Profilbild von Lesefee2305

Lesefee2305

Lesejury Star
offline

Lesefee2305 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesefee2305 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2021

Teufel

Küss mich noch mal, Teufel!
0

„Ich würde endlich mit meinen Freundlichkeiten aufhören und mein Leben wieder in die Hand nehmen.“

„Küss mich noch mal, Teufel“ ist eine romantische Komödie von Eva Herzsprung. Sie erschien im Februar ...

„Ich würde endlich mit meinen Freundlichkeiten aufhören und mein Leben wieder in die Hand nehmen.“

„Küss mich noch mal, Teufel“ ist eine romantische Komödie von Eva Herzsprung. Sie erschien im Februar 2021 bei Books on Demand.
Luzia hat ihre innere Mitte gefunden. Sie ist durch ihre Steine die Ruhe selbst und stets gelassen. Zumindest, bis sie einen Unfall hat, ihre Mutter plötzlich vor ihrer Tür steht, sie ihren schwulen besten Freund mit einer Frau im Bett erwischt und zu allem Überfluss auch noch ihre einstige Jugendliebe Ian auftaucht… Diese Ereignisse werfen Luzias Leben ganz schön durcheinander, doch sie ist entschlossen, das Böse zu überwinden…

Der Roman ist eine romantische Komödie wie aus dem Lehrbuch. Luzia selbst ist eine Figur, die irgendwie einen Haufen Widersprüche in sich vereint und bei der irgendwie alles ein wenig extrem wirkt. Sie macht etwas ganz oder gar nicht – eine gesunde Mitte scheint es nicht zu geben. Mit der Fixierung auf ihre Steine und dem Hang zur Esoterik wirkt sie unfreiwillig ein wenig komisch. Richtig sympathisch wurde sie mir irgendwie nicht, ich finde sie häufig einfach nur nervig, dennoch passt sie in ihre Rolle als Protagonistin sehr gut hinein. Durch die gewählte Ich-Perspektive wirkt die Handlung manchmal ein bisschen abstrus und wirr, aber irgendwie scheint Luzia genau so zu denken und das wird durch die Erzählperspektive sehr gut dargestellt. Irritiert hat mich, dass sie mal Luzia, mal Lucy und mal Lu genannt wird, ohne dass so richtig klar ist, woher welcher Spitzname kommt.
Wie die Protagonistin selbst, sind auch die Handlungen und die anderen Figuren ein weniger übertrieben und überspitzt gezeichnet. Es gibt auch hier kein richtiges Mittelmaß, sondern immer irgendwie das Extreme.
Luzias Leben wird von heute auf Morgen auf den Kopf gestellt und irgendwie schlittert sie mehr oder weniger von einer Katastrophe in die nächste. Teilweise hat mich ihre Haltung dazu sehr angestrengt. Sie ist durch ihre esoterische Einstellung wirklich bemüht, freundlich zu sein und das „Böse“ nicht an sich heranzulassen – dadurch geht sie aber auch Konflikten aus dem Weg und verdrängt ihre eigenen Gefühle. Irgendwann ist aber auch bei ihr ein Limit erreicht und alles eskaliert – auch hier wieder ohne Mittelmaß und plötzlich ist Luzia alles andere als freundlich oder diplomatisch. Sie beginnt den Kampf gegen Ian, ihre ehemalige Jugendliebe, die sich aber einfach nicht geändert haben kann und schlägt gleichzeitig eine Schlacht gegen sich selber und alle Widrigkeiten, die so unverhofft in ihr Leben treten.
Dabei gibt es durchaus einige humorvolle Szenen und die Geschichte an sich ist auch definitiv kurzweilig und unterhaltsam. Missverständnis reiht sich an Missverständnis, Fettnäpfchen an Fettnäpfchen und irgendwie will es mit den Gefühlen zwischen Ian und Luzia einfach nicht klappen… Die Entwicklung zieht sich teilweise wie Kaugummi und gerade die weiteren Konflikte am Ende des Romans hätten für mich nicht mehr unbedingt sein müssen.
Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass ich mich auf dieses Buchgenre nicht sonderlich gut einlassen kann und mir die Handlung einfach häufig zu unrealistisch und übertrieben ist…
Für diejenigen Leser, die sich mit unterhaltsamen und humorvollen Büchern wohlfühlen, ist „Küss mich noch mal, Teufel“ sicherlich eine richtige Lektüre!
Gefallen hat mir zudem, dass die Geschichte nicht vollständig oberflächlich ist, sondern dass durchaus ein tiefgreifenderes Thema eingearbeitet und auch bearbeitet wird. Luzias Entwicklung ist deutlich spürbar und auch die Verarbeitung ihres Traumas wird deutlich und greifbar. Auch die Erkenntnis, dass man Probleme lösen muss und darüber sprechen muss, gefällt mir gut und wird ebenso gut ausgearbeitet.

