Profilbild von Sparklesandmascara

Sparklesandmascara

Lesejury Star
offline

Sparklesandmascara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sparklesandmascara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2021

ruhige, schöne Geschichte

Keeping Secrets
1

„Meine Welt, die ich mir über die letzten Jahre hinweg so mühsam aufgebaut hatte – zersplitterte wie Glas, als ich begriff, dass ich Cole nicht angelogen hatte, weil ich es nicht wollte.“
(Tessa in Keeping ...

„Meine Welt, die ich mir über die letzten Jahre hinweg so mühsam aufgebaut hatte – zersplitterte wie Glas, als ich begriff, dass ich Cole nicht angelogen hatte, weil ich es nicht wollte.“
(Tessa in Keeping Secrets)

Worum geht’s?

Zum Dreh ihres neuen Filmes muss Hollywood-Star Tessa nach Faerfax zurückkehren. Ausgerechnet an den Ort, den sie damals nach einer familiären Tragödie verlassen hat und der ihr gut gehütetes Geheimnis und ihr neues Leben mit Leichtigkeit zerstören könnte. Vor Ort wird ihr der mürrische Journalist Cole an die Seite gestellt, der für die Unizeitung ein Portrait über sie schreiben soll, darauf aber so gar keine Lust hat. Und auch Tessa ist sich unsicher, wie sie mit Cole umgehen soll, denn zu groß ist ihre Angst, dass er ihr Geheimnis aufdecken könnte. Doch je mehr Zeit beide miteinander verbringen, desto mehr knistert es. Irgendwann muss Cole sich entscheiden: Will er die Tessa, die er kennengelernt hat, oder den Ruhm, den sein Porträt ihn bringen könnte?

Keeping Secrets ist Band 1 der Keeping-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Folgebände kommen jedoch schon vor.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird wechselnd durch Cole und Tessa in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Das Buch beinhaltet Intimszenen und potenziell triggernde Inhalte.

Meine Meinung

Bekanntermaßen habe ich ja eine Schwäche für Bücher, in denen ein Charakter ein Star ist und der andere ein Normalo. Während sonst meistens der männliche Part der Star ist, ist es hier bei Keeping Secrets genau andersherum. Kombiniert mit der Thematik, dass ein Journalist Tessas Geheimnis aufdecken möchte, hatte ich mich auf eine spannende, vielleicht auch schmerzhafte Geschichte gefreut – und diese zum Teil auch geliefert bekommen.

Zu Beginn des Buches kehrt Tessa nach Faerfax zurück, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Auf dem Weg durch Buch erzählt Tessa dem Leser dabei immer wieder, wie diese Kindheit aussah, was für so einige Gänsehaut-Momente sorgt. Jedenfalls ist genau diese Vergangenheit und das tragische Finale davon der Grund, wieso Tessa sich regelrecht neu erfunden hat. Sie ist perfekt, immer nett, immer respektvoll, es gibt kaum Schlagzeilen über sie und niemand gräbt in ihrer Vergangenheit. Nun kehrt sie also für den Filmdreh zurück und stolpert in das Leben von Cole. Er arbeitet als Journalist bei der Unizeitung, seine komplette Familie kommt aus dem Zeitungswesen und gerade sein Onkel stellt hohe Erwartungen an Cole. Als seine Schwester ihm den Artikel, den die Unizeitung über den Dreh und Tessa schreiben darf, aufs Auge drückt, könnte er kaum unbegeisterter sein. Gleichzeitig sieht er es als seine Chance, seinen Onkel zu überzeugen, indem er versuchen möchte, das Geheimnis der perfekten Tessa zu lüften. Es beginnt eine wilde Zankerei zwischen den beiden, denn irgendwie sind sie sich überhaupt nicht grün. Cole ist voller Vorurteile gegenüber Tessa, Tessa hingegen voller Skepsis gegenüber Cole. Als Tessa sich aber mit Coles Clique anfreundet, kreuzen sich ihre Wege immer öfter. Und beide lernen Seiten am anderen kennen, die sich nicht erwartet hätten. Nur kann das mit den beiden funktionieren?

Keeping Secrets ist eines dieser Bücher, was man wirklich wahnsinnig genießen kann, gleichzeitig aber gar nicht so viel darüber sagen kann. So geht es mir zumindest. Die komplette Handlung ist recht überschaubar, aber vollkommen ausreißend, um das Buch ohne Längen zu füllen, aber eben auch nicht zu überladen. Natürlich wird hier mit klassischen Elementen des Genres gearbeitet – sie hat ein Geheimnis, es gibt eine liebevolle Clique, es gibt Missverständnisse – und dennoch fand ich das Buch in einigen Punkten echt erfrischend. Tessa und Cole brauchen recht lange, um sich aufeinander einzulassen, was es für mich nicht immer leicht gemacht hat, bei der Liebesgeschichte am Ball zu bleiben. Ich muss aber auch gestehen, dass für mich die Lovestory gar nicht der Handlungsschwerpunkt war, sondern viel mehr Tessas persönliche Entwicklung. Es geht in diesem Buch um Schuldgefühle, Verzweiflung, Ängste und gleichzeitig die Hoffnung, nach vorn gucken zu können. Seit Ewigkeiten schwebt Tessas Geheimnis über ihr wie ein Damoklesschwert und wenig überraschend wird es auf den Tisch kommen. Ich möchte nicht sagen, dass Keeping Secrets vorhersehbar ist, aber der Großteil des Buches ist nicht unbedingt überraschend. Aber das ist vollkommen okay. Denn das Buch braucht keine Spannungsmomente, keine aufgebauschten Dramen. Es ist eine ruhige Geschichte, die sich ins Herz schleicht und dort verweilt. Man wird mit Tessa lachen und weinen, man wird mit der Clique schmunzeln und hin und wieder Cole schütteln wollen. Für mich ist Keeping Secrets ein Buch, bei dem es um die Entwicklung geht, um die unter der Oberfläche brodelnden Geschichten. Wer jedoch mit seichten Geschichten nicht so viel anfangen kann, wird hier vermutlich unglücklich werden. Zudem gab es hier und da kleinere Thematiken, die für ein bisschen Drama eingebunden wurden, aber dann gefühlt unter den Tisch fielen und wo ich am Ende dachte: Hm, da hätte ich jetzt aber doch noch eine Erklärung haben wollen.

