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Veröffentlicht am 15.01.2021

Geheimermittlung

Das dunkle Dorf
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In Gröden wird in einem Hotel die Leiche eines Dorfpolizisten gefunden. Commissario Grauner soll die Ermittlungen übernehmen, doch ihm steht nicht der Sinn danach. Seine Tochter Sara, mit er sich ausgesöhnt ...

In Gröden wird in einem Hotel die Leiche eines Dorfpolizisten gefunden. Commissario Grauner soll die Ermittlungen übernehmen, doch ihm steht nicht der Sinn danach. Seine Tochter Sara, mit er sich ausgesöhnt glaubte, ist seit Tagen verschwunden und Grauner macht sich große Sorgen um sie. Am liebsten würde er den Fall seinem Partner Saltapepe komplett übertragen, doch auch dieser kann aus Angst vor der Mafia nicht so offen ermitteln wie gewohnt. Derweil begibt sich Alba, Grauners Ehefrau, auf die Suche nach ihrer Tochter und betritt damit ein gefährliches Gebiet, denn Sara ist mit gefährlichen Leuten in Berührung gekommen.

In seinem bereits sechsten Fall bekommt es Commissario nicht nur mit einem schwierigen Fall, sondern auch mit der Mafia zu tun. Womit er nicht rechnen kann, ist wie nah seine Tochter und ihr Freund dem Verbrechen kommen. Wie soll der Commissario seine Familie nur beschützen. Doch was hat die Mafia überhaupt in Südtirol zu suchen? Diese sollte doch eher in Süditalien zu vermuten sein. Wie Grauner von seinem Chef erfährt, steckt wohl mehr hinter dem aktuellen Todesfall als ein bloßer Polizistenmord. Hat die Mafia auch hierbei die Finger im Spiel? Fast schon ist Grauner froh, als sein Chef ihn bittet, es etwas ruhiger anzugehen, so kann er sich mehr der Suche nach seiner Tochter widmen.

Es fängt ganz harmlos an, nun ja, mit einem Mord natürlich nicht wirklich harmlos. Doch verglichen mit dem, was noch folgt, ist dieser Todesfall erstmal nicht so spektakulär. Wenn jedoch nach und nach herauskommt, wie vieles zusammenhängt, dann wird die Nachforschung sehr spannend. Ein Elternpaar, dass sich um die Tochter sorgt, eine geheime Untersuchung gegen die Mafia und ein Saltapepe, der in Gefahr gerät. Packende Krimikost, bei deren Lektüre man es manchmal nicht fassen kann, wie weit die Tentakel der Mafiakrake reichen. Das idyllische Gröden, welches man eher vom Wintersport kennt, bekommt hier einen ganz anderen Charakter. Ein fesselndes Kriminalstück, das gerne empfohlen wird.

Veröffentlicht am 10.01.2021

Brückenbauer

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Im Jahr 997 überfallen die Wikinger das Heimatdorf von Edgar. Zwar bemerkt Edgar den drohenden Angriff auf Combe, doch als Einzelner kann er nicht viel tun. Der Ort wird fast zerstört. Tragischerweise ...

Im Jahr 997 überfallen die Wikinger das Heimatdorf von Edgar. Zwar bemerkt Edgar den drohenden Angriff auf Combe, doch als Einzelner kann er nicht viel tun. Der Ort wird fast zerstört. Tragischerweise kommt bei dem Überfall auch Edgars Geliebte um. Gleichzeitig träumt eine junge Grafentochter aus der Normandie von einem kleinen Reich in England. Sie macht sich auf den Weg, um zu heiraten. Doch ihr Weg ist nicht ohne Hindernisse, denn kurz vor dem Ziel wird die Reisegruppe überfallen und ausgeraubt. Und auch ihr Gatte entpuppt sich in seiner Heimat als ein anderer. Zwar ist er ihr durchaus zugetan, aber die Familie versucht in die junge Ehe hinein zu regieren.

Dieser historische Roman ist das Prequel zu den anderen Kingsbridge-Romanen des Autors und gleichzeitig der vierte Band der Reihe. Da die Handlung über hundert Jahre vor der Handlung der „Säulen der Erde“ angesiedelt ist, ist eine Kenntnis der anderen Bände zum Verständnis nicht notwendig. Der junge Bootsbauer Edgar, die schöne Ragna und der Bischof Wynston und der Vorstand des örtlichen Stifts - um sie ranken sich die Geschichten von Liebe und Hass. Edgar hat Ideen, die den Fortschritt bringen können, doch er ist arm und manchmal fehlen ihm die Unterstützer. Und Ragna landet recht schnell auf dem Boden der Tatsachen, auf dem sie sich mit den Intrigen der Familie auseinandersetzen muss. Wobei auch Bischof Wynston seine Finger drin hat.

