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Veröffentlicht am 03.02.2021

Mitreißende Familiengeschichte über vier Generationen

Wo wir Kinder waren
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„Man muss das lieben, was man hat"

Inhalt: Die Cousinen Eva und Iris und ihr Cousin Jan gehören zu einer mehr oder weniger zerstrittenen Erbengemeinschaft. Es gibt Unstimmigkeiten, was mit dem Wohngebäude ...

„Man muss das lieben, was man hat"

Inhalt: Die Cousinen Eva und Iris und ihr Cousin Jan gehören zu einer mehr oder weniger zerstrittenen Erbengemeinschaft. Es gibt Unstimmigkeiten, was mit dem Wohngebäude und der ehemaligen Spielzeugfabrik der Familie Langbein in Sonneberg, Thüringen, geschehen soll. Jan, dessen Vater als Letzter in dem Haus gewohnt hat, beginnt mit dem Ausräumen. Eva und Iris helfen ihm dabei und schon bald werden Erinnerungen wach…

Meine Meinung: Kati Naumann erzählt die fiktive Geschichte der Familie Langbein und ihrer Spielzeugfabrik auf zwei verschiedenen Handlungsebenen. Während in der Gegenwart Eva, Jan und Iris das alte Wohnhaus ausräumen, erzählen die Kapitel in der Vergangenheit vom Aufbau der Fabrik durch Albert Langbein im Jahr 1910 bis zur Einstellung der Produktion viele Jahre später. Die Vergangenheit und die Gegenwart werden dabei sehr geschickt miteinander verknüpft. Fragen, die in der Gegenwart aufkommen, werden meist schon im nächsten Kapitel der Vergangenheit geklärt. Dadurch erlangt der Leser wesentlich mehr Hintergrundwissen als Eva, Jan und Iris.
Die Autorin hat selber einen direkten Bezug zu Sonneberg, da ihre Urgroßeltern dort eine Puppenfabrik führten und sie selbst viel Zeit dort verbracht hat. Sehr anschaulich und detailliert beschreibt sie die Herstellungsschritte verschiedener Spielzeuge und den Wandel der Spielzeugindustrie in dieser ereignisreichen Zeit. Obwohl sich die Handlung des Romans insgesamt über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren erstreckt, wirkt sie nicht gehetzt. Die wichtigsten Ereignisse in der Fabrik werden genauso interessant erzählt, wie kleine, oft lustige Alltagsgeschichten, die die Familie betreffen.
Kati Naumann beschreibt die Familienmitglieder alle sehr authentisch und sympathisch und besonders Flora mochte ich richtig gern. Flora ist die Seele und der Anker der Familie. Sie handelt überlegt, findet meistens eine Lösung und weiß zu schätzen, was sie hat, bzw. was ihr bleibt: „Besser die Zuckerdose als das Leben“ ist einer ihrer häufigen Sprüche. Besonders gut gefallen hat mir, dass sich im Laufe der Geschichte geklärt hat, wie dieser Spruch entstanden ist.

Fazit: Eine mitreißende und sehr schön erzählte Geschichte über eine Spielzeugfabrik im letzten Jahrhundert, die viele Höhen und Tiefen erlebt hat. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.12.2020

Ganz bezaubernd

Die geheime Welt der Gartendrachen
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Den ersten kleinen Gartendrachen entdeckte die junge Grafikdesignerin Eleanor Bick während eines Urlaubs in Dänemark, als sie sich ein Büschel Rotklee am Wegesrand näher anschaute. Für den Bruchteil einer ...

Den ersten kleinen Gartendrachen entdeckte die junge Grafikdesignerin Eleanor Bick während eines Urlaubs in Dänemark, als sie sich ein Büschel Rotklee am Wegesrand näher anschaute. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie einen kleinen Kopf, Krallen, ein aufgebauschtes Federkleid und filigrane Flügel erkennen, dann war das kleine Wesen auch schon wieder verschwunden - wunderbar getarnt in seiner Wirtspflanze. Natürlich ging Eleanor daraufhin auf die Suche nach anderen Gartendrachen und konnte insgesamt sieben verschiedene Arten entdecken und erforschen.
„Die geheime Welt der Gartendrachen“ ist aufgebaut wie ein kleines Lexikon. Nach einer Einführung wie alles begann und allgemeinem Wissen über die Gartendrachen, wird jede Art einzeln vorgestellt. Das Aussehen, die Größe (Gartendrachen sind zwischen 2 und 30 cm groß), die Nahrung, die Eigenheiten und die Wirtspflanze. Zu jeder Drachenart gibt es ein Bild, das den Drachen in seiner Pflanze zeigt und manchmal muss man ganz genau hinsehen, um die gut getarnten kleinen Lebewesen zu entdecken. Das wird besonders Kindern Spaß machen. Auch jede Wirtspflanze wird vorgestellt und erklärt.
Im letzten Kapitel gibt es einige wertvolle Tipps, um einen Garten oder Balkon drachen- und bienenfreundlich zu gestalten, denn die Bienen sind die Verbündeten der Drachen.
Das Buch ist unheimlich fantasievoll und mit viel Liebe gestaltet und ich war schon beim ersten Durchblättern begeistert. Aber nicht nur die Illustrationen sind fantastisch, sondern auch der dazugehörige Text. Das Buch wird für Kinder im Alter von 6-7 Jahren empfohlen, doch ich bin davon überzeugt, dass auch Erwachsene sehr viel Freude n diesem Buch haben werden!
Eleanor Bick hat mich von der Existenz der Gartendrachen überzeugt und ich werde im nächsten Frühjahr einige ihrer Gartentipps umsetzen und dann auf die Suche nach den bezaubernden kleinen Wesen gehen!

