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Veröffentlicht am 30.05.2021

Wie viel Leid kann ein einzelner Mensch ertragen?

Ein neuer Himmel
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Seit der Reichskristallnacht im November 1938 haben sich die gewalttätigen Übergriffe gegen Juden verschärft. Erst hat Hannah Rosenberg ihre Arbeit als Musiklehrerin verloren, dann wurde ihr auch noch ...

Seit der Reichskristallnacht im November 1938 haben sich die gewalttätigen Übergriffe gegen Juden verschärft. Erst hat Hannah Rosenberg ihre Arbeit als Musiklehrerin verloren, dann wurde ihr auch noch die Wohnung gekündigt. Auf Drängen ihrer mütterlichen Freundin Agnes verlässt Hannah Berlin, gemeinsam mit ihrer 3jährigen Tochter Melina. Im Gepäck hat sie die Adresse einer Franziska Berger in Erlenthal, einem kleinen Dorf in der Nähe von Würzburg, wo sie nach Aussage ihrer Freundin Agnes Arbeit und Unterkunft finden kann. Leider ist Frau Berger verstorben und ihr Sohn hat den Hof verkauft.

Die Gastwirtin aus Erlenthal rät Hannah auf dem Sandnerhof nach Arbeit zu fragen, wo man sie tatsächlich mit offenen Armen aufnimmt.

Die Sandners wissen um Hannahs Abstammung und sie versuchen so gut es geht nach außen hin zu verbergen, dass auf ihrem Hof eine Jüdin mit ihrer Tochter lebt. Das gelingt auch weitestgehend, aber auch auf dem abgeschiedenen Hof sind die Beiden nur eine bestimmte Zeit lang sicher, denn der neue Bürgermeister ist ein Nationalsozialist.

Seit seiner Trennung von Hannah legt Rechtsanwalt Dr. Peter Hagen eine steile Karriere im Reichssicherheitshauptamt hin. Während Hannah und Melina sich auf dem Sandnerhof vor dem immer größer werdenden Judenhass verstecken, arbeitet er sich bis zum Leiter des Ressorts „Enteignungen von Juden“ hoch. Er ist für die „Umsiedlung“ ins Vorzeige-Ghetto Theresienstadt zuständig und weiß lange Zeit nicht, was (dort) tatsächlich mit den Juden passiert, die ihres Hab und Guts enteignet wurden.

Manchmal denkt er noch an Hannah und fragt sich, wie es ihr wohl in den letzten 3 Jahren ergangen sein mag. Da die Trennung und Hannahs Schwangerschaft sich überschnitten haben, weiß er nichts davon, dass er eine Tochter hat.

Die Jahre vergehen und sowohl Hannah und Melina, als auch Peter, werden in einen Krieg hineingezogen, der an Grausamkeit nicht zu überbieten ist; nur stehen diese Menschen auf unterschiedlichen Seiten. Leider merkt Peter erst viel zu spät, dass er einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist……

„Ein neuer Himmel“ ist der Auftaktroman zur „Eine neue Hoffnung“-Reihe und gleichzeitig das Debüt der Schriftstellerin Margit Steinborn. Auf 464 Seiten, aufgeteilt in 2 Teile und 110 Kapitel, umfass die Geschichte die Jahre 1932 bis 1952.

Hannah erlebt am eigenen Leibe, wie es Juden ab dem Jahr 1938 erging. Sie verliert ihre Arbeit, ihre Wohnung und letztendlich flüchtet sie mit ihrer kleinen Tochter aus ihrer Heimat Berlin, um auf dem Sandnerhof in Erlenthal erleben zu dürfen, dass es doch noch Menschlichkeit gibt.

