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Veröffentlicht am 28.01.2021

Ein interessantes Sachbuch in Romanform, lesenswert

Umbrüche - Begegnungen
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#UmbrücheBegegnungen beginnt mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und endet mit den Anforderungen der heutigen Zeit. Und nein, es geht dabei nicht nur um die momentan grassierende Pandemie. Aus Sicht von ...

#UmbrücheBegegnungen beginnt mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und endet mit den Anforderungen der heutigen Zeit. Und nein, es geht dabei nicht nur um die momentan grassierende Pandemie. Aus Sicht von unterschiedlichen Menschen schreibt der Autor über Begegnungen, die alle in einer Sache münden: dem Segeln. Der Autor begibt sich seine Akteuren auf Reisen in ferne Länder und lässt auch Menschen zu Wort kommen, die anderen helfen, sich aus schwierigen Situationen zu lösen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es noch nicht um Massentierhaltung und/oder Erderwärmung. Damals gab es andere Sorgen, die die Menschen umtrieben. Das gilt auch für die Zeit während des Mauerfalls. Hier konnte aus dem Volk heraus ein Umbruch stattfinden, der leider von den Verantwortlichen viel zu rasch und teuer für die betroffenen Menschen vonstatten ging. Danach kamen dann der Börsencrash oder die Bankenrettung. Auch die Globalisierung ist nicht ausschließlich ein Segen und mittlerweile werden Rufe lauter, die das Streben nach lokaler Versorgung der Bevölkerung bevorzugen.

Vier große Themen sind es, die vom Autor beschrieben und mit Leben erfüllt wurden. Er schreibt über Menschen, die sich Gedanken über das Jetzt und die Zukunft machen. Wie sieht es mit der Fähigkeit zur segensreichen Kommunikation aus? Gibt es die überhaupt noch und kann sie eventuell wieder zurückerobert werden? (FB ist ein gutes Negativbeispiel). Der Autor zeichnet bekannte Punkte zum besseren Miteinander auf, die schon lange bekannt sind. Aber auch neue Ansätze gibt es nachzulesen und daher fand ich das Buch gut. Vier Sterne gibt es von mir und eine Leseempfehlung dazu.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Eine Mischung aus Thriller und Mystery

Der Mädchenwald
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Elissa ist nicht nur eine begeisterte sondern auch eine gute Schachspielerin. Ihre Mutter unterstützt sie bei ihren Ambitionen und fährt sie stets zu wichtigen Turnieren. Bei einem wichtigen Wettbewerb ...

Elissa ist nicht nur eine begeisterte sondern auch eine gute Schachspielerin. Ihre Mutter unterstützt sie bei ihren Ambitionen und fährt sie stets zu wichtigen Turnieren. Bei einem wichtigen Wettbewerb wird Elissa entführt. Sie landet im Keller eines verlassenen Cottages. Ihr einziger Lichtblick in der ausweglosen Situation ist Elijah, ein Einzelgänger und seltsam anmutender Junge. Dabei ist er intelligent und wesentlich gewitzter als es den Anschein hat. Er alleine könnte das Mädchen retten und nur er weiß, dass Elissa nicht das erste Kind ist, welches im Märchenwald versteckt wird.

„Der Märchenwald“ ist eine Mischung aus Thriller und Mystery. Zuweilen war es für mich schwierig zu folgen, da die Story immer wieder aus anderen Perspektiven und aus der Sicht unterschiedlicher Personen erzählt wird. Es fließt viel Blut und das beschreibt der Autor recht anschaulich. Die Spannung baut er recht gut auf, kann sie aber nicht dauerhaft halten. Für meinen Geschmack gibt es zu viele Stränge, die ausufern und daher sogar langweilig sind. Die sehr ausführlichen privaten Ereignisse im Leben der Ermittlerin fand ich ebenfalls übertrieben. Wer ein wenig Mystery mag und dabei nicht darauf achtet, dass die Erzählung tatsächlich glaubhaft ist, der wird hier gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Eindrucksvolle Schilderung des Lebens der "Schwabenkinder"

Als wir uns die Welt versprachen
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Edna lebt alleine mit ihrem Papagei in Südtirol. Regelmäßig liest sie die Zeitschrift „Stern“ und eines Tages findet sie dort das Foto ihres Freundes aus Kindertagen. Jacob ist sein Name und wie sie, wurde ...

