Profilbild von SofiaMa

SofiaMa

Lesejury Star
offline

SofiaMa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SofiaMa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2024

Viel Potenzial, super recherchiert, aber leider langweilig

Die Schwarze Königin
0

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ist mal wieder, wie man es von dem Verlag gewöhnt ist, ein absoluter Hingucker!
Das Cover passt mit seiner schwarz-weißen Farbgebung und den roten Highlights nicht nur stimmungsmäßig unglaublich gut zu einem blutigen Vampirroman, der ganz wunderbar in der spooky season gelesen werden kann. Man entdeckt beim näheren Hinsehen auch immer mehr Details und so etwas liebe ich!
Auch die Innenklappen sind mit einer tollen schwarz-weißen Illustration verschönert, was das Buch gleich hochwertiger macht.


Meine Meinung:
2020 habe ich den Autor mit seiner „Meisterin“-Trilogie kennengelernt und gerade die Art, wie er Figuren schreibt und seine Geschichte mit Historischem verwebt, hat mir da sehr gut gefallen. Insofern war ich natürlich entsprechend neugierig auf sein neuestes Werk „Die schwarze Königin“, in dem es um Vampire geht.

Die ganze Mystik um Vampire, die verschiedenen Arten, wie sie seit Jahrhunderten inmitten von Menschen leben und das tägliche Geschehen steuern, hat mich auch auf Anhieb fasziniert.
Man lernt hier acht verschiedene Vampirarten kennen, ein wenig über Werwölfe, Dämonen und einiges rund um die Historie Vlads, des Pfählers, zusammen mit der ungarischen Königin Barbara von Cilli. Der Autor hat sich hier einige literarische Freiheiten herausgenommen, aber man merkt dennoch, dass er all dies unfassbar gut recherchiert hat. Das, zusammen mit der Art, wie er die historischen Figuren Vlad (bzw. dessen Vater) und Barbara charakterisiert, wie er die Fragezeichen und Leerstellen der Geschichte ausgefüllt hat, sorgt dafür, dass man einen sehr guten Draht zu den Figuren bekommt und sich zweifelsfrei vorstellen kann, dass Barbaras Leben sicher so verlaufen ist.
Ich finde historische Fiktion dann immer besonders spannend, wenn Geschichte und Fiktion so miteinander verwoben werden, dass nicht mehr ganz klar ist, was jetzt eigentlich Fakt ist und was sich der Autor ausgedacht hat, sodass aus den historischen Figuren, die tatsächlich gelebt haben, literarische werden, denen der Autor seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat, und genau das ist hier geschehen.

Das alleine betrachtet hätte „Die schwarze Königin“ zu einem unglaublich spannenden Buch machen können, das perfekt in diese düstere Jahreszeit passt.
Mein großes Problem mit diesem Buch war jedoch die Erzählweise.
Zum einen springt der Autor hier oft zwischen der Vergangenheit, in der es um Barbara von Cilli und ihrer Jagd nach Vampiren geht, und der Gegenwart hin und her, in der er von Len und seinen Abenteuern mit der Professorin und den Vampiren erzählt.
Dieses erzählerische Hilfsmittel finde ich zunächst einmal grundsätzlich gut. Gerade, wenn man erst nach und nach herausfindet, inwiefern Vergangenheit und Gegenwart zusammenhängen, ist das eine gute Methode, den Leser zum Miträtseln zu bewegen und bei der Stange zu halten.

Hier allerdings hat es für mich nicht gepasst.
Zum anderen hatte ich schlicht kein Interesse an Len. Er blieb für mich, gerade im Vergleich mit Barbara, die aufgrund der Mystik, die sie umgibt, und ihrer furchtlosen, schlauen Art, einfach viel zu blass, als dass ich in irgendeiner Weise eine Bindung zu Len aufbauen konnte. Man lernt ihn als zurückhaltenden Jungen kennen, der heimlich in seine Freundin Klara verliebt ist, aber viel lieber im Hintergrund bleibt, als irgendetwas zu unternehmen. Irgendwann wird er dann zu dem Nachfahre Vlads des Pfählers, der sich für den Kampf gegen die Vampire verantwortlich fühlt und immer mehr Mut dazugewinnt. Diese Entwicklung habe ich für mich allerdings nicht gesehen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich insgesamt wenig in ihn hineinversetzen konnte, aber ich habe nicht so ganz verstanden, woher Len auf einmal den Mut nimmt, einen Flammenwerfer gegen einen Vampir zu richten, der ihn mit Leichtigkeit töten könnte.
Ich habe nicht verstanden, woher dieses Pflichtgefühl kommt. Genauso wenig habe ich verstanden, woher seine Gefühle für Klara kommen oder wie seine Beziehung zur Professorin aussieht. Ich hatte aber auch ehrlicherweise kein Interesse daran, all dies zu verstehen, weil Len mir schlichtweg egal war. Natürlich war mir irgendwo klar, dass alles, was er erlebt, auch mit der Geschichte von Barbara zusammenhängen muss – wieso sollte der Autor sich sonst der Zeitsprünge bedienen? –, aber trotzdem habe ich aus Desinteresse seine Kapitel einfach nur schnell lesen wollen, bis ich wieder zu den Rückblicken mit Barbara komme.

