Das Thema Gleichberechtigung spielt also eine große Rolle.

Und auch wenn natürlich der Humor auch in diesem Buch wieder nicht fehlt, auch wenn es die ganz eigene Art von Bärs Humor ist, so ist mir auch aufgefallen, dass dieser Teil der Reihe tiefgründiger ist, und nochmal tiefer geht ins Denken, in die Protagonisten, in die Menschen, in die Geschichte, und in die Religionen und das Nachdenken darüber. Und am Ende des Buches darf auch hier wieder jeder für sich selbst entscheiden, was er glaubt, und was nicht. Denn eines ist wieder sicher. Es ist ein Buch des Glaubens. Nicht unbedingt an Religionen, an Vorkommnisse, an eine innere Einstellung, an das Gute, das Böse, oder an Menschen. Sondern eher an das, an was wir glauben. Und egal was dies ist, jeder sollte das für sich selbst entscheiden dürfen. Und wenn man daran glauben möchte, dass Jesus verheiratet war, und eine Familie hatte….. wieso nicht? :) Ist Familie und Liebe und Zusammenhalt und Loyalität nicht genau das, was man predigen sollte, um aus dieser Welt eine bessere zu machen? Denn was man glaubt, ist die eigene Sache jedes einzelnen. Auch ob er an die Wahrheit dieses Buches glaubt, oder alles für Quatsch hält. Doch selbst ohne Buch, wenn der Glaube etwas Unsichtbares wäre, und wir nichts Schriftliches hätten, keinen Beweis…… könnten wir trotzdem glauben. Da ist ja das Schöne daran. Denn manchmal ist der Glaube an etwas nur ein kleiner Funke, der in unseren Köpfen entsteht, und dort kann er viel bewirken. Was dies alles für einen selbst bedeutet, darf man natürlich für sein eigenes Selbst entscheiden. Es wird einem keine Wahrheit aufgedrängt, aber man könnte sich zumindest Gedanken darüber machen, was im Buch geschrieben steht, und sich damit auseinandersetzen. Denn wie man Situationen und Symbole, Zeichen und Figuren für sich interpretiert und sieht, das geht von einem selbst aus, und sollte einem von keiner Kirche oder Institution vorgeschrieben werden. Gedankenfreiheit ist ja auch irgendwie etwas sehr Wertvolles. Und so kann sich am Ende des Buches jeder überlegen, ob er den im Buch geschriebenen Dingen glaubt, oder denen eines anderen Buches, der Bibel. Die ja ebenfalls zusammengetragene Geschichten von Schreibern sind, die Dinge interpretiert, und sie dann aufgeschrieben haben.

Fast ist es so, als ob die Bände der Reihe mit Bär und Marlein einem Schema folgen, immer einer bestimmten Thematik (Mutter, Vater, Gleichberechtigte Beziehungen), die ganz am Ende auf etwas hinausläuft. Doch so weit bin selbst ich noch nicht, und das, obwohl ich beide Vorgängerbände gelesen habe. Schwarze Madonna und Heiliger Bastard. Welche Sünde also nun fromm ist, ob Sünden überhaupt fromm sein können, ob Frömmigkeit meist gar keine Sünde ist, oder alles nur der normale Lauf der Welt, den die Kirche nicht anerkennen will……….. das kann man auch hier wieder sehr gut erfahren. Denn auch diesmal könnten Bär und Marlein die bestehenden und festen Regelungen und Geschichten der Institution Kirche völlig durcheinanderbringen, genauer gesagt ins Wanken! Ob es so weit kommt, verrate ich nicht. Vielleicht ist auch alles nur heiße Luft. Doch eines ist klar: wenn ihr wüsstet, für was „Fromme Sünde“ eine Metapher ist, dann würdet ihr das Buch sicher sofort lesen wollen :D. DAS…… erfahrt ihr aber echt nur im Buch. Und natürlich müsst ihr nicht die Bucherklärung übernehmen, sondern dürft euch auch eure eigene Interpretation suchen :)