Sie finden auf dem Sandnerhof ein neues Zuhause und in Friedrich und Klara Sandner sowie Konrad, Annie, Maria, Hans und David eine neue Familie und in Pfarrer Simon Petersen einen Freund und Unterstützer. Aber auch sie können Hannah nicht den ganzen Krieg hindurch verstecken und so kommt der Tag, an dem Hannah und Melina den Sandnerhof verlassen müssen. Ich möchte hier nicht spoilern, deswegen schreibe ich nichts darüber, was den Beiden dann widerfahren ist, ich fand es stellenweise sehr schwer zu ertragen.

Hannah und Melina sowie all die anderen Menschen auf dem Sandnerhof haben von Anfang an meine Sympathie. Sie leben Menschlichkeit und reden nicht nur davon. Ihnen macht der Krieg schwer zu schaffen, denn die männlichen Familienmitglieder müssen an die Front und ob sie wieder nach Hause kommen, ist offen……

Dr. Peter Hagen erlebt die Zeit nach 1938 aus der Sicht eines angesehenen Juristen der Berliner Gesellschaft. Tatsächlich hat er sich von Hannah getrennt, da es seinem Ansehen, vor allen Dingen aber seiner beruflichen Karriere, geschadet hätte, mit einer Jüdin liiert zu sein. Natürlich muss ein guter deutscher Jurist auch eine deutsche Frau heiraten. Seine große Liebe ist Clarissa jedoch nicht.

Dr. Peter Hagen ist mir jetzt nicht vollkommen unsympathisch. Nein, er hat ein paar gute Charakterzüge, die er aber lange Zeit versteckt. Bei Menschen wie ihm, die direkt an der Basis gearbeitet haben, frage ich mich ob es tatsächlich sein kann, dass man von all den Greueltaten, die durch die Nazis an den Juden begangen wurden, nichts mitbekommen haben kann. Ich kann seine Handlungen nicht entschuldigen, er bekommt irgendwann noch die Kurve – leider aber zu spät.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht zu lesen. Ich habe schon viele Romane über die Zeit des Nationalsozialismus gelesen, das Thema ist ja nicht neu und schon gar nicht für jemanden mit deutscher Herkunft, aber die Geschichte von Hannah und Melina, so wie sie von Margit Steinborn erzählt wird, hat mich wirklich tief berührt.

Das Buch erzählt – neben den Gräueltaten der Nazis – auch von Liebe, Menschlichkeit, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft.

Der geschichtliche Hintergrund der schwärzesten Zeit Deutschlands wird nahtlos mit den Schicksalen verschiedener Menschen verknüpft. Vom Beginn der Judenvertreibung über die „Auslöschung nicht lebenswerten Lebens“ bis hin zur „Endlösung“ werden die Ziele der Nazis in die Geschichte integriert. Besonders die Beschreibungen im Inneren der Konzentrationslager haben mich oft innehalten lassen um mich zu fragen, wie man so etwas ertragen kann. Ich stelle mir aber auch oft die Frage, wie Menschen ihren Mitmenschen so etwas antun können. Es ist ja nicht so, dass die Aufseher in den KZs nur Befehle ausgeführt haben, in den meisten Fällen haben sie diesen Hass gegen die Juden tatsächlich gelebt. Für mich unvorstellbar.

Da es einen 2. Teil gibt, war von vorne herein klar, dass Hannah und Melina die Nazi-Zeit überleben werden, die Schäden an ihren Körpern und ihren Seelen sind jedoch sicherlich nicht so ohne weiteres wieder zu reparieren. Ich bin gespannt, wie es ihnen nach dem Krieg ergeht.

Manche Bücher bringen etwas in mir zum klingen und bleiben lange im Gedächtnis. Dieser Debütroman von Margit Steinborn gehört ganz sicher dazu und ich freue mich auf die Fortsetzung, die schon auf meinem eBook-Reader darauf wartet, gelesen zu werden.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Hinter den kleinen Dingen – Existentielle Verse aus dem Alltag heraus

Hinter den kleinen Dingen
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Wer sich, wie ich, gerade in einer schwierigen Zeit befindet, der wird sich in dem einen oder anderen Gedicht aus dem vorliegenden Buch ganz sicher wiederfinden.

