Ein Inferno aus Ozeanaugen
Wir sind das FeuerMeine Beziehung zu "Wir sind der Sturm" von Sophie ist ein wenig kompliziert. Vor einiger Zeit hab ich einen kleinen Hype darum mitbekommen, aber hab das Buch trotzdem nicht so wirklich wahrgenommen. Dann ...
Meine Beziehung zu "Wir sind der Sturm" von Sophie ist ein wenig kompliziert. Vor einiger Zeit hab ich einen kleinen Hype darum mitbekommen, aber hab das Buch trotzdem nicht so wirklich wahrgenommen. Dann hab ich von ein paar Leuten Rezensionen gelesen, die das Buch als unglaublich wunderschön beschreiben. Dass sie wieder selbst zum Schreiben gefunden haben. Dass sie sich wieder neu in die deutsche Sprachen verliebt haben. Und dieses Gefühl wollte ich auch haben.
Louisa kommt ans Redstone College um zu vergessen, was von 5 Jahren geschehen ist. Sie trifft auf Paul, der sie wieder daran erinnert, wie es ist, wild und frei und glücklich zu sein. Aber beide tragen Dinge mit sich, die alles zerstören könnten.
Der Grundgedanke des Buches ist natürlich nicht neu und man weiß ein wenig, worauf man sich einlässt. Welches Drama einen erwartet. Louisas Neuanfang zu verfolgen war für mich sehr interessant und nachvollziehbar. Es hat Spaß gemacht, die Anfänge von Louisa und Paul mit zu verfolgen. Sich selbst zwischen den Seiten zu verlieren. Die ersten zwei Drittel des Buches haben mich voll in ihren Bann gezogen, es war emotional, unterhaltsam und ich hab mich einfach wiedergefunden. sehr. Und dann sind einige Dinge passiert, die ich nicht nachvollziehen konnte. Die ich nicht verstanden habe. Und etwas, was einfach nur nervig und unnötig war. So zerbrochene und verletzte Charaktere und dann kommen gewisse Dinge, die dem ganzen wieder komplett widersprechen. Ungeduldig hab ich auf die letzten Seiten gewartet und BÄM, da war ich wieder gefangen. Und neugierig auf Band 2. Ungeduldig. Es gibt so viel Potential und ich bin sehr gespannt, wie sich das alles entwickelt.
Auf den ersten Seiten des Buches habe ich gemerkt, dass ich Louisa verstehe, dass sie eine dieser Protagonistinnen ist, in der ich mich wirklich sehe. Ihre Ängste, ihre Unsicherheiten, ich hab mich extrem darin wiedergefunden. Ihre Liebe zu Zahlen, die Wahl ihres Studiengangs, die Sicherheit, die sie darin sieht. Und auf der anderen Seite ihre Liebe zu Wörtern, die so viel größer ist. Die Angst, jemandem das zu zeigen, was man schreibt, weil es ein Teil von ihrer Seele ist. Die Frage, was mit der Zukunft ist. Wie es mit dem Studium weitergeht. Ob man das Sichere wählt oder das, was einen glücklich macht. Und genau diesen Weg musste ich letztes Jahr gehen und für mich entscheiden. So viele Gedanken und Sätze von Louisa habe ich mir angestrichen, weil ich es gefühlt habe.
Und dann.... dann ist sie in manchen Momenten wieder ein komplett anderer Mensch. Nichts mehr zu sehen von der Verschlossenheit und Unsicherheit, die ihre gesamten Gedanken geprägt hat. Und ja, darum geht es natürlich irgendwie. Dass Paul ihr das Gefühl gibt, wild und frei zu sein, wieder sie selbst zu sein. Aber bei der Angst, Dinge von sich zu zeigen, geht sie ziemlich offen auch an andere Menschen heran. Spielt Flaschendrehen, besoffen, wo man seine Worte nicht mehr zurückhält. Und es war schön, sie glücklich zu sehen, zu sehen, wie ihre ihre Ängste, ihre Sorgen vergessen kann. Wie sie lächelt. Und für mich, die sich vorher so sehr in ihren Gedanken gesehen hat, war es einfach nicht verständlich. Mit solchen Gedanken und Ängsten hätte ich bestimmte Aktionen nicht machen wollen und auch nicht gekonnt. Einfach vom Kopf her. Von der Angst her. Und das hat mir ihren Charakter leider ein wenig "zerstört".