Mein Fazit: Romantische Komödien sind irgendwie einfach nicht mein Wohlfühlgenre. Wieder einmal habe ich mich mit der teilweise sehr überzogenen Geschichte an vielen Stellen schwergetan und hatte zeitgleich auch unterhaltsame Lesestunden. Mich konnte der Roman insgesamt einfach nicht ganz überzeugen, dennoch vergebe ich 4 von 5 Sternen, da ich denke, dass der Roman ganz klassisch für dieses Genre geschrieben ist und für entsprechende Liebhaber auch absolut empfehlenswert ist!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2021

Was sich neckt...

Confessions of a Bad Boy (Baileys-Serie 5)
0

„Mich mit ihr zu zanken, macht auch ein bisschen Spaß“

„Confessions of a Bad Boy“ ist der fünfte Band der Baileys-Serie von Piper Rayne. Er ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen ...

„Mich mit ihr zu zanken, macht auch ein bisschen Spaß“

„Confessions of a Bad Boy“ ist der fünfte Band der Baileys-Serie von Piper Rayne. Er ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Teilen gelesen werden. Er erschien am 31.05.2021 im Forever Verlag.
Denver Bailey arbeitet schon einige Jahre bei Lifetime Adventures und als der Besitzer Chips stirbt, ist dies ein großer Schock für ihn. Fast noch größer ist der Schock aber, als er erfährt, dass er das Geschäft gemeinsam mit Chips Tochter Cleo erbt. Wie sollen die beiden gemeinsam ein Geschäft leiten, wenn sie sich doch überhaupt nicht ausstehen können?