Und zum Schluss: Frauen in der Kirche, wir müssen darüber reden. Ich kann dieses Thema nicht vorbeiziehen lassen, wenn ich ein Buch gelesen habe, über eine Frau, die vielleicht an Jesus Seite nicht nur schönes Beiwerk war, sondern Helferin, Frau an seiner Seite, und große Hilfe bei der Verbreitung seines Glaubens. Deshalb das heutige, für mich passende Rezensionslied:

„Gott schuf am achten Tag den Feminismus. Wir sind die Sisters von Jesus Christus. Eure Ausreden schlucken wir nicht mehr, denn es heißt Laudato SIE und NICHT Laudato ER. O du stetige, o du ewige, schadenbringende Männlichkeit. Die Welt ging verloren, doch wir sind auserkoren. Hier kommt die Dreiweiblichkeit.

Alle Ladys in Gottes Gemeinden. Es ist Zeit, unsre Stimmen zu vereinen. Maria, Ave Maria.
Alle Girls, Mamas und Mädchen. Werft die Hände hoch für die erste Päpstin. Maria, Ave Maria.“

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Veröffentlicht am 01.10.2020

In düsteren Landen gibt es schattigzornige Menschen….. :)

Düstere Lande: Schatten des Zorns
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Düstere Lande – Schatten des Zorns von Kiara Lameika

Ennlin ist verlihiebt……Ennlin ist….oder nein…..Mathes ist ver…….Ach nein…..entschuldigt. Ich kann natürlich eine Rezension zum zweiten Band nicht anfangen, ...

Düstere Lande – Schatten des Zorns von Kiara Lameika

Ennlin ist verlihiebt……Ennlin ist….oder nein…..Mathes ist ver…….Ach nein…..entschuldigt. Ich kann natürlich eine Rezension zum zweiten Band nicht anfangen, wie ich sie schon bei Band 1 begonnen habe. Und dann kommt ja auch noch dazu, dass Mathes natürlich gar nicht verliebt ist. Also in Ursula. Fugger ihres Namens, und immer noch Patriziertochter in Augsburg. Und genau dort befinden wir uns auch schon wieder. Doch ist Mathes noch derselbe, wie wir ihn in Band 1 kennengelernt haben? Oder machen ein paar Monate im Spätmittelalter einiges aus, und man wird schneller erwachsen, weil man einfach nicht solch eine lange Lebenszeit, und viel erlebt hat? Überhaupt, diese Sache mit der Lebenszeit in Augsburg, ist eben so eine Sache. Hier finden Verbrechen statt, und Morde. Und die beiden besten Schnüffler scheinen zwei Kinder zu sein. Pardon! Mathes und Ennlin, die beiden Hauptprotagonisten, sind alles andere als Kinder, denn immerhin sind sie 13 und 14. Im Mittelalter war DAS schon fast Überpubertäterwachsenenalterfastschonheiratsfähig….Oder so. Lasst uns also ein zweites Mal eintauchen in die Welt des düsteren Mittelalters der düsteren Lande, wie so schön auf dem Cover vermerkt.

Wovon die Geschichte handelt:

