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Veröffentlicht am 12.04.2021

Überraschend anders

DUNKELKAMMER
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MEINUNG:

Dunkelkammer ist der Auftakt der neuen Bronski-Reihe um den österreichischen Pressfotograf David Bronski von Bernhard Aichner. Mal wieder ging es mir so, dass ich von Bernhard Aichner schon längst ...

MEINUNG:

Dunkelkammer ist der Auftakt der neuen Bronski-Reihe um den österreichischen Pressfotograf David Bronski von Bernhard Aichner. Mal wieder ging es mir so, dass ich von Bernhard Aichner schon längst etwas gelesen haben wollte. Ich habe ihn außerdem bei den Crimedays 2021 online gesehen und das war für mich der Punkt hier jetzt endlich los zu lesen.

David Bronski ist Pressfotograf, wohnhaft in Berlin, geboren in Tirol. Bronski, wie ihn alle nennen, bekommt von einem ehemaligen Kollegen einen Tipp, dass er als erster über einen Leichenfund dokumentieren kann. Zusammen mir seiner Kollegin Svenja Spielmann macht er sich auf den Weg. Bei der Leiche findet Bronski etwas aus seiner Vergangenheit, dem er unbedingt nach gehen muss.

Was mir sofort aufgefallen ist, ist der sehr besondere Schreibstil von Aichner. Es gibt im Wechsel "normale" Kapitel, wobei hier die Sichtweise wechselt und der Autor nicht drüber schreibt aus wessen Sicht wir lesen. Es erschließt sich allerdings häufig sehr schnell, denn es hat immer mit dem voran gegangenen Dialog zu tun. Dialoge sind die zweite Art von Kapiteln. Sowohl Dialoge als auch erzählerische Kapitel sind sehr knapp gestaltet und auf das Wesentliche konzentriert. Für mich war das zunächst gewöhnungsbedürftig. Einerseits erzeugt Aichner ein enormes Tempo und man kommt sehr schnell durch die Geschichte durch. Andererseits fehlte mir manchmal so ein bisschen mehr "Futter". Es ist definitiv mal ein völlig anderer Erzählstil, von dem ich abschließend noch nicht ganz sagen kann, wie es mir gefallen hat. Ich denke, dass ich noch ein weiteres Buch von dem Autor lese werde, um das für mich abschließend zu Beurteilen.

Bronski ist ein spezieller Charaktere. Nach und nach kommt raus, was in seiner Vergangenheit passiert ist und ihm zu dem gemacht hat, der er heute ist. Er selbst behauptet von sich, tief in einem Loch zu sitzen und völlig am Ende zu sein, eigentlich schon innerlich tot. Allerdings gibt ihm der Fall neuen Auftrieb. Unterstützt wird er u.a. von seiner Schwester, die private Ermittlerin ist. Ich finde es clever gemacht sie als Charakter mit einzubringen, denn Bronski ist eigentlich "nur" Fotograf. Mich hat allerdings doch sehr gewundert, wie schnell Bronski (und auch Anna) von Personen, die ihnen im Rahmen der Ermittlung begegnen, behaupten man könne ihnen komplett vertrauen. Ich hätte die beiden eigentlich so eingeschätzt, dass sie deutlich misstrauischer sind und das in diesem Rahmen, wo es um Mord geht, auch sein sollten. Ich konnte nicht verstehen, wo die beiden das hergenommen haben. Bronski ist vermutlich total einsam und sehnt sich nach Gesellschaft und gesehen werden. Anders kann ich es mir nicht erklären. 

FAZIT:

Dunkelkammer, der Auftakt einer neuen Krimireihe, war für mich, was das Schriftstellerische angeht etwas völlig Neues. Der Schreibstil von Aichner hat seine Vor-und Nachteile. Meine Neugierde ist allerdings gedeckt hier noch weitere Krimis von dem Autoren zu entdecken. Im Juli geht es sogar schon mit dem nächsten Bronski-Teil weiter.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Bringt einige interessante Gedanken auf

Der neunte Arm des Oktopus
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Mir fiel Der neunte Arm des Oktopus in den Verlagsvorschauen auf und ich habe zunächst gar keinen Zusammenhang zwischen Namen des Autors und der Drogeriekette gesehen. Ich war umso überraschter, dass es ...

