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Veröffentlicht am 21.03.2017

Von der rebellischen Schülerin zur knallharten Kämpferin, die ihren Vater sucht

Cruelty: Ab jetzt kämpfst du allein
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Die siebzehnjährige Gwendolyn Bloom ist ein Diplomatenkind. Aktuell lebt sie in New York und besucht dort eine Privatschule. Ihr Vater arbeitet für die UN und ist die einzige Person, die sie als Familie ...

Die siebzehnjährige Gwendolyn Bloom ist ein Diplomatenkind. Aktuell lebt sie in New York und besucht dort eine Privatschule. Ihr Vater arbeitet für die UN und ist die einzige Person, die sie als Familie betrachtet, seit ihre Mutter vor 10 Jahren bei einem Angriff in Algier ums Leben kam. Doch dann verschwindet ihr Vater auf einer Dienstreise nach Paris. Wurde er entführt oder ist er auf eigene Faust vom Radar verschwunden? Im Zuge der Ermittlungen erkennt Gwendolyn, dass ihr Vater all die Jahre als Spion tätig war. Als die Suche nach ihm eingestellt wird, beschließt sie, auf eigene Faust weiterzusuchen. Sie lässt ihr altes Ich hinter sich und begibt sich auf höchst gefährliches Terrain.

Mit seinem knallorangen Titel und Buchschnitt ist dieser Thriller ein Hingucker, der sofort mein Interesse weckte. Im ersten Kapitel lernt man Gwendolyn als normale, etwas rebellische Schülerin kennen, die fünf Sprachen spricht und nicht so reich ist wie die anderen Privatschüler. Doch die Geschichte wird schon bald düster, weshalb ich gut verstand, dass das Buch trotz des Alters der Protagonistin im Erwachsenenprogramm des Verlags veröffentlicht wurde. Bevor es so weit ist, lernt der Leser Gwendolyn aber erst einmal besser kennen. Auch nach 10 Jahren belastet sie der Tod ihrer Mutter immer noch sehr, und auch über die ständigen Dienstreisen ihres Vaters ist sie nicht glücklich. Am liebsten möchte sie ein ganz normales Leben führen und freut sich sehr, als ihr Mitschüler Terrance echtes Interesse an ihr zeigt.

Nach diesem ruhigen Einstieg wird Gwendolyns Leben mit dem Verschwinden ihres Vaters aus den Angeln gehoben. Es folgt eine Phase der Ungewissheit, in welcher sie die Information verarbeiten muss, dass ihr Vater all die Jahre als Spion gearbeitet hat. Ich konnte nicht so recht glauben, dass sie all die Jahre nichts gemerkt haben will. Doch sie schaltet schnell um und wagt schließlich den großen Schritt, alles hinter sich zu lassen und sich selbst auf die Suche zu begeben. Fast ein Drittel des Buches ist an diesem Punkt schon gelesen, und wer bis hierhin durchgehalten hat, wird mit einer spektakulären und rasanten Story belohnt.

Innerhalb weniger Wochen macht Gwendolyn in einer Rocky-mäßigen Zusammenstellung kurzer Szenen eine umfassende Transformation durch und wird zur knallharten Kickass-Heldin. Sie versteht schnell, dass sie es mit höchst gefährlichen Verbrechern zu tun bekommen wird, wenn sie etwas über das Schicksal ihres Vaters erfahren will. Deshalb nimmt sie erst einmal eine falsche Identität an, die sie fünf Jahre älter macht. Das passte viel besser zu ihrem Auftreten und hätte für mich von vornherein ihr echtes Alter sein dürfen. Wie glaubwürdig man diese rasante Wandlung findet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass mich die neue Gwendolyn bestens unterhalten konnte. Immer wieder wird sie angegriffen und muss sich verteidigen, muss entscheiden wem sie vertraut und riskante Wagnisse eingehen, um an Informationen zu gelangen. Ihre Suche führt sie in die dunkelsten und gefährlichsten Ecken verschiedener Großstädte. Hier gelingt es dem Autor gut, die Atmosphäre der Stadtteile einzufangen, die Touristen meist nicht zu sehen bekommen.

