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Veröffentlicht am 14.01.2021

Ein Duft von Kaffee

Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs
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Paula Stern entführt uns in ihrem Roman in die Kaffeedynastie der fiktiven Familie Ahrensberg. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt.

Ab 1943 begleiten wir den jungen Eberhard Ahrensberg. Er ...

Paula Stern entführt uns in ihrem Roman in die Kaffeedynastie der fiktiven Familie Ahrensberg. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt.

Ab 1943 begleiten wir den jungen Eberhard Ahrensberg. Er schämt sich für seinen Vater, der überzeugtes Parteimitglied ist. Kurz vor Kriegsende wird Eberhard noch an die Front geschickt. Zum Glück gerät er bald in die amerikanische Kriegsgefangenschaft. Als er entlassen wird, findet er sein Elternhaus unter Trümmern. Um die Familie zu ernähren, beginnt er damit Kaffee zu schmuggeln. Schon früh ist Eberhard von der Thematik Kaffee fasziniert.

In der Gegenwart begegnen wir Corinne, die schon seit frühester Kindheit Interesse für Kaffee an den Tag gelegt hat. Als ihr Vater Günther sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem bekannten Kaffee-Imperium Ahrensberg zurückziehen muss, übernimmt Corinne gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander die Geschäftsführung. Doch die Geschwister haben unterschiedliche Auffassungen von der Unternehmensführung. Während Alexander mehr um Gewinnmaximierung bemüht ist, geht es Corinne darum auf Qualität vor Quantität zu setzen sowie Verantwortung gegenüber Land und Leute in den Anbaugebieten zu übernehmen. Werden die Geschwister sich ihren Problemen stellen können?

Schnell bin ich in die Geschichte hineingekommen aufgrund des angenehmen Schreibstils. Durch die bildhaften Schilderungen konnte ich mir gut die Charaktere vorstellen. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ließ sich einfach folgen. Gern hätte ich mir einen tiefer gehenden Vergangenheitsstrang gewünscht. Er war für mich etwas zu oberflächlich beschrieben. Die Handlung spielt überwiegend in Deutschland. Interessant fand ich den Abstecher auf die verpachtete Kaffeeplantage der Familie Ahrensberg in Brasilien. Sehr schön wurden einzelne Stationen der Kaffeeherstellung beschrieben von der mühsamen Ernte der handgepflückten Kaffeekirschen und der Besonderheiten, die beim Rösten beachtet werden mussten, so dass man beim Lesen immer den Duft von Kaffee in der Nase hatte.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Familiengeheimnisse

Die Zeit der Birken
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Nach ihren Norwegenromanen entführt uns Christine Kabus in ihrem neuen Band nach Estland. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen.

1938 Estland – Charlotte von Lilienfeld hatte gerade an der Wirtschaftlichen ...

Nach ihren Norwegenromanen entführt uns Christine Kabus in ihrem neuen Band nach Estland. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen.

1938 Estland – Charlotte von Lilienfeld hatte gerade an der Wirtschaftlichen Frauenschule gemeinsam mit ihrer Freundin Zilly den Abschluss gemacht. Gemeinsam wollten sie nach Tallinn ziehen, um sich dort um eine Stelle zu bemühen. Doch Charlotte musste ihre Interessen hinten anstellen und ihrem Onkel Julius für einige Zeit den Haushalt führen, da die Tante verstorben war. Als sie auf der estnischen Insel Hiiumaa ankommt, wird sie überraschend von Lennart, einem Freund aus Kindertagen, abgeholt. Er arbeitet nun als Stallmeister bei ihrem Onkel auf dem Birkenhof. Die beiden verlieben sich ineinander und halten ihre Beziehung geheim, da die Eltern von Charlotte gegen die Verbindung mit einem Esten wären. Als Charlotte schwanger wird, bricht der Zweite Weltkrieg aus und die beiden werden getrennt.

