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annamichalea

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2021

Fundgrube mit Überraschung

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Schon der Untertitel, der passenderweise oben auf dem Cover steht, sagt schon viel über das Buch aus. Gedanken, die mir Hoffnung machen. Hier zeigt sich schon, dass das Buch kein Lebenshilfeleitfaden ist, ...

Schon der Untertitel, der passenderweise oben auf dem Cover steht, sagt schon viel über das Buch aus. Gedanken, die mir Hoffnung machen. Hier zeigt sich schon, dass das Buch kein Lebenshilfeleitfaden ist, der dem Leser übergestülpt wird, sondern ein Angebot des Autors in dem er uns zeigt, welche Gedanken oder Texte er hilfreich, interessant oder lesenswert findet.

Im Vorwort schreibt er quasi, dass es keine Gebrauchsanleitung für das Buch gibt. Keinen roten Faden oder eine Stichwortsuche zu einem Problem. Der rote Faden ist bildlich gesehen ein Verbundensein, so stellt er nachträglich fest. Diese Verbundenheit wird auch in dem Buch bildlich übernommen, in dem die geschwungenen Linien des Covers ( Lebensweg?) sporadisch im Buch wieder auftauchen. Ein schönes Detail.

Zwei grosse Fragen tauchten bei mir auf.
1.Warum eine Sammlung in Buchform, es gibt doch das Internet mit vielen ähnlichen Seiten.
2. Ein britischer Autor? Zitiert er nicht nur britische oder amerikanische Personen oder für deutsche Leser kulturell eher unbekannte Zusammenhänge, wie oft in amerikanischen Ratgebern?

Meine Gedanken zur ersten Frage:
Ein Buch per se hat für viele eine Ausstrahlung, die man nicht unterschätzen darf. Hier ist das Lesen und Stöbern eine Angelegenheit zwischen Buch und Leser, man hat die Seite in der Hand und blättert um. Meist distanziert von der Welt und ohne die Möglichkeit nebenbei abgelenkt zu werden von Mails etc. Dazu gibt das Buch eine immer gleiche Grundlage, auf die man zurückgreifen kann ohne online Lesezeichen und andere computerbedingte Speichermöglichkeiten. Direkt mit einem Stift markieren, ein Eselsohr machen, der Autor spricht sogar von Rausreissen einer Seite, wenn man es denn mag. Es ist mein Buch, das ich in der Hand habe und nicht eine Seite im Internet.
Meine Gedanken zur zweiten Frage:
Beim Stöbern fand ich mein Vorurteil hinsichtlich eher amerikanisch/britischer Zusammenhänge total platt gemacht. Mit dem Kapitel "Wahrheit und Mut und Karl Heinrich Ulrichs" wurde ich erstens eines Besseren belehrt und zweitens muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nie von diesem deutschen Juristen gehört hatte, der schon im 19. Jahrhundert öffentlich für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen eintrat.

Ein Fazit noch. Für dieses Buch eine Rezension so früh nach dem Erscheinen zu schreiben kann nur an der Oberfläche kratzen. Es wächst mit dem Lesen.

Veröffentlicht am 13.07.2021

Sach- oder eher Notizbuch?

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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John Green und ein Sachbuch. Da kommt man erst einmal ins Grübeln.

Dann nimmt man das Buch in die Hand und betrachtet das Cover. Linien die über oder doch drunter gehen. Wie ein Gordischer Knoten ist ...

John Green und ein Sachbuch. Da kommt man erst einmal ins Grübeln.

Dann nimmt man das Buch in die Hand und betrachtet das Cover. Linien die über oder doch drunter gehen. Wie ein Gordischer Knoten ist es zwar nicht, eher wie ein Wegeplan bei dem man nicht weiß, wo die Ebenen liegen.

Dann das Inhaltsverzeichnis. Bandbreite von Sonnaufgängen über Teddybären zu Hot Dog Wettessen. Sachbuch?? Hier kommt mir der Untertitel "Notizen zum Leben auf der Erde" in den Sinn. Also kein Buch, das Wissen über Sachen vermittelt, eher über und von Sachen erzählt.

Genau so findet man in dem Buch von John Green zu dem jeweiligen Kapitelthema Gedanken, eigene Erfahrungen, historisches Wissen dazwischen und er philosophiert hin und wieder auch ein wenig.
Ein Clou, dass er nach jedem Kapitel eine Bewertung abgibt in einem 5 Sterne Ranking. Eine augenzwinkernde Erinnerung an seine Tätigkeit als Rezensent?
Ein kleines Manko war für mich, dass das Buch für das amerikanische Publikum geschrieben wurde und so manche Begriffe oder Andeutungen mir unbekannt waren.
Insgesamt vergebe ich hier gerne 5 Sterne, da das Buch vom Konzept her sich sehr gut als zwar anspruchsvolle aber nicht anstrengende Lektüre für zwischendurch eignet und wirklich jeder hier ein Thema findet, das ihn interessiert.


Veröffentlicht am 04.05.2021

Stärke aus der Kraft des Wortes

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz und be legendary.
Alleine den Titel muss man schon mal sacken lassen. Noch nicht ganz greifbar deutet sich hier schon die Tiefe und Intensität des Buches an.
Doch ...

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz und be legendary.
Alleine den Titel muss man schon mal sacken lassen. Noch nicht ganz greifbar deutet sich hier schon die Tiefe und Intensität des Buches an.
Doch zunächst mal zum Cover.
Ein Hingucker, crazy, verrückt oder Aufmerksamkeit heischend? Oder ganz einfach wie Zelda ein Herz oder die Liebe malen würde.
Zelda und legendary, wer denkt da nicht an das Computerspiel? Sogar ich als Nichtgamer tue es.
Auch Zelda lebt in einer anderen Welt, die sie sich mit erschaffen hat. Nicht die Welt an sich ist anders, sondern ihr Zugang dazu. Durch Alkohol in der Schwangerschaft wurde sie behindert geboren. Sie kennt diese Krankheit und die Symptome, weiß sie auch zu benennen. Auch sich selbst kann Zelda einschätzen und benennt die Dinge, die sie zum Funktionieren braucht. Vor allem Planbarkeit und Struktur.
Als Rahmen dafür hilft ihr die Welt der Wikinger und das was sie für deren Maxime hält. Treue und Tapferkeit. So will Zelda auch ihrem Bruder Gert, dem einzigen lebenden Verwandten, beistehen, der in schlechte Gesellschaft geraten ist und öfter scheitert.
Die Wortwahl der Sprache lässt den Leser einen kleinen Einblick in Zeldas Welt erhaschen. So flimmert z B der Bildschirm nicht, er bitzelt.
Auch Zelda kommt manchmal an ihre Grenzen, so wünscht sie sich zeitweise, dass ihre an Krebs verstorbene Mutter "sie eines Tages aus der Schlacht holt" " nach Walhall".
Zelda vermittelt dem Leser eine Kraft, die alles möglich macht, wenn man es denn nur angeht.
Zurückgeblieben darf kein anderer zu ihr sagen, nur sie selbst. Und - jetzt kommt ein starker Satz - wenn ich das sage, nehme ich mir die Kraft des Wortes und ziehe Stärke daraus.
Absolut lesenswert, wiederholtes lesen lohnt sich.


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Veröffentlicht am 20.04.2021

Eine gelungene Reise mit der Autorin durch das Ökosystem Meer.

Wenn Haie leuchten
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Ganz kurios erst einmal der erste Eindruck: Das Buch kam mir klein vor, ich hatte vielleicht noch die Vorstellung es sei wie ein Cousteau Bildband.
Dann nahm ich es in die Hand und sofort leuchteten mich ...

