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Veröffentlicht am 13.12.2020

ein kurzweiliger New Adult Roman für Zwischendurch, dem es insgesamt etwas an Tiefgang und Aspekten mangelt, die ihn zu etwas Besonderem machen würden

Breakaway
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Breakaway ist ein kurzweiliger New Adult Roman für Zwischendurch, der durchaus zu unterhalten vermag, doch bedauerlicherweise nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben wird, weil es der Geschichte insgesamt ...

Breakaway ist ein kurzweiliger New Adult Roman für Zwischendurch, der durchaus zu unterhalten vermag, doch bedauerlicherweise nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben wird, weil es der Geschichte insgesamt etwas an Tiefgang und Aspekten mangelt, die sie zu etwas Besonderem oder jedenfalls zu einer besonders guten Liebesgeschichte machen würden.

Lia und Noah sind zwei sympathische Protagonisten, für die man sich mit der Zeit auch ein wenig erwärmt, bleiben insgesamt aber noch zu blass und definieren sich hauptsächlich über ihre jeweiligen Probleme, seien es nun familiäre Schwierigkeiten oder Geschehnisse in der Vergangenheit, die sie nicht loslassen. Abgesehen von diesen Problemen sowie ihren beruflichen Interessen, erfährt man viel zu wenig über die Charaktere, um eine echte Bindung zu ihnen aufbauen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass man ihre Reaktionen, insbesondere die von Noah, oftmals nicht nachvollziehen kann und mitunter für völlig überzogen hält. Dabei wird die Geschichte sowohl aus der Perspektive von Lia als auch aus der von Noah erzählt, sodass man als Leser eigentlich in der Lage sein sollte sich in beide Hauptfiguren gut hineinzuversetzen.

Es dauert eine Weile bis man eine gewisse Chemie zwischen Lia und Noah spürt, es gelingt Anabelle Stehl jedoch nicht die vermeintliche Anziehung zwischen ihnen greifbar zu machen, sodass echte Emotionen insoweit ausbleiben. Man kann daher nicht wirklich nachempfinden, was die beiden so zueinander hinzieht und warum genau sie sich nun ineinander verlieben. Wobei es einem leichter fällt sich vorzustellen, dass Lia sich in Noah verliebt, als umgekehrt, was u.a. an Noahs verständnisvoller Reaktion in einer gewissen Situation liegt, in der sicher nicht alle Männer sich Lia gegenüber so liebevoll verhalten hätten.

Die Nebenfiguren, allen voran Phuong und Daniel, können im Unterschied zu den Protagonisten dafür mehrfach richtig beim Leser punkten. Ihre individuellen Charakterzüge wurden wesentlich besser herausgearbeitet und machen sie zu Figuren, über die man gern noch viel mehr gelesen hätte. Umso enttäuschter ist man nach dem Lesen des ersten Bandes darüber, dass sie in keiner der beiden Fortsetzungen im Mittelpunkt stehen werden, obschon man auch über Noahs Geschwister Elias und Kyra gern mehr erfahren möchte und früher oder später deshalb zu den Romanen über sie greifen wird. Es bleibt einem nur zu hoffen, dass Phuong als Freundin von Kyra wenigstens ein paar kurze Auftritte im zweiten Teil haben wird.

Ein weiterer Pluspunkt ist auf jeden Fall das Setting, denn bei Breakaway handelt es sich um einen der wenigen New Adult Romane, die nicht in den USA, sondern in Deutschland angesiedelt sind. Berlin ist ein wundervoller Schauplatz, der eine tolle Kulisse für eine solche Liebesgeschichte bietet und im zweiten Band hoffentlich noch besser zur Geltung kommt als es bisher der Fall war.

Anlass zur Kritik geben neben ein paar Unstimmigkeiten beim zeitlichen Ablauf der Ereignisse vor allem die unzutreffenden Darstellungen gewisser juristischer und strafrechtlicher Belange, die vermutlich auf unzureichende Recherchen zurückzuführen sind. Darüber, dass es in Phuongs Studiengang (Jura) grundsätzlich kein Praxissemester gibt, kann man womöglich noch hinwegsehen, doch die Behauptung, dass jemand, der eine andere Person krankenhausreif geschlagen hat, trotz Kenntnis der Strafverfolgungsbehörden von dieser Tat sowie der Identität des Täters in Deutschland kein Strafverfahren zu befürchten hätte, weil das Opfer keine Anzeige erstattet hat, ist schlicht falsch, da eine Strafanzeige bzw. ein Strafantrag in solchen Fällen überhaupt nicht von Belang ist. Selbst wenn das Opfer ausdrücklich keine Strafverfolgung wünscht, obliegt die Entscheidung, ob das Verfahren eingestellt oder Anklage erhoben wird, allein der Staatsanwaltschaft. Möglicherweise fallen derartige Irrtümer nur Juristen auf, dennoch sollte ein so gravierender Fauxpas möglichst vermieden werden.