Auch Barbara ist in meinen Augen gerade im Vergleich mit den Figuren aus der „Meisterin“-Reihe nicht die beste Figur des Autors, aber sie ist wesentlich interessanter als Len, nicht nur, weil sie eine historische Figur ist, sondern weil Heitz die Geheimnisse, die sie umwabern, auch geschickt mit seiner eigenen Interpretation ausgefüllt hat, sodass sie zu einer interessanten, vielschichtigen und teils auch skrupellosen Person wird, die nur ihr eigenes Ziel, die Vampire auszurotten, im Blick hat.
Zwar wirkte auch sie auf mich teils unnahbar und ich konnte mich nur schwierig in sie hineinversetzen, aber ich habe ihren Weg trotzdem gerne verfolgt.

Was beide Handlungsebenen jedoch gemeinsam haben, ist, dass der Fokus sehr stark auf den jeweiligen Protagonisten Barbara und Len liegt, alle Nebenfiguren darum herum jedoch einzig dazu dienen, diese Geschichte voranzubringen, aber kaum eigene Dimension bekommen. Das fand ich gerade im Hinblick auf Klara sehr schade, die einen Großteil des Buches doch eher nur passiv mit dabei ist.


Eine weitere große Schwäche, die durch die Zeitsprünge noch verstärkt wird, ist in meinen Augen das Erzähltempo. Das Buch braucht wirklich sehr lange, bis die Handlung startet und dann fällt es ihm auch sehr schwer, den Leser bei der Stange zu halten. Es passieren zwar immer mal wieder Dinge, die auch durchaus spannend sind, aber das Gefühl, mit dem Lesen nicht aufhören zu können, hatte ich nie, eher im Gegenteil. Ich musste mich stets überreden, noch bis zum Ende des Kapitels zu lesen, damit ich irgendwie vorankomme, was vor allem an den teils seitenlangen Gedanken Lens oder den Dialogen, die gefühlt zu nichts geführt haben und daher auch durchaus kürzer hätten sein können, lag. Das, was in „Die schwarze Königin“ an relevanter Handlung passiert, hätte auch auf gut 300 Seiten geschrieben werden können, alles darüber hinaus hat das Buch in meinen Augen nur unnötig gestreckt und für Langeweile gesorgt.
Vor allem angesichts des sehr vielversprechenden Grundgerüsts und der hervorragenden Recherchearbeit des Autors ist das natürlich sehr schade.


Fazit:
Positiv fallen hier vor allem die historischen Hintergründe auf, die der Autor wirklich gut recherchiert und mit seiner eigenen Interpretation ausgeschmückt hat.
Das zu genießen, fällt hier aber wirklich alles andere als leicht. Zum einen ist Len, einer der Protagonisten, leider so blass, dass er und seine Geschichte mir beim Lesen schlichtweg egal waren. Zum anderen ist das Erzähltempo sehr zäh und anstrengend, was angesichts der Fülle an Informationen, die man bekommt, kontraproduktiv für das Lesevergnügen ist. Ich habe sehr lange gebraucht, um in die Geschichte zu finden, und hatte auch immer wieder große Schwierigkeiten damit, am Ball zu bleiben, weil ich den Großteil des Buches kurz gesagt einfach langweilig fand.
2/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2022

Das Potenzial ist praktisch greifbar, aber der Schreibstil ist nicht meins

Ich bin dein Schicksal
1

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Okay, Kinder, ich ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Okay, Kinder, ich sag, wie’s ist: Das Cover war der ausschlaggebende Grund dafür, weshalb ich das Buch überhaupt erst angefangen habe! Es ist kein Geheimnis mehr, dass ich ein absolutes Coveropfer bin, und mit „Ich bin dein Schicksal“ hat sich der one-Verlag mal wieder selbst übertroffen.
Ich liebe das dunkle, kühle Lila mit den helleren Wolken oder Nebelschwaden, die goldenen Glitzerdetails, die roségoldene Folierung und das Lesebändchen im gleichen Farbton. Alles harmoniert wunderbar miteinander, sieht sehr hochwertig aus und ist, kurz gesagt, ein absoluter Blickfang.
Darüber hinaus erinnert die Farbgebung des Covers stark an die Ästhetik der Onyx, die hier im Buch nicht nur wegen Cal eine große Rolle einnehmen. Das dreieckige Symbol ist auch über jedem Kapitel abgedruckt, was es bedeuten soll, konnte sich mir bisher allerdings noch nicht erschließen.
Auch die Bedeutung des Titels ist mir noch nicht so ganz klar – vielleicht kommt das mit dem zweiten Band?
Schön klingt er aber allemal.