Ich mag Gedichte, genau wie Lieder, die ...

Wer sich, wie ich, gerade in einer schwierigen Zeit befindet, der wird sich in dem einen oder anderen Gedicht aus dem vorliegenden Buch ganz sicher wiederfinden.

Ich mag Gedichte, genau wie Lieder, die das ausdrücken, was ich nicht in Worte zu fassen vermag.

Die Definition des Wortes „Gedicht“ lautet: Ein Gedicht ist eine bestimmte Art von Text, der Gefühle und Gedanken ausdrückt. Genau das hat die Autorin Daniela Heinen auf 56 Seiten geschafft – sie hat ihre Gefühle und Gedanken ausgedrückt und das auf eine sehr schöne und ansprechende Art und Weise.

Welche Gedichte mir gefallen, ist abhängig von meiner Tagesform. Aktuell mag ich dieses hier am liebsten:

Wir sind viele Jahre
ganz selbstverständlich
gemeinsam
ins gleiche
Abteil
eingestiegen
und haben
nebeneinander
sitzend
die Reise
bestritten

Heute bietest du mir
kaum mehr den
Stehplatz
vor der offenen
Abteiltür an


Daniela Heinen schreibt Gedichte über Gefühle, sie schreibt an ihre Kinder, sie befasst sich mit Corona, Sehnsucht, Liebe, vergangener Liebe, Wandlungen und vertanen Chancen, ebenso aber auch mit Politik, Autismus und verlorenen Träumen. Sie tut dies schnörkellos und ohne Punkt und Komma. Manchmal nur in wenigen Zeilen, manchmal über mehrere Strophen.

Ganz herzlich möchte ich mich für diesen kleinen Lyrikband bei Dir, liebe Daniela Heinen, bedanken. Hör nicht auf Deine Gedanken nieder zu schreiben, ich empfinde dieses bodenständige als so wertvoll, in einer Zeit, in der Gefühle nicht mehr (oft) gezeigt werden.

Ich habe dieses kleine Buch seit einiger Zeit auf meinem Schreibtisch liegen und ich stöbere jeden Tag darin.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Belgien – Niederlande – Deutschland zwischen 1906 und 1929

Die Tierärztin - Große Träume
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Nellie (Cornelia Van der Heyden) und Phipps (Philipp De Groot) sind Nachbarskinder, sie stehen sich jedoch näher als es Geschwister manchmal tun.

Nellie sammelte schon immer Vögel mit gebrochenen Flügeln ...

Nellie (Cornelia Van der Heyden) und Phipps (Philipp De Groot) sind Nachbarskinder, sie stehen sich jedoch näher als es Geschwister manchmal tun.

Nellie sammelte schon immer Vögel mit gebrochenen Flügeln ein und behandelte räudige Katzen und Hunde mit selbstgemachter Ringelblumensalbe. Ihr größter Traum ist es Tiermedizin zu studieren und als Tierärztin arbeiten zu können.

Phipps ist Sohn eines Tierarztes und von ihm wird erwartet, dass er in die Fußstapfen seines Vaters tritt und später einmal die väterliche Tierarztpraxis übernimmt. Nichts liegt Phipps jedoch ferner – er hat seine Leidenschaft an anderer Stelle gefunden; er liebt es, Geige zu spielen. Sein größter Traum ist es Musik zu studieren und als Musiker arbeiten zu können.

Beiden ist dieser Weg verschlossen. Für Nellie ist es als Frau zur damaligen Zeit unmöglich Tiermedizin zu studieren, und von Phipps wird erwartet, dass er Tierarzt wird, egal was er selbst gerne möchte. Die beiden finden jedoch einen Weg, ihren Träumen ein Stück näher zu kommen.