Für mich das absolute Highlight in diesem Buch ist ganz klar Tessa. Von Anfang an war ich fasziniert von ihr. Die Autorin bringt sie unglaublich greifbar rüber, was natürlich auch an den Einblicken in ihrem Kopf liegt. Tessa ist eine Person, die auf der einen Seite versucht, sich ins Leben zurückzukämpfen, aber gleichzeitig von der Angst und den Fesseln der Vergangenheit zurückgehalten wird. Sie hat sich als Schauspielerin ein neues Selbst aufgebaut und hat stets Angst davor, dass ihr Geheimnis es zerstören könnte. Sie hat wenig Vertrauen zu Leuten, neigt zu Angstattacken und ist in ihrem selbstauferlegten Hamsterrad durchaus unglücklich. Die Reise nach Faerfax ist Herausforderung, Heimsuchung und der Versuch auf Heilung zugleich. Der Film, den sie dreht, hat wahnsinnige Ähnlichkeit mit der Geschichte von Keeping Secrets, was mir sehr gut gefallen hat. Tessas innere Zerrissenheit hat mich mehr als einmal berührt. Man möchte sie in den Arm nehmen, ihr helfen, ihr sagen, dass es irgendwie alles gut wird. Aber so einfach ist es nicht. Das ganze Buch hindurch schwankt sie zwischen den bemühten Versuchungen, ihre Vergangenheit unter Verschluss zu halten, und dem Wunsch, sich jemandem anzuvertrauen, um die Möglichkeit haben, nach vorne zu gucken. Ich habe Tessa wahnsinnig doll ins Herz geschlossen und wirklich mit ihr gelitten. Insbesondere auch die Panikattacken, die sie hin und wieder erlebt, waren absolut berührend.

Im Gegenzug dazu steht leider Cole. Er hat es nicht nur Tessa, sondern auch mir sehr lang schwer gemacht. Er ist von Anfang an sehr vorurteilsbehaftet und nutzt jede Möglichkeit, um mitzuteilen, wie wenig er von Tessa und diesem unsinnigen Porträt hält. Ich muss leider gestehen, dass es sich mir nicht erschlossen hat, wieso er so negativ ist. Jedenfalls litt deswegen für mich die Geschichte ein wenig, weil Cole mich gelinde gesagt genervt hat. Zwar hat er zwischendurch einige lichte und durchaus niedliche Momente und im letzten Drittel kann ich mir sogar ein bisschen Sympathie für ihn abringen, aber doch muss ich sagen, dass Cole die Geschichte für mich ein wenig zerstört hat. Passend dazu war für mich auch die Liebesgeschichte nicht unbedingt der Hit. Neben Vertrauensproblemen und Vorurteilen tingeln Tessa und Cole lange umeinander herum und während ich darauf wartete, zu verstehen, was Tessa an Cole findet, habe ich zunehmend gemerkt, wie schwer es mir fällt, die beiden als Liebende zu sehen. Dazu trägt leider auch bei, dass beide wenig miteinander teilen, was über ihre Berufe hinausgeht und jeder Keim von Verbundenheit durch Sex überlagert wird. Es ist oft so, dass die beiden nur kurze Gespräche führen und es dann irgendwie abschweift. Nicht nur, dass das Fundament durch die eh schon wackelige Grundkonstellation mit dem Reporter-Geheimnis-Problem nicht gerade solide ist, auch die Stützpfeiler der Beziehung fehlten mir ein wenig. Da für mich die Liebesgeschichte aber gar nicht der wichtigste Punkt war, hat mich das nicht so sehr gestört. Für das – in diesem Genre normale – Drama zum Ende hin hat man sie vielleicht ein wenig gebraucht.

Dafür ist mir die Clique vom Cole wirklich lebhaft in Erinnerung geblieben. Direkt mit dem ersten Auftritt mochte ich Ella und auch die anderen haben Spaß gemacht. Ein bunter Haufen, jeder mit einer eigenen Persönlichkeit, zugleich überlagerten sie die Geschichte nicht. Ich mochte es, wie normal sie mit Tessa umgingen, aber gleichzeitig durch gewisse Fragen auch Informationen für den Leser herauskitzelten. Es hat für mich super gepasst und ich freue mich tatsächlich schon sehr auf ein Wiedersehen in den Folgebänden.

Mein Fazit

Keeping Secrets ist ein starker Reihenauftakt, der definitiv Lust auf mehr macht. Das Setting, die Clique und auch die Einblicke in Tessas Leben als Schauspielerin konnten mich sehr begeistern. Leider bin ich aber mit dem Protagonisten Cole nur bedingt warmgeworden und muss auch gestehen, dass mich die Liebesgeschichte nicht so sehr vom Hocker hauen konnte. Dennoch eine Leseempfehlung für ein schönes Zwischendurch-Buch mit Tiefe und Stärke.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 20.04.2021

starker Reihenabschluss mit schwacher Lovestory

One Last Act
0

„Es gab tausend Gründe, von denen kein einziger gut genug war, das eigene Leben zu zerstören.“
(Ethan in One last act)

Worum geht’s?

Als das neue Semester an der NYMSA beginnt, muss Ally schockiert ...

„Es gab tausend Gründe, von denen kein einziger gut genug war, das eigene Leben zu zerstören.“
(Ethan in One last act)

Worum geht’s?

Als das neue Semester an der NYMSA beginnt, muss Ally schockiert feststellen, dass die Voraussetzungen und die Schwierigkeit der Ausbildung ordentlich angezogen wurden. Mehr Aufgaben, weniger Schlaf und jede Menge Stress setzen ihr zu. Ihr einziger Lichtblick? Ethan, Sänger der Band Beyond Sanity, der gerade nach seinem Entzug die Band verlassen hat und sich jetzt neu orientiert. Ethan, den sie so faszinierend findet und in dessen Gegenwart sie sich wohlfühlt. Doch als der Stress Ally endgültig unter sich begräbt, tut sich ihr eine Möglichkeit auf, die ihr Lernen für immer ändert – aber auch ihre Verbindung zu Ethan für immer zerstören kann…

One last act ist Band 3 der „One last“-Reihe, die sich verbindend um eine Akademie in New York dreht. Die Geschichte ist in sich geschlossen und komplett unabhängig lesbar. Die Protagonisten aus Band 1 und 2 kommen jedoch als Randfiguren vor, sodass die Vorbände gespoilert werden können.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird wechselnd durch Ally und Ethan in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Das Buch enthält Intimszenen sowie potenziell triggernde Inhalte (Drogen, Substanzenmissbrauch).