Edna lebt alleine mit ihrem Papagei in Südtirol. Regelmäßig liest sie die Zeitschrift „Stern“ und eines Tages findet sie dort das Foto ihres Freundes aus Kindertagen. Jacob ist sein Name und wie sie, wurde als Verdingkind auf einem Markt in Ravensburg verkauft. Sie erkennt ihn auch nach vielen Jahrzehnten an seiner markanten Verletzung am Augenlid. Kurzentschlossen macht sie sich auf den Weg nach Radolfzell. Nein, nicht mit dem Auto oder der Bahn, sie reist per pedes und mit Emil, dem Papagei an ihrer Seite. Der hat nämlich für Edna und Jacob eine besondere Bedeutung. Auf dem Weg von Italien nach Deutschland begegnet sie etlichen Menschen, die sie tief in ihrem Inneren berühren und so gar nicht dem üblichen „Schubladendenken“ entsprechen.

„Als wir uns die Welt versprachen“ berichtet von einem Kapitel in der Geschichte, welches nicht viel Beachtung findet. Verding- oder Schwabenkinder wurden von armen Familien in großer Not verkauft. Sie mussten zu reichen Bauern ziehen und dort unter sklavenähnlichen Verhältnissen arbeiten. Immer wieder wird berichtet, dass auch Geistliche für den Verkauf der Kinder einsetzten. Sie wollten ihnen laut eigener Aussagen, doch nur das beste. Wie das tatsächlich war, das kann in Büchern nachgelesen und in Filmen angeschaut werden. Märkte, bei denen die Kinder an meistbietende Bauern verkauft wurden, gab es nicht nur in Ravensburg. Unter anderem wurden die Kleinen auch in Wengen und Friedrichshafen auf ihre erschütternde Reise gebracht.

Das Fatale bei den missbrauchten Kindern war, dass die Familien sich tatsächlich keine andere Lösung denken konnten. Zumal, wie oben geschrieben, auch die Kirchenväter ihnen gut zuredeten. Über ihre Situation berichteten die Kinder kaum. Zu ängstlich waren sie und selbst Missbrauch wurde nicht verraten. Leider gibt es bis heute nur wenige Zeitzeugen, die darüber berichten. Zu lange sind die Untaten an Wehrlosen her und kaum noch jemand interessiert sich dafür. Die Autorin schildert eindringlich das Geschehen damaliger Zeit, verzettelt sich aber meiner Meinung nach dann doch zu sehr. Vier Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich aber sehr gerne.

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Veröffentlicht am 23.01.2021

Die Tochter des Papstes

Lucrezia Borgia
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Viele Leute denken, sie sei eine „verhängnisvolle Frau“, die zudem Giftmörderin, Ehebrecherin und Blutschänderin war. Als ich „Femme fatale“ bei Google eingab, wurde mir als eines der vielen Ergebnisse ...

Viele Leute denken, sie sei eine „verhängnisvolle Frau“, die zudem Giftmörderin, Ehebrecherin und Blutschänderin war. Als ich „Femme fatale“ bei Google eingab, wurde mir als eines der vielen Ergebnisse auch Lucrezia Borgia präsentiert. Zum Glück gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die viele Vorurteile entkräften. Es wurden Briefe gefunden und Schriften entdeckt, die ein völlig anderes Bild von Lucrezia Borgia zeigen. Sie lebte von 1480 bis 1519 und war die uneheliche Tochter des Papstes Alexander VI. Auch er benutzte sie im Ränkespiel der Zeit und ja, „verschacherte“ zu eigenen Zwecken.

