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Veröffentlicht am 01.01.2021

Wie eine Frau den Champagner erfindet

Madame Clicquot und das Glück der Champagne
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„Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ von Susanne Popp, erschienen 2020 bei Rowohlt, ist ein überzeugendes literarisches Debut der Autorin.
Es ist die Geschichte einer mutigen und couragierten ...

„Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ von Susanne Popp, erschienen 2020 bei Rowohlt, ist ein überzeugendes literarisches Debut der Autorin.
Es ist die Geschichte einer mutigen und couragierten Frau, der Witwe Barbe-Nicole Clicquot, die hinter der berühmten Champagnermarke Veuve Clicquot steht, die auch heute mit Luxus, Stil und Geschmack identifiziert wird. Doch wie kam es dazu?

Barbe-Nicole Clicquot wurde 89 Jahre alt, doch der in drei Teile gegliederte Roman schildert nur 14 Jahre ihres Lebens. Eine kurze Zeit, die eine Frau und ihr Produkt prägt. Diese Zeit erlebt Barbe sehr intensiv, denn in jenen Jahren wurde der Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen gelegt, das den Stürmen und Widrigkeiten der Geschichte bis zum heutigen Tag erfolgreich getrotzt hat.

Barbe ist gerade 27 Jahre alt als sie durch einen Unglücksfall Witwe wird. Sie, die der renommierten Tuchhändler-Familie Ponsardin entstammt, möchte die Wein- und Champagner-Firma ihres geliebten Mannes Francois weiterführen. Doch das gestaltet sich gar nicht so einfach, als Frauen nur Ehefrau und Mutter sein sollten. Geschickt und listig setzt sie sich durch und führt das Unternehmen zunächst mit einem Kompagnon. An ihrer Seite ist ein im Außendienst sehr erfahrener Mitarbeiter, Louis Bohne. Doch Gefühle und Geschäft gehen nicht immer konform – auch solche Erfahrungen muss Barbe machen.

Ihr Herz schlägt für den Champagner. Wenn sie in den Kellern ist und die Produktionsmethoden analysiert und für eine bessere Qualität auch experimentiert, lernt der Leser nebenbei sehr viel über die Herstellung des edlen Getränks.

Bald tritt ein neuer Mitarbeiter, vermittelt durch Louis Bohne, in ihr Unternehmen ein und erweist sich nicht nur als Buchhalter kompetent und nützlich. Es ist der attraktive Georg Kessler, dessen Charme auf Frauen unwiderstehlich wirkt. Barbe ist nicht nur Unternehmerin, sondern auch Frau. Bald entwickelt sich zwischen beiden eine Beziehung, die tatsächlich auch im Alltag funktioniert.

Nach der Niederlage in Russland sieht es nicht nur für Napoleon, sondern auch für Barbes Unternehmen, schlecht aus. Der Krieg kehrt nach Frankreich zurück und ihre Heimatstadt Reims leidet unter wechselnden Besatzern und französischen Machthabern. Ihr sind zwar in den letzten Jahren nicht nur einige außergewöhnliche Champagner-Kreationen gelungen, sondern auch ein Durchbruch bei der Suche nach einem Verfahren, um einen makellosen, klaren und prickelnden Champagner zu erzeugen. Doch was nutzt das alles, wenn das Unternehmen am Rand des Ruins steht und durch Plünderungen bedroht ist?

Die Kapitel, die von diesen schwierigen Zeiten erzählen, gehören für mich zu den stärksten des Romans. Barbe erweist sich als mutig und couragiert. Ihr gelingt es nicht nur die Mitarbeiter und das Unternehmen zu retten, sondern auch ein beispielloser Coup mit dem sie alle Konkurrenten hinter sich lässt.

Die Autorin erzählt mit einer ausdrucksstarken Sprache bildhaft von Menschen und ihren Schicksalen. Die Protagonisten sind authentisch und sehr differenziert beschrieben. Es gelingt ihr Geschichte lebendig werden zu lassen, ohne belehrend zu wirken. Man merkt wie gut Susanne Popp recherchiert hat. Als Leser kann man sich aufgrund der lebhaften Schilderung die Landschaften und die Menschen sehr gut vorstellen. Ihr flüssiger Schreibstil fesselt.

