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Veröffentlicht am 05.02.2021

Was für ein turbulenter Liebesroman

Mein Glück in deinen Händen
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Das Glück finden wir nicht im Vergangenen.

Um was es geht:
Sara kann ihrer Schwester Mariel nicht verzeihen, dass sie ihr den Freund ausgespannt hat und nun ihre Hochzeit mit ihm plant. Saras Fantasie ...

Das Glück finden wir nicht im Vergangenen.

Um was es geht:
Sara kann ihrer Schwester Mariel nicht verzeihen, dass sie ihr den Freund ausgespannt hat und nun ihre Hochzeit mit ihm plant. Saras Fantasie überschlägt sich bei dem Gedanken daran, mit welchen Möglichkeiten sie Mariels schönsten Tag im Leben sabotieren kann, und manchmal werden Träume wahr. Was aber, wenn diese sich zu Albträumen entwickeln?

Die Figuren:
Sara Harrington ist 38 Jahre alt und lebt in Chicago. Sie ist Eventmanagerin und folgt einem Hilferuf ihrer Mutter, weshalb sie umgehend nach New York fliegt. Sara ist organisiert, hat Biss, neigt zur Sturheit und versteht es, auf eigenen Beinen zu stehen. Beruflich sind für sie Probleme da, um gelöst zu werden. Privat eher, um ihnen aus dem Weg zu gehen.

David Cole ist charmant, zurückhaltend, humorvoll und ein feiner Kerl. Mit ihm habe ich ebenso viel Spaß wie Sara. Er lebt in Manhattan und ist in der Immobilienbranche tätig.

Zudem gibt es einige Nebenfiguren, die mein Herz unterschiedlich erwärmen.

Die Umsetzung:
Die Entwicklung der Figuren liest sich nachvollziehbar und der bildhafte und flüssige Schreibstil lässt mich durch die Seiten fliegen. Simses führt mich dicht an Sara heran und ich habe volles Verständnis für ihr emotionales Durcheinander. Ich weiß selbst nicht, wie ich damit umgegangen wäre, wenn meine Schwester plötzlich mit meinem Freund angebandelt hätte. Das ist ja doch irgendwie ein Tabu. Die Mutter der beiden ist erfrischend und lässt mich oft schmunzeln. Sie gefällt mir in ihrer Rolle richtig gut.

Es folgen unglaubliche Verwicklungen, die sich nicht alle nachvollziehbar lesen, aber das Tempo in die Höhe schnellen lassen und mich bestens unterhalten. Es passiert so viel. In den Seiten wird es romantisch, turbulent, bedrückend und lustig. Der Wechsel zwischen den Stimmungen ist gelungen. Die Story wird aus der Ich-Perspektive von Sara in der Vergangenheit geschildert. Am Ende erwartet mich ein leckeres Rezept, das ich noch ausprobieren werde.

Was schade ist:
Leider bleibt die Entwicklung der Liebesgeschichte von Sara und David im Hintergrund. Da kommt einiges zu kurz und das Ende zu abrupt.

Zur Buchgestaltung:
Normalerweise äußere ich mich nicht zum Cover und es hat auf die Bewertung keinen Einfluss, aber die Buchgestaltung ist hier so liebevoll ausgeführt, das ich es unbedingt erwähnen möchte. Die herausragende Optik und die zartrosa Seiten untermalen häufig das Stimmungsbild.

Mein Fazit:
„Mein Glück in deinen Händen“ ist ein turbulenter Liebesroman, der mir unglaublich viel Unterhaltungspotential bietet. Zudem schenkt mir Simses angenehme Charaktere, für deren Handeln mir die Autorin Verständnis vermittelt und ich erlebe Saras Wandlung hautnah mit. Einiges von den Familienzwistigkeiten liest sich wie aus dem Leben gegriffen und das ist es vermutlich auch. Es macht die erlesenen Emotionen authentisch. Einige Szenen sind überspitzt, was aber den Lesefluss nicht stört. Es ist eine witzige unterhaltsame und temporeiche Lovestory mit einer Schwäche.