Diesmal sind Mathes Nachforschungen ein Spiel mit dem Feuer……gefährlich, und nah an genau diesem. Denn manche Feuer entstehen durch Scheiterhaufen, und enden auf ihnen. Und so beginnt unser zweiter Band dann auch. Denn in Augsburg hat ein Inquisitor Einzug gehalten, der, wie in so vielen Orten damals, Frauen der Hexerei bezichtigt, und sie auf den Scheiterhaufen bringen will, und es auch tut. Mathes, der nun mehr mit Ennlin agiert, ist auf seinem Lerntrip, den er in Teil 1 begonnen hat. Doch da sind Schatten aus Band 1, die ihn verfolgen, in Form vom Hüne aus Band 1, der sich rächen möchte. Ermordete Tiere häufen sich. Ein Toter wird gefunden. Die Misteln aus Band 1 treten wieder auf den Plan. Ein Biest erscheint, die Stadt zu terrorisieren. Die Inquisition verbreitet Angst in der Stadt und unter den Menschen. Und irgendwie passieren eine Menge mysteriöser Dinge. Und Mathes wäre nicht er, wenn er nicht mit Ennlin genau diese mysteriösen Dinge aufklären wollen würde. Denn die Schatten strecken ihre Finger auch nach den Beiden aus. Wie genau das aussieht, müsst ihr aber selbst lesen.

Cover und Titel:

Die Düsternis auf dem Cover zeigt, passend zum Titel, viel Dunkelheit. Aber auch das passt wunderbar. Wir sehen Mathes und Ennlin als Schattenfiguren, und eine dunkle Bedrohung in Form eines Wolfes, der die beiden in ihrer Mitte hat. Das Ganze ist umweht von Mystik, man hat Spielraum für die eigene Vorstellungskraft. Und doch weiß man ungefähr, was auf einem zukommt, und dass die Geschichte nicht ohne Gefahren ablaufen wird, dunkel und mysteriös ist. Zur Gestaltung des Buches möchte ich noch sagen, dass es mir außerordentlich gut gefällt. Im Inneren gibt es bei jedem Kapitel eine Zeichnung in Schwarzweiß, die mit der Handlung der Geschichte kooperiert, und etwas anzeigt, ohne zu viel zu verraten. Da ich Zeichnungen liebe, muss ich das grundsätzlich einfach nochmal erwähnt haben.

Fazit und Gedankenallerlei:

Wie über eine Verbindungsbrücke landen wir also auf einmal in Band 2. Hier weht immer noch der Geist von Band 1, denn es sind nur ein paar Monate vergangen. Wie ein großes Ganzes aller Bände, das sich in jedem Einzelband alleine zeigt, aber auch als Teil des Ganzen zu sehen ist. Und man hofft, am Ende des Weges alle Geheimnisse gelöst zu sehen. Doch bis dahin muss wohl noch eine weitere Verbindungsbrücke her….Die uns dann in Band 3 führt (den es geben wird). Natürlich schält sich in Band 2 eine völlig neue Geschichte aus der Geschichte heraus :D. Und auch wenn wir die Protagonisten in Band 1 kennenlernen, und ein paar Überbleibsel aus diesem in Band 2 gehüpft sind, so kann man die Geschichte sowohl mit, als auch ohne Vorkenntnisse lesen. Natürlich sind Vorkenntnisse immer besser, gerade bei Büchern, das weiß wohl jeder. Ihr dürft also gerne entscheiden, ob ihr Band 1 auch kennenlernen wollt. Kleine Entscheidungshilfe? Irgendwo in den Tiefen meines Rezensionsregales liegt auch die zu Band 1, die Jeder von euch lesen darf.

Heute wissen wir das Lesen bildet, und ganze Weltbilder auf den Kopf stellen kann. Doch damals war genau dieses Wissen gefährlich, wollten doch manche einfach nicht, dass bestehende Weltbilder umgedreht werden, und Menschen sich Gedanken machen. Und so erfahren wir in diesem Buch zusätzlich auch noch, wie mächtig das geschriebene Wort sein kann, ist, und war. Zusammen mit geschichtlichen Aspekten zur damals sehr jungen Historie der Buchdruckerei, und was sie, auch für uns, bedeutet hat, liegt hier ein kleines Schätzchen vor uns. Man erkennt im Buch, wie wichtig das geschrieben Wort, wie wichtig Bücher sind, wie sehr sie uns beeinflussen, unsere Denkweise anregen, die Fantasie, uns schlau machen, und eine Meinung bilden lassen, und uns zum Nachdenken anregen, über alles was mit dem Leben zu tun hat. Doch dieses Denken, und die freien Gedanken, die sich bilden, die wollen manche unterdrücken. Weswegen es in der Geschichte der Welt ja immer wieder Gewalt gegen Bücher gab. Man ist mit dem Buch direkt in einer Zeit angekommen, die direkt mit Buchdruck, Buchmachern, der Verbreitung von Schriften, dem Volk, den Lesenden und Unlesenden, Wissenden und Unwissenden, des Aberglaube und den Zusammenhängen zwischen all diesen Dingen zu tun haben. Und das ist wohl für alle interessant, die gerne lesen, denn hier erfahren wir, wie wichtig Bildung, aber auch eigene Meinung ist, und wie gefährlich sie einem werden kann.

