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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2021

Absolut empfehlenswertes Erstlingswerk

SCHIKANE
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Das Lesen eines Erstlingswerkes ist immer ein wenig wie eine Wanderung durch neues Gebiet. Wenn man anfängt, weiß man nicht, ob einen öde, langweilige Landstriche oder ein abenteuerlicher Dschungel erwartet. ...

Das Lesen eines Erstlingswerkes ist immer ein wenig wie eine Wanderung durch neues Gebiet. Wenn man anfängt, weiß man nicht, ob einen öde, langweilige Landstriche oder ein abenteuerlicher Dschungel erwartet. Adrian Zeyher ist mit Schikane ein blühendes, lebendiges Meisterwerk gelungen, welches man ungern wieder verlässt. Wie bei einer Wanderung läuft man einfach los, ohne zu wissen, wo man ist, was man erlebt. Doch je mehr sich der Schleier lichtet, desto gefangener ist man in der Geschichte.

Leonard Kaczmarek ist ein ganz besonderer Kommissar. Nicht exzentrisch, eigenbrötlerisch oder extrem egoman, wie man es oft in anderen Büchern erlebt, sondern eher Typ Opfer. Leonard kämpft Zeit seines Lebens mit Mobbing und den Auswirkungen davon. Auch jetzt, bei der Polizei, ist er den Schikanen eines Kollegen ausgesetzt. Daher freut es ihn umso mehr, als sein Freund aus Jugendtagen sich in sein Revier versetzen lässt. Der erste gemeinsame Fall ist auch sogleich der Mord an einem Jugendlichen, welcher bekannt dafür war, seine Opfer zu schikanieren. Ein möglicher Täter, das Lieblingsopfer des Ermordeten, ist schnell gefunden. Doch ist der Fall wirklich so schnell gelöst?

Mit Leonard Kaczmarek ist Adrian Zeyher eine ganz besondere Figur gelungen. Er wirkt auf den ersten Blick unglaublich unscheinbar und geradezu langweilig und man möchte ihn so oft schütteln, damit er sich nicht ständig selbst im Wege steht. Er ist das perfekte Sinnbild dafür, was Mobbing in der Schule aus einem macht. Dass man es eben nicht später einfach ad acta legen kann, wenn man gerade in der prägenden Zeit des Lebens gelernt hat, wie gemein andere Menschen sein können. Seine Freunde aus der Schulzeit, die Brüder Viktor und Ragan, von denen einer im Gefängnis sitzt, sind das genaue Gegenteil und gerade diese beiden extremen Pole machen die Freundschaft und auch das Buch für die Leser spannend. Man verzeiht gerade Viktor vieles, was man anderen nicht verzeihen würde, eben weil er so gut zu Leo ist. Die psychologische Komponente gibt dem Buch eine ungeahnte Tiefe, ohne jemals belehrend zu wirken. Man kann sich drauf einlassen, muss es aber nicht.

Nicht nur die Protagonisten, auch die Story selbst ist nicht zu verachten. Ein packender Schreibstil gepaart mit einem hohen Spannungsbogen voller unerwarteter Wendungen sorgt dafür, dass man den Thriller nicht aus der Hand legen kann.

Ich bin von diesem Buch absolut überzeugt und begeistert und kann es nur empfehlen. Dem Autoren wünsche ich alles Gute und hoffe, bald wieder ein Werk von ihm in Händen halten zu können.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Wunderschöne Neuauflage

Athanor 1: Der letzte Krieger
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„Der letzte Krieger“, ein Buch, welches ich vor einigen Jahren verschlungen habe, wurde neu aufgelegt: Hardcover, Lesebändchen, Illustrationen von Timo Kümmel... Ich musste es einfach haben und bin nach ...

„Der letzte Krieger“, ein Buch, welches ich vor einigen Jahren verschlungen habe, wurde neu aufgelegt: Hardcover, Lesebändchen, Illustrationen von Timo Kümmel... Ich musste es einfach haben und bin nach wie vor begeistert.
Athanor scheint der letzte Krieger des Menschengeschlechts zu sein, woran er selbst nicht ganz unschuldig zu sein scheint. Um nicht ganz unnötig und allein durch die Welt zu wandeln, betreibt er Handel mit Elfen und Zwergen, da diese niemals freiwillig miteinander zu tun haben würden. Auch jetzt ist er, begleitet von zwei Elfen wieder auf dem Weg zu den Zwergen. Doch die Elfen spielen ein falsches Spiel mit ihm und so wird sein Leben doch aufregender als vermutet.
Kaum hat er diese Hürde gemeistert, sieht er sich aber einer Gefahr gegenüber, die ein Volk allein nicht bekämpfen kann. Werden nun alle Völker Ardaias vernichtet?
 