Fazit:
Susanne Popp hat ein wunderbares Buch um ein Familienunternehmen geschrieben, welches fasziniert und verzaubert. Es lässt den Leser hinter die Kulissen der Champagnerherstellung und der Familie Clicquot-Ponsardin blicken. Ein berührendes und ergreifendes Buch ist gelungen. Gern vergebe ich 5 Sterne und hoffe auf weitere Bücher dieser talentierten Autorin.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Hanna Morgenroth ermittelt undercover

Die Mutter des Kommissars und die Händler des Todes
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Hanna Morgenroth ist eine pensionierte Lehrerin, die mit ihrem Sohn Thomas, seiner Frau und den Enkel-Zwillingen in Cloppenburg lebt. Sie hat eine Schwäche für Kriminalfälle – nicht nur für die aus Büchern.
Irgendwie ...

Hanna Morgenroth ist eine pensionierte Lehrerin, die mit ihrem Sohn Thomas, seiner Frau und den Enkel-Zwillingen in Cloppenburg lebt. Sie hat eine Schwäche für Kriminalfälle – nicht nur für die aus Büchern.
Irgendwie gerät sie immer wieder in die Fälle, die ihr Sohn bearbeitet. Natürlich ist dieser nicht unbedingt erfreut über ihre Aktivitäten, doch Hanna hat ein untrügliches Gespür für die Wahrheit und schaut nicht hinter Fassaden, sondern gerät auch immer wieder in Lebensgefahr.

Ihre Nichte Liliane hat im Urlaub einen Journalisten kennen und lieben gelernt. „Die beiden werden ein Paar. Doch dann geschieht das Unfassbar: Während der Verlobungsfeier, wird Eric auf offener Straße von einem Auto überfahren und getötet.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages)

Hanna ist der einzige Gast, der den Vorfall direkt beobachtet. Noch gehen alle von einem Unfall aus, doch nach dem Einbruch Erics Wohnung während seiner Beerdigung glaubt Hanna nicht mehr an einen harmlosen Unglücksfall. Ihre Intuition und Chuzpe bringen sie auf eine Spur – es ist ein Schlüssel, der zu einem Schließfach gehört. Als sie dort einen USB-Stick und Unterlagen findet, wird sie niedergeschlagen. Doch so leicht lässt sich Hanna nicht von dem Fall abbringen.

Mit Hilfe ihrer Cousine verkleidet sie sich und sucht persönlich die Hamburger Schönheitsklinik, die in den Unterlagen erwähnt wurde, auf. Sie ahnt nicht in welches Wespennest sie gestochen hat.

Margarete Bertschik erzählt flüssig eine komplexe Geschichte, die den Leser schnell in ihren Bann zieht. Die Story ist spannend und emotional. Sie spielt auf verschiedenen Ebenen und an unterschiedlichen Orten. Dadurch gelingt es der Autorin mehrere Facetten zu zeigen und die die Motive der handelnden Personen zu hinterfragen.

Am Ende werden die verschiedenen Handlungsstränge geschickt in einem hochdramatischen Finale mit Hanna als Hauptperson zusammengeführt. Sie hat mit ihrem Spürsinn der Polizei geholfen wertvolle Puzzlestücke zu finden. Die Lösung des Falls ist schlüssig und in sich stimmig. Das Ende stimmt sehr nachdenklich und hat mich betroffen gemacht.

Aus meiner Sicht ist das Buch „Die Mutter des Kommissars und die Händler des Todes“ eine klare Leseempfehlung und ich freue mich auf weitere Fälle mit Hanna Morgenroth.


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Veröffentlicht am 19.11.2020

Echte und falsche Perlen

Juister Perlen. Ostfrieslandkrimi
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„Juister Perlen“ ist bereits der achte Band mit den Inselpolizisten Antje Fedder und Roland Witte. Die beiden sind nicht nur beruflich sondern auch privat ein Team.

Auch in diesem Krimi haben sie es ...

