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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2017

Ein Krimi, der unter die Haut geht

Schlaflied
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Die beiden Autoren Cilla & Rolf Börjlind befassen sich in ihrem vierten Krimi wieder mit sehr aktuellen Themen. Die Ermittlerin Olivia Rönning hilft in ihrer Freizeit am Stockholmer Hauptbahnhof als Freiwillige, ...

Die beiden Autoren Cilla & Rolf Börjlind befassen sich in ihrem vierten Krimi wieder mit sehr aktuellen Themen. Die Ermittlerin Olivia Rönning hilft in ihrer Freizeit am Stockholmer Hauptbahnhof als Freiwillige, den ankommenden Flüchtlingsstrom zu bewältigen. Unter den vielen allein reisenden Minderjährigen befindet sich auch das nigerianische Mädchen Folami. Sie sondert sich von dem Strom ab, denn sie ist auf der Suche nach ihrem Bruder.

Muriel, eine Obdachlose, findet Folami weinend am Straßenrand und nimmt sich ihrer an. Die beiden Außenseiter beziehen eine Hütte im Wald. Aber bieten ihnen die dunklen Wälder Smalands wirklich Schutz?

Das Ermittlerteam um Olivia Rönning befasst sich mit dem Mord an einem Jungen, der vergraben im Wald gefunden wird. Auf der Suche nach dem Mörder müssen sie feststellen, dass sie es mit einer Organisation zu tun, deren Tätigkeitsfeld weit über die Landesgrenzen hinausgeht.

Auch Tom Stilton beteiligt sich an der Aufklärung. Er scheint sein Leben so langsam wieder in den Griff bekommen zu haben. Aber wie nicht anders zu erwarten, unternimmt er eigene Schritte, denn mit herkömmlichen Mitteln ist der Fall nicht aufzuklären.

Die Autoren haben in dieser Geschichte mehrere brandaktuelle Themen geschickt und gefühlvoll miteinander verwoben. Die Charaktere sind stark gezeichnet und sehr authentisch, weil sie mit ihren Gefühlen und Schwächen sehr menschlich sind. Selten sind mir in einem Krimi die Schicksale so unter die Haut gegangen, so nah gekommen.

Die 5 Sterne sind mehr als verdient.

Veröffentlicht am 23.02.2017

Wieder ein zu Herzen gehender Schicksalsroman

Sturmherz
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Ich war gespannt auf den neuen Roman von Corina Bomann und ob er mich wieder so fesseln konnte wie fast alle Vorgänger. Und er konnte.

In Sturmherz nimmt uns die Autorin mit nach Hamburg und die Geschichte ...

Ich war gespannt auf den neuen Roman von Corina Bomann und ob er mich wieder so fesseln konnte wie fast alle Vorgänger. Und er konnte.

In Sturmherz nimmt uns die Autorin mit nach Hamburg und die Geschichte rankt sich um die große Sturmflut im Jahr 1962. Ich mag es, wenn fiktive Geschichten mit einer realen Person oder Begebenheit verknüpft werden. So kann ich meist noch was dazu lernen.

Aber von Anfang an. Alexa lebt in Berlin und ihr Verhältnis zu ihrer in Hamburg lebenden Mutter Cornelia ist schwierig. Als diese jedoch ins Koma fällt, überlegt Alexa nicht lange, fährt nach Hamburg und beantragt die Pflegschaft für ihre Mutter. Auf der Suche nach einer Patientenverfügung findet sie einen alten Brief, dessen Inhalt sie nicht mit ihrer Mutter in Einklang bringen kann. Von einem alten Bekannten erfährt sie dann Cornelias Geschichte aus Jugendzeiten. Diese Erkenntnisse lassen ihre Mutter und deren Verhalten in einem ganz anderen Licht erscheinen.

