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Veröffentlicht am 13.01.2021

Ein Inferno aus Ozeanaugen

Wir sind das Feuer
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Meine Beziehung zu "Wir sind der Sturm" von Sophie ist ein wenig kompliziert. Vor einiger Zeit hab ich einen kleinen Hype darum mitbekommen, aber hab das Buch trotzdem nicht so wirklich wahrgenommen. Dann ...

Meine Beziehung zu "Wir sind der Sturm" von Sophie ist ein wenig kompliziert. Vor einiger Zeit hab ich einen kleinen Hype darum mitbekommen, aber hab das Buch trotzdem nicht so wirklich wahrgenommen. Dann hab ich von ein paar Leuten Rezensionen gelesen, die das Buch als unglaublich wunderschön beschreiben. Dass sie wieder selbst zum Schreiben gefunden haben. Dass sie sich wieder neu in die deutsche Sprachen verliebt haben. Und dieses Gefühl wollte ich auch haben.

Louisa kommt ans Redstone College um zu vergessen, was von 5 Jahren geschehen ist. Sie trifft auf Paul, der sie wieder daran erinnert, wie es ist, wild und frei und glücklich zu sein. Aber beide tragen Dinge mit sich, die alles zerstören könnten.

Der Grundgedanke des Buches ist natürlich nicht neu und man weiß ein wenig, worauf man sich einlässt. Welches Drama einen erwartet. Louisas Neuanfang zu verfolgen war für mich sehr interessant und nachvollziehbar. Es hat Spaß gemacht, die Anfänge von Louisa und Paul mit zu verfolgen. Sich selbst zwischen den Seiten zu verlieren. Die ersten zwei Drittel des Buches haben mich voll in ihren Bann gezogen, es war emotional, unterhaltsam und ich hab mich einfach wiedergefunden. sehr. Und dann sind einige Dinge passiert, die ich nicht nachvollziehen konnte. Die ich nicht verstanden habe. Und etwas, was einfach nur nervig und unnötig war. So zerbrochene und verletzte Charaktere und dann kommen gewisse Dinge, die dem ganzen wieder komplett widersprechen. Ungeduldig hab ich auf die letzten Seiten gewartet und BÄM, da war ich wieder gefangen. Und neugierig auf Band 2. Ungeduldig. Es gibt so viel Potential und ich bin sehr gespannt, wie sich das alles entwickelt.

Auf den ersten Seiten des Buches habe ich gemerkt, dass ich Louisa verstehe, dass sie eine dieser Protagonistinnen ist, in der ich mich wirklich sehe. Ihre Ängste, ihre Unsicherheiten, ich hab mich extrem darin wiedergefunden. Ihre Liebe zu Zahlen, die Wahl ihres Studiengangs, die Sicherheit, die sie darin sieht. Und auf der anderen Seite ihre Liebe zu Wörtern, die so viel größer ist. Die Angst, jemandem das zu zeigen, was man schreibt, weil es ein Teil von ihrer Seele ist. Die Frage, was mit der Zukunft ist. Wie es mit dem Studium weitergeht. Ob man das Sichere wählt oder das, was einen glücklich macht. Und genau diesen Weg musste ich letztes Jahr gehen und für mich entscheiden. So viele Gedanken und Sätze von Louisa habe ich mir angestrichen, weil ich es gefühlt habe.
Und dann.... dann ist sie in manchen Momenten wieder ein komplett anderer Mensch. Nichts mehr zu sehen von der Verschlossenheit und Unsicherheit, die ihre gesamten Gedanken geprägt hat. Und ja, darum geht es natürlich irgendwie. Dass Paul ihr das Gefühl gibt, wild und frei zu sein, wieder sie selbst zu sein. Aber bei der Angst, Dinge von sich zu zeigen, geht sie ziemlich offen auch an andere Menschen heran. Spielt Flaschendrehen, besoffen, wo man seine Worte nicht mehr zurückhält. Und es war schön, sie glücklich zu sehen, zu sehen, wie ihre ihre Ängste, ihre Sorgen vergessen kann. Wie sie lächelt. Und für mich, die sich vorher so sehr in ihren Gedanken gesehen hat, war es einfach nicht verständlich. Mit solchen Gedanken und Ängsten hätte ich bestimmte Aktionen nicht machen wollen und auch nicht gekonnt. Einfach vom Kopf her. Von der Angst her. Und das hat mir ihren Charakter leider ein wenig "zerstört".

