Profilbild von Klusi

Klusi

Lesejury Star
offline

Klusi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Klusi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2021

Grandioser Mittelalterroman über den Bau des schönsten Kirchturms der Christenheit

Der Turm aus Licht
0

Der Roman beginnt 1270, als Baumeister Gerhard aus Straßburg mit seinen Leuten in Freiburg eintrifft, um den Bau der Pfarrkirche dort weiterzuführen. Wir begleiten die Protagonisten über einen Zeitraum ...

Der Roman beginnt 1270, als Baumeister Gerhard aus Straßburg mit seinen Leuten in Freiburg eintrifft, um den Bau der Pfarrkirche dort weiterzuführen. Wir begleiten die Protagonisten über einen Zeitraum von sechzig Jahren, bis zur Fertigstellung des wunderbaren, filigranen Westturms. Auf über achthundert Seiten werden zahlreiche Schicksale erzählt, zum Teil von historisch realen Personen wie den Fürsten zu Freiburg, aber auch viele fiktive Bürger, Adlige, Geistliche, Kaufleute und Handwerker tummeln sich an den Schauplätzen.

Die Geschichte der Freiburger und ihrer Pfarrkirche ist so lebendig und farbenprächtig geschildert, dass man so richtig darin abtauchen kann, und ich muss gestehen, dass ich gerne mal die Zeit darüber vergessen habe. So manche nächtliche Stunde habe ich nicht zum Schlafen, sondern zum Lesen genutzt, denn ist man erst einmal so richtig in der Handlung „angekommen“, möchte man die Freiburger so schnell nicht wieder verlassen. Man begleitet sie durch Höhen und Tiefen, erlebt Erfolge mit, aber ebenso Niederlagen und Rückschläge, die sie bei ihrem Kampf um die Unabhängigkeit von den Grafen zu Freiburg einstecken mussten. Anhand zahlreicher fiktiver Charaktere lernt man den Alltag und die Gepflogenheiten im mittelalterlichen Freiburg kennen. Da gab es viele schöne Momente und Begegnungen, aber auch Ungerechtigkeit, Hass und Neid zwischen den Menschen ist zu beobachten. Der Schreibstil ist ruhig und fließend und sprachlich sehr schön ausgestaltet. Die Autorin hat beeindruckende Charaktere geschaffen, die mir lebendig in Erinnerung geblieben sind. Da der Plot sehr umfangreich ist, möchte ich keine Einzelschicksale herausgreifen und vorstellen, denn damit würde ich unweigerlich andere Episoden und Charaktere vernachlässigen. Dieses umfangreiche Werk muss man einfach selbst lesen, um sich ein Bild zu machen.

Ich habe schon viele Romane von Astrid Fritz gelesen und wurde bisher nie enttäuscht. Sie ist eine Meisterin darin, historische Ereignisse fesselnd darzustellen und mit Leben zu füllen, so auch hier.

Ich habe den Roman zum Teil gelesen und teilweise auch das Hörbuch gehört, das von Svenja Pages sehr ausdrucksstark und gefühlvoll gelesen wird. Beides hat seinen Reiz. Beim Hören konnte ich nebenher stricken, aber ich war doch froh, auch das eBook zur Hand zu haben, denn das Personenverzeichnis ist sehr lang, und ich hatte öfter das Bedürfnis, nachzuschlagen, um einen Überblick zu behalten. Man erfährt in dieser fesselnden Geschichte viel über den Bau, die Architektur und die Bildhauerei damals. Es ist enorm, was die Autorin hier recherchiert und an Wissen zusammengetragen hat. Im Nachwort erklärt sie ausführlich, was historisch verbürgt ist und was ihrer Phantasie entsprungen ist. Auch dieses Nachwort und ebenfalls das Glossar findet man nur im Buch; im Hörbuch ist es nicht vorhanden.

