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Veröffentlicht am 14.02.2021

Erzählerisch ausgestaltete Essays

Betrachtungen einer Barbarin
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Asal Dardan schreibt in Betrachtungen einer Barbarin erzählerisch ausgestaltete Essays, die überwiegend sehr geschickt und schön gemacht sind. Gelegentlich nimmt sie Bezüge auf politische Geschehnisse, ...

Asal Dardan schreibt in Betrachtungen einer Barbarin erzählerisch ausgestaltete Essays, die überwiegend sehr geschickt und schön gemacht sind. Gelegentlich nimmt sie Bezüge auf politische Geschehnisse, meistens orientiert sie sich an ihren eigenen Lebenserfahrungen. Das sind das die stärksten Abschnitte im Buch.

Asal Dardan hat mit ihren Eltern den Iran verlassen als sie 1 Jahr alt war und wuchs in Köln und Bonn auf. Es gab Aufenthalte in Atlanta, USA und Sardinien und sie lebte als junge Mutter einige Jahre in Öland, Schweden bevor sie nach Deutschland zurückkehrte.

Viele ihrer Themen handeln vom Exil, Fremdheit, Identität, Vorurteilen und von Diversität und Migration. In ihrer Gesamtheit halte ich Asal Dardans Essays für sehr relevant.

Veröffentlicht am 14.02.2021

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Der Dichter und der Neonazi
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Der Relevanz der Thematik dieses Buches liegt gerade heutzutage für mich auf der Hand. Zwar ist die Beziehung zwischen dem linken, jüdischen Dichter Erich Fried und einem damals bekannten Neonazis schon ...

Der Relevanz der Thematik dieses Buches liegt gerade heutzutage für mich auf der Hand. Zwar ist die Beziehung zwischen dem linken, jüdischen Dichter Erich Fried und einem damals bekannten Neonazis schon lange zurück, in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre, aber die Problematik ist immer noch ungelöst.
Mit Rechten reden! Soll man das und wenn ja, wie.
Ist ein offen geführter Streit der bessere Weg?

Erich Fried war bereit dazu und stand in einem freundschaftlichen Begegnungen und Briefwechsel mit einem Neonazi. Das ist natürlich erstaunlich, denn Fried musste selbst damals fliehen und einige seiner Familie wurden vergast.
Daher stieß diese „Freundschaft“ auf ein gewisses Unverständnis.

Um Hintergrunde zu beleuchten schreibt der Autor dieses Buches, Michael Wagner, auch über Erich Fried Kindheit/Jugend und schriftstellerische Karriere.
Auch das zweifelhafte Leben samt Gefängnisaufenthalten des verblendeten Neonazi Michael Kühnen werden erläutert.
Weiter bleibt aber die freundschaftliche Beziehung der beiden ein Rätsel, doch Michael Wagner findet schlüssige Zusammenhänge.

Teil des Buches ist auch den Geist der Zeit zu zeigen, beispielsweise den heißen Herbst im Jahr 1983.

Es ist alles andere als ein trockenes Buch und für mich war es interessant.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2021

Familiendrama im Wendland

Unter Wasser Nacht
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Von Anfang bin ich von der dichten Sprache des Romans beeindruckt, die Stimmungen überträgt. Dazu tragen auch die Beschreibungen der Landschaft, z.B. des Flusses im niedersächsischen Wendland bei. Später ...


Von Anfang bin ich von der dichten Sprache des Romans beeindruckt, die Stimmungen überträgt. Dazu tragen auch die Beschreibungen der Landschaft, z.B. des Flusses im niedersächsischen Wendland bei. Später dominieren die mehr die Dialoge.
Thiess und Sophie haben ihren kleinen Sohn verloren. Er ist ertrunken. Die Ursache dafür ist unklar, er war kein einfaches Kind.
Thiess und Sophie ziehen sich in sich selbst und voneinander zurück, auch die enge Freundschaft zu den Nachbarn Inga und Bodo leidet darunter. Dennoch sind ihre Leben eng mit einander verknüpft.
Die Kapitel wechseln zwischen den Figuren. Dann führt die Autorin Kristina Hauff eine weitere Figur ein. Mara, eine Fremde aus der dänischen Freistadt Christiania, die in den Ort zieht. Durch ihre Fragen bricht einiges auf. Und es gibt einige Geheimnisse, deren Ursprung weit in der Vergangenheit liegen.
Kristina Hauff ist ein interessanter Roman gelungen. Souveräne 4 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 11.02.2021