Da dieses Buch auch wieder alles in einem ist, war anfänglich der Krimi da, der begleitet wurde von der Umwehung des historischen Romanes. Doch Kiara Lameika wäre nicht sie selbst, wenn sie es dabei belassen würde, und nicht noch einiges an Genrezugehörigkeiten und Crossovermixturen ins Buch stecken würde. Denn auch hier haben wir wieder einiges mehr an kleinen Stellen, die in andere Genres abdriften! Wer also versucht das Buch in eine Ecke zu stellen oder ein Genre zu schieben, dem wird dies nicht gelingen. Denn wir haben es hier mit einem Histothrillermysterykrimijugendbuch zu tun, das auch Themen wie Erwachsenwerden im düsteren Mittelalter behandelt, das manchmal gar nicht so düster scheint, wenn Hoffnungsfeuer leuchten. Damit wäre es für jede Altersgruppe geeignet, für Krimifans genauso wie für Liebhaber historischer Romane, für Jugendliche, und Erwachsene……ein altersloses Buch :D

War das Buch schon im ersten Teil ernsthaft, und wir sind mitten in einer Welt gelandet, in der man schnell erwachsen wurde, so ist in diesem Teil die Ernsthaftigkeit und Tiefe der Thematiken nochmal mehr gegeben. Die Ereignisse lassen einem gar keine andere Wahl, so dass sie nachhallen. Die jugendlichen Protagonisten denken mehr nach, erleben noch mehr, und stehen wirklich, in ihrem für uns heute geringen Alter, an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Und genau so werden sie auch meist behandelt. Zumindest wenn es um Dinge wie Arbeiten und Verantwortungen geht. Denn die Welt von damals war nicht ausschließlich auf Alt und Jung und Verantwortlichkeiten aufgebaut, sondern eher nach Rang und Namen und Einfluss und Reichtum…. Ratsherren und Kircheninstitutionen inbegriffen. Und ja, ein wenig gesellschaftskritisch verpackt ist das Ganze auch noch, wenn wir es aus unserer heutigen Sicht betrachten. Wenn man die Zusammenhänge erkennt, dass Menschen früher gar nicht so anders waren als Menschen heute. Und trotz, dass wir uns in der Gegenwart befinden, ist das Buch wie eine Geschichtsstunde, ein kleines Zeitfenster, das uns ins Spätmittelalter katapultiert, und uns dort verweilen lässt. Wir lernen die Begriffe, Gepflogenheiten, und die Geschichte genau dieser Zeit, und das ziemlich realitätsnah, und mit Ereignissen, die so stattfanden, oder ihre Schatten vorauswerfen. Denn auch einige Personen im Buch waren reale herumlaufende Persönlichkeiten der damaligen Zeit, und nicht fiktiv. Der Schreibstil und die Sprache ist außergewöhnlich gut. Die Sprache ist alt, aber nicht altmodisch, der Zeit angepasst, und trotzdem modern gemixt. Man wähnt sich im Mittelalter, und trotzdem gleichsam in unserer Zeit. Was auch irgendwie klar ist, waren die Emotionen der Menschen oft gleich unseren. Das Buch ist umweht von Wirrungen, Verstrickungen, Geheimnissen, Fährten, Vertrauen, verlorenem Vertrauen, dem Drang zu lernen, Aberglaube und Wissen, und historischen Grausamkeiten, die uns aufzeigen, wie die Menschen damals getickt haben, und evtl. heute noch tun. Gerade hinter dem Vorhang der Hexenverbrennungen verbirgt sich so viel Menschliches, auf das man zwar mit Unglaube blickt, es kaum glauben kann, aber, wenn man näher darüber nachdenkt und schärfer draufblickt, erkennt man auch im Heute und Jetzt Dinge, die ähnlich sind. Die Erklärungen der mittelalterlichen Begriffe und Personen sind auch hier wieder mit Fußnoten geregelt worden, was sehr praktisch ist, da man zwischendrin nicht nach hinten in ein eventuelles Register blättern muss, um die Erklärungen zu bekommen. Auch wichtige Begebenheiten aus Band 1 werden bei den Fußnoten erwähnt.