Als leicht gekürztes Hörbuch bietet dieser Roman spannende Unterhaltung. Man gewinnt zwar den Eindruck, dass das historische im Vergleich zu den Schicksalen der handelnden Personen etwas zu kurz kommt, aber vielleicht liegt das auch an der Kürzung oder man folgt hörend eher den Erlebnissen von Edgar und seinen Gefährten. Diese sind interessant und fesselnd. Es ist toll in eine andere Zeit einzutauchen, in der die Menschen teils sehr arm waren, teils aber auch wohlhabend, in der genauso Intrigen gesponnen worden wie heute und in der der König näher an seinem Volk ist als die Regierenden in unseren Tagen. Dieser historische Roman bringt einem die alte Welt so nahe wie es aus heutiger Sicht möglich ist.

Veröffentlicht am 08.01.2021

Wenn Zweie eine Reise tun

Miss Bensons Reise
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Mit fast 47 Jahren kommt sich Margery Benson, die zwei Weltkriege miterlebt hat, schon etwas alt vor. Seit zwanzig Jahren unterrichtet sie mehr schlecht als recht Kochen und Hauswirtschaft. Und wieder ...

Mit fast 47 Jahren kommt sich Margery Benson, die zwei Weltkriege miterlebt hat, schon etwas alt vor. Seit zwanzig Jahren unterrichtet sie mehr schlecht als recht Kochen und Hauswirtschaft. Und wieder einmal spotten die Mädchen über ihre ältliche Lehrerin, Diesmal allerdings bringen sie das Fass zum Überlaufen. Margery flieht aus der Schule, nicht ohne ein paar Schuhe mitgehen zu lassen. Jetzt will sie ihren Traum leben und im Herbst 1950 schifft sie sich auf der Orion ein, die nach Brisbane fährt. Mit von der Partie ist Margerys neue Assistentin, die exaltierte Enid Pretty. Gemeinsam wollen sie den bisher nicht nachgewiesenen goldenen Käfer von Neukaledonien suchen.

Auch wenn der zweite Weltkrieg seit fünf Jahren vorüber ist, sind seine Auswirkungen noch deutlich zu spüren. Die Männer sind gezeichnet und die Frauen kaum weniger. Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass eine Frau, die schon beinahe eine alte Jungfer ist, auf die Idee kommt, zu einer Insel im Südpazifik zu reisen, um einen Käfer zu suchen. Ebenfalls ungewöhnlich ist auch ihre Reisebegleiterin. Enids laute und zupackende Art ist zunächst keine Empfehlung. Doch in Ermangelung anderer Möglichkeiten raufen die beiden Frauen sich zusammen und freunden sich schließlich an. Dabei muss besonders Margery über sich hinauswachsen, die mit Abenteuern wie auf Berge klettern oder Auto fahren nie gerechnet hatte.

Zwei Frauen - eine Schicksalsgemeinschaft. Mit warmherzigen und humorvollen Worten schildert die Autorin die Erlebnisse von Margery und Enid. Manchmal sieht man aufgeschreckte Hühner oder Streithühnchen vor sich, häufig aber auch freundlich neugierige Wesen, die sich gegenseitig bestaunen. Tapfer und wacker behaupten sich die Reisegefährtinnen in einer fremden und manchmal befremdlichen Welt, ohne dabei gleich jedes Geheimnis preiszugeben. Und so reißen sie den Leser in den Strom ihrer Geschichte, um ihn durchgewirbelt wieder loszulassen. Vielleicht wird einem nicht jede Krümmung des Handlungsstroms gefallen, aber dennoch überzeugen diese beiden Erforscherinnen einer ihnen unbekannten Welt. Ihr Mut und ihr Enthusiasmus macht Freude. Nie aufgeben scheint die richtige Devise. Und der goldene Käfer? Tja, das muss der geneigte Leser selbst herausfinden.

Veröffentlicht am 05.01.2021

Blond und tot

Das Flüstern der Stadt
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Die seit zwei Jahren verwitwete Mariona wird in ihrer Wohnung ermordet. Im Barcelona der 1950er Jahre kann es geschehen, dass eine polizeiliche Ermittlung von oben gelenkt wird. Der Staatsanwalt bestimmt ...

Die seit zwei Jahren verwitwete Mariona wird in ihrer Wohnung ermordet. Im Barcelona der 1950er Jahre kann es geschehen, dass eine polizeiliche Ermittlung von oben gelenkt wird. Der Staatsanwalt bestimmt den Ermittler Castro als leitenden Beamten. Dieser wiederum möchte, dass die Zeitung in seinem Sinne über den Fall berichtet. Allerdings ist sein üblicher Kontakt erkrankt und so bekommt die junge Journalistin Ana Martí den Auftrag, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Zunächst darf Ana einem Verhör beiwohnen, bei dem ihr gleich klar wird, wie Untersuchungen unter der Franco-Diktatur laufen. Es fehlt nicht viel und Castro hätte ihr den anschließenden Bericht in die Feder diktiert.

