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SofieWalden

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Hier ist es, das Flair eines griechischen Sommertraums, ganz ohne Konventionen

Sommer der Träumer
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Wer sich nach Freiheit sehnt, der Sehnsucht von aufgebrochenen Konventionen hinterherträumt, nur mal für eine ganz kleine Weile, der ist hier richtig und und darf, zusammen mit der 18-jährigen Erica, ...

Wer sich nach Freiheit sehnt, der Sehnsucht von aufgebrochenen Konventionen hinterherträumt, nur mal für eine ganz kleine Weile, der ist hier richtig und und darf, zusammen mit der 18-jährigen Erica, eintauchen in diese von der griechischen Sonne beschienene Inselwelt, deren Besucher das Hippietum leben und sich der gesellschaftlichen Schranken, Zwänge würden es diese Freigeister wohl eher nennen, entledigen. Erica hat gerade ihre Mutter verloren und sucht, verunsichert und auf der Suche nach etwas Schutz und Geborgenheit, ein Plätzchen, um zu trauern und Orientierung zu finden. Und so empfindet sie die Einladung einer früheren Nachbarin, die auch eine Freundin ihrer Mutter war, sie auf Hydra, der griechischen Insel, auf der sie jetzt lebt, zu besuchen, geradezu als Geschenk. Zusammen mit ihrem Bruder Bobby und ihrem erstem Freund Jimmy macht sie sich dorthin auf den Weg und sie trifft auf eine Art Künstlerkolonie, mit Größen wie Leonard Cohen und Marianne Ihlen und einigen anderen tatsächlich im realen Leben existierenden Namen. Eher zurückhaltend und voller Staunen betrachtet sie das bunte Treiben, das sorglose, 'coole' Leben dieser Menschen, ihre tiefen Sinnesergüsse und wie sie diese absolute Freiheit zelebrieren. Sie sieht aber auch die Liebenden, die Ehepartner, die Teile der Familie, die auf dem unteren Teil der wenig ausbalancierten Wippe sitzen und sich fast zerreissen, damit das alles auch funktioniert. Es ist der Sommer 1960, es ist tatsächlich 'der Sommer der Träumer' und auch wir, die Leser träumen ein wenig mit. Und das wir dies tun, ist der Kunst der Autorin zu verdanken, Atmosphäre zu schaffen, einen die Sonne auf der Haut spüren und den Duft dieses Sommers einzuatmen zu lassen. Und genau das ist es auch, was bleibt, denn die Geschichte selbst, da fehlt es an so etwas wie Dynamik, einem roten Faden, einem 'es geht voran'. Nach einer ordentlichen Zeit des Genießens hebt man den Kopf, hat das Gefühl, dass jetzt doch alles etwas lang-weilig wird und hält Ausschau, nach Abwechslung, nach ernsthafter Handlung, nach dem großen Clou, aber so richtig kommt da nichts. Es bleibt angenehm zu lesen und nett unterhaltsam. Das ist für einen Urlaubssommerroman nicht das Schlechteste, aber meine Erwartungen lagen eben schon ein wenig höher.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

Zwei Handlungsstränge und ein Ende

Die dritte Frau
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Ein in dieser Geschichte namenloser Autor hat einst einen Roman über das im Louvre hängende Bild "Gabrielle d´Estrées und ihre Schwester" geschrieben und mit seinem Erstling einen großen Erfolg feiern ...