Wieder zurück in Lake Starlight und bei den Baileys. Alleine das fühlt sich immer ein bisschen wie Heimkommen an. Wie bereits in den anderen Bänden der Reihe landet man als Leser direkt mitten in der Story. Der typische Kleinstadtcharme und der bekannte Klatsch und Tratsch durch Buzz Wheel zauberten mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht. Ich liebe diese Art von Romanen und mag gerade den amerikanischen Kleinstadtflair wirklich gerne. Dabei hasse ich diese Tratscherei in der realen Welt extrem, in Büchern finde ich es aber immer sehr amüsant und irgendwie heimelig.
Cleo hat mir schon auf den ersten Seiten sehr gut gefallen, sie wirkt auf mich nicht so unnahbar und eingebildet wie auf Denver, aber letztlich spielt sie in seinem Beisein eben auch nur eine Rolle. Sie hat sich von ihrem Vater immer missachtet gefühlt, während Denver dessen volle Aufmerksamkeit bekam… Die Leitung des Geschäfts mit Denver ist daher auch für Cleo eigentlich unmöglich, auszahlen kann sie ihn jedoch auch nicht… Versuch macht aber bekanntlich klug, sodass die beiden eben doch gemeinsam beginnen, Lifetime Adventures neues Leben einzuhauchen.
Der Umgang von Denver und Cleo miteinander hat mir sehr gut gefallen. Sie lassen zunächst im Grunde kein gutes Haar am anderen, fühlen sich auf der anderen Seite aber doch sehr schnell zueinander hingezogen. Selbst Denver, dessen Rolle als Frauenheld wohl jedem ein Begriff sein dürfte, merkt, dass Cleo für ihn irgendwie anders ist als alle anderen… Ihre Zankereien machen den Roman sehr locker und leicht, tiefgreifendere und ernste Szenen kommen aber ebenfalls nicht zu kurz, sodass die Handlung für mich sehr ausgewogen war. Etwas melodramatisch fand ich den Plottwist am Ende, der natürlich nochmal ein bisschen Spannung in die Handlung bringen und das Finale herauszögern soll. Für mich ist dieser Konflikt aber ein bisschen überzogen und dient eher als Verzögerung, denn als wirklicher Spannungsaufbau.
Gefallen hat mir erneut die gute Verknüpfung der einzelnen Bände durch die Einbindung der restlichen Baileys-Familie. Nahezu alle Figuren der vorherigen Bände tauchen zumindest kurz auf und Phoenix, um die es im nächsten Band geht, bekommt eine größere Rolle als zuvor.
Natürlich ist die Geschichte an sich recht vorhersehbar und unspektakulär. Der klassische Bad Boy Denver trifft die Frau, die ihn von einer Beziehung träumen lässt, gleichzeitig sind sie wie Katz‘ und Maus. Einzig der entstehende Konflikt am Ende ist relativ unvorhersehbar, aber dann irgendwie doch nicht wirklich überraschend. Trotzdem habe ich den Roman wirklich gern gelesen und mich in der entspannten und humorvollen Liebesgeschichte einfach fallen lassen können.
Piper Rayne sind bekannt für ihre unkomplizierten aber schönen Lovestorys und bleiben auch mit dem fünften Band der Reihe ihrem Stil treu. Schreibstil und Erzählperspektive sind wie immer gut gewählt, der Roman ist leicht lesbar und hat mir wunderschöne Lesemomente bereitet.

Mein Fazit: „Confessions of a Bad Boy“ ist eine unspektakuläre und leichte Liebesgeschichte zum Wohlfühlen. Sie ist ein Muss für jeden Fan der Baileys und auch für diejenigen geeignet, die eben genau diese Art von Romanen mögen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf die nächsten Bände der Reihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.05.2021

Hochzeitssorgen

Herbstversprechen auf Gracewood Hall
0

„Du entscheidest dich nicht für das Gefühl, sondern du entscheidest dich jeden Tag immer wieder und wieder für deinen Partner.“

„Herbstversprechen auf Gracewood Hall“ ist der fünfte Band der „Gracewood ...

„Du entscheidest dich nicht für das Gefühl, sondern du entscheidest dich jeden Tag immer wieder und wieder für deinen Partner.“

„Herbstversprechen auf Gracewood Hall“ ist der fünfte Band der „Gracewood Hall“-Reihe von Sandra Rehle. Er erschien bei Books on Demand am 30.04.2021. Die Bände sind grundsätzlich einzeln lesbar und in sich abgeschlossen.
Endlich ist es soweit: Liz und Max wollen heiraten. Alles scheint perfekt, obwohl sie sich noch nicht mal ein Jahr lang kennen. Doch je näher die Hochzeit kommt, desto größer werden auch die Zweifel und als die Großeltern von Max‘ Tochter Lilly auftauchen ist das Chaos perfekt. Wird die Hochzeit wie geplant stattfinden oder zerplatzt die Seifenblase?