Nach dem Abitur wechselt Phipps an die Universität von Utrecht/Niederlande um Tiermedizin zu studieren, während Nellie in der gleichen Stadt die St. Elisabeth School, eine hauswirtschaftlich orientierte Mädchenschule, besuchen soll. Die Beiden treffen sich ein mal in der Woche und Nellie eignet sich das komplette Wissen des Tiermedizin-Studiums an, während Phipps seine musikalischen Fertigkeiten verbessert.

Nach dem Studium/der Schulausbildung kehren die beiden in ihr Heimatdorf Ledegem zurück. Für Nellies Mutter gibt es jetzt nur noch einen Weg, den ihre Tochter gehen muss – sie muss, so schnell es geht, heiraten. Aber auch Phipps soll sich nicht mehr so lange Zeit lassen, denn er braucht eine Frau an seiner Seite, wenn er die väterliche Praxis übernehmen soll. Die Beiden lieben sich nicht, aber sie sind sich sehr zugetan und deswegen heiraten sie. Sie schließen eine Zweckehe mit dem Versprechen, dass sie sich freigeben, sollte die Situation es irgendwann erfordern.

Dann bricht der Erste Weltkrieg aus und Phipps muss als Heeresveterinär an die Front, während Nellie zu Hause die wenigen Tiere der Bauern behandelt, die nicht von den Besatzern rekrutiert wurden. Sie handelt jedoch ohne Wissen und Einverständnis ihres Schwiegervaters, denn noch immer wird es nicht akzeptiert, dass eine Frau den Beruf des Veterinärs ausübt.

Bei einer ihrer Fahrten ins besetzte Kortrjik lernt sie den deutschen Leutnant Walter von Prednitz kennen, dessen Pferd sich bei einem Aufklärungsritt eine tiefe Wunde zugezogen hat. Er erzählt ihr von seiner Schwester, die als eine der ersten Frauen in Deutschland das Studium der Tiermedizin absolviert und bestanden hat.

Als der Krieg vorbei ist, bittet Phipps Nellie, ihn freizugeben, damit er nun endlich seinen Traum verwirklichen kann. Nellie gibt ihn frei und reist nach Berlin, um dort – zusammen mit Maria von Prednitz – ihren eigenen Traum zu verwirklichen ……..



„Die Tierärztin – Große Träume“ ist der 1. Teil der Tierärztin-Saga aus der Feder der Autorin Sarah Lark. Mit 547 Seiten ist das Werk sehr umfangreich und ich war am Anfang ein wenig skeptisch, ob das für einen 1. Teil nicht zu viel sein könnte – nein, war es nicht, zumindest nicht für meine Auffassung.
Die Autorin hat mit Nellie (Cornelia Van der Heyden) und Phipps (Philipp De Groot) zwei wirklich sehr authentische und liebenswerte Charaktere erschaffen.
Nellie ist eine von diesen starken Frauen, die sich - schon lange vor unserer heutigen Zeit – nicht von ihrem Weg haben abbringen lassen. Sie „studiert“ Tiermedizin, übt den Beruf weit besser aus als ihr Mann, der dafür ein abgeschlossenes Studium in der Tasche hat und sie lässt sich auch während des Krieges nicht davon abbringen zu tun, was ihre größte Freude ist – auch wenn das bedeutet, die Tiere der Besatzer zu behandeln und sich damit (nicht nur!) den Zorn der Eltern/Schwiegereltern zuzuziehen.
Phipps gehört eher zu den weichen Menschen. Er geht vielen Unannehmlichkeiten aus dem Weg, er tut das, was seine Familie von ihm erwartet, aber er nimmt damit auch in Kauf, unglücklich zu sein. Die Ehe mit Nellie ermöglicht ihm, nach außen hin den Schein zu wahren.
Auch Walter von Prednitz und seine Schwester Maria hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei mir. Walter ist einfach ein sympathischer Mann. Auch wenn er als Deutscher und Nellie als Belgierin im Krieg auf verschiedenen Seiten stehen, behandelt er Nellie stets mit Respekt und Achtung. Er spielt auch nach dem Krieg noch eine bedeutende Rolle in Nellies Leben.
Maria ist ein sehr schwieriger Charakter, sie leidet unter einer Autismus-Spektrum-Störung, was das Zusammenleben und -Arbeiten mit ihr nicht sehr einfach gestaltet. Stets muss auf ihre Befindlichkeiten Rücksicht genommen werden. Aufgrund ihrer Besonderheit und ihrer Liebenswürdigkeit habe ich Maria tief in mein Herz geschlossen. Die vielen anderen Charaktere, die in dieser Geschichte noch mitspielen, wurden ebenso realistisch dargestellt und waren mir mehr oder weniger sympathisch.
Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und gut zu lesen und die Geschichte hat mich so fasziniert, dass ich das Buch in kurzer Zeit regelrecht inhaliert habe (lediglich die Rezension zu schreiben hat dann doch etwas mehr Zeit gebraucht).
Auch wenn mir zum Ende hin die Gräfin von Albrechts ein klein wenig auf die Nerven gegangen ist, habe ich dieses Buch wirklich bis zur letzten Seite hin genossen und ich freue mich sehr auf die Fortsetzung „Die Tierärztin – Voller Hoffnung“, die am 30.09.2021 erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

