Profilbild von lehmas

lehmas

Lesejury Profi
offline

lehmas ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lehmas über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2020

Leider muss ich ein paar Kritikpunkte loswerden

Das Buch mit der Lupe: Mein Körper
0

Prinzipiell finde ich das Buch gut strukturiert. Nach zwei einleitenden Doppelseiten über den Körper befasst sich das Buch mit den einzelnen „Systemen“ wie das Skelett, Muskeln und Sehnen, den Blutkreislauf, ...

Prinzipiell finde ich das Buch gut strukturiert. Nach zwei einleitenden Doppelseiten über den Körper befasst sich das Buch mit den einzelnen „Systemen“ wie das Skelett, Muskeln und Sehnen, den Blutkreislauf, die Verdauung, die Atmung, das Nervensystem und einiges mehr. Am Ende des Buchs gibt es ein paar Tipps, was man für einen gesunden Körper tun kann. Die Seiten sind übersichtlich aufgebaut und der Text wird in kleinen Häppchen angeboten.


Obwohl das Buch recht groß und dick ist, gibt es nur 4 Seiten mit Lupenfunktion. Auch wenn es eine schöne Spielerei ist, waren wir schnell genervt, weil die Lupe öfter hakt und sich nicht so mühelos wie gewünscht in jede Ecke ziehen lässt. Das Kind kann sich ungefähr vorstellen, wo einige Organe und Bestandteile im Inneren seines Körpers sind. Leider umfasst das Lupenbild nur den Rumpf. So kann man beim Skelett z.B. nur einen Teil der Wirbelsäule, der Rippen und des oberen Beckens sehen. Hier wäre vielleicht die Abbildung eines kompletten menschlichen Skeletts nicht schlecht gewesen. Auch beim Verdauungssystem und beim Nervensystem sieht es nicht viel besser aus.


Während das Cover und die Illustrationen im Buch recht kindlich und einfach wirken, haben es die Texte in sich. Auch wenn die Sätze kurz gehalten sind und die meisten Erklärungen möglichst einfach gehalten werden, gibt es viele Fachbegriffe und letztendlich muss ich sagen, dass der Text eher für Kinder ab etwa der 3. Klasse zu empfehlen ist. Die offizielle Altersempfehlung ist ab 5 Jahren. Das mag für die meisten Bilder noch zutreffen, aber die Textinformationen werden Kinder im Vorschulalter noch überfordern. Begriffe wie Kapillaren, Alveolen oder auch die unterschiedlichen Arten von Zellen im menschlichen Körper übersteigen das Vorstellungsvermögen eines 5Jährigen.


Das Buch versucht einfach und strukturiert den faszinierenden wie komplizierten Aufbau des Körpers und seine Funktionsweise zu erklären. Während die Bilder anschaulich sind, ist der Text recht anspruchsvoll. Die Lupe ist nicht leichtgängig und hakt immer wieder. Außerdem ist mir das Entdeckungsfeld zu klein. Klassische Klappen wären hier zielführender und könnten umfassender sein. Ich empfehle das Buch ab etwa 8 Jahren.

Veröffentlicht am 17.03.2020

Fantasievoll, spannend, zum Selberlesen für 8Jährige anspruchsvoll

Die Mühlenkinder
0

Die Geschichte, von den Mühlenkindern ist ein Märchen voller Fantasie. Antonia Michaelis beschreibt die Gegebenheiten, die Natur, die magischen Wesen, aber auch die Gefühle der Mädchen sehr bildhaft und ...

Die Geschichte, von den Mühlenkindern ist ein Märchen voller Fantasie. Antonia Michaelis beschreibt die Gegebenheiten, die Natur, die magischen Wesen, aber auch die Gefühle der Mädchen sehr bildhaft und ausführlich, so dass man sich gut in die Figuren hineinversetzen kann. Dabei hält die Handlung viele Überraschungen und Wendungen bereit, so dass man kaum zum Luftholen kommt. Ganz viel Abenteuer für die Mühlenkinder und auch für den Leser.