Die Biographie von Friederike Hausmann zeigt eine Lebensgeschichte, die den aktuellen Ergebnissen der Forschung entspricht. Viele angebliche Fakten vergangener Zeit werde widerlegt und andere belegt. Aber nicht nur das Leben von Lucrezia wird beschrieben. Auch ihre Verwandten, seien es Blutsverwandte oder angeheiratete Familienmitglieder, kommen zur Sprache. Wie es damals normal war, so wurde auch Lucrezia verheiratet, wie es der Politik des Papstes oder der Brüder am besten passte. Frauen galten als Mittel zum Zweck und falls sie das Glück hatten, dass sie einen Ehemann fanden, der ihnen gefiel, war das eine Ausnahme.

Das Sachbuch schildert nicht nur das Leben der Borgia sondern auch die Entwicklung in Italien. Leider hielt sich die Autorin dabei nicht immer an die chronologische Reihenfolge und das erschwerte für mich den Lesefluss. Trotzdem las ich das Buch sehr gerne und bin davon überzeugt, dass hier eine gründliche Recherche vorliegt. Viele Querverweise gibt es, die im Anhang genau bezeichnet und als Fakten nachzulesen sind. Nein, niemand kann definitiv bezeugen, dass alle Angaben von Historikern stimmen. Aber ich denke, dass hier nur belegbare Schriften als Grundlage zur Biographie dienten. Vier Stern gebe ich daher sehr gerne.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Guter Roman, leider mit vielen offenen Enden

Der silberne Elefant
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Drei Frauen und ihre Schicksale werden in dem Roman „Der silberne Elefant“ beschrieben. Vera, die vor Jahren einen Fehler machte, der ihr keine Ruhe lässt, Emilienne, die während des Bürgerkrieges in Ruanda ...

Drei Frauen und ihre Schicksale werden in dem Roman „Der silberne Elefant“ beschrieben. Vera, die vor Jahren einen Fehler machte, der ihr keine Ruhe lässt, Emilienne, die während des Bürgerkrieges in Ruanda schlimmste Traumata erlebte und Lynn, die mit 58 Jahren sterben wird. Alle drei sind Opfer ihres Lebens beziehungsweise der Erlebnisse. Sie können zwar nicht sofort alles verarbeiten aber lassen irgendwann die Hilfe von außen zu. Das hilft ihnen, zu verarbeiten und vielleicht können sie ja auch ihren Peinigern irgendwann vergeben?

Als die Autorin in einem Interview gefragt wurde, welches Erlebnis den Ausschlag für das Schreiben des Buches war, konnte sie sich sehr genau an den Tag erinnern. Sie besuchte eine Wohltätigkeitsveranstaltung, die sich für die Überlebenden der Massaker in Ruanda einsetzte. Was sie dort hörte, beeindruckte sie tief und sie war so erschüttert, dass sie es nur mit dem Schreiben eines Buches verarbeiteten konnte.

„Der silberne Elefant“ berührt sehr, da die Grausamkeiten drastisch geschildert werden. Ich als Leser sah das Blut vor mir und das Kopfkino bekam mir nicht wirklich gut. Es ist aber Fakt, dass zwischen April und Juli des Jahres 1994 mehr als 800.000 Menschen getötet wurden, die den Tutsis angehörten. Und nein, dieser Genozid wurde nicht von Auswärtigen, sondern von Nachbarn und „Freunden“ verübt. Die gehörten nämlich den radikalen Hutu an.

Ein spannendes Buch, das mich aber nicht völlig überzeugen konnte. Für mich war der Zusammenhang zwischen den Frauen nicht immer ersichtlich und das Ende hatte zu viele lose Fäden. Vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung? Das wäre schön. Der Freistaat Bayern verlieh für den Roman sogar eine Verlagsprämie und dass es ein Debüt ist, erkennen selbst fleißige Leser kaum. Hier muss aber auch die Übersetzerin gelobt werden. Ihre Arbeit ist aller Ehren wert und das kann noch längst nicht jeder ihrer Kollegen von sich behaupten. Vier Sterne und das nur, weil das Ende für meinen Geschmack zu offen ist.

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