In den beiden Erzählsträngen befinden wir uns einmal im Hier und Jetzt und zum anderen Anfang der sechziger Jahre in Hamburg mit kurzen Ausflügen nach Amerika. Die Verhältnisse und Lebensumstände der beiden Hauptprotagonisten sind sehr anschaulich dargestellt. Auch die Charaktere sind stringent gezeichnet. Mir persönlich gefiel der Teil der Geschichte, der sich um Cornelias Jugend rankt am besten.

Wir erfahren wie sehr ein Ereignis das gesamte Leben eines Menschen beeinflussen kann. Dabei muss es sich noch nicht einmal um eine Naturkatastrophe wie in diesem Fall handeln. Meist ist auch nicht nur ein Mensch davon betroffen sondern andere werden in Mitleidenschaft gezogen. Am Beispiel von Alexa und Cornelia wird aufgezeigt wie wichtig es ist miteinander auch über schwierige Themen zu reden. Das Mutter-Tochter-Verhältnis wäre vielleicht schon früher versöhnlicher gewesen, wenn Alexa von dem Schicksal ihrer Mutter gewusst hätte.

Mich hat auch dieses Buch von Corina Bomann gefesselt und bekommt volle Sternezahl.

Veröffentlicht am 10.02.2017

Nichts für schwache Nerven

Das Hospital
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Nach dem Vorgängerroman „Federspiel“ war ich schon sehr gespannt auf den zweiten Band um die Journalistin Christine Lenève.

Mitten in Berlin treibt eine Wasserleiche in der Spree … und der Toten fehlen ...

Nach dem Vorgängerroman „Federspiel“ war ich schon sehr gespannt auf den zweiten Band um die Journalistin Christine Lenève.

Mitten in Berlin treibt eine Wasserleiche in der Spree … und der Toten fehlen die Lippen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen Serientäter handeln muss. Christine, die der Fall nicht nur als Journalistin interessiert, ermittelt mit ihrem Freund Albert neben dem zuständigen Kommissar Dom.

Der unvergleichliche und äußerst anschauliche Schreibstil von Oliver Ménard hat mich wieder von Beginn an in seinen Bann gezogen. Manchmal habe ich mir gewünscht, dass er nicht ganz so anschaulich beschreibt, denn im Gegensatz zum Fernsehen konnte ich hier nicht die Augen schließen, wenn ich meinte es kaum noch aushalten zu können. Dies gilt nicht nur für die Schauplätze, die er vor dem inneren Auge auferstehen lässt und Handlungen sondern auch für die Charaktere, die hervorragend ausgearbeitet sind. Bei der einen oder anderen Person bekam ich richtige Hassgefühle. Die Sichtweise aus den unterschiedlichen Perspektiven ist ein weiterer Grund, dass die Seiten nur so dahinflogen.

Obwohl immer mal wieder Hinweise (die man aber erstmal als solche erkennen muss) im Verlauf auftauchen, hat es doch ziemlich lange gedauert bis ich den Mörder zweifelsfrei identifiziert hatte.

Ganz zum Ende geriet ich aufgrund einer Situation, in der die Journalistin und der Kommissar unterschiedliche Ansichten vertreten dann auch noch in einen Gewissenskonflikt.

Dieses Buch ist eigentlich ein „Muss“ für jeden Thriller-Fan und bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung. Der Vorgängerband, den man nicht unbedingt vorher gelesen haben muss, gefiel mir allerdings noch ein bisschen besser – trotzdem vergebe ich fünf Sterne mit einem klitzekleinen Minuszeichen dran.

Veröffentlicht am 03.02.2017

Ganz toller Historienroman

Die Tochter des Fechtmeisters
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Sabine Weiß nimmt uns mit in die Zeit kurz vor Ausbruch des 30jährigen Krieges. Clarissa ist die Tochter des Fechtmeisters Fritjoff Nykrantz. Dank ihres Vaters beherrscht sie ebenfalls die Kunst des Fechtens. ...