Die drei Mädchen sind auf sehr verschiedene Weise starke Persönlichkeiten. Die Ich-Erzählerin Liv kann mit Mädchenkleidern nichts anfangen. Mit ihrem mutigen Verhalten, den kurzen Haaren, Hose, Hemd und Waffe wird sie oft für einen Prinzen gehalten. Die kleine Jorunn ist impulsiv und gerade heraus. Die älteste Mühlentochter Marit wirkt eher ruhig, aber sie tritt für die jüngeren Geschwister ein und will sie beschützen. Also keine hochnäsigen Prinzessinnen, die einen Prinzen zu ihrem Schutz brauchen, sondern mutige und selbständige Abenteurerinnen.

Ich selbst hatte etwas Schwierigkeiten, mich in die Geschichte hineinzufinden. Obwohl die Schwestern sehr sympathisch sind und in den 144 Seiten richtig viel passiert, musste ich mich erst an den außergewöhnlichen Schreibstil der Autorin gewöhnen. Dieser ist auf seine Weise ausnehmend schön und besonders, aber mir liegt er einfach nicht. Mir waren es teilweise schon zu viele Beschreibungen, die meiner eigenen Fantasie zu wenig Platz ließen und auch die Bandwurmsätze waren nicht mein Ding.

Empfohlen wird das Buch ab 8 Jahren und ich kann dem nur eingeschränkt zustimmen. Ein achtjähriges Kind, das dieses Buch selbst lesen möchte, muss schon ein sehr guter Leser sein. Die Schrift ist für ein Kinderbuch ab 8 Jahren recht klein und die Sätze gehen nicht selten über 5-6 Zeilen. Für den durchschnittlichen 8-Jährigen Leser ist das sehr anspruchsvoll. Natürlich kann man das Buch auch vorlesen. Hier sollte das Kind nicht zu ängstlich sein, da es teilweise schon etwas traurig und düster zugeht, wie es nun mal in Märchen ist.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Die fantastischen Abenteuer der Christmas Company
0

In der Vorweihnachtszeit sitzt Freda an ihrem Smartphone und spielt. Sie ist allein zu Hause und eigentlich müsste sie Hausaufgaben machen, aber nun ja, ihr kennt das sicher. Dann klingelt das Telefon ...

In der Vorweihnachtszeit sitzt Freda an ihrem Smartphone und spielt. Sie ist allein zu Hause und eigentlich müsste sie Hausaufgaben machen, aber nun ja, ihr kennt das sicher. Dann klingelt das Telefon und ein unbekannter Anrufer verlangt Mr. Livingstone zu sprechen. Freda ist verwirrt, denn Mr. Livingstone ist ihr Kater und wie soll ein Tier telefonieren. Die Verwirrung steigt, als Mr Livingstone tatsächlich zu sprechen beginnt und Freda befiehlt, mit ihm zu kommen.

Freda wird regelrecht in dieses Abenteuer hineingeschubst. Eine Wahl hat sie nicht wirklich. Sie wurde auserkoren, Weihnachten zu retten. Die Geschichte wird sehr bildhaft erzählt und ehrlich gesagt, tat mir Freda oft leid. Jeder hat große Erwartungen an das Mädchen. Sie soll eben mal schnell zur Polarforscherin werden, was sie auch erstaunlich gut meistert. Ständig passieren seltsame Dinge, aber befriedigende Antworten gibt es nur selten. Auch mich als Leser hat das manchmal echt frustriert.

Zum Auftakt gibt es das Rätsel und dann müssen die Abenteurer zu Myrkur Farandi aufbrechen, um dort die Lösung einzuholen. Den größten Teil des Buchs macht die Reise aus. Das Rätsel wird erst zum Finale wieder erwähnt. Auf ihrer Reise treffen sie auf viele alte Traditionsfiguren, die dem Weihnachtsmann seinen Erfolg neiden. Der Weihnachtsmann ist , wie ihr sicher wisst, eine recht moderne Weihnachtsfigur. Je nach Land und Region gibt es noch viele andere ältere Weihnachtsfiguren wie der Schmutzli in der Schweiz, die Hexe Befana in Italien, die Julenisse aus Skandinavien, die Krampusse aus dem Alpenraum oder die isländischen Weihnachtstrolle.

