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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2021

Ein wunderbarer Wohlfühlroman mit viel Herz, Humor und ein bisschen Tiefgang!

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt
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Eigentlich verschlägt es mich derzeit hauptsächlich in die Kinder- und Jugendliteratur, aber ab und an habe ich dann doch mal so richtig Lust auf einen schönen, romantischen Liebesroman für Erwachsene. ...

Eigentlich verschlägt es mich derzeit hauptsächlich in die Kinder- und Jugendliteratur, aber ab und an habe ich dann doch mal so richtig Lust auf einen schönen, romantischen Liebesroman für Erwachsene. Als man mir „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ als Rezensionsexemplar anbot, überkam mich auf einmal wieder so ein Moment. Cover und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb, sodass für mich schnell feststand, dass ich das Buch lesen möchte.

Die 29-jährige Chelsea fällt aus allen Wolken, als ihr Vater ihr verkündet, dass er demnächst heiraten möchte. Er kennt seine neue Flamme doch gerade mal zwei Wochen – und schon will er sie vor den Traualtar führen? Das Vorhaben ihres Vaters stimmt Chelsea allerdings auch sehr nachdenklich. Ihr wird auf einmal bewusst, dass sie seit dem Tod ihrer Mutter gar nicht mehr richtig gelebt hat. Bei ihr hat sich in den letzten sieben Jahren alles nur noch um ihren Job gedreht. Glücklich war sie in dieser Zeit nicht. Chelsea möchte das unbedingt ändern. Sie will die Chelsea wiederfinden, die sie während ihrer Europareise war. Ein ganzes Jahr lang reiste sie damals nach dem College durch Europa, hat ihr Leben in vollen Zügen genossen und sich gleich dreimal verliebt. Was wohl aus den Männern geworden ist, die ihr einst den Kopf verdreht haben? Colin, Jean Claude und Marcellino – Irland, Frankreich und Italien. Chelsea beschließt kurzerhand in diese drei Länder zurückzureisen. Sie will sich endlich auf die Suche nach ihrem verlorenen Glück und der Liebe machen.

Da ich inzwischen sowohl viel Gutes als auch weniger Gutes über „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ gehört hatte, war ich nun ausgesprochen gespannt, wie mir mein erstes Werk aus der Feder von Jenn McKinlay wohl gefallen wird.
Um es kurz zu machen: Komplett überzeugen konnte mich die Story nicht, aber gefallen hat mir das Buch dennoch. In meinen Augen hat Jenn McKinlay mit „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ einen bezaubernden, charmanten Liebesroman aufs Papier gebracht, der die ideale Lektüre für den Sommer ist und eine tolle Balance zwischen Ernst und Komik enthält.
Liebe, Selbstfindung, Selbsterkenntnis, Trauer und Verlust – von diesen Themen handelt die Geschichte unter anderem. Trotz seiner Leichtigkeit besitzt das Buch durchaus Tiefgang und regt zum Nachdenken an, allerdings sollte man nicht zu viel Tiefe erwarten. „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ ist in erster Linie ein Wohlfühlschmöker und romantischer Unterhaltungsroman, der einfach Spaß macht und trotz seiner Vorhersehbarkeit zum Mitfiebern einlädt.

Da es, wie man den obigen Absatz entnehmen kann, ein paar Dinge gab, die mir nicht so zugesagt haben, komme ich als nächstes einfach mal zu meiner negativen Kritik.
Zuerst muss ich sagen, dass mir der Anfang etwas zu schleppend war. Ich habe zwar gut in die Geschichte hineingefunden und mich sofort sehr wohl in ihr gefühlt, aber ein bisschen aufregender hätte der Beginn für meinen Geschmack gerne sein dürfen. Zum Glück änderte sich dies aber recht bald und da sich der wunderschöne Schreibstil zudem sehr flüssig und angenehm für mich hat lesen lassen, hat mich dieser Punkt letztendlich eigentlich nicht groß gestört.
Genauso schaut es mit dem Aspekt aus, dass die Handlung insgesamt ziemlich vorhersehbar für mich war. Ich habe schon recht früh geahnt, wie die Story ausgehen wird, sodass viele Wendungen und allen voran das Ende wenig überraschend für mich kamen. Und manche Stellen habe ich zudem als ein bisschen unglaubwürdig empfunden. Wirklich schlimm fand ich dies alles aber nicht. Mich hat die Handlung dennoch mitreißen und bestens unterhalten können.

Was den Humor angeht, habe ich definitiv das bekommen, was ich mir erhofft habe. Ich saß beim Lesen öfters mit einem breiten Schmunzeln auf den Lippen da und habe mich über manche Szenen prächtig amüsiert. Vor allem der Schlagabtausch zwischen unserer Hauptprotagonistin Chelsea und ihrem Arbeitskollegen Jason fand ich spitze.

