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Veröffentlicht am 28.01.2021

Mutter Oberin

Ein niederträchtiger Mord. Mutter Oberin Aquinas ermittelt
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Im Jahr 1923 hat die Nonne Mutter Aquinas alles erreicht, was sie als Nonne erreichen kann. Sie ist nun schon gesetzten Alters und die Oberin des Konvents. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, auch ...

Im Jahr 1923 hat die Nonne Mutter Aquinas alles erreicht, was sie als Nonne erreichen kann. Sie ist nun schon gesetzten Alters und die Oberin des Konvents. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, auch den Mädchen aus armen Familien ein Mindestmaß an Bildung zukommen zu lassen. Als der Fluss mal wieder Hochwasser führt, wird eine tote junge Frau ans Ufer gespült und von der älteren Nonne gefunden. Natürlich lässt sie sofort den Sergeant Patrick Cashman aus Cork herbeirufen, denn es gibt Anzeichen, dass das die Jugendliche aus offensichtlich gutem Haus keines natürlichen Todes gestorben ist.

In diesem Buch löst Mutter Aquinas ihren ersten Fall. Bei der schon etwas älteren Nonne handelt es sich um eine interessante Persönlichkeit. Ihre Vergangenheit hat sie mit guten Beziehungen ausgestattet und ihre Fürsorglichkeit gibt ihr bei ihren Schülerinnen einen guten Stand. Doch nie hätte sich die Mutter Oberin vorstellen können, sich einem Mann unterzuordnen. Lieber beschäftigt sie sich mit Gedankenspielen oder auch einem Mordfall, wenn er ihr so direkt vor die Füße gespielt wird. Warum musste die junge Frau sterben? Ein wenig möchte sich Mutter Aquinas auch mit dem Sergeant messen, den meist ist sie die Schlauere. Doch häufig wandern ihre Gedanken in die Vergangenheit.

Bei Mutter Aquinas handelt es sich um eine wahrhaft sympathische und außergewöhnliche neue Ermittlerin, die ein ebenso sympathisches Team um sich geschart hat. Im Jahr 1923 ist das Leben für die armen Leute nicht einfach, aber auch das der Reichen ändert sich. Und auch die Frauen beginnen sich neue Chancen zu erschließen. Dieses spannende, manchmal düstere Setting wird lebendig beschrieben. Und das Rätsel um den Tod der jungen Schönheit ist nicht leicht zu lösen. Wie gut, dass Mutter Aquinas sich auskennt und sich auf ihr Gedächtnis verlassen kann. Auch wenn man als Leser vielleicht in einem Punkt früh eine Ahnung hat, so bereitet dieser Ausflug in das Irland des frühen zwanzigsten Jahrhundert fesselnde Lesestunden, vor allem auch, weil die Lebenssituation der Menschen zu dieser Zeit so authentisch beschrieben wird.

Veröffentlicht am 27.01.2021

Hochzeitsturbulenz

Cool im Pool
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Loretta Luchs steckt mitten in den Vorbereitungen zu Dianas Hochzeit. Sie soll ein Kleid anziehen, das passt doch nicht zu ihr. Doch dann taucht Diana völlig aufgelöst in ihrer alten Heimat auf und will ...

Loretta Luchs steckt mitten in den Vorbereitungen zu Dianas Hochzeit. Sie soll ein Kleid anziehen, das passt doch nicht zu ihr. Doch dann taucht Diana völlig aufgelöst in ihrer alten Heimat auf und will die Hochzeit mit ihrem Verlobten absagen und nicht mal mehr mit ihm sprechen. Irgendwie findet auch Loretta keinen richtigen Zugang zu Diana, aber die Truppe der Freunde kann helfen. Und so soll es eine Verpartnerung zwischen Okko und Diana geben, zu der auch Dianas Vater mit seinem Lebensgefährten anreist. Und dann gibt es wieder die typischen Loretta Verwicklungen, die in einen Kriminalfall münden.

Nunmehr schon zum sechsten Mal teilen wir die Erlebnisse von Loretta Luchs und ihren Freunden, wobei die nach Norddeutschland entfleuchte Diana zu einem Auftritt kommt. Ihr Besuch gestaltet sich erst anders als erwartet, sie ist wirklich etwas derangiert. Zum Glück fängt sie sich und schon bald gibt es wieder eine Ermittlung für Loretta. Man könnte fast meinen, Kommissarin Küppers hätte Lorettas detektivische Fähigkeiten akzeptiert, zumindest steht sie kurz davor. Denn mit Ideenreichtum und Forschheit schafft es Loretta doch immer wieder, der Polizei um eine Nasenlänge voraus zu sein.

