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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2023

Auftakt einer Trilogie mit abruptem Ende

Der Strand: Vermisst
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Im ersten Teil der Trilogie wird die gehörlose 19jährige Lilli vermisst. Sie ist zu einer Verabredung am Strand nicht erschienen und bei der ungewöhnlich schnell eingeleiteten Suchaktion wird ihr Fahrrad ...

Im ersten Teil der Trilogie wird die gehörlose 19jährige Lilli vermisst. Sie ist zu einer Verabredung am Strand nicht erschienen und bei der ungewöhnlich schnell eingeleiteten Suchaktion wird ihr Fahrrad aufgefunden. Der verwitwete Kommissar Tom Engelhardt, der sich erst kürzlich auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst hat versetzen lassen, ermittelt gemeinsam mit der Kryptologin Mascha Krieger. Sie wurde hinzugezogen, weil Lillis Freundin Fabienne seltsame Nachrichten vom Handy der Vermissten erhält.

Besonders reizvoll an diesem Roman ist der Handlungsort sicher für diejenigen, die die Halbinsel kennen, auch wenn der Ort Sellnitz fiktiv ist. Sowohl die reizvolle Landschaft als auch die langen Wege hat die Autorin treffend beschrieben. Die Machtstrukturen, die eine nicht unerhebliche Rolle spielen, sind ebenfalls gut nachvollziehbar dargestellt. Allerdings kommen im Lauf der Geschichte zu viele Personen und Nebenschauplätze ins Spiel, die der Spannung abträglich sind. Vieles wird angedeutet, aber nicht zu Ende gebracht. Auch die ausführlichen Einblicke in den privaten Alltag insbesondere von Tom Engelhardt sind etwas zu viel des Guten.

Aufgrund des angenehm lesbaren Schreibstils und des völlig offenen Endes, in dem nicht einmal ansatzweise das Verschwinden Lillis aufgeklärt wird, werde ich vermutlich auch den jetzt erscheinenden nächsten Teil lesen.
Als Neueinstieg in die Trilogie würde ich aber empfehlen, den Sommer abzuwarten und alle drei Romane am Stück zu lesen.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Spannender, aber noch nicht ganz überzeugender Beginn einer neuen Krimi-Reihe

Die Verlorenen
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Der Auftakt der neuen Reihe von Simon Beckett beginnt gewohnt spannend.

Jonah Colley ist Polizist und Mitglied einer Londoner Spezialeinheit. Vor zehn Jahren verschwand sein kleiner Sohn Theo spurlos, ...

Der Auftakt der neuen Reihe von Simon Beckett beginnt gewohnt spannend.

Jonah Colley ist Polizist und Mitglied einer Londoner Spezialeinheit. Vor zehn Jahren verschwand sein kleiner Sohn Theo spurlos, die Ehe und auch die Freundschaft zu seinem engsten Freund und damaligen Kollegen Gavin zerbrachen. Als Gavin ihn unerwartet telefonisch um Hilfe bittet, zögert Jonah kurz, fährt dann aber an den vereinbarten Treffpunkt. In der verlassenen Lagerhalle findet er seinen ehemaligen Freund in einer Blutlache vor, weitere Opfer sind in Folie eingewickelt. Aber eine Frau lebt noch. Bevor Jonah sie retten kann, wird er selbst niedergeschlagen und schwer verletzt.

Trotzdem gerät Jonah selbst ins Visier des ermittelnden Beamten und beginnt nun auf eigene Faust nachzuforschen. Dabei stößt er immer wieder auf Hinweise, die einen Bezug zu dem Verschwinden seines Sohnes haben.

Im Mittelpunkt des Romans steht eindeutig die traumatisierte Figur Jonah Colley. Getrieben von seinen eigenen Dämonen setzt er immer noch alles daran, Theos Verschwinden im Alleingang aufzuklären. Dabei geht er über seine Grenzen, aber auch die anderer Menschen. Jonah entspricht dem Klischee des einsamen Wolfes, der mit schwersten körperlichen Verletzungen immer weiter kämpft. Trotzdem ist er fast schon der sympathischste Charakter, insbesondere die gegen ihn ermittelnden PolizistInnen und seine Ex-Ehefrau wirken extrem unsympathisch und sind leider ebenso wie die meisten Nebencharaktere auch klischeehaft beschrieben.

Trotzdem ist dieser Krimi durchaus spannend zu lesen. Das liegt zum großen Teil daran, das man zu Anfang überhaupt nichts über die Umstände von Theos Verschwinden weiß. Auch die weitere Geschichte erfährt man erst im Verlauf des Romans. Das aktuelle Verbrechen bestimmt zwar die Ermittlungen, ist aber nicht wirklich besonders.

