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Veröffentlicht am 28.02.2021

Filmtheater ...

Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast
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Das Kino am Jungfernstieg (Teil 2)

Diane Jordan

„Ins-Kino-Gehen“ ist durch die Corona Pandemie schon sooooo lange nicht mehr möglich. Und das bedaure ich sehr, da ich immer vergnügt, mit meinem Lieblingsmenschen ...

Das Kino am Jungfernstieg (Teil 2)

Diane Jordan

„Ins-Kino-Gehen“ ist durch die Corona Pandemie schon sooooo lange nicht mehr möglich. Und das bedaure ich sehr, da ich immer vergnügt, mit meinem Lieblingsmenschen in die Hamburger Kinos gefahren bin. Um so erfreuter war ich, als ich jetzt Teil 2 des Romans „Das Kino am Jungfernstieg“ von Micaela Jary entdeckt habe. Die Filmpalast Saga knüpft gekonnt an Teil 1 an, den ich begeistert gelesen und verschlungen habe. Das Cover sieht hinreißend aus. Es weckt nostalgische Erinnerungen. Rechts auf dem Buchdeckel sieht man eine bildhübsche, blonde, junge Frau. Sie trägt ein türkisfarbiges Hütchen, ein farblich passendes Kleid und eine kleine Pelzstola, die ihr etwas über die Schultern gerutscht zu sein scheint. Im Hintergrund sieht man etwas diffus, wie durch leichten Nebel, den Jungfernstieg in Hamburg. Der Klappentext liest sich zügig. Gespannt fange ich an zu lesen. Die Seiten fliegen nur so vor meinen Augen dahin. Die Sprache und die Beschreibungen der Autorin sind bildgewaltig und gekonnt. Mein Kopfkino springt an. Die Fortsetzung ist fantastisch. Sie führt den Leser in die Hansestadt. Dort herrscht Nachkriegszeit. Die Protagonisten Lili Paal, John Fontaine sowie Thea Middendorff sind mir bereits bekannt und etwas vertraut. Der Roman startet mit einem Gänsehautprolog. Ruckzuck bin ich wieder mitten im Geschehen und sehe einige Szenen vor meinem geistigen Auge aufblitzen. Emotional und unter die Haut gehend. Ich bin total gefangen von diesem Buch. Zu gerne möchte ich wissen, was da alles so vor sich geht und ob Lili und John wieder zusammenkommen werden. Obwohl die äußeren Umstände ja gegen diese Verbindung sprechen. Der Spannungsbogen ist gekonnt aufgebaut und lässt kaum Wünsche offen. Intrigen, Lügen, Vertuschungen, Liebe, Tod, Anfang und Ende. Da momentan ja die Oscars für coole Filme und Schauspieler/-innen Hollywood verliehen werden, geht meiner gedanklich an dieses Buch. Es hat mich nicht nur abtauchen und den Alltag vergessen lassen, sondern hat mir auch für kurze Zeit geradezu ein cineastisches Vergnügen bereitet.

Inhalt:
1944: In den Babelsberger Filmstudios passiert ein Unglück mit fatalen Folgen. Sieben Jahre später: Der internationale Filmstar Thea von Middendorff kehrt zur Eröffnung der Berliner Filmfestspiele nach Deutschland zurück – jene Frau, die für das Unglück damals verantwortlich war, was sie aber zu verheimlichen wusste. Auf ihrer Spur befindet sich der britische Journalist John Fontaine, der Thea von Middendorff nun mit einem Interview kompromittiert. Das bringt wiederum die Hamburger Kinobesitzerin Lili Paal auf den Plan, die ebenfalls von der alten Geschichte weiß – und in die Fontaine hoffnungslos verliebt war...

Die Autorin:
Micaela Jary stammt aus Hamburg und wuchs im Tessin auf. Sie arbeitete lange als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Nach einem langjährigen Aufenthalt in Paris lebt sie heute mit Mann und Hund in Berlin und München. Zum Schreiben begibt sie sich aber auch in ein kleines Landhaus nahe Rostock.