Die Rückkehr nach Gracewood Hall und ein richtiges Wiedersehen mit Liz und Max aus dem ersten Band der Buchreihe <3. Schon auf den ersten Seiten habe ich mich wieder absolut wohl gefühlt in der Geschichte und mit den Protagonisten. Die Gracewood Hall-Reihe lesen bedeutet für mich einfach heimkehren, wohlfühlen, genießen und irgendwie auch Freunde treffen.
Die Handlung ist locker und unkompliziert, die Seitenanzahl optimal für eine kurzweilige Unterhaltung und eine entspannte Liebesgeschichte. Der Schreibstil ist, wie bereits von Sandra Rehle bekannt, geradlinig und flüssig.
Die Konflikte sind eher vorhersehbar und wenig überraschend, aber gerade dies macht den Reiz der Geschichte aus. Man weiß vor Beginn, worauf man sich einlässt und kann entspannte Lesestunden vor einer wunderschönen englischen Kulisse erleben. Die Probleme der Figuren sind aus dem wahren Leben gegriffen, die Darstellung absolut authentisch und alltagsnah. Typische Probleme wie Eifersucht, Beziehungsprobleme und Alltagssorgen (-stress) tauchen auf, werden aber schließlich gut gelöst. Das hat mich selbst daran erinnert, worauf es im Leben wirklich ankommt. Freunde, Familie und der eigene Partner zählen und man muss aufpassen, dass man diese Beziehungen nicht vernachlässigt, auch wenn der Alltag es einem manchmal nicht leicht macht: Ja, Beziehungen sind Arbeit!
Alle Figuren sind erneut liebevoll gezeichnet, ich habe sie schon lange in mein Herz geschlossen und erfreue mich immer wieder an den Eigenheiten des Einzelnen. Der Humor bleibt keinesfalls auf der Strecke und gerade die liebevollen Neckereien der Familie Bedford haben mir wieder sehr gut gefallen.
Diesmal dreht sich alles um Liz‘ und Max‘ Hochzeit und die entsprechende Aufregung ist nahezu greifbar. Gerade Liz, die eigentlich weiß was sie will und dementsprechend selbstbewusst handelt, ist plötzlich wie ausgewechselt und auch Max steht ein wenig neben sich. Die Nervenkostüme sind angespannt, normale Handlungen wirken plötzlich untypisch und irgendwie stressiger - Streit ist nahezu vorprogrammiert.
Nichtsdestotrotz versucht Liz, für ihre Stieftochter Lilly da zu sein und sich auf die Hochzeit zu freuen. Die Großmutter von Lilly, die versucht die Hochzeit zu torpedieren, flößt ihr zunächst großen Respekt ein, doch Liz kann sich behaupten und ihr Auftreten gegenüber Eleonore hat mir wirklich gut gefallen! Diese ist nämlich wirklich ein Biest und von Anfang an wuchs eine klare Antipathie gegen Lillys Großeltern in mir… Auch Max erkennt schließlich, dass er Fehler gemacht hat und vielleicht manche Dinge zu locker angegangen ist…
Das Hauptthema des Romans, die Hochzeit und die Vorbereitungen dafür, ist gut umgesetzt und definitiv gelungen. Ich denke, dass jede Braut die auftauchenden Zweifel und Sorgen nachvollziehen kann und dass jeder mit Liz mitfühlen kann. Ihre Emotionen sind verständlich und haben mich definitiv berührt, umso glücklicher war ich daher auch, dass es wirklich ein Happy End und eine wunderschöne Überraschung gibt!
Neben den Protagonisten dieses Romans bekommen aber auch alle anderen Familienmitglieder und Freunde der Familie Bedford wieder ein Stück Aufmerksamkeit. Die Verknüpfung der einzelnen Bände der Buchreihe gelingt mühelos und unkompliziert. Nora und Tim rücken erneut ein wenig mehr in den Fokus der Geschichte, was mir aber gut gefallen hat, da die Bedford-Schwester bisher meist eher eine Nebenrolle gespielt hat. Grundsätzlich ist das Lesen der Bände unabhängig voneinander möglich, ich empfehle aber tatsächlich sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn ich finde, einem fehlt sonst etwas vom Flair der Geschichte!

Mein Fazit: Mit großem Bedauern muss ich Gracewood Hall nun wieder verlassen und hoffe sehr, dass weitere Bände erscheinen werden, denn ich glaube, es gibt noch viel zu erzählen! Für diesen Band vergebe ich 4 von 5 Sternen. Ich habe mich sehr wohlgefühlt und empfehle den Roman für entspannte Lesestunden zum unkomplizierten Eintauchen in eine andere, aber gleichzeitig vertraute Welt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2021

Beinahe Herbst

Beinahe Herbst
0

„Alles beginnt im Herbst.“

„Beinahe Herbst“ ist ein Roman von Marianne Kaurin. Er erschien im September 2019 im Arctis Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Norwegen 1942: Deutschland hat Norwegen besetzt, ...