Mit Paul ist das so eine Sache. Ich fand es super interessant, einen deutschen Charakter in die amerikanische Welt zu setzen. Ihm wird das Klischee des Bad Boys aufgesetzt, der einen weichen Kern hat. Aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass ich ihm das abnehme. Seinen ganzen Charakter. Ich hatte nicht den Gedanken "er wird ein Bookboyfriend" oder "ich will auch einen Paul". Er war okay, er war nett, er war süß und er war sexy. Unglaublich sexy und perfekt und bad und alles zusammen, dass es mich schon fast genervt hat. Nicht nur fast. Aber dafür kann Paul eigentlich nichts, dass ich vielleicht grade einfach nur genervt bin von diesen ultra perfekten sexy Boys. Mit Sixpacks.
Paul war aber unglaublich süß. Zu Louisa und besonders zu seinem kleinen Bruder und diesen Aspekt kann ich einfach nicht auslassen. Er war aufmerksam, besorgt, hat sich gekümmert und hätte mich hier fast komplett von seiner Good Boy Seite überzeugt. Er war humorvoll und unterhaltsam. Und doch war da diese Dunkelheit in ihm, aus der man immer nur Gedankenfetzen sieht. Erinnerungen, die ihm wehtun. Und man ihn am liebsten umarmen möchte.
Wenn er noch einmal "ihr süßer kleiner Hintern" denkt, dann krieg ich die Krise. Ja, Männer denken so. Klar. Aber so oft wie ich "ihr süßer kleiner Hintern" gelesen habe, hatte ich das Gefühl, Lou besteht nur aus ihrem HIntern und ihren Augen. Denn hier kommen wir zu meinem Problem mit dem Buch. Den Wortwiederholungen. An sich ist es gedanklich gut aufgebaut und stellt viele Verbindungen zum Titel und dem zweiten Band her. Aber meine Buddyread-Partnerin hat mich darauf aufmerksam gemacht und dann konnte ich es nicht mehr übersehen. Die oZeAnAuGeN. Jeder zweite Satz ist gefühlt den Augen der beiden Protagonisten gewidmet und ahhh. Wenn ich noch einmal Ozeanaugen lese und in der Playlist eines Buches "Ocean Eyes" von Billie Eilish lese, dann schrei ich. Dieses ständige "die Seen ihrer Augen, die Ozeane in ihren Augen, die Ozeanaugen" war plötzlich überall. Seine Bernsteinaugen auch, aber besonders die Ozeanaugen sind mir jedes Mal ins Auge gesprungen.
Dazu passt direkt die ganze Metaphorik zum Feuer. Passend zum Titel und zum Hintergrund von Louisas Geschichte hat sie Feuerlocken. Und ist das Feuermädchen. Aber gegen Ende des Buches reihen sich diese beiden Wörter in jedem zweiten Satz aneinander und ich hab das Gefühl, dass man vielleicht irgendwelche anderen Wörter und Sätze dafür hätte verwenden können.
Die Nebencharaktere waren mir unglaublich sympathisch und haben eine sehr interessante Freundesgruppe gebildet. Die Freundschaft zu sehen, die sich zwischen der Gruppe und Louisa entwickelt hat, war einfach herzerwärmend. Zu sehen, wie sie aufblüht. Wie die Leute zusammenhalten. Mein Herz schlägt besonders für Aiden, denn Aiden ist aus diesem Buch der "Bookboyfriend", den ich gerne hätte. Er ist so aufmerksam und lieb und ach, einfach ein toller Freund. Gegen Ende hat man ein wenig mehr über ihn erfahren und ich hoffe sehr, dass in Band 2 noch mehr darauf eingegangen wird.
Ich liebe den Schreibstil. Sehr. Bis auf die oben genannten Ozeanaugen. Sophie kann sehr gut mit Wörter umgehen und man merkt, wie sehr sie für ihre Geschichte brennt. Die Idee, verschiedene Teile des Buches bestimmten Wörtern zu widmen, war sehr schön und interessant. Ich war immer gespannt, was es mit den Wörtern auf sich hat, wie die Wörter zur Geschichte passen.
Es tut mir wirklich weh, dieses Buch nicht mit 5 Sternen zu bewerten. Denn ich habe es so geliebt in vielen Momenten, Habe mich wiedergefunden zwischen den Zeilen, in den Wörtern. Es ist so liebevoll gestaltet. Aber es gab einige Momente, die meine Begeisterung geschwächt haben, an denen ich die Augen verdreht habe. Und weshalb ich unglaublich gespannt darauf bin, wie mich Band 2 überzeugen wird. Ich hab mich in den Wörtern und Gedanken verloren und wurde von den Ozeanaugen verbrannt.