Chelsea, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen. Ich mochte ihre toughe, lustige und tollpatschige Art total gerne und fand es wundervoll mitzuerleben, wie sie während ihrer Europareise immer mehr zu sich selbst finden wird. Chelsea wird im Verlauf des Buches eine tolle Entwicklung durchmachen. Sie wird ihr steifes Workaholic-Ich immer mehr hinter sich zurücklassen und endlich wieder eine glücklichere und gelassenere junge Frau werden.

Die Nebenfiguren haben mir ebenfalls richtig gut gefallen. Sie sind authentisch, größtenteils sympathisch und allesamt einzigartig. Besonders klasse fand ich Chelseas Kollege Jason Knightley. Wie oben bereits erwähnt: Die schlagfertigen und amüsanten Wortwechsel zwischen ihm und Chelsea sind einfach nur herrlich.

Bezüglich der Schauplätze kann ich mich ebenfalls nur begeistert äußern. Gemeinsam mit Chelsea wird es uns nach Irland, Frankreich und Italien verschlagen und der Autorin ist es vortrefflich geglückt, den besonderen Charme dieser drei Länder einzufangen. Dank der bildhaften und stimmungsvollen Beschreibungen gelingt es einem spielend leicht sich an die verschiedenen Orte zu träumen und für eine Weile abzuschalten. Man würde wirklich am liebsten sofort die Koffer packen und selbst irgendwo hinreisen und Urlaub machen. Also in mir hat Chelseas Europatour eine richtige Reiselust ausgelöst. Vor allem ihr Irlandaufenthalt hat in mir ein großes Fernweh hervorgerufen.

Was genau Chelsea auf ihrer Reise erleben und wem sie dabei alles begegnen wird, werde ich euch hier nicht verraten. Und ob sie schließlich ihre Liebe finden wird, wird selbstverständlich ebenfalls ein Geheimnis hier in meiner Rezension bleiben. Wenn ihr all das gerne wissen möchtet, müsst ihr schon selbst in das Buch eintauchen. Also ich kann nur „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ nur empfehlen.

Fazit: Mitreißend, witzig, romantisch. Ein wunderbarer Roman mit Wohlfühlgarantie!
Mir hat Jenn McKinlay mit „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ zauberhafte Lesestunden bereiten können. Es gab zwar ein paar Dinge, die ich nicht ganz so gelungen fand, aber insgesamt hat mir das Buch echt gut gefallen. „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ erzählt eine locker-leichte Liebesgeschichte mit viel Herz, Humor und ein bisschen Tiefgang und ist einfach die perfekte Lektüre für den Urlaub. Ich habe Chelsea nur zu gerne auf ihrer Selbstfindungsreise nach Europa begleitet und vergebe 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Ein tolles und spannendes Finale!

Night of Crowns, Band 2: Kämpf um dein Herz (TikTok-Trend Dark Academia: epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Da mich Stella Tack mit dem ersten Band ihrer Night of Crowns-Dilogie im vergangenen Jahr so richtig vom Hocker hauen konnte und uns das Ende zudem mit einem ...

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Da mich Stella Tack mit dem ersten Band ihrer Night of Crowns-Dilogie im vergangenen Jahr so richtig vom Hocker hauen konnte und uns das Ende zudem mit einem verdammt fiesen Cliffhanger zurücklässt, konnte ich es wirklich kaum mehr erwarten mich endlich auf den zweiten Teil stürzen zu können.

Alice hat das magische Spielfeld verlassen, doch dem Fluch, der auf Chesterfield und St. Burrington lastet, kann sie nicht entfliehen. Sehr bald findet sie sich in einem wahren Albtraum wieder. Was ist eigentlich Wirklichkeit und was Illusion? Verzweifelt versucht Alice Licht in dieses dunkle Verwirrspiel zu bringen, stößt dabei aber auf nur noch mehr düstere Geheimnisse. Alice muss unbedingt den zweiten Slave finden, nur so kann sie den Fluch brechen und den immer währenden Kampf zwischen Schwarz und Weiß beenden. Ob ihr das gelingen wird?

Da mir der Auftakt so gut gefallen hat, bin ich an die Fortsetzung natürlich mit immens Erwartungen herangegangen. Hinzu kam, dass ich bisher nur Positives über das Buch gehört hatte und beim Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das von mir erhoffte Highlight wurde der zweite Band leider nicht, aber begeistert bin ich dennoch, definitiv. Stella Tack ist mit „Kämpf um dein Herz“ ein spannendes Finale geglückt, welches wie der Vorgänger eine tolle Mischung aus Fantasy, Spannung, Romantik, Herzschmerz und Humor enthält und mit lauter unvorhersehbaren Wendungen aufwarten kann. Ich muss nur sagen, dass mich die Handlung irgendwie nicht so packen konnte wie die aus dem ersten Band. Die Überraschungen und Plot-Twists können sich zwar wahrhaft sehen lassen – für meinen Geschmack war es sogar schon etwas zu viel des Gutem – aber irgendwie ist es der Story dennoch nicht gelungen, mich so an die Seiten zu fesseln wie ich es gerne gehabt hätte. Hinzu kommt, dass ich dieses Mal den einmaligen Humor von Stella Tack ein klein wenig vermisst habe. Es gab zwar viele witzige Szenen, aber beim ersten Teil war ich eindeutig mehr am Schmunzeln und Lachen gewesen.
Ein letzter Punkt, dieser hat jetzt allerdings keinen Einfluss auf meine Bewertung: Ich habe ein Weilchen gebraucht, ehe ich mich wieder komplett in das Night of Crowns-Universum reingefuchst hatte. Bei mir war es nun schon wieder über ein Jahr her, dass ich den Dilogiestart gelesen habe und wie das bei mir, als absolute Vielleserin, eben so ist, hatte ich inzwischen wieder so einiges von der Handlung vergessen. Aber wie gesagt, ich werde wegen meiner leichten Einstiegsprobleme keinen Stern abziehen. Es war ja meine eigene Schuld, ich hätte den ersten Band schließlich schnell noch rereaden können. Mein Tipp nur: Da die Fortsetzung nahtlos an den Vorgänger anknüpft, kann ich nur raten, die Bücher zeitnah aufeinander zu lesen.