Mit Paul ist das so eine Sache. Ich fand es super interessant, einen deutschen Charakter in die amerikanische Welt zu setzen. Ihm wird das Klischee des Bad Boys aufgesetzt, der einen weichen Kern hat. Aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass ich ihm das abnehme. Seinen ganzen Charakter. Ich hatte nicht den Gedanken "er wird ein Bookboyfriend" oder "ich will auch einen Paul". Er war okay, er war nett, er war süß und er war sexy. Unglaublich sexy und perfekt und bad und alles zusammen, dass es mich schon fast genervt hat. Nicht nur fast. Aber dafür kann Paul eigentlich nichts, dass ich vielleicht grade einfach nur genervt bin von diesen ultra perfekten sexy Boys. Mit Sixpacks.
Paul war aber unglaublich süß. Zu Louisa und besonders zu seinem kleinen Bruder und diesen Aspekt kann ich einfach nicht auslassen. Er war aufmerksam, besorgt, hat sich gekümmert und hätte mich hier fast komplett von seiner Good Boy Seite überzeugt. Er war humorvoll und unterhaltsam. Und doch war da diese Dunkelheit in ihm, aus der man immer nur Gedankenfetzen sieht. Erinnerungen, die ihm wehtun. Und man ihn am liebsten umarmen möchte.

Wenn er noch einmal "ihr süßer kleiner Hintern" denkt, dann krieg ich die Krise. Ja, Männer denken so. Klar. Aber so oft wie ich "ihr süßer kleiner Hintern" gelesen habe, hatte ich das Gefühl, Lou besteht nur aus ihrem HIntern und ihren Augen. Denn hier kommen wir zu meinem Problem mit dem Buch. Den Wortwiederholungen. An sich ist es gedanklich gut aufgebaut und stellt viele Verbindungen zum Titel und dem zweiten Band her. Aber meine Buddyread-Partnerin hat mich darauf aufmerksam gemacht und dann konnte ich es nicht mehr übersehen. Die oZeAnAuGeN. Jeder zweite Satz ist gefühlt den Augen der beiden Protagonisten gewidmet und ahhh. Wenn ich noch einmal Ozeanaugen lese und in der Playlist eines Buches "Ocean Eyes" von Billie Eilish lese, dann schrei ich. Dieses ständige "die Seen ihrer Augen, die Ozeane in ihren Augen, die Ozeanaugen" war plötzlich überall. Seine Bernsteinaugen auch, aber besonders die Ozeanaugen sind mir jedes Mal ins Auge gesprungen.

Dazu passt direkt die ganze Metaphorik zum Feuer. Passend zum Titel und zum Hintergrund von Louisas Geschichte hat sie Feuerlocken. Und ist das Feuermädchen. Aber gegen Ende des Buches reihen sich diese beiden Wörter in jedem zweiten Satz aneinander und ich hab das Gefühl, dass man vielleicht irgendwelche anderen Wörter und Sätze dafür hätte verwenden können.

Die Nebencharaktere waren mir unglaublich sympathisch und haben eine sehr interessante Freundesgruppe gebildet. Die Freundschaft zu sehen, die sich zwischen der Gruppe und Louisa entwickelt hat, war einfach herzerwärmend. Zu sehen, wie sie aufblüht. Wie die Leute zusammenhalten. Mein Herz schlägt besonders für Aiden, denn Aiden ist aus diesem Buch der "Bookboyfriend", den ich gerne hätte. Er ist so aufmerksam und lieb und ach, einfach ein toller Freund. Gegen Ende hat man ein wenig mehr über ihn erfahren und ich hoffe sehr, dass in Band 2 noch mehr darauf eingegangen wird.

Ich liebe den Schreibstil. Sehr. Bis auf die oben genannten Ozeanaugen. Sophie kann sehr gut mit Wörter umgehen und man merkt, wie sehr sie für ihre Geschichte brennt. Die Idee, verschiedene Teile des Buches bestimmten Wörtern zu widmen, war sehr schön und interessant. Ich war immer gespannt, was es mit den Wörtern auf sich hat, wie die Wörter zur Geschichte passen.