Ganz kurios erst einmal der erste Eindruck: Das Buch kam mir klein vor, ich hatte vielleicht noch die Vorstellung es sei wie ein Cousteau Bildband.
Dann nahm ich es in die Hand und sofort leuchteten mich die grünen Buchstaben des Titels "Wenn Haie leuchten" an. Und das Gefühl beim Öffnen des Buches kann ich gar nicht beschreiben. Die ersten farbigen Seiten, unbeschrieben natürlich in dem gleichen leuchtenden Grün des Titelschriftzuges. Da war eine Überraschung. Wie ein Eintauchen in das Buch.
Start der versprochenen geheimnisvollen Reise.
Die geht weiter mit der Inhaltsangabe, die ich, wenn vorhanden, meist nur überfliege. Hier hielt ich inne. Aqua incognita, Delfinsprache, das Plastikproblem, Wassertänzer und das Meer geht viral. Nur um hier einige Stationen der versprochenen Reise zu nennen. Sofort freut man sich drauf, breit gefächerte Interessensschwerpunkte und schon jetzt habe ich den Eindruck, ich kann jedes Kapitel einzeln lesen, auch interessehalber mal ausserhalb der Reihenfolge.
Und genaus so kommt es. Zuerst noch eine Weltkarte mit je einem Symbol zu jedem Kapitel, mit einer Linie zu einer Reiseroute verbunden, jeweils die Seitenzahlen daneben. Eine ansprechende Idee.
Julia Schnetzler nimmt den Leser wirklich mit auf eine Reise. Nicht überfrachtet mit persönlichen Erlebnissen und auch nicht zu viel Wissenschaftskram. Genau richtig dosiert erfährt man was über die vielen verschiedenen Aspekte der Meeresforschung. Und vor allem, dass immer noch viel unerforscht ist.
Das Buch empfehle ich für alle Leser quer Beet. Jeder wird hier was finden, was ihn interessiert.


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Veröffentlicht am 16.04.2021

Ein persönlicher Blick in die neuere Geschichte

Lebenssekunden
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Ein schönes Gefühl das Buch in den Händen zu halten. Das Cover ist sehr ansprechend und man entdeckt sofort im Hintergrund Details, die nachdenklich machen. Das Strassenschild Bernauer Strasse angedeutet, ...

Ein schönes Gefühl das Buch in den Händen zu halten. Das Cover ist sehr ansprechend und man entdeckt sofort im Hintergrund Details, die nachdenklich machen. Das Strassenschild Bernauer Strasse angedeutet, der Stacheldraht, die schemenhaft zu erkennenden Menschen hinter der Mauer.
Der Rahmen des Buches wird erkennbar. Der Aufkleber "Von der Autorin von... " stört das ein wenig. Zuviel Werbung.
Sehr einprägsam das Bild der zwei Frauen auf dem kleinen Motorrad, Christina und Angelika. Modisch zeitgemäss gekleidet und in Aufbruchstimmung.
In dem Buch werden beide abwechselnd vorgestellt. Auf der einen Seite die im Westen aufwachsende Angelika, die mit den eigenen Dämonen zu kämpfen hat, der Fokus liegt auf ihrer Sicht der Dinge und ihrem Kampf den eigenen Weg zu finden. Auf der anderen Seite, auch der hinter der Mauer, das Leben von Christine, die zeitweise als Kunsturnerin der DDR quasi zusätzlich in einer Blase innehalb eines eh schon kontrollierendem System lebt. Nicht nur jede Kalorie die sie essen darf wird unter vielem anderen durch den Trainingsplan bestimmt, auch welche Informationen sie erreichen. Besonders geht mir nicht mehr aus dem Kopf, dass in dieser Zeit für sie ein Highlight war, dass sich die jungen Frauen sonntags die Haare toupierten.

Ein tiefer Einblick in das Leben dieser Zeit, wie es war als Jugendliche mit der Mauer und in unterschiedlichen Systemen aufzuwachsen. Gleiche Probleme, gleiche Sehnsüchte, unterschiedliche Plattformen und Möglichkeiten. Und das alles in einem eher lockeren unterhaltendem Schreibstil präsentiert.
Manchmal kam mir beim Lesen der Gedanke: wie kommt das Buch bei jemandem an, der in dem anderen Teil von Deutschland aufgewachsen ist. Lesen Ossis und Wessis es anders?

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