So, nun aber genug mit dem Gemecker. Dann komme ich nun mal zu den Dingen, die mir gefallen haben.
Worüber ich mich nur lobend äußern kann, ist der Schreibstil. Mit diesem konnte mich Stella Tack vollends überzeugen. Er ist jugendlich, humorvoll, leicht und bildhaft und, was mir sehr zugesagt hat, er ist dieses Mal etwas weniger schimpfwortlastig. In ihrer Danksagung meinte die Autorin zwar, dass wohl eigentlich das Gegenteil der Fall wäre, aber ich meine mich zu erinnern, dass im ersten Band mehr geflucht wird. Diese vielen Kraftausdrücke hatten mich damals etwas gestört; mich hat es daher sehr gefreut, dass in der Fortsetzung nicht so viele derbe Flüche verwendet werden – zumindest meinem Empfinden nach. Also für mich hat sich der Erzählstil super angenehm und wunderschön lesen lassen.

Auch mit den Charakteren konnte die Autorin wieder auf ganzer Linie bei mir punkten. Alice, unsere Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin, war mir bereits im Vorgänger auf Anhieb sympathisch und auch dieses Mal mochte ich sie vom ersten Moment an unheimlich gerne. Mit Alice hat Stella Tack eine großartige Romanheldin erschaffen, die sich mit ihrer toughen, mutigen und willensstarken Art einfach sofort in die Herzen von uns Leserinnen schleicht.
Mein heimlicher Star war allerdings ganz klar wieder Kater Curse. Ich liebe diesen sprechenden Kater einfach, der stets einen flotten Spruch auf Lager hat, und die Dialoge zwischen ihm und Alice haben mir erneut des öfteren ein breites Grinsen auf die Lippen gezaubert.
Was Jackson und Vincent angeht, bin ich nach wie vor #teamjackson, aber Vincent, muss ich sagen, habe ich in diesem Band um einiges lieber gemocht als im vorherigen.

Bezüglich der Handlung habe ich euch ja bereits berichtet, dass sie mich nicht so catchen konnte wie von mir erhofft. Ich kann nur gar nicht sagen, warum eigentlich, denn die spannungs- und actionreichen Szenen und unerwarteten Wendungen kommen beileibe nicht zu kurz. Längen gab es für mich aber keine. Ich war trotz allem die ganze Zeit über ganz gebannt am Lesen und konnte das Buch stellenweise nicht mehr aus der Hand legen. Allein schon der Beginn, der äußerst verwirrend und rätselhaft ist (im positiven Sinne, versteht sich), lädt zum Mitfiebern ein. Wie Alice, so weiß man auch als Leser
in eine lange Zeit nicht, was nun eigentlich Realität und was Fiktion ist und wohin das Ganze wohl führen wird. Fand ich richtig genial, ich liebe so etwas, wenn man zunächst keinen Plan hat und im Dunklen tappt.
Sehr gut gefallen hat mir auch die Liebesgeschichte, die vollkommen glaubhaft dargestellt wird und sich, ohne zu viel Raum einzunehmen, prima ins Geschehen eingefügt.
Auch die emotionalen und dramatischen Momente haben ihren Platz in der Erzählungen gefunden. Es ist wirklich unglaublich, wie vielfältig die Story ist. Man durchlebt beim Lesen wahrhaftig das reinste Wechselbad der Gefühle und sitzt teilweise einfach nur völlig baff da, denn wie bereits erwähnt, die unvorhersehbaren Wendungen haben es wirklich in sich.

Ich habe insgesamt eine wundervolle Zeit mit dem Buch verbracht und auch wenn mich dieser Band nun nicht ganz so flashen konnte wie der vorherige, kann ich nur sagen: Unbedingt lesen! Ich finde diese Dilogie echt klasse und kann sie jedem Romantasyliebhaber*in nur ans Herz legen.