1977 Schleswig-Holstein – Gesine von Pletten sollte eigentlich für das Abitur lernen, aber viel lieber reitet sie mit ihrem Pferd Cara am Strand lang. Der neue Bereiter Grigori entwickelt sich langsam zum Pferdeflüsterer und steigt in der Gunst von Gesine. Ihre Beziehung endet unerwartet, als Grigori von einem Tag auf den anderen verschwindet. Erst Jahre später kann sie seine Handlung nachvollziehen und kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur, welches sie nach Estland führt.

Christine Kabus hat es geschafft mich auf eine wunderschöne Reise nach Estland mitzunehmen. Die Handlungsstränge werden abwechselnd aus der Sicht von Charlotte und Gesine erzählt. Wobei ich es immer wieder erstaunlich finde wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst. Die historischen Begebenheiten und Beschreibungen sind wieder sehr gut recherchiert und haben mir gefallen, so dass ich auch viel Neues über Estland erfahren habe. Trotzdem hätte ich mir etwas weniger detaillierte Schilderungen gewünscht.

Wer gern Bücher über fremde Länder liest und auch historisch interessiert ist, wird mit diesem Roman bestimmt schöne Lesestunden verbringen.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Düstere Zukunftsaussichten

Sterbewohl
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Nach dem Wahlsieg der BP – Bürgerpartei ist Deutschland kein freies Land mehr und hat sich zu einer Scheindemokratie entwickelt. Der Staat ist bankrott und das Rentensystem steht kurz vor dem Kollaps. ...

Nach dem Wahlsieg der BP – Bürgerpartei ist Deutschland kein freies Land mehr und hat sich zu einer Scheindemokratie entwickelt. Der Staat ist bankrott und das Rentensystem steht kurz vor dem Kollaps. Vier ältere Herrschaften Anna, Max, Fred und die Ich-Erzählerin Nadja hatten sich zu einer Art Alterswohngemeinschaft zusammengeschlossen. Alle waren über 65 Jahre und erhielten vom Staat eine Einladung für einen Urlaub in einem Luxushotel am Meer. Auf Kosten des Staates durften sie hier wunderbare Tage verbringen. Einzige Pflicht war die Teilnahme an einem Seminar zu dem Thema: „Wie erweise ich der Gesellschaft einen unschätzbaren Dienst, in dem ich die tödliche Pille „Sterbewohl“ schlucke und das Rentensystem entlaste.“ Eigentlich soll die Einnahme der Pille freiwillig sein, doch die vier Freunde sind skeptisch, denn bisher scheint niemand aus den Hotels zurückgekommen zu sein.

Das Cover ist ein regelrechter Hingucker, so dass man schnell auf das Buch aufmerksam wird. Der Roman ist eine Mischung von Dystopie und Krimi. Mit kurzen einfachen Sätzen wird die Geschichte durch die Ich-Erzählerin Nadja geschildert. Dieses geschieht auf eine fast sachliche Art und hält den Leser etwas auf Distanz. Trotzdem konnte man sich gut in die Situation hineinversetzen und spürte die langsam steigernde Angst.
Obwohl das Geschehen auf den ersten Blick unvorstellbar erscheint, bleibt ein beunruhigendes Gefühl zurück. Nachdenklich macht, wie schnell sich die Situation in einigen Ländern ändern kann und dass damals keiner mit den Folgen gerechnet hatte als Hitler an die Macht kam.

Mir hat gefallen, dass die Protagonisten nicht jung und dynamisch, sondern Personen im Herbst ihres Lebens sind, die eigentlich für diese Zeit noch Wünsche und Träume haben.
Ein Buch, welches zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Eisiges Friesland

Die Tote in der Gracht
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Ganz Holland ist in Aufruhr, denn ein bedeutendes Ereignis steht in Friesland bevor. Der Winter ist streng, Grachten und Flüsse sind zugefroren und alle hoffen, dass die Elfstedentocht wieder stattfinden ...