Meine Meinung:
Es gibt so viele Gründe, aus denen ich dieses Buch so gerne viel mehr geliebt hätte, als es letztlich der Fall war. Demgegenüber gibt es eigentlich nur zwei, aus denen es mir eben nicht sonderlich gut gefallen hat, die aber für mich so wesentlich sind, dass sie eben so stark ins Gewicht fallen. Beide sind dabei aber (jedenfalls zum Teil!) sehr stark subjektiv, sodass ich vorab einfach sagen würde: Lest die Leseprobe und macht euch selbst ein Bild davon, ob ihr meine Kritik nachvollziehen könnt, oder ob ihr die Dinge anders wahrnehmt. Ich spreche hier von der Protagonistin und dem Schreibstil, wobei ich jetzt einfach mal direkt mit Erin anfange.


Anfangs kam ich noch ziemlich gut mit ihr klar. Sie hat einen trockenen Humor, ein ziemlich cooles Hobby (sie dreht YouTube-Videos über Lost Places!), ist mutig und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Im Laufe der Handlung ist mir dann jedoch immer negativer aufgefallen, wie selbstgerecht und scheinheilig sie eigentlich ist. Sie weiß immer alles besser, und wenn eine Person mal so handelt, wie es ihr nicht passt, wird sie direkt wütend und verhält sich, als wäre sie aufs Übelste verraten worden. Ob sie sich selbst vielleicht gerade nicht unbedingt besser verhält, reflektiert sie nicht, stattdessen sind immer die anderen schuld und sie hat auf jeden Fall recht. Das wird mit der Zeit immer offensichtlicher.

Die anderen Figuren stechen demgegenüber nicht besonders heraus. Einzig Cal hat noch einiges an Persönlichkeit. Die Geheimnisse, die ihn umweben, machen ihn interessant und man freut sich darauf, mehr über ihn zu erfahren. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass er mir in diesem Band trotzdem immer noch zu konturenlos ist. Dass er geheimnisvoll wirkt, hat hauptsächlich mit seinem Kartell und seinem Beruf als Kopfgeldjäger zu tun, weniger damit, wie er sich allgemein verhält. Das ist nämlich eher nichtssagend und lässt kaum Schlüsse auf seinen Charakter zu. Vermutlich ist das dann auch der Grund, weshalb eine sehr wesentliche Sache, die mit ihm zu tun hat, dann auf mich etwas zu sehr aus dem Nichts an den Haaren herbeigezogen wirkte, als wie ein Plottwists. Selbst rückblickend kann ich nicht wirklich behaupten, dass die Autorin mit Hinweisen oder Ähnlichem darauf hingearbeitet hätte, was meiner Meinung nach eigentlich entscheidend für einen guten Plot ist: Man darf ihn natürlich nicht vorhersehen, aber rückblickend muss sich alles genau bis zu diesem Punkt zusammenfügen. Dem ist hier nicht so.


Damit wären wir dann auch bei meinem zweiten großen Kritikpunkt an „Ich bin dein Schicksal“: der Schreibstil von Kira Licht. Das Buch ist mein erstes Werk der Autorin, von daher habe ich natürlich keinen Vergleich. Aber auf mich wirkte er vor allem zweierlei: sehr steif und sehr unnatürlich.
Das merkt man vor allem an den Dialogen, die viel gestelzter und gezwungener wirken, als man es bei einem Jugendbuch, in dem die Unterhaltungen hauptsächlich zwischen Teenagern geführt werden, erwarten würde. Das hat dann zwangsläufig die Folge, dass man sich beim Lesen nicht wirklich fallenlassen kann und man stets merkt, dass man gerade liest.
Auch in den Gedanken der Protagonistin setzt sich dieser Eindruck, den ich vom Schreibstil bekommen habe, fort. Während Erins Verhalten viel kindischer ist, als man es von einer Siebzehnjährigen erwarten würde, denkt sie in einer Syntax, den ich eher einer Fünfzigjährigen Professorin zutrauen würde, die noch dazu mit jemandem spricht, der schwer von Begriff ist.

