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Veröffentlicht am 30.03.2017

Warmherzig und gefühlvoll

Ein Brief für dich
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Eshter (40), hat ihre beiden Töchter alleine großgezogen, nachdem ihr Mann vor 15 Jahren lieber die Welt entdecken wollte. Nun zieht auchi ihre jüngste Tochter aus. Tagsüber arbeitet sie in einer Drogerie, ...

Eshter (40), hat ihre beiden Töchter alleine großgezogen, nachdem ihr Mann vor 15 Jahren lieber die Welt entdecken wollte. Nun zieht auchi ihre jüngste Tochter aus. Tagsüber arbeitet sie in einer Drogerie, doch in ihrem Haus fühlt sie sich einsam. Hinzu kommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen und so kommen auch finanzielle Sorgen hinzu. Gerade zu dem Zeitpunkt erreicht sie der "Hilferuf" (oder eher Befehl) ihres angeheirateten Cousins Walter, der Witwer hat in der Vergangenheit viel Leid erlebt, inzwischen ist er verbittert, exzentrisch und meist schlecht gelaunt. Doch nun ist er auf Hilfe angewiesen und eigentlich passt es, dass Esther selber Unterstützung braucht.
Und was ist mit dem gutaussehendem Mann, den Esther an der Arbeit kennen gelernt hat ? Hajo ist eigentlich auf der Suche um eine Schuld seines Vaters zu sühnen. Doch das scheint nicht so einfach zu sein wie gedacht.
Und was hat es mit den geheimnisvollen Briefen auf sich, die Esther und Walter anonym bekommen haben ? Während Esther sich über ihren freut und neue Hoffnung bekommt, scheinen bei Walter alte Wunden wieder aufzubrechen.....


Dorothea Morgenroth hat mit "Ein Brief für dich" einen warmherzigen, gefühlvollen Roman rund um Schuld, Vergebung und die Liebe geschrieben. Die Protagonisten sind liebevoll zum Leben erwacht und als Leser kann man sich gut in sie hinein versetzen. Die Geschichte bleibt lange geheimnsivoll, der Leser erfährt erst peu a peu, was hinter allem steckt. So ist die Neugier beim Lesen groß und man rauscht nur durch die Seiten, denn die Autorin hat einen angenehmen, fesselnden Schreibstil.
Vor (fast) jedes Kapitel wurde ein biblischer/christlicher Spruch vorangestellt, genau wie in den geheimnisvollen Briefen, wo die Briefeschreiberin auch Bibelzitate verwendet um den Empfänger aufzumuntern und ihm Hoffnung zu schenken.
Das Buch gibt Hoffnung, macht Mut, lässt einen oftmals beim Lesen innehalten. Gleichzeitig ist es auch eine romantische Geschichte und Geheimnisse und Rätselraten kommt auch nicht zu kurz.

Auch wenn mir die ein oder andere Stelle etwas zu dick "aufgetragen" wurde, hat mir der Schreibstil des Buches ungemein gefallen. Hinzu kommen die nachvollziehbaren Veränderungen der Protagonisten, die diese durchlaufen haben, die Bürden, die sie alle, jeder für sich anfangs getragen haben, und dann ihre Öffnung, ihre Befreiuung, ihr Zuwenden zueinander, ihr Glauben und vor allem die Briefeschreiberin, die geleitet von Gott, nicht sich im Mittelpunkt hat, sondern ihre Mitmenschen. Die ein feines Gespür hat, die richtigen Worte zu finden. Deren Briefe , wie Steine waren, die sie ins Wasser geworfen hat und die jedesmal große Kreise gezogen haben.


Fazit:
Eine warmherzige, gefühlvolle Geschichte über Verzeihung, Hoffnung, Liebe und dem christlichen Glauben.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Unterhaltsamer, kurzweiliger Roman um ein großes Familiengeheimnis

Sturmherz
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Alexas Mutter Cornelia liegt nach einem Schlaganfall im Koma. Alexa muss sich jetzt als Einzelkind nicht nur um eine Betreuung für ihre Mutter kümmern, sondern sich auch Gedanken machen, wie sie mit ihrer ...