Die Atmosphäre ist definitiv düster, befinden wir uns doch oft des Nachts unterwegs, und streifen in und um Augsburg herum. Oft auch nach dem Läuten der Nachtglocke. Wie spannend als Leser dies mitzuerleben, ohne bestraft zu werden :D. Ich fand es klasse, durch die Augen der Leute von Damals Dinge mitzuerleben, gleichzeitig aber auch meiner eigenen Zeit bewusst zu sein, und alles etwas anders zu sehen, als die Menschen früher. Dinge wie Hexenprozesse und Inquisition. Tja, wenn man vorher immer wüsste, welche Auswirkungen Dinge haben….?! Die Angst der Menschen im Mittelalter vor der Institution Kirche, davor das Falsche zu tun, vor der Inquisition, Vor Hexen, dem Teufel…..vor allerlei Aberglaube, ist in diesem Buch fast greifbar und spürbar. Auch bei Mathes, der zwar auch hier wieder schnüffelt. Aber immer wieder von Skepsis bedrängt ist, das Richtige zu tun, aus Angst, ihm könne dies uns das passieren. Die Hexenprozesse waren auch ein wenig eine Art der Abschreckung und Unterdrückung, bis sich alle gegen einen wenden, rein nach dem Motto „Seht her, wenn ihr nicht brav seid, und alles macht, so wie wir es von euch wollen, und wenn ihr euch gegen uns lehnt, dann endet ihr genauso“. Ein Drahtseilakt in einer Zeit in der es schlau war sich dummzustellen, und schlimm enden konnte, schlau und wissend zu sein. Mathes und Ennlin müssen oftmals auf diesem Drahtseilakt balancieren. In allen Lebensbereichen. Und genau in diesem Zeitalter haben wir es dann auch mit einer bestimmten Art der Unterdrückung des normalen Volkes zu tun. Einer unterschwelligen Unterdrückung, kaum vom Volk bemerkt. Die Kirche, und ihr Wunsch nach Allmacht und Unbildung der Menschen. Denn wenn die Menschen plötzlich hätten lesen können, hätten sie ja gar nachdenken können, oder einen eigenen Willen gehabt. Und dann hätte man sie nicht mehr kontrollieren können. Jaaa, ich gebe zu, auch solch eine Weise kommt mir vom Heute sehr bekannt vor. Informationen und Bildung unterdrücken, damit das Volk „dumm“ bleibt, und nicht nachfragt. Und wer dann doch schlau ist, und durchrutscht, und sich gegen die Mächtigen stellt, der lebte, oder lebt, gefährlich, und ist damals dann auf dem Scheiterhaufen gelandet. Dieser Bogen vom Damals ins Heute ist im Buch sehr gut zu erkennen. Selbst wenn die Scheiterhaufen von Heute, die uns mundtot machen sollen, nicht mehr brennen, aber doch brandheiß sind, und sich anders entfachen. Deswegen mutet die Geschichte trotz Mittelalter seltsam aktuell an, wenn man Parallelen über Jahrhunderte sieht. Die Geschichte verwebt hier auch wieder fiktive Erzählungen mit geschichtlichen Ereignissen, die passiert sind. Und ja, auch in diesem Buch merken wir, dass die Probleme im Buch im Spätmittelalter mal wieder gar nicht so unterschiedlich sind, von unseren eigenen. Denn am Beispiel der Hexenverbrennung muss man sagen, dass es diese heute natürlich nicht mehr gibt, diese aber auf Aberglauben aufbaut, und der Angst vor Andersartigkeit, und diese ist natürlich auch heute weit verbreitet, wenn sie sich auch anders äußert. Genauso wie das Denken, dass man mit mehr Bildung anderen Menschen überlegen ist.