Von mir erhält „Mein Glück in deinen Händen“ 4 ereignisreiche Sterne von 5 und eine unbedingte Leseempfehlung.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.01.2021

Zeit für Magie

Touch of Ink, Band 1: Die Sage der Wandler (Fesselnde Gestaltwandler-Romantasy)
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Hier konnte ich nicht widerstehen:
Ich habe seit Jahren keine Fantasy gelesen, doch bei „Touch of Ink“ hat mich der Klappentext schwach werden lassen und so tauche ich in eine Welt ein, in der ich das ...

Hier konnte ich nicht widerstehen:
Ich habe seit Jahren keine Fantasy gelesen, doch bei „Touch of Ink“ hat mich der Klappentext schwach werden lassen und so tauche ich in eine Welt ein, in der ich das logische Denken aussperre und mich der Magie hingebe, die durch die Seiten flirrt.

Um was es geht:
Was kann eine Tätowierung aus Kindheitstagen für eine Bedeutung haben? Diese Frage stellt sich Quinn schon ihr Leben lang. Mit Nate, einem Kommilitonen, kommt sie der Lösung gefährlich nahe.

Figuren, die mich unterschiedlich berühren:
Quinn Shields ist 18 Jahre alt, adoptiert und besucht die Vancouver Island University, um Grafikdesign zu studieren. Sie wohnt dafür bei ihrer Adoptivschwester Belle, die Quinn eher eine Mutter als Schwester ist. Quinn ist ein natürlicher Typ mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sie ist humorvoll und mutig, aber macht anderen und mir immer wieder das Leben schwer, mit ihren egoistischen Aktionen. Damit sammelt sie bei mir gehörig Minuspunkte.

Nathan Copeland ist ein Gestaltwandler. Er wirkt zurückhaltend, fürsorglich und ist mir in jeder Seite sympathisch, doch es bleibt bis zum Schluss eine Distanz zwischen uns.

An Nebenfiguren möchte ich Thomah und Sam hervorheben. Lasthaus hat mit ihnen einnehmende Charaktere geschaffen, die ich blitzartig ins Herz schließe.

Womit mich Lasthaus sofort packt:
Der Schreibstil ist genial, absolut herausragend. Selten werde ich beim Lesen derart verwöhnt. Lasthaus schreibt bildgewaltig und berauscht mich mit eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen im Kopf, als stünde ich direkt davor. Immer wieder stürze ich in regelrechte Filmstrudel, aus denen ich nicht mehr auftauchen möchte. Ich finde es toll, das sämtliche Fantasy-Ausdrücke, wie die unterschiedlichen Tribes, Sdáng und Sänger, um nur einige zu nennen, ausführlich auf separaten Seiten in der Geschichte erklärt werden; untermalt durch liebevoll gestaltete Tattoos.

Der Einstieg gelingt mir spielend. Ich erfahre die Story meist aus der Ich-Perspektive in der Vergangenheit von Quinn und an einigen Stellen durch Nate, was total gelungen ist. In der Geschichte gibt es eine bewegende Szene, die mich emotional heftig berührt. Gegen Ende nimmt das Buch mächtig an Fahrt auf. Das ist voll nach meinem Geschmack. Im Verlaufe der Handlung tauche ich tiefer in die Story der Tribes ein und erfahre einiges über ihr früheres Leben, was mich packt.

Was mir noch nie passiert ist:
Trotz der prima Figurenbeschreibungen und des bildhaften Schreibstils gelingt es Lasthaus nicht, mir ein Bild für Nate und Quinn zu vermitteln. Ich habe nicht in jedem Buch intensive Gesichter der Figuren vor Augen, aber hier erreicht mich nicht einmal der Hauch einer Idee von beiden, was mich verwirrt.

