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Veröffentlicht am 26.05.2017

Ein gelungener erster Einsatz für den Polizeiseelsorger Martin Bauer

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Menschen, die in Notlagen stecken, gehören zu Martin Bauers Job. Deshalb ist der Polizeiseelsorger auch vor Ort, als ein Polizist von der Duisburger Rheinbrücke springen will, um sich das Leben zu nehmen. ...

Menschen, die in Notlagen stecken, gehören zu Martin Bauers Job. Deshalb ist der Polizeiseelsorger auch vor Ort, als ein Polizist von der Duisburger Rheinbrücke springen will, um sich das Leben zu nehmen. Doch Bauers Bemühungen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Und plötzlich ist er es, der springt mit dem Ziel, dass der lebensmüde Polizist nun ihn retten muss. Eine ungewöhnliche Methode, die ihm zwar viel Ärger einbringt, dessen Ergebnis sich aber sehen lassen kann. Allerdings nicht lange. Nur Stunden später ist der Duisburger Polizist tatsächlich tot, nachdem er vom Deck eines Parkhauses gesprungen ist. Ein merkwürdiger Fall, der Bauer keine Ruhe lässt und so beginnt der einstige Gemeindepfarrer auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und gerät dabei selbst in Gefahr.

„Glaube, Liebe, Tod ist der erste Einsatz für den Polizeiseelsorger Martin Bauer. Ein Geistlicher, der keine Mühe scheut, um anderen zu helfen und dabei alles auf eine Karte setzt. Dass ihn sein Wagemut oft in Bedrängnis führt, nimmt er billigend in Kauf und riskiert sogar, dass sein Privatleben den Bach runtergeht. Doch nicht nur er beweist, dass ein Beruf auch Berufung sein kann. Auch die Polizistin Verena Dohr ist mit vollem Einsatz dabei, obwohl es auf ihrem Kommissariat einige Störenfriede und Neider gibt. Zwei Figuren, die weder sympathisch, noch unsympathisch sind und die, trotzdem sie den Fortgang der Handlung in großem Maße bestimmen, in ihrer charakterlichen Darstellung etwas flach geraten sind.

Dafür aber überzeugt der Plot mit einem spannenden Verlauf und mit immer wieder auftauchenden Actionszenen, was wohl dem Umstand geschuldet ist, dass beide Autoren im Drehbuchbereich zu Hause sind. Hinzu kommen interessante Wendungen, die das Geschehen zusätzlich beleben, ein undurchsichtiger Dschungel aus Korruption und Verbrechen und wie sollte es anders sein, die leidigen privaten Probleme. Eine flüssige Schreibweise und die Einbindung regionaler Gegebenheiten sorgen dafür, dass der Leser stets am Ball bleibt. Und obwohl einige begonnene Handlungsfäden nicht konsequent zu Ende geführt werden und sogar auftauchende Personen irgendwann ins Nirvana verschwinden, ist ein dramatischer Fortgang des Krimis garantiert.

Fazit:
Mit dem Polizeiseelsorger Martin Bauer haben die Autoren Peter Gallert und Jörg Reiter eine gut funktionierende und erfrischend andere Ermittlerpersönlichkeit ins Krimigenre gebracht, auf deren weiteren Fälle man gespannt sein kann.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Ein ruhiger und doch sehr fesselnder Thriller

Du stirbst nicht allein
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Im Norden Londons treibt ein Killer sein Unwesen, der bereits drei Mädchen ermordet hat. Mit dem Wort „Sorry“ auf den Schenkeln geschrieben, wurden ihre leblosen Körper im Wald entdeckt, ohne dass ihr ...

Im Norden Londons treibt ein Killer sein Unwesen, der bereits drei Mädchen ermordet hat. Mit dem Wort „Sorry“ auf den Schenkeln geschrieben, wurden ihre leblosen Körper im Wald entdeckt, ohne dass ihr Mörder sie geschändet hat. Und während alle Bemühungen, den Täter zu finden im Sande verlaufen, schlägt der Killer erneut wieder zu. Diesmal ist es die siebenjährige Poppy Glover, die inmitten einer Menschenmenge vor einem Eiswagen verschwindet und wie die anderen Mädchen tot in einem Waldstück aufgefunden wird. Zwar ist auch diesmal nicht klar, ob ein Einzeltäter oder ein geheim agierender Pädophilenring hinter den Verbrechen steckt. Aber die Zuversicht wächst, mit den neuen Spuren einen Durchbruch zu erzielen und dem sogenannten Kenwood-Killer endlich das Handwerk legen zu können.