Fazit: Ein etwas anderes Gartenbuch. Fantasie, verknüpft mit Gartenwissen - wunderschön!

Veröffentlicht am 08.12.2020

Ein absoluter Pageturner

Ohne Schuld
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Inhalt: Sergeant Kate Linville hat bei Scotland Yard gekündigt, um zur North Yorkshire Police zu wechseln. Während der Zugfahrt von London Richtung Norden wird sie plötzlich von einer panischen Mitreisenden ...

Inhalt: Sergeant Kate Linville hat bei Scotland Yard gekündigt, um zur North Yorkshire Police zu wechseln. Während der Zugfahrt von London Richtung Norden wird sie plötzlich von einer panischen Mitreisenden um Hilfe gebeten: Ein Fremder sei hinter ihr her. Die beiden Frauen können sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, bevor die ersten Schüsse fallen.
Nur zwei Tage später stürzt eine junge Lehrerin schwer, als sie mit ihrem Fahrrad in voller Fahrt gegen einen über den Weg gespannten Draht fährt. Auch auf sie wird geschossen.
Obwohl die beiden Frauen in keiner Verbindung zueinander stehen, ist die Tatwaffe dieselbe.
Kate wird noch vor ihrem offiziellen Dienstantritt in die Ermittlungen hineingezogen und sucht nach Überschneidungen im Leben der beiden Frauen. Als sie dem Täter schließlich auf die Spur kommt, gerät sie selbst in große Gefahr…

Meine Meinung: „Ohne Schuld“ ist bereits der dritte Fall für Kate Linville, aber problemlos ohne Vorwissen zu lesen.
Kate Linville wird mir mit jedem weiteren Buch sympathischer. Sie ist eine sehr gute Polizistin, doch wegen ihrer Introvertiertheit und ihrem mangelnden Selbstbewusstsein bleiben die Beförderungen aus. Durch ihre oft zurückhaltende Art und ihr unscheinbares Äußeres lebt sie immer noch allein und fühlt sich oft sehr einsam. In der Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit mit Detective Chief Inspektor Caleb Hale wagt sie einen Neuanfang in Scarborough, bei der North Yorkshire Police, doch dann kommt alles anders.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt. Charlotte Link schreibt mitreißend und ohne überflüssige Beschreibungen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und die vielen verschiedenen Perspektiven und Erzählstränge halten ein gewisses Maß an Spannung permanent aufrecht. Lange Zeit konnte ich ebenso wenig wie die Ermittler die Zusammenhänge erkennen. Doch je mehr sich schließlich offenbart, desto schockierender und spannender wird die Handlung. Es tun sich menschliche Schwächen und Abgründe auf, die mich sehr schockiert haben und ich musste mehr als einmal heftig schlucken.

Fazit: Ein psychologischer und spannender Kriminalroman. Für mich ein echter Pageturner.

Veröffentlicht am 01.12.2020

Erschütternder Roman

Die Schweigende
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Inhalt: München 2019: Als Karin nach 54 Ehejahren ihren Mann Jens verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Auch ihre drei Töchter Geli, Imke und Anne hingen sehr an ihrem liebevollen Vater. Kurz vor ...

Inhalt: München 2019: Als Karin nach 54 Ehejahren ihren Mann Jens verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Auch ihre drei Töchter Geli, Imke und Anne hingen sehr an ihrem liebevollen Vater. Kurz vor seinem Tod nahm er Imke noch ein Versprechen ab, das erschütternde und von Karin verdrängte Geschehnisse ans Licht bringt.
1956: Die 16 jährige Karin wohnt zusammen mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Pelle in einem Mehrfamilienhaus. Während die Mutter arbeitet, trifft sich die lebenslustige Karin heimlich mit ihrer Clique. In Blue Jeans und geschminkt - sehr zum Missfallen der prüden und neugierigen Nachbarinnen. Karin ahnt nicht, dass eine spontane und gutgemeinte Entscheidung entsetzliche und lebensverändernde Folgen habe wird.