Nicht alles trifft meinen Geschmack:
Das Buch weist zu viele Längen auf und mir fehlt es an Spannung in den Seiten. Es passiert zu oft nichts Nennenswertes. Und gerade weil ich im Fantasybereich ein unverbrauchtes Blatt bin, finde ich es erstaunlich, wie wenig mich die Geschichte überrascht. Einige der Szenen und Verwandlungen haben mich stark an eine andere verfilmte Buchreihe erinnert.

Was ich total bedaure:
Der Beginn der Gefühle von Quinn und Nate zueinander, ist nur schwer auszumachen. Hier wäre mehr Sichtbarkeit erfreulich. Subtilität ist etwas Feines, aber überreizen sollte man sie nicht. So erreicht mich die Liebelei eben nicht. Überhaupt tritt für mich die Liebesbeziehung zu sehr in den Hintergrund und das bei über 500 Seiten. Da ist so viel Platz für überzeugende Emotionen, die mir leider fehlen. Nicht einmal das Ende mit dem unschönen Cliffhanger lässt mich etwas für die Protagonisten empfinden und ich bin mir nicht sicher, ob ich den 2. Band lesen werde.

Mein Fazit:
„Touch of Ink: Die Sage der Wandler“ ist ein unterhaltsames Jugendbuch, das mit einem exzellenten Schreibstil glänzt. Ich treffe mit voller Wucht auf Kanadas unverfälschte Schönheit und lerne Charaktere kennen, von denen ich mir zwei spezielle an meine Seite wünsche. Sie bewegen etwas in mir. Die Geschichte lässt sich Zeit mit ihrer Entwicklung und es gibt einige Längen, über die ich hinweglese. Alles in allem unterhält mich die Story gut und vom Tempo und den Aufregungen, die gegen Ende des Buches aus den Seiten stürmen, hätte ich mir mehr gewünscht.

Von mir erhält „Touch of Ink: Die Sage der Wandler“ 4 eindrucksvolle Sterne von 5 und eine absolute Leseempfehlung für Fans dieses Genre.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Eine verführerische Lovestory

Wer lieben kann, ist klar im Vorteil
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Zur Handlung:
Renee wurde in Sachen Beziehung schon schwer enttäuscht, und so hegt sie panische Ängste vor einer neuen Liebe. Da kommt eine unverfängliche Affäre mit dem attraktiven Autor Jasper ohne Aussicht ...

Zur Handlung:
Renee wurde in Sachen Beziehung schon schwer enttäuscht, und so hegt sie panische Ängste vor einer neuen Liebe. Da kommt eine unverfängliche Affäre mit dem attraktiven Autor Jasper ohne Aussicht auf mehr gerade recht.

Unterhaltsame Figuren:
Renee Grothen arbeitet als Hochzeitsplanerin in Happily Inc. Für jeden plant sie die Traumhochzeit und kein Wunsch ist für sie unerfüllbar. In ihrem Job ist sie Profi. Privat hält sie es locker und unverbindlich. Spaß im Bett ja, mehr darüber hinaus nein. Das Verhältnis mit ihrer Mutter ist speziell. Renee ist mittelkompliziert, humorvoll, engagiert und ehrlich.

Der erfolgreiche Schriftsteller Jasper Dembenski war ein paar Jahre beim Militär und hat seelische Wunden davongetragen, die ihn für eine Beziehung untauglich machen. Jasper ist geradlinig, pragmatisch, fürsorglich, humorvoll und reagiert in manchen Situationen emotional unpraktisch. Ein toller Charakter mit viel Potential.

An Nebenfiguren möchte ich unbedingt Renees Mutter erwähnen. Mit ihr und allen anderen habe ich eine tolle Zeit. Die Entwicklung der Protagonisten ist angenehm und nachvollziehbar.