Auch diesmal ist das Buch wieder geschrieben aus der Sicht von Mathes. Hinzu kommt diesmal Ennlin, von der wir aus den Kapiteln auch verschiedene Sichtweisen erhalten. Was super ist, denn Ennlin war ein Charakter, den ich schon in Band 1 ins Herz geschlossen habe. Und nun kommen wir ihr näher, durch die Tatsache, ihre Gedanken zu erfahren. Das hat Auswirkungen auf den Leser, der hier auch wieder Mathes noch ein Stück näher kennenlernt. Nicht nur im Kapitel, sondern auch innerhalb derer, wechselt die Sichtweise zwischen Mathes und Ennlin. Wir finden das meist durch ein Symbol heraus, das für Mathes steht, und eines, das für Ennlin steht, die man noch aus Band 1 kennt, und die eine Bedeutung haben. Beide sind an ihren Aufgaben gewachsen, und erscheinen nicht nur erwachsener als Kinder, sondern durch ihr Wissen und Erleben, und das Hinterfragen auch noch erwachsener und vernünftiger als so mancher Erwachsener.

Und so ist das Buch neben einem Kriminalfall und einer Jugendgeschichte, auch noch Geschichtsunterricht, der über das Spätmittelalter berichtet. Die Atmosphäre im Buch, die Handlungen, die Worte, Begriffe, und das Tun und Agieren der Menschen ist so, als ob man sich genau in dieser Zeit befinden würde, und mit jedem Satz wird der Geist der Zeitepoche 1499 ausgestrahlt. Sein es Kartenspiele, das Benehmen der Leute, oder Worte, die uns ins Spätmittelalter entführen. Ein Buch des Zorns, der Düsternis, und der Feuer, die darin und dadurch anfangen zu brennen……und sei der Feuerschein auch nur von den Scheiterhaufen, und Worten, die diese anfachen. Der Zorn der Misteln, Ennlins, des Inquisitors, des Hünen, des Ritters… alle Zornarten werfen hier ihren Schatten voraus. Und jeder kocht sein eigenes Süppchen.

Heutiges Rezensionslied. Nicht, weil es etwas Grausames aussagt, sondern weil es etwas anspricht, das durchs Wiedergeben eher eine Mahnung ist, sich eben NICHT unterdrücken zu lassen, von denen, die andere gerne brennen sehen würden, denn die Hexenverfolgung und Inquisition hat nun auch bei Mathes und Ennlin Einlass gefunden:

„Jetzt fliegt nur noch Asche und kein Hexenbesen! Wir schlagen ein Kreuz, denn jetzt ist sie tot.
So schön wie der Tag ist sie mal gewesen, nun tanzen die Funken ins Morgenrot.

Tut Kund und zu wissen, für alle zur Lehr. Das Holz ist gestapelt und heiß ist der Teer.
Für alle, die anders und sich nicht bekennen, zum rechten Herren, die sollen verbrennen.
Die sich nicht bekennen, die sollen verbrennen.“

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