Alexas Mutter Cornelia liegt nach einem Schlaganfall im Koma. Alexa muss sich jetzt als Einzelkind nicht nur um eine Betreuung für ihre Mutter kümmern, sondern sich auch Gedanken machen, wie sie mit ihrer Mutter weiter umgehen soll. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist schon seit ihrer Kindheit gestört, seit Cornelia damals für drei Monate spurlos verschwand und sich nach ihrer Rückkehr in eine kühle, abweisende Frau verwandelt hat, die keine Liebe mehr geben konnte oder wollte. Doch Alexa kann sich nicht von ihrer Mutter, nun, da sie Hilfe benötigt, abwenden. Die Begegnung mit dem amerikanischen Autoren Richard Henderson und dessen Sohn Ethan bringen nun nach und nach die Geheimnisse ihrer Mutter ans Licht.....

Der Roman spielt in der heutigen Zeit, durch die Erinnerungen der Protagonisten springt er aber immer wieder zurück in die Zeit vor und nach der großen Sturmflut in Hamburg, 1962. Erst nach und nach werden die Geheimnisse aus der Vergangenheit gelüftet und die Spannung, was nun eigentlich damals und vor allem auch 20 Jahre später, beim Verschwinden Cornelias, passiert ist, bleibt lange erhalten.

Der Schreibstil von Corina Bomann ist wieder einmal sehr kurzweilig und flüssig. Sie schafft es auch hier, dass man die Protagonisten vor Augen hat, dass man die über 500 Seiten schnell liest und auch das ein oder andere Mal überrascht wird. Sie weckt Emotionen, gerade weil manche Entscheidungen, manche Taten und Ereignisse hier weite Kreise ziehen und das Leben der Protagonisen unweigerlich dramatisch ändern.

Die Protagonisten erleben viel Leid, reagieren nicht immer rational, sondern manchmal sehr gefühlsbetont und egoistisch, was weitere Folgen haben wird. Sie sind auf der Suche nach der großen Liebe, dem Glück und können es nicht halten.

Trotz aller ruhigen Erzählweise, ging mir manches im Roman doch etwas zu klischeehaft ab, manchmal fehlte mir die Tiefe. Die Handlungen und Haltungen der Protagonisten konnte ich - aus meiner Sicht- nicht immer verstehen. Aber das gehört woh zur Dramaturgie der Geschichte dazu.
Im ganzen ist es aber eine sehr gut formulierte Geschichte mit Geheimnissen, verschiedenen Zeitebenen, Spannungen, Liebe, die - mit ein paar Abstrichen- eine gute Unterhaltung für Zwischendurch war. Die Autorin schafft es, dass man durch die Seiten fliegt, weil die Geschichte wie eine Zwiebel verpackt ist, bei der sich erst nach und nach alle Schichten ablösen lassen und - auf den Roman bezogen - sich der Kern der Geschichte erst nach und nach offenbart.

Veröffentlicht am 14.03.2017

Informativ und unterhaltsam

Der Tag X
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17.Juni 1953, DDR. Ein Volksaufstand. Wie kam es dazu, was passierte damals ? Wie ging es weiter ?
Titus Müller hat seinen Roman "Der Tag X" um dieses Ereignis gebettet. Es gibt verschiedene Erzählstränge, ...

17.Juni 1953, DDR. Ein Volksaufstand. Wie kam es dazu, was passierte damals ? Wie ging es weiter ?
Titus Müller hat seinen Roman "Der Tag X" um dieses Ereignis gebettet. Es gibt verschiedene Erzählstränge, verschiedene Protagonisten und sie führen alle zu diesem Tag. Verschiedene Sichtweisen, verschiedene Erlebnisse.
Wie immer hat Titus Müller alles hervorragend recherchiert, hat im Anhang den historischen Kern nochmals dargelegt, ein Stichwortregister mit weiteren Erklärungen zu den Abkürzungen ist ebenfalls vorhanden.