War es Mord, Selbstmord oder einfach nur ein Unfall?

Die Frau vom Strand
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Rebecca und Lucy, die seit 6 Jahren verheiratet sind, wohnen seit etwas mehr als 1 Jahr in ihrem Haus im Ostseebad Rerik.

Lucy abeitet als Softwareentwicklerin und ist nur mittwochs und an den Wochenenden ...

Rebecca und Lucy, die seit 6 Jahren verheiratet sind, wohnen seit etwas mehr als 1 Jahr in ihrem Haus im Ostseebad Rerik.

Lucy abeitet als Softwareentwicklerin und ist nur mittwochs und an den Wochenenden in Rerik, an den anderen Tagen wohnt sie in der Hamburger Wohnung, nahe ihres Arbeitsplatzes.

Rebecca ist gelernte Physiotherapeutin, ist jedoch gerade in Elternzeit, weil ihr Wunsch nach einem eigenen Kind vor 5 Monaten endlich in Erfüllung gegangen ist. Obwohl Rebecca die Zeit mit der kleinen Greta genießt und die Ruhe dringend braucht, scheint sie irgendwie doch auch einsam zu sein. Am Strand lernt sie Julia kennen und hilft ihr aus einer peinlichen Situation. In den nächsten Tagen verbringen die beiden Frauen viel Zeit miteinander. Rebecca weiß, dass am kommenden Wochenende Lucy ihre beiden Freunde und Geschäftspartner Finn und Priska Hofmeister zum Essen eingeladen hat und so lädt sie Julia spontan ein, ebenfalls zu kommen.

Julia kommt jedoch nicht, meldet sich aber auch nicht, so dass Rebecca glaubt, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Sie sucht jeden Fleck in Rerik nach ihrer neuen Freundin ab und die Wahrheit, auf die sie bei ihrer Suche stößt, offenbart ihr, dass es diese Julia gar nicht gibt. Niemand hat die Frau gesehen. Es sieht so aus, als ob sich jemand ganz gezielt ihr Vertrauen erschlichen hat und dann wieder untergetaucht ist.

Kurz darauf wird am Fuße der Steilküste eine Frauenleiche entdeckt.
Es handelt sich dabei jedoch nicht um Julia ….

Edda Timm und den Kollegen von der Kripo Rostock stellen sich beim Anblick des Fundortes drei Fragen: Ist die Tote unglücklicherweise abgestürzt, aus eigenem Antrieb über die Klippe gesprungen oder eventuell sogar gestürzt worden?

Nach ihrer eigenen Aussage ist Edda ein Nussknacker – sie knackt jedes Rätsel; bei Computerspielen genauso wie in ihrem Job.