Es tut mir wirklich weh, dieses Buch nicht mit 5 Sternen zu bewerten. Denn ich habe es so geliebt in vielen Momenten, Habe mich wiedergefunden zwischen den Zeilen, in den Wörtern. Es ist so liebevoll gestaltet. Aber es gab einige Momente, die meine Begeisterung geschwächt haben, an denen ich die Augen verdreht habe. Und weshalb ich unglaublich gespannt darauf bin, wie mich Band 2 überzeugen wird. Ich hab mich in den Wörtern und Gedanken verloren und wurde von den Ozeanaugen verbrannt.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Gutes Debüt bei dem mir leider dieser eine entscheidende Funke noch gefehlt hat❣

Breakaway
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Breakaway hat mich in der Leseprobe sehr in den Bann gezogen. Hinzu kam das wunderschöne Cover und die unglaubliche Playlist ( ich finde, da erhält man immer einen guten Blick auf die emotionale Reise, ...

Breakaway hat mich in der Leseprobe sehr in den Bann gezogen. Hinzu kam das wunderschöne Cover und die unglaubliche Playlist ( ich finde, da erhält man immer einen guten Blick auf die emotionale Reise, die noch vor einem liegt.

Lia flieht vor Blicken und Getuschel in die Anonymität von Berlin und trifft dort auf Noah, der nicht nur ihre Welt auf den Kopf stellt, sondern mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat.


In der ersten Hälfte war ich restlos überzeugt von dem Buch. Beide Charaktere fand ich super interessant und bei allen möglichen Dingen hab ich mitgefiebert. Leider hat sich das aus irgendeinem Grund in der zweiten Hälfte geändert. Die Verbindung von Lia und Noah war für mich nicht mehr ganz greifbar, ich hab es irgendwie nicht gefühlt (das ist ja zum Glück eine sehr subjektive Sache, deswegen wird es da anderen Lesern bestimmt anders ergangen sein). Irgendwie hat mir dieser Funke gefehlt, der mich mitgerissen hätte. Es war gut, es war interessant, aber es fehlte dieses besondere Etwas für mich. Und irgendwie tut es mir total weh, das zu schreiben, aber ich will ja ehrlich sein.
Allerdings haben mich einige Szenen gegen Ende dann wieder überzeugen können und ich hab mich echt gefreut, dass der Titel "Breakaway" auch in das Buch selbst eingebaut wurde. Leider konnte mich die Auflösung des Problems nicht so ganz überzeugen, aber das ist wieder sehr sehr subjektiv. Irgendwie fällt es mir schwer, das zu beschreiben, ohne zu spoilern. Aber der Epilog. Den hab ich auch geliebt.

Das Setting in Berlin hat mir sehr gut gefallen, mir hat auch eine der Szenen gefallen, die an einem anderen wunderschönen Ort spielen (ich will hier ja nichts spoilern).
Der Schreibstil ist gut und durch den Schlagabtausch der Charaktere unterhaltsam, ich hatte allerdings nicht das Gefühl, dass ich mir wirklich Sätze markieren musste, weil sie so außerordentlich geschrieben sind oder mich berührt haben. Aber das ist nun mal nicht bei jedem Schreibstil so und Spaß am Lesen hatte ich definitiv.

Lia als Protagonistin fand ich sehr interessant. Ich hab mich besonders am Anfang in einigen Aspekten wiedergefunden, musste aber im Laufe des Buches ihre Stärke bewundern. Auch auf ihre Schlagfertigkeit war ich in manchen Momenten neidisch. In den Momenten, in denen sie Schwäche gezeigt hat, hätte ich sie am Liebsten in den Arm genommen. Gegen Ende habe ich eine Entscheidung nicht nachvollziehen können, aber ich war noch nicht in so einer Situation, deswegen kann ich auch nicht sagen, dass ich wirklich anders reagiert hätte.

Noah hatte eine unglaublich arrogante-charmante Art und das war den Großteil des Buches echt unterhaltsam. Besonders in der zweiten Hälfte reagiert er einige Male zu extrem für meinen Geschmack. Natürlich ist Überreagieren menschlich und man braucht Drama in Büchern, aber es war mir ein wenig erzwungen.