Weitere Bücher:
Das Kino am Jungfernstieg (Teil 1) , Der Gutshof im Alten Land, Die Bucht des blauen Feuers, Das Haus am Alsterufer, Die Villa am Meer, Sterne über der Alster, Die Pastellkönigin, Die geheime Königin, Das Bild der Erinnerung, usw.
Fazit: 5***** Der Roman „“ ist im Goldmann Verlag erschienen. Das Buch hat 400 Seiten, die große Lust auf einen Besuch in Hamburg und im Kino machen.






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Veröffentlicht am 21.02.2021

Schattenwirtschaft ...

Glückskinder
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Ich bin ein großer Fan von Teresa Simon. Ihre Bücher begeistern mich und ich warte immer sehnsüchtig auf einen neuen Roman. Jetzt war es endlich wieder so weit. „Glückskinder“ kam auf den Markt und zog ...

Ich bin ein großer Fan von Teresa Simon. Ihre Bücher begeistern mich und ich warte immer sehnsüchtig auf einen neuen Roman. Jetzt war es endlich wieder so weit. „Glückskinder“ kam auf den Markt und zog dann auch schnell in mein Heim ein. Das Cover ist hinreißend gestaltet. Der Leser sieht zwei Frauen, mit Nylons, Frühlingsbekleidung und Koffer in der Hand. Sie schreiten, vom Betrachter abgewandt, etwas Neuem entgegen. Durch eine Vielzahl japanischer Zierkirschenblüten wirkt der Buchdeckel luftig und leicht. Der Klappentext hingegen ist ein krasser Gegensatz dazu. Hier erfährt man, dass der neue Lesestoff in die Nachkriegszeit ins trubelige München führt. Die Menschen hatten zur damaligen Zeit zu wenig Güter zum Leben. Sie lebten in schwierigen Verhältnissen und hatten kaum etwas zu essen. Lebensmittel und andere Güter wurden rationiert. Puuuh… Gespannt fange ich an zu lesen. Im Buch-Inlett begeistert mich gleich zu Anfang ein Vierzeiler aus dem Münchner Merkur sowie eine Schwarzmarkttabelle von 1946. Dann folgt ein passendes Erich Kästner Zitat, was meines Erachtens prima passt. In unserer Familie wird viel gesprochen und erzählt. Etwas zurückhaltend zwar vom Krieg und der Flucht, beziehungsweise der Vertreibung. Oder auch vom Neuanfang und den dann folgenden schwierigen Zeiten. Aber das Handeln im Verborgenen zum Überleben notwendig war, habe ich von meinen Großeltern öfter gehört. Auch von den überhöhten Preisen für begehrte Sachen habe ich in diesem Zusammenhang erfahren. Die Protagonistinnen Toni, Tante Vev und die Holländerin Griet sind von der Autorin fantastisch erdacht und authentisch und menschlich beschrieben. Die historischen Hintergründe scheinen wirklichkeitsnah und überzeugen. Ich hatte als Leserin oft das Gefühl mittendrin im Geschehen der damaligen Zeit zu stecken. Der Schwarzmarkt in München, wo die Händler die Notlage anderer ausnutzten, muss schrecklich gewesen sein. Ich musste ein paarmal mit den Tränen kämpfen, so nahe ist mir das Geschriebene gegangen. Ich habe richtiggehend mit den Romanfiguren gelitten. Und hatte auch ordentlich Sorge, dass sie erwischt werden könnten. Spannend und perfekt geschrieben. Ich könnte mir den Roman auch super verfilmt vorstellen. Da wird soviel an Emotionen frei, auch ohne dass ich die Zeit selber erlebt habe, kaum zu glauben. Und der Plot der beiden ungleichen Frauen, die zuerst feindselig erschienen und dann nach und nach enger zusammenwachsen und Freundinnen werden, gefällt mir sehr.