„Juister Perlen“ ist bereits der achte Band mit den Inselpolizisten Antje Fedder und Roland Witte. Die beiden sind nicht nur beruflich sondern auch privat ein Team.

Auch in diesem Krimi haben sie es mit einem etwas rätselhaften Fall zu tun. „Am Tag der Abreise kehrt der Juist-Urlauber Jasper Hartmann noch einmal in das Ferienhaus zurück, da seine Frau ihre wertvollen Perlenketten vergessen hat. Wenig später wird er bewusstlos aufgefunden und seine Frau Doris liegt erstochen am Juister Hammersee.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages)

Im Ferienhaus treffen die beiden niemanden an, als sie von der Reinigungskraft Wiebke gerufen werden. Wiebke ist eine jener Frauen, die unbemerkt für das Wohlergehen der Touristen auf der schönen Insel Juist sorgen. Sie und ihre Kolleginnen halten all die schmucken Ferienhäuser und Wohnungen in Ordnung. Sie putzen und räumen auf – echte Perlen eben, wie sie liebevoll genannt werden.

Doch die Perlenketten, die Jasper Hartmann schnell holen wollte, bleiben verschwunden. Bei der Suche danach finden Anje und Roland nur die tote Besitzerin. Bald stoßen sie auf recht verworrene private und berufliche Verhältnisse des Ehepaars.

Es geht um Gefühle wie Liebe und Eifersucht, berufliche Konkurrenz, Kleinkriminelle, eine erschlagene Robbe und natürlich um Geld. Nicht immer ist es einfach für Anje und Roland den Überblick zu behalten. Als Anje auch noch niedergeschlagen wird nimmt das Tempo dieses spannenden Falls schnell zu. Der Leser ist gefordert mitzudenken und wird immer wieder von neuen Entwicklungen und Finten der Verdächtigen überrascht. Sina Jorritsma weiß einfach, wie man eine gute Geschichte erzählt.

Die beiden Polizisten lassen sich weder verwirren noch aus der Ruhe bringen, sondern ermitteln zielstrebig weiter. Bald zeigen sich erste Erfolge und dann geht es ganz schnell bis der richtige Täter gefasst wird. Die überraschende Auflösung war in sich schlüssig und nachvollziehbar. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten gefühlt.

Spannung und Lesevernügen pur zeichnen diesen Krimi aus – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

El Gustario und die Schweizerin

El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde
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El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde“ ist der dritte Krimi von Brigitte Lamberts um Düsseldorfer Gastrokritiker Sven Ruge, der 2020 im Verlag Edition Oberkassel erschienen ist.

In diesem ...

El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde“ ist der dritte Krimi von Brigitte Lamberts um Düsseldorfer Gastrokritiker Sven Ruge, der 2020 im Verlag Edition Oberkassel erschienen ist.

In diesem Krimi verliebt sich Sven Ruge als er über den Markt von Palma schlendert in die Schweizerin Sara. „Ihre Urgroßeltern hatten sich 1940 auf der Baleareninsel das Leben genommen. Als deutsche Juden sahen sie keinen anderen Ausweg, der Deportation zu entrinnen. Sara möchte mehr über darüber erfahren. Um sie zu unterstützen gerät Sven in einen brisanten Fall. Der führt ihn in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte und zu einem geraubten Gemälde. Eine mörderische Jagd beginnt“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages).

Brigitte Lamberts erzählt davon auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Der Leser kann so unmittelbar die Vergangenheit mit ihren schrecklichen Geschehnissen erleben und ein weiteres dunkles Kapitel aus Mallorcas Geschichte anhand eines sehr persönlichen Schicksals kennen lernen.

Dabei weiß die Autorin viele Fakten und Tatsachen über das Verhältnis von Nationalsozialisten und Franco-Anhängern zu berichten. So wird verständlich, warum Saras Großeltern kein Visum zum Verlassen der Insel bekommen und immer wieder hingehalten werden. Ein wertvolles Gemälde von Max Beckmann soll ihnen dabei helfen endlich eine Genehmigung zu erhalten, doch sie werden bitter enttäuscht und nehmen sich das Leben.