Die anderen Charaktere haben mich wahnsinnig neugierig auf die folgenden beiden Bände gemacht. Denn obwohl Kyra nur einen kurzen Auftritt hatte, finde ich ihre Person schon so interessant und bin so gespannt auf ihre Reise. Und ich habe schon nach ihrem kurzen Auftritt den Eindruck, dass hier der Funke überspringen wird.
Elias finde ich auch einen sehr interessanten Charakter und da man ihn immer nur aus den Augen der anderen gesehen hat und seine Geschichte hier schon sehr viele interessante Aspekte aufweist, bin ich auf seinen Band sehr gespannt. Generell gefiel mir der Familienzusammenhalt der 3 Geschwister ziemlich gut.
Phuong mochte ich total gerne und auch Daniel konnte mich überzeugen.


Schade fand ich es tatsächlich, dass die Band immer nur eine Randhandlung ist, da hätte ich gerne noch mehr Sachen zu gelesen ( das sind aber Luxusprobleme, schließlich ist nur eine Person überhaupt ein relevanter Nebencharakter)

"Breakaway" ist ein gelungenes Debüt, bei dem mir nur leider der letzte Funke gefehlt hat. Auf die Geschichte der anderen Charaktere freue ich mich schon und werde auf jeden Fall weiterlesen.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

no plot, just vibes

Happy Hour
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Dieses Buch ist DAS Beispiel für “No Plot, Just Vibes”. Dieses Buch ist warme Sommertage, kalte Drinks und Designerklamotten auf Flohmärkten. Es ist verlorene Party Girls, die nicht wirklich auf der Suche ...

Dieses Buch ist DAS Beispiel für “No Plot, Just Vibes”. Dieses Buch ist warme Sommertage, kalte Drinks und Designerklamotten auf Flohmärkten. Es ist verlorene Party Girls, die nicht wirklich auf der Suche sind, sondern in ihrem Verlorensein den Sinn sehen.

In “Happy Hour” begleiten wir die einundzwanzigjährige Isa und Gala nach NYC, werden in ihr rauschhaftes Partyleben hineingezogen und landen immer mehr in einem Sog aus Obession, Verzweiflung und Spass. Denn wie lange kann man in dieser Lebensphase überleben, wenn man nur von Party zu Party, Drink zu Drink, Happy Hour zu Happy Hour lebt?

Wie bereits gesagt, hat dieses Buch nur einen sehr dünnen Plot – das Zurechtkommen von Isa und Gala in New York. Die Frage danach, wie sie über die Runden kommen sollen. Der Rest an diesem Buch sind die Vibes. Und ich glaube, man muss sich auf dieses Buch, diese Vibes komplett einlassen. Alles andere kann bei so einem Titel nicht funktionieren. Und wenn man sich einlässt, dann macht es wahnsinnig Spaß.

Während man am Anfang eine gewisse Leichtigkeit erwartet, wird man immer wieder von tiefergehenden Momenten und Problemen überrascht, die die Protagonistinnen beiseite wischen. Immer wieder stößt man auf die Ernsthaftigkeit des Lebens, wirklich starke Probleme, die im nächsten Satz wieder hinter Cocktails verschwindet.

Es ist auf eine Art überhaupt nicht relatable für mich - und dann find ich mich im Verlorensein in den Zwanzigern wieder - auf eine ganz andere Art.

Ein Kernpunkt des Buches sind die Charaktere und Isa und Gala machen es einem nicht leicht. Isa ist keine Person, mit der ich gerne befreundet wäre. Oder mit der ich mich identifizieren kann. Und das macht es in manchen Momenten ein bisschen schwieriger, sie zu verstehen. Und doch ist sie ein sehr spannender Charakter, der so viel Neues, so viel Unterhaltsames mitbringt.

Alles in allem ein Buch, was eine sehr unterhaltsame Sommerlektüre ist, wenn man ein bisschen Plot mit sehr vielen Gossip Girl Vibes sucht und sich nach Sonnenbrand-Gefühlen, Hangover und einer gewissen Schwere in der Leichtigkeit des Lebens in den Zwanzigern sehnt🍸

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Wie weit kann/sollte Liebe gehen?