Nachdem es im vorigen Fall tatsächlich gefährlich wurde, bekommt es die Loretta-Gang hier mit der Hochzeitspanik Dianas zu tun. Da gilt es die nervöse Braut wieder zu beruhigen und vor nicht den, sondern einen Altar zu bringen. Eine ganze Weile vergeht bis so eine Art Fall am Horizont auftaucht. Die Grundstimmung dieses Cozy Crime ist wesentlich entspannter und der Ruhrpott-Flair kommt bestens zur Geltung. Die gewitzte Loretta schafft es, ihre beste Freundin unter eine Art Haube zu bringen und deren Vater aus einer unangenehmen Beziehung zu retten. Das Ganze ist vergnüglich aufbereitet und sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Um die Welt

Teori
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Im Jahr 1773 startet die zweiter Forschungsreise von James Cook. Mit an Bord ist der erst 17jährige Georg Forster als Assistent seines Vaters Reinhold, der einen wissenschaftlichen Bericht über die Reise ...

Im Jahr 1773 startet die zweiter Forschungsreise von James Cook. Mit an Bord ist der erst 17jährige Georg Forster als Assistent seines Vaters Reinhold, der einen wissenschaftlichen Bericht über die Reise verfassen soll. Georg ist Feuer und Flamme, schon einmal durfte er mit dem Vater Russland bereisen und wieder will er die Welt sehen. Dabei ist seine Sicht auf die Dinge durchaus anders als die seines Vaters. Das Leben auf See ist allerdings nicht ganz einfach, wie Georg bald feststellen muss. Manche der Matrosen haben eine recht nachlässige Einstellung zum Leben und George selbst macht die Seekrankheit zu schaffen.

Der Chronist, mit dessen Sicht die Handlung umrahmt ist, trifft Georg Forster im Jahr 1794 in Paris. Dort fordert die Revolution ihre Opfer. Gerade nach Paris ist Forster geflohen. Seine Erinnerung an die Reise in den Reihen von James Cook ist aber noch sehr lebendig. Und so erzählt er wie die Zeit damals erlebt hat. Die Querelen des Sohnes mit dem Vater, welcher hin und wieder ein überhebliches Verhalten an den Tag legt. Cook erscheint dagegen als Vorbild, weil er doch meistens ruhig bleibt. Auch unter den Reisegenossen finden sich einige, mit denen Georg sich gut austauschen kann.

Bei Georg Forster handelt es sich um eine historische Person, die tatsächlich an der zweiten Fahrt Richtung Südsee von James Cook teilnahm. In diesem Roman lässt der Autor hauptsächlich den jungen Forster zu Wort kommen, der trotz seiner Jugendlichkeit manchmal fast lebensweise wirkt. Er beobachtet und denkt sich sein Teil zum einen, zum anderen kommt auch sein Hunger nach Leben zum Ausdruck, seine Neugier und seine Wissbegier. Damit schafft es der Autor, Bilder zu zeichnen, die das Gefühl vermitteln, so könnte es gewesen sein. Ein Reisebericht, der keinesfalls trocken ist, nein, man merkt, es waren Menschen, die reisten und Menschen wurden aufgesucht.

Veröffentlicht am 15.01.2021

Geheimermittlung

Das dunkle Dorf
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In Gröden wird in einem Hotel die Leiche eines Dorfpolizisten gefunden. Commissario Grauner soll die Ermittlungen übernehmen, doch ihm steht nicht der Sinn danach. Seine Tochter Sara, mit er sich ausgesöhnt ...

In Gröden wird in einem Hotel die Leiche eines Dorfpolizisten gefunden. Commissario Grauner soll die Ermittlungen übernehmen, doch ihm steht nicht der Sinn danach. Seine Tochter Sara, mit er sich ausgesöhnt glaubte, ist seit Tagen verschwunden und Grauner macht sich große Sorgen um sie. Am liebsten würde er den Fall seinem Partner Saltapepe komplett übertragen, doch auch dieser kann aus Angst vor der Mafia nicht so offen ermitteln wie gewohnt. Derweil begibt sich Alba, Grauners Ehefrau, auf die Suche nach ihrer Tochter und betritt damit ein gefährliches Gebiet, denn Sara ist mit gefährlichen Leuten in Berührung gekommen.