Wie es bei derartig langen Romanen ist, es gibt sehr viel und immer wieder Neues darin zu entdecken, und manches fällt einem bei der ersten Lektüre gar nicht sofort auf, beispielsweise ausführliche Beschreibungen zu Details der Kirche. So ist dies ein Buch, das ich sicher häufiger zur Hand nehmen werde, um mich in die entsprechenden Abschnitte erneut zu vertiefen. Außerdem hat dieser Roman in mir den Wunsch geweckt, unbedingt einmal das Freiburger Münster zu besuchen und vielleicht im Anschluss daran den Roman erneut zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

Leben ist, etwas hinter und etwas vor sich haben

Ich komme mit
0

Man erfährt den Fortgang der Geschichte in kurzen Kapiteln, immer abwechselnd aus Vitas und Lazys Sicht. Vitas Handlungen, Gedanken und Erinnerungen werden in der 3. Person erzählt, während Lazy in seinen ...

Man erfährt den Fortgang der Geschichte in kurzen Kapiteln, immer abwechselnd aus Vitas und Lazys Sicht. Vitas Handlungen, Gedanken und Erinnerungen werden in der 3. Person erzählt, während Lazy in seinen Kapiteln der Ich-Erzähler ist. Auch der Schreibstil wechselt. Während Vitas Kapitel eher ruhig, gemächlich, von Erinnerungen gefüllt und manchmal ein wenig lebenssatt sind, erzählt Lazy in kurzen, manchmal bruchstückhaften Sätzen, als würde ihm die Zeit und die Kraft fehlen, sie zu vollenden. Als die Hoffnungslosigkeit der Krankheit über ihn herein bricht, ist plötzlich Vita da, die alte Nachbarin, die er bisher weder beachtet noch gemocht hat. Das mit dem Mögen beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, wie man bereits im Prolog erfährt. Doch nun ist alles anders. Vita kümmert sich um ihn, und sie nähern sich immer mehr an. Mit der Zeit entsteht eine ganz besondere Freundschaft. Die Protagonisten werden wichtig füreinander.
Der Roman hat mich ziemlich beschäftigt und geht mir immer noch im Kopf herum. Man wird sehr stark mit Lazys Krankheit und seinen Befindlichkeiten konfrontiert. Ich muss gestehen, dass ich mit schweren Krankheiten schlecht umgehen kann, entsprechend schwierig war die Lektüre teilweise für mich. Aber die schöne Schreibweise hat mich dann doch immer wieder dazu gebracht, das Schicksal der beiden Protagonisten weiter zu verfolgen. Vita und Lazy machen sich viele Gedanken und philosophieren über das Leben. Es wird fast ein Spiel daraus, wenn immer wieder Sätze fallen wie „Leben ist ein Geschenk. Man kann‘s nur einmal auspacken.“ oder „Leben ist, es in die Hand zu nehmen“.
Die Autorin schreibt sehr bildhaft und schmückt ihre Schilderungen mit Metaphern und interessanten, kreativen Wortschöpfungen aus. Und so liest sich das Buch leicht, obwohl die Handlung alles andere als das ist. Es ist rührend, wie Vita für den totkranken Lazy sorgt, und sie begleitet ihn zu einem Sehnsuchtsort, in die Türkei zur Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe, wo es einen kleinen Fuchs als Wandrelief gibt, zu dem Lazy eine besondere Verbindung hat.
Die letzte große Reise wollen sie gemeinsam angehen, und sie bereiten den Abschied bewusst und gründlich vor. Schweren Herzens habe ich diese Passagen gelesen. Das Ende ist dann ganz anders als gedacht. Ich sehe es nicht als Happy End, denn als solches ist es wohl auch nicht gedacht, aber es ist in alle Richtungen offen. Man kann die Fäden hoffnungsvoll oder auch mutlos weiterspinnen. Obwohl mich der außergewöhnliche Schreibstil und die Dialoge verzaubert haben, kann ich nicht sagen, dass mir das Buch „gefallen“ hat, dafür war die Handlung zu leidvoll und die dadurch gegebene Stimmung zu schwermütig. Aber es hat mich tief beeindruckt, bewegt und nachdenklich gemacht und sich dadurch fünf Sterne redlich verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.01.2021

Ein Weihnachtsfest unter erschwerten Bedingungen

Weihnachten am Ku'damm
0

„Weihnachten am Ku‘damm“ ist eine ergänzende Geschichte zu Brigitte Riebes 50er-Jahre-Trilogie über die Thalheim-Schwestern. Der relativ kurze Roman spielt nach Kriegsende, im Hungerwinter 1946/47. Die ...