Hierbei handelt es sich um den ersten Band einer bisher dreiteiligen Reihe um die Journalistin Ana Martí und ihre Cousine Beatriz, eine Literaturwissenschaftlerin. Beide Frauen sind nicht frei in ihrer Berufsausübung. Dennoch fühlen sich sowohl Ana als auch Beatriz der Wahrheit verpflichtet. Und so erfüllt sich der Wunsch der Polizei, die Berichterstattung zu steuern zwar, aber nicht der Wunsch, dass es Ana damit auch bewenden lässt. Und die journalistische Art, Sachverhalte zu hinterfragen, ist der polizeilichen nicht so unähnlich. Es überrascht daher nicht, dass Ana Hinweise finden, die der Polizei nicht bedeutend genug erschienen.

Eine spannende Stadt in einer spannenden Zeit. Besonders am Anfang macht das Autorinnenduo Rosa Ribas und Sabine Hofmann klar, wie schwierig und eingeschränkt das freiheitliche Leben in der Diktatur war. Im weiteren Verlauf konzentriert sich die Handlung mehr auf die Nachforschungen der gewitzten Reporterin und ihrer vielleicht etwas phlegmatischen, aber keineswegs dummen Cousine. Mit einfachen Mitteln und ihrer Hartnäckigkeit lassen sie sich einfach nicht einbremsen. Da fallen die obrigkeitshörigen Polizisten doch ab. Dieser Kriminalroman gibt einen packenden Eindruck vom Spanien unter Franco, fokussiert sich aber letztlich auf den verzwickten Fall mit einer überraschenden Auflösung.

Veröffentlicht am 03.01.2021

Nie vergessen

Böses Blut
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Viel zu selten besucht Cormoran Strike seine Familie in Cornwall, doch nun hat er es wieder einmal geschafft. Hier spricht ihn eine Frau an, deren Mutter seit ungefähr vierzig Jahren verschwunden ist. ...

Viel zu selten besucht Cormoran Strike seine Familie in Cornwall, doch nun hat er es wieder einmal geschafft. Hier spricht ihn eine Frau an, deren Mutter seit ungefähr vierzig Jahren verschwunden ist. Die Ärztin hatte die Gemeinschaftspraxis damals als Letze verlassen und nicht bei einem Treffen mit einer Freundin angekommen. Für Strike und seine Geschäftspartnerin Robin Ellacot bildet dieser Fall eine ganz besondere Herausforderung. Noch nie haben sie sich mit einem Cold Case befasst. Kann es nach so langer Zeit überhaupt noch eine Lösung geben? Ihre Auftraggeberin gibt den Privatdetektiven ein Jahr Zeit.

Inzwischen sind Cormoran Strike und Robin Ellacot bei ihrem fünften Fall angelangt. Und dieser scheint wirklich unlösbar. Natürlich sind zwölf Monate ein langer Zeitraum, aber wenn Zeugen nicht mehr aufzufinden oder inzwischen verstorben sind oder auch einfach nicht mit den Detektiven reden wollen, dann kann ein Jahr recht schnell vergehen. Zumal Robin mit ihrer Scheidung Probleme hat, weil ihr Ex noch das Meiste aus der Vereinbarung herausschlagen will, und auch Strike muss im Privatleben mit Begebenheiten klar kommen, die nicht leicht zu nehmen sind. Und dieser Fall ist nicht die einzige Untersuchung der nunmehr auf etliche Mitarbeiter angewachsenen Kanzlei, wobei einer der Freien beginnt, Robin schöne Augen zu machen.

Ein Cold Case ist erstmal ein interessanter Ansatz, man ist neugierig, ob ein frischer Blick auf einen alten Sachverhalt tatsächlich noch etwas Neues hervorbringen kann. Die akribischen Ermittlungen und der Alltag in der Detektei sind detailliert geschildert, was bei einem Buch von knapp 1.200 Seiten mal etwas ausufern kann. Man bleibt aber immer neugierig, auch weil die Autorin lange offen lässt, ob es den Ermittlern gelingt etwas zu entdecken. Und natürlich fiebert man mit, wie sich die zur Zeit nur geschäftliche Partnerschaft zwischen Strike und Ellacot entwickelt. Wie einige der Bekannten der beiden Detektive wünscht man sich, dass sich da etwas entwickelt und man kann sich herrlich daran aufreiben, wenn es nicht so läuft. Dieser Fall von Robin Ellacot und Cormoran Strke ist sehr gelungen und lässt genug offen, um sich auf das nächste Rätsel zu freuen.