Meine Meinung: Ellen Sandberg hat sich an ein schwieriges Thema gewagt. In „Die Schweigende“ geht es um den seelischen, körperlichen und sexuellen Missbrauch in früheren katholischen Kinderheimen und die kaum vorstellbaren Auswirkungen auf das gesamte Leben der Kinder, sowie auch noch der nächsten Generation. Eine Geschichte, die nah geht und nicht immer leicht zu lesen ist. Doch durch den fesselnden und lebendigen Schreibstil der Autorin war ich schnell mittendrin und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Aus Karin, einem fröhlichen Teenager mit ehrgeizigen Plänen, ist eine abweisende und harte Frau geworden, die ihren Töchtern ihre Liebe nie zeigen konnte. Nur ihrem einfühlsamen und geduldigen Mann Jens gegenüber konnte sie sich öffnen. Nach seinem Tod zieht sie sich noch mehr zurück.
Karins Barschheit und fehlende Zuneigung ihren Töchtern gegenüber, hat deren emotionale Entwicklung natürlich stark beeinflusst, auch wenn sie bei ihrem Vater die fehlende Liebe gefunden haben.
Die Geschichte wird aus den Perspektiven der vier Frauen der Familie erzählt, wodurch die verschiedenen Charaktere und der fehlende Zusammenhalt untereinander deutlich werden. Dazu kommen Karins aufwühlende Erinnerungen an die Jahre 1956/57.
Von den Töchtern hat mir Imke am besten gefallen. Sie ist noch die empathischste der drei und versucht herauszufinden, warum ihre Mutter so kaltherzig geworden ist.

Fazit: Eine Geschichte, die mich erschüttert und traurig gemacht hat. Sie wird mir sicher lange im Gedächtnis bleiben. Obwohl die Handlung fiktiv ist, so hätte es sich tatsächlich so abspielen können. Sehr fesselnd geschrieben.

Veröffentlicht am 24.11.2020

Ein zauberhafter Kinderbuchklassiker

Anne auf Green Gables
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Inhalt: Avonlea auf Prince Edward Island im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Das ältere Geschwisterpaar Matthew und Marilla Cuthbert will einen Jungen aus dem Waisenhaus aufnehmen, der Matthew bei ...

Inhalt: Avonlea auf Prince Edward Island im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Das ältere Geschwisterpaar Matthew und Marilla Cuthbert will einen Jungen aus dem Waisenhaus aufnehmen, der Matthew bei der Arbeit auf der Farm Green Gables unterstützen soll. Doch durch ein Missverständnis kommt die elfjährige rothaarige Anne Shirley mit dem Zug an. Der schüchterne Matthew möchte es lieber seiner Schwester Marilla überlassen, dem Mädchen zu sagen, dass es nicht bleiben kann. Doch der quirligen und liebenswerten Anne gelingt es sehr schnell, die Herzen der Geschwister zu erobern und so ändert sich einiges auf Green Gables.

Meine Meinung: „Anne auf Green Gables“ ist ein kanadischer Kinderbuchklassiker von Lucy Maud Montgomery, der bereits 1908 erschienen ist und sofort zum Bestseller wurde. Schon sehr lange wollte ich dieses Buch lesen (oder hören), besonders, nachdem ich die Netflix-Serie „Anne with an E“ gesehen hatte. Dieses gekürzte Hörbuch hat eine Laufzeit von 6 Stunden und 45 Minuten und wird wunderbar von Jessica Schwarz gelesen. Vom Verlag empfohlen für Kinder ab 10 Jahren.
Ich brauchte etwas, um mich an die quirlige Anne und vor allem ihren meistens theatralischen und gestelzten Redefluss zu gewöhnen, doch schon bald hatte ich sie genauso ins Herz geschlossen wie Marilla und Mathew und fand sie sehr amüsant. Am besten gefällt mir an Anne ihre überschäumende Lebensfreude und Fantasie, sowie ihre Liebe zur Natur und den meisten Menschen. Sie ist verträumt, ehrlich und direkt. Wenn sie wegen ihrer roten Haare beleidigt wird, ist sie sehr nachtragend. In Matthew findet sie sofort einen „Seelenverwandten“ und in der gleichaltrigen Nachbartochter Diana endlich die ersehnte „Busenfreundin“. Oft passieren Anne dumme Missgeschicke, doch sie lernt immer aus ihren Fehlern. Obwohl Matthews Rolle in diesem Buch nicht so groß ist, so ist er doch mein Lieblingscharakter. Er ist zwar schüchtern und zurückhaltend, doch er ist auch einfühlsam und kann sich oft gut in Anne hineinversetzen und ihr so eine Freude machen. Auch Marilla liebt Anne sehr, kann und will diese Liebe aber nicht zeigen, weil das nicht mit ihren strengen Ansichten über die richtige Erziehung übereinstimmt. Trotzdem ist auch Marilla immer für Anne da.
Ich war richtig traurig, als das Hörbuch zu Ende war, ich hätte gerne noch länger zugehört…

Fazit: Ein ganz zauberhafter und warmherziger Kinderbuchklassiker, der aber auch Erwachsenen ganz viel Freude bereitet.