Mir fiel Der neunte Arm des Oktopus in den Verlagsvorschauen auf und ich habe zunächst gar keinen Zusammenhang zwischen Namen des Autors und der Drogeriekette gesehen. Ich war umso überraschter, dass es sich wirklich um DEN Dirk Rossmann handelt und war etwas verwundert, dass er Zeit zum Schreiben findet. Generell interessieren mich Umweltthemen und daher war sehr gespannt, was Rossmann uns bieten wird.

Der Roman spielt in der Zukunft und zwar in der nahen Zukunft, ein paar Jahre nur, und in die ferne Zukunft. Die drei Supermächte China, Russland, USA beschließen auf Grund des Klimawandels, der einer Katastrophe münden wird, eine Klima-Allianz. Die beschlossenen Maßnahmen werden sich verheerend auf das Leben der Menschen einwirken und bedeuten sehr viele Auflagen und Beschränkungen. Dieser Umstand ruft natürlich auch Feinde (auch in den eigenen Reihen) hervor als dazu erste Informationen nach außen durch sickern.

Rossmann ruft sehr viele Personen in seinem Thriller auf die Bühne. Dabei gibt es fiktive Personen, die ich in großen Teilen als recht ausgearbeitet empfunden habe, obwohl er hier natürlich auch nicht vor Klischees zurück schreckt, aber man bekommt ein Bild von der Person. Er lässt außerdem auch bekannte, reale Personen wie Putin, Schröder und sich selbst, wenn auch nur kurz (was ich ein bisschen befremdlich empfand) auf der Bühne erscheinen. Ich habe mich mit diesen Personen bisher wenig beschäftigt und kann daher wenig dazu sagen, ob sie gut getroffen sind oder nicht. Sie erfüllen für die Handlung schlicht ihren Zweck. Zu den vielen Personen kommen auch noch eine Menge Orte. Rossmann springt auch relativ zügig zwischen Orten, Geschehnissen und Personen hin und her. Man muss hier gedanklich frisch dabei sein, denn alles läuft am Ende zusammen, auch wenn einige Personen und Schauplätze nur zeitweilig auftauchen bis sie ihren Zweck erfüllt haben.

Der Oktopus als solches begegnet mir immer häufiger. Er scheint ein wirkliches spannendes Tier zu sein, mit dem es sich lohnt sich näher zu beschäftigen. Im Roman gibt es auch einen Oktopus, aber ich würde ihm auch einen starken symbolischen Charakter zu schreiben. Ebenso wie das Wesen des Oktopus' hat Rossmann in vielen Bereichen sehr gutes Wissen bzw. hat gut recherchiert und verarbeitet viele interessante Aspekte zum Thema Umwelt und auch Weltpolitik. Ein Personenkreis in der weiten Zukunft im Jahr 2100 macht zu Beginn auch einige gute Gedankenspiele und beleuchtet das bis dahin vergangene Leben aus verschiedenen Perspektiven und zeigt, was passiert ist, damit die eben nicht die Umwelt aus dem Gleichgewicht gerät. Rossmann scheut sich auch nicht konkret aufzuzeigen, was passieren könnte, wenn wir hinsichtlich Umwelt-und Klimaschutz nicht endlich aufwachen. 

FAZIT:

Der neunte Arm des Oktopus lässt mich ein wenig mit ambivalenten Gefühlen zurück. Es fiel mir einerseits schwer hier am Ball zu bleiben wegen der episodenhaften Erzählweise, andererseits zeichnet Rossmann ein interessantes Zukunftsszenario und bringt auch einige für mich bisher unbekannte wissenschaftliche Aspekte mit rein, die durchaus zum Nachdenken anregen. Das Buch in seinem Gesamtkonzept regt zum Nachdenken an. Ich empfehle, dass man ein bisschen politisches Wissen hat und die eine oder andere politische Persönlichkeit kennt.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Ein Tod ist nicht genug

Ein Tod ist nicht genug
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MEINUNG:

Mit Die Gerechte konnte mich Peter Swanson vor einiger Zeit absolut begeistern. Das darauf folgende Buch,  Alles, was du fürchtest fand ich dagegen ziemlich furchtbar und entspracht irgendwie ...

