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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2021

Berührend und unglaublich spannend

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Polen, 1939: Die sechzehnjährige Stefania und Izio sind frisch verliebt und wollen heiraten. Doch dann beginnt der Zweite Weltkrieg. Izio und seine Familie müssen ins Ghetto der Stadt Przemyśl ziehen, ...

Polen, 1939: Die sechzehnjährige Stefania und Izio sind frisch verliebt und wollen heiraten. Doch dann beginnt der Zweite Weltkrieg. Izio und seine Familie müssen ins Ghetto der Stadt Przemyśl ziehen, denn sie sind Juden. Stefania ist plötzlich ganz auf sich allein gestellt - und muss sich um ihre kleine Schwester Helena kümmern, denn auch ihre eigene Mutter wurde in ein Zwangsarbeiterlager deportiert. Gleichzeitig versucht sie, Izios Familie zu helfen, wo sie kann, indem sie Lebensmittel und Medikamente ins Ghetto schmuggelt - obwohl dies bei Todesstrafe verboten ist. Als Izio und seine Eltern ermordet werden, bricht für Stefania eine Welt zusammen. doch seinem Bruder Max gelingt im letzten Moment die Flucht vor der Deportation in die Todeslager - zu Stefania, die nun eine Entscheidung treffen muss. Sie bietet Max und zwölf weiteren Juden Zuflucht auf ihrem Dachboden.

„Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" ist keine leichte Lektüre, trotzdem ist es eine absolute Leseempfehlung von mir. Es ist eine erschreckende, berührende und zugleich sehr spannende Geschichte, über ein unglaublich mutiges junges Mädchen. Stefania und auch ihre kleine Schwester Helena riskierten Tag für Tag, Stunde für Stunde ihren Tod, um anderen Menschen das Leben zu retten. Beide Mädchen waren nicht nur mutig und selbstlos, sondern auch überaus clever und sind mir während des Hörens sehr ans Herz gewachsen. Der Schreibstil ist so eindringlich, fesselnd und bildlich, dass die Geschichte fast wie ein Film vor meinen Augen ablief. Empfohlen wird das Buch bereits für Leser ab 12 Jahren. Erst im Nachwort erfuhr ich, dass die Geschichte - so unfassbar das klingt - sich bis auf einige zeitliche Änderungen und andere Kleinigkeiten genauso abgespielt hat. Für unsere Generation ist das heute kaum nachvollziehbar und deshalb finde ich Bücher wie dieses so wichtig.
Ganz Toll gelesen von Laura Maire.

Veröffentlicht am 03.02.2021

Mitreißende Familiengeschichte über vier Generationen

Wo wir Kinder waren
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„Man muss das lieben, was man hat"

Inhalt: Die Cousinen Eva und Iris und ihr Cousin Jan gehören zu einer mehr oder weniger zerstrittenen Erbengemeinschaft. Es gibt Unstimmigkeiten, was mit dem Wohngebäude ...

„Man muss das lieben, was man hat"

Inhalt: Die Cousinen Eva und Iris und ihr Cousin Jan gehören zu einer mehr oder weniger zerstrittenen Erbengemeinschaft. Es gibt Unstimmigkeiten, was mit dem Wohngebäude und der ehemaligen Spielzeugfabrik der Familie Langbein in Sonneberg, Thüringen, geschehen soll. Jan, dessen Vater als Letzter in dem Haus gewohnt hat, beginnt mit dem Ausräumen. Eva und Iris helfen ihm dabei und schon bald werden Erinnerungen wach…

Meine Meinung: Kati Naumann erzählt die fiktive Geschichte der Familie Langbein und ihrer Spielzeugfabrik auf zwei verschiedenen Handlungsebenen. Während in der Gegenwart Eva, Jan und Iris das alte Wohnhaus ausräumen, erzählen die Kapitel in der Vergangenheit vom Aufbau der Fabrik durch Albert Langbein im Jahr 1910 bis zur Einstellung der Produktion viele Jahre später. Die Vergangenheit und die Gegenwart werden dabei sehr geschickt miteinander verknüpft. Fragen, die in der Gegenwart aufkommen, werden meist schon im nächsten Kapitel der Vergangenheit geklärt. Dadurch erlangt der Leser wesentlich mehr Hintergrundwissen als Eva, Jan und Iris.
Die Autorin hat selber einen direkten Bezug zu Sonneberg, da ihre Urgroßeltern dort eine Puppenfabrik führten und sie selbst viel Zeit dort verbracht hat. Sehr anschaulich und detailliert beschreibt sie die Herstellungsschritte verschiedener Spielzeuge und den Wandel der Spielzeugindustrie in dieser ereignisreichen Zeit. Obwohl sich die Handlung des Romans insgesamt über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren erstreckt, wirkt sie nicht gehetzt. Die wichtigsten Ereignisse in der Fabrik werden genauso interessant erzählt, wie kleine, oft lustige Alltagsgeschichten, die die Familie betreffen.
Kati Naumann beschreibt die Familienmitglieder alle sehr authentisch und sympathisch und besonders Flora mochte ich richtig gern. Flora ist die Seele und der Anker der Familie. Sie handelt überlegt, findet meistens eine Lösung und weiß zu schätzen, was sie hat, bzw. was ihr bleibt: „Besser die Zuckerdose als das Leben“ ist einer ihrer häufigen Sprüche. Besonders gut gefallen hat mir, dass sich im Laufe der Geschichte geklärt hat, wie dieser Spruch entstanden ist.

Fazit: Eine mitreißende und sehr schön erzählte Geschichte über eine Spielzeugfabrik im letzten Jahrhundert, die viele Höhen und Tiefen erlebt hat. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.12.2020

Ganz bezaubernd

Die geheime Welt der Gartendrachen
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Den ersten kleinen Gartendrachen entdeckte die junge Grafikdesignerin Eleanor Bick während eines Urlaubs in Dänemark, als sie sich ein Büschel Rotklee am Wegesrand näher anschaute. Für den Bruchteil einer ...

Den ersten kleinen Gartendrachen entdeckte die junge Grafikdesignerin Eleanor Bick während eines Urlaubs in Dänemark, als sie sich ein Büschel Rotklee am Wegesrand näher anschaute. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie einen kleinen Kopf, Krallen, ein aufgebauschtes Federkleid und filigrane Flügel erkennen, dann war das kleine Wesen auch schon wieder verschwunden - wunderbar getarnt in seiner Wirtspflanze. Natürlich ging Eleanor daraufhin auf die Suche nach anderen Gartendrachen und konnte insgesamt sieben verschiedene Arten entdecken und erforschen.
„Die geheime Welt der Gartendrachen“ ist aufgebaut wie ein kleines Lexikon. Nach einer Einführung wie alles begann und allgemeinem Wissen über die Gartendrachen, wird jede Art einzeln vorgestellt. Das Aussehen, die Größe (Gartendrachen sind zwischen 2 und 30 cm groß), die Nahrung, die Eigenheiten und die Wirtspflanze. Zu jeder Drachenart gibt es ein Bild, das den Drachen in seiner Pflanze zeigt und manchmal muss man ganz genau hinsehen, um die gut getarnten kleinen Lebewesen zu entdecken. Das wird besonders Kindern Spaß machen. Auch jede Wirtspflanze wird vorgestellt und erklärt.
Im letzten Kapitel gibt es einige wertvolle Tipps, um einen Garten oder Balkon drachen- und bienenfreundlich zu gestalten, denn die Bienen sind die Verbündeten der Drachen.
Das Buch ist unheimlich fantasievoll und mit viel Liebe gestaltet und ich war schon beim ersten Durchblättern begeistert. Aber nicht nur die Illustrationen sind fantastisch, sondern auch der dazugehörige Text. Das Buch wird für Kinder im Alter von 6-7 Jahren empfohlen, doch ich bin davon überzeugt, dass auch Erwachsene sehr viel Freude n diesem Buch haben werden!
Eleanor Bick hat mich von der Existenz der Gartendrachen überzeugt und ich werde im nächsten Frühjahr einige ihrer Gartentipps umsetzen und dann auf die Suche nach den bezaubernden kleinen Wesen gehen!

Fazit: Ein etwas anderes Gartenbuch. Fantasie, verknüpft mit Gartenwissen - wunderschön!

Veröffentlicht am 08.12.2020

Ein absoluter Pageturner

Ohne Schuld
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Inhalt: Sergeant Kate Linville hat bei Scotland Yard gekündigt, um zur North Yorkshire Police zu wechseln. Während der Zugfahrt von London Richtung Norden wird sie plötzlich von einer panischen Mitreisenden ...

