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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2021

Wenn Hass regiert...

Festa Mortale
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„...Maike schlug den Fußweg Richtung Innenstadt ein. Sie war um zehn mit den Kollegen Teubner und Reinders am Rathausplatz verabredet. [..] Heute am Eröffnungstag des italienischen Festes schien ganz Unna ...

„...Maike schlug den Fußweg Richtung Innenstadt ein. Sie war um zehn mit den Kollegen Teubner und Reinders am Rathausplatz verabredet. [..] Heute am Eröffnungstag des italienischen Festes schien ganz Unna auf den Beinen zu sein...“

Viel allerdings haben Maike und ihre Kollegen nicht vom Fest. Ehe sie es sich gemütlich machen können, erfahren sie, dass der 10jährige Torben verschwunden ist. Die aufgelöste Mutter vermutet, dass ihr Ex den Jungen entführt hat.
Die Autorin hat einen fesselnden und sehr raffiniert gestrickten Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist abwechslungsreich. Dazu gehört, dass ich eine Menge über das italienische Fest erfahre, aber auch verschiedene Sehenswürdigkeiten von Unna kennenlerne.
Der Junge wird am nächsten Tag gefesselt und betäubt gefunden – neben einem Toten. Es gibt Zeugen, die den Jungen mit einem Mann in das Haus haben gehen sehen. Doch der Unbekannte hatte sein Gesicht verdeckt. Erste Spuren vermutet man im beruflichen Umfeld des Toten. Detailliert werde ich an der Ermittlungsarbeit beteiligt.
Maikes Gespräch mit Torben, von Verhör kann man da nicht sprechen, erfolgt sehr behutsam. Doch der Junge hat keine Erinnerung an das Geschehen. Dafür weiß er eine Menge über Unna.

„...Meine Lehrerin hat uns erzählt, dass es von den bunten Eseln 25 in Unna gibt. Der Esel ist das Wahrzeichen von Unna und steht für das Wesen der sturen, aber fleißigen Westfalen...“

Als im Büro des Toten ein Dokument gefunden wird, bewegen sich die Ermittlungen in völlig neue Richtungen. Mittlerweile ist es auch nicht bei dem einen Toten geblieben.
Als besonderes Stilmittel darf ich ab und an einen Blick in die Gedankenwelt des Täters werfen. Diese Teile sind kursiv gedruckt. Seine Taten gibt er zu, doch sein Motiv bleibt im Dunkeln.

„...Man würde Spuren finden. Ich habe meine DNA hinterlassen. Das Schlimmste aber ist: Sie würden früher oder später hinter mein Geheimnis kommen...“

Gut gefallen hat mir, dass die Autorin Raum für das Privatleben der Protagonisten lässt.
Das Buch zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Der hat seine Ursache nicht zuletzt in den komplexen Beziehungen der handelnden Personen. Erschwerend für die Kriminalisten kommt hinzu, dass manch Befragter bewusst lügt oder eine Antwort komplex verweigert.
Am Ende werden alle Handlungsfäden gekonnt zusammengeführt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Manchmal kommt es anders ...

Der Lebkuchenmörder
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„...Ich musste mein Entsetzen nicht mehr spielen. Ich ging in die Knie, und es war mir egal, ob Männer weinen dürfen oder nicht...“

Der Autor hat in dem kleinen Büchlein 27 Kurzkrimis geschrieben. Das ...

„...Ich musste mein Entsetzen nicht mehr spielen. Ich ging in die Knie, und es war mir egal, ob Männer weinen dürfen oder nicht...“

Der Autor hat in dem kleinen Büchlein 27 Kurzkrimis geschrieben. Das obige Zitat stammt aus der ersten Geschichte, und es ist ein Beleg dafür, dass das Ende häufig anders aussieht, als ich als Leser erwartet habe.
Mit seinen Krimis führt mich der Autor quer durch Deutschland. Häufig verwendet er in den Dialogen dann auch den lokalen Dialekt. Das macht die Geschichten authentisch. Beispiel:

„...Bei uns in Rudolstadt geht alles schnell rum. Aufm Markt hat sich einer das Bee gebrochen, und wenn er am Nordfriedhof ist, dann ist er schon tot...“

Die Krimis sind ein Spiel mit der dunklen Seite der menschlichen Rasse. Nicht immer geht es um Mord und Totschlag, auch raffinierte Betrügereien lassen sich finden. Manch ein betrogener Betrüger hat sich gewundert. Außerdem sind es meist nur Kleinigkeiten, die die ermittelnden Kommissare auf die richtige Spur bringen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Obwohl die Krimis nur wenige Seiten lang sind, werden die Personen ausreichend charakterisiert. Die Motive ihres Tuns und Handelns werden gekonnt herausgearbeitet.
Jede Erzählung ist anders und hat ihr eigenes Flair. Eines aber haben die meisten Geschichten gemeinsam – einen tiefschwarzen Humor.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen – gern mehr davon.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Spannender Abschluss

Die Rache des Lombarden
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„...Was schadete es also, seine Nichte gern zu haben und ein wenig zu verwöhnen? Natürlich nur ganz unauffällig, denn er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er ein zu weiches Herz hätte. Es entsprach ...