MEINUNG:

Mit Die Gerechte konnte mich Peter Swanson vor einiger Zeit absolut begeistern. Das darauf folgende Buch,  Alles, was du fürchtest fand ich dagegen ziemlich furchtbar und entspracht irgendwie nicht dem, was ich in Die Gerechte so mochte. Ich ging also an Ein Tod ist nicht genug mit gemischten Gefühlen ran.

Harry Ackerson kehrt tief geschockt in seinen Heimatort Kennewickin Maine zurück, denn sein Vater ist bei einem Sturz von den Klippen ums Leben gekommen. Es nicht so ganz klar, ob es wirklich ein Unfall ist und die Polizei fängt ziemlich schnell an zu ermitteln. Harry versucht sich um seine Stiefmutter Alice zu kümmern. Dann taucht noch eine junge Frau in Kennewick auf und scheint irgendeine Verbindung zu Harrys Vater zu haben. 

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. Zu Teil 2 sage ich nichts, weil dass zu viel verraten würde. Beide Teile haben jeweils eine Sicht "Früher" und "Jetzt". Im Jetzt begleiten wir Harry, der gerade mit dem College fertig geworden ist und noch vor der Abschlussfeier in die Heimat zurück kehren muss, da sein Vater gestorben ist. Wir lernen Harry kennen und auch seine Familiengeschichte. Harrys Vater Bill war mit Alice in zweiter Ehe nach dem Tod seiner Mutter verheiratet. Ich hatte den Eindruck, dass Harry wenig von dem Leben seines Vaters mit Alice wusste. Er versucht ein bisschen das zu rekonstruieren und hinter gewisse Dinge zu kommen, aber er ist in keinerlei Weise ein Ermittler. Allerdings hat, was die erwähnte junge Frau angeht, den richtigen Riecher, aber der Wahrheit kommt er nicht wirklich näher. Harry ist für mich ein junger Mann, der noch am Anfang seines Lebens steht und seinen Weg erst finden muss. Er war eher überfordert mit der ganzen Situation.

Im Früher lernen wir Alice kennen, die zweite Frau von Bill. Alice ist deutlich jünger als Bill und ist mit ihrer alleinerziehenden, alkoholabhängigen Mutter ausgewachsen. Alices Leben ändert sich als ihre Mutter neu heiratet. Mehr will ich nicht verraten, denn es würde die Handlung spoilern. Alice empfand ich als ziemlich seltsam, aber ihre Biographie ist wichtig, um sie zu verstehen. Der erste Teil ist relativ ruhig und als Leser, weiß man noch nicht, wo es so richtig hingehen soll. Natürlich habe ich automatisch ein paar Personen verdächtigt, aber als erfahrene Thriller Leserin wusste ich, dass die Auflösung ganz anders sein wird. Am Ende war ich wirklich schockiert, was man aus Liebe alles tut und wie man sich vor allem Mord und unterlassene Hilfeleistung schön redet. 

FAZIT:

Mit Ein Tod ist nicht genug kann Peter Swanson für mich wieder an mehr an Die Gerechte anknüpfen. Ich würde das Buch zwar keinesfalls als Thriller einordnen, weil der Fokus hier eindeutig auf die Entwicklung der Charaktere liegt. Spannung kommt erst im zweiten Teil richtig auf. Ich konnte ab einem gewissen Punkt ahnen, wer der Täter ist, aber hier steht wirklich Fokus, wie es soweit kommen konnte.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Solider Thriller mit tollern Ermittlerinnen

Cold Case – Das gezeichnete Opfer
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MEINUNG:

Cold Case - Das gezeichnete Opfer ist der zweite Teil der Cold Case Reihe von Tina Frennstedt. Ich habe den ersten Teil, Das verschwundene Mädchen, nicht gelesen, aber es gibt im zweiten Teil ...

