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Veröffentlicht am 19.11.2020

Hamburg im 1. Weltkrieg

Die Hafenschwester (2)
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Martha hat ihren Platz im Leben gefunden. Ihr, ihrem Mann Paul und den Kindern geht es gut. Zu ihrer Freude klappt es mit einem Besuch in Amerika bei ihrer Freundin Milli, die ebenfalls ihr Glück gefunden ...

Martha hat ihren Platz im Leben gefunden. Ihr, ihrem Mann Paul und den Kindern geht es gut. Zu ihrer Freude klappt es mit einem Besuch in Amerika bei ihrer Freundin Milli, die ebenfalls ihr Glück gefunden hat. Doch dann ziehen schwarze Wolken auf. Der 1. Weltkrieg beginnt. Paul wird eingezogen und schwer verletzt. Auch andere Familienmitglieder trifft es hart. Als der 1. Weltkrieg mit den Matrosenaufständen endet, sind alle froh, diese entbehrungsreichen Jahre überstanden zu haben. Die Zukunft erscheint nun in goldenem Licht.

Das Buch bietet in meinen Augen den besten und unterhaltsamsten Geschichtsunterricht, den ich je hatte. Die Autorin lässt mich viele wichtige Ereignisse und deren Auswirkungen auf das tägliche Leben des Einzelnen durch Marthas Familie miterleben. Dabei sind die Erlebnisse vielfältig wie das Leben selbst. So durfte ich mit Paul das Dampfschiff Imperator, das größte Passagierschiff der Welt, besichtigen .Ich wusste nicht, dass es in Hamburg bereits einen Vergnügungspark ähnlich der heutigen gab. Dann erlebe ich die Schrecken und Einschränkungen des Krieges. Die Autorin widmet breiten Raum den Entwicklungen der Medizin auf dem Gebiet der Prothetik und der Gesichtschirurgie . Das fand ich sehr spannend. Was mich zudem fasziniert hat, waren die Einblicke in die chinesische Lebensweise zur damaligen Zeit. Die Autorin macht das geschickt, in dem sie Marthas Bruder Heinrich eine Chinesin heiraten lässt. Der Roman endet hoffnungsfroh mit dem Ende des Kaiserreiches.

Ich bin vom Buch aufrichtig begeistert. Fast jeder Satz bietet eine geschichtliche Information, aber immer unterhaltsam verpackt. In der Gesamtschau entwirft die Autorin ein lebendiges, interessantes Bild der damaligen Zeit mit abwechslungsreichen Einblicken in das Leben einer politisch interessierten Familie.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Nieder mit Herzog Ulrich !

Tribut der Schande
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Der Konflikt zwischen der Bewegung "Armer Konrad" und Herzog Ulrich spitzt sich weiter zu. Der Gaispeter, einer der Anführer des "Armen Konrads" ruft zum offenen Widerstand und zum Marsch nach Untertürkheim ...

Der Konflikt zwischen der Bewegung "Armer Konrad" und Herzog Ulrich spitzt sich weiter zu. Der Gaispeter, einer der Anführer des "Armen Konrads" ruft zum offenen Widerstand und zum Marsch nach Untertürkheim auf. Franziska und Jakob unterstützen die Widerstandsgruppe weiterhin. Franziska hofft dadurch, Rache für die zu Unrecht erfolgte Hinrichtung ihres Vaters und ihres Verlobten Martin nehmen zu können. Sie hält den Herzog für den wahren Mörder. Doch Herzog Ulrich ist nicht gewillt, sich vom Böfel Vorschriften machen zu lassen. Er schlägt den Aufstand blutig nieder und nimmt furchtbare Rache an den Beteiligten. Währenddessen bangt Franziska um Jakob, der Ludwigs Soldaten in die Hände gefallen ist.

Die Bewegung des "Armen Konrad" stellt das erste Mal in der deutschen Geschichte dar, dass sich der gemeine Mann gegen die Obrigkeit erhoben hat. Dank der mitreißenden Erzählweise der Autorin hatte ich das Gefühl, ich würde an den Ereignissen teilnehmen. Ich habe die Verzweiflung der Aufständischen geteilt, die nicht wussten, wie sie bei all den Abgaben überleben sollen. Ich habe den Versprechungen des Herzogs hoffnungsvoll geglaubt und war entsetzt ob der Grausamkeit und Rachsucht mit der Ulrich den "Armen Konrad" regelrecht vernichtet hat. Dieses Miterleben war mir vor allem deswegen so gut möglich, weil ich mich mit Franziska und Jakob identifizieren konnte, die sich beide immer mitten im Geschehen bewegen. Zwar blitzt der Handlungsstrang, in dem Franziska nach Gerechtigkeit für das von ihr erlittene Unrecht sucht, immer wieder auf, aber der Schwerpunkt des Romans liegt für mich eindeutig auf den historischen Ereignissen. Die waren aber für sich schon unglaublich spannend, dass sie mich völlig in ihren Bann zogen und ich nichts vermisst habe.