Darüber hinaus war auch der Handlungsaufbau nicht unbedingt mein Fall. Man verfolgt hier hauptsächlich zwei verschiedene Handlungsstränge, deren Verknüpfung der Autorin in meinen Augen nicht so gut gelungen ist. Zuerst erfährt man von Cal, seine Beziehung zu Erin alles um Obskuris bilden den ersten Handlungsstrang, den man eine Weile verfolgt bis zu einem Punkt, an dem es beginnt, spannend zu werden. Dann jedoch wird man in ein Problem eingeführt, das mit Erins Großmutter und dem Schicksal ihrer Eltern zusammenhängt. Während ich verstehe, weshalb es erzähltechnisch notwendig ist, dass nun der Fokus ein wenig mehr darauf gelegt wird, finde ich die Umsetzung der Autorin eher kontraproduktiv. Der Handlungsstrang rund um Cal und Obskuris wird praktisch erstmal aufs Abstellgleis gelegt, während Erin sich um ihre Familie kümmert und dabei das Rätsel, das sie gerade entdeckt hat und das bis dahin wirklich ein dringendes Problem zu sein schien, erst einmal außer Acht lässt. Als Leser fragt man sich, was denn nun damit ist, ob es Erin hinterher noch heimsuchen wird, dass sie dieses scheinbar dringende Problem noch nicht einmal mit Cal bespricht, oder ob es doch gar nicht so dringend ist, wie es zunächst wirkte.
Sowohl in Bezug auf Erins Charakter als auch inhaltlich passt also irgendwie alles nicht so richtig zusammen, und darüber stolpert man beim Lesen.

Viel nervenaufreibender finde ich daneben jedoch die unzähligen Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler, die einem hier gefühlt fast jede dritte Seite ins Auge springen. Das finde ich bei Büchern aus kleineren Verlagen oder von Selfpublishern in der Menge bereits nervig, wobei ich da auch noch gewillt bin, ein Auge mehr zuzudrücken, da man dort nicht unbedingt immer erwarten kann, dass Bücher so sorgfältig lektoriert werden, wie es in größeren Verlagen in der Regel der Fall ist. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, ich lese gerne und auch oft SP-Werke oder Bücher aus kleinen Verlagen. Es ist aber ja nunmal so, dass es sich ein Verlag wie der one-Verlag, der zur Bastei Lübbe gehört, leisten kann, dass ein Buch durch mehr Hände geht wie der Debütroman einer Frau Autorin, die ihr Schätzchen in Eigenleistung veröffentlicht und dafür auch noch erstmal in Vorkasse gehen muss. Dass mir dann in „Ich bin dein Schicksal“ so viele Fehler aufgefallen sind, finde ich da fast schon frech – und ich habe ein Exemplar der ersten Auflage bekommen, keine Rezensions-/ Druckfahne, bei der das nicht unüblich ist, und wo ich das deshalb nicht kritisieren würde!


All das stellt leider die guten Seiten in den Schatten, die „Ich bin ein Schicksal“ zu einem spannenden Auftakt gemacht hätten, allen voran das, alle Kritik zum Schreibstil mal beiseite gestellt, wirklich gelungen ist!
Kira Licht hat mit Obskuris und den Noctua, die in zehn nach (Edel-) Steinen benannten Kartelle mit jeweils vier Kategorien, den Alpha, Beta, Gamma und Delta unterteilt sind.
Dabei hat jedes Kartell und jede Kategorie eigene Eigenschaften, Aufgaben und Fähigkeiten, die sie von den anderen abheben – so sind z. B. die Onyx, zu denen Cal gehört, alle sehr dunkel gekleidet, (passend also zu ihrem namensgebenden Stein, wie es auch bei den anderen Kartellen der Fall ist) und ihre Alpha haben nur wenige äußerliche Eigenschaften, wie spitze Zähne oder reflektierende Augen, die sie von Menschen unterscheiden. Die Alpha sind dabei diejenigen Noctua, die den Menschen noch am ähnlichsten sind und die daher als solche durchgehen. Die Beta haben äußerliche Eigenschaften von Menschen und Tieren, die Gamma und Delta nur von Tieren, wobei letztere die Reittiere der Alpha darstellen.
Bei der Beschreibung des Aussehens und ihrer Fähigkeiten sowie der Aufgaben der einzelnen Kartelle, die ihnen in Obskuris für ein funktionierendes Zusammenleben zugewiesen sind, gibt die Autorin sich sehr viel Mühe. Obwohl sie praktisch eine völlig neue Parallelwelt erschafft, fällt es einem dadurch beim Lesen sehr leicht, sich in ihr zurechtzufinden. Anfangs macht die Informationsflut vielleicht den Eindruck, dass man länger brauchen würde, bis man einen Durchblick hat, aber dem ist gar nicht so. Das hat mir sehr gut gefallen, ebenso das Miträtseln um die oben erwähnte Problematik in Bezug auf Obskuris. Was Erins Familie angeht, hatte ich schon ziemlich früh meine Vermutungen, die zwar in diesem Band noch nicht bestätigt wurden, aber bei denen ich aufgrund der Hinweise, die man gegen Ende bekommt, stark davon ausgehe, dass sie zutreffen werden.
Ob ich die Fortsetzung allerdings überhaupt erst lesen werde, muss ich mir trotz des tollen Worldbuildings erst noch überlegen. Das Ende kommt nämlich für meinen Geschmack selbst für einen Cliffhanger etwas zu abrupt, fast schon konstruiert und, wie oben erwähnt, zu sehr an den Haaren herbeigezogen, was ein wenig so wirkt, als sollte auf den letzten Metern der Leser noch einmal so sehr schockiert werden, dass er unbedingt zur Fortsetzung greifen muss.


