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Veröffentlicht am 18.01.2021

Tage des Aufbruchs

Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs
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"Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs" bildet den Auftakt einer mehrteiligen Reihe, welche von einer Kaffeerösterei im Wandel der Zeit erzählt. Hinter dem Pseudonym Paula Stern verbirgt sich Susanne ...

"Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs" bildet den Auftakt einer mehrteiligen Reihe, welche von einer Kaffeerösterei im Wandel der Zeit erzählt. Hinter dem Pseudonym Paula Stern verbirgt sich Susanne Oswald, die sich mit ihren stimmungsvollen Liebesromanen einen festen Platz in meinem Buchregal erobert hat.

Aachen 1945: Als Eberhard Ahrensberg nach Kriegsende in seine Heimat zurückkehrt, steht er vor den Scherben seiner Existenz. Der nationalsozialistische Vater an der Front gefallen, das Haus in Trümmern, die Firma aufgelöst. Doch er muss seine kleine Familie ernähren – in seiner Not beginnt er, Kaffee zu schmuggeln.
Aachen, Gegenwart: Als Erbin des bekannten Kaffee-Imperiums Ahrensberg liebt Corinne alles, was mit Kaffee zu tun hat. Doch anders als ihr Bruder setzt Corinne nicht auf Profit, sondern auf Individualität und Ursprünglichkeit. Bei ihren Recherchen in der Geschichte des Familienunternehmens entdeckt Corinne die bewegende Vergangenheit voller Glück, Verrat und Kampfgeist.


Das schlichte Cover schimmert in einem feinen Milchkaffeeton und ist mit stilisierten Zeichnungen von Kaffee-Pflanzen verstehen worden. Mein Blick ist gleich auf den zwei Figuren hängengeblieben. Ein Mann und eine Frau wenden einander den Rücken zu und gehen in zwei verschiedene Richtungen, wie der aussagekräftige Titel nahelegt. Darf man sie mit den Protagonisten gleichsetzen?

Nicht vergessen möchte ich die aufwendig gestaltete Innenseite des Schutzumschlages, die historische Bilder und handgeschriebene Rezepte aus einer längst vergangenen Epoche enthält. Hier gibt es viel zu entdecken!

"Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs" ist eine unterhaltsame historische Familiensaga, welche von dem wechselvollen Schicksal der Familie Ahrensberg erzählt. Das Geschehen spielt in Aachen, es wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, in der Vergangenheit aus der Sicht von Eberhard Ahrensberg, welcher das familieneigene Unternehmen gegründet hat, und in der Gegenwart aus der Sicht seiner Enkelin Corinne Ahrensberg erzählt, welche aufgrund der schweren Erkrankung ihres Vaters aus ihrem Betriebspraktikum in Brasilien in die Führungsetage in Deutschland katapultiert wird.

Leider sind Vergangenheit und Gegenwart nicht in einem ausgewogenen Verhältnis ausgearbeitet worden. Für meinen persönlichen Geschmack ist die Gründung einer Kaffeerösterei nach dem Zweiten Weltkrieg und der Ausbau zu einem weitverzweigten Imperium etwas zu kurz gekommen. Eberhard Ahrensberg ist viel zu wenig präsent; die kurzen Tagebuch-Einträge können kein klares Bild von seiner Persönlichkeit schaffen. Auch die einzelnen Stationen der Unternehmensgründung werden nicht behandelt. Dafür steht Corinne Ahrensberg im Mittelpunkt, die mit ihrem arroganten Bruder Alexander aneinanderrasselt und einen schweren Start im Unternehmen hat. Sie ist keine Protagonistin, mit der man sich identifizieren kann. Für meine Begriffe wirft sie zu schnell das Handtuch, klinkt sich aus dem Familienunternehmen aus und stürzt sich in ein neues Projekt, eine eigene Kaffeerösterei. Wenn man ein eigenes Unternehmen führen will, muss man wissen, wie man sich durchbeißt. Flapsig formuliert, schmeißt Corinne lieber hin, als sich einer Herausforderung zu stellen. Diese Lebenseinstellung erscheint mir sehr kindisch; auf mich macht Corinne nicht den Eindruck einer starken Persönlichkeit, die weiß, was sie will.