Was mich begeistert:
Mallery zieht mich mit den ersten Worten in die Seiten hinein. Trotz der Erzählperspektive aus Sicht der 3. Person bin ich überall dicht dabei. Ich erlebe Jaspers Nöte, sich in einen Frauencharakter hineinzuschreiben und muss öfters darüber lachen, wenn sein Gesicht nur aus Fragezeichen besteht, weil er versucht, Klarheit über das Wesen der Frau an sich zu erlangen. Seine Schreibpassagen sind großartig daneben.

Doch nicht nur die Menschen begeistern mich. Ein wunderbarer Hund tritt ins Rampenlicht und blitzartig in mein Herz. Happily Inc., was für eine reizende Stadt: Ich darf hinter die Kulissen einer Hochzeitsplanerin schauen und den Schreibprozess eines Autors verfolgen, was ich beides hochinteressant finde. Mallery trifft für mich die Balance zwischen Spannung und Entspannung in der Story.

Es werden tiefgreifende Themen angesprochen und überzeugend umgesetzt. Die Autorin überrascht mich dabei mit Wendungen die ich mir nie hätte erträumen lassen. Humorvoll, spritzig, romantisch und nachvollziehbar, nimmt sie mich mit auf eine Reise, die ich nie vergessen werde.

Was mir etwas gefehlt hat:
An manchen Stellen erreichen mich die Emotionen nicht. Ich vermisse ein wenig das Kribbeln beim Lesen.

Mein Fazit:
„Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“, ist eine romantische Lovestory, die mich sofort packt. Es ist ein absolutes Wohlfühlbuch und für mich das erste Buch von Susan Mallery und garantiert nicht das letzte, denn ich hatte eine Menge Spaß mit der Geschichte. Tiefgründig, humorvoll, emotional und mit überraschenden Wendungen hält mich Mallery spielerisch in den Seiten.

Von mir erhält „Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“ 4 stimmungsvolle Sterne von 5 und eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Hier steckt LOVE drin

A single kiss
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Kein Geld der Welt macht dich glücklich, das schafft nur die Liebe.

Und wieder beginne ich mit dem letzten Band einer Reihe. Das scheint bei mir zum Fluch zu werden.

Zum Kern der Story:
Ella ist ein ...

Kein Geld der Welt macht dich glücklich, das schafft nur die Liebe.

Und wieder beginne ich mit dem letzten Band einer Reihe. Das scheint bei mir zum Fluch zu werden.

Zum Kern der Story:
Ella ist ein It-Girl und Erbin eines Fashion-Imperiums. Um endlich das zu tun, was sie wirklich will, entscheidet sie sich für ein Auslandsjahr und erhält eine neue Perspektive auf das Leben.

Zu den großartigen Figuren:
Emmanuelle Chevallier, (Ella) ist 22 Jahre alt und studiert an einer Modedesignschule. Sie verlässt Paris für ein Auslandsjahr in Großbritannien. Dort besucht dort das Plymouth College of Art. Dabei bleibt es nicht aus, das Welten aufeinanderprallen und ich bewundere Ella für ihr Engagement, es in ein normales Leben zu schaffen. Sie ist ehrlich, taff, offenherzig und sich für nichts zu schade. Ella hat Biss und beweist mehr als einmal ihren Mut.

Callum McArthur ist 24 Jahre alt und liebt die Fotografie. Er steckt im letzten Studienjahr für Fotografie. Cal ist Schotte und nimmt sich eine Frauen Auszeit. Er fühlt sich entwurzelt und hat eine enge Bindung zu seiner eindrucksvollen Großmutter. Cal ist warmherzig, romantisch, heiß, fürsorglich, klug, hartnäckig und perfektionistisch.

Die Entwicklung der Protagonisten berührt etwas tief in mir.

An Nebenfiguren gibt es Ellas Bruder Henri, oh man, ich liebe diesen Typ. Dann muss ich unbedingt ihre WG Mädels erwähnen: Oxy, Val und Libby. Dort möchte ich augenblicklich ein Zimmer haben. Ich schreibe nur L.O.V.E.