Für Spannung sorgen im Verlauf der Geschichte weniger die Beziehung zwischen Lia und Noah als vielmehr die vielen Geheimnisse, deren Enthüllung man gespannt erwartet. Die Auflösungen vermögen es im Endeffekt allerdings kaum zu überraschen, da verschiedene Hinweise genau darauf hingedeutet haben. Schade ist zudem, dass die Autorin den Leser an keiner der Aussprachen unmittelbar teilhaben lässt, sodass man sich die Einzelheiten entweder selbst zusammenreimen muss oder sie erst im Anschluss nach und nach erfährt.

Das bewegende Ende ist der Autorin dafür umso besser gelungen und schafft es den Leser schließlich doch noch zu Tränen zu rühren. Einen interessanten Vorgeschmack auf die Fortsetzung bietet außerdem der Epilog, der bereits aus Kyras Sicht geschrieben ist und noch einmal die Verbundenheit zwischen den drei Geschwistern betont. Darüber hinaus macht er definitiv neugierig auf die Fortsetzung, in der es Kyra dann vielleicht ebenfalls gelingen wird ihre Geschichte zu erzählen.


FAZIT

Breakaway ist ein solider New Adult Roman, der insgesamt ganz gut gefällt, dem aber noch das gewisse Etwas fehlt, sodass man sich wohl leider nicht allzu lange an die Geschichte von Lia und Noah erinnern wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 08.11.2019

die Geschichte ist durchaus interessant und behandelt wichtige Themen, es fehlt ihr jedoch an Spannung

Auf der Suche nach dem Kolibri
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Auf der Suche nach dem Kolibri ist eine eigentlich ganz schöne Geschichte, die allerdings erst kurz vor Schluss wirklich zu fesseln vermag, weshalb echte Begeisterung leider ausbleibt. Man möchte wissen, ...

Auf der Suche nach dem Kolibri ist eine eigentlich ganz schöne Geschichte, die allerdings erst kurz vor Schluss wirklich zu fesseln vermag, weshalb echte Begeisterung leider ausbleibt. Man möchte wissen, wie es weitergeht, verspürt aber keinen Drang ständig weiterzulesen, sodass man das Buch jederzeit problemlos zur Seite legen kann.
Ava Dellaira hat einen wundervollen und sehr angenehmen Schreibstil, schafft es lange Zeit jedoch nicht Spannung aufzubauen. Sie verschenkt in dieser Hinsicht vor allem dadurch so viel Potenzial, dass sie oftmals genau dann den Blickwinkel wechselt, wenn es gerade etwas aufregender werden könnte. Während derartige Perspektivwechsel normalerweise für anhaltende Neugier sorgen, nehmen sie der Geschichte hier das dringend benötigte Tempo und sorgen eher für unnötige Längen, zumal die Autorin nach einem solchen Wechsel auch gern mal bis zu 100 Seiten lang bei der jeweiligen Figur verweilt. Der Prolog weckt beispielsweise großes Interesse an der Gegenwart, danach folgt allerdings ein so langer Sprung in die Vergangenheit, dass man sich kaum noch an die ersten Seiten erinnern kann, als Angie endlich wieder in Erscheinung tritt. So kommt die Handlung erst im letzten Viertel richtig in Schwung, was sich zwar noch positiv auf die Bewertung auswirkt, einen die vorherigen Durststrecken aber nicht mehr vergessen lässt.

Grundsätzlich ist indes nichts dagegen einzuwenden, dass die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt wird, nämlich denen von Angie und Marylin – Mutter und Tochter – wobei Marilyns Kapitel vollständig in der Vergangenheit angesiedelt sind und von ihrem Leben in der Zeit erzählen, in der sie etwa so alt war wie Angie heute, wohingegen Angies Passagen überwiegend in der Gegenwart spielen. Letztere werden manchmal von Rückblenden durchbrochen, die gelegentlich für Verwirrung sorgen, da man mitunter nicht weiß, ob eine Szene sich gerade in der Gegenwart oder der Vergangenheit abspielt. Im Grunde erzählt die Autorin somit zwei Geschichten in einer, die von Marilyn und die von Angie.

