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Veröffentlicht am 10.05.2021

Sehr interessante und unterhaltsame Streitschrift

Antisemitismus in der Sprache
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Es handelt sich bei dem Büchlein - so gibt der Autor Ronen Steinke selbst zu - um eine Streitschrift.

8 Euro für 64 Seiten. Das klingt erst einmal nach viel Geld. Ist es ja auch. Aber die 8 Euro lohnen ...

Es handelt sich bei dem Büchlein - so gibt der Autor Ronen Steinke selbst zu - um eine Streitschrift.

8 Euro für 64 Seiten. Das klingt erst einmal nach viel Geld. Ist es ja auch. Aber die 8 Euro lohnen sich. Denn obwohl ich daran arbeite, eine bessere - weil weniger diskriminierende, rassistische und/oder antisemitische - Sprache zu verwenden, so bin ich natürlich nicht allwissend. Und da sind solche Büchlein wie dieses von Herrn Steinke ungemein hilfreich.

Die Streitschrift ist kurz, man kann sie schnell gelesen. Da bleibt viel Raum, über das Gelesene nachzudenken. Dass das Buch so dünn ist, ist auch hilfreich, um es immer mal wieder in die Hand zu nehmen.

Das Buch lädt zum Nachdenken ein, aber eben auch dazu, sich mit den Inhalten auseinander zu setzen und gegebenenfalls zu widersprechen. Mich hat es vor allem eingeladen, meine Wortwahl in Teilen noch einmal zu überdenken und zu ändern. Ich lerne gerne dazu, ich möchte meinem Gegenüber respektvoll begegnen - und das beginnt eben ganz oft mit Sprache.

Was ich an dem Büchlein noch bemerkenswert finde, ist die unterhaltsame Art, mit der Steinke es geschrieben hat. Ich denke, selbst jemand, der sich sonst nicht unbedingt mit (politisch korrekter) Sprache befasst, wird "Antisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt" einiges abgewinnen können.

Falls jemand Sorge hat, das Buch sei womöglich langweilig oder moralinsauer, den kann ich beruhigen. Ich habe es gern gelesen. Es ist kurz, es ist super und verständlich geschrieben und es ist auf Augenhöhe mit seinen LeserInnen geschrieben. Man muss keine AkademikerIn sein, um dem Buch etwas abgewinnen zu können.

Aber natürlich: Man kann sich am Ende der Lektüre - wenn man unbedingt will - über das Gendersternchen empören (wie es einige Amazon-Rezensenten tun), statt sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Ist ja viel einfacher, als die eigene Sprache zu hinterfragen.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Informatives und schön gestaltetes Buch, das man immer wieder in die Hand nehmen kann

naturverbunden
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Mit dem Buch "naturverbunden: Entdecke dein Gespür für die Natur" ist der Kosmos-Verlag auf der Höhe der Zeit. Das Buch richtet sich vor allem na jene Menschen, die altes Wissen zu Wild- und Heilpflanzen ...

Mit dem Buch "naturverbunden: Entdecke dein Gespür für die Natur" ist der Kosmos-Verlag auf der Höhe der Zeit. Das Buch richtet sich vor allem na jene Menschen, die altes Wissen zu Wild- und Heilpflanzen neu entdecken möchten. Garniert wird das Ganze mit sehr schönen, aber auch informativen Bildern.

Das Buch ist gut geschrieben und es macht Lust, es immer mal wieder in die Hand zu nehmen und durchzublättern. Man muss das Buch gar nicht von vorne nach hinten lesen, sondern kann sich die Orte oder Pflanzen aussuchen, die einen interessieren. Das Inhaltsverzeichnis und das Buch sind super gegliedert.

Aufgelockert wird das Buch aber nicht nur durch die tollen Bilder, sondern auch durch verschiedene Info-Kästchen, die immer wieder Interessantes bieten.

Vieles von dem, was in dem Buch steht, wussten noch meine Großeltern. Einiges konnten sie mir noch vermitteln, aber ich habe das Bisschen, das ich von ihnen gelernt habe, wieder vergessen. Für mich ist das Buch eine tolle Sache.

Mit fehlt bei aller Naturverbundenheit allerdings der Hinweis, dass der Gang zum Arzt dennoch sinnvoll sein kann bzw. ist. Vielleicht habe ich den Hinweis auch nur übersehen.

Ansonsten ist "naturverbunden" ein wie immer feines Buch aus dem Hause Kosmos.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Unterhaltsamer Hard-boiled-Krimi

Montecrypto
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"Montecrypto" ist ein nicht besonders subtiler Verweis auf Alexandre Dumas' "Der Graf von Monte Christo". Erfreulicherweise bekommen wir aber keinen langweiligen Abklatsch von Dumas' Klassiker und die ...