Alles in allem hat mich dieser erste Teil der Trilogie mit gemischten Gefühlen zurückgelassen, weil ich von dieser Lektüre mehr erwartet hatte. So bleibt es bei einem gefälligen Auftakt, mit Luft nach oben. Dennoch möchte ich das Buch nicht schlecht machen. Paula Stern alias Susanne Oswald bietet angenehme, leichte Unterhaltung für zwischendurch, die man mit einer gute Tasse Kaffee und feinen Kaffee-Pralinen genießen sollte.









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Veröffentlicht am 11.01.2021

Verlorene Seiten

Der Fall Alice im Wunderland
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Nach den "Pythagoras-Morden" legt der argentinische Schriftsteller und Mathematiker Guillermo Martínez den zweiten Fall für den Logik-Professor Arthur Seldom und seinen jungen argentinischen Mathematik-Doktoranden ...

Nach den "Pythagoras-Morden" legt der argentinische Schriftsteller und Mathematiker Guillermo Martínez den zweiten Fall für den Logik-Professor Arthur Seldom und seinen jungen argentinischen Mathematik-Doktoranden vor. "Der Fall Alice im Wunderland" kreist um den berühmten Schriftsteller Lewis Carroll (1832 - 1898), dessen berühmtes Werk "Alice im Wunderland" zum Gegenstand einer erbitterten Diskussion über (nicht bewiesene) sexuelle Neigungen seines Verfassers geworden ist.

Die ehrwürdige Oxforder Lewis-Carroll-Bruderschaft ist einer Sensation auf der Spur: Aus dem Tagebuch des weltberühmten Schöpfers von Alice im Wunderland ist eine bis dato verschollene Seite aufgetaucht, die Brisantes offenbart. Doch bevor die Bruderschaft den Fund veröffentlichen kann, geschehen mehrere Morde, die durch das literarische Universum von Lewis Carroll inspiriert zu sein scheinen. Auch in ihrem zweiten Fall müssen Logik-Professor Arthur Seldom und sein junger argentinischer Mathematik-Doktorand scharf kombinieren, um den rätselhaften Fall zu lösen.

Das interessante Cover gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Geschichte. Ein schwarzer Zylinder und eine altmodische Taschenuhr wecken Assoziationen an eine längst vergangene Epoche.

Das Geschehen wird aus der Sicht des jungen argentinischen Mathematik-Doktoranden vermittelt, dessen (angeblich) unaussprechlicher Name mit einem "G" beginnt. Alle weiteren Angaben über seine Identität bleiben bewusst im Nebel, so dass gewisse Mutmaßungen, er könne als Alter Ego des Verfassers betrachtet werden, durchaus berechtigt sind. Honi soit qui mal y pense!

An und für sich finde ich diese in Oxford spielende intelligent konstruierte, vielschichtige Geschichte sehr interessant, aber sie hat mich einfach nicht richtig gepackt. Wahrscheinlich liegt es an dem unterkühlten britischen Stil, der an die guten alten Sherlock-Holmes-und-Doktor-Watson - Romane erinnert. Dieses Buch hält sich an eine bewährte Tradition, die in der heutigen Zeit aus der Mode gekommen ist.

Kommen wir zum Sprecher. Er besitzt eine sehr angenehme, klare Stimme, aber seine Art des Vortrages hat mir nicht zugesagt. Für Für meinen Geschmack fehlen jegliche Emotionen, alles wird sachlich zusammengefasst, bis in das kleinste Detail hinein analysiert und aus der nüchternen Sicht eines Wissenschaftlers betrachtet, was für einen Doktoranden der Mathematik durchaus angemessen ist.

