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Veröffentlicht am 21.04.2021

Das Meer gibt, das Meer nimmt...

So weit das Meer uns trennt
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Nina hat eine Aversion gegen alles, was mit Wasser zu tun hat und ihre Abneigung gegen das Meer ist fast schon als krankhaft zu bezeichnen. Kein Wunder, denn das Meer hat ihr bisher alle diejenigen genommen, ...

Nina hat eine Aversion gegen alles, was mit Wasser zu tun hat und ihre Abneigung gegen das Meer ist fast schon als krankhaft zu bezeichnen. Kein Wunder, denn das Meer hat ihr bisher alle diejenigen genommen, die ihr am nächsten standen. Als Kind verunglückt ihr Vater bei einer Havarie einer Bohrinsel und ihr Mann starb an der toskanischen Küste, als ein Kreuzfahrtschiff dort auf ein Riff aufläuft. Die Trauer sitzt auch sieben Jahre nach dem tragischer Verlust noch tief, aber ein anonymer Brief mit der Botschaft, dass Karsten auf Giglio lebt, reißt das Ruder herum. Nina kann nicht glauben, dass Karsten noch am Leben sein soll und die einzige Möglichkeit, dies herauszufinden ist die, den Weg übers Meer zu nehmen und eigene Nachforschungen anzustellen...



Mit ihrem Roman "So weit das Meer uns trennt" verarbeitet Britt Reissmann das tragische Unglück der Costa Concordia vor der italienischen Küste und nimmt die verheerende Katastrophe als Grundlage für ihren Roman. Kein leichtes Unterfangen, da auch sieben Jahre nach dem Unglück längst nicht alle Wunden verheilt sind und die Hinterblieben ihre Toten betrauern.

Mit viel Fingerspitzengefühl setzt sie dennoch das Leben auf der Insel in farbenfrohe Bilder um, die mit ihren pittoresken Gässchen, den leuchtend bunten Häusern und den herzlichen Einwohnern ein Gefühl des Willkommenseins verströmt.

Ninas ist sich zu Beginn nicht wirklich bewusst, wie sehr sie ihre Ängste bisher regelrecht eingeschnürt und vom Leben abgeschnitten haben und mit jedem Schritt, den sie auf der Insel tut, fällt ein bisschen von dieser selbstgewählten Einsamkeit ab. Sie lernt, sich mit den unangenehmen Dingen des Lebens auseinanderzusetzen und die Suche nach Karsten, so schmerzhaft sie auch ist, setzt einen Umdenkprozess in Gang.

Mit Tonio hat ihr die Autorin einen charmanten und manchmal doch recht tollpatschigen jungen Mann an die Seite gestellt, der zwar das Herz auf dem rechten Fleck hat und ein hervorragender Taucher ist, aber an Land lässt er kein Fettnäpfchen aus und tritt zielsicher hinein. und trotzdem ist er wie ein Pflaster für die geschundene Seele von Nina.

Die Geschichte erzählt von Schuld und Vergebung, Trauerbewältigung und dem mühsamen Weg aus der Trauer zurück ins Leben und kann auch mit differenzierten Botschaften zwischen den Zeilen punkten.

Manchmal rutscht allerdings das Ganze ein wenig zu sehr ins Rührselige ab und dadurch verlieren manche Sequenzen an Glaubwürdigkeit. Es gibt aufregende Momente zu überstehen, in denen man unweigerlich die Luft anhält und hofft, das alles doch noch zu einem guten Ende findet. Die Auflösung geht mir dann doch ein wenig zu schnell und reibungslos und es wirkt fast so, als müsse man auf den Punkt kommen.

Ansonsten eine sehr gefühlsintensive Geschichte, die Spuren hinterlässt.

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Ostseezauber und Schmetterlinge im Bauch

Wie das Leuchten von Bernstein
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"Ich packe meine Tasche und bin dann mal weg" - mit diesen Worten dreht sich Jan um und verschwindet aus dem Leben von Marie, um sich mal eben selbst zu finden und Südostasien unsicher zu machen. Die geplante ...

"Ich packe meine Tasche und bin dann mal weg" - mit diesen Worten dreht sich Jan um und verschwindet aus dem Leben von Marie, um sich mal eben selbst zu finden und Südostasien unsicher zu machen. Die geplante Hochzeit in wenigen Monaten ist ihm dabei so egal, wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt. Marie steht vor den Scherben ihres Lebens und kehrt zurück nach Hiddensee. Aber auch dort findet sie keine Ruhe, denn die Geister der Vergangenheit sorgen für turbulente Zeiten...


Nele Blohm hat in ihren sommerlich-frischen Ostseeroman alles eingepackt, was es für eine perfekte Auszeit am Meer braucht - Dünenzauber, Inselfeeling, Schmettterlinge im Bauch und ein bisschen Chaos, damit es nicht zum Inselkoller kommt.

Marie muss nicht nur ihr Leben neu sortieren, sondern auch die Segel neu setzen, damit sie Fahrtwind aufnehmen und neu durchstarten kann. Zuerst noch ein bisschen planlos, befindet sie sich nach und nach immer mehr auf Kurs und kann so die positive Energie nutzen, die durchs Ärmel hochkrempeln und in die Tat umsetzen frei wird.

Apropos Energie- Inselschamanin Irmgard mag eine eine ganz liebenswerte ältere Dame sein, aber ihr Hang zur Esoterik und die damit verbundene Weltanschauung sind manchmal schon ein bisschen arg dick aufgetragen und wirken nervig. Weniger ist manchmal mehr und etwas mehr Zurückhaltung hätte dieser Figur gut getan.

Oma Gertrud ist eine ein richtiges Ömchen zum Liebhaben, denn mit ihrem großen Herz weiß sie immer genau, wann es Zeit für eine tröstende Umarmung, für stillen Beistand oder für den berühmten Tritt in den Hintern ist. So eine Großmutter wünscht sich glaube jeder, zumal ihre Backkünste einfach phänomenal sind !

Die Romanze ist an manchen Stellen recht einfach strukturiert und dadurch der Verlauf des Romans schon recht zeitig erkennbar, aber manchmal braucht man einfach genau das, damit das Buch zu einem Wohlfühlroman wird. Ich habe die Geschichte gerne gelesen, mit Marie die Geheimnisse um ihre Herkunft gelüftet und mit einem Lächeln zugesehen, wie Amors Pfeil mitten ins Herz trifft.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Gefangen in den Armen des Internets

Herr Wolke - Leo taucht ab!
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Große Aufregung in Himmelsburg, denn die Abschlussprüfung zum Zauber-Oberschüler steht an. Eigentlich möchte sich Leo nur noch schnell eine Pausenbanane zaubern, aber das geht gründlich schief, denn er ...

Große Aufregung in Himmelsburg, denn die Abschlussprüfung zum Zauber-Oberschüler steht an. Eigentlich möchte sich Leo nur noch schnell eine Pausenbanane zaubern, aber das geht gründlich schief, denn er hält plötzlich ein Smartphone in den Händen, das ihn fasziniert und unglaublich viel von seiner Zeit beansprucht. Nach und nach verliert er den Kontakt zu seinen Freunden und es sieht nicht gerade gut aus, als ihn das Handy wie ein Staubsauger einsaugt und ihn nicht mehr freigibt...



Das Buch bekommt sofort die ganze Aufmerksamkeit der Kinder gewidmet, denn die Idee mit dem Wackelbild als Cover fasziniert und verführt regelrecht, es in die Hand zu nehmen, mit dem wechselnden Lichteinfall zu spielen und so gebannt auf die sich verändernden Bilder zu schauen.

Und genauso farbenfroh wie auf dem Cover geht es im gesamten Buch weiter, denn die Zeichnungen sind fröhlich bunt und mit leuchtenden Farben gemalt. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken, sodass die Neugier auf die Geschichte regelrecht unter den Nägeln brennt.

Kindgerecht wird hier auf die Gefahren des Internets hingewiesen und die kleinen Zuhörer und ihre Eltern im Umgang und der Nutzung mit dem Smartphone sensibilisiert. Lieber mit den Freunden etwas unternehmen und eigene Abenteuer erleben, als in den langen Armen des (Daten-)Vogels fest eingeschlossen zu sein und immer mehr den Bezug zur Realität zu verlieren.

Dank der großen Schrift und der kurz gehaltenen Texte können sich auch Erstleser an das Abenteuer mit Leo wagen und erste Leseerfolge verzeichnen.

Ein sehr lehrreiches Bilder-Vorlesebuch, das gerade für Kinder in der dritten und vierten Klasse sehr gut geeignet ist, da hier schon die ersten Diskussionen um das eigene Handy anstehen. Für kleinere Kinder ein toller Vorlesepaß mit vielen detailreichen Illustrationen, die die Erzählung liebevoll in Szene setzen.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

„Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner,bis sich die Sache durchgesetzt hat.“ Mark Twain

Die Frauen vom Jungfernstieg. Gerdas Entscheidung
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Gerda hat einen Narren an Oscar gefressen, denn der erfolgreiche Apotheker imponiert ihr mit seinen kühnen Ideen und seinem Eifer, auch diese in die Tat umzusetzen. Doch nicht überall stoßen seine Neuerungen ...

Gerda hat einen Narren an Oscar gefressen, denn der erfolgreiche Apotheker imponiert ihr mit seinen kühnen Ideen und seinem Eifer, auch diese in die Tat umzusetzen. Doch nicht überall stoßen seine Neuerungen auf Begeisterung und schon gar nicht im hanseatisch-kühlen Hamburg, als er sich in das Labor von Paul Beiersdorf einkauft. Die Tatsache, dass Oscar Jude ist, wird gerne dazu genutzt, um Schlechtwetter gegen ihn zu machen und über ihn herzuziehen. Dass kann sich Gerda nicht mehr länger mit anschauen und beginnt, zur Ehrenrettung ihres Mannes Kunstabende zu organisieren. Aber ist es mit diesen gesellschaftlichen Veranstaltungen wirklich getan, um das Ansehen von Oscar zu retten ?


Lena Johannson hat einfach ein glückliches Händchen, wenn es um das Schreiben und Veröffentlichen von historischen Romanen geht. Mit dem ersten Teil der Jungfernstieg-Saga liefert sie wieder den besten Beweis, dass sie sich sicher in diesem Genre bewegt und ihre Leserschaft immer wieder mit neuen Ideen und akribisch recherchierten Geschichten verzaubern kann.

Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht die Hamburger Firma Beiersdorf und ihre Produkte kennt und genau hier setzt die Autorin an, um die Entstehung dieses Weltkonzerns genauer unter die Lupe zu nehmen und für ihre Leser am Puls der Zeit zu sein.

Oscar ist ein pfiffiger und kluger Kopf, der sich nicht mit halben Sachen zufrieden gibt und tüfelt, frickelt und die Probe aufs Exempel macht, bis er ein Ergebnis hat, das ihn zum Strahlen bringt. Ohne seine bahnbrechenden Ideen und Erfindungen wäre die Welt rund um Pflaster, Leukoplast und die berühmte Hautpflegecreme in der blauen Dose ärmer - unvorstellbar.

Mit Gerda hat ihm die Autorin eine liebenswerte und zugleich herzensgute Frau an die Seite gestellt, die mit Geschick und Diplomatie die Ideen ihres Mannes unterstützt.

Ich bewundere Toni für ihre flammende Verteidigungsrede vor versammelter Mannschaft im Rathaus, wie sie mit Herzblut und Engagement ihren Chef verteidigt. Von der Witwe mit Köpfchen und Schneid kann sich manch einer noch eine Scheibe abschneiden.

Die Schreibende bietet ein breites Spektrum an Themen, die in der damaligen Zeit hochaktuell gewesen sind und für erhitze Gemüter gesorgt haben. Arbeiterstreik wegen unzumutbarer Belastung, Oscar als Vorreiter für Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaub, Reduzierung der Arbeitszeit, aufkommender Rechtspopulismus und die Stellung der Frau in der Gesellschaft sorgen für aufregende und fesselnde Lesemomente, die gekonnt Dichtung und Wahrheit miteinander verbinden.

Der Auftakt ist vielversprechend und macht somit Lust auf mehr.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Schieber, Verbrecher und zwei gewitzte Jungs

1946: In den Ruinen von Babylon
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Die Vorbereitungen zur ersten freien Wahl in Berlin wir vom Mord an der Politikerin Döring überschattet. Die beiden Kommissarsanwärter Lanke und Steinert müssen in den Trümmern ermitteln und bekommen nicht ...

Die Vorbereitungen zur ersten freien Wahl in Berlin wir vom Mord an der Politikerin Döring überschattet. Die beiden Kommissarsanwärter Lanke und Steinert müssen in den Trümmern ermitteln und bekommen nicht ganz unerwartet Schützenhilfe von zwei gewitzten Jungs, die ihnen mit manch gutem Tipp helfen. Berlin ist ein Umschlagplatz für Schieber, Verbrecher und zwielichtige Gestalten, die den beiden Kommissarsanwärtern die Ermittlungen nicht gerade einfach machen...


Der Auftakt zur neuen Nachkriegs-Krimi-Reihe von Carlo Ferber kann sich wirklich sehen lassen, denn mit seinem bildhaften Schreibstil lässt er die grauen Gerippe der zerbombten Stadt aus den Seiten gen Himmel steigen, der feine Aschestaub ist allgegenwärtig und irgendwie fühlt es sich immer so an, als würde hinter der nächsten Häuserruine jemand stehen und den Leser beobachten. Die Atmosphäre wird sehr gut transportiert und vermittelt dem Leser das Gefühl, sich mit Atze und Günni zwischen all den Schuttbergen zu bewegen, um auf "Schatzsuche" zu gehen.

Die beiden Kommisarsanwärter sind ebenfalls gut gelungen und erinnern mich ein wenig an Derrick und Harry, denn sie ergänzen sich perfekt und haben es faustdick hinter den Ohren.

Der Fall baut sich langsam auf, hat einen dauerhaft gestrafften Spannungsbogen und mir gefallen besonders die Szenen von Hellas Flucht über die Dächer von Berlin und von der Jagd nach dem Baron. Spannende und dramatische Szenen, in den der Puls rast, das Herz gegen den Brustkorb hämmert und der Atem angehalten wird, weil man es vor Anspannung kaum noch aushält.

Die weitverzweigten Netze der Schieber sind für den Leser vom Schreibenden gut aufgedröselt, nachvollziehbar offengelegt und man bekommt einen sehr guten Einblick in den Schwarzmarkthandel.

Die Klüngeleien im Nachkriegsberlin , die neue politische Situation, die noch auf recht jungfräulichen Beinen steht und das noch sehr lückenbehaftete Netz an unbelasteten Polizisten sind vom Autor sehr gut recherchiert und bieten, neben den Kriegstrümmern der Stadt, eine perfekte Kulisse für das personifizierte Böse.

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