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Veröffentlicht am 15.09.2016

Keine Panik, die wollen nur spielen ...

Untot - Lauf, solange du noch kannst
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Bobby ist neu in der Klasse, eine Außenseiterin und wünscht sich nichts mehr, als dass dieser verdammte Schulausflug zu Ende ist. Zum Glück ist das der letzte Stop hier an der Raststätte, also bleibt sie ...

Bobby ist neu in der Klasse, eine Außenseiterin und wünscht sich nichts mehr, als dass dieser verdammte Schulausflug zu Ende ist. Zum Glück ist das der letzte Stop hier an der Raststätte, also bleibt sie im Bus sitzen und wartet einfach ab. Doch die anderen kommen nicht zurück, außer Alice, und die ist völlig panisch, hat sie doch gesehen, dass ihre Klassenkameraden erst starben und dann wieder auferstanden sind und hinter ihr her waren. Plötzlich sind Bobby, die Zicke Alice, der Klassenclown Smitty, der ungeahnte Führungsqualitäten beweist und der Obernerd Pete auf sich gestellt. Handys funktionieren nicht mehr, die meisten anderen Personen, denen sie begegnen, sind Leute, die nur noch in einer Art "Ngngngng-Brain" denken und sie fressen wollen und es ist tiefster Winter. Alles nicht gerade hilfreich beim Überleben einer Zombieapokalypse.

Eigentlich ist hier nicht viel Neues, mal davon abgesehen, dass die Moral beim Trinken von Gesundheitsdrinks lautet: Finger weg oder Zombie! Trotzdem ist es ein gelungenes Jugendbuch, das großen Spaß gemacht hat. Bobby und ihre Gefährten müssen weglaufen, stolpern über Gangster, kommen dem Geheimnis hinter dieser Zombieinvasion auf die Spur, finden ebenso heraus, dass sogar Bobbys Mutter irgendwie darin verwickelt ist und müssen sich zusammenraufen in dieser tödlichen Situation. Das ist nicht einfach, denn unterschiedlicher können diese Typen nicht sein - eigentlich wird jedes Klassenklischee bedient, aber das auf eine sehr amüsante und niemals langweilende Art und Weise.

Horror ist es natürlich weniger, sobald man das 12. Lebensjahr hinter sich gelassen hat, aber die Verbindung aus Jugend- und Zombiebuch funktioniert überraschend gut.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gefangen, geschützt und rar - Männer!

Die geschützten Männer
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In einer äußerst nahen Zukunft (man darf nicht vergessen, dass der Roman in den 70igern geschrieben wurde und so manches "Zukünftige" schon ein bisschen altbacken wirkt), rafft ein geheimnisvoller Virus ...

In einer äußerst nahen Zukunft (man darf nicht vergessen, dass der Roman in den 70igern geschrieben wurde und so manches "Zukünftige" schon ein bisschen altbacken wirkt), rafft ein geheimnisvoller Virus namens Enzephalis 16 fast alle Männer dahin und von den Überlebenden sind die meisten zeugungsunfähig. Einer der Toten ist auch der Präsident der USA, also übernimmt diesen Job eine Frau, die eine Diktatur der Frauen errichtet.

Zu der rarsten Sorte Männer gehört Dr. Martinelli, der Ich-Erzähler. Er ist nicht nur einer der Überlebenden, darüber hinaus ist seine Zeugungskraft erhalten UND er ist befähigt genug, um an einem Mittel zu forschen, welches das Virus aufhalten soll. Deshalb bringt man (ich meine natürlich FRAU!) ihn in ein Lager, in dem er isoliert und bewacht wird. Das ist auch bitter notwendig, denn mittlerweile ist das Problem mit den nicht vorhandenen Männern so angewachsen, dass Männer auf offener Straße überfallen und zum Sex gezwungen werden. In dem Lager ist er gleichzeitig Gefangener wie auch Befehlshaber, denn aufgrund seines Wissens und seiner Fähigkeiten müssen die Milizionärinnen einerseits tun, was er anweist, andererseits besteht auch viel Hass zwischen ihm und einigen der bis vor kurzem unterdrückten Frauen. Als sich herausstellt, dass eigentlich kein Interesse mehr an dem Gegenmittel besteht, bekommt Martinelli Kontakt zu einer Gruppe von Aufständischen, und er muss sich entscheiden, ob er dafür sein Leben riskiert.