Insgesamt ist der erste Band dieser Reihe durchaus unterhaltsam zu lesen, hebt sich aber aus der Vielzahl ähnlich strukturierter Krimis nicht heraus. An den ersten Band der David Hunter – Reihe von Simon Beckett reicht er leider nicht heran.

Veröffentlicht am 27.04.2021

Leider nicht so gut wie erwartet

Das Flüstern der Bienen
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Dieser Roman lässt mich ein bisschen ratlos zurück.

Auf 480 Seiten erzählt die Autorin in einem ausschweifenden, angenehm lesbaren Schreibstil die Geschichte der mexikanischen Großgrundbesitzerfamilie ...

Dieser Roman lässt mich ein bisschen ratlos zurück.

Auf 480 Seiten erzählt die Autorin in einem ausschweifenden, angenehm lesbaren Schreibstil die Geschichte der mexikanischen Großgrundbesitzerfamilie Morales und dem von ihr adoptierten Simonopio Anfang des 20. Jahrhunderts.

Unter einem Busch wurde der mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geborene Säugling neben einer Bienenwabe gefunden und trotz geringer Überlebenschancen von der alten Nana Reja hochgepäppelt. Die Bienen bleiben Simonopios ständiger Begleiter und werden ihn auch in der Zukunft auf seinen ausgedehnten Streifzügen durch die Natur leiten. Während die Familie Morales den Jungen in ihr Herz schließt, lehnt ihn die Dorfbevölkerung ab. Insbesondere der Landarbeiter Espiricueta sieht ihn als Ausgeburt des Teufels, die vernichtet werden muss.

Der Roman behandelt anhand dieser Familiengeschichte die Auswirkungen der mexikanischen Revolution und schildert durchaus anschaulich den grausamen Ausbruch der Spanischen Grippe in Linares. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf dem Leid der Privilegierten und beschreibt deren Handeln zu einseitig als wohltätig und auch der Erhalt des väterlichen Erbes zum großen Teil zum Nutzen Aller. Insbesondere im späteren Verlauf bekommt für mich die Charakterisierung des Bösen in Gestalt Espiricuetas einen faden Beigeschmack. Er verkörpert alles Negative, was ein Mensch zu tun imstande ist. Demgegenüber wird kritiklos das Handeln des reichen Großgrundbesitzers beschrieben und seine Strategien, sein Land vor der Enteignung zu retten. Hier hätte ich mir einen deutlich differenzierteren Blick auf die realen historischen Ereignisse gewünscht, ohne die damals begangenen Gräuel gegenüber den Besitzenden verharmlosen zu wollen.

Insgesamt sind mir einige der Charaktere zu verschwommen und nicht wirklich greifbar, andere hingegen schon ein bisschen zu überzeichnet. Historisch hätte ich mir mehr Informationen und eine differenziertere Betrachtungsweise gewünscht.

Trotz dieser Einschränkungen ist der Roman sehr unterhaltsam geschrieben und ich kann nachvollziehen, warum er so viele LeserInnen überzeugt hat. Für mich ist er aus den genannten Gründen leider nicht das erwartete Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Zu hohe Erwartungen werden (meist) enttäuscht

Mord in Highgate
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Anthony Horowitz spielt in seinem Roman selbst eine Hauptrolle – diese Idee ist originell.

Im zweiten Fall des Duos Horowitz - Hawthorne wird ein prominenter Scheidungsanwalt ermordet aufgefunden. Auf ...

Anthony Horowitz spielt in seinem Roman selbst eine Hauptrolle – diese Idee ist originell.

Im zweiten Fall des Duos Horowitz - Hawthorne wird ein prominenter Scheidungsanwalt ermordet aufgefunden. Auf den ersten Blick scheint der Fall eindeutig, eine ebenso prominente Künstlerin hat ihn zuvor in einem Restaurant bedroht. Horowitz, der als Drehbuchautor mit einer Verfilmung komplett ausgelastet ist, hat einer dreiteiligen True Crime-Serie mit dem ebenso genialen wie undurchschaubaren ehemaligen Detective Hawthorne zugestimmt. Er muss jetzt widerwillig zwischen Filmset und Ermittlungsorten hin und her eilen. Als ihm dann noch die absolut unsympathischen und unkorrekt handelnden ermittelnden Polizisten Steine in den Weg legen, ist sein Ehrgeiz geweckt, den Fall vor allen anderen zu lösen. Und der stellt sich als komplexer heraus als erwartet.

