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Veröffentlicht am 30.03.2017

Von Lampedusa nach Hamburg

Flucht ins Viertel
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Über das Meer nach Italien und weiter nach Norden kommen 800 Flüchtlinge aus Lampedusa in Hamburg an und fordern Gruppenasyl. Darauf lässt sich der Senat natürlich nicht ein. Als es immer kälter wird, ...

Über das Meer nach Italien und weiter nach Norden kommen 800 Flüchtlinge aus Lampedusa in Hamburg an und fordern Gruppenasyl. Darauf lässt sich der Senat natürlich nicht ein. Als es immer kälter wird, findet ein Großteil von Ihnen Unterschlupf in der Kirche des Viertels. Einem von ihnen, Ngana, gibt die Journalistin Nele Deutschunterricht. Als der totgeschlagen und gefoltert in einem Bunker gefunden wird, machen sich Nele und zwei seiner Freunde auf, seinen Mörder zu finden. Dann gibt es im Viertel einen weiteren Toten und die Zeitung, bei der Nele arbeitet hat Finanzprobleme. Dass ihr Freund Tjark Sex mit einem Mann hat, ist da gerade ihr geringstes Problem.

Nele, ihren Wochenendfreund Tjark, ihren Sohn Cairo und dessen Freundin Isa habe ich bereits bei dem Mord im Viertel kennengelernt. Daher ist es für mich, wie zurückkommen zu guten Bekannten.
In dieser Geschichte geht es um Flüchtlinge aus Syrien, die in Hamburg Fuß fassen wollen. Mit den Schwierigkeiten der Eingewöhnung, den Problemen bei so vielen Männern auf engsten Raum untereinander, dem Misstrauen der Bevölkerung auf der einen, der Unterstützung auf der anderen Seite mache ich hier Bekanntschaft. Cord Buch lässt mich ziemlich weit hinter die Kulissen blicken. Es erschreckt und berührt mich, wenn ich lese, wie sich die Männer in unserer Welt fühlen, mit der sie sich jetzt auseinander setzen müssen. Der Lebensmut und Optimismus auf ein besseres Leben der Flüchtlinge ist ungebrochen, obwohl sie schon so viel Schlechtes und fast unüberwindbar scheinendes erlebt haben. Im Nachwort gibt mir Cord Buch einen noch tieferen Einblick in die Dinge, mit denen die meisten von uns nicht konfrontiert werden oder werden wollen.
Auch Neles Privatleben mit ihren Höhen und Tiefen kommt nicht zu kurz. Außerdem will die Zeitung, für die sie arbeitet gerettet werden. Also Baustellen an allen Ecken und Enden. Trotzdem habe ich auch hier und da schmunzeln können.

Die Polizeiarbeit nimmt in diesem Fall wieder eine große Rolle ein. Ihre Ermittlungen laufen neben der Suche von Nele und Nganas Freunden. Hier wird sehr gut deutlich, mit welchen Hürden und Schwierigkeiten die Polizei zu kämpfen hat. Durch Hauptkommissar Werner Jensen, die junge Polizeimeisterin Conny Schrader und Wiebke Müller bekomme ich einen tollen Einblick in ihre Arbeit und bin bei den Fortschritten direkt dabei.
Die Gedanken des Mörders bzw. Erpressers lese ich zwischendurch in kursiver Schrift.

Ich hatte mich sehr auf das Wiederlesen mit Nele und den Freunden aus dem Viertel gefreut und ich wurde nicht enttäuscht. Auch wenn der Plot ein düsterer ist, finde ich die Einblicke, die ich hier bekommen habe sehr interessant, lesenswert und auch unterhaltsam.

Meine Leseempfehlung für alle, die gerne auch mal eine ernste Geschichte mit Spannung bis zum Schluss lesen wollen.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Spannender und interessanter Regionalkrimi aus München

Schlachtsaison
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„Schlachtsaison“ ist für mich der erste Krimi, den ich von Andreas Schröfl gelesen habe. Nachdem mich das Buch so begeistert zurück gelassen hat, werde ich sehr bald auch die ersten beiden Fälle von Ferdl ...

„Schlachtsaison“ ist für mich der erste Krimi, den ich von Andreas Schröfl gelesen habe. Nachdem mich das Buch so begeistert zurück gelassen hat, werde ich sehr bald auch die ersten beiden Fälle von Ferdl Sanktjohanser lesen.

Worum geht es?
In München scheint ein Massenmörder während der Faschingszeit auf den Spuren von Jack the Ripper unterwegs zu sein. Mehrere Frauen sterben nach genau dem gleichen Vorbild wie die kanonischen Fünf. Als auch Susi, die Freundin von Stanktus´ Schwester Anna dem Verbrecher zum Opfer fällt und sie ihren Bruder um Hilfe bittet, kann der natürlich nicht nein sagen. Was allerdings seiner schwangeren Freundin Kathi zuerst gar nicht gefällt. Zusammen mit seinem Spezl Kommissar „Bichä“ Bichlmaier macht sich der Sanktus, Bierbrauer, Ex-Polizist, Schankkellner und derzeit Stadtführer in München auf, den Mörder zu ermitteln.

Schon von der ersten Seite an hat mich Andreas Schröfl mit seinem Schreibstil, seinem Spannungsaufbau und auch seinem ganz speziellen Humor gefangen. Vor allem aber auch die vielschichtigen, ausgesprochen detailliert ausgefeilten Protagonisten haben mich begeistert. Allen voran Fredl Sanktjohanser und seine Kathi. Ich liebe den bayerischen Dialekt und davon bekomme ich hier mehr als genug. Aber auch den Wiener Dialekt und Wortwitz habe ich hier sehr genossen. Nicht zu vergessen das schwäbeln, den Franken und sogar ein ganz klein wenig sächsisch habe ich lesen dürfen.

Mich hat es begeistert mein München mit den Protagonisten zu durchwandern und immer genau zu wissen, wer sich gerade wo aufhält. Mein Kopfkino hatte viel zu tun.

Die Spannung kommt in diesem Regionalkrimi nicht zu kurz – ganz im Gegenteil. War ich mir bei ca. der Hälfte des Lesestoffes sicher den Mörder zu kennen, wurde ich eines besseren belehrt. Gerade zum Schluss hin geht es Schlag auf Schlag, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Super gemacht – großes Kino.
In kleinen Absätzen, kenntlich gemacht durch die kursive Schrift, werden im Herbst 1888 die kanonischen Fünf (Frauenmorde) von Jack the Ripper erklärt.

Ich finde es toll, dass mir hier mal wieder ein Krimi vorgesetzt wurde, der alles beinhaltet, was ich persönlich an einem Regionalkrimi liebe: Spannung ab der ersten Seite; ganz viel Lokalkolorit; immer wieder Szenen, bei denen sich meine Mundwinkel nach oben ziehen; eine Geschichte, die mich richtig gefangen nimmt.

Ich hoffe ganz stark, dass ich bald weitere spannende Geschichten von Andreas Schröfl zu lesen bekomme.

Veröffentlicht am 23.03.2017

Es ist nie zu spät

Meer Liebe auf Sylt
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Mein Lieblingszitat aus der Geschichte auf S. 186:
Kleinen Kindern gibt man Wurzeln und großen schenkt man Flügel.

Will Marcus sie verlassen? Hat er eine Andere? Um das heraus zu finden, reist Alexandra ...

Mein Lieblingszitat aus der Geschichte auf S. 186:
Kleinen Kindern gibt man Wurzeln und großen schenkt man Flügel.

Will Marcus sie verlassen? Hat er eine Andere? Um das heraus zu finden, reist Alexandra Reinhardt ihrem Mann nach New York nach. Auf die 2-jährige Tochter Emma sollen in der Zeit die beiden Omas aufpassen. Auch Schwester Jana wird mit ins Boot geholt. Die kleine Emma schafft es immer wieder, die drei richtig auf Trab zu halten.

Unterhaltung und Witz wird schon durch die Unterschiedlichkeit der beiden Omas garantiert: Henrietta, Chefredakteurin einer großen Frauenzeitschrift, die absolute Karrierefrau und immer topmodisch gestylt. Ulla, Esotherikerin aus vollem Herzen , unrasiert von Kopf bis Fuß und eine Anhängerin des Nachzbadens. Meine Mundwinkel sind fast ständig nach oben gezogen, wenn ich von dem immer wieder erschrockenen Gesichtsausdruck von Henriette lese und beide in meinem Kopfkino durchs Bild huschen. Der kleinen Emma dagegen sind diese Äußerlichkeiten wurscht. Sie liebt ihre beiden Omas ohne wenn und aber.

Mir gefallen die feinsinnigen Gespräche, die die beiden Frauen führen, wie sie sich gaaaanz langsam annähern und jeder der anderen ihren Raum gibt. Ihre Muster und Gesetze, in denen beide leben, fangen an sich zu lockern bzw. aufzulösen.

Und das alles spielt vor der wunderschönen Kulisse der Insel Sylt. Bei den Beschreibungen bekommt man Lust auf Sommerurlaub. Sylt steht ab sofort auch auf meiner „will ich noch hin“-Liste.

Sympathische Charaktäre, eine wunderschöne Sommerkulisse, eine insgesamt humorvolle Geschichte und eine wunderbare Wandlung und Annäherung zweier Frauen – ich hatte ein paar ausgesprochen schöne Lesestunden.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Die Vergangenheit lebt weiter

Das Erbe von Carreg Cottage
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Die 35-jährige Lilian Gray, genannt Lili hat ihr Cafe in Greenock, Schottland aufgeben müssen und steht vor dem Nichts. Als ihr der Brief eines Anwalts aus Nordwales in Haus flattert, der ihr eine erhebliche ...

Die 35-jährige Lilian Gray, genannt Lili hat ihr Cafe in Greenock, Schottland aufgeben müssen und steht vor dem Nichts. Als ihr der Brief eines Anwalts aus Nordwales in Haus flattert, der ihr eine erhebliche Erbschaft verspricht, macht sie sich mit ihrem Border Terrier Fizz auf den Weg nach Aberdaron. Sie erfährt, dass ein nur dem Anwalt Bekannter ihr ein kleines Pilgercottage und eine Menge Geld für die Renovierung vererbt hat. Sie muss ihr Erbe sofort antreten und das Cottage bewirtschaften. In einem Jahr soll sie erfahren, wer ihr Gönner ist. Voller Tatendrang macht sich Lili, die für Schreibtischarbeit absolut nicht gemacht ist, sondern am liebsten in der Erde buddelt und Kräuter, Pflanzen, Blumen und Bäume setzt, ans Werk. Hier, wo sie sich gleich wohl, geborgen und zuhause fühlt, hat aber jemand etwas gegen ihre Anwesenheit. Bevor sie ihr neues Zuhause beziehen kann, wird es von Unbekannten verwüstet...

In ihrem neuen Roman entführt mich Constanze Wilken nach Nordwales auf die Halbinsel Llyn. Hier begleite ich Lili nicht nur im Hier und Jetzt, sondern ich mache auch Bekanntschaft mit Lileas, die in der Zeit nach 614 als Tochter eines Druiden und seiner Familie aufwächst. Ihr Vater gibt ihr seine Kenntnisse weiter, bis die Familie außer Lileas, die flüchten kann, ausgelöscht wird. Sie tauscht ihren Namen in Meara und verlässt ihre Heimat Richtung Süden. Mit ihren besonderen Kräften lebt sie einsam als Heilerin und würdige Nachfolgerin ihres Vaters und hilft denen, die sie darum bitten.

Dass die Hauptpersonen sowohl aus der Gegenwart als auch aus der Vergangenheit zu Anfang der Geschichte aufgeschrieben sind, hat mir ein paar Mal sehr geholfen. Lileas und Lili habe ich beide sofort in mein Herz geschlossen. Beide haben ihre Stärken und Eigenheiten, sind zwei ganz aussergewöhnliche Frauen. Lägen nicht hunderte von Jahren zwischen ihnen, könnten sie Schwestern sein.

Mit ihrem einfühlsamen und doch prägnanten Schreibstil hat mich Constanze Wilken sofort in den Bann der walisischen Landschaft und ihrer Bewohner gezogen. Beim Lesen habe ich die salzige Luft in der Nase, höre die Wellen an die Felsen schlagen und sehe die schroffe Landschaft mit ihren kleinen Ortschaften vor mir. Sie hat es geschafft, dass ich einen weiteren Landstrich auf meine „möchte ich noch sehen“-Liste gesetzt habe.

Ich war gefangen in einer Geschichte aus Gegenwart und Vergangenheit, durfte lesen, wie sich eine Liebe anbahnt, eine andere leider entzweit wurde und hatte wunderbar unterhaltsame Lesestunden. Und ich freue mich auf eine Fortsetzung der Geschichte mit Lili.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Mord in Münchens Altstadt

Die Montez-Juwelen
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Nach einer Auszeit ist Hauptkommissar Tom Perlinger wieder in seiner Heimatstadt München gelandet. Am Abend nimmt er kurz an einer Präsentation der legendären Montez-Juwelen bei einem Juwelier in der Hofstatt ...

Nach einer Auszeit ist Hauptkommissar Tom Perlinger wieder in seiner Heimatstadt München gelandet. Am Abend nimmt er kurz an einer Präsentation der legendären Montez-Juwelen bei einem Juwelier in der Hofstatt teil. Tags darauf wird in der Früh im Fischbrunnen am Marienplatz ein junger Mann tot aufgefunden. Ihn hatte Perlinger am Abend ebenfalls auf der Vernissage gesehen. Noch nicht im Dienst, der erst am Montag beginnt, nimmt Tom die Ermittlungen trotzdem schon auf, weil sein Halbbruder Max verdächtigt wird…

Bei den Ermittlungen zu den Montez-Juwelen nimmt mich Sabine Vöhringer mit in die Altstadt von München mit ihren kleinen Gassen, dem Marienplatz und der Sendlinger Straße. Hier bin ich zuhause und freue mich immer wieder, wenn ich die Wege, die hier z.B. Tom Perlinger geht, direkt vor meinem inneren Auge mit spazieren kann. Toll auch die Ansicht der Innenstadt auf der Innenseite von Vorder- und Rückseite des Buches.

Zuerst fühlte ich mich von den vielen Personen, die hier angesiedelt sind, etwas überfordert. Doch da vor Beginn der Geschichte ein Blatt die Personen mit ihren Zugehörigkeiten beschreibt und ich immer mal wieder nachschlagen konnte, hatte sich das schnell gelegt. Da ich auch schon mal z.B. im Hackerhaus war, hatte ich bei einigen Personen direkt ein konkretes Bild vor Augen. Interessante Charaktäre, bei denen ich meine Sympathien schnell vergeben habe, wie z.B. Kommissar Tom Perlinger, der mit seinem Sixpack, seinem Charme und seiner Zuverlässigkeit sofort bei mir punkten konnte, sorgen für Kopfkino. Ich hoffe, dass ich bald mehr von ihm und Kollegin Jessica lesen werde. Kommissar Mayrhofer kann ruhig versetzt werden.

Es geht in der Geschichte nicht nur um die Montez-Juwelen, sondern auch um die Familiengeschichte und -fehde zweier Brauhausbesitzer und den Kampf um Macht und Ansehen in der Münchner Gesellschaft. Interessant zu lesen, wie sich hier Vergangenheit und Gegenwart verweben und nichts in Vergessenheit gerät

Anfangs hat mir die Spannung etwas gefehlt. Doch da die Geschichte insgesamt so interessant ist und am Ende noch mal richtig Fahrt aufnimmt, hat mich das absolut versöhnt.
Wer Krimis Lokalkolorit mag, eine interessante Geschichte mit Blick in die Vergangenheit lesen will und sich spannend unterhalten lassen will – hier sind sie genau richtig.