„Du stirbst nicht allein“ ist nach „Während du stirbst“ der zweite Thriller der Londoner Autorin Tamy Cohen, die es versteht, das Grauen in ihren Büchern aufleben zu lassen. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als das eigene Kind zu vermissen und nach Stunden der Hoffnung und Angst zu erfahren, dass es von einem Fremden getötet worden ist. Ein Albtraum, der kein Ende nimmt und der in dem neuen Fall der Opferschutzbeamtin Leanne Miller gleich vier Familien betrifft. Menschen, deren Schicksal durch den tragischen Verlust eng miteinander verbunden ist. Deshalb gründen sie eine Selbsthilfegruppe und versuchen sich gegenseitig beizustehen. Doch niemand von ihnen weiß, was der andere vor allen verbirgt.

Erzählt wird das traumatische Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichen Zeitebenen heraus. So lernt der Leser zum einen die Familien der getöteten Mädchen kennen und erfährt, welche Auswirkungen das jeweilige Verbrechen auf ihr Leben hat. Zum anderen ist er dabei, wenn eine einst erfolgreiche Journalistin verzweifelt versucht, mit einer unseriösen Berichterstattung die ins Stocken geratene Karriere in Gang zu bringen und dann wiederum schaut er den Ermittlern bei ihrer lange Zeit erfolglosen und überaus nervenaufreibenden Arbeit zu und hofft, dass sie bald den Mörder finden. Figuren, die lebensecht beschrieben sind und genauso mannigfaltig in Erscheinung treten, wie die Ereignisse selbst.

Eine flüssige Erzählweise, ständig wechselnde Szenen und geschickt gesetzte Andeutungen sorgen dafür, dass der Leser in den Bann der Geschichte gezogen wird. Allerdings sollte er das Buch nicht übermäßig oft zur Seite legen. Denn viele Figuren und abwechselnd erzählte Handlungsstränge benötigen einige Aufmerksamkeit, um ihr Zusammenspiel zu verstehen, während der geschickt konstruierte Plot seine volle Wirkung nur entfalten kann, wenn der Überblick behalten wird.

Fazit:
„Du stirbst nicht allein“ ist ein eher ruhiger Thriller, der viel aus dem Leben seiner Figuren erzählt, gleichzeitig aber auch die Jagd nach einem perfiden Killer in den Mittelpunkt seiner Handlung stellt. Mit einem überraschenden Ende versehen versteht er es, nicht nur die auf Hochtouren arbeitenden Ermittler lange Zeit zu täuschen.




Veröffentlicht am 21.05.2017

Ein Krimi mit viel französischem Flair und zwei wunderbar kniffligen Fällen

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild
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An einem strahlend schönen Tag beschließt Kommissarin Isabelle Bonnet, dass es Zeit für erholsame Betriebsferien ist. Ein Zettel wird an die Tür geklebt und ab geht es an den Lieblingsstrand, um die volle ...

An einem strahlend schönen Tag beschließt Kommissarin Isabelle Bonnet, dass es Zeit für erholsame Betriebsferien ist. Ein Zettel wird an die Tür geklebt und ab geht es an den Lieblingsstrand, um die volle Pracht der Sonne zu genießen. Doch kaum ist Isabelle dort angekommen, reißt sie ihr oberster Dienstherr aus der Lethargie. Nur einen klitzekleinen Gefallen soll sie ihm tun und sozusagen aus Spaß und um der müßigen Langenweile zu entgehen, den merkwürdigen Tod des Staatssekretärs überprüfen. Dabei kommt sie einem hinterhältigen Komplott auf die Spur, während ihr Freund, der Kunstsammler Rouven Mardrinac, für weitere Aufregung sorgt. Mit der Behauptung einer Fälschung aufgesessen zu sein, brüskiert er den Besitzer der örtlichen Galerie und schon bald steckt Isabelle gleich in zwei Ermittlungen fest, die es in sich haben.

