Cover-Bild Roman d’amour
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 15.03.2021
  • ISBN: 9783446269224
Sylvie Schenk

Roman d’amour

Roman
Sylvie Schenks fein gesponnener Ehebruchroman, voller Lebenserfahrung und Weisheit

Charlotte Moire hat einen Roman über eine Affäre geschrieben, die sie vor Jahrzehnten mit einem verheirateten Mann hatte. Aus der Erinnerung an Verlangen und Leidenschaft ist Fiktion geworden. Nun aber sitzt ihr, der über Siebzigjährigen, eine beharrlich insistierende Interviewerin gegenüber, vor der sie immer wieder abstreiten muss, diese Geschichte selbst erlebt zu haben. Immer schwerer fällt es Charlotte in ihren Auskünften, zwischen Werk und eigenem Leben zu unterscheiden. Unmerklich fließen die Geschichten zweier Frauen ineinander, die nichts miteinander zu tun haben sollen und doch viel gemein haben. „Roman d’amour“ ist ein dichtes und kluges Buch über die Liebe und das Erzählen von Liebe.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2021

Verschlungene Pfade der Liebe

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Die Schriftstellerin Charlotte Moire veröffentlicht in Sylvie Schenks „Roman d’amour“ einen Roman mit dem gleichen Titel und reist auf eine abgelegene Nordseeinsel, um dort den unbekannten und erstmals ...

Die Schriftstellerin Charlotte Moire veröffentlicht in Sylvie Schenks „Roman d’amour“ einen Roman mit dem gleichen Titel und reist auf eine abgelegene Nordseeinsel, um dort den unbekannten und erstmals verliehenen Literaturpreis „Kaskade“ in Empfang zu nehmen. Der Roman handelt über eine lange zurückliegenden Affäre mit einem verheirateten Mann. Davor soll sie der Journalistin Frau Sittich ein Interview für einen Radiobeitrag zum Roman geben. Die zwei Damen nehmen Platz und ein raffiniert inszeniertes, fesselndes Kammerspiel sowie präzise aufgezeichnetes Wort-Duell nimmt seinen Lauf: Angespornt durch Frau Sittichs verqueren Fragen. Sie löchert Charlotte nicht nur zu ihrem literarischen Können, sondern sehr detailliert über die Protagonisten und auch über philosophische und allgemeingültige Liebes- und Lebensfragen. Des öfteren spricht sie Charlotte mit Klara – der Protagonistin von Charlottes Roman – an und seziert Handlung, Motive und Moralvorstellungen der Romancharaktere, als wären sie wahre Menschen. Und für Charlotte verschwimmen die Grenzen zu ihrer tatsächlich stattgefundenen Affäre mit einem verheirateten Mann, einer Amour fou, und den Figuren ihres Romans – die Fragen von Frau Sittich lassen sie tief in ihre eigenen Erinnerungen eintauchen, an einen lange vergangenen Irland-Urlaub und die Gefühlskapriolen als Geliebte. Fiktion und real Erlebtes verwaschen kontinuierlich, Charlotte erlebt und sinniert alles aufs Neue. Ein überraschendes Aufwachen gibt es für Charlotte erst beim fulminanten Showdown am Strand – und ihr wird klar, warum der „Kaskade“-Preis an Autoren für biografisch angehauchte Romane vergeben wird, die der Gefahr laufen, sich der Lächerlichkeit preizugeben.

„Im Schreiben könnte ich mich festhalten, meine Gefühle, die Texte hinterließen konkrete Spuren, verflossen nicht wie Küsse und Umarmungen, sie ermöglichten das Zurückschauen, Zurückstreicheln, Zurückküssen.“ S. 56

Sylvie Schenk ist mit „Roman d’Amour“ ein literarisches Kunststück gelungen, das auf mehreren Ebenen brillant ist. Neben der wunderschönen, poetischen Prosa mit klugen Sprachbildern, französischen Einwürfen und intelligenten Sätzen besticht besonders ein weiterer Ansatz des Romans: Neben der feinfühlig, subtil melancholisch und auch leicht humorvoll erzählten doppelten Liebesgeschichte entrollt er auch ein spannendes Leporello über die Literaturgenres Liebesroman sowie Autofiktion und nimmt dabei noch versiert so manchen Literaturkritiker beim Interpretieren und nach der Frage nach Autobiografisches auf die Schippe. Dabei entstanden ist ein geistreicher und sehr lesenswerter Roman im Roman, der mit einem fulminanten und überraschenden Ende aufwartet. Ein dünnes, hintersinniges Buch, in dem so viel drinnen steckt, dass es sich lohnt, nochmal zu lesen und gedanklich weiterzuphilosophieren – über die Liebe, das Leben, narrative Möglichkeiten und die Literatur.