Ganz Holland ist in Aufruhr, denn ein bedeutendes Ereignis steht in Friesland bevor. Der Winter ist streng, Grachten und Flüsse sind zugefroren und alle hoffen, dass die Elfstedentocht wieder stattfinden kann. Das letzte Mal wurde dieses Langstreckenrennen 1997 durchgeführt. Commissaris Griet Gerritsen und ihr Kollege Pieter de Vries werden zu einem Fall nach Sloten gerufen. Eine junge Frau soll von einer Brücke in die Gracht gestürzt und ertrunken sein. Alles deutet auf einen Routinefall. Bei der Toten handelt es sich um die freie Journalistin Jessica Jonker. Sie plante eine Folgeserie über dramatische Erlebnisse von Amateurläufern beim Elfstedentocht von 1997. Bei den Ermittlungen tauchen immer mehr Verdächtige auf, die alle eins gemeinsam haben. Sie waren Teilnehmende beim letzten Rennen. Was war damals geschehen?

Den ersten Band dieser Reihe kenne ich nicht, trotzdem bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Interessant finde ich die eingestreuten Informationen über unser Nachbarland. Dem Autor ist es gelungen, den nationalen Mythos, der mit diesem Rennen verbunden ist, zu transportieren. Im Innenteil des Umschlags gibt es eine Karte mit den Orten und der Route des Langstreckenlaufs, so dass man das Geschehen sehr gut verfolgen kann. Mittels kurzer Einschübe erfährt man einiges zur Vorgeschichte. Die Charaktere sind sehr authentisch und individuell beschrieben, dadurch wirken sie lebendig. Neben der Kriminalgeschichte erfährt man auch etwas über das Privatleben des Ermittlerteams. Dieses hält sich aber in Grenzen, so dass die Spannung dadurch nicht zu kurz kam. Der Autor lieferte eine Gruppe von Verdächtigen, so dass mir viel Spielraum für die Suche nach Täter und Motiv blieb. Die eingestreuten niederländischen Worte verliehen der Geschichte Authentizität, störten aber manchmal meinen Lesefluss. Trotzdem hat mir dieser Krimi spannende Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Spannend mit offenen Ende

Wolfssommer
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In der schwedischen Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, findet man eine tote Wölfin und ihr Junges. Untersuchungen weisen im Magen der Tiere menschliche Überreste auf. Hannah Wester und ihre ...

In der schwedischen Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, findet man eine tote Wölfin und ihr Junges. Untersuchungen weisen im Magen der Tiere menschliche Überreste auf. Hannah Wester und ihre Kollegen folgen der Spur der Wölfe und stoßen auf eine männliche Leiche. Diese weist auf einen Drogendeal, der sich in Finnland abgespielt hat und dort blutig endete. Die angeheuerte Profi-Killerin Katja soll das verschwundene Geld und die Drogen aufspüren und an den russischen Auftraggeber zurückbringen.

Da ich Fan von Hans Rosenfeldt und seiner Bücherreihe um den Polizeipsychologen Sebastian Bergmann bin, war ich schon ganz gespannt auf dieses neue Buch.

Der Einstieg in die Handlung wird aus Sicht der Wölfin geschildert, diesen ungewohnten Beginn fand ich sehr passend. Am Anfang der Geschichte musste ich mich doch etwas konzentrieren, da eine große Anzahl an Personen und verschiedenen Handlungssträngen auf den Hörer zu kamen. Es hat erst eine ganze Weile gedauert bis für mich erkennbar war, in welchem Zusammenhang die unterschiedlichen Stränge stehen. Ich finde es ratsam, nicht zu große Pausen zwischen den Abschnitten zu machen, um nicht den Faden zu verlieren. Die Hauptprotagonistin, die Polizistin Hannah Wester, war mir sympathisch, dadurch, dass es sich um eine ganz normale Frau mit Stärken und Schwächen handelte.

Vera Teltz leiht dem Hörbuch ihre Stimme. Sie ist eine sehr gute Sprecherin, so dass für mich das Hörbuch zum Genuss wurde. Sie hat immer den richtigen Erzählton getroffen und ich konnte ihr gut über einem längeren Zeitraum zu hören.

Da am Ende noch einige Fragen offen blieben, darf man gespannt auf die Fortsetzung sein.

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