Inhalt: Sergeant Kate Linville hat bei Scotland Yard gekündigt, um zur North Yorkshire Police zu wechseln. Während der Zugfahrt von London Richtung Norden wird sie plötzlich von einer panischen Mitreisenden um Hilfe gebeten: Ein Fremder sei hinter ihr her. Die beiden Frauen können sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, bevor die ersten Schüsse fallen.
Nur zwei Tage später stürzt eine junge Lehrerin schwer, als sie mit ihrem Fahrrad in voller Fahrt gegen einen über den Weg gespannten Draht fährt. Auch auf sie wird geschossen.
Obwohl die beiden Frauen in keiner Verbindung zueinander stehen, ist die Tatwaffe dieselbe.
Kate wird noch vor ihrem offiziellen Dienstantritt in die Ermittlungen hineingezogen und sucht nach Überschneidungen im Leben der beiden Frauen. Als sie dem Täter schließlich auf die Spur kommt, gerät sie selbst in große Gefahr…

Meine Meinung: „Ohne Schuld“ ist bereits der dritte Fall für Kate Linville, aber problemlos ohne Vorwissen zu lesen.
Kate Linville wird mir mit jedem weiteren Buch sympathischer. Sie ist eine sehr gute Polizistin, doch wegen ihrer Introvertiertheit und ihrem mangelnden Selbstbewusstsein bleiben die Beförderungen aus. Durch ihre oft zurückhaltende Art und ihr unscheinbares Äußeres lebt sie immer noch allein und fühlt sich oft sehr einsam. In der Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit mit Detective Chief Inspektor Caleb Hale wagt sie einen Neuanfang in Scarborough, bei der North Yorkshire Police, doch dann kommt alles anders.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt. Charlotte Link schreibt mitreißend und ohne überflüssige Beschreibungen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und die vielen verschiedenen Perspektiven und Erzählstränge halten ein gewisses Maß an Spannung permanent aufrecht. Lange Zeit konnte ich ebenso wenig wie die Ermittler die Zusammenhänge erkennen. Doch je mehr sich schließlich offenbart, desto schockierender und spannender wird die Handlung. Es tun sich menschliche Schwächen und Abgründe auf, die mich sehr schockiert haben und ich musste mehr als einmal heftig schlucken.

Fazit: Ein psychologischer und spannender Kriminalroman. Für mich ein echter Pageturner.

Veröffentlicht am 01.12.2020

Erschütternder Roman

Die Schweigende
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Inhalt: München 2019: Als Karin nach 54 Ehejahren ihren Mann Jens verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Auch ihre drei Töchter Geli, Imke und Anne hingen sehr an ihrem liebevollen Vater. Kurz vor ...

Inhalt: München 2019: Als Karin nach 54 Ehejahren ihren Mann Jens verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Auch ihre drei Töchter Geli, Imke und Anne hingen sehr an ihrem liebevollen Vater. Kurz vor seinem Tod nahm er Imke noch ein Versprechen ab, das erschütternde und von Karin verdrängte Geschehnisse ans Licht bringt.
1956: Die 16 jährige Karin wohnt zusammen mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Pelle in einem Mehrfamilienhaus. Während die Mutter arbeitet, trifft sich die lebenslustige Karin heimlich mit ihrer Clique. In Blue Jeans und geschminkt - sehr zum Missfallen der prüden und neugierigen Nachbarinnen. Karin ahnt nicht, dass eine spontane und gutgemeinte Entscheidung entsetzliche und lebensverändernde Folgen habe wird.

Meine Meinung: Ellen Sandberg hat sich an ein schwieriges Thema gewagt. In „Die Schweigende“ geht es um den seelischen, körperlichen und sexuellen Missbrauch in früheren katholischen Kinderheimen und die kaum vorstellbaren Auswirkungen auf das gesamte Leben der Kinder, sowie auch noch der nächsten Generation. Eine Geschichte, die nah geht und nicht immer leicht zu lesen ist. Doch durch den fesselnden und lebendigen Schreibstil der Autorin war ich schnell mittendrin und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Aus Karin, einem fröhlichen Teenager mit ehrgeizigen Plänen, ist eine abweisende und harte Frau geworden, die ihren Töchtern ihre Liebe nie zeigen konnte. Nur ihrem einfühlsamen und geduldigen Mann Jens gegenüber konnte sie sich öffnen. Nach seinem Tod zieht sie sich noch mehr zurück.
Karins Barschheit und fehlende Zuneigung ihren Töchtern gegenüber, hat deren emotionale Entwicklung natürlich stark beeinflusst, auch wenn sie bei ihrem Vater die fehlende Liebe gefunden haben.
Die Geschichte wird aus den Perspektiven der vier Frauen der Familie erzählt, wodurch die verschiedenen Charaktere und der fehlende Zusammenhalt untereinander deutlich werden. Dazu kommen Karins aufwühlende Erinnerungen an die Jahre 1956/57.
Von den Töchtern hat mir Imke am besten gefallen. Sie ist noch die empathischste der drei und versucht herauszufinden, warum ihre Mutter so kaltherzig geworden ist.

Fazit: Eine Geschichte, die mich erschüttert und traurig gemacht hat. Sie wird mir sicher lange im Gedächtnis bleiben. Obwohl die Handlung fiktiv ist, so hätte es sich tatsächlich so abspielen können. Sehr fesselnd geschrieben.