Fazit:
Das Worldbuilding ist der Autorin wirklich super gelungen – man wird mit allerhand neuen Informationen über Obskuris und die Noctua konfrontiert, bei denen man jedoch keinerlei Schwierigkeiten hat, sie zu verarbeiten. Die Regeln und Eigenheiten von Obskuris werden anschaulich dargebracht und man findet sich dort erstaunlich schnell zurecht.
Das hätte „Ich bin dein Schicksal“ zu einem sehr vielversprechenden Auftakt machen können, aber leider war es das auch schon an Lob meinerseits. Vor allem die selbstgerechte und scheinheilige Protagonistin, die neben den eher konturenlosen Nebenfiguren im Laufe der Handlung immer stärker negativ auffällt, sowie der unbeholfene Schreibstil, der sich in steifen, unnatürlichen Dialogen sowie einer unglücklichen Verknüpfung der beiden Handlungsstränge niederschlägt, haben mich gestört.
Auch die vielen Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler lassen das Buch nicht gerade in einem guten Licht dastehen, das ist aber weniger der Autorin und viel mehr dem Verlag vorzuwerfen.
Ob ich die Fortsetzung der Dilogie lesen (oder hören) werde, muss ich mir noch überlegen – an der Geschichte an sich bin ich grundsätzlich sehr interessiert, aber ich weiß nicht, ob ich mir den Schreibstil und die Protagonistin ein zweites Mal antun möchte.
2/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2021

Im Vergleich zum Vorgänger eine herbe Enttäuschung

Der Zorn des Oktopus
0

Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Farbgebung ...

Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Farbgebung zumindest gefällt mir super. Im Nachhinein verstehe ich jedoch weder den Zusammenhang zwischen Titel und Inhalt noch den zwischen diesem Band und „Der neunte Arm des Oktopus“ – es gibt nämlich keinen!
Zwar tauchen hier am Rande einige Oktopoden auf, aber plotrelevant sind sie nicht und zornig ebenso wenig, nicht einmal metaphorisch. Der Bezug zum Vorgänger ist ebenfalls unsinnig, aber dazu unten mehr.


Meine Meinung:
Von „Der neunte Arm des Oktopus“ war ich absolut begeistert. Es hat mich vor allem deshalb so fasziniert, weil es das Gedankenexperiment, was passieren würde, wenn sich Russland, China und die USA zur „Klima-Allianz“ zusammenschließen würden, sowie auch die Klimakrise an sich sowohl aus gesellschaftlicher, moralischer als auch aus rechtlicher Perspektive beleuchtet. Insbesondere auch der Bezug zu aktuellen Ereignissen und das Weiterspinnen aktueller Konflikte verleihen dem Buch etwas Schreckliches, das nicht nur fesselt, sondern vor allem ernsthaft zum Nachdenken anregt. Der trockene, sachliche Schreibstil des Autors betont diese Ernsthaftigkeit dabei noch und passt daher wunderbar zum Buch.

Aus diesen Gründen habe ich mich sehr auf „Der Zorn des Oktopus“ gefreut; ich hatte gehofft, dass hier auf ähnliche Weise andere Fragen aufgeworfen werden, die ebenso nachdenklich stimmen.
Mittlerweile bin ich jedoch der Überzeugung, dass der Autor es bei „Der neunte Arm des Oktopus“ hätte belassen sollen – damit ist die Sache nämlich auserzählt, wie dieses Buch wunderbar beweist.


All das oben Gesagte lässt sich auf „Der Zorn des Oktopus“ nicht übertragen. Das, was Band 1 so besonders macht - der Bezug zur Klimakrise und ihre Auswirkungen - geraten hier extrem in den Hintergrund bzw. werden nur noch als Aufhänger für einen Komplott genommen, der an vielen Stellen unnötig aufgebauscht wird und den man auch sehr gut auf rund 200-300 Seiten weniger hätte auflösen können. Stattdessen bedienen die Autoren sich viel zu vieler Informationen, die schlicht irrelevant sind und überdies neigen sie zu ständigen Wiederholungen.
Die Sachlichkeit und Nüchternheit, mit denen Rossmann im Vorgänger dafür gesorgt hat, dass man das große Ganze im Blick behält und über die aufgeworfenen Fragen nachdenken kann, führen hier dazu, dass man sich schnell langweilt.