Im verschlafenen Hinterland der Côte d’Azur ticken die Uhren langsamer. Ein Gefühl, das sich in dem Krimi um die Kommissarin der Police national, Isabelle Bonnet, auf wundersame Weise widerspiegelt. Ohne Stress und Hektik taucht der Leser in das sich allmählich entwickelnde Geschehen ein, und während er noch glaubt, genau wie die scharfsinnige Ermittlerin im Urlaub zu sein, nimmt das Unheil seinen Lauf. Denn ein Hilferuf der ganz besonderen Art macht der Kommissarin zu schaffen und ist verantwortlich dafür, dass die mit guten Vorsätzen angetretene Auszeit bald in Vergessenheit gerät. Von nun an macht es besonders viel Spaß der sympathischen Polizistin über die Schulter zu schauen und dabei zu sein, wenn sie mit hohem Einsatz und viel Sachverstand Verbrecher jagt. Aber nicht nur sie ist den Missetätern auf der Spur. Auch ihr schrulliger Assistent Apollinaire ist wie gewohnt mit dabei und unterstützt seine Vorgesetzte nach allen Kräften. Genau wie der Bürgermeister von Fragolin, Blés Thierry, und nicht zuletzt Rouven Mardrinac, die beide erneut um die Gunst der smarten Kommissarin buhlen.

Fazit:
Das vierte Buch der Reihe um die einstige Pariser Top-Ermittlerin Isabelle Bonnet überzeugt mit viel französischem Flair, einem brillanten Ermittlerteam und zwei wunderbar kniffligen Fällen.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Ein kurzweiliger Alpenkrimi mit viel trockenem Humor und einer ordentlichen Portion Lokalkolorit

Im Grab schaust du nach oben
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Die große Gipfelei ist in vollem Gange, während wild campende Demonstranten den idyllisch gelegenen Kurort bevölkern mit dem Ziel, ihren Unmut kundzutun. Aber nicht nur sind gekommen, um massiven Forderungen ...


Die große Gipfelei ist in vollem Gange, während wild campende Demonstranten den idyllisch gelegenen Kurort bevölkern mit dem Ziel, ihren Unmut kundzutun. Aber nicht nur sind gekommen, um massiven Forderungen Nachdruck zu verleihen. Auch die Handlanger italienischer Mafiosi befinden sich auf dem Weg und wollen Schutzgelder erpressen. Ein turbulentes Durcheinander, das die Kulisse für eine Beerdigung bildet, bei der Kommissar Jennerwein anwesend ist. Denn ausgerechnet seinen Freund, den Hansi, hat´s erwischt, der hier in Ehren und mit traditionellen Böllerschüssen verabschiedet wird. Doch die vom Toten gewünschte Zeremonie läuft nicht nach Plan und auch seine Familie blickt merkwürdig drein. Da stimmt was nicht, denkt der bayerische Kommissar und schon bald steckt er mitten in einer Mordermittlung fest, die einige unerwartete Überraschungen beschert.

„Im Grab schaust du nach oben“ ist der neunte Fall für den kultigen Kommissar Hubertus Jennerwein, der diesmal ein Verbrechen aufdeckt, das ihm ziemlich nahe geht. Bevor er aber einen perfiden Plan durchkreuzen kann, gerät er zunächst einmal in höchste Gefahr. Doch einen Jennerwein bringt man nicht so schnell zur Strecke und auch überlisten kann man ihn nicht. Eine wahre Lichtgestalt am Kommissarenhimmel, der über ausreichend Geistesgegenwart verfügt und genau wie sein Erschaffer, einen gesunden Humor besitzt. Das jedenfalls beweisen die vielen pointierten Dialoge, in denen er nicht nur seinen Sachverstand zum Besten gibt, sondern auch seinen Sinn für vergnügliche und treffende Bemerkungen unter Beweis stellen kann.