Fazit: Ein packendes Finale, das einen durchweg in Atem hält!
Stella Tack hat mit „Kämpf um dein Herz“ einen wunderbaren Abschlussband ihres Night of Crowns-Zweiteilers aufs Papier gebracht, der vieles zugleich ist: Mitreißend, romantisch, witzig, dramatisch, tiefsinnig, herzzerreißend und überraschend. Ich bin richtig begeistert von dem Buch, allerdings hat es mir für 5 Sterne letztendlich dann doch nicht gereicht. Vielleicht waren meine Ansprüche einfach ein bisschen zu hoch, keine Ahnung, aber irgendwie hat mir der erste Band etwas besser gefallen. Ich finde diese Dilogie aber natürlich dennoch genial und kann sie nur empfehlen!
„Night of Crowns – Kämpf um dein Herz“ erhält von mir sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Berührend, emotional, tragisch-schön!

All This Time – Lieben heißt unendlich sein
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Da mir Rachel Lippincott und Mikki Daughtry mit „Drei Schritte zu dir“ ein absolutes Highlight geschenkt haben, war ich auf ihr euer zweites gemeinsames Werk wahnsinnig gespannt. Da stand für mich natürlich ...

Da mir Rachel Lippincott und Mikki Daughtry mit „Drei Schritte zu dir“ ein absolutes Highlight geschenkt haben, war ich auf ihr euer zweites gemeinsames Werk wahnsinnig gespannt. Da stand für mich natürlich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.

Der 18-jährige Kyle ist sich sicher, dass seine Freundin Kimberly die Liebe seines Lebens ist. Seit der 9. Klasse sind sie zusammen und gelten an ihrer Schule als das absolute Traumpaar. Doch dann erfährt Kyle am Abend der Abschlussfeier, dass Kimberly gar nicht vorhat, gemeinsam mit ihm auf die UCLA zu gehen, sondern ganz andere Pläne hat – Pläne, von denen Kyle nichts wusste, sein bester Freund Sam allerdings schon. Kurz danach eröffnet ihm Kim, dass sie die Beziehung beenden will. Kyle ist am Boden zerstört. Es soll aber noch schlimmer kommen. Nachdem Kim Schluss gemacht hat, haben die beiden auf dem Heimweg einen schrecklichen Autounfall, bei dem Kim ums Leben kommen wird. Für Kyle ist von da an nichts mehr wie zuvor. Er versinkt in Trauer, große Schuldgefühle plagen ihn. Doch dann lernt er eines Tages Marley kennen, die ebenfalls einen schweren Verlust erlitten hat. Dank ihr wird Kyles Schmerz erträglicher, von ihr fühlt er sich verstanden wie von niemanden sonst. Die beiden kommen sich allmählich immer näher. Hat ihre Liebe angesichts ihrer Vergangenheit aber überhaupt eine Chance?

Da mir „Drei Schritte zu dir“ so gut gefallen hat, ließ es sich bei mir nun natürlich nicht vermeiden, dass ich mit ziemlich hohen Erwartungen an das neue Buch des amerikanischen Autorinnenduos herangegangen bin. Hinzu kommt, dass der Klappentext von „All This Time“ einfach so gut klang und beim Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick; ich finde es traumhaft schön.
Leider muss ich sagen, dass das Buch nicht das von mir erhoffte Lesehighlight wurde. Mir hat es sehr gut gefallen, das schon, aber an das vorherige Werk der beiden Autorinnen reicht es in meinen Augen nicht heran.

Erfahren tun wir alles aus der Sicht von Kyle in der Ich-Form. Dass wir es dieses Mal ausschließlich mit einem Erzähler zu tun bekommen und nicht, wie im Vorgänger der Autorinnen, mit Sichtwechseln zwischen dem männlichen und der weiblichen Hauptfigur, hat mich etwas überrascht. Normalerweise mag ich Perspektivwechsel bei Liebesgeschichten lieber, hier aber finde ich die gewählte Erzählform absolut passend.
Mir war Kyle auf Anhieb sympathisch und da seine Gefühlswelt, insbesondere sein Trauerprozess, überaus einfühlsam und beeindruckend echt dargestellt wird, habe ich mich jederzeit mühelos in ihn hineinversetzen können. Als Leserin ist man stets hautnah dran an Kyles Empfinden und Gedanken und fühlt und leidet richtig mit ihm mit.

Neben Kyle lernen wir noch eine weitere Figur kennen, die ebenfalls gerade einen schlimmen Verlust erlitten hat und daher Ähnliches durchmacht wie unser Ich-Erzähler: Marley, ein sehr ruhiges und nachdenkliches Mädchen. Marley umgibt eine längere Zeit etwas ziemlich Unnahbares und Geheimnisvolles und ist längst nicht so greifbar für uns Leser
innen wie Kyle. Ich muss gestehen, dass ich Marley zunächst ein wenig merkwürdig fand, aber je mehr wir über sie erfahren, desto lieber habe ich sie gewonnen und desto besser konnte ich sie verstehen. Mit ihr haben die Autorinnen auf jeden Fall eine ganz besondere Figur erschaffen, bei der ich es nur zu gut nachvollziehen konnte, dass Kyle von ihr fasziniert und ganz angetan ist. Wie die Annäherung und Liebesgeschichte der beiden beschrieben wird, fand ich großartig. Es ist wundervoll und bewegend zu sehen, wie sich die beiden gegenseitig Halt geben und ihr Schmerz dank des jeweils anderen langsam erträglicher wird.