Es geht um Nelly, die Abiturientin ist Mitglied der Jungen Gemeinde und bekommt zu spüren, dass der christliche Glaube in der DDR nicht mehr erwünscht ist, sowie um Wolf, dessen Vater SED-Kreisleiter ist. Lotte König ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern, sie weiß kaum noch, wie sie sie satt bekommen soll. Ihr Cousin Marc und dessen Frau Katharina werden ungewollt eine größere Rolle am 17. Juni spielen.
Das sind die kleinen "Rädchen", die alle wichtig sind für das, was passieren wird. Aber es gibt auch den Russen Ilja, Handlanger für Lawrentia Beria, der nach Stalins Tod einer der wichtigsten Männer der UDSSR wird.
Historisches Geschehen, politische Entscheidungen und Ränke, reale Erlebnisse sind das wahre Grundgerüst zu diesem Roman. Ausgefüllt wurde dies mit den fiktiven Protagonisten, die der Autor nah an der Realität gefüllt hat.

Wie immer gelingt es Titus Müller Zeitgeschehen informativ und unterhaltsam in eine Geschichte zu verpacken. Auch wenn mir die Protagonisten in "Berlin Feuerland" mehr ans Herz gewachsen waren. Diesmal sind es sehr viele, daher ist vielleicht die Distanz zum Leser größer. Dennoch zeigen sie alle eindringlich, warum sich die Menschen erhoben. Warum sie aufbegehrten. Jeder hatte seine Gründe, es waren unterschiedliche, doch nur zusammen konnten die sie damals stark sein.
Das Buch ist ein wichtiger Beitrag dazu, diese Zeit nicht zu vergessen.

Fazit:
Gut recherchiert, hervorragend erzählt - Zeitgeschehen zum Nacherleben. Informativ und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Der Preis der LIebe

Tadunos Lied
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Taduno ist in seinem Land Nigeria ein bekannter Sänger und Gitarrenspieler. Doch er flüchtet, als seine Musik verboten wird. In dem Land ist er ein Unbekannter, lebt für sich, alleine, einsam. Als ihn ...

Taduno ist in seinem Land Nigeria ein bekannter Sänger und Gitarrenspieler. Doch er flüchtet, als seine Musik verboten wird. In dem Land ist er ein Unbekannter, lebt für sich, alleine, einsam. Als ihn ein verzweifelter Brief seiner Freundin Lela erreicht, die inhaftiert wurde, kehrt er zurück nach Lagos. Dort stellt er fest, dass alle ihn vergessen haben. Auch die Nachbarn erkennen ihn nicht wieder. Dabei war er doch nur ein paar Wochen weg. Wieder finden auf mysteriösem Weg Briefe von Lela zu ihm und Taduno, dessen Sing-Stimme ebenso verschwunden ist, wie anscheinend all seine anderen Spuren, muss sich entscheiden, ob er um Lela zu befreien, ein Loblied auf den diktatorischen Präsidenten singt oder schweigt, was Lelas Tod bedeuten würde.

Tadunos Lied ist ein eher ruhig geschriebener Roman, der durch die Elemente, mit denen der Autor arbeitet, wie ein modernes Märchen klingt. Mit gut und böse, mit Entscheidungen, die schwer fallen, mit fantastischen Begebenheiten .
Taduno liebt seine Musik, er liebt Lela, doch er hat auch ein ausgeprägtes Bewusstsein für richtig oder falsch. Er hadert mit seinen Entscheidungen, schlägt auch verschiedene Wege ein, um am Ende uns doch wieder zu überraschen. Er wirkt manchmal konfus, manchmal zu eingefahren in die Richtung, in der er geht, dennoch ist er, denke ich, auch beispielhaft für viele in unserer Zeit.
Es ist kein Spannungsroman, eher wie ein ruhiger fliessender Fluss, der durch seine Windungen und Wendungen Interesse weckt. Vor allem, weil sich der Leser fragt, wie wird sich Taduno entscheiden.

Der Schreibstil ist nicht poetisch, eher nüchtern, kurze Sätze, einfache Sätze, verschiedene Dialoge. Dabei wird immer aus einer gewissen Distanz erzählt. Als wäre es ein allwissender Erzähler aus dem Off, der das Geschehen um Taduno widergibt. Ohne Bewertungen.