5 Sterne für einen begeisternden historischen Roman, der in meinen Augen in dankenswerter Weise den gemeinen Mann in den Fokus stellt.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Zwei unterschiedliche Frauen und der Wunsch nach Glück

Sturm über Formosa
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Die Händlertochter Griet lebt 1659 in Rotterdam. Während sie von der großen Liebe und Abenteuer träumt , scheint ihr Weg in eine Zweckehe vorgezeichnet. Doch Griet gelingt es den wesentlich älteren verwitweten ...

Die Händlertochter Griet lebt 1659 in Rotterdam. Während sie von der großen Liebe und Abenteuer träumt , scheint ihr Weg in eine Zweckehe vorgezeichnet. Doch Griet gelingt es den wesentlich älteren verwitweten Kaufmann Aert zum Mann zu bekommen, in den sie sich verliebt hat. Aus wirtschaftlichen Gründen muss die Familie kurz nach der Heirat nach Formosa auswandern. Endlich findet Griet das gesuchte Abenteuer und verliebt sich in einen Fremden.

Zur selben Zeit lebt die junge Chinesin Qianquian das beschützte Leben einer Tochter aus reichem Hause. Aus heiterem Himmel zwingen kriegerische Auseinandersetzungen das junge Mädchen zur Flucht nach Formosa. Dort hofft Qianquian auf ein sicheres Leben und findet ihre große Liebe. Aber der Überfall des chinesischen Feldherrn Koxinga auf Formosa wirbelt das Leben der beiden Frauen durcheinander.

Mich hat das Buch von der ersten Seite an gefesselt, dank dem unterhaltsamen und spannenden Erzählstil der Autorin. Abwechselnd konnte ich am Leben von Griet und Qianquian teilnehmen, wobei mich Qianquians exotischen Lebensumstände zu Beginn mehr fesseln konnten. Beide Frauen verlassen die ihnen von der Gesellschaft vorgegebenen Lebenswege und entwickeln sich zu starken Persönlichkeiten. Besonders Qianquian habe ich bewundert, denn sie wird durch die Umstände dazu gezwungen und war durch ihre Erziehung für ein Leben außerhalb der Familie völlig unvorbereitet. Griet war mir zu Beginn eher unsympathisch. Ich fand sie sehr egoistisch, verzogen und naiv. Diese Einschätzung änderte sich mit der Ankunft auf Formosa und ihrer Bereitschaft, auf andere Kulturen und Menschen offen zuzugehen. Auch ihr Verantwortungsgefühl für ihre Familienangehörigen hat mich überzeugt. Die Geschichte der beiden Frauen ist eingebettet in sehr anschauliche Schilderungen der damaligen Lebensverhältnisse. Gefangen genommen haben mich die historischen Ereignisse auf Formosa, die mir bis dahin unbekannt waren. So wusste ich nicht, dass Formosa eine holländische Kolonie mit eigenen Ureinwohnern war.

5 Sterne für einen tollen historischen Roman, der in unterhaltsamer Weise ein eher unbekanntes Geschichtskapitel beleuchtet und dieses mit der bewegenden Lebensgeschichte zweier starken Frauen verknüpft.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Reisegefährten wider Willen

Wolfszeit
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Der Ordensritter Tkemen musste aus seiner Heimat fliehen, weil er zu Unrecht als Mörder beschuldigt wurde. Er soll an einer Verschwörung gegen die Kaiserfamilie beteiligt gewesen sein. Obwohl auf der Flucht ...