Viele Jahre später taucht das Gemälde bei einer Auktion auf. Es scheint mit einem Fluch behaftet, denn als sich der unterlegenen Bieter sich auf die Suche nach dem anonymen Käufer macht, gibt es erneut einen Toten, der nicht der letzte in diesem Buch sein wird.
Die Beziehung zwischen Sara und Sven entwickelt sich immer mehr zu einer Achterbahnfahrt und irgendwann begreift auch Sven, dass die Widersprüche in Saras Verhalten einem tieferen Grund entspringen als Launen.

Brigitte Lamberts erzählt flüssig und spannend eine komplexe Geschichte, die den Leser schnell in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt. Überraschungen unterschiedlicher Art und unerwartete Wendungen halten Spannung konstant auf einem hohen Niveau. Die Personen sind authentisch und realitätsnah beschrieben. Der flotte Schreibstil liest sich ausgezeichnet. Man wird zum Nach und Mitdenken angeregt. Aus meiner Sicht ist es ein ausgezeichneter Mallorca-Krimi mit historischer Dimension, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ich freue mich schon auf weitere Abenteuer und kulinarische Ausflüge von Sven Ruge.


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Veröffentlicht am 31.10.2020

Mystery im Spreewald

Die Mittagsfrau
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Beruflich hat es die Familie Abel nach Dublin verschlagen. Doch nun hat Christoph eine neue Stelle als Chefarzt in einer Klinik bei Berlin in Aussicht. Für ihn ist es ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter ...

Beruflich hat es die Familie Abel nach Dublin verschlagen. Doch nun hat Christoph eine neue Stelle als Chefarzt in einer Klinik bei Berlin in Aussicht. Für ihn ist es ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter und auch seine Ehefrau Hanka, die aus dem Spreewald stammt, freut sich auf den Umzug in ihre alte Heimat. Dort haben sie schon einen sehr schönen, direkt am Wasser gelegenen alten Hof gekauft. Noch stehen viele Renovierungsarbeiten an, denn den bisherigen Besitzern fehlten die Mittel den Hof zu halten und komplett zu sanieren.

Doch bevor die Familie Abel mit ihren drei Kindern einziehen kann, geschehen seltsame und unfassbare Dinge. Es fängt mit Drohbriefen an, die immer einen Bezug auf die heimische Sagenwelt enthalten. Aber es passieren noch andere unheimliche Dinge, die unerklärlich scheinen.

Der Spreewald bewahrt in seinen Sagen und Legenden viele Geheimnisse. Seine dunklen Wasserarme, unergründlichen Wälder und mystischen Nebel habe schon immer die Phantasie der Menschen beflügelt.

Die Geschichte, die Ariana Lambert gekonnt mit unheimlich viel Lokalkolorit erzählt, fesselt dank des flüssigen Schreibstils schnell und lässt den Leser nicht mehr los. Man lernt die Familie sehr gut kennen und stellt bald fest, was die Fassade einer scheinbar glücklichen Familie verbirgt. Die Autorin stammt, wie ihre Protagonistin Hanka selbst aus dem Spreewald und arbeitete, genau wie Hanka, als Rechtsanwältin.
Somit gelingt Ariana Lambert eine Authentizität, die einen Kontrast zu den unheimlichen Ereignissen darstellt und die Spannung kontinuierlich steigen lässt.
Durch zahlreiche unvorhersehbare Wendungen und Überraschungen gewinnt dieser Thriller schnell an Dynamik. Es gab viele erschreckende, gruselige und geheimnisvolle Momente, die mich schauern ließen. Die wunderschöne Landschaft des Spreewalds, ein Fest mit alten Sitten und Bräuchen sind genauso handlungsimmanent wie Risse, die, durch die Familie gehen.

Die Auflösung ist der Autorin unheimlich gut gelungen. Logisch und schlüssig am Ende, doch auch sehr berührend.

Fazit:
Dieser spannende und fesselnde Thriller ist aus meiner Sicht unbedingt zu empfehlen. Die Geschichte ist geschickt aufgebaut, war in sich stimmig und wurde logisch zu Ende geführt. Gern vergebe ich 5 Sterne für diesen außergewöhnlichen Regionalkrimi bzw. –thriller.

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