Inhalt:
München 1945. Auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße treffen sich alle, die nach Glück und ein wenig Leben suchen. Nylons, Kaffee, Schokolade und Schmuck wechseln hier die Besitzer. Auch Toni, die ihr Zuhause verloren hat und nun bei ihrer Tante Vev wohnt, versucht, auf dem Schwarzmarkt das Nötigste für die Familie zu organisieren. Als sie die Holländerin Griet kennenlernt, spürt Toni zunächst eine tiefe Abneigung. Sie ahnt nicht, dass Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, über die sie nie wieder sprechen möchte. Sie könnten einander helfen. Doch das geht nur, wenn sie ehrlich zueinander sind und ihre Vorurteile überwinden ...

Die Autorin:
Teresa Simon ist das Pseudonym der promovierten Historikerin und Autorin Brigitte Riebe. Sie ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale und lässt sich immer wieder von historischen Ereignissen und stimmungsvollen Schauplätzen inspirieren. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin ist bekannt für ihre intensiv recherchierten und spannenden Romane, die tiefe Emotionen wecken.

Weitere Bücher:
Die Frauen der Rosenvilla, Die Holunderschwestern, Die Oleanderfrauen, Die Lilienbraut, Die Flieder Tochter

Fazit: 5***** Der Roman „Glückskinder“ ist im Heyne Verlag erschienen. Das broschierte Buch hat 512 Seiten die herrlich recherchiert und liebevoll erdacht und beschrieben sind.

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Wohlfühlkrimi ...

Totentanz im Pulverschnee
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Wohlfühlkrimi …

Totentanz im Pulverschnee: Ein Fall für Arno Bussi

Diane Jordan

Ich kenne Bussi Bär, eine Zeitschrift für Vorschulkinder, die ich 1972 in den Fingern hatte. Der orangefarbene Bär mit ...

Wohlfühlkrimi …

Totentanz im Pulverschnee: Ein Fall für Arno Bussi

Diane Jordan

Ich kenne Bussi Bär, eine Zeitschrift für Vorschulkinder, die ich 1972 in den Fingern hatte. Der orangefarbene Bär mit dem Hund Bello Blue ist mir gut in Erinnerung geblieben. Aber ob Arno Bussi mit denen verwandt ist???? Ich glaube eher nein . Krimis lese ich leidenschaftlich gerne und deshalb scheint „Totentanz im Pulverschnee“ von Joe Fischler, mit Inspektor Bussi, eine prima Bettlektüre für mich zu sein. Das Cover sieht vielversprechend aus. Da ist auf der einen Seite der Fuchs. Dieser steht für mich, als Försters Töchterlein, für körperliche oder geistige Reaktionsfähigkeit. Pfiffige Tiere, denen Gerissenheit oder Täuschung nachgesagt werden, können Füchse ebenfalls sein. Die Tiroler Berge, Pulverschnee und ganz viel Crime, angedeutet durch das Trachtenmesser mit Hirschhorngriff. Herz was willst du mehr.
Der Klappentextliest sich gut. Und ich finde: Crime und etwas "Gaudi muaß sein", um mich gut zu unterhalten!
Gleich zu Beginn der Lektüre fällt mir ein hübsches Edelweiss als Eyecatcher auf. Als naturverbundener Mensch gefällt mir das natürlich gut. Band 3 dieser herrlich geschriebenen Krimireihe hat es in sich. Die Protagonisten Inspektor Arno Bussi, seine übergriffige Mama oder die coole LKA-Ermittlerin Erna Katz sowie zahlreiche Nebenfiguren, wie die Eisprinzessin Rosa, sind witzig und passend skizziert. Gut gefällt mir auch das mundsprachliche, das hin und wieder zwischen den Seiten durchblitzt. Ich empfehle allerdings das Buch bei Tag zu lesen. Mein Lieblingsmensch wurde des Nachts ein paar Mal durch mein lautes Lachen während des Lesens aus dem Schlaf geschreckt. Das hätte beinahe zu einer Krise geführt. Humorvoll und spritzig sind dort zahlreiche Wortgefechte textsicher festgehalten. Grins  und Schnee sind im „Totentanz im Pulverschnee“ nicht nur feine Eiskristalle, sondern bekommen wie beim früheren Kinderspiel „Teekesselchen“ zahlreiche neue Bedeutungen. Das gefällt mir hervorragend, ich mag die bildhafte Sprache von Joe Fischler. Der Plot hat es in sich. Und beim Lesen hatte ich sogar hin und wieder etwas Gänsehaut, daher empfinde ich den Spannungsaufbau als geglückt. Die Wortwahl ist treffend und der Schreibstil der Thematik angepasst. Ein außergewöhnlicher Schauplatz, ungewöhnliche Figuren und eine plötzliche Leiche. Oder zwei oder 3… Zahlreiche falsche Fährten, wie von einem „Schneehasen“ persönlich gelegt. Aber Arno Bussi ist zusammen mit seiner Mama Marina (Marianne) einfach köstlich als schräges „Ermittler-Duo“. Auch wenn der Inspektor in meinen Augen ein echter Schwerenöter/Schürzenjäger zu sein scheint, der leicht entflammbar ist. Allerdings hat er auch eine Menge Charme, aber das denke ich nur im Geheimen . Im Krimi aus Tirol bekommt das Wort „Mutterwitz“ eine ganz neue Dimension, wie ich finde. Situationskomik vom Feinsten. Trotz allem kommt aber auch der Krimileser auf seine Kosten und nicht zu kurz. Mir gefällt diese Herangehensweise und Umsetzung prima. Auch hat für mich dieses Buch etwas von einem Ski-Rennen. Irgendwie traditionell, steiler Hang, abgesteckte Strecke, rasante Abfahrt und ein glamouröses Ende in mitten von einer gigantischen, schneebedeckten Bergkulisse. Eins hat der Autor auf jeden Fall erreicht, die Sehnsucht nach dem (ausgefallen) Skiurlaub und den Tiroler Bergen, seinen Bewohnern und dem leckeren Essen sind nun übermächtig.

Inhalt:
Mysteriöse Morde im Winterwunderland – Arno Bussi versinkt im Schnee.

Eigentlich wollte Inspektor Bussi nur ein paar Tage Urlaub im notorisch schneelosen Maria Schnee machen – als er in mörderische Verwicklungen und den Schneesturm des Jahrhunderts gerät … Arno Bussi langweilt sich in der Statistik-Abteilung des Bundeskriminalamts zu Tode. Aber weil das Leben ja trotzdem weitergeht, hat er ein neues Hobby für sich entdeckt: den Triathlon, für den er im nasskalten Wien gerade ausgiebig trainiert, als ihn seine Mutter zu ein paar gemeinsamen Urlaubstagen in Maria Schnee überredet. Dort steht das alljährliche Eisfestival vor der Tür. Bei seiner Ankunft empfängt Arno ein Alpen-Halligalli, das ihn am liebsten gleich wieder umkehren ließe. Doch dann verschwindet die charmante Eisprinzessin Rosa. Und weil Arnos Mutter beobachtet haben will, dass sie entführt wurde, ermittelt Arno Bussi auf eigene Faust. Die Lage wird so richtig ernst, als eine Leiche auftaucht, die resolute Erna Katz vom LKA Tirol sich einschaltet – und dann auch noch der Schneesturm des Jahrhunderts über Maria Schnee hereinbricht …

Der Autor:
Joe Fischler, geboren 1975 in Innsbruck, arbeitete nach einem Studium der Rechtswissenschaften einige Jahre im Bankwesen. 2007 machte er sich als Blogger und Autor selbstständig. Mit »Veilchens Winter«, dem ersten Teil seiner Reihe rund um Valerie »Veilchen« Mauser, legte Fischler 2015 ein fulminantes Debüt als Krimiautor vor. »Die Toten vom Lärchensee« ist der zweite Teil seiner Krimireihe rund um den so liebenswerten wie stets unglücklich verliebten Inspektor Bussi. Der passionierte Bergwanderer Fischler lebt in Tirol.