Meine Meinung:
Der letzte Krieger ist ein Debütroman, der mich schon damals absolut überzeugt hat. Gerade bei Fantasy ist es immer schwer, eine stimmige Geschichte zu erschaffen, da ja ganze Welten neu erfunden werden müssen. Dies ist hier sehr gut gelungen. Die einzelnen Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und es gefällt mir ungemein, wie differenziert die einzelnen Völker ausgearbeitet wurden. Man trifft auf den Menschen, Trolle, Zwerge und Elfen und jedes Volk ist so unglaublich liebevoll gestaltet, dass es vor dem inneren Auge zum Leben erwacht. . Die Geschichte ist in sich stimmig und auch abgeschlossen, gibt aber Spielraum für eine Fortsetzung, was mich sehr freut. Der Spannungsbogen ist stets gespannt und ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt. Besonders gefallen hat mir der Humor Athanors und der der Trolle. Gerade die Trolle haben mich in ihren Bann gezogen und ich wurde zu ihrem heimlichen Fan.

Die neue Gestaltung ist absolut stimmig und wunderschön. Ich hatte Athanor ein wenig anders vor meinem geistigen Auge als Timo Kümmel, aber das macht nichts. Das Personenverzeichnis war für mich nicht besonders wichtig, da die einzelnen Figuren im Buch so präsent sind, dass man da schnell einen Überblick bekommt. Dafür habe ich sehr gerne im Ardaia Lexikon geblättert und fand auch den Werkstattbericht sehr interessant.
 
Fazit: Eine absolute Leseempfehlung für alle Fantasyfans.  Auch wer es schon gelesen hat, wird mit dieser Ausgabe viel Freude haben.

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Leseempfehlung

Jenseits von tot
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Jenseits von Tot ist der Abschluss Lucie Flebbes Trilogie um Eddie Beelitz und ihren Freund Zombie. Normalerweise ist es etwas, sagen wir, unklug, mit einem Finale in eine Reihe zu starten, doch ich habe ...

Jenseits von Tot ist der Abschluss Lucie Flebbes Trilogie um Eddie Beelitz und ihren Freund Zombie. Normalerweise ist es etwas, sagen wir, unklug, mit einem Finale in eine Reihe zu starten, doch ich habe mich in die Seiten gestürzt, da ich gerne von Lucie Flebbe lese und mir sicher war, auch an diesem Buch meine Freude zu haben.

Die Polizistin Eddie Beelitz arbeitet nur Teilzeit, was leider oft, naja, immer, dazu führt, dass sie wie eine gutbezahlte Sekretärin behandelt wird und kaum bis garnicht in Ermittlungsarbeit involviert ist. Dabei ist sie richtig gut. Der Staatsanwältin ist dies bewusst und so holt sie Eddie explizit ins Team, als auf einem alten Zechengelände eine Leiche gefunden wird. Ziemlich schnell wird klar, dass die Tote nicht gerade beliebt ist. Als die Ermittlungen in etwas zwielichtes Milieu abdriften, bittet Eddie ihren Freund Zombie um Hilfe und sorgt damit unbewusst dafür, dass dieser mit seinem dunkelsten Geheimnis konfrontiert wird.

Wie schon erwähnt, kannte ich die beiden Vorgängerbände nicht, was meinen Lesespaß aber in keinster Weise getrübt hat. Zwar kann man an der Entwicklung der Figuren nicht mehr teilhaben, aber bekommt dafür perfekt ausgearbeitete Protagonisten vorgesetzt, die es dem Leser leicht machen, richtig in die Story eintauchen zu können. Eddie und Zombie, besonders Zombie, sind keine 08/15 Protagonisten. Gerade Zombie ist eben weder der Bad Boy noch der geläuterte Bad Boy, der durch die Liebe weichgewaschen wurde, sondern eine schillernde Persönlichkeit aus schwierigem Umfeld. Er zeigt in diesem Buch viele Seiten und es ist eine wahre Freude, allein ihn durch die Seiten zu begleiten. Die Autorin hatte während des gesamten Schreibprozesses die Spannungskurve im Blick und schafft es somit, den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.

Lucie Flebbe schneidet in ihrem Buch viele Themen an, drängt sie ihren Lesern aber nicht au, sondern überlässt es jedem einzelnen, sich dazu Gedanken zu machen, oder sie einfach als Teil der Story zu sehen und darüber hinwegzulesen. Das gefällt mir sehr gut. Wir hätten hier als Hauptschwerpunkt eine Wachkoma WG, die sehr deutlich darauf hinweist, dass es einen großen Pflegenotstand gibt. Auch überforderte Schwangere, Mobbing während der Geburt und ein klein wenig Rassismus werden aufgegriffen, aber nie irgendwie gezwungen, sondern perfekt in die Story eingebunden.

Alles in allem ein wirklich gelungenes Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe und welches nicht nur Appetit auf die Vorgänger macht, sondern auf Lucie Flebbe im Allgemeinen. (Ihre Bücher natürlich).

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Wenn Kinder morden

Blutgott
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Veit Etzold ist für mich schon seit längerem ein Garant für spannenden Lesegenuss und auch dieses Mal hat er mich, wie gewohnt, gepackt, gefesselt und ein wenig in Grauen versetzt.

Eine junge Frau wird ...

Veit Etzold ist für mich schon seit längerem ein Garant für spannenden Lesegenuss und auch dieses Mal hat er mich, wie gewohnt, gepackt, gefesselt und ein wenig in Grauen versetzt.