Dass Rachel Lippincott und Mikki Daughtry echte Könnerinnen darin sind, sehr emotionale und traurige Geschichten zu erzählen, haben sie bereits mit „Drei Schritte zu dir“ unter Beweis gestellt und mit „All This Time“ bescheren sie uns nun erneut ein Buch, das einen ein wahres Wechselbad der Gefühle erleben lässt. Verlust, Trauerbewältigung, Schuldgefühle – auf dieser schweren Thematik liegt eindeutig der Fokus der Handlung und da sie mit ganz viel Feingefühl und Authentizität von den Autorinnen behandelt wird, kann man die Gefühle der Charaktere jederzeit vollkommen nachempfinden.

Mit unsere beiden Hauptprotagonisten und auch den Nebenfiguren konnten mich die Autorinnen eindeutig vollends überzeugen – bezüglich der Handlung kann ich mich jedoch nicht gänzlich positiv äußern. Mir persönlich war sie stellenweise etwas zu wirr. Manche Szenen haben mich zunächst mit einem Fragezeichen im Kopf zurückgelassen und insgesamt hat es mir zudem ein bisschen an Spannung gefehlt. Als langatmig habe ich die Geschichte an keiner Stelle empfunden, aber irgendwie konnte sie mich nicht so an die Seiten fesseln, wie ich es gerne gehabt hätte.
Nichtsdestotrotz hat mir das Buch aber tolle Lesestunden bereiten können. Rachel Lippincott und Mikki Daughtry haben mit „All This Time“ zweifellos eine sehr außergewöhnliche und bittersüße Liebesgeschichte über eine äußerst ernste Thematik geschrieben, die einen auf die reinste emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt und so einige höchst überraschende Wendungen enthält. Vor allem ein bestimmter Twist haut so richtig ein. Für mich zumindest kam diese große Wende völlig unerwartet. Ab diesem Moment ergeben die Geschehnisse mehr und mehr Sinn und man erkennt endlich, wie alles zusammenhängt.

Und zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Schreibstil. Von diesem bin ich richtig begeistert. Er ist gefühlvoll, mitreißend und wie aus einem Guss. Man merkt wirklich überhaupt nicht, dass hier zwei Personen am Werk waren, was ich echt beeindruckend finde. Rachel Lippincott und Mikki Daughtry haben definitiv mal wieder eine wunderbare Teamarbeit geleistet und auch wenn sie mich mit ihrem neuen Buch nicht so vom Hocker konnten wie mit dem Vorgänger, haben sie mir mit „All This Time“ dennoch ein Leseerlebnis bescheren können, das ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Fazit: Mikki Daughtry und Rachel Lippincott haben mit „All This Time“ ein weiteres tief berührendes Jugendbuch geschrieben, das voller Emotionen und Herzschmerz steckt und auf eine ungemein feinfühlige Weise eine sehr schwere Thematik behandelt. „All This Time“ erzählt eine tragisch-schöne Geschichte über Liebe, Verlust und Trauerbewältigung. Die Story ist herzergreifend, authentisch und romantisch und kann mit lauter überraschenden Wendungen aufwarten. Ich persönlich hatte mir ein bisschen mehr erhofft, bin aber dennoch begeistert von dem Buch. Ich kann es sehr empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Berührend, echt, humorvoll und romantisch.

Die Liebesbriefe von Abelard und Lily
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Als ich das erste Mal von „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ hörte, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang nach einer Geschichte ganz nach meinen Geschmack ...

Als ich das erste Mal von „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ hörte, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang nach einer Geschichte ganz nach meinen Geschmack und da der Roman besonders Fans von Eleanor und Park ans Herz gelegt wird (zu denen ich zweifellos gehöre), zögerte ich wirklich keine Sekunde lang und ließ das Jugendbuch-Debüt von Laure Creedle bei mir einziehen.

Die 16-jährige Lily hasst die Nebenwirkungen ihrer ADHS-Medikamente und setzt sie daher heimlich ab. Dass seitdem öfters mal etwas dank ihr kaputt geht, ist somit nicht verwunderlich. Als es zu einem erneuten Zwischenfall kommt, handelt sie sich schließlich eine Stunde Nachsitzen ein – zusammen mit dem an Asperger leidenden Abelard, ihrem Mittäter. Als dieser die ganze Schuld auf sich nimmt, küsst Lily ihn aus Dank ganz spontan und löst damit ziemlich verwirrende Gefühle in sich aus. Und in Abelard. Die beiden beginnen daraufhin miteinander zu chatten und kommen sich über ihren SMS-Kontakt immer näher. Kann eine Liebesgeschichte zwischen ihnen aber auch in der Realität existieren? Zwischen ihr, dem Mädchen, das ihre Impulse oft nicht kontrollieren kann und ihm, den Jungen, der sich vor Berührungen fürchtet?