Weitere Bücher:
Die Toten vom Lärchensee (Band 2),
Der Tote im Schnitzelparadies (Band 1)
Immer Ärger mit Ötzi,
Veilchens Winter (Band1), Veilchens Feuer (Band 2), Veilchens Blut (Band 3), Veilchens Rausch (Band 4), Veilchens Show (Band 5)

Fazit: 5***** Der Tiroler Krimi „Totentanz im Pulverschnee“ ist im KiWi Verlag erschienen. Das Taschenbuch hat 320 Seiten, die durch viel Wortwitz und eine Menge Crime, wie frisch gefallener Schnee, glitzern und glänzen.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Heimatlos ...

Die Frau zwischen den Welten
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Heimatlos …

Die Frau zwischen den Welten

Diane Jordan

Meine Mama ist 1943 geboren. Geschichten aus dieser Zeit kenne ich meist aus Erzählungen durch meine Mutter oder Oma. Mein neuester Roman, „Die ...

Heimatlos …

Die Frau zwischen den Welten

Diane Jordan

Meine Mama ist 1943 geboren. Geschichten aus dieser Zeit kenne ich meist aus Erzählungen durch meine Mutter oder Oma. Mein neuester Roman, „Die Frau zwischen den Welten“ von Hera Lind, ist ein Roman nach einer wahren Begebenheit. Das Cover ist ansprechend gestaltet. Man sieht eine Mutter mit ihrem Kind. Die Gesichter der beiden sind von dem Betrachter abgewandt. Sie scheinen über eine Brücke, ich vermute mal die Karlsbrücke, zu laufen. Im Hintergrund sieht man eine große Stadt. Der Klappentext hat es in sich. Da lege ich mir vorsorglich lieber gleich ein Päckchen Taschentücher parat. Die Autorin ist mir bereits aus zahlreichen Büchern bekannt und daher weiß ich, dass sie hervorragend auf die Tränendrüse drücken kann. Die Protagonisten Ella und Milan sind gut beschrieben und wirken authentisch. Der Plot ist herzergreifend und zerreißend und geht wie erwartet unter die Haut und tief ins Herz. Berührend, der den Leser aber auch stellenweise den Kopf schütteln lässt. Was muss dieses arme Mädchen alles erdulden und aushalten. Ihre Kindheit und ihr späteres Leben wird durch die damaligen Umstände besonders hart. Das Vorwort, der 87 jährigen Ella Berner stimmt mich sehr traurig. Da ich als Kind sehr häufig umgezogen bin und weiß, wie hilflos und einsam man sich dann fühlt, kann ich mich gedanklich sehr gut in diverse Situationen hineinversetzen. Das Gefühl zwischen den Welten zu leben, kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch wenn es Ella viel, viel schlimmer trifft. Spannend und mitreißend von der Autorin aufgegriffen und geschildert. Die Wortwahl und der Sprachgebrauch paßt. Der Schreibstil ist flüssig. Das packende Schicksal zwischen Ost und West. Ein Exodus aus Rache, Gewalt und Willkür. Die zahlreichen Gefahren, die dramatische Flucht und ihre Folgen. Nicht zu vergessen der Geheimdienst, der zur damaligen Zeit überall seine fiesen Finger mit im Spiel hatte. Und wirklich trauen konnte man Niemanden. Die Rolle der Frau, die ohne männlichen Beistand und Schutz „Freiwild“ war, wird fein skizziert und aufgezeigt. Das Kriegsende, der scheinbare Frieden, diverse Unruhen nicht zu vergessen, Sozialismus anstatt Kapitalismus, dieses Buch hat dem Leser einige harte Brocken zu bieten. Rot ist nicht nur das Gedankengut, sondern auch die zahlreichen Schicksalsschläge, die Ella erleidet. Und viele ihrer Träume und Wünsche bleiben auf der Strecke. Ein unter die Haut gehender Tatsachenroman, den Hera Lind vortrefflich aufgegriffen hat. Aber lest bitte selber, es lohnt sich.