Der Ordensritter Tkemen musste aus seiner Heimat fliehen, weil er zu Unrecht als Mörder beschuldigt wurde. Er soll an einer Verschwörung gegen die Kaiserfamilie beteiligt gewesen sein. Obwohl auf der Flucht ist sein Ziel , seine Heimat von den Usurpatoren zu befreien. Er macht sich auf den Weg nach Ferian. Unterwegs trifft er auf die junge Kaya, die gemäß der Sitten ihres Volkes sich auf Wanderschaft begeben hat, um zu beweisen, dass sie erwachsen ist. Bald stößt die Elfe Elais zu ihnen, die in die Schule der Magier nach Ferian will. Eine gefährliche Reise, denn weder Elfen noch Magie sind unter den Menschen wohl gelitten. Zuletzt trifft das Trio auf Haku, einen Freund von Kaya aus Kindertagen. Auf der Reise muss die bunt zusammen gewürfelte Gruppe manches Abenteuer bestehen und findet sich letztendlich inmitten einer Verschwörung wieder.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Jede der Figuren hat ihre Eigenheiten und ist auf besondere Weise liebenswert. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Tkemen, der sich zwar abfällig über seine Mitreisende äußert, aber im entscheidenden Moment zur Stelle ist, um die anderen zu retten, obwohl er sich in Sicherheit bringen könnte. Mein Mitgefühl gilt der Elfe Elais, die ständig Ablehnung erfährt. Dabei ist sie schüchtern und dankbar für jede Freundlichkeit.. Bei Haku bin ich mir unsicher, wie ich ihn einschätzen soll. Vielleicht muss ich ihn erst näher kennenlernen und da es eine Fortsetzung der Geschichte geben wird, ist die Möglichkeit dazu da. Für mich ist Kaya der weibliche Gegenpart zu Tkemen. Kaya ist sanftmütig und vertritt hohe moralische Werte. Sie kann kämpfen und steht für ihre Gefährten ein, lehnt es aber ab zu töten.

Die Geschichte selbst ist unterhaltsam und spannend erzählt. Wer gerne Fantasy liest, wird an diesem Buch seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Böse Mädchen müssen sterben

Die perfekte Sünde
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Ein neuer Fall für Detective Inspector Luc Callanach und seine Kollegin DCI Ava Turner. Ein junges Mädchen wurde zum Sterben am Straßenrand abgelegt, nachdem der Täter sie grausam verstümmelt hat. Die ...

Ein neuer Fall für Detective Inspector Luc Callanach und seine Kollegin DCI Ava Turner. Ein junges Mädchen wurde zum Sterben am Straßenrand abgelegt, nachdem der Täter sie grausam verstümmelt hat. Die Ermittler tappen vollkommen im Dunkeln. Kurz darauf gibt es ein zweites Opfer. Und die Ermittler erhalten erste Anhaltspunkte. Beide Mädchen hatten ein bewegtes Vorleben. Liegt hier der Schlüssel zu Motiv und Täter ? Und wenn ja, woher hatte der Täter seine Informationen ? Parallel dazu muss sich DCI Turner um einen weiteren Fall kümmern, der zu erheblichem Ärger mit Turners Superintendent führt. Obdachlose werden angegriffen und erheblich verletzt. Die Spur führt zu Schülern einer Eliteschule.
Der Krimi ist nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Gemüter. Einige blutige Details werden recht anschaulich geschildert. Wer sich daran nicht stört, bekommt in meinen Augen eine unglaublich spannende Handlung, die bei mir viele Emotionen angesprochen hat. Besonders beim dritten Opfer Kate war ich gefühlsmäßig stark beteiligt, denn ich konnte nicht erkennen, worin ihr Fehlverhalten liegen sollte, das den Täter auf den Plan gerufen hat. Ich habe sehnsüchtig auf ein gutes Ende für sie gehofft. Ich war wütend über die Arroganz der Schüler, als Turner sie den Vorfällen mit den Obdachlosen befragt hat. Über Turners Vorgesetzte, Superintendent Overbeck, habe ich mich besonders aufgeregt. Sie hat ihre Mitarbeiter so herablassend behandelt, dass mir mein Vorgesetzter geradezu als Engel erscheint. Über manche Szenen konnte ich auch herzlich lachen, was die düstere Gesamtstimmung etwas aufgelockert hat. Die Auflösung des Falles ist logisch und die Beweiskette wird komplett belegt. Dennoch endet die Klärung des Falles mit einer Überraschung, die manchen Leser unbefriedigt zurück lassen wird. Mich hat ein wenig gestört, dass am Ende in meinen Augen plötzlich so gut wie alle Konflikte gelöst wurden.
Insgesamt fand ich den Krimi absolut lesenswert. Er war spannend, unterhaltsam zu lesen und schickte meine Gefühle auf eine Achterbahn.

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