Eine junge Frau wird von einer Gruppe Jugendlicher, fast Kinder, im Zug ermordet. Die Täter sind schnell gefasst, sind sie doch mit 13 Jahren noch strafunmündig und brauchen sich aus diesem Grunde nicht zu verstecken. Killer- Spiele völlig neu interpretiert.

Clara Vidalis und ihr Team ermitteln effizient wie eh und je und finden bald eine Spur, die ins Dark Web führt. Der „Blutgott“ rekrutiert Jugendliche unter 14 Jahren und motiviert sie zu immer grausameren Slash Mobs. Werden sie den Blutgott finden? Und wie viele Menschen müssen sterben, bis sie ihn haben?

Veit Etzold weiß, wie er den Leser packen kann. Sehr bildgewaltig beschreibt er nicht nur das Setting, so kann sich zum Beispiel jeder Bahnfahrer das Abteil mehr als bildlich vorstellen und hat nahezu den typischen Bahngeruch in der Nase, nein, auch die Morde werden sehr detailliert geschildert. Damit muss man umgehen können, ich mag es sehr.

Auch das Thema ist sicher nicht für jedermann. Pöbelnde Jugendliche hat wohl jeder schon erlebt, aber mordende Jugendliche, fast Kinder? Wie fühlt man sich als Elternteil, wenn das Kind, welches doch vor Kurzem noch mit großen Augen die Welt erkundet hat, plötzlich zum Mörder wird? Das sind Fragen, die sich beim Lesen unweigerlich stellen. Ich liebe es, bei Thrillern über Fragen nachzudenken, die mit der Lösung des Falles nichts zu tun haben, sondern mit der Psychologie, die dahintersteckt. Bücher, über die ich während des Lesens reden möchte. Dies ist bei Veit Etzolds Büchern sehr oft der Fall.

Ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle, die sich vom Klappentext angezogen fühlen.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Wenn Glaube gefährlich wird

Ein wenig Glaube
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Dieses Buch beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle spielt dort mit seinem Enkel, bevor die zwei den Grabstein des als Kleinkind verstorbenen ersten Kindes Lyles und Pegs säubern. Diese Szene hat ...

Dieses Buch beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle spielt dort mit seinem Enkel, bevor die zwei den Grabstein des als Kleinkind verstorbenen ersten Kindes Lyles und Pegs säubern. Diese Szene hat in mir absolute Begeisterung für das Buch geweckt, denn zum Einen beschreibt sie Friedhöfe auf eine mir sehr angenehme Art, als friedvolle Orte der Begegnung, zum anderen wird Lyle und auch sein Enkel Isaac sehr herzlich eingeführt. Lyle ist ein bodenständiger Mann, herzensgut, hart arbeitend, wie ich es von meinem Großvater her kenne. Er kümmert sich nicht nur aufopferungsvoll um seinen schwerkranken Freund Hoot, sondern eben auch um seinen Enkel Isaac, der mit seiner Mutter bei den Großeltern lebt.

Isaacs Mutter Shiloh, die von Lyle und Peg adoptiert wurde, ist streng gläubig, aber gehört nicht der Kirche ihrer Eltern an, sondern hängt mit Leib und Seele an einer kleinen Glaubensgemeinschaft, die ihr Leben völlig in Anspruch nimmt. Lyle und Peg müssen sich bald fragen, wie weit Glaube gehen darf und wann sie einschreiten müssen, um Kind und Enkel zu retten.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist das ganze Drumherum. Nicht nur das Setting, welches einen geradezu in ein kleines amerikanisches Dorf katapultiert, sondern auch alle Protagonisten, die so wundervoll vielschichtig gezeichnet sind, dass sie vor dem inneren Auge zum Leben erwachen. Gerade Lyle eroberte mein Herz im Sturm und wurde im Verlauf der Geschichte zu einem Freund. Aus diesem Grund leidet und fühlt man auch mit.

Das Thema des Buches ist nicht nur gut gewählt, sondern auch gut umgesetzt.Auch wenn es so scheint, als würden die Menschen immer weniger glauben, so scheinen sie doch einen Anker zu brauchen und suchen diesen in gefährlichen religiösen Randgruppen. Das müssen nicht unbedingt die bekannten Sekten sein, sondern können tatsächlich auch kleine Glaubensgemeinschaften sein. Hier wird sehr eindringlich beschrieben, wie gefährlich diese Gemeinschaften sein können, wenn sie sich völlig abkapseln. Thema dieses Buches ist die Geistheilung, die schon vielen Menschen und vorallem Kindern das Leben gekostet hat, da man sich auf den Glauben verlassen hat und medizinische Hilfe ablehnte. Rational gesehen wissen wir alle, wie, ja, dämlich dies doch ist, aber es gibt eine Szene im Buch, da möchte man am liebsten selbst an ein Wunder glauben und merkt plötzlich, dass man an eine der Stellschrauben gelangt ist, an der Mitglieder dieses Glaubens drehen, um neue Jünger zu rekrutieren.

Dieses Buch hat mich durch seinen Stil, seinen Inhalt und seine Figuren von Anfang bis Ende begeistert.

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