Was ich großartig finde:
Neben dem flüssigen Schreibstil gibt es die richtige Menge an Antagonisten und herzerwärmende Charaktere, die mich zum Träumen bringen. Ich tauche rasch in die Story ein und bestaune zunächst den längsten Prolog, den ich je gelesen habe. Ich bekomme sofort ein gutes Gefühl für Ella vermittelt und es gefällt mir, welch großartiges Verhältnis sie zu ihrem Bruder Henri hat.

Andrews greift aktuelle Themen auf, die mich berühren, und die sie, bis auf eine Szene mit Ella, für mich überzeugend umsetzt. Sobald Ella und Cal aufeinandertreffen, bewegt sich für mich alles in Zeitlupe. Andrews hat das Talent, mir diese besonderen Augenblicke zu schenken, in denen alles andere stillsteht und von diesen kostbaren Momenten gibt es einige in dieser Geschichte. Beim Lesen bemerke ich, das die vorherigen Bände parallel zu diesem spielen und fachen meine Leselust auf diese ungeheuer an.

Ein großes Plus sind für mich die Dialoge. Sie sind fantastisch, charmant, humorvoll, schlagfertig und tiefgründig, absolut immer auf dem Punkt. Ein echtes Highlight im Buch. Die Geschichte wird aus den wechselnden Ich-Perspektiven im Präsens von Cal und Ella erzählt. Gegen Ende nimmt die Story nochmal richtig Fahrt auf und reißt mich mit. Dabei genieße ich jede Zeile, inhaliere alle Emotionen und lasse sie tief sacken. Magnifique! Ein tolles Setting und flammende Leidenschaft runden alles ab. Das Ende lässt mich selig lächeln.

Okay, es gibt ein paar Kleinigkeiten zu bemängeln:
Im Buch sind einige Längen, denen eine Straffung ausgezeichnet stehen würde. Ebenso überzeugt mich nicht alles in der Handlung. Besonders bei Cal verzeichnet sich Andrews an einer Stelle, was wohl dem Dramatikaufbau geschuldet ist.

Mein Fazit:
„A single Kiss“ ist eine entzückende und mitreißende Lovestory, die schlagartig jeden aus dem Alltag entführt, den sie zwischen die Seiten bekommt. Gelungene Dialoge, eindrucksvolle Charaktere und Tiefgang an den richtigen Stellen, bieten mir ungezwungenen und unterhaltsamen Lesegenuss.

Von mir erhält „A single Kiss“ 4 glückliche Sterne von 5 und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Kann sich aus ungesunder Begierde Liebe entwickeln?

365 Tage
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Hype hin oder her, bisher kenne ich weder den Film noch habe ich den Rummel um dieses Buch mitbekommen. Darauf wurde ich erst aufmerksam, als ich es in meiner Leseliste aufgenommen habe. So nutzte ich ...

Hype hin oder her, bisher kenne ich weder den Film noch habe ich den Rummel um dieses Buch mitbekommen. Darauf wurde ich erst aufmerksam, als ich es in meiner Leseliste aufgenommen habe. So nutzte ich die Chance, um mir ein eigenes Bild davon machen und bin begeistert, wie ich durch die Seiten geflogen bin. Trotz Schwächen nimmt mich die Story mit.

Zum Inhalt des Buches:
Laura wird während ihres Sizilienurlaubs von einem Unbekannten entführt, der ihr zwar Angst einflößt, sie aber auf körperlicher Ebene heftig anspricht. Was die folgenden Monate mit beiden machen, lässt mich wie ein Blitz durchs Buch schießen.

Zu den Figuren:
Laura Biel ist 29 Jahre alt, lebt in Warschau und hat ihren Job in der Hotelbranche geschmissen. Sie fühlt sich ausgebrannt und leer und fliegt mit ihrem Freund Martin nach Sizilien in den Urlaub. Laura ist ein Charakter, der mich hin und her reißt. Auf der einen Seite ist sie willensstark, mutig und schlau und auf der anderen verhält sie sich willfährig, handelt nicht rational und verfällt Massimo mit einer Abhängigkeit, die ich nicht nachvollziehen kann.