Ich liebe Bücher über besondere Menschen; Erzählungen, die sensible und ernste Themen behandeln, fallen ebenfalls absolut in mein Beuteschema und auch Own-Voice- und Liebesromane lese ich immer wahnsinnig gerne. Da all das auf „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ zutrifft, war ich ausgesprochen guter Dinge, dass mir das Jugendbuch-Debüt von Laura Creedle überaus gut gefallen wird. Und wisst ihr was? Ich lag mit meiner Vermutung vollkommen richtig! Ich muss zwar sagen, dass meine Erwartungen nicht komplett erfüllt wurden, aber begeistert bin ich dennoch, definitiv. Laura Creedle hat mit „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ einen zauberhaften und sehr feinfühligen Jugendroman aufs Papier gebracht, in welchem sie die ungewöhnliche und tragisch schöne Liebesgeschichte zweier ungleicher Teenager mit Beeinträchtigungen erzählt.

Mit viel Herz, Humor und Authentizität gibt uns die Autorin einen großartigen Einblick in das Gefühlsleben einer 16-jährigen Jugendlichen, die an ADHS und Legasthenie leidet. Da ich selbst keine großen Erfahrungen mit ADHS und Legasthenie habe und vor allem was ersteres angeht eine ziemliche Laie bin, kann ich nun natürlich nicht mit völliger Sicherheit sagen, ob die Darstellungsweise rundum realistisch ist. Ich gehe aber fest davon aus, dass dem so ist, schließlich hat die Autorin selbst beides diagnostiziert bekommen. Besser, als von einer Betroffenen, könnte man so eine Geschichte wohl gar nicht erzählt bekommen.

Lily, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich mochte ihre liebenswürdige, chaotische und lustige Art auf Anhieb und dank der gewählten Erzählform konnte ich mich von Beginn an mühelos in sie hineinversetzen.
Lilys Schulalltag, der aufgrund ihres ADHS und ihrer Legasthenie alles andere als leicht ist; ihr Widerwille gegen ihre Medikamente, da deren Nebenwirkungen sie so sehr verändern; ihre Impulsivität, Sprunghaftigkeit und überschwängliche Begeisterung, die ihrem ADHS zuzuschreiben sind; ihre Sehnsucht nach ihrem Vater, der die Familie vor einigen Jahren verlassen hat; ihre verwirrenden Empfindungen für Abelard, die das Chaos schließlich perfekt machen – all dies wird mit ganz viel Empathie und Echtheit beschrieben und da man als Leserin stets hautnah dran ist an Lilys Gefühlen und Gedanken, fühlt, leidet und fiebert man durchgehend richtig mit ihr mit.

Abelard mochte ich ebenfalls vom ersten Moment an total gerne. Da wir keine Passagen aus seinem Blickwinkel zu lesen bekommen und ihn nur aus der Sicht von Lily wahrnehmen, ist er für uns Leser
innen um einiges weniger greifbar als unsere Ich-Erzählerin. Dennoch erhalten wir auch über seine Krankheit ein sehr gutes Bild und bekommen vor Augen geführt, wie das Leben eines an Asperger leidenden Teeangers aussehen kann. Abelard ist sehr zurückhaltend, bei ihm muss alles strukturiert sein und schon leichte Verspätungen oder Berührungen können ihn ziemlich aus dem Konzept bringen. Dass bei zwei so anders tickenden Menschen eine Beziehung äußerst schwierig ist, könnt ihr euch sicherlich denken.
Abelard braucht Strukturen und ist recht in sich gekehrt, Lily ist sehr ungestüm und spontan und hat ihre Impulse oft nicht Kontrolle. So gegensätzlich die beiden aber auch sein mögen, sie harmonieren dennoch wunderbar miteinander und verstehen und akzeptieren einander. Ich fand es ungeheuer faszinierend und interessant das Zusammenspiel der beiden mitzuverfolgen und habe ihre Liebesgeschichte jederzeit als völlig realistisch und glaubhaft empfunden.

Neben Lily und Abelard konnte mich die Autorin auch mit den weiteren Charakteren überzeugen. Lilys alleinerziehende Mutter, ihre jüngere Schwester Iris, ihre verständnisvolle beste Freundin Rosalind, ihr Vater, Abelards Eltern – allesamt wurden sie sehr vielschichtig ausgearbeitet und verhalten sich stets absolut authentisch und nachvollziehbar.

Bezüglich des Schreibstils kann ich mich ebenfalls nur positiv äußern. Er ist humorvoll und poetisch zugleich und hat sich für mich super angenehm lesen lassen. Sehr gut gefallen hat mir auch der rege SMS-Austausch unserer beiden Hauptprotagonisten. Die Idee, dass Lily und Abelard Zitate aus dem literarischen Werk „Abaelard und Heloise, ‚Liebesbriefe‘“ in ihre Nachrichten mit einbinden, fand ich richtig cool und originell.