Meine Meinung

Nachdem mich One last song und One last dance unglaublich überzeugen konnten und wahre Überraschungshits für mich waren, war meine Vorfreude auf One last act besonders hoch. Schon in den Vorgängerbänden fand ich, dass Ethan ein wahnsinnig interessanter Charakter ist und nun kommt endlich seine Geschichte. Doch leider konnte mich das Buch nicht so sehr überzeugen, wie ich erwartet hätte.

Mit Ally und Ethan stehen dieses Mal zwei Charaktere im Fokus, die aus den Vorgängerbänden bereits bekannt und bei mir auch beliebt waren. Die süße Ally, die so motiviert an der NYMSA studiert und die man von Anfang an ins Herz geschlossen hat. Der kaputte Ethan, der hart gestürzt ist und am Boden war, nach seinem Entzug jetzt aber versucht, sein Leben zurückzugewinnen. Ich war wirklich hyped auf die beiden. Zum Semesterstart erfährt Ally, dass es nun Zwischenprüfungen geben soll und dadurch der Druck noch einmal deutlich erhöht wird. Obwohl sie unbestreitbar Talent hat, scheint sie mit dem Pensum an der NYMSA überfordert. Und dann kommt auch noch Ethan mit einer Bitte auf sie zu. Denn er möchte Schauspielunterricht nehmen, da er ein Filmangebot bekommen hat, was wie die Faust aufs Auge für ihn passt. Nur weiß er nicht, ob er gut genug ist. Daher lernt er an der NYMSA mit dem Schauspiellehrer Chester und würde gern auch Ally für die Proben gewinnen. Langsam kommen die beiden sich näher, doch Ally und Ethan haben mit Dämonen zu kämpfen, die ihre Verbindung mehr als nur beeinflussen können.

One last act ist zweifelsohne ein gutes Buch. Die Autorin hat großes Talent, kann wunderbar mit Worten umgehen und man merkt ihr die Liebe, die sie in ihre Texte legt, absolut an. Die NYMSA, die Clique, die Band – alles greift wie kleine Zahnräder ineinander und katapultiert mich in eine Welt, die ich gerne mag. Und trotzdem konnte mich das Buch, anders als die beiden Vorgänger, nicht komplett abholen. Es fiel mir nicht schwer, in das Buch zu finden. Schnell ist man in den heiligen Hallen der Akademie, spürt das energetische Summen der Schüler, man kann regelrecht den Druck auf Allys Schultern spüren. Gleichzeitig dauerte es recht lange, bis ich das Gefühl hatte, zum Kern der Geschichte zu kommen. Klar ist von Anfang an klar, dass Ally auf Ethan steht und man merkt auch Ethans Faszination Ally gegenüber, doch die erste Hälfte des Buches braucht die Geschichte ein wenig Zeit, um in Gang zu kommen. Es war nicht langweilig oder so, auch die thematische Ausrichtung hat mir gut gefallen, aber gleichzeitig konnte es eben auch nicht mein Herz erreichen. Die zweite Hälfte ist da deutlich besser gelungen, hier passiert allerdings auch das meiste. Es ist logisch, dass das Grundkonstrukt des Problems erst einmal aufgebaut werden musste, um sich dann zu entfalten, aber für meinen Geschmack war es ein wenig zu viel Aufbau und dafür dann auch zu wenig Lösung. In den Vorbänden habe ich von „Raum für Entwicklungen“ gesprochen, die die Autorin ihren Figuren gibt, genauso wie Zeit. Aus irgendwelchen Gründen fühlte es sich bei One last act dagegen so an, als würde die Geschichte stocken.

Im Grunde genommen besteht das Buch aus drei Teilgeschichten: Ethans Recovery und seine Neuorientierung, Allys Ausbildung und Zweifel sowie die Liebesgeschichte der beiden. Und leider konnte nicht jeder Teil mich überzeugen. Ethans Geschichte war grandios. Wirklich, da kann ich nichts gegen sagen. Die Dokumentation mit seinem Tagebuch, um seine aktuellen Kämpfe darzustellen, war klasse gewählt. Ethan stolpert, Ethan steht auf, Ethan hat Höhenflüge. Es ist alles dabei und es fühlte sich wirklich ergreifend und beeindruckend an, seine steinige Reise auf dem Weg nach dem Entzug mitzuerleben. Ich mag, wie die Autorin darstellt, dass es kein „man kommt raus und ist geheilt“-Moment ist, sondern ein konstanter Kampf. Ethan öffnet sich für den Leser und jedes seiner Worte, jeder seiner Gedanken, jeder Zweifel, jedes Hindernis, es ist alles wahnsinnig greifbar und geht unter die Haut. Es gibt mehr als einen Moment, wo man verzweifelt und leidet. Ethan konnte mich komplett abholen. Ally hingegen leider nicht so. Ich empfand sie als überraschend blass, eigentlich habe ich nur ihre sehr perfektionistische Haltung kennengelernt, die dazu führt, dass sie sich wahnsinnigen Druck macht. Um mit dem Druck umzugehen, entscheidet sie sich für einen Weg, der so viele rote Alarmlämpchen beim Leser aufleuchten lässt, dass man Ally schütteln möchte. Denn sie realisiert nicht, was sie für einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Schon recht früh gab es die ersten Warnhinweise, die niemand wahrgenommen hat, und fast bis zum Schluss erkennt Ally nicht, wohin ihr Weg sie führt. Ich mochte, wie die Autorin mit gegensätzlichen Geschichten und ihrer Komplexität gespielt hat. Während der eine alles dafür gibt, sich sein Leben zurückzuholen, merkt die andere nicht, wie sie ihrs Stück für Stück verliert. Und trotzdem habe ich Allys Kämpfe nicht fühlen können. Ihre Verzweiflung, ihre Sorgen, ihre Entscheidungen, alles ist für mich nebulös geblieben. Wer ist Ally? Ich weiß es leider nicht. Vielleicht ging sie für mich neben der starken Geschichte von Ethan unter. Jedenfalls konnte mich dieser Handlungsstrang, der so viel Potenzial hatte, nicht so erreichen, wie ich es mir gewünscht hätte.

