Erschütternder Roman
Die SchweigendeInhalt: München 2019: Als Karin nach 54 Ehejahren ihren Mann Jens verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Auch ihre drei Töchter Geli, Imke und Anne hingen sehr an ihrem liebevollen Vater. Kurz vor ...
Inhalt: München 2019: Als Karin nach 54 Ehejahren ihren Mann Jens verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Auch ihre drei Töchter Geli, Imke und Anne hingen sehr an ihrem liebevollen Vater. Kurz vor seinem Tod nahm er Imke noch ein Versprechen ab, das erschütternde und von Karin verdrängte Geschehnisse ans Licht bringt.
1956: Die 16 jährige Karin wohnt zusammen mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Pelle in einem Mehrfamilienhaus. Während die Mutter arbeitet, trifft sich die lebenslustige Karin heimlich mit ihrer Clique. In Blue Jeans und geschminkt - sehr zum Missfallen der prüden und neugierigen Nachbarinnen. Karin ahnt nicht, dass eine spontane und gutgemeinte Entscheidung entsetzliche und lebensverändernde Folgen habe wird.
Meine Meinung: Ellen Sandberg hat sich an ein schwieriges Thema gewagt. In „Die Schweigende“ geht es um den seelischen, körperlichen und sexuellen Missbrauch in früheren katholischen Kinderheimen und die kaum vorstellbaren Auswirkungen auf das gesamte Leben der Kinder, sowie auch noch der nächsten Generation. Eine Geschichte, die nah geht und nicht immer leicht zu lesen ist. Doch durch den fesselnden und lebendigen Schreibstil der Autorin war ich schnell mittendrin und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Aus Karin, einem fröhlichen Teenager mit ehrgeizigen Plänen, ist eine abweisende und harte Frau geworden, die ihren Töchtern ihre Liebe nie zeigen konnte. Nur ihrem einfühlsamen und geduldigen Mann Jens gegenüber konnte sie sich öffnen. Nach seinem Tod zieht sie sich noch mehr zurück.
Karins Barschheit und fehlende Zuneigung ihren Töchtern gegenüber, hat deren emotionale Entwicklung natürlich stark beeinflusst, auch wenn sie bei ihrem Vater die fehlende Liebe gefunden haben.
Die Geschichte wird aus den Perspektiven der vier Frauen der Familie erzählt, wodurch die verschiedenen Charaktere und der fehlende Zusammenhalt untereinander deutlich werden. Dazu kommen Karins aufwühlende Erinnerungen an die Jahre 1956/57.
Von den Töchtern hat mir Imke am besten gefallen. Sie ist noch die empathischste der drei und versucht herauszufinden, warum ihre Mutter so kaltherzig geworden ist.
Fazit: Eine Geschichte, die mich erschüttert und traurig gemacht hat. Sie wird mir sicher lange im Gedächtnis bleiben. Obwohl die Handlung fiktiv ist, so hätte es sich tatsächlich so abspielen können. Sehr fesselnd geschrieben.