Ein Buch, das einen nachdenken lässt über seine eigenen Entscheidungen, bei dem man sich selber die Frage stellt, wie weit wäre man selber gegangen, hätte man den Mut und die Kraft aufgebracht ? Entscheidungen, die umso schwerer fallen, wenn man nicht in einem freien Land lebt.
Das Buch soll im 20. Jahrhundert spielen und spiegelt (ich musste selber erst mal etwas nachrecherchieren) wohl in einer Zeit, in der Nigeria von Diktaturen beherrscht wurde.
Der Autor beschränkt sich hier im Wesentlichen auf den Konflikt zwischen Taduno und dem Präsidenten und natürlich dem inneren Konflikt von Taduno. Vieles was an Gewalt auch hier im Roman erwähnt wird, wird nicht weiter ausgebreitet, meist in Nebensätzen erzählt. Nüchtern, gefühllos, distanziert.

Fazit:
Ein Roman, der sich um Mut und das Gewissen dreht, um Stärken und Schwächen der Menschen, eingepackt in ein modernes Märchen.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Berührt und irritiert zugleich

Dinge, die vom Himmel fallen
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Saara ist acht Jahre alt, als ihre Mutter durch ein außergewöhnliches Unglück ums Leben kommt. Ein Eisbrocken fällt ihr aus heiterm Himmel (im wahrsten Sinn des Wortes) auf den Kopf. Ihre Tante Annu wird ...

Saara ist acht Jahre alt, als ihre Mutter durch ein außergewöhnliches Unglück ums Leben kommt. Ein Eisbrocken fällt ihr aus heiterm Himmel (im wahrsten Sinn des Wortes) auf den Kopf. Ihre Tante Annu wird hingegen gleich zweimal von einem anderen Zufall "getroffen", sie gewinnt zweimal eine große Summe im Lotto.

Von Selja Ahava kannte ich bereits "Der Tag, als ein Wal durch London schwamm" und wieder war es dieser eher ruhige Erzählfluss, der mir auch hier gefallen hat. Dabei ist es eine völlig andere Thematik, wiederum ist es aber eher eine düstere Stimmung, die hier überwiegt.

Der Roman "Dinge, die vom Himmel fallen" ist in vier Teile untergliedert. Am Anfang und am Ende wird über Saara berichtet, der zweite Teil steht Tante Annu, im dritten Teil die Stiefmutter Krista im Vordergrund. Durch sie erleben wir ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Verwirrtheit, ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen.
Vieles im Roman dreht sich um Zufälle, Wunder, Besonderheiten. Nichts ist linear. Das Leben der Protagonisten wird immer wieder aus der Bahn geworfen. Damit umzugehen ist nicht immer einfach. Auch im wahren Leben nicht.

Manchmal märchenhaft, oft sehr realistisch, erzählt die Autorin über die Probleme, die dieses "aus-der-Bahn-werfen" mit sich bringt. Nicht nur bei negativen Zufällen, auch das Nochmal-davon-gekommen oder der Geldsegen bergen Sorgen und Ängste und lassen die Protagonisten verzweifeln.
Als Leser kommt man nicht umhin, öfters den Kopf zu schütteln, gerade, wenn man liest, wie schwer es Saara hat, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Durch ihre Gedanken wird klar, dass sie einen großen Halt verloren hat, den niemand ihr ersetzen kann. Fassunglos liest man, wie missverstanden sie oft wird, wie sie mit ihren Ängsten allein gelassen wird.

Natürlich ist es gerade hier eine deutliche Anhäufung von manchmal auch absonderlichen Zufällen, die diese Familie trifft. Nichts scheint normal. Nicht umsonst wird der letzte Abschnit auch überschrieben mit "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute".
Es gibt in dem Buch auch kein passendes Ende. Es ist ein Ende, dass offen ist, das Raum lässt zum Spekulieren. Wie so vieles, was die Autorin dem Leser vorsetzt. Manches irritiert, verwirrt, verstört, aber manches regt auch zum Nachdenken und Innehalten an.

Mit den Abschnitten wechselt auch der Erzählstil. Nicht alle Teile haben mich gleichmäßig überzeugen können und lange habe ich über die Bewertung meiner Sterne nachgedacht. Ich habe mich entschieden, die 3,5 Sterne aufzurunden auf 4 Sterne, da ich bei den meisten Portalen keine halben Sterne verteilen kann.

Fazit:
Ungewöhnlich, typisch nordisch düster, verwirrend, beklemmend, aber auch berührend und nachdenklich stimmend.