„...Was schadete es also, seine Nichte gern zu haben und ein wenig zu verwöhnen? Natürlich nur ganz unauffällig, denn er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er ein zu weiches Herz hätte. Es entsprach einfach nicht seinem Wesen...“

Das sind ungewöhnliche Gedanken für den Gewaltrichter Vinzenz van Clewe. Sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht ist normalerweise schroff und abweisend. Schon seine Blicke sprechen Bände.
Wir befinden uns in Köln des Jahres 1424. Die junge Witwe Aleydis muss sich erneut mit der Verwandtschaft ihres verstorbenen Gatten auseinander setzen. Ihre bitterste Stunde erlebt sie, als ihre Mündel Marlein und Ursel während ihrer kurzen Abwesenheit von Hartlieb entführt werden.
Auch der letzte teil der Trilogie lässt an Spannung keine Wünsche offen.
Der Schriftstil ist ausgereift und passt sich den historischen Gegebenheiten an. Aleydis ist reich. Das weckt Begehrlichkeiten. Manch einer will sie geschäftlich über die Ohren hauen. Doch die junge Frau ist clever. Andere hoffen auf eine Ehe, um so an Geld und Haus zu kommen. Aleydis allerdings ist für ihre Zeit gut gebildet und selbstbewusst. Ihre Eigenständigkeit würde sie nur dann aufgeben, wenn der künftige Gatte ihr in geschäftlichen Fragen freie Hand lässt.
Zu den Höhepunkten der Geschichte gehören die Gespräche zwischen Aeydis und Vinzenz. Letzterer kann es sich nicht verkneifen, ihr gute Ratschäge zu geben, obwohl er ihren sturen Kopf kennt.

„...Denn Ihr habt die unselige Angewohnheit, Euch in Dinge zu verstricken, die Euch gefährlich werden können und ich will nicht wieder in eurem Auftrag auf Mörderjagd gehen müssen. Oder weil es jemand auf Euch abgesehen hat...“

Wer glaubt, durch die ersten beiden Bände alle Protagonisten schon gut zu kennen, darf sich auf manch Überraschung gefasst machen. Ein Gespräch von Aleydis mit ihren Eltern führt in die Zeit vor ihrer Ehe und ermöglicht mir als Leser eine neue Sicht auf die Dinge. Gut charakterisiert ihr Vater Gregor van Clewe, Vinzenz´ Vater.

„...Eine von Gregors unangenehmen Eigenschaften ist seine Hartnäckigkeit. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er wie ein Straßenköter, der einen großen Knochen gefunden hat. Er lässt nicht mehr davon ab, komme, was wolle….“

Das Zitat ist auch ein schönes Beispiel dafür, wie gekonnt die Autorin mit passenden Metaphern umgeht.
Aleydis stehen schwere Zeiten bevor. Sie möchte ihre Mündel wieder, darf aber keine Schwäche zeigen. Als plötzlich einige von Hartliebs Söldner, die an der Entführung der Mädchen beteiligt waren, zusammengeschlagen werden, gibt man Aleydis die Schuld. Doch Vinzenz und sie befürchten einen völlig anderen Zusammenhang.
Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Es geht nicht nur um Aleydis. Viele weitere Schicksale und Lebensläufe sorgen für Abwechslung. Die losen Enden aus den letzten Bänden werden zusammengeführt.
Eine Karte von Köln, ein Personenverzeichnis und ein Nachwort der Autorin ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Wehret den Anfängen

Aufbruch in die Dunkelheit
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„...Eine Mauer umfasste Waldbrügg wie ein enger Gürtel. Darin standen die zusammengepferchten Häuser scheinbar kreuz und quer entlang schmaler, mittelalterlicher Gassen...“

Dieses Bild zeigt sich Hans ...

„...Eine Mauer umfasste Waldbrügg wie ein enger Gürtel. Darin standen die zusammengepferchten Häuser scheinbar kreuz und quer entlang schmaler, mittelalterlicher Gassen...“

Dieses Bild zeigt sich Hans und Eduard, den Söhnen des Bürgermeisters und Tuchhändlers Escher, als sie von der Jagd zurückkehren. Noch ahnen sie nicht, dass in den mittelalterlichen Gassen auch Gedankengut aus dieser Zeit wieder aufleben wird.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, dessen Grundgedanken nichts von ihrer Aktualität verloren haben.
Wir schreiben das Jahr 1890. Hans arbeitet im Betrieb des Vaters. Er vertritt auch im sozialen Bereich fortschrittliche Ideen. Befreundet ist er mit Simon und Ava Mandelbaum, deren Vater eine Möbelfabrik hat. Eduard lässt sich schwer einschätzen. Er ist als Ingenieur zurück in seinem Heimatort gekommen und am Bau der neuen Brücke beteiligt.
Franz Escher ist sauer, weil Jakob Mandelbaum sich einen Lieferanten gesucht hat. Jakob sieht das so:

„...Escher hat die Preise schon wieder erhöht. Und zwar deutlich. Es ist mein gutes Recht, mich nach einem besseren Angebot umzusehen...“

im Ort agiert seit einiger Zeit Michael Maarsen. Er hat den sogenannten Deutschen Club gegründet. Mit Vorträgen von Gastreferenten lockt er die Einwohner zu sich. Dabei schlägt er mehr und mehr antisemitische Töne an.
Als Lea Mandelbaum stirbt, kommen ihre Schwester Jella und ihre Nichte Esther aus Frankfurt. Sie sind das offene Leben einer Großstadt gewöhnt. Während des Frühlingsfests wird Esther von Maarsen zum Tanz aufgefordert. Sie lehnt ab. Jetzt eskaliert die Situation.
Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Die Handlungsorte werden anschaulich beschrieben. Von Seite zu Seite wird deutlicher, wie das schleichende Gift des Antisemitismus mehr und mehr in den Ort eindringt. So unterschiedlich wie die Menschen, so unterschiedlich sind ihre Motive, sich der Bewegung anzuschließen oder sie für die eigenen Zwecke zu nutzen.
Als der Rabbi die folgenden Sätze spricht, ist das Kind schon fast in den Brunnen gefallen.

„.. Es ist meiner Meinung nach das Gefährlichste an der derzeitigen Situation. Alte Vorurteile werden gestärkt durch vermeintlich wissenschaftliche Beweise...“

Auch der Gedanke des Kriminalisten Maybach ist nicht von der Hand zu weisen:

„...Was, wenn hier in dieser Stadt oder vielleicht sogar in ganz Deutschland das Böse immer heimlich im Untergrund brodelt und nur dann und wann zum Vorschein kam, um sich dann wieder hinter die Vorhänge und in die Hinterzimmer der schmalen Häuser mit ihren kleinen Fenstern zu verziehen?...“

Sehr intensive Gespräche werfen ein Schlaglicht auf das Denken der Menschen. Geschickt und raffiniert geschieht die Manipulation der Massen. Nur wenige stemmen sich dem entgegen. Einer von ihnen ist Hans.
Als besonderes Stilmittel lässt der Autor das Buch mit einigen Briefen enden, die die Folgen des Geschehens thematisieren.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Gelungener Abschluss

10 sichere Tipps-Tetralogie mit Stephan Krönlein / Goodbye is forever
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„...Alles war so schnell gegangen. Kein Abschied. Kein letztes Wort. Jetzt liegst du vor mir. Im Abschiedsraum des Südfriedhofs. Marietta. Meine liebe, gute Marietta...“

Stephan war am 12. Hochzeitstag ...

„...Alles war so schnell gegangen. Kein Abschied. Kein letztes Wort. Jetzt liegst du vor mir. Im Abschiedsraum des Südfriedhofs. Marietta. Meine liebe, gute Marietta...“

Stephan war am 12. Hochzeitstag mit Marietta in einer Gaststätte eingekehrt. Plötzlich kippt sie vom Stuhl. Ein anwesender Arzt kann ihr auch nicht mehr helfen. Als Versicherungsmathematiker kennt sich Stephan mit Sterbestatistiken aus. Doch wenn man selbst betroffen ist, sind trockene Zahlen kein Trost.
Der Autor beschreibt auf seine ganz eigene Art die Zeit des Abschieds und der Trauer – mal sachlich, mal ernst, mal humorvoll, mal sarkastisch.
Die Zeremonien sind zeitlich fest getaktet, das Beerdigungsinstitut ist geschäftstüchtig, der Trauerredner ist zwar professionell, bietet aber keinen Trost.
Lars, der 11jährige Sohn, hat in Lisa eine Ansprechpartnerin, die sich um ihn kümmert. Stephan aber hat es nicht so mit Kontakten.

„...Jetzt muss ich erst einmal das Wochenende bewältigen. Und den morgigen Tag...“

Auf einen Kurzurlaub folgt der Besuch einer Selbsthilfegruppe – sehr skurril und sehr teuer. Jeder inszeniert sich dort als Selbstdarsteller.
Dann entscheidet sich Stephan, Hannah und Johannes in Heidelberg zu besuchen. Es sollte eine Wende in seiner Trauerbewältigung werden. Er wird liebevoll empfangen. Beide haben eon offenes Ohr für seine Fragen.

„...Beim Trösten können wir nicht professionell sein. Trost kann nur authentisch – glaubhaft und aufrichtig – weitergegeben werden...“

Anhand des Psalms vom guten Hirten bringt ihn Hannah den Trost aus dem Glauben an Jesus Christus nah. Er lässt sich darauf ein, bringt sich im Heimatort in der Kirchgemeinde als Nachhilfelehrer ein und lernt, sein neues Leben zu akzeptieren. Trauer wird kombiniert mit aktiven Handeln.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird ein schwieriges Thema gekonnt umgesetzt. Mit einem Zitat aus dem Buch möchte ich meine Rezension beenden.

„...Das Leben ist wie ein Baum, der sich verzweigt. Du kannst erst weiter planen, wenn du weißt, wie es nach der letzten Verzweigung weiter ging...“

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