Wer nun aber glaubt, dass bei so viel Sarkasmus und Spöttelei nicht ordentlich ermittelt wird, der irrt. Denn der eigentliche Fall, der im Mittelpunkt des Alpenkrimis steht, ist clever konstruiert und weiß mit überraschenden Wendungen und einem nicht minder spannenden Verlauf zu überzeugen. Allerdings ist er, wie das in Bayern beliebte Knieküchle, mit ordentlich Zuckerzeug bestäubt, das hier in Form von skurrilen Nebenhandlungen, fragwürdigen Gestalten und urigen Traditionen für eine üppige Garnierung sorgt. Deshalb gibt es kaum eine Seite im Buch, die dem Leser nicht ein Schmunzeln entlockt oder die dafür sorgt, dass er lokale Eigentümlichkeiten entdeckt. Eine unterhaltsame Lektüre, die aber auch ein kleines Manko besitzt, das durch die Verwendung der vielen Figuren und mannigfaltigen Handlungsstränge entsteht. Es ist einfach schwer, den Überblick zu behalten und einen roten Faden in dem kunterbunten Wirrwarr zu finden.

Fazit:
„Im Grab schaust du nach oben“ ist ein kurzweiliger Alpenkrimi mit viel trockenem Humor, einer ordentlichen Portion Lokalkolorit sowie einem ernst zu nehmenden Verbrechen, dessen Klärung gar nicht so einfach ist.



Veröffentlicht am 19.03.2017

Ein eher leiser und doch wirkungsvoller Psychothriller

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Die 15jährige Katie Brown verlässt an einem regnerischen Abend ihr Elternhaus. Ein Entschluss, den sie noch am selben Abend bereuen wird. Denn Katie, die vor allem wegen ihres Stiefvaters nicht mehr bei ...

Die 15jährige Katie Brown verlässt an einem regnerischen Abend ihr Elternhaus. Ein Entschluss, den sie noch am selben Abend bereuen wird. Denn Katie, die vor allem wegen ihres Stiefvaters nicht mehr bei der Mutter leben will, wird von einem Fremden entführt. Und während verschiedenartige Vermutungen über den Verbleib der Schülerin die Runde machen, ist ihre Lehrerin Margot Lewis überzeugt davon, dass Katie nicht aus freien Stücken verschwunden ist. Nur einige Tage später erhält Margot, die eine Ratgeber-Kolumne in einer Zeitung führt, einen Brief, in dem die 15 Jahre zuvor verschwundene Bethan Avery sie um Hilfe bittet. Von dem Schicksal beider Mädchen stark berührt, stellt sie umgangreiche Nachforschungen an und gerät schon bald einen Sog merkwürdiger Ereignisse, die ihr schwer zu schaffen machen. Denn ohne, dass sie es wirklich wahrhaben will, erhärtet sich der Verdacht, dass ihr Leben eng mit dem grausamen Schicksal der Mädchen verwoben ist.

„Dear Amy: Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest“ ist das gelungene Psychothriller-Debüt der englischen Autorin Helen Callaghan, die es wunderbar versteht, ein undurchschaubares Drama zu inszenieren. Denn nicht nur die beiden in ihm entführten Mädchen werden einem bestialischen Martyrium ausgesetzt. Auch die unscheinbare Lehrerin Margot Lewis muss, ohne dass es ihr zunächst bewusst wird, gegen innere Dämonen kämpfen. Eine ergreifende Geschichte, die mit viel Einfühlungsvermögen und einem untrüglichen Gespür für das Böse im Menschen erzählt wird und aufgrund der ständig spürbaren Gefahr eine gleichermaßen düstere und beklemmende Stimmung aufbaut. Allerdings dauert es ein wenig, bis geschickt gelegte Spuren und bewusst gestreute Vermutungen ihre volle Wirkung entfalten und den Leser in ein immer rasanter werdendes Gefühlschaos ziehen. Doch ist dieses erst einmal entfacht, gibt es kein Halten mehr.

Fazit:
Ein eher leiser und doch wirkungsvoller Psychothriller, der unvorhersehbar und wendungsreich in Erscheinung tritt und gut unterhält.