Gwendolyn wächst zunehmend in ihre neue Identität hinein. Immer wieder muss sie Teile ihres alten Selbst aufgeben, um weiterzukommen. Es gibt spektakuläre, aber auch grausame Szenen, die ich absolut kinoreif fand. Die Protagonistin war immer wieder für eine Überraschung gut und ging weiter, als ich es ihr zugetraut hätte. Atemlos las ich mich durch die Seiten bis hin zu einem irren Showdown. Wer dachte, dass es danach vorbei ist, wird noch mal mit einem Twist belohnt. Das Ende ist relativ offen und ich vermisste ein bestimmtes Gespräch ganz besonders, weshalb ich mich schon jetzt auf die bereits angekündigte Fortsetzung freue.

Lasst Euch bei „Cruelty. Ab jetzt kämpfst du allein“ nicht vom harmlosen Beginn täuschen. Nach einer längeren Aufwärmphase nimmt das Buch so richtig an Fahrt auf. Aus der rebellischen Schülerin wird eine knallharte Kämpferin, die alles auf eine Karte setzt, um herauszufinden, was mit ihrem Vater geschehen ist. Actionreiche und schockierende Szenen konnten mich mitreißen und ich fieberte mit, wie weit Gwendolyn bereit ist zu gehen. Ich vergebe sehr gute vier Sterne. Ein Buch für alle, die Lust auf einen Spionagethriller mit einer starken weiblichen Protagonistin haben.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Bedrückende und zugleich hoffnungsvolle Liebes- und Familiengeschichte

Liebe ist wie Drachensteigen
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Hadleys Leben ist aus den Fugen geraten, seit sie vor einigen Monaten nach Hause kam und die Haustür mit Klebezetteln überdeckt vorfand, die ihren Vater einer Affäre beschuldigten. Seither gleich jedes ...

Hadleys Leben ist aus den Fugen geraten, seit sie vor einigen Monaten nach Hause kam und die Haustür mit Klebezetteln überdeckt vorfand, die ihren Vater einer Affäre beschuldigten. Seither gleich jedes Miteinander als Familie einer erzwungenen Veranstaltung, daran hat auch ein Umzug von Nashville ins ländlichere Woodmont nichts geändert. Hadley macht mit wechselnden Typen herum, ohne dass Gefühle im Spiel wären und schottet sich ab, sodass selbst ihre beste Freundin Kat sie nicht wiedererkennt.
Doch dann kommt Sam neu an ihre Schule und wird in English Hadleys Projektpartner. Er ist aufmerksam und verständnisvoll, und die beiden lernen sich schnell besser kennen. Doch Sam kennt ein Geheimnis, dessen Enthüllung alles verändern könnte…

Dass dieses Buch alles andere als eine rosarote Liebesgeschichte enthält, zeigt bereits das völlig zerknickte Herz auf dem Cover. Sowohl Hadley als auch Sam befinden sich in einer schwierigen Familiensituation, die sie in den letzten Monaten geprägt und verändert hat. Die Kapitel sind mal aus der Ich-Perspektive von Hadley, mal aus der von Sam geschrieben, sodass der Leser gänzlich in ihre Welt eintauchen kann.

Schnell lernte ich die beiden besser kennen. Seit Hadley weiß, dass ihr Vater eine Affäre hatte, beschränkt sie die Kommunikation mit ihren Eltern auf das nötigste, ist ihrer besten Freundin gegenüber nicht mehr offen und knutscht mit wechselnden Typen. Auch wenn ich nachvollziehen konnte, dass sie tief verletzt wurde, konnte ich ihrer Art nicht viel abgewinnen. Sam hingegen bemüht sich, die Reste seiner Familie zusammenzuhalten. Sein Vater ist ausgezogen und meldet sich nur selten, seine Mutter straft ihn und seine Schwester Livy mit emotionaler Kälte und Abwesenheit. Er gibt sich wirklich Mühe, für Livy da zu sein, weshalb ich ihn schnell mochte. Doch schon bald kennt man sein Geheimnis, das schwer auf ihm lastet. In der Folge ist er mal nett zu Hadley, dann stößt er sie wieder von sich. Meine Sympathien für die beiden durchlebten ein ständiges Auf und Ab, während die beiden sich trotz aller Widrigkeiten langsam näher kommen.