Die Liebesgeschichte geht in diesem Buch für mich noch mehr unter. Zwar reden beide von Anfang an davon, wie interessant sie den jeweils anderen finden, aber für mich haben sie nie wirklich den Sprung von Freunden zu Liebenden gemacht. Ganz im Gegenteil führte Allys Verhalten nur noch mehr dazu, dass ich mich fragte, wie stabil eine Beziehung der beiden sein könnte. Sie funktionieren auf wundervolle, sympathische Weise als Freunde miteinander, das möchte ich nicht in Abrede stellen. Sie kümmern sich umeinander, sind füreinander da, aber das war es für mich leider auch. Da konnte auch die auf den letzten Metern des Buches noch schnell eingeflochtene Sexszene nichts mehr dran ändern. Ein kleines bisschen habe ich zudem das Gefühl, dass zwischen den beiden eines der zentralen Probleme noch nicht geklärt ist. Zwar hat sich Ally für Hilfe entschieden und Ethan Zeit gehabt, seine Gedanken zu sortieren, aber für mich persönlich hat – ähnlich wie bei den Vorgängerbänden – ein entscheidender Schlüsselmoment gefehlt, der „alles wieder gut werden lässt“. Es ist wirklich komisch, aber am Ende des Buches bin ich irgendwie unzufrieden aus dem Buch gegangen. Es hat sich für mich zu perfekt und nicht real angefühlt.

Mein Fazit

One last act ist für mich ein gutes Buch, was vor allem mit einer sehr beeindruckenden Geschichte von Ethan überzeugen kann, leider für mich aber der schwächste Teil der Trilogie ist. Die Liebesgeschichte konnte mich nicht abholen, das Buch wirkt phasenweise steif. Ohne große Überraschungen, dafür aber zumindest mit durchaus wichtigen Themen hat es für mich sein Potenzial nicht voll ausgeschöpft.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 13.03.2021

so toll, aber mit so einem schwachen Ende

New Horizons
0

„Du musst gehen. Und ich muss bleiben.“

(Annie zu Cole in New Horizons)


Worum geht’s?

Nach 5 Monaten im Koma kehrt Annie nach Green Valley zurück. Nach dem schweren Unfall muss sie erst wieder in ...

„Du musst gehen. Und ich muss bleiben.“

(Annie zu Cole in New Horizons)


Worum geht’s?

Nach 5 Monaten im Koma kehrt Annie nach Green Valley zurück. Nach dem schweren Unfall muss sie erst wieder in ihr altes Leben finden, Rehamaßnahmen ergreifen und sich widerwillig schonen. Zufällig trifft sie eines Tages auf Cole, der sich in Green Valley versteckt, nachdem er sich öffentlich bei einer Preisverleihung blamiert hat und jetzt seine Wunden lecken will. Und sofort fliegen zwischen den beiden die Fetzen, denn Annie weiß anfangs nicht, dass Cole ein Superstar ist. Und Cole? Der hat Spaß daran, Annie zu ärgern. Zumindest anfangs, denn irgendwann wird aus Neckereien ein komisches Kribbeln…


New Horizons ist Band 4 einer Reihe um das Örtchen Green Valley. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Figuren der Vorbände kommen als Nebencharakter vor, was zu potenziellen Spoilern führen kann, wenn man die Bücher nicht kennt. Vorkenntnisse sind für das Buch jedoch nicht nötig.


Schreibstil und inhaltliche Hinweise



Wie auch bereits die Vorbände wird das Buch ausschließlich durch die weibliche Protagonistin Annie in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker-leicht, mitreißend und entspannt. Das Buch beinhaltet angedeuteten erotischen Content.


Meine Meinung


Willkommen zurück in Green Valley, dem perfekten Ort zum Träumen und Schmachten. Anders kann ich es nicht sagen. Ich habe Band 1 bis 3 wirklich gern gelesen und entsprechend groß war die Vorfreude, auch dieses Mal zurückzukehren. An diesen Teil hatte ich – warum auch immer eigentlich – die höchsten Erwartungen, vielleicht auch, da ich Cole und Annie als Charaktere allein schon sehr interessant fand.



Im Grunde genommen geht es bei New Horizons um einen Neuanfang für Annie und einen Reset für Cole. Während Annie fünf Monate im Koma lag und jetzt immer noch Probleme mit ihrem Bein hat, flieht Cole vor seiner Starwelt, in der er sich ein wenig blamiert hat. Bereits das erste Aufeinandertreffen der beiden ist geladen und hat Spaß gemacht, denn Annie kennt Cole einfach nicht und Cole denkt, sie stellt sich einfach unwissend. Fortan kreuzen sich die Wege öfter, denn Cole lebt im Hotel, wo Annie ihre Rehaübungen macht. Und Cole findet die Idee wunderbar, sich in das Krippenspiel, welches Annie organisiert, einzumischen. Die beiden sind wie Feuer und Wasser, wobei wahrscheinlich eher wie Feuer und Öl. Cole bringt Annie andauernd – mal gewollt, mal nicht – auf die Palme. Eigentlich will er nur seine Wunden lecken und ein wenig entspannen, aber Annie fährt ihm unter die Haut. Annie ist permanent von Cole genervt, aber eigentlich kribbelt es auch, wenn er sie anschaut. Die Entwicklung der beiden ist einfach wunderbar. Streitereien, Neckereien, süße Momente, zweideutige Momente, jede Menge Spaß, mitreißende Energie und zuckersüße Erlebnisse – New Horizons bedient das alles. Blöd nur, dass Annie im Grunde genommen weiß, dass Cole nie für immer bleiben wird. Es ist immerhin Green Valley, kleines süßes ruhiges Kaff, während er aus LA kommt. So war es auch bei ihrer Mutter, die nach New York ging, weil sie Green Valley nicht glücklich machte. Und so ist es wohl besser, Cole auf Abstand zu halten. Der kennt nur so etwas wie Abstand nicht.



Ich war so schnell wieder in diesem Gute Laune Modus, den ich immer kriege, wenn ich nach Green Valley komme. Wirklich, es ist unglaublich, wie zufrieden und entspannt ich bin, wenn ich die Bücher lese. Ich war super schnell in der Geschichte drin, die mit Annies Rückkehr beginnt. Während es anfangs noch etwas bedrückend ist, denn immerhin muss Annie sich erst wieder einfinden und man erfährt auch, wie schwer der Unfall eigentlich war und wie sehr sie teilweise noch unter den Folgen leidet, lösen sich die Gewitterwölkchen bald auf. Ab Coles erstem Auftritt war ich so oft am Schmunzeln, weil die beiden zusammen einfach grandios sind. Green Valley als Ort hat dieses Mal gar nicht so sehr eine Rolle gespielt, auch wenn man ein wenig rumgekommen ist (so sind wir dieses Mal in der Kirche), aber das Feeling bleibt. Kleinstadtcharme aller bester Güte, mit herzallerliebsten Bewohnern und einem super Zusammenhalt. Dazu fetzige Wortgefechte, freche Sprüche, coole Kommentare der Freunde und jede Menge Schmachtmomente, was will man mehr? New Horizons ist kein Buch mit komplizierter Handlung, wahnsinnigen Twists und voller schmerzhafter Heartbreak-Momente. Wer das will, ist hier falsch. Aber es ist für mich zugleich auch der einzigartige Charme der Reihe. Ich habe mich in Annie und Cole verliebt – wobei ehrlich gesagt eher in Cole, aber dazu gleich mehr – und habe einfach so viel Freude beim Lesen (abgesehen vom Ende) gehabt, dass ich mir gewünscht hätte, es wäre nie vorbei. Es lässt sich schwer in Worte fassen, wie man sich bei dieser locker-fluffigen Geschichte fühlt, weil man es einfach erleben muss.