Ein interessantes Buch, auch wenn es schon ganz schön alt ist. Eine Art Dystopie, die ganz ohne Jugendliche oder Dreiecksgeschichten auskommt (ok, das sollte ich vielleicht so nicht sagen, immerhin ist hier manchmal ein Mann mit einem halben Dutzend Frauen zusammen), aber wenigstens ohne diese konstruierten Gefühlssachen. Einfach mal den Spieß umdrehen und Frauen all diese Ungerechtigkeiten ausleben zu lassen, die selbst heute noch in zivilisierten Ländern Gang und Gäbe sind, liest sich verdammt erschreckend - bis man sich fragt: Hm, ist das nicht eigentlich normal, allerdings andersrum? Mir hat der Schluss nicht sonderlich gefallen, da wäre mir mehr Mut und Konsequenz lieber gewesen, aber ansonsten ist das echt ein Buch, das zum Nachdenken anregt und auch klasse geschrieben ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf der Suche nach Selbstbestimmung

Jane Eyre
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Jane Eyre, die Titelheldin, hat ein ziemlich trostloses Leben. Sie lebt im Hause ihrer Tante, da sie Waise ist, und wird dort ziemlich schlecht behandelt. Irgendwann schiebt die extrem unfaire Tante sie ...

Jane Eyre, die Titelheldin, hat ein ziemlich trostloses Leben. Sie lebt im Hause ihrer Tante, da sie Waise ist, und wird dort ziemlich schlecht behandelt. Irgendwann schiebt die extrem unfaire Tante sie in ein Waisenheim ab, wo Jane es noch schlimmer trifft. Der noch unfairere Leiter der Einrichtung lässt kaum eine Möglichkeit vergehen, das Mädchen zu schikanieren. Das ändert sich erst, als er seines Postens enthoben wird, Jahre später, und Jane selbst eine Ausbildung als Lehrerin erhalten hat. Es ist Zeit, auf eigenen Füßen zu stehen, so bewirbt sie sich als Hauslehrerin bei dem reichen Mr Rochester und wird angenommen.

Mr Rochester ist ein äußerst seltsamer Zeitgenosse. Ziemlich hässlich, dafür äußerst wohlhabend, was natürlich bei gewissen Frauen jegliche Hässlichkeit aufhebt, exzentrisch bis zur Seltsamkeit - und er verbirgt ein Geheimnis in seiner Dachkammer. Jane fühlt sich immer mehr von dem charismatischen Mann angezogen, was natürlich allein bei dem Standesunterschied ein Unding ist, doch das Unmögliche scheint zu passieren, er erwidert ihre Zuneigung. Bevor sie ihre Liebe besiegeln können, passiert ein furchtbares Unglück.

Mir ist klar, dass man diese Geschichte im Kontext betrachten sollte, und dass sie vor 150 Jahren absolut ein Novum und fortschrittlich war in dem Zusammenhang, dass eine junge Frau selbstbestimmt und unabhängig leben wollte. An und für sich finde ich das Buch für einen Klassiker auch gut geschrieben, allerdings hat mir die Geschichte zwischendurch zu große Längen, bei denen ich mich ernsthaft gelangweilt habe. Am schlimmsten war es, als sie bei ihrem entfernten Verwandten lebt, der sie nach ihrer Flucht von Rochester House aufgegabelt hat, und der sie sogar heiraten wollte. Diese Zeit empfand ich als zu langatmig beschrieben und von der Stärke der jungen Frau war fast nichts mehr zu spüren.

Ansonsten ist das Buch natürlich ein guter Einblick in diese Zeit, fast schon ein historisches Zeugnis, möchte man sagen. Es hält nichts von den Grausamkeiten der Ärmsten und Hilflosesten gegenüber zurück und dem Kampf einiger weniger Frauen, die sich nicht mit der ihnen von den Männern unter Berufung auf Gott und die Bibel zugewiesenen Rolle abfinden wollten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der dunkle Himmel

Dark Canopy
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In einer nicht näher bezeichneten Zukunft ist die Welt ein dunkler Ort geworden, und das nicht nur literarisch. Die Percents, fast unbesiegbare, künstlich geschaffene Soldaten für den 3. Weltkrieg, haben ...

In einer nicht näher bezeichneten Zukunft ist die Welt ein dunkler Ort geworden, und das nicht nur literarisch. Die Percents, fast unbesiegbare, künstlich geschaffene Soldaten für den 3. Weltkrieg, haben die Weltherrschaft übernommen, hassen und unterdrücken die Menschen, die kaum mehr als Sklaven für sie sind. Doch sie vertragen kein Sonnenlicht, also verdunkeln sie mit einer eigens geschaffenen Maschine eben jenes, bis auf wenige Stunden am Tag.