Infolgedessen gibt es mehr oder weniger auch zwei zarte Liebesgeschichten, doch obwohl man sowohl James als auch Sam ganz gerne mag, kommen die Emotionen aus keiner der beiden Beziehungen wirklich beim Leser an. Man interessiert sich zwar dafür, zumal die Protagonistinnen Angie und Marilyn beide ebenfalls sympathisch sind – Marilyn mag man fast noch lieber als ihre Tochter – spürt aber keinerlei Funken fliegen. Bei James und Marilyn kann man anfangs zudem nicht ganz nachvollziehen, warum sie sich so zueinander hingezogen fühlen bzw. was sie am jeweils anderen besonders schätzen. Angies Verhalten Sam gegenüber kann man mitunter ebenso wenig verstehen.

Die Handlung ist lange Zeit sehr ruhig, geht trotz einiger guter Ansätze zwischendurch nur schleppend voran und ist insgesamt zu ereignislos. Die Auflösung der aufgeworfenen Probleme erfolgt erst sehr spät, sodass die dringendsten Fragen kurz vor Schluss noch immer offen sind. Erstaunlicherweise gelingt es Ava Dellaira dennoch zumindest einige Fragen zufriedenstellend zu beantworten, ein paar andere Fragen bleiben hingegen offen. Mit manchen Vermutungen liegt man am Ende richtig, mit anderen nicht, denn die Autorin hat zum Glück noch die eine oder andere unerwartete Wendungen auf Lager. So kommt unverhofft sogar noch eines der wohl größten Probleme der us-amerikanischen Gesellschaft zur Sprache. Generell ist der Schluss viel tiefgründiger und ergreifender als erwartet. Gewisse Szenen rühren den Leser schließlich mehrfach zu Tränen, womit endlich die Gefühle transportiert werden, auf die man so lange vergeblich gewartet hat.

Eine erfreuliche Überraschung, die der Klappentext so nicht vermuten lässt, zumal es auch nicht im Mittelpunkt steht, ist darüber hinaus wie eindringlich, doch zugleich authentisch und nicht übertrieben dramatisch die Autorin sich im Verlauf des Buches mit dem Thema Rassismus beschäftigt. Die unaufdringliche Auseinandersetzung mit dieser wichtigen Problematik, die sich rückblickend durch die gesamte Handlung zieht, ist definitiv einer der besten Aspekte des Buches.

FAZIT
Auf der Suche nach dem Kolibri kann inhaltlich leider nur teilweise überzeugen. Die Geschichte ist durchaus interessant und behandelt wichtige Themen, es fehlt ihr jedoch an Spannung, weshalb Ava Dellaira es nicht schafft den Leser richtig zu fesseln oder zu begeistern.

Veröffentlicht am 08.11.2020

eine insgesamt eher mittelmäßige, aber immerhin schnell gelesene Fortsetzung, die man im Grunde nur liest, weil sie zur Reihe dazu gehört

Crossfire. Hingabe
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Crossfire – Hingabe ist eine Fortsetzung, die in gewisser Hinsicht deutlich besser ist als der Vorgänger, doch leider nicht in jeder, und daher insgesamt eher mittelmäßig bleibt.
Positiv hervorzuheben ...

Crossfire – Hingabe ist eine Fortsetzung, die in gewisser Hinsicht deutlich besser ist als der Vorgänger, doch leider nicht in jeder, und daher insgesamt eher mittelmäßig bleibt.
Positiv hervorzuheben ist zunächst, dass der Anteil an genretypischen Erotikszenen nun etwas ausgewogener ist, die Sexszenen die Handlung also nicht ständig völlig überlagern. Viele dieser Szenen – Fakt ist, dass Eva und Gideon überdurchschnittlich oft miteinander intim werden – werden nur angedeutet, aber nicht jedes Mal ausführlich beschrieben, was eine vorzugswürdige Herangehensweise ist. Schade ist allerdings, dass dies zu Lasten der Vielseitigkeit geht, also oftmals genau die gleichen sexuellen Handlungen erneut näher ausgeführt werden. Erst am Ende bringt Sylvia Day diesbezüglich mehr Abwechslung hinein. Sprachlich sind all diese Szenen zudem nach wie vor ziemlich vulgär und mitunter alles andere als anregend, manchmal sogar ganz im Gegenteil.