Annie und Cole, zwei so unterschiedliche Charaktere aus zwei ganz unterschiedlichen Welten. Er der reiche Superstar, für den Green Valley ein idyllischer Rückzugsort ist. Sie die taffe Mechanikerin, die sich mühsam ihr Leben zurückerkämpft und in Cole anfangs nur einen versnobten Superstar mit einem riesigen, aufgeblasenen Ego sieht. Aber Cole ist so viel mehr. Er ist für mich der Star des Buches gewesen und ich weiß nicht, auf welcher Seite ich mich endgültig in ihn verliebt habe, aber er ist pures Bookboyfriend-Material. Zwar ist er hin und wieder auch frech und sicher ist sein Ego größer als Green Valley, aber er ist gleichzeitig auch sehr fürsorglich, lieb und überraschend bodenständig. Man merkt, wie es hinter seiner coolen Fassade aussieht und wie schwer das Leben als Star sein muss. Gern hätte ich hier sogar noch mehr erfahren, aber durch Annie als Erzählerin erfährt man über Cole nur wenig. Von Annie davon umso mehr. Leider hatte ich mich Annie immer wieder meine Probleme. Sie ist zwar ein beeindruckender Charakter, aber sie hat mich sehr oft leider auch aufgeregt. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich in das Buch klettern und Annie mal so richtig schütteln wollte. Von Anfang an schießt sie hart gegen Cole, oftmals ist es lustig, manchmal leider aber auch drüber und schlichtweg unfair und verletzend. Das hat mir leider nicht immer so gefallen und sie hat hier und da einiges an Sympathie verloren. Es tut mir echt leid, aber er gibt sich so viel Mühe und sie ist nur damit beschäftigt, alles immer kaputtzumachen. Sicher verstehe ich mit ihrer Vorgeschichte eine gewisse Skepsis, aber manchmal war mir ihre krampfhafte „Cole und ich passen nicht“-Haltung zu anstrengend. Ganz davon abgesehen, dass sie manchmal echt schwer von Begriff war. Auf jeden Fall hat Cole für mich deutlich mehr gestrahlt als Annie, aber trotzdem habe ich mit beiden total mitgefiebert. Sehr schön war auch, dass einige der alten Charaktere zurückkamen. Vor allem Lena aus Band 1 kommt hier vermehrt vor. Ich mag es, dass man so ein wenig erfährt, wie es weitergeht mit den geliebten Charakteren der Vorbände, aber zugleich auch Neuleser nicht zu sehr genervt sein dürften.



Einen fetten Haken gibt es aber leider: Das Ende. Ich habe es schon drei Mal geschrieben – in meinen Rezensionen zu Band 1 bis 3 – und es tut mir im Herzen weh, es ein viertes Mal sagen zu müssen. Die Green Valley Bücher sind so wunderbare Bücher, die ich extrem gerne lese, deren Geschichten mich begeistern und doch endet jedes Buch auf die gleiche Weise: Mit einem unnötigen Drama, dass plötzlich aufkommt, rasant schnell zumeist ohne Klärung wieder begradigt wird und dann ist das Buch vorbei. Als hier der große Knall kam und ich sah, dass das Buch nur noch gut 30 Seiten hat, setzt schon wieder der Frust ein. Der Knall an sich ist noch in Ordnung, man kann ihn verstehen. Aber wie beide dann damit umgehen und wie einfach fast 20 Seiten ohne wirkliche Fortschritte -dafür aber mit zahlreichen Ereignissen, die schnell abgehakt werden – vergehen, ohne dass man an die Problemlösung kommt, war klar, dass ich auch aus diesem Buch wieder rausgehen werde, ohne glücklich zu sein. Zu viel auf einmal, zu schnell, ohne Tiefe und leider irgendwie auch ohne wirkliche Bedeutung. Bei New Adult ist zwar oft der Weg das Ziel, das ist mir klar. Aber wie soll man sich von zwei Charakteren verabschieden, wenn man das Gefühl hat, dass sie entweder aus einer Mücke einen Elefanten gemacht haben oder eben ihre Sorgen einfach totschweigen. Es funktioniert für mich nicht. Eigentlich wurde nämlich nichts geklärt oder ein Fortschritt erzielt, das eigentliche Problem steht weiterhin im Raum. Es wirkt einfach, als sei der Autorin die Lust ausgegangen, für ein solides Ende zu sorgen, als hätte sie nur auf den Knall hingeschrieben und dann fertig. Oder als sei die Zeit ausgegangen. Es bleibt einfach das Gefühl, dass die Geschichte nicht rund ist und man fühlt sich einfach überrumpelt. Ich verstehe nicht, wieso der ganzen Problemlösung nicht mehr Seiten gegeben wurde, damit es etwas greifbarer und passender wirkt. Dieser Kritikpunkt zieht sich bisher für mich durch alle vier Bände gleichermaßen, was ich unglaublich schade finde. Ich kann nur hoffen, dass man Cole und Annie in Band 5 als Nebencharaktere noch etwas miterleben darf, weil das Ende so abrupt und unfertig wirkt, dass es wirklich wie ein „Mittendrinnen aufgehört“ wirkt.


Mein Fazit

Am Ende ist New Horizons wieder ein wunderbares Buch, das einfach 100% in die Kategorie Wohlfühlbuch fällt. Es hat Spaß gemacht, nach Green Valley zurückzukehren und die Geschichte von Cole und Annie war in so vielen Facetten gelungen. Auch wenn Annie sicher nicht mein Lieblingscharakter der Reihe ist, konnte Cole sehr viele Bonuspunkte sammeln. Ganz eventuell ist Band 4 sogar mein Lieblingsteil der Reihe. Doch leider ist es auch hier so, dass die letzten paar 20-30 Seiten für mich das Buch ein wenig kaputt machen und viel zu schnell und unstimmig daherkommen. Bis dahin ist es ein Buch zum Träumen, Entspannen und Schmunzeln.


[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2021

eine coole Neuauflage von Romeo und Julia

Road Princess
0

„Ich habe wirklich versucht, dich zu vergessen. Aber es gelingt mir einfach nicht. Ich mag dich, Prinzessin. Auch wenn ich es nicht wahrhaben will, sogar jeden Tag ein bisschen mehr.“
(Jay zu Tara in ...

„Ich habe wirklich versucht, dich zu vergessen. Aber es gelingt mir einfach nicht. Ich mag dich, Prinzessin. Auch wenn ich es nicht wahrhaben will, sogar jeden Tag ein bisschen mehr.“
(Jay zu Tara in Road Princess)

Worum geht’s?

Tara und Jay könnten nicht unterschiedlicher sein. Sie ist die Tochter des Bürgermeisters und lebt ein Leben auf der guten Seite. Er ist in einer Motorradgang, muss sich jeden Tag Gewalt stellen und um sein Überleben kämpfen. Als sich ihre Wege kreuzen, wissen sie, dass sie sich voneinander fernhalten sollten. Denn ihre Familien haben gemeinsame Vergangenheit, die alles zerstört hat. Und Taras Vater und Großvater werden alles dafür geben, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Auch wenn das bedeutet, Taras Herz zu brechen…

Road Princess ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Nach einem zeitlich nicht eingeordneten kurzen Prolog in der Erzählerperspektive springt die Geschichte in die Gegenwart und wird fortan chronologisch aufgebaut. Das Buch wird ausschließlich von Tara in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich. Im Buch enthalten sind nicht explizite Intimszenen, außerdem wird Gewalt thematisiert. Die Inhalte sind jedoch jugendgerecht aufgearbeitet.

Meine Meinung

Road Princess ist mein zweites Buch von der Autorin und hat mich zwar mit dem Klappentext etwas ansprechen können, das Cover hat mich aber ehrlich gesagt abgeschreckt. Überraschend habe ich vom Verlag ein Exemplar zugesendet bekommen und dachte mir, dass ich dem Buch einfach mal eine Chance geben sollte. Das habe ich getan – und ich bereue nichts. Denn Road Princess hat mir wider Erwarten überraschend gut gefallen.

Im Buch geht es um Tara und Jay. Tara ist nicht das typische reiche Mädchen, sie arbeitet ehrenamtlich im Tierheim und strebt auch eine Karriere in dem Bereich an. Da ihr Vater und auch ihr Großvater jedoch Bürgermeister waren, erwartet die Familie eine politische Ausrichtung. Am College trifft sie zufällig auf Jay, den sie auf Anhieb sympathisch findet. Als Jay jedoch erkennt, dass er die Tochter des Bürgermeisters, eine Owens, vor sich hat, nimmt er Reißaus. Tara versteht anfangs nicht, wieso Jay ihr gegenüber so abweisend ist und Jay ist nicht bereit, die Karten auf den Tisch zu legen. Schnell merkt man jedoch, dass der Schlüssel in der Vergangenheit liegt. Denn Taras Familie verteufelt die Motorradgang Road Kings, zu der Jay gehört, regelrecht. Und die Road Kings hingegen hassen die Owens. Und das nicht nur, weil Taras Vater rigoros gegen die Kings vorgeht. Langsam versucht Tara, das Familiengeheimnis zu lüften. Gleichzeitig entwickelt sich aber mit jedem Tag in Jays Gegenwart ein Kribbeln in ihr. Je besser sie Jay kennenlernt und auch Kontakt zu den Kings hat, desto mehr erkennt Tara, dass ihre Familie ein völlig falsches Bild hat. Aber Taras Vater denkt nicht einmal daran, seine Tochter einem Road King zu überlassen – und schneller als gedacht scheint die Vergangenheit sich zu wiederholen.

Ein Badboy auf einem Motorrad und das liebe, unschuldige Mädchen. Eine gute Grundkonstellation und eine, die mich immer kriegt – wobei Road Princess mein erstes Motorradgang-Buch ist. Es ist ein Sub-Genre, mit dem ich mich bisher nie befasst habe. Besonders gespannt war ich darauf, wie das Autorin eine jugendgerechte Version von einer Motoradgang gestalten möchte, ohne dass es lächerlich wirkt. Und ich kann wirklich sagen, dass es Nica Stevens gut gelungen ist. Von Anfang an ist man in der Geschichte und sie lässt einem so schnell nicht mehr los. Wollte ich anfangs nur 100 Seiten lesen, hatte ich schnell über 200 hinter mir, ohne es zu merken. Zwar hat das Buch jetzt nicht übermäßig viel Handlung, aber es geht vor allem um die Entwicklung von Taras und Jays Beziehung sowie die langsame Enthüllung der Vergangenheit. Zwischenzeitlich fand ich Tara hin und wieder ein wenig anstrengend und vielleicht auch etwas zu gutmütig-naiv, trotzdem habe ich sie in mein Herz geschlossen. Jay hingegen konnte mich direkt begeistern. Er ist etwas undurchschaubar, aber gleichzeitig herzensgut. In dem Buch wird viel mit Klischees und Vorurteilen gearbeitet, die dann zum Teil demontiert und zum Teil bestätigt werden. Für einen großen Spannungsbogen sorgt das „Familiengeheimnis“, was zum Zerwürfnis der Familien führte. Sobald einigermaßen klar ist, was passiert ist, geht es vor allem darum, ob sich die Geschichte wiederholen wird oder ob die Familien daraus gelernt haben, was passiert ist. Besonders das letzte Drittel des Buches ist hierbei sehr spannend und die Ereignisse überschlagen sich.

Einen großen Teil der Geschichte macht das Thema Road Kings und „halte dich von den Road Kings fern“ aus. Anfangs denkt man noch, dass es daran liegt, dass die Gang kriminell sein soll. Schnell erfährt man aber, dass dies mehr Hörensagen als Realität ist. Die Road Kings sind wie eine große Familie, die zusammenhält und füreinander einsteht. Zwar gibt es hin und wieder auch Gewalt, hierbei geht es aber vor allem darum, die Mitglieder zu beschützen. Mir hat gefallen, dass die Autorin einen Mittelweg gewählt hat. Die Kings sind sympathisch, aber gleichzeitig auch nicht komplett lieb und unschuldig. Ich hätte mir tatsächlich sogar noch mehr Einblicke in das Gangleben, das Miteinander und die Machenschaften gewünscht. Zwar wird schon einiges angedeutet, aber ich denke schon, dass man für die Tiefe noch ein wenig mehr hätte einbringen können. Der Hass der Familie Owens gegen die Road Kings bzw. eher gegen Jays Familie Silver entfaltet sich im Laufe immer weiter und der Leser kann langsam gemeinsam mit Tara das schreckliche Familiengeheimnis enthüllen. Tragisch, traurig und vor allem fast schon sinnlos hat dieses Ereignis die Familien für immer entzweit. Und dank Jay und Tara scheint sich jetzt, Jahrzehnte später, die Geschichte zu wiederholen.

Jay und Tara als Liebesgeschichte funktionieren gut. Es ist wie eine moderne Romeo und Julia-Variante, bei der Romeo auf einem Motorrad sitzt und Julia deutlich mehr gegen ihre Familie auflehnt. Von Seite 1 an merkt man, dass zwischen den beiden Chemie herrscht, im Laufe kommt Faszination dazu und nach anfänglichen Vorbehalten auf beiden Seiten geben sich die beiden eine Chance – was dann zu Gefühlen führt. Vor allem Jay versucht Tara auf Abstand zu halten, auch um sie zu schützen, da er weiß, was damals passiert ist. Doch Tara ist schon zu sehr drin. Und so kommt es auch zu der ein oder anderen Situation, wo sie sich unbewusst in Gefahr begibt, um Jay zu schützen. Zwar hätte ich mir auch bei der Liebesgeschichte hier und da noch etwas mehr gewünscht und vielleicht ist es an der ein oder anderen Stelle auch etwas zu übertrieben und zu schnell, abholen konnte es mich trotzdem. Man hat mit den beiden mitgelitten, mitgeflucht und für sie gehofft.

Ein paar Abzüge gibt es für mich leider beim Ende des Buches. In einem dramatischen Finale überschlagen sich die Ereignisse. Nicht nur, dass sich die Vergangenheit wiederholt und man als Leser Angst davor hat, was wohl passieren könnte (immerhin nahm es einst kein gutes Ende), es führen auch viele Storylines zusammen. Das macht das Buch einerseits sehr spannend, gleichzeitig aber auch ein wenig unübersichtlich. Denn auf einmal muss Tara gegen ihre Familie kämpfen, Jay gegen eine große Bedrohung und beide dann noch gegen die Macht ihres Vaters. Als schlussendlich das wahre Geschehen der Vergangenheit enthüllt wird, ändern sich die Fronten. Und hier ist der Punkt, wo mir definitiv ein Mehr gefehlt hat. Taras Vater ändert sehr schnell seine Meinung, lässt seine Beziehungen spielen und wünscht sich von seiner Tochter Vergebung. Leider läuft alles so schnell ab und dann ist das Buch schon vorbei. Ich wünschte mir wirklich, die Autorin hätte sich für das Finale mehr Zeit gelassen und den Problemen etwas mehr Raum zur Klärung überlassen. Der Epilog, der drei Jahre später spielt, fällt für mich entsprechend spärlich aus und es bleiben noch einige Fragezeichen.

Mein Fazit

Road Princess ist eine moderne Variante von Romeo und Julia. Eine spannende Story, ein aufzudeckendes Familiengeheimnis und sympathische Charaktere machen das Buch zur Lesefreude. Hier und da hätte ich mir etwas mehr Input gewünscht und das Finale war mir etwas zu schnell, trotzdem konnte mich das Buch sehr catchen und ich bin froh, es gelesen zu haben. Lockere Unterhaltung, die sich schnell lesen lässt und gleichzeitig fesselt.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 17.01.2021

spannend und gut geschrieben

Don't LOVE me
0

„Er kann sogar dich zerstören. Bitte gib ihm keine Gelegenheit dazu.“
(Ein Freund zu Kenzie über Lyall in Don’t love me)

Worum geht’s?

Nachdem ihr gewünschtes Praktikum abgesagt wurde, muss Kenzie kurzerhand ...

„Er kann sogar dich zerstören. Bitte gib ihm keine Gelegenheit dazu.“
(Ein Freund zu Kenzie über Lyall in Don’t love me)

Worum geht’s?

Nachdem ihr gewünschtes Praktikum abgesagt wurde, muss Kenzie kurzerhand umdisponieren. So landet sie im Heimatort ihrer verstorbenen Mutter und unterstützt die Familienfreundin Paula bei der Innengestaltung des Hotelneubaus der örtlichen Luxushotels. Hier trifft sie auf Lyall, der von seiner Familie zwangsverpflichtet wurde, die Wogen vor Ort zu glätten, nachdem er vor drei Jahren für eine Katastrophe gesorgt hat, die ihm das Örtchen bis heute nicht verzeihen konnte. Und während alle Kenzie vor Lyall warnen, kann sie nicht anders und kommt ihm immer näher. Doch was ist, wenn Lyalls Vergangenheit alles zerstören kann?

Don’t love me ist Band 1 der Don’t love me-Reihe und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte von Lyall und Kenzie wird in Band 2 fortgesetzt.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut und hat zwischendurch kleinere, nicht ausgewiesene Zeitsprünge. Der Schreibstil ist angenehm, gut lesbar und passt zum Alter der Protagonisten. Sowohl Lyall als auch Kenzie führen als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Das Buch beinhaltet nicht-expliziten sexuellen Content.

Meine Meinung

Don’t love me ist mein erstes Buch von der Autorin Lena Kiefer. Ich hatte bereits sehr viel Gutes über sie gehört und der Klappentext sprach mich sehr an, weshalb ich dem Ganzen gern eine Chance geben wollte. Hatte ich ehrlich gesagt einen recht normalen New Adult Roman erwartet, so wurde ich doch sehr davon überrascht, wie die Autorin die Geschichte aufgebaut hat.

Im Fokus der Geschichte stehen Lyall und Kenzie, die beide unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Kenzie zuhause nach dem Unfalltod ihrer Mutter das Leben ihres Vaters und ihrer drei Schwestern managt, kommt Lyall aus sehr reichem Haus – seiner Familie gehört eine gigantische Hotelkette, die von seiner Großmutter mit eiserner Hand geführt wird. Was die beiden miteinander verbindet? Kenzies Weg führt für ein Praktikum nach Schottland, wo auch Lyall von seiner Familie einbestellt wurde, um die Wogen zu glätten. Denn vor 3 Jahren ist etwas Schlimmes passiert und seitdem ist Lyall verachtet und gefürchtet im Ort. Was genau passiert ist, damit spielt die Autorin als Spannungsbogen fast durch das ganze Buch. Kenzie, die als Neuankömmling von den Geschehnissen natürlich keine Ahnung hat, wird immer wieder von verschiedenen Personen darauf hingewiesen, vorsichtig zu sein. Doch sie versteht nicht wieso, denn Lyall ist zwar teils recht arrogant, aber Kenzie gegenüber eigentlich immer nett. Als beide auch immer wieder zusammenarbeiten, beginnt es zu knistern. Aber es ist kompliziert, denn Lyall soll auf gar keinen Fall eine Beziehung eingehen und auch Kenzie ist sich unsicher, wo das mit Lyall hinführen soll. Als sich die Ereignisse dann überschlagen, lüftet Lyall sein Geheimnis. Doch am Ende muss Kenzie sich fragen: Hat er überhaupt die Wahrheit gesagt?

Von Anfang an war ich wirklich in der Geschichte drin. Es ist der lebhafte, mitreißende Schreibstil, aber vor allem auch die Art der Protagonisten, die in diesem Buch Spaß machen. Ich werde nicht lügen und das Buch in den Himmel loben, denn dafür gab es doch einige Punkte, die mich gestört haben. Aber die spritzige Unterhaltung, die Lyall und Kenzie bieten, kann trotzdem überzeugen. Kenzie ist schlagfertig, steht für ihre Träume ein und geht mit einer gewissen Weitsicht, aber auch einer guten Portion Gutgläubigkeit durchs Leben. Damit ist sie kein naives Mauerblümchen, was in New Adult Büchern ja gern genutzt wird, aber eben auch keine Über-Braut, die alles kurz und klein schlägt. Kenzie hat mir gut gefallen und sie konnte definitiv Sympathiewerte sammeln, auch weil sie nicht sofort dem Gerede nachgibt oder vor großen Persönlichkeiten wie Lyalls Familie einknickt. Ich mochte auch die Einbindung von Kenzies Wunsch, Innendesign zu machen, sehr. Es war ein präsentes Thema, was aber auch nicht zu viel Raum einnahm, dass es wie ein Lückenfüller wirkt. Ehrlicherweise überwiegt in diesem Buch aber sowieso nicht Kenzies Leben – es spielt eine Rolle und es gibt hier auch die ein oder andere Entwicklung, aber die Autorin hat sich in meinen Augen mehr um die Story von Lyall und seiner Familie gekümmert. Das hat mir gut gefallen. Denn bei den Hendersons gibt es viel, worüber man berichten kann. Kleine familiäre Intrigen, Geheimnisse, Umsturzpläne, strenge Strukturen. Ich freue mich in den Folgebänden tatsächlich schon sehr darauf, wie sich das alles entwickelt. Gepaart mit Lyalls Geheimnis gibt es so nämlich einiges, was für Spannung sorgt.

Nicht so gut gelungen fand ich leider die Entwicklung der Liebesgeschichte. Es war ein klassisches Aufeinandertreffen, bei dem es knistert und gleichzeitig der Grundstein für eine kleine Kabbelei gelegt wird. Denn Lyall ist anfangs nicht nett zu Kenzie, was sie ihm nachträgt. Als beide dann beruflich aufeinandertreffen, müssen sie sich arrangieren. Lyall brennt recht schnell für die selbstbewusste Kenzie und auch sie interessiert sich für den hübschen Badboy. Irgendwie entwickelt sich dann etwas zwischen den beiden. Wie und warum? Das wurde mir nur bedingt klar. Zwar gibt es einige wirklich schöne Szenen und auch gute Gespräche, aber gleichzeitig war es so von 0 auf 100, kombiniert mit der schwierigen Hintergrundlage um Lyalls Geheimnis und Lyalls Verpflichtung, keine Beziehung einzugehen, um Ruhe reinzubringen. Das führte auch dazu, dass die letzten Entwicklungen im Buch etwas dumpf waren, da hierfür eine tiefe Verbindung notwendig wäre in meinen Augen, die aber beide für mich (noch) nicht aufbauen konnten. Daher verkommt der Cliffhanger fast schon zu einer Überreaktion und ich bin auch etwas von Kenzie enttäuscht, denn die Autorin hat sie an vielen Stellen anders reagieren lassen, als man es von New Adult Büchern kennt, nur hier nicht. Reden hilft, das war schon immer die Devise. Etwas störend fand ich tatsächlich aber auch, dass die Autorin permanent Jane Austin Anspielungen macht. Ich weiß nicht, in wie vielen Büchern das mittlerweile vorkam und in wie wenigen ich es passend fand. Aber was soll’s. Schauen wir mal, wie es mit Kenzie und Lyall weitergeht.

Auch rund um das Geheimnis muss ich sagen: Es war gut, aber manchmal auch etwas zäh. Das größte Problem, was ich bei solchen Büchern immer habe: Zig Personen sprechen Kenzie immer wieder darauf an, dass etwas Schlimmes passiert ist, sie vorsichtig sein soll und sowieso Lyall die Ausgeburt der Hölle ist. Doch nicht eine Person erklärt, wieso. Als Begründung hat die Autorin hier vor allem den gesellschaftlichen Druck verwendet, der durch den hochangesehenen Namen von Lyalls Familie als regional riesiger Arbeitgeber entsteht. Aber ganz ehrlich? Ich fand das teilweise schon etwas mau. Natürlich wird so der Spanungsbogen sehr hoch gehalten und der Leser hat zwischendurch immer wieder die Chance, sich durch kleine Hinweise eine eigenen Geschichte zusammenzureimen, aber gleichzeitig entsteht irgendwann auch ein kleines Gefühl von Genervtheit, weil man das Gefühl hat, nicht weiterzukommen. Als am Ende dann die Auflösungen – es gibt Lyalls Variante und die des Ortes – kommen, hat es zwar einen gewissen Überraschungseffekt, aber ich bin ehrlich, dass ich etwas mehr erwartet hätte. Andererseits gibt es eben auch noch zwei weitere Bücher, wo das Thema sicher nochmal aufkommt. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie die Autorin den Konflikt lösen möchte.

Mein Fazit

Am Ende hat mir Don’t love me doch gut gefallen und es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil und die Protagonistin Kenzie ist wunderbar schlagfertig. Ich würde schon sagen, dass es ein etwas anderes New Adult Buch ist und mit einer sehr spannenden Hintergrundgeschichte punkten kann. Dafür wirkt die Liebesgeschichte etwas platt, sie hat allerdings ja auch noch zwei Bände, um sich anständig aufzubauen. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]