Bei der gerechten Beurteilung dieses Werkes tue ich mich schwer. Wer ein Faible für Mathematik besitzt, klassische Whoduneit-Krimis liebt und intelligente Unterhaltung bevorzugt, die wissenschaftliche Fakten mit literarischer Fiktion mischt, wird dieses anspruchsvolle Hörbuch gewiss genießen können. Viel Vergnügen!

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Schwestern im Tod

Schwestern im Tod
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Auf den Thriller "Schwestern im Tod" habe ich mich sehr gefreut. Denn der französische Bestseller-Autor Bernard Minier führt seine Leser in seine eigene (literarische) Szene, in dem er von einem eitlen, ...

Auf den Thriller "Schwestern im Tod" habe ich mich sehr gefreut. Denn der französische Bestseller-Autor Bernard Minier führt seine Leser in seine eigene (literarische) Szene, in dem er von einem eitlen, selbstgefälligen Krimi-Autoren mit verstörender Fantasie erzählt, der in einem aufsehenerregenden Fall mit zwei ermordeten Schwestern verwickelt ist, die sich ihm als seine begeisterten Fans geoutet hatten.

Im 5. Psychothriller des französischen Bestseller-Autors Bernard Minier wird Kommissar Martin Servaz mit seinem allerersten Fall konfrontiert, der damals nur scheinbar gelöst werden konnte. Für Kommissar Martin Servaz aus Toulouse ist es ein Schock, als er in einer eisigen Februar-Nacht zum Tatort eines Mordes gerufen wird: Nicht nur liegt das Opfer inmitten giftiger Schlangen – die Ermordete trägt ein Kommunionkleid, und es handelt sich um die Ehefrau des Krimi-Autors Erik Lang.
Mit Lang hatte Servaz bereits vor 25 Jahren bei seinem ersten Fall zu tun. Damals waren am Ufer der Garonne in den Pyrenäen zwei Studentinnen ermordet aufgefunden worden, an Baumstämme gefesselt und in Kommunionkleider gehüllt. Die Schwestern waren Fans von Lang gewesen, auf ihrem Zimmer hatte dessen Bestseller »Das Kommunionkind« gelegen. Zufall? Doch gerade, als sich die Lage für Lang zuzuspitzen schien, hatte der Fall eine dramatische Wendung genommen.
Für Kommissar Servaz steht bald fest, dass sie damals etwas Wichtiges übersehen haben. Und tatsächlich fördert eine DNS-Analyse aller drei Mordopfer Erstaunliches zutage …

Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Das aufsehenerregende Cover hat mich geflasht. Eine zarte dunkelhaarige Schönheit in einem langen weißen Kleid, das gewisse Assoziationen mit einem Kommunionkleid weckt, läuft vor einem Unbekannten davon. Was ist geschehen? Wer ist hinter ihr her? Ist ihr Leben in Gefahr? Die gleiche Erwartungshaltung spiegelt der ansprechende Titel, der den Leser auf eine denkwürdige Geschichte einschwört, die tief in den Literaturzirkus mit gewöhnungsbedürftigen Hauptdarstellern eintaucht, die Fiktion und Realität nicht voneinander trennen können.

Leider ist die interessante Story an einigen Stellen zu überdreht, um realistisch zu wirken. Hin und wieder hätten einige Passagen drastisch gekürzt werden müssen, weil die Spannung auf der Strecke bleibt. Alles in allem hat mich dieser langatmige Thriller um selbstgefällige Autoren und fanatische Fans nicht richtig überzeugen können, auch wenn er - wie wir es von Bernard Minier gewohnt sind - düstere Spannung mit Twists und Turns bis zum überraschenden Ende bietet.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Meerweh...

Sandmuscheln und Salzwasserküsse
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Hej!

Mit ihrer erfolgreichen Reihe "Fördeliebe" hat Jane Hell sich in das Herz vieler Leser*innen geschrieben. Nun präsentiert sie ihren neuen Roman "Sandmuscheln und Salzwasserküsse", der den Auftakt ...

Hej!