Der vierte Band wird abwechselnd aus den Perspektiven von Eva und Gideon geschildert, was im Falle von Gideon zwar durchaus aufschlussreich, im Hinblick auf seine Sympathie jedoch nicht unbedingt von Vorteil ist. Dabei ist es inzwischen vor allem dem grundsätzlichen Interesse an den Protagonisten geschuldet, dass man die Reihe überhaupt weiterverfolgt, denn andere Reihen innerhalb dieses Genres sind insbesondere stilistisch wesentlich gelungener. Außerdem sollte man sich an die bisherigen Ereignisse noch einigermaßen gut erinnern, ansonsten könnte es einem vereinzelt schwer fallen dem Geschehen zu folgen bzw. gewisse Zusammenhänge herzustellen.

Die Handlung ist überwiegend fesselnd, da Eva und Gideon vor zahlreichen Herausforderungen stehen und Gideon einige Feinde hat, die sich an ihm für begangenes Unrecht rächen wollen, schlimmstenfalls indem sie Eva verletzen, um ihn zu treffen. Zwischendurch hat die Geschichte allerdings auch ihre Längen, vor allem hinsichtlich der nicht ganz unbeträchtlichen Beziehungsprobleme des Paares. Statt von Liebe und Harmonie ist ihre Ehe vielmehr von gegenseitiger Abhängigkeit geprägt; statt Probleme zu bewältigen, kommen stetig neue hinzu, für die meistens Gideon verantwortlich ist.

Er begleitet Eva zwar zur Therapie, gibt anfangs aber nur vor an der Beziehung bzw. sich selbst zu arbeiten und bleibt verschlossen. Er sieht keinen Sinn darin sich zu öffnen und scheint absolut nicht gewillt sich zu ändern. Völlig zu Recht kritisiert Eva, dass er Schwierigkeiten vor ihr verbirgt und sie in wichtige Entscheidungen nicht einbezieht. Das führt am Ende dazu, dass sie verständlicherweise die ganze Beziehung in Frage stellt und nicht weiß, ob sie noch eine Zukunft hat. Gideon beteuert nicht zum ersten Mal sich bessern zu wollen, doch selbst wenn er es wirklich ernst meinen sollte, könnte es dafür nun zu spät sein.

Evas Wut und dass sie sich darüber klar werden muss, ob sie auf Dauer mit Gideons Verhalten Leben kann, kann man, im Gegensatz zu Gideons Haltung, die meist auf Unverständnis stößt, als Leser sehr gut nachvollziehen. Von der krassen Abhängigkeit der beiden voneinander kann man das aber nicht behaupten. Vor allem Gideon scheint es nicht einen einzigen Tag ohne Eva auszuhalten – oder müsste man sagen ohne seine Frau zu überwachen und zu kontrollieren? Es ist ein Wunder, dass sie ohne das kleinste bisschen Freiraum überhaupt noch atmen können. Die psychologische Hilfe, die sie sich glücklicherweise schon gesucht haben, ist insofern also dringend nötig – auch nach Ansicht ihres Therapeuten.

Die Randfiguren nehmen in Crossfire – Hingabe neben den Protagonisten erstaunlich wenig Raum ein und tauchen nur selten auf. Cary ist zwar nach wie vor eine wichtige Person in Evas Leben, kommt jedoch definitiv etwas zu kurz. Dafür rückt Evas Kollegin und Freundin Megumi kurzzeitig ein wenig mehr in den Vordergrund.

Richtige Spannung kommt erst auf, als sich der Streit zwischen Eva und Gideon in der zweiten Hälfte langsam aber sicher zuspitzt. Das Ende kommt für den Leser schließlich ziemlich überraschend und das nicht unbedingt auf positive Art. Man kann nur hoffen, dass sich nun tatsächlich etwas ändert und bestimmte Figuren im finalen fünften Band nicht sofort wieder in alte Muster verfallen. Irgendwann wird man den letzten Teil nämlich sicher auch lesen, allerdings weniger, weil man beim Lesen so gut unterhalten wird und mehr, weil man nach vier Bänden eben einfach wissen möchte, wie die Geschichte um Eva und Gideon endet.