Was die Handlung angeht, muss ich gestehen, dass sie mich leider nicht so an die Seiten fesseln konnte wie ich es gerne gehabt hätte. Die Geschichte wird sehr ruhig erzählt und für mich kamen stellenweise ein paar leichte Längen auf. Vor allem im ersten Drittel hätte ich mir etwas mehr Tempo gewünscht. Hinzu kommt, dass ich mir insgesamt ein bisschen mehr von der Story erhofft habe. Vielleicht habe ich meine Erwartungen aufgrund des „Eleanor und Park“ - Vergleichs einfach ein kleines bisschen zu hoch geschraubt, keine Ahnung, aber irgendwie hat mir letztendlich doch etwas gefehlt. Ich hatte aber natürlich dennoch unheimlich viel Spaß beim Lesen und kann jedem nur ans Herz legen, Lily und Abelard und ihre einzigartige Liebesgeschichte kennenzulernen.

Fazit: Herzerwärmend, echt, witzig und romantisch. Ein wundervoller Roman über zwei ganz besondere Menschen und eine außergewöhnliche Liebe!
Laura Creedle ist mit „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ ein sehr berührendes und kluges Jugendbuch-Debüt gelungen, in welchem sie auf eine einfühlsame und authentische Weise einen tollen Einblick in das Leben eines Teenagers mit ADHS gibt und viele weitere wichtige Themen behandelt wie die erste Liebe, Legasthenie, Asperger, Freundschaft und Familie. Die Erzählung steckt voller Herzlichkeit und Leichtigkeit und ist ergreifend und unterhaltsam zugleich. Ich bin begeistert und kann „Die Liebesbriefe von Abelard und Lily“ jedem wärmstens empfehlen. Von mir gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Spannend, unterhaltsam, überraschend tiefgründig und außergewöhnlich.

Das Camp der Unbegabten
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Da mich Boris Koch vor einigen Jahren mit seinem Kinderbuch „Die Mondschatzjäger“ hellauf begeistern konnte, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von seinem neuem Jugendroman „Das ...

Da mich Boris Koch vor einigen Jahren mit seinem Kinderbuch „Die Mondschatzjäger“ hellauf begeistern konnte, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von seinem neuem Jugendroman „Das Camp der Unbegabten“ hörte. Titel, Cover und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb. Für mich stand daher sehr schnell fest, dass ich das Buch unbedingt lesen muss.

Bjarne würde alles dafür tun, dass sich endlich eine übernatürliche Begabung bei ihm zeigt. Am liebsten würde fliegen können, davon träumt er schon seit langem. Da es die Theorie gibt, dass eine Begabung in einem erwacht, wenn man sie ganz dringend benötigt, kommt ihm eine wahre Schnapsidee. Gemeinsam mit seinem besten Freund Luca springt Bjarne von einer hohen Brücke, in der Hoffnung, dass dieser Sturz in die Tiefe die Fähigkeit fliegen zu können in ihm freisetzt. Das Ergebnis ist für Bjarne allerdings wenig zufriedenstellend. Er selbst hat nun einen gebrochenen Fuß und keine Begabung. Luca ist ohne Verletzung davongekommen, besitzt dafür nun aber eine übernatürliche Fähigkeit und lebt somit fortan in der angesehenen Welt der Superhelden. Bjarne wiederum landet nach einem erneuten misslungenen Versuch, seine Traumbegabung aus ihm herauszukritzeln, in einem Camp für Unbegabte. Ein Sommer voller Herausforderungen, Chaos und Abenteuer erwartet ihn.

Irgendwie war das Buch ziemlich anders als von mir erwartet. Im Nachhinein kann ich tatsächlich gar nicht mehr sagen, mit was genau ich eigentlich gerechnet hatte, aber es war auf jeden Fall nicht das, was ich hier zu lesen bekommen habe. Vor allem der Aspekt, dass die Handlung ausgesprochen tiefsinnig ist und viele wichtige Themen und bedeutsame Messages vermittelt, hat mich sehr positiv überrascht.
Bei das „Das Camp der Unbegabten“ handelt es sich wahrlich nicht um eine gewöhnliche Abenteuergeschichte mit ganz viel Spannung, Spaß und Superheldencharme. Gleich zu Beginn wird einem als Leser*in mehr als deutlich, dass viel mehr in diesem Buch steckt.

Bjarne, aus dessen Sicht wir alles in der dritten Person erfahren, lebt in einer Welt, die sich von der unseren kaum unterscheidet. Bis auf die Tatsache, dass in ihr übernatürliche Begabungen existieren, richtige Superheldenkräfte. Als unbedingt nützlich kann man sie zwar nicht alle bezeichnen, aber egal, Hauptsache ist, dass man überhaupt eine Fähigkeit hat und dank dieser ein Leben wie ein echter Star führen kann, mit jeder Menge Ruhm, Ehre, Reichtum und zahlreicher Follower auf Social Media.