Es geht nämlich hier, wie gesagt, gar nicht mehr wirklich um die Klimakrise, die Klimaallianz und die Probleme, die beides mit sich zieht. Beides ist noch da, beides wird erwähnt, aber beides könnte genauso gut einfach weggelassen werden. Im Fokus stehen eben der Komplott, der im Übrigen durch jeden x-beliebigen Komplott aus jedem x-beliebigen Actionfilm ersetzt werden könnte, und Thomas Pierpaoli, ein Beamter, der für sich schon sehr blass, eindimensional und schlicht langweilig ist, was durch den trockenen Schreibstil nur noch betont wird.
Auch Pierpaoli weist keine Besonderheiten auf, ist austauschbar wie jedes andere Element in dieser Geschichte, und ist kein Protagonist, mit dem man mitfiebert. Mir war er einfach egal, ebenso egal wie das, was mit dem Quantencomputer passiert, der ebenfalls durch jeden x-beliebigen Gegenstand von gewissem Wert ausgetauscht werden könnte, ohne dass sich inhaltlich etwas ändern würde.

Während „Der neunte Arm des Oktopus“ also sozialpolitische, ethische und rechtliche Fragen zu aktuellen Problemen aufwirft und ein wirklich interessantes Gedankenexperiment darstellt, wirkt „Der Zorn des Oktopus“ stattdessen wie ein oberflächlicher Actionthriller ohne viel Action, dafür mit Figuren und Handlungssträngen, die blass und austauschbar bleiben. Der Bezug zum Vorgänger bleibt fraglich, vielmehr wird der Eindruck erweckt, hier wollte jemand auf den Erfolgszug des ersten Buches aufspringen.


Fazit:
Dem Buch fehlt es in jeder Hinsicht an Tiefe. Figuren, Plot und Aufbau sind nichts Besonderes und finden sich so in jedem amerikanischen Actionfilm wieder, bloß ohne die Action und Spannung.
Der Bezug zu „Der neunte Arm des Oktopus“, der durch den Titel und einige Erwähnungen hergestellt wird, ist so eigentlich gar nicht gerechtfertigt, da weder die Klimaallianz noch die Klimakrise an sich wirklich relevant für den Inhalt sind; sie dienen lediglich als Aufhänger für den Komplott, aber der Konflikt selbst ist offenbar nach dem Vorgängerband bereits auserzählt. Beim Leser werden dadurch falsche Hoffnungen geweckt, und am Ende ist man enttäuscht.
2/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2021

Eintönig und viel unnötiges Hin und Her

Die Unmöglichkeit, bei Tag die Liebe zu finden
0

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist ein absoluter Hingucker! Mir gefällt vor allem die pastellige Farbgebung und das Verspielte super; sowohl die kleinen Särge wie auch der Titel selbst sind außerdem ein Hinweis darauf, dass einen hier ein Vampirroman erwartet.
Was für mich allerdings unverständlich ist, ist der stolze Preis: Das Buch ist „nur“ ein etwas größeres Taschenbuch, es weist keine Besonderheiten wie eine übermäßig schöne Innengestaltung oÄ. auf, die die 15 € rechtfertigen könnten. Im Laden würde ich alleine deshalb das Buch nicht mitnehmen.


Meine Meinung:
Ich habe mich auf das Buch gefreut, da sowohl Titel als auch Klappentext auf eine leichte, humorvolle sapphic love story hindeuten – es gibt immer noch viel zu wenige queere Bücher auf dem deutschen Markt, insbesondere wlw-Geschichten! Das alles waren also die ausschlaggebenden Gründe dafür, weshalb ich das Buch letztlich lesen wollte, obwohl Vampire jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingswesen zählen.
Sapphisch ist das Buch zwar, und zumindest anfangs ist es auch ein bisschen humorvoll, aber leichte, schöne Lesestunden hatte ich damit trotzdem nicht.


Der Anfang ist noch ähnlich vielversprechend wie der Klappentext. Die Geschichte fängt mit einem Rückblick an, der einen direkt dazu veranlasst, Theorien darüber, was passiert sein könnte und wie es zur Gegenwart gekommen ist, aufzustellen. Sowas mag ich sehr gerne (vor allem dann, wenn auch kenntlich gemacht wird, dass es sich um eine Rückblende handelt. Sonst bin ich verwirrt.).
Außerdem konnten mich sowohl Angela als auch Chloe auf den ersten rund 100-150 Seiten noch super unterhalten: Beide haben zu Beginn noch einen trockenen, sarkastischen Humor, der mich gut mitnehmen konnte.