In dieser Welt lebt Joy, ein zu Prologzeiten erst 16jähriges, später dann 19jähriges Mädchen. Trotz ihres Namens hat sie nicht viel zu lachen, denn sie gehört einer Gruppe von Rebellen an, die außerhalb der unterdrückten Städte wohnt. Wenn die Rebellen gefasst werden, geht's ihnen schlecht, außerdem hungern und frieren sie, doch sie können sich frei fühlen. Als Joy und ein paar andere aus ihrer Gruppe in eine Stadt schleichen, um Lebensmittel einzutauschen, endet das in einer Katastrophe. Es gibt Tote unter ihnen, schwer Verletzte und sie selbst wird gefangen genommen. Das ist ihr Ende, das weiß sie, denn sie wird ausgewählt, bei einer Menschenjagd teilzunehmen - wobei sie selbstverständlich einer der Menschen ist, die gejagt werden sollen. Damit das für die Übersoldaten nicht zu einfach wird, wird sie trainiert. Ihr "Trainer" ist Neel, ein in Ungnade gefallener Percent, und der hat seine eigene Agenda.

Die Welt, wie sie uns vorgeführt wird, ist schon faszinierend, da sie gleichzeitig absurd, aber doch auch möglich erscheint. Schon jetzt gibt es tödliche Waffen, vor denen einem das Grausen kommen kann, und tödliche Soldaten herzustellen, ist bestimmt nicht nur Science Fiction heutzutage. Allein die dystopischen Ereignisse haben mich sehr gefesselt. Ernsthaft gestört hat mich jedoch die Protagonistin, Joy, denn ich konnte mit ihr nichts anfangen. Sie ist eine ganz schöne Zicke, die mich oft einfach nur genervt hat. Auch die sich anbahnende Liebesbeziehung zu Neel konnte ich nicht nachvollziehen. Ich sah nicht einmal, woher sie kommen sollte, spürte keine Funken oder auch nur den Ansatz von Liebe.

Von daher ist es eine gut geschriebene, aber doch auch teilweise mit Längen behaftete Geschichte, die hier gute 3,5 Punkte abfassen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Faszinierend in seiner Andersartigkeit

Ich fürchte mich nicht
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Ich weiß nicht genau, wie man dieses Buch beschreiben kann, es ist definitiv seltsam, aber seltsam in einer guten Form, die schon wieder anziehend ist. Dabei ist die Geschichte selbst schnell erzählt. ...

Ich weiß nicht genau, wie man dieses Buch beschreiben kann, es ist definitiv seltsam, aber seltsam in einer guten Form, die schon wieder anziehend ist. Dabei ist die Geschichte selbst schnell erzählt. Juliette lebt in einer zerstörten Welt, von der man zumindest anfangs nicht viel mehr mitbekommt, als dass es militärische Machthaber gibt und der Rest der Bevölkerung unterdrückt wird. Wir befinden uns in einer nicht näher defininierten Zukunft, und Juliette ist so anders wie das ganze Buch. Sie wird als Monstrum betrachtet, denn jede ihrer Berührung kann tödlich enden.

Als wir sie kennenlernen, sitzt sie in Isolationshaft. Man fürchtet sie, fürchtet, was passiert, wenn sie jemanden mit bloßen Händen berührt, also sperrt man sie weg. Doch plötzlich bekommt sie einen Mithäftling, ausgerechnet einen Mann. Natürlich bleiben die beiden jetzt nicht den Rest des Buches in der Zelle sitzen: Juliette soll zum Spielball eines Machthabers werden, Warner, und sie soll seine Geheimwaffe darstellen. Ausgerechnet Adam, der Mann, der in ihrer Zelle auftauchte, ist einer seiner Soldaten. Und plötzlich findet sich Juliette nicht nur in einem Kampf gegen das Establishment wieder, sondern auch noch von zwei Männern angezogen.

Eigentlich passiert nicht viel in dem Buch, aber das, was passiert, geschieht auf intensive Weise in einem Schreibstil, den ich so noch nie gesehen habe. Man muss sich reinfallen lassen, dann entwickelt diese Geschichte einen unglaublichen Sog und lässt einen kaum noch los. Natürlich spielt auch Liebe eine Rolle, aber das ist - obwohl sich eine Dreiecksbeziehung andeutet - nicht so übel entwickelt wie bei den meisten anderen Jugenddystopien. Manches kratzt nur an der Oberfläche, einige der Figuren wirken ein bisschen blass, aber als Gesamtpaket ist die Story einfach fesselnd und empfehlenswert.