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Veröffentlicht am 01.11.2020

Auf der Jagd mit Lola

Capitana
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Das ist die Geschichte von Lola und ihren Verwicklungen in Drogengeschäfte, Konflikte mit gefühlt jedem den sie kennt und wie starke Frauenfiguren geschrieben sein können, die nicht gut oder böse sind, ...

Das ist die Geschichte von Lola und ihren Verwicklungen in Drogengeschäfte, Konflikte mit gefühlt jedem den sie kennt und wie starke Frauenfiguren geschrieben sein können, die nicht gut oder böse sind, sondern Menschen mit guten und schlechten Eigenschaften.

Der Einstieg in das Buch ist mir wirklich schwer gefallen, was vielleicht auch daran liegen mag, dass ich lange Pausen zwischen der Lektüre hatte. Und trotzdem kann ich mich mit der Welt in der Lola Vasquez lebt nicht so richtig anfreunden. Es gibt so viele Figuren, dass ich kurz davor bin den Überblick zu verlieren und nicht mehr auch nur die kleinste Andeutung zu verstehen.

Tatsächlich ändert sich das etwa im ersten Drittel des Buches sobald man die Figuren besser kennenlernt und das Tempo anzieht. Die Welt wird interessanter je mehr man über sie weiß und der Stil ist einfach Gewöhnungssache.

Lola wächst mir im Verlauf der Geschichte immer mehr ans Herz, ihre Beweggründe kommen nach und nach ans Licht und zeichnen das Bild einer Kämpfernatur, die schon viel erlebt hat.

Ich mag, wie die Figuren aufgebaut sind, wie sie miteinander agieren und es ist wirklich spannend zu lesen. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf und wird immer besser je mehr man liest. Besonders gefallen hat mir, dass der Fokus hier fast völlig auf den Frauen und ihren Geschichten liegt. Lolas Geschäftspartnerin ist nachvollziehbar gestaltet, ihre Geschichte stellt sich auch nach und nach heraus und ist gut konstruiert. Und auch Lolas Tochter hat eine eigene Geschichte und ihren Platz in der Geschichte.

Alles in allem ein empfehlenswerter, moderner Thriller, der auf lange Sicht überzeugt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.01.2019

Frühling in den Tiroler Bergen

Fünf Tage im Mai
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Illy und ihr Urgroßvater, von ihr Tat'ka genannt, leben in einem kleinen Dorf in den Tiroler Alpen. Fünf Tage im Mai erzählt von Illys Erwachsenwerden im Dorf, das wie so oft nur eine schöne Fassade ist, ...

Illy und ihr Urgroßvater, von ihr Tat'ka genannt, leben in einem kleinen Dorf in den Tiroler Alpen. Fünf Tage im Mai erzählt von Illys Erwachsenwerden im Dorf, das wie so oft nur eine schöne Fassade ist, hinter der sich tragische Ereignisse verbergen.
Illy erzählt von fünf Tagen die wichtige Daten in ihrem Leben sind, sie beginnt bei ihrer Erstkommunion und endet als sie einige Jahre, nachdem sie von zu Hause weggezogen ist, wieder zu Besuch kommt und sich den schwierigen Ereignissen stellt, die sie fast fluchtartig weggetrieben hatten.

Die Autorin Elizabeth Hagen erzählt in wunderbar poetischer und leichtfüßiger Sprache die manchmal schwierige Geschichte. Sie vermittelt oft nur durch Andeutungen die Schwere der Auswirkungen vergangener Geschehnisse.
Sie kann mit ihrer bildhaften Sprache die Atmosphäre/Stimmung des Frühlings in den Bergen transportieren, bei denen das schönste sonnige Wetter unmittelbar umschlagen kann und dunkle Wolken ein drohendes Gewitter ankündigen.

Illy wirkt sehr authentisch und erzählt der Leserin ihre ganz eigene Geschichte, die geprägt ist von der ach so harmonischen Idylle des Landlebens, die in Wirklichkeit meistens ganz anders aussieht.

Ich war überrascht wie sehr das Buch mich am Ende mitgenommen hat, Illy und ihr Uropa sind mir im Lauf der Geschichte ans Herz gewachsen und die letzten Seiten waren sehr emotional!