Dann lässt das jedoch schlagartig nach. Irgendwann fällt einem auf, dass schon länger keine amüsante Unterhaltung mehr stattgefunden hat, man wartet auf den nächsten humorigen Satz, wird mit dessen Ausbleiben aber bis zum Ende enttäuscht.
Das fällt vor allem deshalb negativ auf, weil das Buch sonst nichts hat, mit dem es punkten kann. Insbesondere ab dem Zeitpunkt, als Angela und Chloe aufeinandertreffen, passiert nichts Neues mehr. Stattdessen gehen beide Protagonistinnen bloß zwei Schritte vorwärts und dann gleich wieder drei zurück, sie drehen sich nur noch im Kreis, ohne wirklich einander und sich selbst mit ihren Problemen zu konfrontieren.

Sie reden nicht miteinander, handeln irrational, statt das Offensichtliche zu tun, was alle Probleme lösen würde, und verursachen dadurch unnötiges Drama, das nur noch mehr unnötiges Drama mit sich zieht und dem Leser den letzten Nerv raubt.


Das wiederum sorgt dafür, dass ich auch ihre Beziehung an sich nicht wirklich nachfühlen konnte. Sie ist einfach von jetzt auf gleich da, ohne dass sie überhaupt erstmal entsteht, und eine Weiterentwicklung ist (natürlich) schon mal gar nicht zu sehen. Warum haben die beiden sich jetzt ineinander verliebt? Warum wollen sie zusammenbleiben? Das ist mir nicht klargeworden. Ihrer Beziehung fehlt es also an Tiefe, aber das ist wenig überraschend, wenn die beiden Protagonistinnen selbst auch nicht wirklich durch Mehrdimensionalität glänzen.

Wie ihre Beziehung zueinander sind sowohl Angela als auch Chloe als Hauptfiguren einfach „da“. Ich kann im Nachhinein nichts benennen, was sie in irgendeiner Weise besonders macht, weshalb man unbedingt mit ihnen mitfiebern müsste – da ist nichts! Zwar haben sie beide durchaus Schlimmes durchleben müssen und mit Dämonen zu kämpfen, aber wirklich nachvollziehen kann man das als Leser nicht. Angela und Chloe bleiben stattdessen eindimensional und farblos und man könnte sie beliebig durch andere Figuren ersetzen.

Gleiches lässt sich im Übrigen auch auf das Vampirthema übertragen. Der Vampirismus ist in diesem Buch nicht besonders ausgeprägt; es wird mit Klischees gespielt, was an sich nicht unbedingt schlecht ist, vor allem nicht in einem humoristisch angelegten Buch. Aber mehr als darauf eingegangen wird hier nicht; der Autor geht nicht in die Tiefe, trägt nichts Eigenes dazu bei. Hinzu kommt, dass der Vampirismus eigentlich auch gar nicht wirklich plotrelevant ist – genauso gut könnte man das Vampirthema einfach aus dem Buch streichen, und zurück bleibt die gleiche Geschichte.


Fazit:
Titel und Klappentext versprechen eine humorvolle, leichte sapphic love story, die man leider nur ganz oberflächlich bekommt. Der Humor ist da – anfangs jedenfalls, dann verschwindet er einfach irgendwann und kommt nicht mehr wieder. Sowohl die Protagonistinnen als auch die Geschichte an sich, insbesondere die Liebesbeziehung und der Vampirismus bleiben sehr oberflächlich und farblos. Es gibt eigentlich nichts, was dieses Buch besonders macht oder dafür sorgt, dass es einem im Gedächtnis bleibt – außer diese eine Situation, in der Angela absolut unsinnig handelt und unnötiges Drama verursacht. Wenn die beiden nur miteinander kommunizieren würden!!!
Es ist nicht anstrengend zu lesen, aber wirklich viel Spaß macht es aber auch nicht.
2/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2021

Eher anstrengend als fröhlich

O du fröhliche Weibernacht
0

Vielen lieben Dank an NetGalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover finde ich in Ordnung; ...

Vielen lieben Dank an NetGalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover finde ich in Ordnung; durch den Baum sieht man direkt, dass es um Weihnachten geht, der Leuchtturm im Hintergrund deutet das Setting von Helgoland an.
Ich finde es nicht so schön, dass es mir im Laden aufgefallen wäre, aber ich finde es auch nicht schlecht. :D

Meine Meinung:
Tja, ich wünschte, mir hätte das Buch besser gefallen!
Es hätte nämlich eine superwitzige, lockerflockige Weihnachtsgeschichte sein können, aber leider kam beim Lesen dieses Buches gar keine Weihnachtsstimmung in mir auf. :/

Das ist gar nicht mal so sehr von Anfang an klar.
Natürlich lernt man bereits im Prolog alle vier Frauen, um die es in diesem Roman geht, kennen, darunter vor allem Ulrike und Cordula.