MEINUNG:

Cold Case - Das gezeichnete Opfer ist der zweite Teil der Cold Case Reihe von Tina Frennstedt. Ich habe den ersten Teil, Das verschwundene Mädchen, nicht gelesen, aber es gibt im zweiten Teil Bezüge dazu. Gut möglich, dass man hier gespoilert wird, was den Täter angeht, aber es würde mich nicht abhalten auch den ersten Band im Anschluss zu lesen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert die Teil in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Tess Hjalmarsson ist Leiterin des Cold Case Teams in Malmö. In Malmö finden derzeit eine Menge Gewalttaten statt, so dass ihr Team auf der Kippe steht, weil Ressourcen an anderer Stelle benötigt werden. Tess kann eine letzte Chance bei ihrer Vorgesetzten herausschlagen, weil sie eine Verbindung zu einem aktuellen Fall schlagen kann. Eine junger Mann wurde vor 15 Jahren ermordet und bei ihm wurde eine seltene Art Lehm gefunden. Dieser Lehm befindet sich auch am Tatort der Leiche einer bekannten Künstlerin in der Gegenwart.

Tess' Team besteht aus dem Kurs vor der Pension stehenden Lundberg, der auch schon in der Vergangenheit in den Cold Case Fall involviert war. Außerdem ist da noch Marie. Marie lebt in Scheidung und leidet da ziemlich drunter, aber sie ist sehr eigensinnig und sagt immer gerade heraus ihre Meinung, was ich wirklich sehr erheiternd fand. Sie ist ziemlich unangepasst, was allerdings nicht allen passt. Tess' kann gut mit ihr umgehen. Sie selbst hat auch eine Trennung hinter sich, die immer wieder Thema ist. Vermutlich gibt hier mehr Informationen zu in ersten Band. Der Gedanke an ihre Ex-Freundin und auch sie selbst tauchen immer wieder auf. Tess fand ich auch sehr sympathisch. Natürlich hat sie auch die eine oder andere bereits genannte private Baustelle, aber sie wirkt deutlich weniger "kaputt" als manch anderer bekannter skandinavischer Ermittler. Im Gegenteil, Tess versucht sich wieder ein Privatleben aufzubauen, was allerdings schwierig ist mit dem Beruf als Polizistin.

Der vor 15 Jahren getötete Max, war an angehender Pianist und er kam in einer Nacht um als er mit Freunden in einer Bar war. Tess' und ihr Team fangen alle damals Beteiligten wieder zu befragen und danke neuerer DNA Abgleiche nun auf die richtige Spur zu stoßen. Das Erzähltempo es relativ gemächlich. Es baut sich langsam auf. Durch die vielen Personen muss man sich erstmal ein bisschen durcharbeiten und versuchen die Namen zu ordnen. Die Spuren führen immer wieder zu Max' Freunden, was natürlich auch schon damals der Fall war. Interessant finde ich die Sicht "Der Ehefrau". Man kann relativ schnell davon ausgehen, dass es die Ehefrau des Täters ist. Dieser Erzählansatz war neu für mich, aber definitiv mal etwas anderes. Als Leser bekommt man so die Sicht einer nahestehenden Person, die irgendwie ahnt, dass etwas nicht stimmt, aber es auch nicht genau benennen kann.

FAZIT:

Cold Case - Das gezeichnete Opfer war für mich ein guter Start in eine neue Reihe, in dem vor allem die ermittelnden Damen mein Leserherz erobert haben. Das Erzähltempo ist flüssig, aber recht gemächlich. Der Fall ist sehr komplex, wie ich es gerne mag. Bin gespannt auf weitere Teile der Autorin!

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Erschreckend real?!

Die Stimme
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MEINUNG:

S.K. Tremayne war mir schon länger ein Begriff als Autor, aber bisher habe ich noch kein Buch von dem britischen Autor gelesen. Die Stimme ist nun mein erster Thriller von ihm gewesen. Ich würde ...

MEINUNG:

S.K. Tremayne war mir schon länger ein Begriff als Autor, aber bisher habe ich noch kein Buch von dem britischen Autor gelesen. Die Stimme ist nun mein erster Thriller von ihm gewesen. Ich würde das Buch in den Bereich Psychothriller einordnen, da es vor allem mit der Psyche und den Ängsten der Protagonistin Emma spielt.