Sabine Weiß nimmt uns mit in die Zeit kurz vor Ausbruch des 30jährigen Krieges. Clarissa ist die Tochter des Fechtmeisters Fritjoff Nykrantz. Dank ihres Vaters beherrscht sie ebenfalls die Kunst des Fechtens.
Si e macht sich mit ihrem Vater und seinen Fechtschülern von Rostock auf den Weg nach Frankfurt, wo die die beiden Fechtschüler nach einer Prüfung zu Fechtmeistern gekürt werden sollen.

Auf dem Rückweg werden Fritjoff und Clarissa überfallen und sie anschließend des Mordes an ihrem Vater verdächtigt. Von da an beginnt Clarissas Abenteuer erst richtig.

In der Geschichte werden mehrere Erzählstränge gekonnt miteinander verwebt. Aber in allen Teilen herrscht Streit und Zwietracht. Es gibt den Streit zwischen den Brüdern Carl und Fritjoff; zwischen den beiden Fechtbruderschaften der Marxbrüder und der Federfechter; zwischen Katholiken und Lutheranern und nicht zuletzt zwischen den verschiedenen Herrschern unter dem schwachen Kaiser Rudolf. Insgesamt eine sehr unruhige Zeit für die Bewohner des Reichs.

Es handelt sich um einen gewohnt gut recherchierten Roman, in dem wir sowohl einen Einblick in die damaligen Lebensumstände der Menschen als auch über die politische Situation bekommen. Nebenbei erhalten wir viele Informationen über die Fechtkunst – so vielseitig hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Das ganze Buch ist in einem gut lesbaren und anschaulichen Stil geschrieben. Die Charaktere - incl. der Nebendarsteller –sind sehr gut ausgearbeitet und kommen authentisch rüber.

Auch wenn es hier und da einige Passagen gab, die nicht unbedingt erforderlich waren für die Geschichte, so habe ich mich doch nie gelangweilt. Ich vergebe sehr gerne fünf wohlverdiente Sterne.

  • Einzelne Kategorien
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  • Schreibstil
Veröffentlicht am 23.01.2017

Ein Stück Zeitgeschichte anhand zweier Frauenschicksale

Unsere Hälfte des Himmels
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Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal im Deutschland der 30er Jahre und hier begegnen wir den beiden Freundinnen Johanna und Amelie, die das Fliegen lieben und Pilotinnen werden wollen. Der ...

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal im Deutschland der 30er Jahre und hier begegnen wir den beiden Freundinnen Johanna und Amelie, die das Fliegen lieben und Pilotinnen werden wollen. Der andere Strang spielt Anfang der 70er Jahre und wir lernen Amelies Tochter Lieselotte kennen.

Die Geschichte handelt von tiefer Freundschaft, Liebe, Trauer und Verrat. Sie zeigt uns aber auch das vorherrschende Frauenbild der jeweiligen Epoche. Mir hat besonders gefallen, dass die geltenden Gesetze und Vorschriften nicht aufgezählt werden sondern als lebensbeeinflussender Umstand einbezogen sind. So habe ich ganz nebenbei erfahren, dass es während des Nationalsozialismus an den Universitäten eine Frauenquote von max. 10 % gab.

Die Frauenbewegung ist auch Thema in Lieselottes Geschichte. Es ist die Zeit, in der das neue Scheidungsrecht auf den Weg gebracht wurde und die Frauen für die Abschaffung des § 218 BGB auf die Straße gegangen sind.

In einem sehr flüssigen und ausdrucksstarkem Schreibstil bringt uns Clarissa Linden die stark von der Politik geprägten Lebensumstände der Frauen in diesen beiden Jahrzehnten näher.

Mich hat insbesondere die Geschichte der Fliegerinnen gefesselt, daher fand ich die zusätzlichen Angaben am Ende des Buches interessant und informativ.

Das Buch erhält von mir eine unbedingte Leseempfehlung und fünf Sterne.