Eine vielversprechende Autorin: Ich bin schon gespannt auf das nächste Buch und lasse deshalb ein bisschen Platz nach oben. Von mir 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Rätselraten mit Jay

Fremdland
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Jay Schmitt muss den Mord an einer alten Frau im Seniorenheim aufklären - parallel dazu entwickelt sich eine Geschichte um Aissa und Mo Diallo, die mit ihrer Tochter aus dem Senegal nach Deutschland geflüchtet ...

Jay Schmitt muss den Mord an einer alten Frau im Seniorenheim aufklären - parallel dazu entwickelt sich eine Geschichte um Aissa und Mo Diallo, die mit ihrer Tochter aus dem Senegal nach Deutschland geflüchtet sind. Wie die beiden Geschichten zusammenhängen und warum alte deutsche Volkslieder eine Rolle spielen, wird in kurzen, spannenden Abschnitten erzählt.

Die ersten Kapitel sind etwas verwirrend, wenn man – wie ich – den Vorgängerband nicht gelesen hat und ich habe ein paar Seiten gebraucht, bis ich den richtigen Zugang zu Jay und der Story gefunden habe. Der Roman wird dann aber zunehmend spannender und vor allem in Aissas und Mos Geschichte entwickelt sich ein gutes Gefühl für die Figuren und die Geschichte beginnt runder zu werden.

Die Stärke dieses Kriminalromans liegt vor allem in den Dialogen, die lebensecht und authentisch wirken. Oftmals durch indirekte Rede wiedergegeben, gaben sie mir das Gefühl selbst mitermitteln und Jays Schlussfolgerungen unmittelbar folgen zu können.
Die Themen Polizeigewalt und rassistisches und rechtes Gedankengut innerhalb der Polizei werden überzeugend behandelt und entfalten ihre Wirkung auch durch die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Viele falsche Fährten und kleinere Rätsel laden zum Mitraten ein und machen den Roman erst richtig lesenswert. Gut fand ich auch, dass bis zum Ende offen bleibt, ob es ein Täter oder eine Täterin ist!

Besonders haben mir die weiblichen Figuren gefallen: Aissatou, die zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Deutschland geflüchtet ist und Sonya, Jays Ex-Freundin, die jetzt mit einer Frau zusammenlebt, an der Jay aber immer noch hängt und die ihm dann bei den Ermittlungen hilft. Ich hätte nichts dagegen, wenn Sonya im nächsten Band übernimmt und Jay dann ihr bei den Ermittlungen hilft.

Anfangs war ich ein bisschen genervt, weil es ja schon mehr als genug Krimis gibt, die in/um/unter Berlin spielen, aber die Diversität der Figuren und die historischen Hintergründe rechtfertigen für mich Berlin als Austragungsort der Morde.

Ein spannender, wenn auch teilweise verwirrender Kriminalroman, der sich mit aktuellen und gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzt und sich durch falsche Fährten und überraschende Momente auszeichnet!

Veröffentlicht am 10.11.2018

Spannender Einblick in die Geschichte der Frauen in China!

Mulans Töchter
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Man sollte sich vom eher schlichten Cover dieses Buchs nicht davon abhalten lassen, einen Blick hinein zu riskieren.
Bettina Vriesekoop schildert ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke, die sie bei ...

Man sollte sich vom eher schlichten Cover dieses Buchs nicht davon abhalten lassen, einen Blick hinein zu riskieren.
Bettina Vriesekoop schildert ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke, die sie bei einem Besuch in Peking mit verschiedenen Interviewpartnerinnen gesammelt hat. Begleitet wird sie dabei immer von ihrer Assistentin Hu Ye. Sie interviewt u.a. eine ehemalige Sexarbeiterin, die eine NGO gegründet hat, eine lesbische und eine bisexuelle Frau, die beide für Durex arbeiten, eine Ärztin, die über Sexualität aufklärt und eine Frau, die mit 27 noch unverheiratet ist und deshalb als Essensrestchen „Shengnü“ gilt.

Sie reden mit den Frauen über Sexualität, die Rolle der Frau und vor allem über den Erwartungsdruck dem alle Chinesinnen und Chinesen ausgesetzt sind. Der Staat übt Kontrolle aus, ebenso die Eltern, die in den Kindern nur ein Mittel sehen um den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden.

Vriesekoop schreibt dabei überraschend fesselnd und unterhaltsam, auch wenn es Wiederholungen gibt. Sie beschreibt ihre persönlichen Eindrücke von der Umgebung und den Frauen selbst, fügt gelegentlich ihre eigenen Gedanken hinzu. Außerdem bezieht sie sich oft auf Pearl S. Buck, die sie offenbar stark in ihrer Sichtweise auf China beeinflusst hat.