„Wenn ich mich nicht zu sehr outen wollte, dann wegen der verschlungenen Gedanken, die in dem Thema herumschwammen, weil es schwieriger ist, eine gefühlte Wahrheit mit Sätzen einzufangen als eine Forelle in den Niagarafällen.“ (S. 18)

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Wer keinen Schatten wirft, existiert nicht

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„Am Meer lernt man am besten, dass man die Welt nicht halten kann, nichts kann man halten, nichts, nichts, nichts.“

Inhalt

Charlotte Moire hat einen Roman geschrieben, in dem sie die Liebschaft zwischen ...

„Am Meer lernt man am besten, dass man die Welt nicht halten kann, nichts kann man halten, nichts, nichts, nichts.“

Inhalt

Charlotte Moire hat einen Roman geschrieben, in dem sie die Liebschaft zwischen einem verheirateten Mann und seiner Affäre beschreibt, natürlich endet es tragisch, natürlich gibt es nicht nur den Betrüger, sondern auch die hintergangene Ehefrau und die unglückliche Zweitfrau, die ihren Geliebten niemals für sich allein haben wird.

Und Charlotte hat ganz bewusst ihre eigenen Erfahrungen mit in die Thematik einfließen lassen, aber so geschickt, dass ein Außenstehender nur mutmaßen kann, wieviel Wahrheit in der fiktiven Erzählung steckt. Dieser Frage geht nun die Journalistin Frau Sittich nach, die die Künstlerin in einem Interview anlässlich einer Preisverleihung genauer charakterisieren möchte. Die beiden Frauen sind sich nicht unbedingt sympathisch und doch scheint es eine besondere Verbindung zwischen ihnen zu geben, denn die eine fragt immer mehr als sie wissen muss und die andere fühlt sich bemüßigt Dinge zu erklären, bei denen kein Erklärungsbedarf besteht. Ein offenes Gespräch über die Liebe und deren Verästelungen nimmt seinen Lauf, bei dem es nicht um die Frage der Schuld, sondern um die Möglichkeiten der Liebe geht …

Meinung

Dies war mein erster Roman der deutsch-französischen Autorin Sylvie Schenk, die hier auf kurzen 128 Seiten ein sehr besonderes Leseerlebnis bietet, welches ganz anders gestrickt ist, als eine Vielzahl der Bücher mit der Thematik des Ehebruchs.

Gerade der Aufbau einer zweiten Geschichte innerhalb eines Romans, mit ähnlichen Protagonisten, bekannten Situationen und verständlichen Entwicklungen, lässt vieles verschmelzen und macht es dem Leser nicht immer einfach, die Situationen auseinander zu halten. Doch hier ist dieses Konstrukt gelungen, denn es spielt überhaupt keine Rolle wer hier wen betrügt und aus welchem Grund – alles sind nur Erinnerungen an eine längst vergangene Liebschaft, die dennoch immer aktuell sein wird, weil sie so universell und altbekannt scheint, wie die Liebe selbst.

Positiv beurteile ich die Aussagekraft der Geschichte, die sich eher nebenbei ergibt, denn man findet zwischen den Zeilen eine Vielzahl philosophischer Gedanken über die Liebe an sich und im Besonderen, man spürt die Lebensweisheit der Erzählenden und genießt außerdem, die Eindrücke der Protagonisten, die kurzzeitig in dieser Affäre aufgehen, sie genießen, sie verachten und schließlich mit ihr vergehen, denn das diese Liebelei endlich sein wird, ist von Anfang an klar. Ohnehin bekommt die Gefühlsebene hier eine wesentliche Rolle, sie ist es, die Menschen in die Verwirrungen der Liebe stürzt und sie dann straucheln lässt, weil sie sich voll und ganz auf den Moment konzentriert haben und sich fortan mit der schnöden Realität abfinden müssen, die es ihnen unmöglich macht für immer den Ausnahmezustand zu genießen. Wie fühlt man sich in dieser Situation, die man zwar von Anfang an durchdacht hat, sie aber dennoch anders erlebt, wenn man sie durchlebt?

Der Sprachstil ist gehoben, wirkt ästhetisch und lädt zum Träumen ein, zum Nachdenken und zum Innehalten, denn es macht wirklich Freude hier ganze Sätze gleich noch mal zu lesen, um sie in ihrer vollen Schönheit zu erfassen. Der Text ist faszinierend dicht geschrieben, die Handlungen greifen wie kleine Rädchen ineinander und dabei können die Gedanken des Lesers wunderbar schweifen. Auf wenig Raum konzentriert sich hier eine vielschichtige Handlung, bei der das Kalkül weniger auf der Anklage liegt als auf den Emotionen, die auch Jahre nach dieser Amour fou noch so präsent sind, dass sie schmerzen. Bei den Charakteren liegen die Sympathien meinerseits bei den weiblichen Figuren, während der Mann doch sehr blass bleibt und für meinen Geschmack zu austauschbar wirkt – vielleicht ein klitzekleiner Kritikpunkt in der sonst so niveauvollen, formschönen Erzählung.

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen autofiktionalen Roman, der die Identitäten der handelnden Personen aufweicht und deshalb weniger Nähe und Emotionalität erzeugt als andere Bücher mit ähnlicher Thematik. Dafür liegt die Stärke des Textes darin, Hintergründe und Ursachen viel deutlicher und universeller hervorzuheben und einen höchst interessanten Plot zu entwerfen, der am Ende mit einer Überraschung aufwartet, die gleich dazu animiert, nochmals von vorne zu beginnen, um diesmal alle/ andere Nuancen aufzunehmen. Ein weiteres Buch der Autorin würde ich sehr gerne lesen und kann dieses hier empfehlen.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Eine Geschichte in der Geschichte - kurzweilig, unterhaltend.

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Cover: Ich finde das Cover gut. Es ist harmonisch gestaltet und auch passend zum Genre. Es wirkt etwas einsam und durch den grauen Himmel auch etwas bedrohlich, was ja auch passend zu der Geschichte ist. ...

Cover: Ich finde das Cover gut. Es ist harmonisch gestaltet und auch passend zum Genre. Es wirkt etwas einsam und durch den grauen Himmel auch etwas bedrohlich, was ja auch passend zu der Geschichte ist. Auch das Fahrrad und das Meer passen zum Inhalt der Geschichte.

Meinung: Man muss sich etwas in das Buch einlesen, was aber schnell geht. Denn wir begleiten die Autorin Charlotte bei einem Interview mit Frau Sittich zu deren Roman über Klara, Lew und Ludo, welche jedoch eigentlich Charlotte selbst, Ludo und Marlies sind. Da die Geschichte in verschiedenen Zeiten und Charakteren erzählt wird, ist es sehr abwechslungsreich, was es kurzweilig macht. Es ist wirklich gut geschrieben und ich fühlte mich sehr gut unterhalten. Das Interview ist ziemlich direkt und kritisch und das im Laufe der Geschichte zunehmend, wodurch es immer interessanter wurde. ein kurzweiliges, unterhaltsames Buch, das auch etwas zum Nachdenken anregt und das ich weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine Affäre in der Nachbetrachtung

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Charlotte ist Autorin und ehemalige Geliebte von Ludo. Ihr aktuelles Buch heißt genauso wie das hier bewertete, nämlich „Roman d’amour“ und beschreibt eine in der Vergangenheit liegende Affäre. Die Protagonisten ...

Charlotte ist Autorin und ehemalige Geliebte von Ludo. Ihr aktuelles Buch heißt genauso wie das hier bewertete, nämlich „Roman d’amour“ und beschreibt eine in der Vergangenheit liegende Affäre. Die Protagonisten in Charlotte’s Roman sind Klara und Lew, machen Ähnliches durch wie sie selbst damals mit Ludo. Nun ist Charlotte auf dem Weg zu einer Lesung mit anschließender Preisverleihung. Vorher lässt sie sich nur noch kurz von der Journalistin, Frau Sittich, interviewen. Aus den Interviewszenen sowie den rückblickenden Sequenzen auf die verflossene Liebe konstruiert Sylvie Schenk einen ungewöhnlichen Liebesroman ohne schnulzigen Kitsch.

Der Clou des vorliegenden Werkes ist der Roman im Roman. Diese zusätzliche Dimension lässt die Wahrheit massiv verschwimmen. Die Namensgleichheit im Romantitel wie auch die starke Ähnlichkeit der Namen der Figuren, Charlotte und Klara sowie Ludo und Lew, lies mich immer wieder den Überblick verlieren, wer jeweils genau gemeint war. Die Figuren sind im Verlauf immer mehr miteinander verschmolzen. Obwohl mich fehlender Überblick sonst nervt, weil ich mich als Leser*in dann nicht richtig geführt fühle, mochte ich das Vage hier sehr gern. Es war auch gar nicht notwendig, alles ganz genau zu wissen. Im Vordergrund des Leseerlebnisses stand für mich die Atmosphäre und das Gefühlschaos der zurück gebliebenen Geliebten.

Neben der interessanten Konstruktion der Geschichte gefiel mir auch das Sprachniveau der französisch-deutschen Autorin. Das Überbordende der französischen Sprache, wenn es um Emotionen geht, kommt hier optimal zur Geltung, wunderschön, niemals hohl. Sätze wie, „Manchmal sind Worte wie Laternen, sie beleuchten das Gesicht des Sprechenden. (S. 26)“ sind Belege für die Verwandtschaft mit dem typischen Liebesroman, allerdings auf einer anderen Ebene.

Mir hat dieser Roman im Roman sehr gut gefallen. Die Interviewszenen hatten zeitweise ein paar Längen. Dennoch empfehle ich den „Roman d‘amour“ gern weiter.

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Roman d‘amour

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Die Schriftstellerin Charlotte soll für ihren Roman mit dem Titel Roman d‘amour mit einem Preis ausgezeichnet werden. Anlässlich dieses Anlasses steht ein Interview mit der Journalistin Frau Sittich an.



Schon ...

Die Schriftstellerin Charlotte soll für ihren Roman mit dem Titel Roman d‘amour mit einem Preis ausgezeichnet werden. Anlässlich dieses Anlasses steht ein Interview mit der Journalistin Frau Sittich an.



Schon mit ihren ersten Fragen unterstellt die Journalistin Charlotte, dass ihr Werk autofiktional ist, was die Schriftstellerin vehement verneint. Trotzdem wird sehr schnell klar, dass Charlotte die Dreiecksgeschichte, die sie in ihrem Roman beschreibt sehr wohl selber erlebt hat.

Die Interviewfragen von Frau Sittich sind provokant und anmaßend, so dass die Gesprächsatmosphäre alles andere als angenehm ist. Man merkt, dass sich Fiktion und Realität immer mehr im Kopf von Charlotte vermischen, was interessant zu beobachten war. Als Leser hat man einen direkten Vergleich ihres Romans und der wirklich erlebten Liebesgeschichte, da Sylvie Schenk diese beiden Perspektiven immer abwechselt. Das Interview ähnelt schon fast einem Duell nur halt mit Worten. Trotzdem bricht Charlotte das Gespräch nicht ab, was mich erstaunt hat. Man hat allerdings auch den Eindruck, dass sich durch die bohrenden Fragen der Interviewerin, die Sichtweise der Schriftstellerin auf ihr Werk und damit auch die Sichtweise auf ihre Affaire nochmal verschiebt.



Die schöne , poetische Sprache mochte ich sehr. Durch die Perspektivwechsel wird das Buch abwechslungsreich und spannend. Der kurze Roman ist auch flüssig zu lesen. Trotzdem hat mich das Buch nicht so ganz erreicht, fürchte ich. Ich habe auch überhaupt nicht verstanden, warum Charlotte unbedingt ein Geheimnis daraus macht, dass sie diese Liebesgeschichte in ähnlicher Form tatsächlich erlebt hat. Immerhin liegt das Ganze über 20 Jahre zurück und sie ist heute um die 70 Jahre alt. Wir erleben auch nur Charlotte’s Sicht , was ich etwas schade fand. Das Ende hatte dann aber noch eine Überraschung bereit, die mir gut gefallen hat.

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