Alles gut
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Wenn ich ehrlich bin, hat es mir lang kein Buch mehr so schwer gemacht, eine Bewertung zu schreiben. Denn ich bin so zwiegespalten, so unsicher, was bestimmte Dinge angeht und wie ich sie wahrgenommen ...

Wenn ich ehrlich bin, hat es mir lang kein Buch mehr so schwer gemacht, eine Bewertung zu schreiben. Denn ich bin so zwiegespalten, so unsicher, was bestimmte Dinge angeht und wie ich sie wahrgenommen habe.

Aber zuerst: Das Cover! Ein absoluter Traum, ein krasser Eyecatcher. Ich liebe es. Noch mehr liebe ich, dass es sogar zu einer bestimmten Stelle im Buch passt 🍓

"Alles Gut" erzählt die Geschichte von Jess und Josh. Von zwei Personen, die kaum unterschiedlicher sein könnten und bei denen die Frage ist: bis zu welchem Grad ziehen sich bzw. sollten sich Gegensätze anziehen? Und da ist für mich dieses “wo ist die Grenze/wie weit kann Liebe gehen”, mit dem das Buch sehr viel spielt. Kann eine Schwarze Frau damit umgehen, wenn ihr Freund der Meinung ist, Trump ist kein Rassist? Sollte eine Schwarze Frau mit jemandem zusammen sein, der ihren Grundwerten widerspricht, den sie liebt? Verleugnet sie sich selbst? Ihre Herkunft? Ihre Werte? Oder ist es komplett egal, wenn es doch Liebe ist?

Das Buch ist in verschiedene Teile aufgeteilt und diese Teile sind eindeutig unterschiedlich stark. Während es teilweise seitenlang nur um verschiedene Finanzaspekte geht und man sich dezent verloren fühlt, geht es besonders im letzten Teil “zur Sache”. So viele Dinge, so viele Entwicklungen, so viel Ehrlichkeit. Ich hätte gerne mehr vom letzten Part gehabt.

Jess ist ein sehr spannender Charakter und ich hatte so viele Momente, in denen ich mir dachte “girl, run”. Aber sie ist nicht ich - und tbh, wer weiß, wie ich mich in so einer Situation verhalten würde. Ob ich mir nicht auch einreden würde, dass es nicht schlimm ist. Keine große Sache, dass wir politisch anderer Meinung sind. Und mit diesen Gedanken zu spielen, sich mit solchen Dingen weiterzuentwickeln, macht Jess sehr interessent. Nicht zuletzt, weil es nicht nur um ihre Beziehung sondern auch so viel mehr um ihre eigene Geschichte, ihre Selbstfindung, ihre Vergangeheit und ihren Platz in der Welt geht.

Josh ist nicht meine Art Mensch. Punkt. Ich finde ihn weder sympathisch, noch entwickelt sich sein Charakter in irgendeine Richtung. Er ist in sich selbst widersprüchlich und besteht doch so sehr auf seine “die MAGA-Kappe ist doch nur ein Joke, lol” Art, mit der er Jess, ihre Geschichte und die Ängste von Millionen an Menschen belächelt. Und I’m not sorry, bei so einer Beziehung kann ich einfach nicht im positiven Sinne mitfiebern.

Ich hab in einer Rezension auf Goodreads einen Vergleich zwischen der Erdbeerallergie und der Beziehung gesehen und für mich hat plötzlich alles so viel Sinn ergeben. Jess ist die Erdbeeren, trotz ihrer Allergie und den Konsequenzen daraus. Sie weiß, dass es ihr nicht gut tut. Und guess what, eine Beziehung mit jemandem, der komplett gegensätzliche Grundsätze hat, den man auf eine ungesunde Weise liebt, ist sehr gut vergleichbar mit der Erdbeerallergie. [credits an die random person auf goodreads, die das besser formulieren konnte].


