Ein schöner Trip in eine vergangene, fantastische Welt
Der Lehrling des FeldschersNachdem dieser Roman für mich etwas schwerfällig und schleppend begann, mauserte er sich dann zu einem sehr spannenden Buch. Es handelt sich hierbei um eine interessante Mischung aus historischem Roman ...
Nachdem dieser Roman für mich etwas schwerfällig und schleppend begann, mauserte er sich dann zu einem sehr spannenden Buch. Es handelt sich hierbei um eine interessante Mischung aus historischem Roman mit Fantasy, in der Zeit des 30 jährigen Krieg, genauer in der Endphase des 30 jährigen Krieges.
Der Roman begann erstmal wie ein ganz normaler historischer Roman. Die ersten Seiten waren so wie erste Seiten an und für sich sind - ein Einstieg in die Geschichte, man bekommt ein erstes Gefühl für den Schreibstil und fängt an sich ein Bild zu machen. Es gab hier jetzt keine Besonderheiten, nicht extrem packend aber auch nicht total öde. Eine Beschreibung einer Szenerie aus dem Jahre 1618, die als Einführung das Ereignis des Winterkometen beschreibt. Durch altertümliche Sprachfärbung kommt man schön in dem Zeitalter des Barock an, doch dann – !!!! Was ist da los?!?! – plötzlich entsteht ein Ungeheuer aus einem Splitter des Kometen, welcher auf der Erde landete. Dieses Ungeheuer wird so richtig typisch teuflisch/dämonisch beschrieben und schreitet nach dem Erwachen sofort zur Tat und frisst die grade erst frisch eingeführten Charaktere. Bäm! Weg sind sie....
Das war der Moment in dem ich erstmal das Buch weg lag und verstört ein anderes las. Darauf war ich nicht eingestellt. Was daran lag, dass ich den Klappentext lange Zeit vorher las und schon längst wieder verbannt hatte. Ich war schön auf historischer Roman eingestellt und dann ziemlich geplättet von diesem Prototyp eines Dämons.
Nachdem ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, las ich weiter in dem Buch und kam nach und nach immer besser in die Geschichte. Es gab vor allem in den ersten Kapiteln sprachlich ein paar Momente, die mir unpassend und etwas holperig erschienen. Zum Bsp. Redewendungen die mir zu modern wirkten inmitten der altertümlichen Sprache oder einzelne Wörter unglücklich gewählt. Ebenso waren die ersten Dämonen irgendwie zu übertrieben und dennoch nicht ausreichend beschrieben. Sie klangen nach den typischen Monstern aus der Unterwelt und der Gruselfaktor war eher gewollt als gekonnt.
Nach ein paar Kapiteln wurde es aber besser so dass ein gleichmäßiger Lesefluss entstand und ich dann mitten drin in einer sehr packenden Geschichte war, die sogar einige lustige Stellen parat hielt. Die Wesen wurden individueller und bekamen sogar eine Persönlichkeit. Aber ich möchte nicht zu sehr auf den Inhalt vorgreifen, nur so viel, dass die Dämonen ein wesentlicher Teil des Krieges sind und mit den Menschen in unmittelbarer Verbindung stehen. Die politischen Verstrickungen und die Ausbildung der Lehrlinge stehen im
Vordergrund und bilden eine fantastische Geschichte, allerdings mit einem Cliffhanger.
Man sollte sich also bewusst sein, dass das Buch nicht ganz rund endet.
Auch wenn der Start für mich holprig war, kann ich das Buch empfehlen. Denn insgesamt war es überzeugend. Ein schöner Trip in eine vergangene fantastische Welt. Wer gerne mal in die Weiten der Fantasywelten abtaucht und dazu noch historische Romane liebt, wird hier voll bedient. Wer bisher nur eines der Genre gelesen hat kommt auch auf seine Kosten und wird dabei auf interessante Weise an das andere Genre herangeführt. Neben Schlachten, ein paar historischen Hintergründen und schaurigen Momenten, gibt’s zusätzlich ab und zu was zum Schmunzeln.