Realitätsnahe Geschichte, die unter die Haut geht
Nach dem SchauspielCover:
Das Cover passt sehr gut zu der Geschichte. Verschiedene Elemente spiegeln sich hier wider. Einmal die Theaterbühne, die Silhouette des Pärchens und letztendlich auch der Frosch, der sich oben links ...
Cover:
Das Cover passt sehr gut zu der Geschichte. Verschiedene Elemente spiegeln sich hier wider. Einmal die Theaterbühne, die Silhouette des Pärchens und letztendlich auch der Frosch, der sich oben links versteckt. Auch dieser findet zwischen den Seiten eine wichtige Bedeutung für Sofie. Wirklich sehr gut umgesetzt, da man sich Gedanken gemacht hat. Solche Cover mag ich am liebsten. Es wirkt für mich nicht überladen, sondern eher noch dezent.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Man kommt schnell und ohne Schwierigkeiten in die Handlung rein.
Inhalt:
Seit ihrer Kindheit muss Sofie beweisen, dass sie allen Anforderungen ihrer Eltern gewachsen ist, dass sie nicht „schwach“ oder eine Versagerin ist. Nur durch Disziplin und Leistung erhält sie die ersehnte Anerkennung. Und dies zieht sich durch ihr ganzes Leben, durch verschiedene Beziehungen, sei es im Beruf oder privat mit ihrem Ehemann. Sie selbst hat diesen Druck, der auf sie ausgeübt wird, verinnerlicht. Ständig drehen sich ihre Gedanken darüber wie sie andere glücklich und zufrieden machen kann. Sie handelt nach dem Ermessen ihrer Familie und vergisst sich dadurch komplett selbst. Sie spielt eine Rolle, in der sie sich eigentlich nicht wohlfühlt und nicht sieht. Aber zu groß ist die Angst zu versagen, denn ihre Familie schafft alles. So wie ihr Vater immer zu pflegen sagte: Es gibt für jedes Problem eine Lösung – koste es, was es wolle.
Als sie auf den charmanten Schauspieler Nick trifft, scheint er ihr Lichtblick in die Freiheit zu sein. Doch wird sie es wagen aus den Fängen ihrer Rolle zu entfliehen und ganz sie selbst zu sein? Oder endet das Theaterstück namens Leben in einer Katastrophe?
„Manchmal sind die Dinge in Wahrheit nicht so endgültig wie wir manchmal glauben.“ (S.87)
Rezension:
Anfangs habe ich mich mit den Protagonisten sehr schwergetan. Nick war für mich sehr lange distanziert und ich konnte ihn nie wirklich einschätzen, da man nur sehr wenig über ihn und seine Vergangenheit erfährt. Sofie war mir leider auch nicht sofort sympathisch. Aber sie tat mir sehr leid, da sie ihr Leben nie selbst in der Hand hatte, Entscheidungen nie selbst getroffen hat und sie deswegen so in ein unzufriedenes Leben gerutscht ist. Diesbezüglich kann ich nachvollziehen, dass ihr vieles über den Kopf wächst. Dass sie Zuflucht sucht und sich ihren Kummer mit Alkohol ertrinken mag – das ist menschlich und wir alle sind mal zerbrechlich und schwach. Besonders, wenn man keinen Ausweg mehr sieht.
Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann ist die Art wie sie auf Nick reagiert und zugeht. Sie argumentiert z.B, dass ihr Kuss nur als ein erweiterter Flirt zu verstehen ist. Das sehe ich persönlich leider anders und auch auf den nächsten Seiten finde ich ihr Verhalten diesbezüglich nicht in Ordnung, da es sich mit meinen Moralvorstellungen einfach nicht vereinbart. Man merkt sehr stark, wie sehr Sofie sich eigentlich quält und dass dies nicht das Leben ist, welches sie gerne führen möchte. Die Ehe ist in meinen Augen nur eine Bequemlichkeit und es schmerzt zu sehen, wie sie immer und immer wieder versucht es sich schönzureden. Dabei spielt sie sich nur etwas vor. Aber auch ihr Mann Paul war für mich kein Charakter, den ich nicht ans Herz gewinnen konnte. Für ihn zählte nur der Status und die Anerkennung der Leute, das war so traurig. Besser als alle anderen zu sein, immer gut dazustehen. Und ein absolutes Arschloch ist er auch. Er war neben dem Vater mein größtes Problem. Mir zog sich immer wieder Magen zusammen, als ich lesen musste wie sie mit ihrer Tochter umgehen. Wie eine Marionette, die es sich nicht erlauben durfte zu versagen. Das gibt es in ihrer Familie schließlich nicht.
Was mir gut gefallen hat, war ihr Bruder David. Er war ihr vielleicht einen Schritt voraus und lebte sicherlich „freier“ als sie, aber dennoch hatte er dieselben Probleme in der Familie und dass er es gewagt hat sich gegen die Eltern aufzulehnen, empfand ich für Sofie auch wichtig. Damit sie sieht, dass auch mit Protest das Leben weitergeht und sie dies nicht zu einem schwachen Menschen macht.
Zum Ende hin wurde es sehr emotional und dies war für mich auch die beste Stelle im Buch. Sofie reflektiert ihr Leben und beginnt den Prozess in Richtung Heilung und Veränderung. Den Schritt, vor dem sie sich so lange gesträubt hat. Ich teilte zwar nicht immer dieselben Ansichten wie Sofie, aber in meinen Augen ist sie ein sehr authentischerer Charakter und das trug stark dazu bei, dass mir ihre Geschichte so nah ging. Und ich hätte mir auch kein besseres Ende vorstellen können.
Mit „Nach dem Schauspiel“ hat der Leser eine Realitätsnahe Geschichte bekommen, die wehtut und dennoch Hoffnung bietet. Für mich war dieses Buch mehr als nur eine Liebesgeschichte, es war die Suche nach sich selbst und wie man seine Ängste und den Druck anderer verarbeiten bzw. umgehen kann.