Wie eine Frau den Champagner erfindet
Madame Clicquot und das Glück der Champagne„Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ von Susanne Popp, erschienen 2020 bei Rowohlt, ist ein überzeugendes literarisches Debut der Autorin.
Es ist die Geschichte einer mutigen und couragierten ...
„Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ von Susanne Popp, erschienen 2020 bei Rowohlt, ist ein überzeugendes literarisches Debut der Autorin.
Es ist die Geschichte einer mutigen und couragierten Frau, der Witwe Barbe-Nicole Clicquot, die hinter der berühmten Champagnermarke Veuve Clicquot steht, die auch heute mit Luxus, Stil und Geschmack identifiziert wird. Doch wie kam es dazu?
Barbe-Nicole Clicquot wurde 89 Jahre alt, doch der in drei Teile gegliederte Roman schildert nur 14 Jahre ihres Lebens. Eine kurze Zeit, die eine Frau und ihr Produkt prägt. Diese Zeit erlebt Barbe sehr intensiv, denn in jenen Jahren wurde der Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen gelegt, das den Stürmen und Widrigkeiten der Geschichte bis zum heutigen Tag erfolgreich getrotzt hat.
Barbe ist gerade 27 Jahre alt als sie durch einen Unglücksfall Witwe wird. Sie, die der renommierten Tuchhändler-Familie Ponsardin entstammt, möchte die Wein- und Champagner-Firma ihres geliebten Mannes Francois weiterführen. Doch das gestaltet sich gar nicht so einfach, als Frauen nur Ehefrau und Mutter sein sollten. Geschickt und listig setzt sie sich durch und führt das Unternehmen zunächst mit einem Kompagnon. An ihrer Seite ist ein im Außendienst sehr erfahrener Mitarbeiter, Louis Bohne. Doch Gefühle und Geschäft gehen nicht immer konform – auch solche Erfahrungen muss Barbe machen.
Ihr Herz schlägt für den Champagner. Wenn sie in den Kellern ist und die Produktionsmethoden analysiert und für eine bessere Qualität auch experimentiert, lernt der Leser nebenbei sehr viel über die Herstellung des edlen Getränks.
Bald tritt ein neuer Mitarbeiter, vermittelt durch Louis Bohne, in ihr Unternehmen ein und erweist sich nicht nur als Buchhalter kompetent und nützlich. Es ist der attraktive Georg Kessler, dessen Charme auf Frauen unwiderstehlich wirkt. Barbe ist nicht nur Unternehmerin, sondern auch Frau. Bald entwickelt sich zwischen beiden eine Beziehung, die tatsächlich auch im Alltag funktioniert.
Nach der Niederlage in Russland sieht es nicht nur für Napoleon, sondern auch für Barbes Unternehmen, schlecht aus. Der Krieg kehrt nach Frankreich zurück und ihre Heimatstadt Reims leidet unter wechselnden Besatzern und französischen Machthabern. Ihr sind zwar in den letzten Jahren nicht nur einige außergewöhnliche Champagner-Kreationen gelungen, sondern auch ein Durchbruch bei der Suche nach einem Verfahren, um einen makellosen, klaren und prickelnden Champagner zu erzeugen. Doch was nutzt das alles, wenn das Unternehmen am Rand des Ruins steht und durch Plünderungen bedroht ist?
Die Kapitel, die von diesen schwierigen Zeiten erzählen, gehören für mich zu den stärksten des Romans. Barbe erweist sich als mutig und couragiert. Ihr gelingt es nicht nur die Mitarbeiter und das Unternehmen zu retten, sondern auch ein beispielloser Coup mit dem sie alle Konkurrenten hinter sich lässt.
Die Autorin erzählt mit einer ausdrucksstarken Sprache bildhaft von Menschen und ihren Schicksalen. Die Protagonisten sind authentisch und sehr differenziert beschrieben. Es gelingt ihr Geschichte lebendig werden zu lassen, ohne belehrend zu wirken. Man merkt wie gut Susanne Popp recherchiert hat. Als Leser kann man sich aufgrund der lebhaften Schilderung die Landschaften und die Menschen sehr gut vorstellen. Ihr flüssiger Schreibstil fesselt.
Fazit:
Susanne Popp hat ein wunderbares Buch um ein Familienunternehmen geschrieben, welches fasziniert und verzaubert. Es lässt den Leser hinter die Kulissen der Champagnerherstellung und der Familie Clicquot-Ponsardin blicken. Ein berührendes und ergreifendes Buch ist gelungen. Gern vergebe ich 5 Sterne und hoffe auf weitere Bücher dieser talentierten Autorin.