Unterhaltsamer, zum Teil sehr anrührender Selbstfindungsroman, der reichlich Urlaubsfeeeling verströmt
Seeluft macht glücklichJasmin lebt sehr zurückgezogen in Köln und hat nur wenige Freunde. Sie arbeitet in einem Krankenhaus, doch eines Tages ist es so weit, sie bricht fast zusammen, weil sie sich überarbeitet hat. Der Chefarzt ...
Jasmin lebt sehr zurückgezogen in Köln und hat nur wenige Freunde. Sie arbeitet in einem Krankenhaus, doch eines Tages ist es so weit, sie bricht fast zusammen, weil sie sich überarbeitet hat. Der Chefarzt der Klinik, der sie gottlob während ihres Schwächeanfalls gefunden hat, schreibt sie mehrere Wochen krank und verordnet ihr einen Urlaub. Jasmin schleppt sich danach mit letzter Kraft nach Hause, um dort feststellen zu müssen, dass während ihrer Abwesenheit, ein Rohrbruch ihre Wohnung durchnässt hat. Hier kann sie also ebenfalls nicht bleiben. Doch auch, in dem vom Vermieter bezahlten Hotelzimmer in Köln, fällt ihr bald die Decke auf den Kopf und so beschließt sie einer spontanen Eingebung zu folgen. Sie setzt sich in den Zug, der sie zur Insel Föhr bringen soll. Dort verbrachte sie als Teenager einst wunderschöne Tage und verliebte sich dazu auch noch in den Strandführer, der jedoch nie Notiz von ihr nahm.
Dort angekommen trifft sie auf den Insulaner Thore, der in der Sommerzeit stets schwer beschäftigt ist und gleich mehrere Jobs am Start hat. Auch Thore ist unglücklich über seine momentane Lebenssituation, denn seine Ex-Freundin hat sich neu verliebt und gleich verlobt, was ihm eigentlich völlig egal sein müsste. Doch irgendwie ist es das nicht, und so hätte Thore gerne mal Abstand von der Insel. Als er sich länger mit Jasmin unterhält, begreift er schnell, dass auch Jasmin an einem Scheideweg in ihrem Leben angekommen ist und so beschließen beide, ihre Wohnungen für ein paar Wochen zu tauschen. Während Jasmin in Thores kleine Scheune zieht, reist dieser gen Köln und macht sich für eine Weile in Jasmins Wohnung breit. Und sowohl in Köln als auch in Föhr treffen die beiden auf einige neue interessante Menschen. Doch was geschieht danach?
Die Romanidee zu „Seeluft macht glücklich“, dem neuen Buch von Janne Mommsen, erinnerte mich ein wenig an den Kinofilm „Liebe braucht keine Ferien“, denn auch hier bekommt man es mit zwei Protagonisten zu tun, die an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen und ihre Wohnungen tauschen. Damit hat es sich allerdings auch schon mit gewissen Ähnlichkeiten, denn Janne Mommsens Story ist weniger Liebesschnulze, wenn auch am Rande eine Liebesgeschichte erzählt wird, als in erster Linie anrührender, humoriger und leichter unterhaltsamer Selbstfindungsroman.
Immer im Wechsel erzählt der Autor, wie es Thore und Jasmin in ihrem gewählten Fluchtort ergeht, wie sie neue Leute treffen, wie sie sich einfügen, aber vor allem, wie sie verborgene Seiten an sich kennenlernen. Besonders Thores Werdegang hatte es mir angetan. Wie er sich trotz anfänglicher Berührungsängste als Krankenhausclown für kranke Patienten versucht und darin sein Glück findet, fand ich sehr berührend geschildert.
Aber auch Jasmin öffnet sich auf Föhr anderen Menschen gegenüber und entdeckt so, eine Unbekümmertheit und Gelassenheit an sich, die sie seit ihrer Kindheit nicht mehr kannte.
Trotz aller Selbstfindungselemente, ist Janne Mommsens Roman jedoch in erster Linie ein Unterhaltungsroman, der natürlich auch großartig als Urlaubsschmöker taugt. Und natürlich trifft man auch im aktuellen Roman abermals auf knorrige und urige Insulaner, die einem beim Lesen schmunzeln lassen.
Einen kleinen Punkt habe ich dennoch abgezogen und zwar, weil ich fand, dass die Liebesgeschichte ein wenig zu kurz kam und das Happyend gegen Ende des Romans viel zu kurz und knapp abgehandelt wurde.
Kurz gefasst: Unterhaltsamer, zum Teil sehr anrührender Selbstfindungsroman, der reichlich Urlaubsfeeeling verströmt. 4.5 von 5 Punkten.