"Montecrypto" ist ein nicht besonders subtiler Verweis auf Alexandre Dumas' "Der Graf von Monte Christo". Erfreulicherweise bekommen wir aber keinen langweiligen Abklatsch von Dumas' Klassiker und die Verweise auf den Roman halten sich in Hillebrands Krimi in Grenzen. "Montecrypto" erinnert eher an diverse Hard-Boiled-Krimis (vor allem von Dashiell Hammet und Raymond Chandler). Auch hier sind die Verweise nicht gerade subtil: Der Protagonist Ed Dante ist nicht nur offenkundig ein Fan von Sam Spade, sondern legt auch den schwarzen Humor und die Trinklust seines literarischen Vorbilds an den Tag.

Mich hat "Montecrypto" über weite Strecken bestens unterhalten. Als moderne Version eines Hard-Boiled-Krimis funktioniert Hillebrands neuester Streich bestens, die vielen popkulturellen Verweise haben mir echt Spaß gemacht. Hillebrands Schreibstil ist nicht zwingend mein favorisierter Stil, passt aber bestens zum Roman. Der schwarzes Humor, die Sprüche und vor allem die Thematik haben mich gut bei der Stange gehalten.

Ich bewundere Autoren, die es schaffen, komplexe Sachverhalte - in diesem Fall Finanzwesen, Kryptowährungen und so weiter - so in ihre Werke einzuarbeiten, dass es erstens Sinn ergibt, dass sie erläutert werden und zweitens einfach genug erklärt wird, dass jede/r sie verstehen kann. Hillebrand gelingt das sehr gut. Ein paar Vorkenntnisse können natürlich nicht schaden, aber selbst wenn man die nicht hat, kann man meines Erachtens den Krimi problemlos lesen und den Inhalten folgen. 

Wie dem auch sei: Wie Sam Spade in "Die Spur des Falken" muss Ed Dante einen Schatz suchen - diesmal handelt es sich jedoch nicht um Gold, sondern um Bitcoins. Und wie Sam Spade hat Ed Dante es recht schnell mit allerlei Verfolger*innen zu tun. Bei "Montecrypto" ist alles ein bisschen größer als bei "Die Spur des Falken". Die Zeiten haben sich geändert. Internet und Globalisierung spielen naturgemäß eine wichtige Rolle.

Schön ist, dass Hillebrand auch die Nebenfiguren ausführlich genug zeichnet, dass sie nicht nur billige Staffagen bilden, sondern ein gewisses Eigenleben entwickeln. So ergibt es dann auch Sinn, wenn einige von ihnen im Verlauf des Buches wieder auftauchen.

Mir hat das Buch sehr gefallen, auch wenn mir das Finale dann doch etwas zu überzogen war. Es fängt damit an, dass währenddessen ganz klassisch zu viel geredet wird, Pläne werden bis zum Erbrechen erläutert, statt dass man sich einfach gegenseitig niederzuschießen versucht. Auch war das Finale mir - gerade im Verhältnis zum Rest des Buches - zu bombastisch. Erinnerungen an James Bond werden wach - womöglich ist das Finale also sogar von Tom Hillebrand bewusst überzogen. Das würde dann auch erklären, weshalb Dante plötzlich pathetische Anwandlungen offenbart.


Sieht man einmal vom bombastisch-pathetischen Finale ab, endet das Buch dann doch einigermaßen versöhnlich. Das Publikum kann aufatmen, das Ende ist keine totale Katastrophe.

Alles in allem wurde ich gut unterhalten. Nur, warum das Buch vom Verlag als Thriller und nicht als Krimi eingestuft wurde, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die Vermutung liegt nahe, dass Thriller einfach mehr ziehen als Krimis. Wobei dann bei denen, die Thriller Krimis vorziehen, die Enttäuschung vorprogrammiert sein dürfte.

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Veröffentlicht am 21.02.2021

Erschreckende Recherche, spannend geschrieben

Das Tomatenimperium
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"Das Tomatenimperium" ist sehr gut recherchiert. Entsprechend gibt es auch einen Anhang mit einigen Nachweisen zu dem, was in dem Buch steht.

Tatsächlich war mir nicht klar, wie mafiös die Strukturen ...

"Das Tomatenimperium" ist sehr gut recherchiert. Entsprechend gibt es auch einen Anhang mit einigen Nachweisen zu dem, was in dem Buch steht.

Tatsächlich war mir nicht klar, wie mafiös die Strukturen hinter Tomatenmark & Co. sind.