Ein in dieser Geschichte namenloser Autor hat einst einen Roman über das im Louvre hängende Bild "Gabrielle d´Estrées und ihre Schwester" geschrieben und mit seinem Erstling einen großen Erfolg feiern können. Auch in den Folgejahren hält ihm seine Leserschaft die Treue und eigentlich sollte er gerade an etwas 'Neuem' arbeiten, aber seine persönlichen Umstände rauben ihm jede Inspiration und er denkt, vielleicht alles erzählt zu haben. Seine sehr geduldige Agentin regt daher an, es doch mal mit 'nicht immer dem gleichen in anderer Form' zu versuchen und da erinnert er sich an einen Brief, den er vor Jahren bzgl. des Bildes mit Gabrielle d´Estrées erhalten hatte. Er erfährt dann zwar, dass der Absender, der ihm angeboten hatte, die tatsächliche Geschichte 'dahinter' zu offenbaren, inzwischen verstorben ist, aber er macht sich trotzdem auf den Weg nach Südfrankreich und trifft dort auf dessen Erbin, Camille Balzac d‘Entragues.
Zwei Handlungsstränge, zwei Thematiken, bestimmen dieses Buch. Da ist einmal die kunstgeschichtliche Historie, die hinter dem Schwesternbild steckt und die den Autor diesbezüglich bisher, trotz so vieler Jahre eigener Recherchen, letztendlich mit keinem wirklich fundierten befriedigenden Ergebnis zurückgelassen hatte. Und dann gibt es da die Beziehung zwischen Mann und Frau, an der sich dieser, in der Personifizierung seiner selbst, mit eben jener Camille abarbeitet. Das ist leidenschaftlich, emotional, intellektuell und hat viel Tiefgang, unbestreitbar, aber trotzdem finde ich den Roman, als Ganzes betrachtet, nicht hundertprozentig gelungen. Erst kommt vor allem das durchaus interessante Kunstgeschichtliche zum Tragen, dann fokussiert sich alles auf die Liebesgeschichte zwischen eben jenen beiden, ein echtes Frau–Mann-Ding, das ja auch gut funktioniert. Aber da ist dann das Ende doch etwas enttäuschend bzw. man hat es sich etwas leicht gemacht und doch wieder Klischees bedient und 'gängiges'.
Der Roman ist sehr gut lesbar und auch sehr unterhaltsam, aber ich hatte das Gefühl, der Autor wollte mehr und das ist es nicht geworden, ein 'mehr'.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Die Insel Juist, dicht gepackt mit Leben

Die vier Gezeiten
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Nun ist es endlich soweit, Eduard Kießling soll das Bundesverdienstkreuz bekommen, für seine Verdienste um das Fortkommen des Tourismus der Insel Juist und seiner Menschen, über eine so lange Zeit hinweg. ...

Nun ist es endlich soweit, Eduard Kießling soll das Bundesverdienstkreuz bekommen, für seine Verdienste um das Fortkommen des Tourismus der Insel Juist und seiner Menschen, über eine so lange Zeit hinweg. Seine Frau Adda und die vier Töchter bemühen sich, es wirklich zu seinem Tag werden zu lassen. Das Bild einer stolzmachenden Vorzeigefamilie, das versuchen sie auch und gerade zu diesem Fest zu wahren, denn der Familienpatriarch, er hat es ja wirklich verdient. Doch dann betritt ein unerwarteter Gast 'die Szene', Helen, eine junge Frau, Adda wie aus dem Gesicht geschnitten und sie fordert ein, Aufklärung. Und die Fassade bröckelt. All die Geheimnisse, die hinter den Gesichtern der einzelnen Familienmitglieder zurückgehalten werden, all die 'Verbrechen', die da mitsamt dieser ehrenwerten Gesellschaft im Raum sitzen, sie verschaffen sich nun Gehör, mal mehr, mal weniger, auf die ein oder andere Weise. Da geht es um die Geschichte ihrer Insel, den Nationalsozialismus, der auch hier in den 1930er Jahren seine Wege fand, später um DDR-Aspekte, um Enteignung und das Flüchten müssen und dann weiter, hin zu den Themen unseres Heute, wie dem Umweltschutz. Und dazu gibt den ganz großen Block der persönlichen Dramen mit großen Gefühlen, und dem, was daraus entsteht bzw. wer darunter zu leiden hat.
Das, zusammengenommen, wäre wohl Stoff für eine mehrbändige Inselsaga gewesen, aber hier muss alles hinein in einen Rahmen, der einfach nicht genug Platz bietet, um sagen zu können, dass die Geschichte so ganz hundertprozentig funktioniert. Es funktioniert, aber eben nicht so stimmig, wie es die Ambitionen der Autorin verdient hätten. Der Roman bietet durchaus gute, ansprechende Unterhaltung. Der Funke aber springt vor allem beim Drumherum so richtig über, dem Flair der herrlichen Insel Juist, das die Autorin so wunderbar authentisch und voller echter Verbundenheit zu diesem meerumspülten Eiland, eingefangen an.
Ein Roman mit besonderen Stärken.

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Eine sehr vorsichtige zarte Annäherung an ihren Vati

Vati
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Die Familienerinnerungen der Autorin Monika Helfer beschäftigen sich in ihrem neuesten Buch, wie es der Titel ja schon sagt, mit ihrem Vater, der von seinen Kindern Vati genannt werden wollte, weil er ...

