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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2021

streitbare Essays

Was ist eigentlich los?
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Monika Marons eigenwillige und kompromisslose Äußerungen der letzten Jahre haben ihren Ruf teilweise angegriffen und manche haben sie klar in die ganz Rechte Ecke gestellt.
Wenn man sich aber diesem Sammelband ...

Monika Marons eigenwillige und kompromisslose Äußerungen der letzten Jahre haben ihren Ruf teilweise angegriffen und manche haben sie klar in die ganz Rechte Ecke gestellt.
Wenn man sich aber diesem Sammelband die Essays der letzten Jahre ansieht, kommt man zum Schluß, dass es sich um eine konservative, aber demokratisch gesinnte Autorin handelt.

Monika Maron besteht auf ihrer Meinung, natürlich beklagt sie sich auch viel, was man auch als Masche ansehen kann.
Aber es lohnt sich, die Texte vorurteilsfrei zu lesen. Auch wenn ich oft nicht mit ihrer politischen Auslegung übereinstimme, ist es doch legitim das alles zu thematisieren. Die AfD und Pegida verharmlost sie jedoch meiner Meiner Meinung nach. Doch ich kann Monika Marons streitbaren Texten und Meinungen mit Toleranz begegnen.
Stilistisch sind die Essays messerscharf und nicht gerade langweilig.
Einige Beiträge erzählen glaubhaftes über ostdeutsche Gefühlslage.

Zu den schönsten Essays gehören dass über ihren Hund Bruno, das mich leicht an Bonnie Propeller erinnert und der Beitrag über Sarah Wagenknecht , die sie dafür interviewt hat.

Veröffentlicht am 28.04.2021

Coming-of-Age einer amerikanischen Muslima

Wie du mich siehst
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Wie du mich siehst ist ein US-amerikanischen Jugendbuch mit Coming-of-Age-Elementen und der Besonderheit, dass eine junge Muslima an einer amerikanischen Schule im Mittelpunkt steht. Shirin ist eine großartig ...

Wie du mich siehst ist ein US-amerikanischen Jugendbuch mit Coming-of-Age-Elementen und der Besonderheit, dass eine junge Muslima an einer amerikanischen Schule im Mittelpunkt steht. Shirin ist eine großartig gemachte und starke Figur, die mit ihren Gedanken und Emotionen den Roman ganz und gar trägt. Dabei bleibt sie doch realistisch.

Aufgrund vieler negativer Erfahrungen am mehreren Schulen hat sie viel Wut in sich und bleibt lieber für sich. Sie trägt Kopftuch, das macht sie zur Exotin, dabei ist sie sonst eine typische amerikanische Jugendliche, die sich für Mode und Breakdance interessiert. Als sie und die Basketball-Nachwuchshoffung Ocaen sich ineinander verlieben, eskaliert die öffentliche Stimmung an der Schule gegen das Paar.

Die in den USA geborene Schriftstellerin Tahereh Mafi hat iranische Wurzeln und kann wirklich schreiben und die verschiedenen situativen Stadien in Shirins Leben nachvollziehbar darstellen.

Veröffentlicht am 28.04.2021

Spaziergang einer Künstlerin durch London

Blütenschatten
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Blütenschatten ist interessanterweise im Künstlermilieu in London angesiedelt und hat mit der sechzigjährigen Malerin Eve Laing eine leicht exzentrische Protagonistin. Ihre Gemälde sind außergewöhnlich ...

Blütenschatten ist interessanterweise im Künstlermilieu in London angesiedelt und hat mit der sechzigjährigen Malerin Eve Laing eine leicht exzentrische Protagonistin. Ihre Gemälde sind außergewöhnlich und sie ist erfolgreich.

Ich finde das Buch reichlich britisch, in dem Sinne, dass die Protagonisten zurückhaltend und verschlossen sind. Daher hatte ich lange auch Schwierigkeiten, zur Hauptfigur Eve richtig Zugang zu finden.
Zentral in der Handlung ist Eves Weg durch viele Orte in London, immer wieder unterbrochen von Erinnerungen..
Die Liebe zum Detail bei Eves Beobachtungen hat mir gefallen. Manche ihrer Überlegungen sind überwiegend negativ geprägt, besonders ihre Eifersucht auf den Erfolg einer anderen Künstlerin.

Am Ende hat man durch die Beschreibungen der außergewöhnlichen Gemälde und Konzeptkunst einen faszinierenden Einblick in die Welt der Kunst getan.

Das im Roman erwähnte Klavierstück In a Landscape von John Cage versinnbildlicht sehr schön, die schwebende Ruhe von Annalena MvAfees Stil. Es sind Wellen von besinnlichen Sätzen, die aufbranden und sich wieder zurückziehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.04.2021

Origineller Roman

Die Erfindung der Welt
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Der Roman hat eine interessante Ausgangssituation. Eine Schriftstellerin mit dem Pseudonym Aliza Berg bekommt unerwartet einen anonymem, aber hochdotierten Auftrag über das Leben und die Menschen in dem ...

Der Roman hat eine interessante Ausgangssituation. Eine Schriftstellerin mit dem Pseudonym Aliza Berg bekommt unerwartet einen anonymem, aber hochdotierten Auftrag über das Leben und die Menschen in dem Dorf Litstein zu schreiben.
Das ermöglicht ein Spiel mit literarischen Mitteln und der Entstehung eines Romans, in der die Schriftstellerin schließlich selbst ein Teil wird.
Es bleibt auch ein Drang, die Identität des geheimnisvollen Mäzen G. herauszufinden.

Bestimmt wird der Roman anfänglich vom Blickwinkel der Icherzählerin, dem man gerne folgt, denn sie lässt das Ganze auf sich wirken und hat auch viel Wortwitz. Die Begegnung mit den Menschen in Litstein, die sie schon freudig erwartet haben, sind hinreißend geschrieben.
Im zweiten Teil wechselt die Perspektive und lässt eine Blick von Außen auf die Schriftstellerin und ihrer literarischen Recherche zu.
Im dritten Teil ist es dann wieder überwiegend Alizas Perspektive.

Es ist typisch für viele Bücher des Picus-Verlags, dass sie originell und anspruchsvoll, aber auch ansprechend und voller Leichtigkeit sind. Und Thomas Sautner macht mit seinem einfallsreichen Roman „Die Erfindung der Welt“ da keine Ausnahme. Das schätze ich sehr.

Veröffentlicht am 13.04.2021

brillant

Das ist Lust
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Ein kurzes Buch, das im Original 2019 im New Yorker veröffentlicht wurde. Und es vermittelt auch das Gefühl einer Erzählung aus diesem Magazin, inklusive der literarischen Kraft und Qualität.
Erzählt wird ...

Ein kurzes Buch, das im Original 2019 im New Yorker veröffentlicht wurde. Und es vermittelt auch das Gefühl einer Erzählung aus diesem Magazin, inklusive der literarischen Kraft und Qualität.
Erzählt wird abwechselnd von M und Q. Das sind die analytisch denkende Margot und der charismatische Quin, die seit langen miteinander befreundet sind und die in der Buch-Branche arbeiten.
Quin ist jetzt von einer MeToo-Aktion betroffen. In einer Petition werfen ihm viele Frauen Übergriffe vor und er steht davor, seinen Job zu verlieren.
Während man in seinen Abschnitten hauptsächlich seine Gedanken und Überlegungen erfährt, wirken Margots Kapiteln wie ein Bericht. Das ist wirklich brillant gemacht und auch sprachlich außerordentlich beeindruckend. Mary Gaitskill versteht es, eine Story zu erzählen.