In seinem bereits sechsten Fall bekommt es Commissario nicht nur mit einem schwierigen Fall, sondern auch mit der Mafia zu tun. Womit er nicht rechnen kann, ist wie nah seine Tochter und ihr Freund dem Verbrechen kommen. Wie soll der Commissario seine Familie nur beschützen. Doch was hat die Mafia überhaupt in Südtirol zu suchen? Diese sollte doch eher in Süditalien zu vermuten sein. Wie Grauner von seinem Chef erfährt, steckt wohl mehr hinter dem aktuellen Todesfall als ein bloßer Polizistenmord. Hat die Mafia auch hierbei die Finger im Spiel? Fast schon ist Grauner froh, als sein Chef ihn bittet, es etwas ruhiger anzugehen, so kann er sich mehr der Suche nach seiner Tochter widmen.

Es fängt ganz harmlos an, nun ja, mit einem Mord natürlich nicht wirklich harmlos. Doch verglichen mit dem, was noch folgt, ist dieser Todesfall erstmal nicht so spektakulär. Wenn jedoch nach und nach herauskommt, wie vieles zusammenhängt, dann wird die Nachforschung sehr spannend. Ein Elternpaar, dass sich um die Tochter sorgt, eine geheime Untersuchung gegen die Mafia und ein Saltapepe, der in Gefahr gerät. Packende Krimikost, bei deren Lektüre man es manchmal nicht fassen kann, wie weit die Tentakel der Mafiakrake reichen. Das idyllische Gröden, welches man eher vom Wintersport kennt, bekommt hier einen ganz anderen Charakter. Ein fesselndes Kriminalstück, das gerne empfohlen wird.

Veröffentlicht am 10.01.2021

Brückenbauer

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Im Jahr 997 überfallen die Wikinger das Heimatdorf von Edgar. Zwar bemerkt Edgar den drohenden Angriff auf Combe, doch als Einzelner kann er nicht viel tun. Der Ort wird fast zerstört. Tragischerweise ...

Im Jahr 997 überfallen die Wikinger das Heimatdorf von Edgar. Zwar bemerkt Edgar den drohenden Angriff auf Combe, doch als Einzelner kann er nicht viel tun. Der Ort wird fast zerstört. Tragischerweise kommt bei dem Überfall auch Edgars Geliebte um. Gleichzeitig träumt eine junge Grafentochter aus der Normandie von einem kleinen Reich in England. Sie macht sich auf den Weg, um zu heiraten. Doch ihr Weg ist nicht ohne Hindernisse, denn kurz vor dem Ziel wird die Reisegruppe überfallen und ausgeraubt. Und auch ihr Gatte entpuppt sich in seiner Heimat als ein anderer. Zwar ist er ihr durchaus zugetan, aber die Familie versucht in die junge Ehe hinein zu regieren.

Dieser historische Roman ist das Prequel zu den anderen Kingsbridge-Romanen des Autors und gleichzeitig der vierte Band der Reihe. Da die Handlung über hundert Jahre vor der Handlung der „Säulen der Erde“ angesiedelt ist, ist eine Kenntnis der anderen Bände zum Verständnis nicht notwendig. Der junge Bootsbauer Edgar, die schöne Ragna und der Bischof Wynston und der Vorstand des örtlichen Stifts - um sie ranken sich die Geschichten von Liebe und Hass. Edgar hat Ideen, die den Fortschritt bringen können, doch er ist arm und manchmal fehlen ihm die Unterstützer. Und Ragna landet recht schnell auf dem Boden der Tatsachen, auf dem sie sich mit den Intrigen der Familie auseinandersetzen muss. Wobei auch Bischof Wynston seine Finger drin hat.

Als leicht gekürztes Hörbuch bietet dieser Roman spannende Unterhaltung. Man gewinnt zwar den Eindruck, dass das historische im Vergleich zu den Schicksalen der handelnden Personen etwas zu kurz kommt, aber vielleicht liegt das auch an der Kürzung oder man folgt hörend eher den Erlebnissen von Edgar und seinen Gefährten. Diese sind interessant und fesselnd. Es ist toll in eine andere Zeit einzutauchen, in der die Menschen teils sehr arm waren, teils aber auch wohlhabend, in der genauso Intrigen gesponnen worden wie heute und in der der König näher an seinem Volk ist als die Regierenden in unseren Tagen. Dieser historische Roman bringt einem die alte Welt so nahe wie es aus heutiger Sicht möglich ist.