Das Buch ist nicht nur erschreckend und gut recherchiert, sondern auch so gut geschrieben, dass ich es bis zum Ende gelesen habe.

Unglaublich!

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Starkes Gedankenexperiment

Der Faschist
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Ich habe bereits zwei Romane von Nikodem Skrobisz gelesen und etwas darüber geschrieben, die allerdings unter seinem Pseudonym Leveret Pale veröffentlicht worden sind. Beide hatten mich begeistert. Da ...

Ich habe bereits zwei Romane von Nikodem Skrobisz gelesen und etwas darüber geschrieben, die allerdings unter seinem Pseudonym Leveret Pale veröffentlicht worden sind. Beide hatten mich begeistert. Da war es klar, dass ich auch sein neuestes Werk "Der Faschist" lesen musste.

Der Roman beschreibt den Weg des im Romantitel genannten Faschisten - aus der Sicht eben dieses Faschisten. Vorangestellt ist dem Roman aber zunächst einmal eine Triggerwarnung, was ich persönlich sehr gut finde. Denn - ja -, das N-Wort wird einmal benutzt und auch Ausdrücke wie "linke Zecken" etc. haben ihren Weg in den Roman gefunden. Auch wenn ich die Verwendung des N-Wortes normalerweise nicht gut heiße, so ergibt die Verwendung in diesem Roman (es wird erfreulicherweise nicht ausufernd verwendet, sondern - wenn ich mich richtig entsinne - "nur" einmal) Sinn. Wie gesagt, es wurde aus Sicht eines Faschisten geschrieben. Ich war und bin aber erfreut, dass Skrobisz das nicht nutzte, um nun ausufernd rassistische Begriffe zu verwenden.

Was Skrobisz wirklich toll herausgearbeitet hat, ist die Verführungskraft, die eine Ideologie wie der Faschismus ausüben kann. Richtig verpackt bietet der Faschismus einfache Antworten auf komplexe Fragen. In einer Welt, die für manche Menschen immer schwieriger zu verstehen ist, kann der Faschismus eine (aus meiner Sicht perverse) Antwort sein.

"Tatsächlich bin ich überzeugt, dass das alles erst durch eine Reihe meiner Entscheidungen möglich wurde. Und diese nahmen zweifelsohne ihren Anfang mit meinem persönlichen Abfall von der Menschlichkeit an einem Samstagabend vor rund zehn Jahren."

Dies schreibt "Der Faschist" Nikolas Schaber bereits auf der ersten Seite. Und meiner Meinung nach trifft das den Kern. Wer sich für den Faschismus entscheidet, entscheidet sich gegen die Menschlichkeit - wie auch immer man Menschlichkeit definiert. Vor allem aber ist es eine ENTSCHEIDUNG, Faschist zu sein.

Wie dem auch sei: Nikolas Schabers Weg zum Faschisten ist faszinierend zu lesen. Skrobisz/Pale hat das Talent, komplexe Themen so in seine Romane einzuarbeiten, dass die Leser:innen zwar durchaus etwas dazulernen können, aber nie das Gefühl haben, belehrt zu werden. In diesem Fall lernen wir mit Nikolas Schaber die Grundlagen des Faschismus - allerdings in der verführerischen Fassung. Das war für mich sehr schwierig und ist innerhalb des Romans eine spürbare Gratwanderung: Da aus der Sicht von Nikolas Schaber geschrieben wird, wird der Faschismus über weite Strecken entsprechend unreflektiert und verführerisch dargestellt.

Ich für meinen Teil habe während des Lesens immer wieder in Gedanken Gegenargumente angeführt, wollte Schaber und Konsorten am liebsten meinen Abscheu entgegen schleudern... Mein Weltbild ist allerdings einigermaßen gefestigt - was meine Abneigung gegen Rechts außen/Faschismus betrifft, nicht nur einigermaßen, um ehrlich zu sein.

"Der Faschist" stellt eine Gratwanderung dar. Dass dies auch Skrobisz bewusst ist, macht sich bereits an seiner Distanzierung innerhalb der vorangestellten Trigger-Warnung bemerkbar. Aber auch kleine Spitzen innerhalb des Romans zeigen immer wieder auch die Unmenschlichkeit des Faschismus auf. Und das Finale ist ohnehin grandios.

Wie dem auch sei: Mit "Der Faschist" ist Nikodem Skrobisz ein tolles, vielschichtiges Gedankenexperiment gelungen, das aktuelle Ereignisse und Entwicklungen aufgreift, verdichtet und zu einem spannenden Roman verknüpft.

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