Die Atmosphäre dieses Buches ist insgesamt eher bedrückend. Bei beiden ist die familiäre Situation festgefahren und eine Besserung der angespannten Lage nicht in Sicht. Doch die aufkeimenden Gefühle von Hadley und Sam zueinander geben beiden Hoffnung und Stärke. Ich fand es toll, mitzuerleben, wie die beiden sich trotz aller Rückschläge näher kommen. Wenn da nur nicht Sams Geheimnis wäre, von dem er weiß, dass er es irgendwann mit Hadley teilen muss. Die Story wird durch schöne Momente und Scherze immer wieder etwas aufgelockert. Dabei spielen Hadleys Freundin Kat und Sams Freund Ajay eine wichtige Rolle, denn die beiden sind lebensfrohe Persönlichkeiten und vor allem Ajay ist immer wieder für einen Spruch gut.

Die Handlung schlägt ein eher ruhiges Tempo an, was ich als passend empfand, denn das machte die emotionale Wandlung der Protagonisten authentisch. Über viele Hochs und Tiefs lernen die beiden, sich einander zu öffnen und zu vertrauen. Irgendwann kommt es auch zum erwarteten Knall, hier hat mir die Umsetzung sehr gut gefallen. Zum Ende hin findet das Buch genau den richtigen Ton, um die Geschichte gelungen abzurunden.

„Liebe ist wie Drachensteigen“ erzählt die Geschichte von Hadley und Sam, deren Familien eine schwere Zeit durchmachen. Das hat starken Einfluss auf die beiden, die sich allmählich näher kommen und Gefühle füreinander entwickeln. Auch wenn ich mich gerade zu Beginn schwer damit getan habe, die Protagonisten und vor allem Hadley zu mögen, hat mir diese bedrückende und zugleich hoffnungsvolle Liebes- und Familiengeschichte sehr gefallen. Ich vergebe vier Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein blutüberströmter Journalist und ein Tatort ohne Leiche – der erste Fall für Max Bischoff

Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe
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Max Bischoff arbeitet seit kurzem für das KK11 in Düsseldorf. Eines Morgens taumelt Harry Passeck, ein bekannter investigativer Journalist, ins Präsidium. Barfuß und blutüberströmt erzählt er eine erstaunliche ...

Max Bischoff arbeitet seit kurzem für das KK11 in Düsseldorf. Eines Morgens taumelt Harry Passeck, ein bekannter investigativer Journalist, ins Präsidium. Barfuß und blutüberströmt erzählt er eine erstaunliche Geschichte: Er sei in eine Wohnung gelockt und niedergeschlagen worden. Als er aufwachte, sei er im jetzigen Zustand gewesen. Die Überprüfung der Wohnung ergibt, dass sich die Mieterin in Hamburg bester Gesundheit erfreut. Doch das Blut stammt von ihrer besten Freundin Miriam, die zwei Jahre zuvor verschwunden ist. Max und sein Partner Horst Böhmer beginnen mit Nachforschungen, wie all das zusammenpassen könnte. Kurz darauf wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Aber es ist nicht Miriam. Drohen weitere Taten?

Die Ankündigung, dass „Tiefe Narbe“ der Auftakt einer Thriller-Trilogie sein soll, konnte meine Neugier wecken. Schon lange verpasse ich keinen neuen Strobel mehr. Ich war gespannt, ob die Tatsache, dass es drei Bücher rund um den Oberkommissar Max Bischoff geben wird, Einfluss auf die Art und Weise hat, wie die Geschichte erzählt wird.

Der Einstieg ist alles andere als ruhig, schon auf den ersten Seiten gibt es einige schockierende Momente. Im Prolog berichtet ein Mörder in der Ich-Perspektive von der Ermordung einer Frau, bevor gleich im ersten Kapitel Harry Passeck seinen blutüberströmten Auftritt hat. Die Ermittler Max Bischoff und Horst Böhmer lernt man kennen, während sie schon mitten in den Ermittlungen stecken. Sofort stehen viele Fragen im Raum und ich wollte mehr über die Zusammenhänge erfahren.

Max und Horst führen zunächst die naheliegenden Schritte aus. Sie durchleuchten Harry Passeck, der sich als Opfer positioniert. Denn das könnte auch ein kluger Schachzug sein, wenn er selbst kein Täter ist. Was man über ihn erfährt, wirft wirklich kein gutes Licht auf ihn. Aber ist hier ein Motiv verborgen? Außerdem bringen die Ermittler mehr über die Mieterin des Tatorts und die Verschwundene, deren Blut gefunden wurde, in Erfahrung. Das führt sie mitten hinein in die Kulturszene. Weitere Taten in diesem Umfeld erhalten die Spannung und setzen Max und Horst zunehmend unter Druck. Durch kurze, gänsehautverursachende Einschübe aus der Perspektive des Täters war man den beiden als Leser meist einen Schritt voraus und wusste, dass bald wieder etwas passiert.

Der Großteil der Kapitel ist aus der Sicht von Max geschrieben, den der Leser ja noch zwei weitere Bände begleiten soll und über den man entsprechend viel erfährt. In kurzen Verschnaufpausen erfährt man, dass er sich erst mal auf seine Karriere konzentrieren möchte und es deshalb außer seiner Schwester keine wichtige Person in seinem Leben gibt. Doch das kann sich oft schneller ändern, als man denkt. Über Horst Böhmer erfährt man hingegen das wenige, das er im Dialog mit Max von sich preisgibt. Max war mir dadurch sehr viel näher und ich fieberte mit ihm mit, ob bald ein entscheidender Durchbruch in den Ermittlungen erzielt werden kann.

Obwohl das Tempo der Geschichte hoch ist, ließ meine Begeisterung ab der Buchhälfte nach. Die Ermittler schießen sich geradezu auf Harry Passeck als Quelle der Information und möglichen Täter ein und sprechen immer wieder mit ihm und seiner Frau, was zunehmend an Reiz verlor. Links und rechts davon gehen sie weitaus weniger gründlich vor. Zudem war die Geschichte für mich zu vorhersehbar, 150 Seiten vor Ende habe ich komplett richtig vorausgeahnt, was geschehen wird. Auf diesen Seiten wird es noch einmal besonders emotional, weshalb mich die Story trotzdem nicht losgelassen hat. Der Fall an sich wird abgeschlossen, doch er hat Max verändert und ich bin nun neugierig, wie sich das auf den zweiten Band mit ihm auswirken wird.

„Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe“ ist der erste von drei Büchern rund um den Oberkommissar Max Bischoff. Arno Strobel hat einen interessanten Ermittler geschaffen, von dem ich gerne mehr lesen will! Dank vieler Einblicke in sein Denken und Handeln fühlte ich mich ihm nahe und hoffte mit ihm auf einen Durchbruch in den Ermittlungen. Das Buch schlägt ein gutes Tempo an und hält die Spannung durch immer neue Funde. Für mich hätte der Verlauf der Handlung aber noch unvorhersehbarer sein müssen. Ich vergebe vier Sterne und freue mich schon auf das zweite Buch mit Max Bischoff.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein interessanter erster Fall für Heidi Kamemba

Das Ende aller Geheimnisse
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Heidi Kamemba ist die erste schwarze Kriminalkommissarin Deutschlands. Da hilft es nicht viel, dass sie bei ihren alten Kollegen aufgrund ihrer kommandierenden Art als „die Deutsche“ bekannt war. Sie fällt ...

Heidi Kamemba ist die erste schwarze Kriminalkommissarin Deutschlands. Da hilft es nicht viel, dass sie bei ihren alten Kollegen aufgrund ihrer kommandierenden Art als „die Deutsche“ bekannt war. Sie fällt im Präsidium auf wie ein bunter Hund, worüber ihr neuer Chef nicht sonderlich begeistert ist. Gleich an ihrem ersten Tag im KK12 wird eine Leiche in der Nähe eines Parkplatzes an der Landstraße vor Mettmann gefunden. Sein Mörder hat den Mann erschossen, verbrannt und seine Fingerkuppen abgeschnitten, um die Identität zu verheimlichen. Was ist das Motiv für eine solch professionale Tat ohne Spuren? Heidi und ihre Kollegen nehmen die Ermittlungen auf.

Auf Heidi Kamembas ersten Fall aus der Feder von Stefan Keller bin ich aufgrund des Handlungsortes aufmerksam geworden. Ich arbeite in Düsseldorf und war neugierig darauf, einen fiktiven Charakter der ansässigen Polizei bei den Ermittlungen zu begleiten. Nach einem kurzen Prolog, in dem man die letzten Momente des Mordopfers miterlebt, lernt man die Protagonistin Heidi an ihrem ersten Arbeitstag beim KK12 kennen. Aufgrund ihrer Hautfarbe bekommt sie sofort mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb ist. Ihre neue Kollegen und vor allem ihr Chef sind davon ebenfalls nicht sonderlich begeistert. Aus ihnen wurde ich genauso wie Heidi erst einmal nicht schlau, sie geben sich zurückhaltend und der Empfang ist nicht sonderlich herzlich.

Heidi ist froh, dass sie die merkwürdige Atmosphäre im Präsidium schnell hinter sich lassen und zum Fundort einer Leiche fahren kann. Die Identität des Opfers wurde mit allen Mitteln verschleiert, der Mörder scheint genau gewusst zu haben, was er da tat. Doch schnell findet Heidi einen allerersten Ansatzpunkt für die Ermittlungen und stürzt sich motiviert in die Arbeit. Ihre Kollegen können diesem Aktionismus nicht viel entgegensetzen und erzielen selbst keine besonderen Durchbrüche. So findet sich Heidi schnell in der Rolle der genialen, von der Spurensicherung geachteten Ermittlerin wieder. Diese Rolle steht ihr gut und ich gönnte ihr den Erfolg. Etwas schade fand ich, dass sämtliche Kollegen im Vergleich dazu wirkten, als hätten sie nichts auf dem Kasten.

Heidi ist mir mit ihrer engagierten und aufrichtigen Art schnell sympathisch geworden. Sie möchte in ihrer neuen Rolle unbedingt etwas bewegen, und ihre Hautfarbe sollte dabei keine Rolle spielen. Man erhält auch kurze Einblicke in ihr Privatleben. Ihr besorgter Vater ist amüsant, während das Verhalten ihres Freundes bei ihr Zweifel auslöst. Indem einige Kapitel aus der Sicht ihrer Kollegen geschrieben sind, lernt man auch diese etwas besser kennen und erhält Einblicke in die Gründe für ihr Verhalten.

Heidi merkt schnell, dass jegliche Erwähnung ihres Vorgängers auf Unmut stößt und beginnt parallel zu den laufenden Ermittlungen mit Nachforschungen zu dessen Tod. Schnell findet sie heraus, dass Selbstmord als Todesursache festgehalten wurde. Doch warum beschäftigt das ihre Kollegen so sehr? Unbeirrt bohrt sie tiefer und bringt Überraschendes ans Licht. Dieser zweite Handlungsstrang bot gelungene Abwechslung und offenbart noch mal eine neue Seite an Heidi und einigen anderen Charakteren.

Bei den Mordermittlungen hangeln sich die Kriminalkommissare von einem Hinweis zum nächsten und ermitteln in verschiedene Richtungen. Der Fall wird zunehmend brisant, in der Folge wächst die Unruhe im Team. Schließlich wird ein Beweisstück gefunden, dass mit dem Motiv zusammenhängen könnte. Die Erklärungen hierzu waren für mich nicht ganz plausibel. Es hätte noch mehr Erklärungen bedurft, um mich voll zu überzeugen. Wusste der Kriminalroman lang durch ruhige, angespannte Ermittlungen zu fesseln, wurde es auf den letzten Seiten temporeich und gefährlich. Ich fand diesen Abschluss gelungen und würde mich über einen weiteren Fall für Heidi Kamemba freuen.

In „Das Ende aller Geheimnisse“ begleitet der Leser Heidi Kamemba bei ihren Ermittlungen im Fall eines ermordeten Mannes, dessen Identität vom Mörder bewusst verschleiert wurde. Heidi stürzt sich voller Motivation in die Ermittlungen und wurde mir schnell sympathisch. Ihre Kollegen hingegen geben Heidi und dem Leser Rätsel auf. Der brisante Fall und ein zweiter Handlungsstrang rund um den Tod ihres Vorgängers konnten mich fesseln. Gerne empfehle ich diesen deutschen Kriminalroman weiter und vergebe sehr gute vier Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Schöne Ergänzung zum Kinofilm fürs heimische Bücherregal

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind: Das Originaldrehbuch
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Der Zauberer Newt Scamander reist in New York ein. Im Gepäck hat er einen magischen Koffer voller Tierwesen, um die er sich kümmert. Dieser wird ihm schon bei seinem ersten Gang durch die Stadt zum Verhängnis: ...

Der Zauberer Newt Scamander reist in New York ein. Im Gepäck hat er einen magischen Koffer voller Tierwesen, um die er sich kümmert. Dieser wird ihm schon bei seinem ersten Gang durch die Stadt zum Verhängnis: Ein Niffler, der mit Vorliebe alles Glänzende in seine Bauchtausche stopft, bricht aus dem Koffer aus und geht ausgerechnet in einer Bank auf die Jagd. Beim Einfangen verwechselt Newt seinen Koffer mit dem eines No-Majs, und dann wird auch noch eine Mitarbeiterin des magischen Kongresses auf seine Verstöße gegen Zaubereiartikel aufmerksam. Unterdessen hinterlässt ein unbekanntes Wesen eine Spur der Verwüstung in der Stadt…

Den Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ habe ich im Dezember im Kino gesehen. Über die Ankündigung, dass das Originaldrehbuch veröffentlicht wird, habe ich mich deshalb sehr gefreut. Ich finde es zwar schade, dass J.K. Rowling keinen Roman daraus gemacht hat. Dennoch hatte ich große Lust darauf, mit dem Buch noch einmal in die magische Welt einzutauchen. Die Aufmachung des Buches finde ich total gelungen. Es ist einfach ein echter Hingucker, und zwar sowohl außen als auch innen. Das Designstudio MinaLima hat hier ganze Arbeit geleistet und konnte mich bei der Lektüre mit seinen schönen, schwarz-weißen Illustrationen der Tierwesen begeistern.

Im Buch sind alle Dialoge des Films plus Regieanweisungen abgedruckt. So war ich schnell wieder mitten in der Geschichte und erlebte erneut Newts unterhaltsame Ankunft in New York. Ich fand es hilfreich, zuerst den Film gesehen zu haben. Zum Beispiel hatte ich die Miene des Zollbeamten, der einen Blick in Newts auf „muggelgerecht“ eingestellten Koffer wirft, noch gut in Erinnerung. Dadurch war die Szene beim Lesen noch viel unterhaltsamer. Aus den kurzen Regieanweisungen wird erst durch Mimik und Gestik der Schauspieler, den Kulissen und Animationen eine lebendige, fesselnde Geschichte. Hat man diese noch im Kopf, dann ist das Drehbuch eine tolle Erinnerungshilfe.

Besonders gut fand ich, dass mir durch die Regieanweisungen noch mal Kleinigkeiten aufgefallen sind, die ich im Film gar nicht bemerkt habe oder schon wieder vergessen hatte. Außerdem enthalten die Anweisungen immer wieder Charakterisierungen bestimmter Figuren, zum Beispiel „ein wichtigtuerischer Paragrafenreiter“, die mich zum Schmunzeln brachten. Fans entdecken so noch einmal neue Seiten am Film, die das zweite Anschauen noch interessanter machen.

Auch zur Handlung selbst möchte ich noch ein paar Worte verlieren: Ich fand New York als Schauplatz klasse, denn so erfährt man endlich mal etwas über die Welt der Zauberer auf der anderen Seite des großen Teichs. Das magische Amerika ist deutlich konservativer als England, und die anderen Regeln und Begrifflichkeiten fand ich interessant. Newts Geschichte wird durch die ausgebüxten Tierwesen schnell rasant und amüsant. Mit dem No-Maj Jacob und den Hexen Tina und Queenie hat die Autorin sympathische Nebencharaktere mit amüsanten Ecken und Kanten geschaffen.

Am meisten gefallen haben mir alle Szenen, die sich rund um die Tierwesen drehten. Hier kann der Film mit spektakulären Animationen punkten. Schade fand ich hingegen, dass den Liebesgeschichten nicht so viel Platz eingeräumt wird. Außerdem wurde die unterhaltsame, lockere Geschichte an einen bestimmten Punkt plötzlich sehr ernst und es werden Entscheidungen getroffen, die mich schockierten. Der krasse Wechsel kam für mich zu schnell. Nachdem ich mich darauf eingestellt hatte, konnte mich das erhöhtes Tempo und eine große Überraschung noch mal so richtig fesseln. Das Ende war bittersüß und lässt einiges offen, vermutlich bereits mit Blick auf die geplanten Fortsetzungen.

Das Originaldrehbuch von „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ist bestens dazu geeignet, nach dem Anschauen des Films noch einmal in dessen magische Welt abzutauchen. Mit den Bildern im Kopf konnte ich die Szenen nochmals durchleben und in den Regieanweisungen schmökern, die immer wieder interessante Details oder Interpretationen boten. Leser sollten allerdings ihre Erwartungen richtig stecken: Das ist kein neuer Roman, sondern ein Drehbuch mit Illustrationen. Ein Drehbuch, das bei allen Potterheads nicht im Regal fehlen sollte!