Inhalt:
Die junge Ella erfährt mit brutaler Härte, was es heißt, nach 1945 als Tochter einer Deutschen in der Tschechoslowakei aufzuwachsen. Revolutionsgarden erschlagen ihren Vater, die Mutter muss sich mit ihrem neugeborenen Sohn in einem tschechischen Dorf verstecken. Ella erträgt immer neue Schicksalsschläge: Klosterschule, Kommunismus, die Ehe mit einem Egozentriker, Psychiatrie – bis sie endlich in Prag der großen Liebe begegnet. Mit dem jüdischen Arzt Milan ist sie zum ersten Mal glücklich. Beide haben nur noch einen Wunsch: zusammen mit Ellas kleiner Tochter in den Westen fliehen. Doch der Geheimdienst ist ihnen dicht auf den Fersen …


Die Autorin:
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Seit einigen Jahren schreibt sie ausschließlich Tatsachenromane, ein Genre, das zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Immer wieder erobert sie die SPIEGEL-Bestsellerliste. Ihr Roman »Die Hölle war der Preis«, eine bewegende Geschichte, die im Frauengefängnis Hoheneck in der ehemaligen DDR spielt, stieg sogar direkt auf Platz 1 ein. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Weitere Bücher:
„Über alle Grenzen“, „Mein Mann, seine Frauen und ich“, „Die Hölle war ihr Preis“, „Die Frau, die frei sein wollte“, „Hinter den Türen“, „Der Mann, der wirklich liebte“, „Vergib uns unsere Schuld“, „Gefangen in Afrika“, „Himmel und Hölle“, „Tausendundeintag“, „Die Sehnsuchtsfalle“ uvm.

Fazit: ***** Der Roman „Die Frau zwischen den Welten“ von Hera Lind, ist ein Spiegel Bestseller, nach einer wahren Geschichte. Das Buch umfasst 432 Seiten und ist im Diana Verlag erschienen. Das Buch lässt mich etwas aufgewühlt und traurig zurück.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Songwriting …

Lotte Lenya und das Lied des Lebens
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Ein Leben, wie ein Musikstück …

Lotte Lenya und das Lied des Lebens: Die Frau, die Kurt Weill und Berthold Brecht ihre Stimme schenkte

Diane Jordan

Ich lese leidenschaftlich gerne. Hin und wieder darf ...


Ein Leben, wie ein Musikstück …

Lotte Lenya und das Lied des Lebens: Die Frau, die Kurt Weill und Berthold Brecht ihre Stimme schenkte