Massimo Torricelli ist 32 Jahre alt und hatte nach einer Schussverletzung von vor 5 Jahren eine Vision, die plötzlich lebendig wird. Don Massimo rutscht nach dem brutalen Tod seines Vaters an die oberste Clan-Stelle seiner Familie. Mit Anna genießt er die körperliche Liebe, wie es ihm beliebt, und auch sonst nimmt er sich die Freiheit, jede Frau zu benutzen, die er begehrt. Sein Äußeres ist dabei hilfreich. Massimo ist kaltblütig, berechnend, dominant, besitzergreifend und despotisch. Zwischendurch blitzt eine weiche Seite an ihm durch, die nicht so recht zu ihm passen will, und ich bin gespannt, wie er sich weiter entwickelt. Massimo ist definitiv kein Mann, den ich ins Herz schließe, egal wie anziehend er ist.

Es gibt einige Nebenfiguren, von denen Domenico am meisten heraussticht. Ein beeindruckender Charakter, von dem ich gerne seine eigene Geschichte lesen würde.

Zur Umsetzung:
Der Schreibstil ist weitestgehend flüssig und leicht zu lesen. Die Story führt mich zunächst nach Sizilien und bietet mir ein angenehmes Setting. Massimo verhält sich so, wie ich es von einem Mafia-Boss erwarte, und deshalb erschreckt es mich nicht, wenn ich seine grausigen Handlungen aus unmittelbarer Nähe erlebe. Lipińska versteht es eindrucksvoll, die aufgeheizte Stimmung zwischen den Protagonisten zu transportieren. Ich schwanke ständig dabei, den Kopf einzuziehen oder doch dichter heran zu rutschen, um ja nichts zu verpassen. Der tiefe Graben zwischen Abneigung und Zuneigung wird von Lipińska überzeugend dargestellt. Es wird düster, rau und flammend leidenschaftlich. Massimo lässt Laura letztlich keine Wahl und zwingt sie dazu ein Jahr mit ihm zu verbringen.

Nicht alles von der Figurenentwicklung ist für mich nachvollziehbar. Die expliziten Szenen sind anregend und feurig geschrieben, aber nicht jede trifft meinen Geschmack. Es gibt einige gelungene Spannungsbögen, und so hält Lipińska spielerisch die Leselust in mir aufrecht und zieht mich rasant durch die Story hindurch. Die Geschichte wird überwiegend aus Lauras Ich-Perspektive in der Vergangenheit geschildert.

Was mir nicht gefällt:
Laura gibt sich ein bisschen zu oft die Kante und schwankt deshalb häufig durch die Seiten. Leider wird nicht so verhütet, wie es notwendig wäre. Ich hätte mir mehr düstere Szenarien gewünscht, denn die Art von Massimos Geschäft bietet hiefür großes Potential. Die Handlung überzeugt mich nicht in allen Punkten.

Mein Fazit:
„365 Tage“ ist eine Geschichte, die wie ein Eiswürfel in der Sonne dahinschmilzt. Gnadenlos und unaufhaltsam zerlegt sie sich in ihre Einzelteile, zieht komplett blank und vertraut mir ihr dunkles Inneres an. Eine ungesunde Begierde, Leidenschaft, Angst, Abhängigkeit, Gewalt und Mut, einen Weg zu begehen, der dich alles kosten kann, was dir lieb und teuer ist, wird hier in rauer Direktheit geschildert.

Ich identifiziere mich nicht mit allen Geschehnissen in diesem Buch, doch es bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten, mich darauf einzulassen und so erwarte ich mit großer Neugierde den Folgeband. Für den 2. Teil wünsche ich mir deutlich mehr Crime-Anteile und eine tiefergehende Entwicklung der Figuren. Das Potential dazu haben sie.

Von mir erhält „365 Tage“ 4 risikofreudige Sterne von 5 und eine absolute Leseempfehlung.

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