Ich war ziemlich überrascht wie flüssig sich das Buch liest. Ich hatte von der Leseprobe eher eine sachliche und sehr nüchterne Sprache erwartet, aber als die Autorin anfängt, die Frauen zu interviewen, entwickelt sich ein Lesefluss, der sich durch das ganze Buch zieht.
Es gelingt ihr die Geschichte der Frauen in China spannend und interessant zu erzählen, sie mit genügend Details zu untermalen und ihren eigenen Blickwinkel darzustellen.
Ein spannender Einblick in die Geschichte der Frauen in China!

Veröffentlicht am 02.11.2018

Feministisches Einmaleins

No More Bullshit
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Das Frauennetzwerk Sorority hat eine Sammlung von 19 eigenständigen Beiträgen zum Thema Feminismus herausgegeben. Diese beschäftigen sich damit, sexistische Bullshit Phrasen zu entlarven und die genannten ...

Das Frauennetzwerk Sorority hat eine Sammlung von 19 eigenständigen Beiträgen zum Thema Feminismus herausgegeben. Diese beschäftigen sich damit, sexistische Bullshit Phrasen zu entlarven und die genannten dann zu entkräften. Die Lesenden erhalten einen guten Überblick über die gängigsten sexistischen Sprüche und Vorurteile und was man ihnen am besten entgegensetzt.

Die Themen werden dabei auf unterschiedliche Art und Weise behandelt und bieten einen unterschiedlich tiefen Einblick in verschiedene feministische Ansätze. So wird zum Beispiel der Unterschied zwischen Feminismus und Humanismus erklärt, deutlich gemacht, dass Frauen in vielen Bereichen Männern (immer noch) nicht gleichgestellt sind und gezeigt, dass auch Männer vom Feminismus profitieren.
Die Sprache ist dabei überwiegend gut verständlich, modern und einfach zu lesen, nur einzelne Beiträge verlieren sich in sehr wissenschaftlicher Ausdrucksweise. Die grafische Gestaltung gefällt mir gut, Grafiken und Listen lockern den Fließtext auf, der Kontrast zwischen Gelb und Schwarz wirkt wie ein Alarmsignal, was bei dem Thema auch gut passt. Die Kapitel sind sehr kurz gefasst, umfassen meist nur 4-6 Seiten.

Leider vermisse ich bei den durchaus überzeugenden Fakten, die als Argumente angeführt werden, die Quellenangaben, die zusammen mit einer allgemeinen Liste von weiterführenden Links und Büchern das Buch bereichern und die selbstständige Suche erleichtern würden.
Außerdem fehlt mir eine Erklärung für das nicht durchgehend nachvollziehbare Gendern der Begriffe Männer und Frauen, ob diese sich jetzt auf das biologische Geschlecht beziehen oder auf das empfundene, wird den Lesenden zur eigenen Interpretation überlassen.
Beim Blick auf die Porträts der jeweiligen Verfasserinnen fällt außerdem recht deutlich auf, dass auf Diversität wenig Wert gelegt wurde, was bei einer eigentlich so vielfältigen Auseinandersetzung mit Feminismus wirklich schade ist.

Mir hat vor allem der Beitrag der Wissenschaftlerin, Rapperin, Performance-Künstlerin und Autorin Reyhan Sahin aka Lady Bitch Ray gefallen, die ihre explizite Kritik auch sprachlich sehr überzeugend und mit Nachdruck vermittelt.
Auch die Darstellung verschiedener Strategien, die entsprechende Gesprächspartner
innen nutzen, um sich jeder sachlichen Diskussion zu entziehen, wirkt aufschlussreich. Die angebotenen Tipps, wie man sich dagegen wehren kann, bedürfen aber noch der praktischen Überprüfung.

Die Sammlung der Stammtischweisheiten zeigt, dass Feminismus immer noch negativ behaftet ist; dass Feminismus nicht nur für Frauen, sondern alle Menschen da ist und dass Menschen miteinander reden und sich vor allem zuhören müssen, um Vorurteile und Diskriminierung hinter sich zu lassen. Insofern bietet das Buch gute Diskussions- und Denkanstöße, die daraufhin selbstständig vertieft werden müssen. Aber die Vielfältigkeit der Beiträge bietet einen guten Einstieg in das Thema Feminismus.