Emma wohnt nach ihrer Scheidung bei ihrer Freundin Tabitha im Londoner Stadtteil Camden/ Primrose Hill. Tabitha ist selten Zuhause und u.a. aus zu ihrer eigenen Sicherheit hat ihr Freund einige Home Assistentin bei ihr Zuhause installiert. Diese können per Sprachsteuerung jederzeit angesprochen werden, aber angeblich können sie auch aus der Verhaltensweise des Besitzers lernen und kennen dessen Gewohnheiten irgendwann sehr gut. Eines Tages wird Emma von einem der Home Assistentin mit einem Geheimnis aus der Vergangenheit konfrontiert, was dieser unmöglich wissen kann und damit beginnt eine lange Serie an sprichwörtlichen Terror, den Emma erleiden muss. Das Problem ist, dass Emma niemand so richtig glauben möchte, weil alle wissen, dass ihr Vater sich auf Grund einer spät entdeckten Schizophrenie das Leben genommen hat.

Ehrlich gesagt wurde ich mit Emma an sich nicht so richtig warm. Von außen her und ganz besonders von ihrem Ex-Mann Simon wird sie ziemlich glorifiziert, obwohl dieser bereits neu verheiratet ist und ein Kind mit der neuen Frau hat. Emma soll außerdem eine steile Karriere als Journalistin hingelegt haben und hat mit einem Artikel, der sich sogar im Bereich der Technik und Social Media bewegte einigen Leuten auf die Füße getreten haben. In der Gegenwart spürte ich allerdings davon nicht sehr viel. Emma hat Glück, dass sie bei Tabitha wohnen kann, denn eine eigene Wohnung kann sie sich wohl nicht leisten. Sie dümpelt in meinen Augen auch ein bisschen zu sehr in den Tag hinein als das man daraus schließen könnte, dass sie irgendetwas an ihrer Lage ändern möchte. Emma trinkt außerdem ein bisschen zu viel Alkohol und ist abhängig von Xanax (einem Schlaf- und Beruhigungsmittel) und das auch schon vor dem Terror durch die Home Assistenten. Als das einsetzt, bekommt Emma natürlich noch weniger hin, was verständlich ist. Komischerweise geht mit dieser Situation deutlich besser um und trifft auch rationalere Entscheidungen, z.B. lässt sie sich untersuchen, ob sie ebenfalls an Schizophrenie leiden könnte.

Der Schreibstil insgesamt sehr flüßig lesbar und die Kapitel sind schön kurz, so wie ich es gerne mag. Der größte Teil des Thrillers wird aus der Ich-Perspektive von Emma erzählt, aber es gibt immer wieder ein Kapitel von anderen Personen, wie z.B. Simon, den ich auch ziemlich seltsam fand. Simon liebt Emma einfach immer noch und kommt nicht von ihr weg, was mir sehr für seine neue Frau leid getan hat. Der Autor legt ganz geschickt diverse (falsche) Fährten aus, bei denen man als Leser denkt, eine Person könnte es sein. Ich habe allerdings zu keinem Zeitpunkt gedacht, dass Emma sich das alles einbildet. Ich fand es eher erschreckend, wie man auf diese Art das komplette Leben von jemanden demontieren kann, sodass Emma mehr als einmal daran denkt, sich das Leben zu nehmen. Emma muss privat und beruflich sehr viele Verluste einstecken und kann sich kaum dagegen wehren, weil niemand ihr wirklich glaubt. Die Auflösung und das Ende fand ich sehr traurig und sie war nicht vorhersehbar.

FAZIT:

Die Stimme bietet beste Unterhaltung, in dem es wie es bei Psychothrillern üblich ist, mit unseren Ängsten spielt. Eingebettet ist es in ein sehr aktuelles Thema, nämlich die sogenannten Home Assistant gepaart mit KI (künstlicher Intelligenz), die auch im realen Leben schon die Gemüter spaltet. S.K. Tremayne stellt überspitzt dar, was passieren kann, wenn wir den Umgang damit nicht bewusst gestalten und deren Notwendigkeit hinterfragen.

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