Mein größtes Dilemma mit dem Buch ist leider auch einer der zentralsten: Die Liebesgeschichte und die Entwicklung von Jess, von Josh. Denn ganz ehrlich, ich kann mir keine Beziehung mit jemandem vorstellen, der so komplett andere moralische Vorstellungen hat. Der rassistisch ist, Trump wählt, ein Vorzeige-Republikaner ist und seine Partnerin & ihre Werte in den Dreck zieht. But that’s just me. Es ist so spannend zu sehen, wie sich Jess und Josh entwickeln. Wie die Grundlage auf einem “eigentlich hasse ich ihn und was er sagt” zu “ich ignoriere die Parts, die mir nicht gefallen und verliebe mich” bis hin zu einem [spoiler] ist. Und ich glaube, als weiße Person bin ich nicht genau die richtige Person, um die Handlungen von Jess komplett zu verurteilen/ zu bewerten.

Insgesamt ein sehr besonderes Buch, was mich sehr zum Nachdenken und zum Verzweifeln gebracht hat. Ein Buch, dass uns besonders im Jahr der US-Wahl erneut vor Augen führt, wie eine Welt mit Trump als Präsident aussieht. Was es für Konsequenzen hat. Und wie Beziehungen mit unterschiedlichen politischen Ausrichtungen aussehen können.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

"I am wild. I am free. I am Atalanta"

Atalanta
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Mit "Atalanta" hat es ein weiteres, feministisches Retelling in mein Regal geschafft [und davon kann es nie genug geben]💛

"Atalanta" von Jennifer Saint unterscheidet sich zunächst deutlich von anderen ...

Mit "Atalanta" hat es ein weiteres, feministisches Retelling in mein Regal geschafft [und davon kann es nie genug geben]💛

"Atalanta" von Jennifer Saint unterscheidet sich zunächst deutlich von anderen Retellings, die es aktuell auf dem Markt gibt: der Protagonistin. Zwischen hundertausenden Hades-Persephone und Achilles-Patroklus-Geschichten wird mit Atalanta die Geschichte einer der Frauen erzählt, die mehr Beachtung braucht. Der einzigen Frau, die die Argonauten auf der Suche nach dem goldenen Vlies begleitet. Und eine Geschichte, die mir persönlich noch viel neues erzählen konnte.

"Atalanta" hat mich von Seite 1 in einen Sog gezogen, in ein Setting geworfen. dass mir einen Hauch "Wonder Woman" gegeben hat. Atalanta aufwachsen zu sehen, sie stark werden zu sehen, hat mich unglaublich motiviert für den Fortlauf der Geschichte. Während Atalanta jedoch an der Reise teil nimmt, begann sich die Geschichte für mich in die Länge zu ziehen. So viele Dinge, die keinen Mehrwert für mich (oder die Geschichte) hatten und die dafür sorgen, dass ich auch absolut keine Erinnerungen mehr Teile des Buches habe.

“Men who thought the world belonged to them, who imagined I was just another trophy that they could win.” - Atalanta hätte meiner Meinung nach noch einen Hauch feministischer, radikaler, wütender sein können. Ich hatte das Gefühl, dass sie den Männern zu viel Raum überlässt (aber vielleicht ist genau das realistischer). Ich hätte mir noch mehr Atalanta-Power gewünscht. Mehr Kampf, mehr mentale Stärke. Mehr Badass-Atalanta.

Ein weiterer Punkt, der mir das Lesevergnügen ein wenig getrübt hat, sind die Liebesgeschichten.Und natürlich, ein Buch lebt oft von der Liebesgeschichte. Vielleicht sogar von mehren. Erst recht, wenn der Protagonistin prophezeit wird, dass eine Hochzeit sie ruinieren wird. Das schreit nach Potenzial. Doch der Funke in "Atlanta" oder vielmehr der Funke zwischen Atalante und ihren Love-Interests kam bei mir nicht an. Die Freundschaft? Absolut perfekt! Der plötzliche Schwung in die romantische Liebe? Erzwungen.

Und das Ende? Lässt mich wahnsinnig zwiegespalten zurück. Im ersten Moment konnte es mich gar nicht überzeugen aber je länger ich darüber nachdenke, desto besser passt es zur Geschichte, zu Atalanta, zu Jennifer Saint.

Ein gutes und vor allem interessantes Retelling einer Heldin, die noch viel zu wenig bekannt ist - die noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat und ich freue mich auf "Elektra, deren Buch in meinem Regal schon auf mich wartet⚡

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