„Weihnachten am Ku‘damm“ ist eine ergänzende Geschichte zu Brigitte Riebes 50er-Jahre-Trilogie über die Thalheim-Schwestern. Der relativ kurze Roman spielt nach Kriegsende, im Hungerwinter 1946/47. Die Menschen in Deutschland wissen nicht, wo sie im zerstörten Berlin Essen und Heizmaterial herbekommen sollen. Die Familie Thalheim lebt auf beengtem Raum. Ihr einstmals gut gehendes Bekleidungs-Kaufhaus fiel einem Bombenhagel zum Opfer. Sehr eindringlich schildert der Roman die Situation der Menschen damals. Ich habe die Trilogie über die Thalheim-Schwestern noch nicht gelesen, aber bereits in diesem kleinen Roman habe ich sie und ihre Familie sehr gut kennengelernt. Die Charaktere sind allesamt sehr lebendig dargestellt. Kleine Andeutungen in der Handlung machen Lust darauf, die Trilogie zu lesen, denn es werden Beziehungen angesprochen, die man gerne weiter verfolgen möchte. Als die Thalheim-Schwestern den kleinen Erich halb erfroren und verhungert vor ihrem Laden auffinden, ist für sie sofort klar, dass sie dem Jungen helfen. Der starke Zusammenhalt innerhalb der Familie, die Nächstenliebe, die sie geben, obwohl es ihnen selbst nicht rosig geht und der Erfindungsreichtum, mit dem sie sich durchs Leben schlagen, das alles macht Lust darauf, mehr über die Protagonisten zu erfahren, denn trotz allen Elends, das damals herrschte, ist die Stimmung positiv und optimistisch. Dies ist ein wunderbares Büchlein, das sich schnell und flüssig liest. Die Geschichte ist kurzweilig, aber nicht oberflächlich. Sie spiegelt die damalige Lebenssituation sehr deutlich wieder und führt uns vor Augen, wie gut es uns heutzutage geht, denn im Vergleich zu den Menschen damals leben wir heute wie die Maden im Speck. Für mich ist es ein Roman, der die Weihnachtsbotschaft sehr klar und deutlich vermittelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2020

Jesus, der Mensch mit seinen Ängsten und Zweifeln

Die Passion
0

Dieses Buch hat keine eigentliche Handlung, sondern lebt einzig vom Protagonisten und seinem Monolog. Es geht um Jesus Christus, der die Nacht vor seiner Hinrichtung einsam in seiner Zelle verbringt. Amélie ...

Dieses Buch hat keine eigentliche Handlung, sondern lebt einzig vom Protagonisten und seinem Monolog. Es geht um Jesus Christus, der die Nacht vor seiner Hinrichtung einsam in seiner Zelle verbringt. Amélie Nothomb hat versucht, sich in ihn hinein zu versetzen und seine Gedanken und Gefühle wiederzugeben.

Er sagt, ihm sei nichts Menschliches fremd, und in diesem Buch wird er selbst auch nur allzu menschlich dargestellt.

In gewisser Weise hat mir dieses Buch Jesus näher gebracht, der in seinem Wesen göttliche Weisheit mit menschlicher Schwäche vereint. Seine rückblickenden Betrachtungen über sein Leben und die Ereignisse, die unweigerlich zu seiner Verhaftung und Verurteilung führten, sind nicht frei von Enttäuschung und lassen auch einen gewissen Sarkasmus erkennen. Mit Verwunderung und einem Anflug von Bitterkeit nimmt er die Reaktionen der Menschen auf seine Wunder wahr.