Die Familienerinnerungen der Autorin Monika Helfer beschäftigen sich in ihrem neuesten Buch, wie es der Titel ja schon sagt, mit ihrem Vater, der von seinen Kindern Vati genannt werden wollte, weil er meinte, das sei modern. Auch die anderen Verästelungen der Familie, wie die Herkunft ihrer Eltern und die vielen Onkel und Tanten, werden mit aufgenommen in diese Erzählung. Aber die entscheidende Figur ist eben dieser Josef, ihr Vater, der aus ärmlichen Verhältnissen kommend, das Gymnasium besuchen durfte und dessen Hoffungen auf ein Studium und vielleicht ein anderes Leben, wie es denn dann gekommen ist, schon früh zerstört wurden, als er, kurz vor der Matura, im 2. Weltkrieg als Soldat an die Front geschickt wird. Zurück aus dem Krieg kam er mit einem erfrorenen Unterschenkel; die Zeit im Lazarett schenkte ihm seine erste Frau. Und mit, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts, begann dann dieses, ihr Leben. Der Vater ist ein eigner Mensch, er redet nicht viel, aber was er ganz besonders liebt, sind Bücher. Diese Liebe begleitet ihn schon von Kind an und man merkt sehr bald, das diese Leidenschaft für das geschriebene Wort auch die Antwort darauf ist, warum es da diese besondere Beziehung gibt, zwischen Vater und Tochter und sich die Autorin hier auf so fast schon vorsichtige Art an das herantastet, was und wer ihr Vater ist. Man merkt, sie möchte sein Andenken auf keinen Fall verletzen, nicht urteilen, aber sie möchte, geradezu sehnsüchtig, verstehen. Ob es ihr persönlich so gelungen ist, wie sie es sich gewünscht und vorgestellt hat, kann ich nicht beurteilen. Ich für meinen Teil fand das Buch auf jeden Fall lesenwert. Ein bisschen mehr Direktheit und das ein oder andere Mal etwas mehr eigene 'Haltung' hätte ich begrüßt, aber bei einer so persönlich gehaltenen Geschichte möchte ich das auch nicht als Wertung verstanden wissen. Dieses Buch ist anders, ein eher kleineres Bändchen Literatur und auf jeden Fall ein Leseangebot, das man nicht ausschlagen sollte.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Tierisches klingelt an der Tür und herein kommt, ganz langsam, das Leben

Mookie – Weihnachten mit Schwein
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Mookie ist ein Schwein und steht, eingepackt in ein mit Luftlöchern versehenes Postpaket, vor einer Tür, vor Joachims Tür. Ein etwas skurriles Geschenk zu Weihnachten, würde man denken, doch Mookie ist ...

Mookie ist ein Schwein und steht, eingepackt in ein mit Luftlöchern versehenes Postpaket, vor einer Tür, vor Joachims Tür. Ein etwas skurriles Geschenk zu Weihnachten, würde man denken, doch Mookie ist mehr, nämlich die Eintrittskarte für eine Freifahrt zurück ins Leben. Seit Monaten verkriecht sich Joachim in seinen vier Wänden und ertränkt seine Depressionen im Alkohol. Er war wahrscheinlich noch nie ein sonderlicher Menschenfreund, aber jetzt verschließt er sich vollends, auch vor allen Versuchen, ob seitens der Mutter oder des bester Freundes, ihn aus seiner Krise heraus zu holen. Täglich wird er bitterer und das seine Exfreundin ein neues Glück gefunden hat, macht das Ganze nicht besser, jede Menge Selbstmitleid inklusive. Aber dann kommt Mookie, Absender unbekannt. Joachim ist nicht erfreut über dieses Geschenk, aber immerhin passiert mal etwas. Erst lernt man sich langsam kennen, aber dann kommt sehr bald die Frage auf, woher ist das Schwein. Und das erste Mal seit langem ergreift Joachim die Initiative und macht sich auf, um eine Antwort darauf zu finden, natürlich mit Mookie im Schlepptau, sprich an der Leine. Und, nur der Vollständigkeit halber, Madelaine, gerade eben so kennengelernt, ist die Dritte im Bunde. Auf seiner Suche trifft Joachim auf jede Menge Leute, die mit ihm, meist sehr geduldig und freundlich, was man von Joachim selbst erst einmal wirklich nicht sagen kann, ernste, humorvolle, tiefsinnige und auch mal schräge Gespräche führen und damit auch den Gesamttenor der Geschichte widerspiegeln.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Es ist alles sehr echt und, das hier vielleicht als kleine Warnung, eher unweihnachtlich dazu, bis auf ein kleines Happy End, aber eben nur ein kleines.
Und mit dem Fest der Liebe hat diese Geschichte nur insoweit zu tun, dass man vielleicht am Ende darüber nachdenkt, ob man seinem einsamen Nachbarn nicht ein bisschen mehr wie nur ein 'Frohes Weihnachten' über den Gartenzaun hinüber, schenken könnte.

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