Die Parallelen zu Sherlock Holmes, Doctor Watson und Lestrade sind so gewollt und eindeutig, dass sie unmöglich übersehen werden können. Trotzdem bleiben die Charaktere für mich hier ein bisschen zu blass. Horowitz ist der Autor mit vielen erfolgreichen Büchern, der auch als Drehbuchautor arbeitet. Faktisch korrekt, aber als Person nicht wirklich greifbar. Und Hawthorne bleibt nebulös. Clever, belesen, charakterlich eher schwierig. Die Besetzung der Rolle von Lestrade mit einer weiblichen, geistig etwas beschränkten Polizistin mit einem brutalen, skrupellosen Assistenten empfinde ich als ein bisschen fragwürdig. Die anderen, in diesem Fall auftretenden Personen zeichnen sich auch nicht unbedingt durch ein korrektes Verhalten aus. Insofern gibt es hier durchaus Parallelen zu der Sherlock Holmes Vorlage, aber Horowitz überzeichnet, ohne wirkliche Sympathien zu wecken.

Für mich war es tatsächlich das erste Buch dieses Autoren, obwohl mir der Name seit vielen Jahren als Jugendbuchautor und später als Autor der Sherlock Holmes Romane bekannt ist. Vielleicht bin ich genau aus diesem Grund ein bisschen enttäuscht. Der Schreibstil ist wirklich gut lesbar und vermutlich wäre es genau das richtige Buch, um es an einem verregneten Wochenende oder im Urlaub entspannt in einem Rutsch zu lesen. Tatsächlich habe ich viel zu lange gebraucht, weil es mich nicht wirklich fesseln konnte. Ich denke, meine Erwartungen waren einfach viel zu hoch und konnten nur enttäuscht werden.

Mein Fazit: Wirklich gut zu lesen, tolles Cover, nicht ganz so überzeugende Charakterzeichnungen.

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Schöne Bilder, aber leider nicht so ungewöhnlich wie der Titel verspricht

Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten
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Das Reisebuch von Merian stellt 100 eher bekannte Orte aus ganz Deutschland auf 336 Seiten vor. Gegliedert ist es ungefähr zu gleichen Teilen in Norden, Osten, Westen und Süden. Zu jedem Ort gibt es meist ...

Das Reisebuch von Merian stellt 100 eher bekannte Orte aus ganz Deutschland auf 336 Seiten vor. Gegliedert ist es ungefähr zu gleichen Teilen in Norden, Osten, Westen und Süden. Zu jedem Ort gibt es meist nur ein Foto, den Begleittext und einen Unterkunftstipp und zwei Restauranttipps.
Die Auswahl und die Begleittexte lassen sehr deutlich das Interesse des Autors an historischen, kulturell bedeutsamen bzw. künstlerischen Sehenswürdigkeiten erkennen.
Da pro Ort durchschnittlich nur 3,5 Seiten zur Verfügung stehen, führt diese Schwerpunktsetzung teilweise zu recht kuriosen Ergebnissen.
Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, ein Urlaubsziel mit mehr als 500.000 Besuchern im Jahr, wird mit dem Foto einer Tauchglocke und einem Text beschrieben, der einen Abriss aus Geschichte, Politik, Landschaftsbeschreibung, Kunst und Kultur und natürlich den oben schon erwähnten Hotel- und Restaurantempfehlungen auf gerade mal 3 Seiten liefert.
Dessau hat als Foto einige Stufen einer Treppe im Bauhaus-Gebäude. Der Text ist durchaus interessant für eine bestimmte Zielgruppe, die Auswahl der Gastronomie auch.
Hamburg hat deutlich mehr Raum in diesem Reiseband, aber die schönen Fotos repräsentieren ebenso wie die Texte nur die Orte im Westen der Stadt, die allgemein bekannt sind: Speicherstadt, Schumacherbauten, Elbphilharmonie - Hafen, Prostitution, Konzerte und Musicals.

Mein Fazit nach Lektüre des Buches ist durchwachsen. Die Orte sind bis auf wenige Ausnahmen keine Unbekannten für mich. Die Fotos sind durchaus sehenswert. Die Texte sind interessant, teilweise aber sehr komprimiert. Die Auswahl der Hotels und Restaurants wirkt sehr hochpreisig.
Ein schönes Buch zum Blättern und Lesen für eine bestimmte Zielgruppe, aber definitiv kein Reiseführer für Deutschland.

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