Cordula hat mir anfangs wirklich gut gefallen. Sie sagt was sie denkt und lässt sich von anderen nicht einschüchtern. Dabei hat sie einen trockenen, direkten Humor, was sie für mich auf Anhieb sympathisch machte.
Das absolute Gegenteil stellte dabei Ulrike dar. Sie hat – wie man so schön sagt – einen Stock im Hintern, und das merkt man auch. Das an sich ist nicht mal unbedingt das, was mich am meisten gestört hat. Ich fand es an ihr einfach grauenhaft – anders kann man es ehrlich nicht ausdrücken! –, wie respektlos und von oben herab sie andere Leute, vor allem solche, die hierarchisch unter ihr stehen, behandelt. Dabei hält sie sich selbst für die Größte und sucht den Fehler immer bei den anderen.
Diesen Eindruck hatte ich bereits im Prolog von ihr und das hat sich auch für den Rest der Handlung nicht geändert.

Wäre sie der einzige Störfaktor gewesen, könnte ich dem Buch vielleicht eine bessere Bewertung geben, auch wenn sie eine der Protagonistinnen ist.

Aber auch die anderen beiden Figuren, und ab einem gewissen Punkt sogar Cordula, konnten mich nicht überzeugen.
Jana wirkte auf mich sehr ich-bezogen und oberflächlich. Obwohl man durchaus auch andere Seiten von ihr kennenlernt, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie mehr ist als das. Zudem haben sie einige ihrer Handlungen in meinen Augen wirklich unsympathisch gemacht, zum Beispiel (oder vor allem) ihre „Verschönerungsversuche“ an Miriam. Was gibt Jana das Recht, Miriams Kleidungsstil als „langweilig“ zu beurteilen und sie deshalb einer Zwangsveränderung unterziehen zu können? Wer sagt Jana denn, dass ihr Stil der einzig richtige ist, sodass ihr Handeln gerechtfertigt ist?

Gegen Miriam habe ich da noch am wenigsten einzuwenden. Sie ist einfach das typische „stille Mäuschen“, die erst ganz am Ende aus sich herauskommt. Es hat mich ein wenig gestört, dass sie alles über sich hat ergehen lassen und nicht den Mumm hatte, sich zu wehren, auch wenn manches ihr offensichtlich nicht gefallen hat.

Cordula ist zwar die meiste Zeit über diejenige, die oft das angesprochen hat, was mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist (vor allem hat sie Ulrike öfter in ihre Schranken gewiesen), aber irgendwann fängt auch sie an, Entscheidungen zu treffen, die ich einfach nicht mehr nachvollziehen konnte, und ab da war es mit meiner Sympathie für sie auch dahin.

Was mich an allen vier Frauen und demnach auch an dem gesamten Buch jedoch am meisten gestört hat, ist Folgendes: Es dreht sich bei jeder Entscheidung, die die vier treffen, bei jeder Unterhaltung untereinander um einen Mann! Man bekommt wirklich den Eindruck, dass ein bestimmter Mann (für jede ein anderer, versteht sich), das Zentrum ihrer Welt ist; darüberhinausgehend kann keine der vier Frauen etwas vorweisen.

Ich weiß nicht, ob das an meinem Alter und meiner Unerfahrenheit liegt, dass ich so negativ auf diesen Roman reagiere, oder an meiner Einstellung, dass man mittlerweile von einem Frauenroman eigentlich erwarten kann, dass die Protagonistinnen einen Sinn im Leben unabhängig von irgendwelchen Männern sehen. Vielleicht ein bisschen von beidem. Ich konnte mich jedenfalls mit den vier Protagonistinnen und ihren Geschichten vor allem aus diesem Grund nicht anfreunden.

Da hilft es auch nicht, dass der Plot nicht besonders herausragend war. Natürlich gehört zu einer Weihnachtsgeschichte eine gehörige Portion Kitsch und Klischees dazu, und damit geht auch oft Vorhersehbarkeit der Handlung einher.
Allerdings ist wirklich nichts an O du fröhliche Weibernacht überraschend; ich wusste bereits nach kurzer Zeit, wie der ganze Roman enden würde.


Fazit:
Der Klappentext ist zwar vielversprechend, allerdings mangelt es deutlich an der Umsetzung.
Bis auf wenige lustige Szenen bereitet O du fröhliche Weibernacht keinerlei Lesevergnügen, was vor allem an den eindimensionalen Protagonistinnen, die nur die Männerwelt im Kopf zu haben scheinen, liegt. Dabei war mir hauptsächlich Ulrike ein Dorn im Auge, die nur auf alles und jeden herumhacken konnte, aber sich selbst nie in der Schuld gesehen hat.
Hinzu kommt, dass das Buch auch inhaltlich zu 100% vorhersehbar war. Das Buch ist nicht dick, aber man ist trotzdem froh, wenn man es beendet hat.
Die 2/5 Lesehasen gibt es nur, weil mir Cordula zum Anfang noch sympathisch war und sie für den einen oder anderen Lacher gesorgt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere