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Veröffentlicht am 12.04.2021

Der Glaube an die Technik

DAVE - Österreichischer Buchpreis 2021
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Der Glaube an die Technik
Der Programmierer Syz verfolgt wie alle anderen in seinem Umfeld ein Ziel, nämlich eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein zu entwickeln. Jeder in diesem Großlabor arbeitet ...

Der Glaube an die Technik
Der Programmierer Syz verfolgt wie alle anderen in seinem Umfeld ein Ziel, nämlich eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein zu entwickeln. Jeder in diesem Großlabor arbeitet unermüdlich an diesem Großprojekt. Alles dreht sich um die Programmierung von Dave, der erste Künstliche Intelligenz, die sich selbst entwickeln kann und ein Bewusstsein hat. Dies läuft zunächst nicht wirklich, wie geplant. Doch dann gehört Syz plötzlich zu dem Personenkreis der Machtzentrale und ahnt allmählich, welches Ziel mit dieser KI in Wahrheit verfolgt wird.

Meinung:

Das Buch hat mich gefordert, wie es noch kein Buch davor geschafft hat! Es ist bewundernswert, welch komplexen und einzigartigen Roman Raphaela Edelbauer hier geschrieben hat. Alles scheint miteinander verwoben zu sein, man rätselt bis zum Ende mit, wie alles miteinander zusammenhängen könnte. Man wird überrascht und in diese Geschichte hineingesogen.

Es werden viele Fremdwörter und Neologismen verwendet, weshalb ich fasziniert war, von welcher Eloquenz die Autorin ist. Wenn man aber aufmerksam liest, ergeben sich die Bedeutungen der Wörter meistens aus dem Kontext heraus. Generell lohnt es sich hier aufmerksam zu lesen, um wichtige Details nicht zu übersehen.

Es geht um Philosophie, Künstliche Intelligenz, Technik, Informatik, das Gedächtnis und die Sprache. Besonders interessant fand ich die Erwähnung spezifischer Erinnerungshilfen und der Möglichkeiten, das Wissen zu komprimieren. Zwischendurch sind kurze Abschnitte in die Geschichte eingebettet worden, die diese Techniken erklären, bevor sie im Verlauf der Geschichte erwähnt werden. Das ist eine tolle Lösung und ermöglicht den Leserinnen, der Geschichte mit einem besseren Verständnis zu folgen. Der Roman ist oft so aufgebaut, dass die Fragen, die beim Lesen entstehen, kurz darauf beantwortet werden.

Es wird einem bewusst, dass der Wunsch, eine Maschine zu entwickeln, die besser als wir Menschen ist, schon seit langem existiert. Wozu soll Künstliche Intelligenz fähig sein? Kann sie das überhaupt? Wie sollen wir Technik nutzen?

Das Buch besteht aus vielen Verzweigungen, die sich am Ende wieder erfolgreich zusammenfügen. Das Ende ist abgerundet aber zugleich auch offen und lässt verschiedene Interpretationen zu. Die Idee der Geschichte ist einfach so komplex, dass man sich fragt, wie man darauf kommen kann. Mir gefällt dies sehr gut, weil es bei so vielen neuen Büchern im Jahr schwierig ist, etwas zu schreiben, was die Leser
innen nicht schon mal gelesen hat.



Fazit:

Das Buch ist genial und anspruchsvoll. Ich bin wirklich froh, dieses Buch gelesen zu haben und kann nun verstehen, warum Edelbauer 10 Jahre für diesen großartigen Roman gebraucht hat. Es ist definitiv ein Lesehighlight und ich werde das Buch sicherlich noch mindestens noch ein weiteres Mal lesen.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Sehr atmosphärisch!

Unter Wasser Nacht
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Hinter diesem wunderschönen und klaren Cover verbirgt sich eine emotionale und atmosphärische Geschichte, die einen einnimmt und nicht mehr loslässt.

Sophie und Thies haben hatten es nicht leicht mit ...

Hinter diesem wunderschönen und klaren Cover verbirgt sich eine emotionale und atmosphärische Geschichte, die einen einnimmt und nicht mehr loslässt.

Sophie und Thies haben hatten es nicht leicht mit ihrem Sohn Aaron. Sophies beste Freundin Inga und ihr Mann Bodo scheinen mit ihren Kindern ein glückliches und perfektes Leben führt, worauf Sophie immer ein bisschen neidisch war. Doch nun ist Aaron tot, er ist in der Elbe ertrunken und auch nach 13 Monaten weiß niemand, wie das passiert ist. Dann taucht plötzlich auch eine unbekannte Frau in die Idylle im Wendland auftaucht und Geheimnisse mit sich bringt.

Meinung:

Die erste Seite nimmt den Leser gleich in die Arme und umschließt ihn mit dieser schweren und ruhigen Atmosphäre.
Es ist sehr emotional, Sophie und Thies bei ihrer Trauerbewältigung zu begleiten. Beide gehen anders mit dem Tod des Sohnes um. Thies ist oft an der Leine und ist in Gedanken, Sophie sucht nach der Ursache, die ihr den Sohn genommen hat. Die Emotionen werden greifbarer, indem die Geschichte aus der Sicht von Thies oder Sophie erzählt wird. Ihre Gefühle und Gedanken kann man gut nachvollziehen und die Trauer dieser beiden stach mir ins Herz. Nebenbei erfahren wir auch etwas aus Sicht der anderen Figuren, die zum Umfeld von Thies und Sophie gehören.

Der Aufbau des Romans hat mir sehr gut gefallen. Retrospektiv erfährt man etwas darüber, wie Aaron als Mensch, wie die Freundschaft zwischen den Ehepaaren gewesen ist. Durch die Unbekannte bleibt der Roman bis zum Ende spannend. Sehr schön wurde die Stärke und Wichtigkeit der Freundschaft aufgezeigt sowie das Aufzeigen des Umganges zwischen dem Ehepaar Sophie und Thies. Wie geht man mit Trauer um? Wie findet man zurück ins Leben?

Fazit:

Das Buch ist ruhig und emotional. Die Figuren sind greifbar und die Spannung ist gegeben. Ein sehr schönes Buch!

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Nostalgie

Gespenster
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Dolly ist eine erfolgreiche Autorin und schreibt leidenschaftlich gerne über Kochen und Essen. Während es im Umfeld von lauter Pärchen wimmelt, ist sie mit 32 Jahren Single. Auf Rat ihrer Single-Freundin ...

Dolly ist eine erfolgreiche Autorin und schreibt leidenschaftlich gerne über Kochen und Essen. Während es im Umfeld von lauter Pärchen wimmelt, ist sie mit 32 Jahren Single. Auf Rat ihrer Single-Freundin Lola lädt sie sich die Dating-App Linx runter und lernt damit Max kennen, mit dem es zunächst unglaublich gut läuft. Bis er sie dann ghostet. Nina versteht die Welt nicht mehr und sucht die Schuld bei sich. Gleichzeitig sorgt sie sich um ihren Vater, der an Demenz erkrankt. Das schmerzende Gefühl, die Nostalgie macht sich in ihr breit und sie sehnt sich an ihre Kindheit zurück, als sie sich bei ihren Eltern geborgen und sicher gefühlt hat.



Meinung:

Dieses Buch hat mich positiv überrascht. Ich dachte, es würde ein humorvolles und leichtes Buch werden, welches moderne Probleme in Sachen Beziehung thematisiert. Aber es ist neben dem Humor auch sehr viel Tiefe vorhanden. Wir erleben die Protagonistin Nina, die mit 32 Jahren mit vielen Ängsten und Problemen konfrontiert wird.

Die Beziehung zu ihrem Vater hat mich sehr berührt und sie ist mir sehr nahe gegangen. Die Angst, einen Menschen zu verlieren, und die Sehnsucht nach den sorgenfreien, guten alten Zeiten sind sehr stark präsent.
Jeder hat Angst vor dem Altern und vor den Problemen, die das Altern mit sich führt. Einige scheinen ein klares Ziel vor Augen zu haben und zu wissen was sie wollen, während die anderen sich dadurch unter Druck gesetzt fühlen und Angst haben, dass ihr Leben außer Kontrolle gerät. Die Nostalgie ist ein zentraler Punkt in diesem Buch. Man sehnt sich nach dem geborgenen und sicheren Gefühl, während man aber in der Gegenwart lebt und das Vergangene und die Zukunft nicht verändern kann. Man kann lediglich zuversichtlich an die Zukunft herangehen.

Die einzelnen Nebenfiguren befinden sich an unterschiedlichen Lebensstationen. Sie alle haben den Wunsch als Gemeinsamkeit, einen Partner zu finden, mit dem sie eine Familie gründen und den Rest des Lebens zusammen sein können. Den Wunsch, nicht allein zu sein. Bei einigen ist der Wunsch bereits in Erfüllung gegangen, bei anderen nicht.

Ich konnte mich sehr gut in die einzelnen Figuren hineinversetzen und war überrascht, wie tiefgründig das Buch ist. Der Schreibstil ist leicht und bettet weise und klare Aussagen in die Geschichte ein, die die Wahrheit auf den Punkt bringen.

Besonders toll fand ich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich den Erwartungen an eine Liebesbeziehung, Ehe oder Partnerschaft. Auch die Veränderung von Freundschaften mit der Zeit wurde sehr gut dargestellt.

Nina hat in ihrem 32. Lebensjahr unglaublich viel erlebt und ist an den Tiefschlägen des Lebens gewachsen. Sie hat zu sich gefunden und setzt sich nicht mehr unter Druck, weil die Zeit rast und es nicht immer so läuft, wie sie es sich erhofft hat. Familie und Freunde sind ein wichtiger Teil ihres Lebens, genauer gesagt in unser aller Leben.

"Liebe ist, sich zum Hüter der Einsamkeit eines anderen zu machen. Vielleicht ist Freundschaft die Hüterin der Hoffnung. Falls sie dir gerade zu belastend ist, kannst du sie mir geben, und ich passe eine Weile drauf auf." (S.371)

Fazit:

Das Buch ist unglaublich modern, humorvoll und tiefgründig. Liebe, Freundschaft und das Erwachsensein spielen hier eine wichtige Rolle. Man kann sich sehr gut in die Protagonistin und Nebenfiguren hineinversetzen. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt!

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Es sind die kleinen Dinge im Leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora Seed sieht keinen Sinn mehr darin, weiterzuleben. Ihr Kater Voltaire stirbt, ihre Eltern sind tot, mit ihrem Bruder Joe hat sie keinen Kontakt mehr, sie verliert ihren Job. Niemand scheint sie mehr ...

Nora Seed sieht keinen Sinn mehr darin, weiterzuleben. Ihr Kater Voltaire stirbt, ihre Eltern sind tot, mit ihrem Bruder Joe hat sie keinen Kontakt mehr, sie verliert ihren Job. Niemand scheint sie mehr zu brauchen, sie fühlt sich nutzlos und ihre Depressionen sind so stark, wie nie zuvor. Sie beschließt, sich das Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten zu nehmen. Doch anstatt tot zu sein, findet sie sich in einer Mitternachtsbibliothek wieder, in der unzählige Regale mit unendlich vielen Büchern zu finden sind. Die Bibliothek befindet sich zwischen Leben und Tod. All die Bücher handeln von all den Leben, die sie hätte leben können. Sie macht sich auf die Suche nach dem Leben, das perfekt ist und das sie sich die ganze Zeit gewünscht hat? Wird sie es finden?

Meinung:

Die Idee der Mitternachtsbibliothek hat mich fasziniert und dazu bewegt, diesen Roman zu lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Wir begleiten die Protagonistin Nora und lernen sie im Verlauf des Romans immer besser kennen. Man fühlt mit ihr mit und kann ihre Sorgen nachvollziehen. Es ist spannend zu sehen, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie eine einzige Entscheidung anders getroffen hätte. Wenn sie doch die Band mit ihrem Bruder Joe gegründet hätte, wie es sich ihr Bruder gewünscht hat, oder wenn sie das Schwimmen weiter trainiert hätte, wie es ihr Vater wollte. Während Nora in all diese Leben reinschnuppert, kann man beobachten, wie sich ihr Denken beeinflusst. Ihre Entwicklung wird wunderbar aufgezeigt.

Die Geschichte wird mit vielen Weisheiten verschiedener Philosophen ausgeschmückt, was wunderbar passt, da Nora Philosophie studiert hat. Die Bibliothekarin ist ebenfalls eine herzliche Figur, die liebevoll ausgearbeitet wird und eine große Rolle im Roman spielt. Zudem mochte ich die Gespräche über die Quantenmechanik, String Theorie und das Schachspiel, weil sie passend auf das Leben bezogen waren.

Obwohl ich relativ früh eine Ahnung hatte, wie das Buch ausgehen wird, habe ich es mit großem Spaß gelesen, weil die Aussagen über den Sinn des Lebens und die Auswirkungen unserer Entscheidungen sehr interessant und spannend waren. Die Geschichte ist lebensbejahend und nicht bedrückend, auch wenn ernste Themen behandelt werden. Dies ist Matt Haig sehr gut gelungen, weil er mit Humor für Leichtigkeit gesorgt hat.

Zum Beispiel erfahren wir mehr über die Slider, die gerne in andere Welten eintauchen oder wir tauchen in die Welt einer Gletscherforscherin ein und werden von einem Eisbären bedroht. Die Geschichten sind abwechslungsreich und spannend.

Man muss das Leben so nehmen, wie es kommt. Aber man kann es leben, wie man möchte. Denn jeder hat das Potential dazu.

Und es stimmt, was Mrs Elm sagt:

"Das Leben umfasst Millionen von Entscheidungen. Manche groß, manche klein. Doch jedes Mal, wenn man einer Entscheidung den Vorzug vor einer anderen gibt, fällt das Resultat unterschiedlich aus. Es tritt eine irreversible Veränderung ein, die wiederum zu weiteren Veränderungen führt."



Fazit:

Das Buch hat mich berührt und gefesselt. Es handelt sich um eine wunderschöne, lebensbejahende Geschichte, die voller Weisheiten ist und uns in eine magische Welt eintauchen lässt. Ich bin froh, die Mitternachtsbibliothek kennengelernt zu haben.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Als wäre man selbst dabei gewesen!

Lebenssekunden
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Kassel 1956. Wir begleiten die jungen Frauen Christine und Angelika. Christine hat nun die Chance erhalten, die DDR bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Doch ist dies wirklich ihr Traum, oder will ...

Kassel 1956. Wir begleiten die jungen Frauen Christine und Angelika. Christine hat nun die Chance erhalten, die DDR bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Doch ist dies wirklich ihr Traum, oder will sie ihre Mutter nicht enttäuschen? Angelika hingegen wird von der Schule geworfen und möchte das tun, was sie schon immer fasziniert hat. Nämlich Fotografieren! In Westberlin findet sie zunächst keine Lehrstelle, doch das Schicksal meint es gut mit ihr, weil sie bald einen Fotografen kennenlernt, der ihr eine Chance gibt. Der Roman geht bis 1961, das auch das bewegendste Jahr für die beiden Protagonistinnen sein wird.





Meinung:


Nach den ersten Seiten war ich fasziniert davon, wie detailliert und lebendig Katharina Fuchs schreibt. Ich hatte bis zum Ende das Gefühl, als wäre ich die ganze Zeit dabei gewesen. Auch die Emotionen werden intensiv vermittelt, sodass sie auf mich übertragen wurden. Ich habe mit den beiden jungen Frauen mitgelitten und mitgefiebert, was dadurch verstärkt wurde, dass die Geschichte abwechselnd aus Angelikas und Christines Sicht erzählt wird. Die Protagonistinnen sind sehr mutig und sympathisch. aber auch ihre Familien und Freunde werden mit einbezogen und sehr liebevoll in die Geschichte eingebettet. Angelika ist bewundernswert, weil sie an ihrem Traum festhält und nicht auf sich sitzen lässt, dass sie in einer Männerdomäne nicht als Fotografin wertgeschätzt wird. Mit Christine erleben wir, wie das Leben als LeistungssportlerIn in der DDR gewesen ist. Ich wusste noch nichts darüber und habe durch diesen Roman unglaublich viel dazu gelernt. Ich war schockiert darüber, was Christine alles durchmachen musste.





Der Roman vereint historische Fakten und eine fesselnde Geschichte auf perfekte Weise. Auf jeder Seite wird deutlich, wie intensiv die Autorin Katharina Fuchs recherchiert hat. Egal ob es um den Leistungssport, die Fotografie, die Funktionen der Kameras, die Geschichte im geteilten Deutschland oder die Politik geht, all das wird mit einer großen Sicherheit und Detailliertheit beschrieben. Es ist selten, dass ein Roman auf eine so gelungene Weise lebendig, emotional, spannend und informativ zugleich ist.





Fazit:


Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe es sehr gerne gelesen und hatte das Gefühl, als wäre ich live dabei gewesen. Die Entwicklung der Protagonistinnen habe ich mit großer Interesse verfolgt. Absolut lesenswert!

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