Aufzeigen der Strukturen

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Romane aus Asien, in diesem Fall Südkorea, sind oft von den gesellschaftlichen Konventionen geprägt. Ein Fall ist die Rolle der Frau in der Gesellschaft, in der klare Erwartungen gesetzt sind. Das beginnt ...

Romane aus Asien, in diesem Fall Südkorea, sind oft von den gesellschaftlichen Konventionen geprägt. Ein Fall ist die Rolle der Frau in der Gesellschaft, in der klare Erwartungen gesetzt sind. Das beginnt schon in der Kindheit, wenn Mädchen gegenüber dem Bruder zurückstehen müssen.
Wobei, Geschlechterungleichheit und Diskriminierung gibt es in anderen Ländern natürlich auch und dieser Roman hat letztlich einen universalen Ansatz.
Es ist eine sachliche Berichtsform mit der erzählt wird. Das ändert aber nichts daran, das es beim Lesen im inneren brodelt.

Kim Jiyoung scheint mit ihrem außergewöhnlichen Verhalten ein Sonderfall, aber offenbar zeigt sich an ihr das ganze nur beispielhaft. Dass das in einer auffälligen Psychose endet, ist vielleicht kein Wunder.
Es werden die Stationen ihres Lebens gezeigt, die sie bestimmen und prägen wird.
Dabei zeigt die Autorin die entsprechenden Strukturen in Schule, Ausbildung und Beruf Familie und Ehe sehr deutlich. Zum Teil belegt sie das sogar mit statistischen Zahlen. Was mir nicht ganz klar wurde ist, ob diese Benachteiligungen vor allen Frauen der Generation der in den Achtziger Jahren in Korea geborenen Frauen betrifft und ob es bei jüngeren Verbesserungen gibt.

Literatur aus Südkorea war in den letzten Jahren oft auch auf dem Deutschen Buchmarkt erfolgreich, vor allen Dank Han Kang und ihrem Bestseller Die Vegetarerin. Die Schriftstellerin Cho Nam-joo ist die neueste Entdeckung.

Veröffentlicht am 10.02.2021

Lebe dein Leben

Sechs Leben
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Sechs Leben. Die originelle Idee hatte mich gleich interessiert.
Erzählt wird aus der Ichperspektive des 15jährigen Gabriel, der froh ist über seine sechs Leben, die schneller davongleiten als erwartet. ...

Sechs Leben. Die originelle Idee hatte mich gleich interessiert.
Erzählt wird aus der Ichperspektive des 15jährigen Gabriel, der froh ist über seine sechs Leben, die schneller davongleiten als erwartet. Man ist sehr dicht an Gabriel und seinen Gedanken und Emotionen dran. Er fühlte sich immer als durchschnittlich, aber die sechs Leben machen ihn zu etwas besonderen. Doch immer noch ist er schwankend was Selbstbewusstsein angeht. Einerseits ist er auf der Suche nach dem Kick, andererseits verstrickt er sich immer mehr in Lügen, da er nicht zugeben will, wie leichtfertig er gehandelt hat.
In all seinen Zweifeln mag ich Gabriel mehr als die viele andere Jugendbuch-Helden, da er glaubwürdig wirkt.

Veronique Petit gestaltet den Plot außergewöhnlich gut. Es macht Spaß, auch mal einen intelligenten Jugendbuchroman zu lesen.
Der Originaltitel Vivre ses Vies = Lebe dein Leben gefällt mir übrigens auch gut.