„Alles beginnt im Herbst.“

„Beinahe Herbst“ ist ein Roman von Marianne Kaurin. Er erschien im September 2019 im Arctis Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Norwegen 1942: Deutschland hat Norwegen besetzt, die Judenverfolgung beginnt nun auch hier. Auch die Familie Stern wird eines morgens von Polizisten überrascht. Doch wo ist Ilse?

„Beinahe Herbst“ ist ein bewegender und tiefgehender Roman. Der Schreibstil ist sehr speziell. Er ist sehr abgehakt und auf eine gewisse Art und Weise unpersönlich und sachlich. Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen den Figuren und lässt viele Dinge ungesagt, unerklärt, offen. Dennoch schafft es diese Art der Darstellung einem unter die Haut zu gehen. Angedeutete Gedankenfetzen der Figuren - „Hätte, könnte, sollte“ – aber da ist die Angst, die Ungewissheit, die Sorge um die eigene Familie. Zudem die Frage, was das Richtige ist und scheinbar fehlt auch noch die Erkenntnis, was mit den Juden passieren wird, wenn sie abgeholt werden…
Das Schicksal der Familie Stern wird im Roman in einem relativ kurzen Zeitfenster sehr präzise beschrieben und ist mir sehr nahe gegangen. Obwohl ich mit dem Schreibstil insgesamt nicht gut zurechtgekommen bin, hatte ich während des Lesens die gesamte Zeit ein mulmiges Gefühl im Bauch und habe die Gräueltaten der Nationalsozialisten ein weiteres Mal klar vor Augen geführt bekommen.
Die Figurendarstellung ist, wie der Schreibstil auch, eher minimalistisch, aber ausreichend. Man bekommt einen klaren Eindruck der Familie Stern und ihrer Familienmitglieder, man lernt die geschwisterliche Rivalität kennen, die einzelnen Wünsche und Gedanken, die Familienordnung. Ebenfalls bekommt man gute Einblicke in die Gedanken und Überlegungen der Nachbarn, die teilweise ahnen, was passieren könnte, aber es dann doch nicht für ernst genug halten und die Familie lieber vor schlechten Nachrichten schützen möchten oder nicht den Mut aufbringen, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein.
Alles in allem ist „Beinahe Herbst“ ein besonderer Roman. Er beschreibt die Judenverfolgung in Norwegen 1942, gleichzeitig aber auch das Erwachsenwerden und die Liebe. Die Stimmung ist dabei durchgehen bedrückend, nur wenige fröhliche Momente finden einen Platz in der Geschichte.
In der Handlung selbst hätte ich mir ein wenig mehr Hintergrundinformationen und Erklärungen gewünscht, das Nachwort erklärt dann aber noch einmal ein paar historische Fakten, was mir sehr gut gefallen hat.

Mein Fazit: Ich denke, „Beinahe Herbst“ eignet sich gut für den Schulunterricht und für Leser, die etwas über den Holocaust erfahren möchten. Der Roman geht einem nahe und schafft ein mulmiges, bewegendes Gefühl. Er hallt noch lange nach und bringt einen zum Nachdenken. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, da ich mit dem Schreibstil nicht recht warm werden konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2021

Der Kreis schließt sich

Die Erben von Seydell - Die Heimkehr
0

„Seydell. Versöhne dich mit deinem Bruder, sorg dafür, dass das Gestüt der Familie erhalten bleibt.“

„Die Erben von Seydell – Die Heimkehr“ ist der dritte Band der „Gestüt-Saga“ von Sophie Martaler. Er ...

„Seydell. Versöhne dich mit deinem Bruder, sorg dafür, dass das Gestüt der Familie erhalten bleibt.“

„Die Erben von Seydell – Die Heimkehr“ ist der dritte Band der „Gestüt-Saga“ von Sophie Martaler. Er erschien im März 2021 im Goldmann Verlag.

