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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2020

Märchenhaft

Was der Fluss erzählt
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England, spätes 19. Jahrhundert. Während einer stürmischen Winternacht sitzen die Bewohner des Dorfes Radcot im Wirtshaus "Swan", als ein schwerverletzter Mann mit einem leblosen Mädchen im Arm das Gasthaus ...

England, spätes 19. Jahrhundert. Während einer stürmischen Winternacht sitzen die Bewohner des Dorfes Radcot im Wirtshaus "Swan", als ein schwerverletzter Mann mit einem leblosen Mädchen im Arm das Gasthaus betritt. Die herbeigerufene Krankenschwester Rita kann nur den Tod des Mädchens feststellen. Doch als Rita einige Stunden später die Todesursache feststellen will, bemerkt sie, daß das Mädchen atmet und sich bewegt, jedoch bleibt es stumm. Während drei Familien in ihr eine verschwundene Tochter oder Schwester erkennen wollen, bleibt die Frage, was passiert ist und das Mädchen wieder lebendig wurde. Diese Frage bringt verborgene Geheimnisse ans Licht und verändert das Leben der Bewohner von Radcot.

Diana Setterfield hat mich mit ihrem Roman "Was der Fluss erzählt" schlichtweg verzaubert. Sie spielt mit Mythos und Aberglaube, vermittelt eine märchenhafte Atmosphäre, in der man versinkt und sich treiben lassen kann. Man ist gefangen in der Handlung, lebt förmlich selbst an diesem Fluss und erlebt deren Armut und Sorgen hautnah - man wird selbst zu einem Bewohner von Radcot. Die Charaktere sind einfach liebevoll dargestellt, man muß sie einfach mögen und respektieren. Die Frage um das Schicksal des Mädchens ist auf eine gemütliche Art spannend. Mit anderen Worten: Nicht überbordend, jedoch unterschwellig und kontinuierlich vorhanden. Denn diese Frage bewegt, läßt nicht los und beschäftigt immer.

Dieser Roman ist märchenhaft schön - und genau richtig für gemütliche Stunden, in denen man seinen Alltag einfach einmal vergessen möchte.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Bailey, ein Herzensbrecher

Ein Versprechen auf vier Pfoten
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Bailey glaubt fest daran, daß alle Hunde, die so lieben wie er, in den Himmel kommen. Doch zunächst hat er eine neue Mission: Die Brüder Burke und Grant brauchen dringend seine Hilfe. Burke, an den Rollstuhl ...

Bailey glaubt fest daran, daß alle Hunde, die so lieben wie er, in den Himmel kommen. Doch zunächst hat er eine neue Mission: Die Brüder Burke und Grant brauchen dringend seine Hilfe. Burke, an den Rollstuhl gefesselt, wird von Grant beschuldigt, an der Trennung der Eltern und überhaupt an allem, was schief geht, Schuld zu sein. Bailey wird als Cooper wiedergeboren und gibt zusammen mit seiner Hundefreundin Lacey alles, um Frieden zwischen Burke und Grant zu stiften.

W. Bruce Cameron setzt die Reihe um den liebenswerten Bailey mit "Ein Versprechen auf vier Pfoten" gekonnt fort. Dieser Roman ist so rührend und warmherzig geschrieben, daß man sich ihm nicht entziehen kann. Aber ist dies verwunderlich? Definitiv nicht, denn Bailey berührt auf eine ganz besondere Art. Welcher Hundebesitzer wünscht sich nicht, daß sein bester Freund noch einmal zu ihm zurückkehrt? Geschrieben ist dieser Roman aus der Sicht von Bailey. Er beschreibt Szenen, die zu Herzen gehen ebenso wie Gefahren wie Naturkatastrophen oder Wildtiere und beschreibt die Angst, die Mensch und Tier dabei empfinden. Der Autor schafft es, dies alles aus Hundesicht zu beschreiben, ohne dabei kitschig zu werden. Dies ist bei solch einer Perspektive sehr schwierig und kann hier als rundum gelungen bezeichnet werden. Das Buch ist recht einfach geschrieben und dadurch auch leicht und schnell zu lesen. Neben den Hunden sind die menschlichen Charaktere gut dargestellt. So stellt man sich die Farmbewohner vor - mal derb, mal fürsorglich, das Herz auf dem rechten Fleck.

Dieses Buch ist ein Highlight für jeden Hundefreund!

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Unterhaltsam und richtig schön schräg

Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
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Victor, Kunsthändler in Schweden und rechts eingestellt, hat sich gerade die Galerie Alderheim erschlichen, als er eine böse Überraschung erlebt. Vor seiner Tür steht ein dunkelhäutiger Teenager namens ...

Victor, Kunsthändler in Schweden und rechts eingestellt, hat sich gerade die Galerie Alderheim erschlichen, als er eine böse Überraschung erlebt. Vor seiner Tür steht ein dunkelhäutiger Teenager namens Kevin, der behauptet, sein Sohn zu sein. Der Sohn muß weg, wird kurzerhand in die kenianische Savanne geschickt. Dort wird Kevin unter den Massai glücklich. Jahre später kehrt er mit einem Gemälde und Racheplänen nach Schweden zurück...

„Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“ ist das neueste Buch von Jonas Jonasson. Auch ohne Autorennennung würde man es ihm zuordnen. Diese Art von Humor und Handlung ist einfach unverwechselbar. So richtig schön schräg und einzigartig. Die Charaktere passen perfekt dazu. Ein Medizinmann aus Kenia kommt nach Schweden - dies kann nur Jonas Jonasson so perfekt inszenieren. Er schafft es perfekt die Unbedarftheit einzufangen, vermittelt durch für den Medizinmann skurile Situationen eine Situationskomik, die aber nie auf Kosten dieses Charakters geht. Er erreicht damit nur, daß man seine Sympathie ganz klar zum Medizinmann hin ausrichtet. Man muß ihn einfach mögen, kann herzhaft über die Fettnäpfchen lachen, in die er tritt, bekommt aber gleichzeitig Mitleid mit ihm. Dieses Buch liest sich wie gewohnt flüssig, leicht und locker, man versinkt in einer wunderbar verrückten Geschichte, die einen nicht mehr los läßt und seine Umgebung vergessen läßt!

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Lang erwartet - und es hat sich gelohnt

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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England im Jahr 997. Edgar, der im Morgengrauen auf seine Geliebte wartet, entdeckt am Horizont Drachenboote und versucht, die Bewohner von Combe vor dem Überfall der Wikinger zu warnen - doch es ist zu ...

England im Jahr 997. Edgar, der im Morgengrauen auf seine Geliebte wartet, entdeckt am Horizont Drachenboote und versucht, die Bewohner von Combe vor dem Überfall der Wikinger zu warnen - doch es ist zu spät. Combe wird fast völlig zerstört, viele Menschen lassen ihr Leben. Während Edgar auf einem verlassenen Bauernhof um sein Überleben kämpft, kämpfen Bischof Wynstan, Mönch Aldred und Ragna, die Tochter des normannischen Grafen um Reichtum und Macht.

Ken Follett hat mit "Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit" die Vorgeschichte seiner großartigen Serie geschrieben. Somit kann man dieses Buch auch perfekt einzeln lesen - oder sogar hiermit die Serie beginnen. Wie gewohnt schreibt der Autor die Geschichte aus der Sicht der einzelnen Charaktere. Dadurch erhält man verschiedene Blickwinkel und erlebt die Geschehnisse auf unterschiedliche Art. Aufgeteilt in vier Abschnitte, ist dieses Buch sehr umfangreich und gerade zu Beginn benötigt man viel Konzentration, um jeden Charakter genau kennenzulernen und einordnen zu können. Doch dies legt sich schnell und man ist mitten im Geschehen. Und spätestens dann kann man das Buch nicht mehr zur Seite legen. Was für Ken Follett typisch ist, ist seine schonungslose Darstellung der damaligen Zeit. Manche Szenen sind nichts für zarte Gemüter, gehören aber zur damaligen Realität. Hier wird nichts beschönigt.

Wer sich für englische Geschichte interessiert ist hier genau richtig - und wer die ersten Bände der Kingsbridge-Serie kennt, sollte dieses Buch ebenfalls lesen!

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Sehr intensives Leseerlebnis

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Berlin 1923. Die Hebamme Hulda Gold ist in ihrem Viertel gut bekannt und beliebt. Doch ihre neue Patientin Tamar macht ihr Probleme. Sie hat in eine jüdische Familie eingeheiratet und lebt im Scheunenviertel. ...

Berlin 1923. Die Hebamme Hulda Gold ist in ihrem Viertel gut bekannt und beliebt. Doch ihre neue Patientin Tamar macht ihr Probleme. Sie hat in eine jüdische Familie eingeheiratet und lebt im Scheunenviertel. Dort ist das Elend groß, aber die Menschen legen großen Wert auf Traditionen. Hulda hat zwar auch jüdische Wurzeln, hat diese Tatsache aber ganz verdrängt. Jetzt wird sie damit konfrontiert. Sie wird Zeuge, wie sich der aufkommende Judenhass im Scheunenviertel entlädt. Als Tamars Baby kurz nach der Geburt verschwindet, sucht sie Hilfe bei ihrem Freund, dem Kommissar Karl North. Gemeinsam kommen sie einer Bande von Kinderhändlern auf die Spur. Besonders Hulda gerät dabei in große Gefahr.

Der zweite Teil von Anne Sterns Serie "Fräulein Gold" trägt den Titel "Scheunenkinder". Dieses Buch ist sehr intensiv. Es geht nicht nur um einen besonders perfiden Fall von Kinderhandel, auch die beginnende Hetze gegen Juden wird gekonnt mit in die Geschichte eingeflochten. Es ist ein beklemmendes Gefühl, in diesem Buch die Anfänge mitzuerleben und das Ende zu kennen. Anne Stern versteht es aber gut, die Düsternis nicht zu groß werden zu lassen. Sie gibt den meisten Personen - die ja schon aus dem ersten Band bekannt sind - einen freundlichen Charakter. Die Zuversicht, daß alles besser wird, ist deutlich spürbar. Die Beziehung zwischen den Hauptpersonen Hulda und Karl wird behutsam aufgebaut. Deshalb ist es immer spannend auf das nächste Buch zu warten. Obwohl hier das Private in den einzelnen Büchern aufeinander aufbaut, kann man die Bücher auch getrennt lesen. Die übrige Handlung ist jeweils abgeschlossen. Es wäre nur schade, den Aufbau der Beziehung von Hulda und Karl nicht genau zu verfolgen!

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