FAZIT
Crossfire – Hingabe ist eine insgesamt eher mittelmäßige, aber immerhin schnell gelesene Fortsetzung, die man im Grunde nur liest, weil sie zur Reihe dazu gehört und man wissen möchte, wie es mit den Charakteren weitergeht.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

leider ein eher enttäuschendes Ende

Paper Girls 6
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Paper Girls 6 stellt trotz der rasanten und durchaus fesselnden Handlung bedauerlicherweise ein eher enttäuschendes Finale dar, wenn man diese außergewöhnliche Reihe des Teams rund um Autor Brian K. Vaughan, ...

Paper Girls

6 stellt trotz der rasanten und durchaus fesselnden Handlung bedauerlicherweise ein eher enttäuschendes Finale dar, wenn man diese außergewöhnliche Reihe des Teams rund um Autor Brian K. Vaughan, die einst so vielversprechend begonnen hatte, als Ganzes betrachtet. Darüber kann auch das recht unerwartete Bilderbuch-Happy-End leider nicht wirklich hinweg trösten.
Der sechste Band setzt wie gewohnt unmittelbar am Schluss des Vorgängers an und man ist sofort wieder mitten im Geschehen. Die Geschichte schreitet erneut sehr zügig voran und am Ende überschlagen sich die vielen Ereignisse geradezu. Doch statt endlich lang ersehnte Antworten auf die vielen bisher aufgeworfenen und nach wie vor offenen Fragen zu finden, ist man am Ende schließlich genauso verwirrt wie zu Beginn der Reihe, wenn nicht sogar noch mehr. Es ist überaus frustrierend zu erkennen, dass man also die ganze Zeit vergeblich auf Antworten gewartet hat, die man zumindest in dem begehrten Ausmaß nun wohl nie erhalten wird.

Zwar werden hier und da Informationen geteilt oder Erklärungsversuche unternommen, diese fügen sich aber nie richtig zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen – so als hätte man Puzzleteile, die einfach nicht zueinander passen. Bei einer so komplexen Geschichten und dieser schwierigen Thematik – Zeitreisen sind nun einmal etwas komplizierter als das kleine Einmaleins – wären definitiv ausführlichere oder bessere Erklärungen notwendig gewesen, damit letztlich alle Zusammenhänge ein schlüssiges Konzept ergeben. Stattdessen bleibt der erhoffte Aha-Effekt leider aus, sodass man allenfalls eine vage Ahnung bzw. lose Vermutungen in Bezug darauf hat, wie die verschiedenen Elemente der Geschichte eigentlich zusammenhängen. Einige Kreaturen und Aspekte lassen sich dagegen überhaupt nicht einordnen. So bleiben zum Beispiel der Konflikt zwischen den Oldtimern und den Nachkommen sowie die Rolle einiger Charaktere weiterhin unklar.

Insgesamt wird alles viel zu schnell abgehandelt und ein bis dahin scheinbar unlösbarer Konflikt, ein Krieg, der eine ungeahnte Zeitspanne andauerte, löst sich plötzlich in Wohlgefallen auf. Man hat das Gefühl, dass hier viel Potenzial verschenkt wurde, und man am Ende mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen wird. Das ist ausgesprochen schade, denn was dadurch bleibt ist eine Reihe, die man immerhin gern gelesen hat, deren roter Faden einem jedoch schlussendlich verborgen bleibt, sodass die Geschichte nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben wird, weil man sie in ihrer Gesamtheit schlicht nicht erfassen konnte und man daher nicht so recht versteht, was der Autor einem damit nun sagen wollte.

Dem Illustrator Cliff Chiang kann man indes keinen Vorwurf machen, seine Zeichnungen sind nämlich von gleichbleibender Qualität. Über die Kritikpunkte im Hinblick auf die Handlung kann man deshalb aber trotzdem nicht hinwegsehen.

FAZIT
Statt eines fulminanten Finales bekommt man mit Paper Girls

6 leider ein eher enttäuschendes Ende geboten, das insbesondere aufgrund der zahlreichen unbeantworteten Fragen einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

lesenswert, aber nicht genauso gut wie die Trilogie

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange ist ein interessantes Prequel, dem man seit der ersten Ankündigung gespannt entgegen fieberte, das den Leser am Ende aber leider eher zwiegespalten ...

Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange ist ein interessantes Prequel, dem man seit der ersten Ankündigung gespannt entgegen fieberte, das den Leser am Ende aber leider eher zwiegespalten zurücklässt und nicht gänzlich zu überzeugen vermag.
Coriolanus Snow, den man aus der zeitlich mehrere Jahrzehnte später spielenden Trilogie als Präsident Snow kennt, ist – schon in seiner Jugend – durch und durch ein Narzisst, dessen ganze Welt sich ausschließlich um ihn dreht. Er ist unfassbar arrogant, herablassend und selbstbezogen. Er denkt stets zuerst an seinen eigenen Vorteil und stellt seine eigenen Interessen sogar über das Leben anderer Menschen. Er ist ein Soziopath, der Liebe für eine Schwäche hält und selbst gar nicht fähig ist zu lieben – auch wenn er tatsächlich das Gegenteil zu glauben scheint – weil er gar nicht weiß, was Liebe überhaupt ist. Coriolanus Snow ist davon überzeugt, dass ihm gewisse Privilegien von Geburt an zustünden, während die Menschen aus den Distrikten – zu Recht – weit unter ihm stünden und es verdienten im Elend zu leben. Er ist uneinsichtig, berechnend und skrupellos, obgleich er versucht sich selbst zu belügen und seine Taten mit fadenscheinigen Ausreden zu rechtfertigen.

Aufgrund dieser verzerrten Sicht auf die Welt, die er wahrhaftig zu retten glaubt, fällt es einem nicht nur schwer sich mit ihm zu identifizieren, es ist nahezu unmöglich. Jedes Mitgefühl, das man zu Beginn unter Umständen für ihn entwickelt, da er sich durchaus in einer schwierigen Lage befindet, macht er mit seinen Ansichten und seiner Einstellung innerhalb kürzester Zeit wieder zunichte, sodass man vor allem Abscheu und Verachtung für ihn empfindet. Wesentlich faszinierender wäre die Geschichte gewesen, wenn es Suzanne Collins gelungen wäre dem Leser wenigstens zu Beginn einen Protagonisten zu präsentieren, der mit dem späteren Präsidenten Panems kaum etwas gemeinsam hat und der einem zumindest ein wenig ans Herz wächst, sodass man sich wirklich fragt, welche einschneidenden Erlebnisse den Jungen von damals zu einem gewissenlosen Tyrannen werden ließen.

Noch abgestoßener ist man lediglich von der wahrlich Furcht erregendem Dr. Gaul, der Obersten Spielmacherin. Sie ist ebenfalls eine Soziopathin, wie sie im Buche steht, was sie natürlich noch gefährlicher und unberechenbarer macht. Sie schreckt offenbar vor nichts zurück und spielt nach Belieben mit dem Leben anderer – unabhängig von deren Herkunft.

Generell gibt es im Kapitol nur wenige Charaktere, die man ernsthaft als sympathisch bezeichnen könnte, denn zahlreiche Bewohner, darunter auch einige von Snows Mitschülern, teilen seine schlechten Eigenschaften. Die wenigen Ausnahmen bilden Coriolanus‘ Cousine Tigris, über die man insgesamt aber leider nicht allzu viel erfährt, sowie sein Mitschüler Sejanus. Letzterer ist in einem der Distrikte aufgewachsen, lebt nun jedoch im Kapitol, da es seinem Vater gelungen ist aus dem Krieg Kapital zu schlagen. Das ist vermutlich der Grund dafür, dass er als einziger zu Empathie fähig zu sein scheint und sich traut offen auszusprechen, wie krank das ganze Konzept der Hungerspiele eigentlich ist. Unglücklicherweise wird genau diese Offenheit ihm irgendwann zum Verhängnis, denn so etwas wie Meinungsfreiheit gibt es im Kapitol natürlich nicht.

Die musikalische Lucy Gray hingegen ist eine Figur, die man bis zum Schluss nicht richtig einzuordnen vermag. Sie ist keineswegs vollkommen naiv und unbedarft, sondern ziemlich clever und gerissen. Sie versteht es durchaus sich in Szene zu setzen und ein Publikum für sich zu gewinnen, scheint aber nicht annähernd so manipulativ zu sein wie ihr Mentor. Sie hat keine Freude daran anderen Menschen Leid zuzufügen, gibt sich in der Arena jedoch nicht so leicht geschlagen und tut, was sie tun muss, um zu überleben.