Boris Koch greift in seinem neuen Jugendroman ab 12 Jahren viele brisante Fragen und aktuelle Themen auf: Was macht einen Menschen eigentlich aus? Ist man als Mensch weniger wertvoll, wenn man einfach nur Durchschnitt ist? Was bedeutet Freundschaft? Welche Wirkung kann Instagram und Co. auf uns Menschen haben und welchen Einfluss können Influencer auf ihre Follower ausüben?

Ohne mahnend den Zeigefinger zu erheben und wunderbar verpackt in einer fantasievollen und abenteuerlichen Anti-Superhelden-Geschichte setzt sich der Autor mit all diesen Dingen auseinander. Die Handlung gewinnt dadurch sehr an Tiefe und Ernsthaftigkeit und regt zum Nachdenken an. Gleichzeitig ist sie aber auch sehr humorvoll und fesselnd geschrieben und kann mit lauter überraschenden Wendungen und zahlreichen actionreichen Szenen aufwarten, sodass die amüsanten Momente und das eifrige Mitfiebern eindeutig nicht zu kurz kommen.
Mir hat diese originelle Mischung aus Fantasy, Realität, Witz und Spannung überaus gut gefallen, muss allerdings sagen, dass mir letztendlich dann doch etwas gefehlt hat. Mir persönlich hat es ein kleines bisschen zu lange gedauert, bis die Story so richtig in Fahrt kommt und irgendwie wollte bei mir dieser letzte Funke nicht komplett übersprungen. Klasse finde ich das Buch aber dennoch, zweifellos. Bezüglich der Handlung mag ich nicht vollends überzeugt sein, dafür aber konnte der Autor mit den Charakteren und dem Setting auf ganzer Linie bei mir punkten.

Unser Romandheld Bjarne war mir vom ersten Moment an sympathisch und dank der anschaulichen und authentischen Darstellung seiner Gefühls- und Gedankenwelt konnte ich mich jederzeit mühelos in ihn hineinversetzen. Ich habe seinen Wunsch, fliegen zu können und seine Enttäuschung darüber, dass sich seine Wunschbegabung einfach nicht bei ihm blicken lassen möchte, nur zu gut nachvollziehen können und für seine Entschlossenheit und Beharrlichkeit habe ich ihn richtig bewundert. Bjarne versucht wirklich alles, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Er geht sogar auf den Vorschlag seiner Mutter ein, sich monoclorisch zu ernähren, was heißt, an einem Tag nur eine bestimmte Farbe zu essen.
Die ganzen verrückten Theorien haben mich des öfteren sehr schmunzeln lassen, zugleich haben sie mich aber auch traurig und fassungslos gestimmt. Ich fand es so schade zu sehen, dass sich Bjarne als ein solcher Verlierer und langweiliger Normalo ansieht. Mitzuerleben, wie er sich selbst so unter Druck setzt und auch vonseiten seiner Eltern unweigerlich belastet wird, hat mich richtig mitleiden lassen. Da in der Welt, in der die drei leben, aber nur die Menschen wirklich wertvoll zu sein scheinen, die eine Superheldenkraft besitzen, habe ich ihr Verhalten und Denken nur als realistisch empfunden.
Bei den weiteren Figuren schaut dies ganz genauso aus, auch deren Auftreten und Agieren fand ich vollkommen glaubhaft dargestellt. Da hätten wir zum Beispiel Bjarnes besten Freund Luca, der sich aufgrund seines neuen Lebens als Stars ziemlich verändern wird, oder das Mädchen Sia, die davon träumt, sich unsichtbar machen zu können.

Hinsichtlich des Settings hat mich ungeheuer gefreut, dass das Camp, in welchem wir uns den größten Teil des Buches über aufhalten, ein richtig cooles Internatsfeeling versprüht. Das Camp mit seinen verschiedenen Häusern wird echt toll beschrieben und die zahlreichen Wettkämpfe, die veranstaltet werden, sorgen für jede Menge Action und Spannung.

Im Verlauf der Handlung bekommen wir es sogar noch mit einer aufregenden Entführungsgeschichte zu tun, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Da sich zudem der Schreibstil angenehm flüssig und leicht liest und die Kapitel eine optimale Länge haben, hat man, ehe man es sich versieht, dass Buch auch schon wieder beendet. Ich zumindest habe es innerhalb kurzer Zeit durchgelesen.

Da das Ende abgeschlossen ist, gehe ich sehr davon aus, dass es sich bei „Das Camp der Unbegabten“ um einen Einzelband handelt. Potenzial für eine Fortsetzung wäre jedoch durchaus vorhanden. Na, lassen wir uns überraschen, ob es noch ein Wiedersehen mit Bjarne und Co. geben wird.

Fazit: Boris Koch hat mit „Das Camp der Unbegabten“ ein außergewöhnliches Jugendbuch aufs Papier gebracht, mit welchem er mir tolle Lesestunden bereiten konnte. Die Geschichte ist unterhaltsam und überraschend tiefgründig zugleich, sie ist packend und humorvoll geschrieben und vermittelt so einige wichtige Botschaften und Aussagen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen, allerdings hat es mir für 5 Sterne letztendlich dann doch nicht gereicht. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

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