So kurz vor seiner Hinrichtung hat er zum Teil sehr tiefgründige Gedankengänge. Die Worte, die Amelie Nothomb in den Mund legt, sind nachdenklich und philosophischer Art. Er überlegt, ob er eine Wahl gehabt hätte, aber er hadert nicht mit seinem Schicksal, das er annimmt, vor dem er sich aber auch fürchtet und dem er am liebsten entgehen würde. Allein mit sich und seinen Gedanken gibt er sehr viel Persönliches und Menschliches preis. So philosophiert er zum Beispiel über den Durst von Körper, Geist und Seele. Es sind sehr interessante Gedanken, die mich zum Grübeln bringen. Auch seine innige Liebe zu Magdalena wird thematisiert. Überhaupt genießt Jesus die Körperlichkeit, solange er noch kann. Manches ist ziemlich überspitzt dargestellt bzw. passt so gar nicht in unser gängiges Jesus-Bild. Wieder andere Sätze könnte ich mir gut vorstellen, dass er sie genau so hätte sagen können. Das Buch provoziert und stellt Glaubensfragen auf den Kopf. Amélie Nothombs Jesus ist nur allzu menschlich und hat quasi für eine Nacht die Aura des Gottessohnes in die Ecke gestellt bzw. abgelegt. Meines Erachtens kann dieses kleine und doch so inhaltsschwere Buch ungläubige und gläubige Menschen gleichermaßen ansprechen. Tief gläubige Menschen, die sich zu 100 % auf die Bibel beziehen, werden jedoch vermutlich nicht glücklich mit dem hier gezeigten Jesus- und Gottesbild. Es wühlt auf und möchte stellenweise provozieren. Ob man mit diesem Buch etwas anfangen kann, kommt wohl darauf an, welches Glaubensbild man selbst hat. Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage, die Geschichten der Bibel gehen mir zum Teil nicht wirklich nahe, denn sie sind meist völlig emotionslos und entstammen einer Welt, die uns heute fremd ist. Dieses Büchlein strotzt nur so von Gefühlen und emotionalen Aussagen. Auch ist Jesus, wie ihn die Autorin darstellt, einerseits allwissend, denn er sieht vieles voraus und hat aus seiner Situation heraus auch einen Blick auf unsere heutige Zeit. Und doch ist er nur allzu sehr Mensch, mit seinen Schwächen und Ängsten, wie er nicht nur sich selbst und seine Mitmenschen kritisiert, sondern durchaus auch kritische, wenn auch liebevolle, Worte über Gott, seinen Vater, findet. Wer sich auf dieses Buch einlässt, muss also Kritik an Gott verkraften, an seiner Schöpfung, dem Menschen und auch an dem Entschluss, seinen Sohn für die Sünden der Menschheit zu opfern. Dazu sagt Jesus hier: „Wie schrecklich, im Voraus zu wissen, dass mein Leiden umsonst sein wird!“ Schaut man sich heute in der Welt um, könnte man meinen, dass diese Einschätzung sehr realistisch ist.

Mich hat dieses schmale Buch mit seinen 128 Seiten tief berührt und mir sehr viel Stoff zum Grübeln geliefert. Der französische Originaltitel ist übrigens „Soif“ (=Durst), was überaus passend ist, denn dieses menschliche Bedürfnis spielt eine große Rolle und tritt von Anfang bis zum Schluss immer wieder in Erscheinung. Man begleitet Jesus auf seinem Leidensweg bis zum bitteren Ende und darüber hinaus. Meine Sichtweise auf sein Schicksal hat sich zwar durch dieses Buch nicht grundlegend geändert, aber sie hat neue Dimensionen dazu bekommen, über die ich noch lange und oft nachdenken werde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.12.2020

Tolles Kochbuch für Freunde der türkischen Küche

Sila's Orientküche
0

Die türkische Küche liebe ich seit Langem. Vor vielen Jahren gab es ein Restaurant in unserer Stadt, wo man die richtige türkische Küche genießen konnte, die weit über das, was man in Dönerläden geboten ...