Diane Jordan

Ich lese leidenschaftlich gerne. Hin und wieder darf es aber auch eine TV-Serie sein, wie z.B. „Babylon Berlin“. Die `Goldenen 20er Jahre' und der Umbruch, der dort aufgezeigt wurde, hat es mir besonders angetan. Mein neuestes Buch: “Lotte Lenya und das Lied des Lebens“ von Eva Neiss spielt auch wieder in diesem Zeitraum. Das Cover ist ansprechend gestaltet. Man sieht eine junge Frau im Seitenprofil, die in einem flotten blauen Mantel und Pumps an einer Laterne lehnt. Im Hintergrund sieht man eine angedeutete Brücke und rechts im Bild eine Litfasssäule mit deutscher Beschriftung. Ich vermute mal stark, dass das Berlin sein soll. Für meinen Geschmack würde das theoretisch ja auch passen. Der Klappentext liest sich spannend. Ruck zuck bin ich mitten in der Geschichte, die locker und leicht daherkommt, eingetaucht. Der Leser darf sich auf eine Zeitreise von Berlin, über Paris nach Amerika begeben. Im braunen Sumpf aus Judenverfolgung, Kunst und Musik, hat die begnadete Künstlerin mit ihrem späteren Mann, der Jude ist, kein einfaches Leben. Aber auch Alkohol, Liebschaften und Süchte spielen zusätzlich eine große Rolle in ihrem Leben. Die Protagonisten Lotte Lenya, Kurt Weill und Berthold Brecht sind von der Autorin gut skizziert und beschrieben. Mir persönlich gefallen solche Charaktere mit vielen Ecken und Kanten sehr gut. Und ich bilde mir dann immer ein, dass sie so tatsächlich „in Echt“ waren. Das Dreiergespann Lenya, Weill und Brecht ist eine exotische und brisante Mischung, ähnlich wie ein Stück Dynamit. Und die „Dreigroschenoper“ nach dem Theaterstück von Brecht mit der Musik von Weill und dem Gesang von Lenya konnte in meinen Augen nur in dieser Kombi sensationell gut gelingen. Der Roman bietet für meinen Geschmack, einen fantastischen Einblick ins damalige, „unbürgerliche“ Künstlermilieu. Die Boheme wird großartig dargestellt. Der Werdegang von Lotte Lenya, als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin hat die Autorin spannend geschrieben. Kurt Weill war mir vorher allerdings unbekannt. Bertolt Brecht hingegen war mir aus Schulzeiten und Pflichtlektüren ein Begriff. Auch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wird authentisch wiedergegeben. Man fühlt die Angst und die Bedrohung beim Lesen. Bertolt Brecht ist mir persönlich immer eine Spur zu überheblich, da ändert auch diese Betrachtung hier, durch die Autorin nicht meine Meinung. Obwohl seine Werke ja weltweit aufgeführt werden. Und Lotte Lenya gleich zu Beginn auf ihn angewiesen zu sein scheint, ohne dass ich zu viel verraten möchte.

Inhalt:
Lotte Lenya ist die wohl bekannteste Sängerin der Dreigroschenoper. Dieser Roman erzählt die Geschichte der einzigartigen Schauspielerin und Sängerin Lotte Lenya - die Frau, die Kurt Weill und Bertolt Brecht ihre Stimme schenkte.
Inmitten der 1920er Jahre lernt die noch unbekannte Schauspielerin Lotte Lenya ihren zukünftigen Ehemann Kurt Weill kennen – sie rudert ihn über einen See und beide verlieben sich unsterblich ineinander. An Weills Seite gelingt ihr einige Jahre später der Durchbruch, sie lernt Bertolt Brecht kennen und spielt die Seeräuber Jenny in der Dreigroschenoper. Doch die Liebe des Künstlerpaars ist Höhen und Tiefen ausgesetzt …
Kenntnisreich und emotional erzählt Eva Neiss die Geschichte von Lotte Lenya, die mit ihrer besonderen Stimme, ihrer charmanten Eigenwilligkeit und ihrem Drang nach Leben ihre Zeitgenossen in den Bann zog. In meinen Augen eine mutige und taffe Frau, die ihren weg unbeirrt gemeistert hat.

Die Autorin:
Eva Neiss, geboren 1977, lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Sie hat einen Magister in Literaturwissenschaften und einen Bachelor in Psychologie. Eva Neiss hat sich intensiv mit der wechselhaften Geschichte der 1920er und 1930er Jahre beschäftigt, ebenso mit der Musik dieser Zeit.

Fazit: 5***** Der Taschenbuch-Roman “Lotte Lenya und das Lied des Lebens“ ist im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen. Das Taschenbuch hat 336 Seiten, die gut gegen das Vergessen sind und gerade in der heutigen Zeit brandaktuell sind.

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