Mit ihrer erfolgreichen Reihe "Fördeliebe" hat Jane Hell sich in das Herz vieler Leser*innen geschrieben. Nun präsentiert sie ihren neuen Roman "Sandmuscheln und Salzwasserküsse", der den Auftakt zur Reihe "Herzklopfen in Dänemark" bildet:

Das hübsche Cover hilft gegen akute Meeressehnsucht. Ein rotgestrichenes Holzhäuschen am Strand, versehen mit der Flagge Dänemarks, im Hintergrund das glitzernde Meer- und schon kann man sich an den Schauplatz des neuen Romans träumen. Auch der gefällige Titel versprüht nordischen, herben Charme.

Die Romane von Jane Hell spielen meistens an der Ostsee, und sie bleibt ihrem Setting treu. Entschieden hat sie sich für Dänemark, der Schauplatz der Handlung ist in der Hauptstadt Kopenhagen und dem (fiktiven) Ort Hareby, genauer gesagt: einem idyllisch gelegenen, familiengeführten Campingplatz in Jütland, direkt am Meer. Ihre Protagonisten Alma und Magnus sind dort aufgewachsen; während Alma ihre Heimat verlassen hat, ist Magnus ihr treu geblieben. Er spielt die Rolle eines "Wikingers" in einem (von ihm entwickelten) Wikinger-Dorf, Alma hingegen hat sich auf ihre Karriere in der Wirtschaft konzentriert.

Der leicht und locker geschriebene Roman von Jane Hell fokussiert sich auf die Entwicklung einer Freundschaft zur großen Liebe. Leider hat er mich nicht ganz überzeugen können. Magnus und Alma sind mir etwas fremd geblieben. Ihre Geschichte ist zu weich gespült, alles läuft nach einem (aus gängigen Liebesromanen vertrauten) Schema, ohne große Überraschungen. Für mich ist noch Luft nach oben...

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Veröffentlicht am 16.08.2023

Auf dem Campingplatz...

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
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Wer kann sich dem Hype um Arno Strobel entziehen? Nachdem ich ihn auf Social Media entdeckt und seine Fährte aufgenommen habe, mochte ich ihn nicht mehr loslassen. Nach und nach habe ich seine Bücher verschlungen ...

Wer kann sich dem Hype um Arno Strobel entziehen? Nachdem ich ihn auf Social Media entdeckt und seine Fährte aufgenommen habe, mochte ich ihn nicht mehr loslassen. Nach und nach habe ich seine Bücher verschlungen - und auf neues Futter gewartet. Hat es sich gelohnt?

Das dunkle Cover ist ein Hingucker, das aus dem Rahmen des Üblichen fällt. Der kleine Ausschnitt auf dem Buchdeckel gewährt einen kurzen Blick auf ein Wohnmobil auf einer Tour durch einen dichten Wald. Niemand weiß, wer an Bord ist, woher das Wohnmobil kommt und wohin die Reise geht. Auf diese Weise wird die Neugierde der potenziellen Käuferinnen zusätzlich angeheizt. Auch der vielsagende Titel soll einen Schauder über den Rücken jagen. Kann das Buch diese hohen Erwartungen erfüllen?

Grundsätzlich ist der Plot sehr interessant. Auf einem Campingplatz erwartet man naturverbundene Urlauber aus allen Ländern, keinen brutalen Serienmörder. Nach der fesselnden Leseprobe habe ich mich auf das Buch gefreut, aber es hat mich leider nicht vom Hocker gerissen. Es ist ein handwerklich solides gemachter Thriller, mit einer nervtötenden, unsympathischen Protagonistin, der man ihren Beruf als forensische Psychologin nicht abnimmt, Für mein persönliches Empfinden gehörte sie selbst auf die Couch, wenn nicht sogar in eine psychiatrische Klinik. Dank der kurzen Kapitel ist das unterhaltsame Buch leicht zu lesen, die Spannung wird durch Cliffhanger und falsche Hinweise angeheizt, die alle Leser
innen aufs Glatteis führen sollen, aber der erhoffte große Knall-Effekt bleibt aus. Kann man lesen, muss man nicht.

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