[Achtung, möglicherweise Spoiler, wenn Band 1+2 noch unbekannt sind!]

Tatsächlich fällt es mir schwer, das Ende der Buchreihe zu bewerten. Insgesamt hat mir auch der letzte Band der „Erben von Seydell“ gefallen. Die Geschichte wird beendet, viele offene Fragen werden beantwortet. Die Zeit der ersten Generation der Familie, die wir als Leser kennengelernt haben, neigt sich dem Ende zu. Kinder und Kindeskinder werden erwachsen und bauen sich ihr eigenes Leben auf. Dabei wiederholt sich die Geschichte teilweise, Familienfehden beherrschen immer wieder die Handlung und Verzeihen ist definitiv keine Stärke der Familie Seydell. Zudem holt die Vergangenheit die Familie immer wieder ein und stellt sie vor neue Schwierigkeiten.
Es werden mehr und mehr Nebenhandlungen aufgegriffen, da die Personenanzahl zunimmt und eine Fülle an Erzählsträngen zu einem Gesamtbild zusammengeführt wird. Dabei werden einige Handlungen vollständig erzählt, manches bleibt jedoch ungeklärt oder offen, sodass die Buchreihe eigentlich beendet ist, es aber dennoch weiterhin viel zu erzählen gäbe. Dieser Aspekt ist für mich ein bisschen ernüchternd. So offen gelassen wirken die Nebenhandlungen für mich eher wie Lückenfüller und nicht zwingend notwendig für die Geschichte. So erging es mit ebenfalls mit einigen Ereignissen der Geschichte, die vielleicht etwas zu dramatisch und irgendwie überflüssig waren.
Nichtsdestotrotz hatte ich erneut großen Spaß beim Lesen und wurde vom mitreißenden Schreibstil vollkommen gefesselt. Erstmals spielt die Handlung zu einem großen Teil auch in der Gegenwart und der Leser erfährt endlich mehr über Elisabeth und Javier. Gemeinsam reisen sie nach Seydell und treffen dort auf Martha, die ihnen einige Fragen zur Familiengeschichte beantworten kann. So schließen sich auch für die zunächst letzte Generation von Seydell einige Kreise und viele offene Fragen können beantwortet werden. Dennoch werden auch neue Fragen aufgeworfen und ob Elisabeth und Javier es wirklich schaffen können den „Schatten der Vergangenheit“ von sich zu werfen, weiß ich auch nach dem Beenden des Romans nicht sicher.
Für mich bleibt daher der erste Band der Reihe eindeutig der beste Teil. Mir hat die Geschichte um Alexander, Ludwig und Luise am meisten zugesagt. Die Konflikte waren hier noch überschaubar und kein so komplexes Gebilde wie dann in Band 2 und 3. Hier konnte mich die Handlung zwar grundsätzlich gut unterhalten und ich wollte auch einfach wissen, wie das Leben von Alexander, Ludwig und Luise weitergeht, die folgenden Generationen haben mich dann aber deutlich weniger interessiert. Vielleicht, weil jedem Einzelnen nicht viel Platz in der Geschichte gegeben wird?
Gefallen hat mir in der gesamten Romanreihe die Verknüpfung von Fiktion und Realität. Mit großem Geschick werden historische Fakten eingebunden und in die Geschichte integriert. Im letzten Teil erfährt man hauptsächlich Dinge aus der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg, was mir sehr gut gefallen hat.

Mein Fazit: „Die Erben von Seydell – Die Heimkehr“ hat mir leider nicht vollständig zugesagt. Trotzdem habe ich den Abschlussband der Reihe sehr gerne gelesen und vergebe auch 4 von 5 Sternen, da er die Trilogie abrundet und in vielen Punkten auch abschließt. Ich empfehle die Buchreihe denjenigen, die gerne historische Romane lesen, finde aber Band 1 am stärksten und die folgende Aufspaltung der Handlungsstränge leider nicht mehr richtig überzeugend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere