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Veröffentlicht am 13.12.2023

Der Autor hat gepatzt!

Underground Railroad
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Cora wird als Kind einer Sklavin geboren und lebt auf der Baumwollplantage von Terence und James Randall. Ihr Leben ist geprägt von Entbehrung, Schikanen und harter Arbeit.

Sie schliesst sich Caesar an, ...

Cora wird als Kind einer Sklavin geboren und lebt auf der Baumwollplantage von Terence und James Randall. Ihr Leben ist geprägt von Entbehrung, Schikanen und harter Arbeit.

Sie schliesst sich Caesar an, der die Flucht von der Plantage plant. In letzter Minute entschliesst sich auch ihre Freundin Lovey mit ihnen zu gehen. Immer mit dem Ziel und Blick auf die Freiheit kämpfen sie sich durch, um dann zu entdecken, dass auch die Freiheit nicht unbedingt so ist, wie erhofft und erträumt.




Sklaverei und der Verkauf von Menschen ist eine dunkle Seite, die jedem ein Begriff ist. Ich habe mich auf ein Buch eingestellt, das schonungslos und brutal ist. Ist es auch, grundsätzlich. Der Autor schreibt jedoch in so einem emotionslosen und unnahbaren Schreibstil, dass ich so ganz und gar nicht mitfühlen konnte. Nehmen wir zum Beispiel die Erlebnisse Coras auf der Baumwollplantage. Diese Erlebnisse wurden mehr oder weniger wirr heruntergeleiert.

Die direkte Rede wird sehr rar eingesetzt, Gefühle werden oberflächlich gehalten und erstaunlicherweise hat mich weder Cora noch ihre Mitgefangenen berührt. Erstaunlicherweise, weil ich ja das Leiden vieler Menschen in den Baumwollplantagen grundsätzlich nachvollziehen kann. Der Schreibstil hat jedoch so vieles verdrängt, ja gar verharmlost, dass ich emotionslos blieb. Bei so einer Geschichte will und brauche ich jedoch Emotionen! Damit empfand ich die Geschichte als so langweilig, dass ich ab der Mitte nur noch grob überlesen habe.

Die Underground Railroad, die dem Buch den Titel gibt, war mir natürlich ein Begriff. Dieses Schleusennetzwerk, das die Flucht vieler Sklaven aus den Südstaaten der USA arrangierte, war ein wichtiges Mittel zu deren Befreiung zwischen 1810 und 1850. Der erste Fahrstuhl in den USA wurde aber erst 1857 in
Betrieb genommen. Da die Protagonisten mehrmals einen Fahrstuhl benutzen, hat der Autor hier eindeutig gepatzt. Dazu kommen an den Haaren herbeigezogene Dinge wie Seite 71: "Natürlich hatte er (Caesar) eine Landkarte im Kopf und konnte die Sterne ebenso lesen, wie Buchstaben. Ich präzisiere: Caesar wurde auf der Baumwollplantage geboren und hatte keinerlei Gelegenheit sich das Land anzusehen und sicher auch nicht, sich Landkarten der Umgebung einzuprägen.

Kaum zu glauben, dass "Underground Railroad" mit dem Pulitzer - Preis ausgezeichnet wurde. Allerdings bestätigen sich hier meine bisherigen Erfahrungen, dass mir ein Buch, das so ein hoch monetärer Preis zugestanden bekommt, mich eigentlich nie anspricht.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Schade um die Lesezeit!

Venezianische Liebe
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Maria wird von ihrer Tochter Amelie gebeten ihre Hochzeit vorzubereiten. Diese soll in Venedig stattfinden und so fliegt Maria von Hamburg nach Italien. Kaum angekommen, traut Maria ihren Augen nicht. ...

Maria wird von ihrer Tochter Amelie gebeten ihre Hochzeit vorzubereiten. Diese soll in Venedig stattfinden und so fliegt Maria von Hamburg nach Italien. Kaum angekommen, traut Maria ihren Augen nicht. Sie hört zufällig vor einem Café, wie ein Geiger das Lied „ Venezianische Liebe „ spielt. Dieser Mann mit seiner Geige erinnert sie an Leander Emerick. Der Musiker ist jedoch seit Jahren tot, umgekommen im Tsunami am 26. Dezember 2005 in Khao Lak. Maria ist mit der Wittwe von Leander Emerick befreundet, die ebenfalls an der Hochzeit teilnehmen wird. Zudem taucht auch noch Amelies Vater, eher als gedacht, in Venedig auf und die Gefühle für ihn, entflammen wieder bei Maria.





Was habe ich mich durch dieses Buch gequält. Schon der Start ist mir nicht leichtgefallen, denn die Autorin verzichtet auf eine sorgfältige Einführung der Figuren. Nach und nach werden diese in die Geschichte geworfen und man muss sich als Leser den Zusammenhang und die Beziehungen zusammenrätseln. Oft beginnen Kapitel mit einer Aufzählung zu einer neuen Figur und so erfährt man zwar Namen, Beruf und private Details. Jedoch das Verhältnis oder die Beziehung zu den Figuren, die man schon kennengelernt hat, fehlt oft. Dadurch wird die Handlung holperig und wirr. Die zahlreichen Wiederholungen wurden mehr und mehr langweilig und ich war oft davor, das Buch in eine Ecke zu pfeffern.



Als Reiseführer wäre das Buch zu gebrauchen, denn Gisa Pauly wirft nur so um sich mit Plätzen, Strassen und Brunnen in Venedig. Doch dann bitte mit einem Strassenverzeichnis. So war es einfach zu viel des Guten, denn eine ausschweifende Aufzählung von oben genannten Orten, macht einfach keinen Sinn für Leser, die die Oertlichkeiten nicht kennen. Was wohl Voraussetzung ist, damit man „Venezianische Liebe“ lesen kann, ohne sich zu langweilen.



Maria hetzt durch Venedig und dabei habe ich gefühlt 100 mal gedacht, weshalb sie so hektisch durch die Geschichte wirbelt? Sehr oft konnte ich ihr Gehetzte und all den Stress nicht nachvollziehen. Für all ihr Gerenne trug sie nie was anderes als High Heels, was immer und immer wieder erwähnt wurde.



Schade für die Lesezeit, die man mit diesem Buch vergeudet. Ich gestehe, die letzten 100 Seiten habe ich nur noch überflogen und so fällt für mich „Venezianische Liebe“ unter die Rubrik „muss nicht sein“.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Abstrus und verworren...

Die vierte Schwester
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Die 3-jährige Olivia zeltet in einer heissen Sommernacht im Garten der Familie mit ihrer Schwester Amelia. Am Morgen ist Olivia verschwunden und taucht nie mehr auf. Als 34 Jahre später die Schwestern ...

Die 3-jährige Olivia zeltet in einer heissen Sommernacht im Garten der Familie mit ihrer Schwester Amelia. Am Morgen ist Olivia verschwunden und taucht nie mehr auf. Als 34 Jahre später die Schwestern Amelia und Julia, nach dem Tod von Vater Victor, sein Arbeitszimmer entrümpeln, finden sie „Blaue Maus“, die Schmusepuppe von Olivia, die damals in besagter Nacht mit ihr verschwand. Die beiden Schwester engagieren Privatdetektiv Jackson Brodie, um endlich Licht ins Dunkel um das Verschwinden der kleinen Schwester zu bringen.





Weshalb habe ich mich mit dieser Geschichte so schwergetan?

Einmal ist das sicher dem Schreibstil geschuldet. Der atemlose und sehr sachliche Schreibstil empfand ich als ermüdend und unpassend für die Geschichte. Kopfschüttelnd habe ich feststellen müssen, dass eine emotionale Sache, wie die Entführung eines dreijährigen Kindes so beschrieben wird, wie man die Wettervorhersage macht. Noch selten habe ich in einem Buch so viele Sätze in Klammern geschrieben sehen, wie hier.

Dann hat die Autorin es leider nicht geschafft irgendein System in den Aufbau zu bringen. Obwohl bei den Kapiteln die Jahreszahlen stehen, hat sie innerhalb der Kapitel ein chronologisch ungeordnetes Chaos angerichtet. Es kommt vor, dass die Schwestern Amelia und Julia dem engagierten Detektiv Jackson vom Tod ihres Vaters erzählen und ein paar Seiten später ist man hautnah dabei, wie sein Leben zu Ende geht.

Nach den ersten 5 Kapitel habe ich ernsthaft nachgesehen, ob ich ungewollt an ein Buch mit Kurzgeschichten geraten bin. Denn jedes einzelne Kapitel behandelt einen anderen Strang, die teilweise noch nach der Hälfte des Buches keine Berührungspunkte haben. Dabei wird die auf dem Klappentext „versprochene „ Entführungsgeschichte über viele Seiten aussen vor gelassen. Dafür liest man ausgiebig über die Trennung von Jackson mit seiner Frau und die schwierige Situation mit der achtjährigen Tochter.



Ueber all der ganzen verwirrenden Handlung mit Figuren, die sehr düster charakterisiert sind (um mal die Autorin zu kopieren, hier auch mit Klammer: ist von den Figuren eigentlich eine halbwegs normal?) wabert sehr viel Lethargie und Langeweile mit.

Ich gestehe, dass ich gegen Schluss grosszügig überlesen habe um zu erfahren was mit Olivia geschehen ist. Die Auflösung war abstrus wie die ganze Geschichte.

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Was war denn das?

Verschollen in Palma
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Emme ist 16 Jahre alt als sie mit zwei Freundinnen nach Palma fliegt. Die Eltern Tim und Rebecka haben schweren Herzens dem Teenagerurlaub zugestimmt. Als sich Emme per Whattsapp meldet, ahnen die Eltern ...

Emme ist 16 Jahre alt als sie mit zwei Freundinnen nach Palma fliegt. Die Eltern Tim und Rebecka haben schweren Herzens dem Teenagerurlaub zugestimmt. Als sich Emme per Whattsapp meldet, ahnen die Eltern nicht, dass es das letzte Lebenszeichen ihrer Tochter sein wird. Emme verschwindet spurlos auf der Insel.
Drei Jahre danach : Die Tim und Rebecka's Ehe ist am Verlust der einzigen Tochter zerbrochen. Während Rebecka sich in eine neue Beziehung einlässt, zieht Tim nach Mallorca und sucht von da an ununterbrochen nach seiner Tochter.

Sehr schnell war klar, dass ich mit dem Schreibstil nicht zurecht komme. Abgehackt, reduziert und atemlos fliegt der Autor durch Zeiten, Handlungen und Perspektivwechsel. Und das sehr chaotisch und unkoordiniert. Ich frage mich wirklich, weshalb der Autor bei Kapitelbeginn Zeitangaben macht, wenn er dann bunt von der Vergangenheit in die Gegenwart und wieder zurück hüpft? Manchmal sind die Zeitenwechsel so abrupt, dass es total verwirrend ist. Wenn zum Beispiel mitten in einer Handlung in der Gegenwart nach Emmas Verschwinden zu einem banalen Ereignis, als sie 1 Jahr alt ist, gehüpft wird. Um kurz danach Emma vor der Reise zu skizzieren .... dann ist das komplett konzeptlos. Dazu kommt, dass immer wieder englische Jugendslang Ausdrücke und Songzeilen eingeflochten sind, was ich als absolut nervend empfand, da es meinen Lesefluss immer wieder unterbrochen hat. Wenn man denn, bei dem Schreibstil von Lesefluss sprechen kann! Der Autor zeigt auch Tendenz Sätze mittendrin zu unterbrechen und ohne Bezug auf das vorher Geschriebene in einem anderen Zeitpunkt in der Geschichte weiter zu schreiben.

Ueber lange Passagen wird der Aufenthalt vom Tim auf Mallorca thematisiert. Das ist dermassen langweilig und hat in kleinster Weise mit der Suche nach seiner Tochter zu tun, dass ich kurz davor war, das Buch in eine Ecke zu pfeffern. Nur die Neugier, was tatsächlich mit Emme geschehen ist, hat mich durchhalten lassen.
Leider kann der Autor mit diesem Geschreibsel nicht an die Erfolge mit seiner Figur Zack Herry anknüpfen.
Der Protagonist Tim ist ein Vater, der seine Tochter vermisst. Was bei mir zwar Mitleid auslösen würde, wäre Tim nicht so konturenlos und blass charakterisiert. Irgendwann hat mich das weinerliche Getue von ihm nur noch genervt.

Ich gebe zu, es kam der Punkt, da habe ich nur noch grob überflogen. Erst gegen Schluss wird es ansatzweise interessant …leider viel zu spät!

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Das war nix!

American Spy
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Marie Mitchell wird in ihrer Wohnung überfallen. Dabei tötet die ehemalige FBI Agentin den Einbrecher. Aus Angst vor Repressionen flüchtet sie mit ihren vierjährigen Zwillingen zu ihrer Mutter Agathe, ...

Marie Mitchell wird in ihrer Wohnung überfallen. Dabei tötet die ehemalige FBI Agentin den Einbrecher. Aus Angst vor Repressionen flüchtet sie mit ihren vierjährigen Zwillingen zu ihrer Mutter Agathe, die auf Martinique lebt. Dort angekommen, lebt sie in Angst, dass ihre Vergangenheit sie einholt.



Dieses Buch wird als Agenten - Thriller angepriesen. Zwar geschieht zu Beginn ein Überfall mit einem Mord, das war es aber dann auch schon mit Thriller. Was mit dieser Szene im Jahre 1992 beginnt, hüpft dann kunterbunt und nicht chronologisch geordnet im Leben der Protagonistin herum. Das Buch ist als Tagebuch von Marie an ihre Söhne gestaltet und so ist es ganz nach Memoiren - Stil gehalten. Marie erzählt von ihrer Kinder und Jugendzeit in Queens. Wo sie als schwarzes Mädchen einer Polizistenfamilie aufgewachsen ist. Wechselt dann über zu Anekdoten als ehemalige FBI Agentin und verliert sich in Streitigkeiten zwischen den Eltern und mit ihrer Schwester Helene. Immer wieder wird die Schere von schwarzen und weissen Menschen in den USA thematisiert. Dabei bleibt die Autorin jedoch sehr oberflächlich. Die Passagen in denen Marie über ihre Arbeit als Agentin erzählt, empfand ich als sehr langatmig. Monologartig wird da von Informanten, Hierarchien in der männerdominierenden FBI Welt und den verschiedensten Fällen geplaudert. Ohne gross einen roten Faden zu verfolgen. Da kam bei mir mehr und mehr der Eindruck einer älteren Frau auf, die ohne Punkt und Komma sich wiederholt, neu beginnt und uninteressante Begebenheiten aufbauscht. Zudem sind in ihrer Erzählung immer wieder Ausdrücke eingeflochten, für die es leider auch kein Glossar gibt. Ausdrücke, die mir, als nicht FBI Mitglied, nicht geläufig waren. " Verbindungen zu PCL " oder " Dein ASAC " kenne ich leider nicht.
Der Schreibstil ist in Ich Perspektive gehalten und mit einigen Wiederholungen leicht ermüdend. Dazu kommt, dass das halbe Buch über nichts Interessantes, Spannendes oder zumindest Berührendes geschieht.
So suggeriert die Ankündigung "Spionagethriller " zumindest ein bisschen Spannung. Das war leider nix!