Nicht alle diese Figuren sind freundlich, sondern spielen z.B. Streiche. Sehr amüsant fand ich auch den englischen Lord of Misrule. Die Idee, die alten Weihnachtsfiguren gegen den Weihnachtsmann aufbegehren zu lassen, fand ich wirklich toll. Von mindestens der Hälfte der Figuren hatte ich vorher noch nie etwas gehört und so etwas dazugelernt. Im Anhang werden die einzelnen Weihnachtsbräuche dann auch nochmal erklärt.

So ganz überzeugen konnte mich das Buch dennoch nicht, was sicher auch an meinen recht hohen Erwartungen lag. Wenn man die aktuellen Rezensionen anderer Leser liest, hört man ganz viel Begeisterung. Ich dagegen habe fast 3 Wochen für die knapp 300 Seiten gebraucht. Der Sog, unbedingt wissen zu wollen, wie es weitergeht, hat sich einfach nicht eingestellt. Auch das Ende konnte mich nicht so begeistern. Ich hatte mit einer ganz anderen Weihnachtsüberraschung für Freda gerechnet. Leider endet das Buch dann auch recht abrupt. Wahrscheinlich war mir die Christmas Company auch einfach zu modern, konsumlastig und zu wenig weihnachtlich, magisch und zauberhaft.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Tolle Grundidee, schwierige Umsetzung

Oje, ein Buch!
0

Juri bekommt ein Geschenk, das er freudestrahlend zu Frau Aspirilla bringt, um es ihr zeigen. Diese packt es aus und kommentiert es mit „Oje, ein Buch“. Juri möchte es gerne von ihr vorgelesen bekommen, ...

Juri bekommt ein Geschenk, das er freudestrahlend zu Frau Aspirilla bringt, um es ihr zeigen. Diese packt es aus und kommentiert es mit „Oje, ein Buch“. Juri möchte es gerne von ihr vorgelesen bekommen, aber Frau Aspirilla kennt keine Bücher. Sie kennt nur Smartphones und Tablets. Also muss Juri ihr erstmal die grundlegende Dinge beibringen. 1. Wischen bringt bei Büchern gar nichts 2. Drücken oder mit den Fingern vergrößern auch nicht 3. Man kann auch nicht Um- oder Ausschalten. 4. Man muss immer blättern. 5. Im Buch geschehen Dinge, die nicht real sind. 6. Spannung muss man aushalten können. Es ist schön zu beobachten wie Juri Frau Aspirilla ganz geduldig alles beibringt, aber auch irgendwie erschreckend, dass sie nichts mit einem Buch anzufangen weiß.

Frau Asperilla lernt brav vom kleinen Juri, aber so richtig überzeugt scheint sie nicht vom Wunderwerk Buch. Eigentlich eine tolle Idee für ein Buch. Auch die Illustrationen sind sehr witzig, im Stil von Kinderzeichnungen gehalten. Aber die Geschichte in dem Buch, das die beiden da lesen, finde ich sehr merkwürdig.

Okay, die Geschichte soll unrealistisch sein, damit Frau Aspirilla das Buch als spannende Fantasiewelt gezeigt werden kann, aber irgendwie ist sie weder spannend noch witzig. Würde ich das Buch, das Juri da geschenkt bekommen hat, in den Händen halten, würde das Buch wohl im Regal verstauben. Und das finde ich sehr schade. Hier soll doch gezeigt werden, das Bücher sehr schön und interessant sind und mehr zu bieten haben als Smartphones.

Der nächste Kritikpunkt ist die Zielgruppe. Hier wird angegeben ab 4 Jahren. Mein 5 Jähriger wollte das Buch zwar nach einiger Zeit nochmal hören, aber hat es nicht wirklich verstanden, auch wenn er durchaus weiß, was Smartphones und Tablets sind und er sie auch schon mal bedient hat. Ich sehe das Buch eher im Grundschulalter zum Thema Medienkompetenz.