Die türkische Küche liebe ich seit Langem. Vor vielen Jahren gab es ein Restaurant in unserer Stadt, wo man die richtige türkische Küche genießen konnte, die weit über das, was man in Dönerläden geboten bekommt, hinaus geht. Leider gibt es dieses Restaurant nicht mehr, und so habe ich damals begonnen, mich mit der türkischen Küche zu befassen und häufig türkisch zu kochen. Da mich von diesem Kochbuch die attraktive Covergestaltung gleich angesprochen hat, war ich neugierig auf die enthaltenen Rezepte. Ich muss gestehen, dass ich die Autorin, die ja Schauspielerin ist, bisher nicht kannte. Ich ging also ganz unvoreingenommen an dieses Kochbuch heran. Sila Sahin hat türkische Wurzeln, ist in Deutschland aufgewachsen und mit einem Österreicher verheiratet. In ihrem sehr persönlich gestalteten Kochbuch stellt sie traditionelle türkische Gerichte vor, die aber zum Teil mit Zutaten, die so gar nicht orientalisch sind, raffiniert ergänzt werden. In mehreren großen Kapiteln widmet sie sich verschiedenen Themen. Ein eigenes Kapitel hat sie für die Rezepte ihrer Mutter reserviert. Hier findet man richtig türkische Hausfrauenkost, traditionell und sehr lecker. Von ihrer Mutter hat die Autorin das Kochen gelernt und ihre Liebe dazu entdeckt. Als zweifache, berufstätige Mutter muss es oft schnell gehen, und so gibt es auch ein Kapitel mit unkomplizierten Gerichten, die mit wenigen Zutaten auskommen, gesund sind und auch Kindern schmecken. Ein weiteres, wichtiges Thema ihres Buches ist „Kochen für den Liebsten“ und ein „Love-Dinner“, denn Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Gesunde Salate und leichte Suppen sind im Kapitel „Healthy Week“ zu finden. Und wenn man sich weitgehend gesund ernährt, darf man natürlich auch ab und zu sündigen. Die „Süßen Sünden“ sind zwar teilweise schon ziemlich üppig, aber sie klingen sehr verheißungsvoll. Auch viele Anregungen für die „große Tafel“, wenn sich Familie oder Freunde treffen, bietet die Autorin. Dabei muss man den Begriff „große Tafel“ nicht allzu wörtlich nehmen, denn die hier gezeigten Gerichte wie Hummus, diverse Dipps, gebratene Sardellen und viele andere schmecken auch im kleinen Kreis. Ein extra Kapitel hat Sila Sahin dem Frühstück gewidmet, und auch hier sind sehr leckere Gerichte dabei, zum Beispiel türkisches Joghurt mit selbst gemachten Granola oder Menemen, das türkische Rührei.

Dieses Kochbuch ist schon optisch sehr schön und hochwertig gestaltet. Die Bilder verbreiten einen Hauch orientalisches Flair und machen Lust darauf, die Rezepte auszuprobieren. Manche Rezepte kannte ich bereits, habe sie aber hier mit kleinen Abwandlungen und Ergänzungen gefunden, die dem jeweiligen Gericht besonderen Pfiff verleihen, beispielsweise bereitet Sila Sahin die typisch türkische Linsensuppe mit Spinat zu, und der Bauernsalat wird mit Avocado bzw. auch mit Orangenspalten oder Granatapfelkernen zu einem ganz neuen Geschmackserlebnis. Bei vielen Rezepten gibt die Autorin in persönlichen Anmerkungen noch extra Tipps oder erzählt von ihren eigenen Kocherfahrungen, was ich sehr sympathisch finde. Da ihr Ehemann weder Fleisch noch Fisch isst, kocht die Autorin sehr häufig vegetarisch, auch wenn sie gesteht, noch nicht ganz auf Fleisch verzichten zu können, aber sie ist auf einem guten Weg.


Insgesamt finde ich das Kochbuch schön und vielseitig und rundum sehr gut gelungen. Egal ob man sich einfach nur für die Küche des Orients interessiert oder ein Fan von Sila Sahin als Schauspielerin ist, beide Interessengruppen werden hier auf ihre Kosten kommen, und ich finde, das Buch ist auch eine tolle Geschenkidee, beispielsweise für Weihnachten. Als Ergänzung und Abrundung könnte man noch ein paar typisch türkische Gewürze verschenken wie etwa Sumach oder Pul Biber oder auch ein Granatapfelsirup, denn diese Zutaten werden in den Rezepten des Buches häufig verwendet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil