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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2021

Überzeugte mich nur bedingt

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
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Das Buch spielt ein paar Jahre in der Zukunft. Die Welt hat sich verändert: In Deutschland herrschen Überschwemmungen, in Afrika herrscht Dürre und in Australien brennen die Wälder. Leela Faber erhält ...

Das Buch spielt ein paar Jahre in der Zukunft. Die Welt hat sich verändert: In Deutschland herrschen Überschwemmungen, in Afrika herrscht Dürre und in Australien brennen die Wälder. Leela Faber erhält von ihrem Freund Jakob, Glaziologe auf einer Forschungsstation in der Antarktis, eine Mail mit brisanten Dokumenten. Diese sollen beweisen, dass große Konzerne die Klimakrise befeuern. Als die Forschungsstation kurz darauf ins Meer bricht und Jakob stirbt, macht sich Leela zur Aufgabe, diesen Skandal zu stoppen. In der Aktivistin Mackenzie findet sie dabei tatkräftige Unterstützung.

Obwohl ich den Plot und die sehr realistisch und anschaulich gezeichneten Zukunftsszenarien - korrupte Politiker*innen, Sekten, terroristische Aktivisten und gewaltbereite Rechtsextreme inmitten schrecklicher (Un)Wetter- und Klimaverhältnisse - sehr spannend finde, haben mich der Erzählstil und die Figurenentwicklung leider nicht überzeugen können.
Es gibt zahlreiche Erzählstränge, die durch sehr kurze Kapitel den roten Faden erschweren und bei denen ich mir teilweise unschlüssig war, inwiefern sie relevant für das Gesamtgeschehen waren. Während zu Beginn in die verschiedenen Lager und Verhältnisse eingeleitet wurde, kippt plötzlich alles. Ein Ereignis jagt das nächste, Figuren wechseln plötlich die Seiten und Leela Faber wird von der eher unauffälligen und zurückhaltenden Schriftstellerin plötzlich zur aggressiven Aktivistin.

Inhaltlich, bezogen auf die Klimaveränderung und daraus resultierende Konsequenzen, konnte mich Noah Richter überzeugen. Aus literarischer und figurentechnischer Perspektive eher weniger. Trotz einiger Längen und der überraschenden Figurenentwicklung habe ich das Buch gern gelesen.

Veröffentlicht am 07.03.2021

Sehr offener und tiefer Einblick

Nie wieder Opfer
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Auf Aline Bachmann und ihre vermeintlich provokante Aktion am Alexanderplatz wurde ich erst durch ihr Buch aufmerksam. Darin schildert sie sehr offen von ihrer Fresssucht, die bereits im Kindergartenalter ...

Auf Aline Bachmann und ihre vermeintlich provokante Aktion am Alexanderplatz wurde ich erst durch ihr Buch aufmerksam. Darin schildert sie sehr offen von ihrer Fresssucht, die bereits im Kindergartenalter begann, Mobbing, tiefen Abstürzen mit vermeintlichen Freunden, der Enttäuschung der ersten großen Liebe und anschließend ihrem harten Weg daraus.

Der flüssige und nahezu plauderhafte Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, da sich die Kapitel rasch lesen ließen und ich das Gefühl hatte, dass Aline Bachmann genau die Schlüsselerlebnisse schildert, die ihr in den jeweiligen Erzählkontexten einfallen. Dass ihre Kindheit und ihre Jugend sehr traumatisch waren und ihr emotionaler Halt durch Eltern und Freunden bereits ab frühen Jahren fehlten, wird sehr schnell klar. Selbstverständlich muss ich sagen, dass das Buch sicherlich lesenswert ist - gerade für Fans oder jüngere LeserInnen, die sich selbst in derartigen Krisen befinden und Mut benötigen von jemandem, der den Weg hinein ein ein gutes, selbstbestimmtes Leben gefunden hat.

Was mich stark gestört hat, war der oft sehr anklagende, vorwurfsvolle Ton, in dem Aline offenbar immer den anderen die Schuld an ihrem Lebensweg gegeben hat, und sehr schlecht über Menschen in ihrem Umfeld spricht. Inwieweit das stimmt oder nicht, darf ich als Leserin absolut nicht beurteilen. Allerdings zwängte sich mir immer wieder der Gedanke und somit das Gefühl auf, dass Aline Bachmann noch sehr viel zu verarbeiten und zu reflektieren hat, und sich vielleicht noch selbst davon überzeugen muss, dass sie jetzt selbstbewusst und unabhängig ist, indem sie es sich und den LeserInnen immer wieder beteuert. Zwischenzeitlich dachte ich, dass es vielleicht noch zu früh für dieses Buch war und ein wenig mehr Distanz und Reflexion nicht geschadet hätten.

Das Buch schildert ungeschönt von ihrem harten Lebensweg, traumatischen Erfahrungen und kontinuierlichen Rückschlägen.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Ganz anders als erwartet

Das Verschwinden der Erde
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Die beiden Schwestern Sofija und Aljona verschwinden eines Tages auf der Halbinsel Kamtschatka. Eine Frau hat ihre Entführung beobachtet, kann allerdings nicht genügend Hinweise geben, mit denen der Mann ...

Die beiden Schwestern Sofija und Aljona verschwinden eines Tages auf der Halbinsel Kamtschatka. Eine Frau hat ihre Entführung beobachtet, kann allerdings nicht genügend Hinweise geben, mit denen der Mann gefasst wird. Auch die Suchtrupps enden ohne jeglichen Fund. Julia Phillips beschreibt in Kapiteln, die nach Monaten unterteilt sind, von verscheidenen Frauen auf Kamtschatka. Dabei beschreibt sie detailliert das Einzelschicksal jeder Frau, ihr Umfeld, ihre soziale Rolle und ihr Verhältnis zu ihrer Herkunft und dem jeweiligen Wohnort. Gerade zu Beginn viel es mir schwer, den Überblick zu behalten, Verbindungen richtig einzuordnen und einen Gesamtkontext herzustellen. Daher war die Übersicht zu Beginn sehr hilfreich.

Die Autorin schreibt von der Angst um die Mädchen, die nicht erfolgreichen Ermittlungen und dem Umgang damit innerhalb der Bevölkerung. Wichtige Grundpfeiler sind dabei das einfache Leben auf Kamtschatka, Armut, die untergeordnete Rolle der Frauen, die Abhängigkeit von ihren Ehemännern, Familien und die fehlenden Freiräume zur Selbstentfaltung.

Obwohl ich die einzelnen Kapitel ganz interessant und den Schreibstil sehr angenehm zu lesen fand, hinterlässt das Buch keinen nachhaltigen Eindruck. Die Geschichten stehen recht unabhängig voneinander, von Thrill habe ich nur im ersten Kapitel etwas gespürt, und irgendwie fehlt mir ein Mehrwert nach der Lektüre. Mich hat das Buch nicht emotional berühren können, ich bin lediglich den Ausführungen und den Famillienkonstellationen auf recht nüchterner und sachlicher Ebene gefolgt.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Aufgezeigte Missstände der verschlafenen Digitalisierung

Zukunft verpasst?
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Dass digitale Prozesse und Abläufe auch in Deutschland ein- und umsetzbar sind, zeigen die Herausforderungen, vor die Covid-19 uns stellt: flächendeckendes Homeoffice, virtueller Schulunterricht und Zoom-Meetings, ...

Dass digitale Prozesse und Abläufe auch in Deutschland ein- und umsetzbar sind, zeigen die Herausforderungen, vor die Covid-19 uns stellt: flächendeckendes Homeoffice, virtueller Schulunterricht und Zoom-Meetings, auf die in der Form bis dahin niemand vorbereitet war.

Thomas Middelhoff und Cornelius Boersch analysieren anschaulich, an welchen (Zeit)Punkten und in welchen wirtschaftlichen und politishcen Bereichen Deutschland fundamentale Digitalisierungsprozesse verschlafen und so den internationalen Anschluss im Vergleich zu China und den USA verloren hat. Untermauert werden diese Aussagen durch vielfältige Daten und Studien, die in Form von Graphiken veranschaulicht sind. Dabei werden zum einen Missstände aufgezeigt und zum anderen effektive Vorschläge und Handlungsbedarfe benannt. Abgerundet wird das Buch durch einen zehn-Punkte-Plan am Ende.

Obwohl alle Sachverhalte in flüssigem Schreibstil nachvollziehbar geschildert werden, schadet ein gewisses Maß an wirtschaftlichen und politischen Vorkenntnissen nicht. Gerade das erste Drittel fand ich sehr anschaulich und interassant, da die Zusammenhänge durch aktuelle Fallbeispiele erläutert werden. Im Folgenden wiederholt sich in meinen Augen viel und es kommt wenig ausschalggebend Neues hinzu.

Dennoch handelt es sich hier um ein sehr informatives und kritisches Sachbuch, das zahlreiche Lösungsvorschläge enthält.


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Veröffentlicht am 02.01.2021

Wenig neues, aber trotzdem ganz nett

Kleine Fluchten – großes Glück
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Vera Schröder stellt 20 kleine Fluchten vor, die den Familienalltag vereinfachen und stressfreier machen können / sollen. Diese sind unterschiedlich schnell und leicht bzw. lang und aufwendig umzusetzen. ...

Vera Schröder stellt 20 kleine Fluchten vor, die den Familienalltag vereinfachen und stressfreier machen können / sollen. Diese sind unterschiedlich schnell und leicht bzw. lang und aufwendig umzusetzen. Die Ideen reichen von einem blauen Tag, konkreten Handyregeln und der Übung "nein" zu sagen bis hin zu einer terminfreien Woche. Obwohl mir die meisten Fluchten bereits bekannt waren und so wenig neue Impulse dabei waren, ließ sich das Buch sehr flüssig und rasch lesen und wurde durch die guten Illustrationen aufgewertet. In den sechs großen Fluchten erzählen Familien im Interview, wie sie ihren Familienalltag in Deutschland durchbrochen haben, was auf jeden Fall spannend zu lesen war, auch wenn ein solcher Lebensstil für mich wahrscheinlich nicht infrage kommt.

Wer sich bereits mit dem Thema befasst hat und hier tiefgreifende Ideen und Inhalte erwartet, wird eher nicht auf die Kosten kommen. Als erste Inspiration oder Bestätigung, dass man selbst schon viel richtiges und wichtiges umsetzt, ist es jedoch gut geeignet.