Fazit: Eine super interessante Grundidee mit verpackter Gesellschaftskritik! Leider nicht ganz rund in der Umsetzung und für kleine Kinder nicht einfach zu verstehen.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Hochaktuell und tiefgründig, aber für die angegebene Altersklasse von 6-8Jahren ungeeignet

Besuch Aus Tralien
0

Dave ist ein Austauschschüler aus Australien. Er hat etwas seltsame Angewohnheiten und spricht außer „Koi“ kein Wort. Die Gasteltern scheinen nicht zu bemerken, dass es sich um ein Krokodil handelt und ...

Dave ist ein Austauschschüler aus Australien. Er hat etwas seltsame Angewohnheiten und spricht außer „Koi“ kein Wort. Die Gasteltern scheinen nicht zu bemerken, dass es sich um ein Krokodil handelt und wollen Dave in die Familie integrieren. Erst als sie versuchen wie Dave zu sein, wird die Barriere gebrochen und Dave fühlt sich verstanden und aufgenommen. Das kleine Baby der Familie liebt das „Bokodil“ übrigens auf Anhieb.

Wie ihr euch vielleicht schon denken könnt, ist der Titel des Buchs ein Wortspiel. Dave kommt aus Australien. Während seines Aufenthalts werden die Gasteltern öfter auf ihren „anders“ aussehenden Gast angesprochen und gefragt, woher Dave denn komme. Die Antwort der Eltern lautet „Australien“, während das Gegenüber jeweils „aus Tralien“ versteht. Das ist so ein Running Gag, der sich durch das ganze Buch zieht und damit auch ein Beispiel, wie Martin Baltscheit mit Worten spielt.

Das neuste Werk von Martin Baltscheit ist tiefgründig, philosophisch und gesellschaftkritisch. Es enthält jede Menge Botschaften über Toleranz und Integration und ist damit hochaktuell. Unter anderen wird kritisiert, wie die Integration in den Augen der Gesellschaft zu vollziehen sei, regt an, sich mehr in andere Kulturen hineinzuversetzen, spricht die Gesetzgebung bezüglich gut integrierter Asylanten und deren Blitzabschiebung an. Dies sind nur wenige Punkte, über die man hier diskutieren könnte und damit hat Herr Baltscheit sein Ziel wohl erreicht. Anhand der Aufzählung ergibt sich aber auch die Frage der Zielgruppe: an wen richtet sich dieses Buch?

Das Buch wird vom Verlag mit einer Altersangabe von 6-8 Jahren versehen. Meiner Meinung nach ist ein Kind in diesem Alter noch nicht fähig, die notwendige Transferleistung hier zu vollziehen. Der Schreibstil ist durchaus humorvoll, aber wird oft von Kindern in diesem Alter noch nicht verstanden. Astrid Lindgren hat einmal gesagt: "Es darf Dinge in einem Buch geben, die nur Kinder lustig finden, meinetwegen auch Dinge, die Kinder und Erwachsene lustig finden; aber in einem Kinderbuch darf es niemals etwas geben, das nur Erwachsene lustig finden." Und genau das ist hier passiert. Ich fand das Buch tiefgründig, interessant und, nachdem man sich hineingelesen hat, auch unterhaltsam. Mein 7Jähriger hingegen hat nicht gelacht und ich habe ihn nach den ersten Kapiteln als Zuhörer verloren. Von daher würde ich dem Verlag hier empfehlen, die Altersempfehlung anzupassen. Ich würde das Buch ab etwa 10 Jahren empfehlen. Für die volle Transferleistung und anregende Diskussionen sogar erst ab etwa 14 Jahren.

Nicht gerade einfacher machen es die englischen Sätze und die manchmal zu sprunghafte Gedanken- und Handlungsführung. Die englischen Sätze werden zwar in den Fußnoten übersetzt, aber dennoch stört es den Lesefluss der Altersklasse 6-8 Jahre.

Die Illustrationen von Maria Karipidou sind witzig und farbenfroh. Hier wurde nicht gespart und das Buch mit vielen tollen Bildern ausgestattet. Allein schon das Cover ist ein Augenschmaus!

Fazit: Ein anspruchsvolles und tiefgründiges Buch über Toleranz und Integration für Kinder ab frühstens 10 Jahren, das zum Diskutieren und Nachdenken anregt und wundervoll illustriert ist.