Durch die Zuteilung als Mentor und Tribut ist das Schicksal von Coriolanus und Lucy Gray in gewisser Hinsicht ohnehin untrennbar miteinander verbunden. Die Autorin intensiviert diese Verbindung allerdings noch einmal und versucht dem Roman mit einer Liebesbeziehung zwischen Coriolanus und Lucy Gray etwas Romantik hinzuzufügen. Doch der Aufrichtigkeit dieser Gefühle begegnet man als Leser auf beiden Seiten mit großer Skepsis; bei Snow, weil er zu solchen Emotionen, wie gesagt, nicht fähig ist; bei Lucy Gray, weil man sich nicht vorstellen kann, dass sie Coriolanus wirklich nicht durchschaut und sich daher die ganze Zeit fragt, ob sie ihn nicht vielleicht ebenfalls nur für ihre Zwecke benutzt.

Wesentlich interessanter als diese Liebesgeschichte, mit der man aus den vorgenannten Gründen nicht richtig mitfiebern kann, sind die Hintergrundinformationen über die Vergangenheit von Panem, die man im Verlauf der Handlung erhält. Welche Auswirkungen der Krieg auf die Bewohner des Kapitols hatte und dass längst nicht jeder dort die ganze Zeit über im Wohlstand lebte, dürfte zum Beispiel eine neue Erkenntnis sein, ebenso wie der Umstand, dass zahlreiche Friedenswächter nicht etwa aus dem Kapitol, sondern aus den Distrikten stammen. Aufschlussreich ist zudem die Entwicklung der Hungerspiele, die anhand des Vergleiches zwischen der zehnten Austragung und den Arenen zu Katniss‘ Zeiten deutlich wird. Aus der einstigen Bestrafung der Distrikte, die zwar jeder kannte, über die Ernte hinaus aber kaum verfolgte, wurde erst später das aufwendige, mediale Spektakel, das den Massen als Unterhaltung dient.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd, doch nicht so spannend, wie man es vielleicht von der Autorin gewohnt ist. Für ein wenig Nervenkitzel sorgen zwischendurch allenfalls die verschiedenen Vorfälle in der Arena, danach flacht die Spannungskurve ziemlich ab und nimmt auch später nicht mehr drastisch zu. Langeweile kommt dank einiger Überraschungen und ungeahnter Wendungen zwar nicht auf, sodass man das Buch trotzdem gern weiterliest, vor allem im dritten Abschnitt plätschert die Handlung aber schließlich ohne spürbaren Höhepunkt nur noch so vor sich hin.

Bis dahin war diese Vorgeschichte vielleicht kein Highlight, jedoch immerhin eine lesenswerte Ergänzung zur Trilogie. Das Ende ist allerdings in vielfacher Hinsicht so enttäuschend, dass es sich zwangsläufig negativ auf die Bewertung auswirkt. Mit einem Happy End für Coriolanus und Lucy Gray wird niemand rechnen, der Die Tribute von Panem gelesen oder auch nur die Filme gesehen hat, doch die – absolut nicht nachvollziehbare – Entwicklung der Liebesgeschichte bzw. die Art und Weise, wie sie ihr Ende findet, ist mehr als unbefriedigend. Das Schicksal einer bestimmten Figur wird darüber hinaus viel zu offen gehalten, der Tod einer anderen viel zu „unkompliziert“ gestaltet, wenn man es so ausdrücken kann. Insgesamt wirkt das Ende platt, überstürzt und irgendwie unausgereift. Die Botschaft, die in Bezug auf Coriolanus und sein Verhalten damit vermittelt wird, ist mehr als fragwürdig und sorgt für einen sehr bitteren Beigeschmack. Außerdem lässt es die erhoffte Entwicklung des Protagonisten vermissen, der am Schluss einfach nur der gleiche verachtenswerte Mann ist wie zu Beginn.

FAZIT
Für Fans der Trilogie um Katniss, Peeta und Gale ist Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange mit Sicherheit lesenswert, zumal man darin diverse Anspielungen auf die Reihe entdecken kann. Genauso zu begeistern vermag einen die Vorgeschichte um Coriolanus Snow jedoch – insbesondere wegen des ziemlich enttäuschenden Ausgangs – keinesfalls.

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