„Die Frau am Strand“ ist das neueste Werk der Autorin Petra Johann. Ich habe bisher jeden ihrer Kriminalromane gelesen, alle sind in meinen Augen überdurchschnittlich gut und und deswegen waren meine Erwartungen an dieses Buch recht hoch. Die Autorin hat mich aber auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, dessen Sinn sich erst am Ende des Buches erschließt. Es handelt sich um die letzten Gedanken einer sterbenden Person; der Person, die tot am Fuße der Klippen gefunden wurde.

Dann beginnt Rebecca damit, rückwirkend die Geschichte zu erzählen. Rebecca hat die direkte Anrede gewählt – sie spricht direkt zu mir, so als wenn mir eine Freundin eine Begebenheit aus ihrem Leben erzählen würde. Sie erzählt von ihrer Frau Lucy und der kleinen Greta, wie sie Julia kennengelernt hat und sie anschließend fieberhaft sucht und so wird der Leser aus 1. Hand informiert und direkt ins Geschehen eingesogen. Die Erzählung Rebeccas endet vorerst an der Stelle, an der die Kriminalkommissarin Edda Timm in die Geschichte involviert wird – und zwar mit dem Fund der Leiche am Fuße des Steilufers. Von diesem Moment an erzählt eine außenstehende dritte Person und beleuchtet die Ermittlungen und die damit zusammenhängenden Fortschritte von Edda und ihrem Team. Ganz kurz vor der finalen Auflösung des Falles übernimmt Rebecca wieder das Wort und erzählt erneut aus ihrer Sicht und wieder direkt an den Leser gewandt, was sich wirklich zugetragen hat. Für mich war diese Erzählweise neu. In all den Büchern, die ich schon gelesen habe, wurde ich – zumindest nicht wissentlich - noch niemals direkt von einem Protagonisten angesprochen, was für mich das Leseerlebnis schon mal außergewöhnlich machte.

Einen Punkt muss ich der Autorin zu Gute halten: Ihre Ermittlerin Edda Timm hat zwar auch ihre Macken und Nauben (Schrullen und Launen), sie trägt aber keinen Sack voller Dämonen mit sich, die im Laufe der Geschichte den Fall zu einer persönlichen Sache werden lassen. Vielen Dank dafür!!

Die Anzahl der handelnden Personen ist überschaubar und alle Personen werden realistisch dargestellt.

Lucy ist die Behütende, sie sorgt sich um ihre Frau Rebecca, möchte immer jedem alles recht machen und auch ihr Freund und Geschäftspartner Finn Hofmeister kann sich in jeder Lebenslage auf Lucy verlassen.

Rebecca leidet seit einigen Monaten an Depressionen, weswegen sie mit ihrer Frau Lucy und Greta nach Rerik gezogen ist. Dort genießt sie die Stille, kann ihrer Tochter die ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, fühlt sich aber scheinbar doch im tiefsten Inneren einsam, sonst hätte sie sich nicht so gedankenlos auf Julia eingelassen. Diese Begegnung wird sie noch bereuen, das merkt sie aber viel zu spät.

Bei Edda Timm scheiden sich die Meinungen. Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Sie behandelt ihre Kollegen von oben herab, fühlt sich als etwas besseres, ist pedantisch, übergenau und verbissen – aus meiner Sicht ist es aber genau das, was gute Polizeiarbeit braucht, um einen Fall aufzulösen. Aber auch eine Edda ist nicht unfehlbar, weswegen sie ab und zu einen Ex-Kollegen zum Gedankenaustausch hinzuzieht.

Die Autorin schafft es, von Anfang an Spannung in den Fall zu bringen und diese auch bis zum Schluss zu halten. Als Leser ist es mir die ganze Zeit über unmöglich, den Täter zu benennen, der kristallisiert sich tatsächlich erst zum Ende des Buches heraus. Auch wenn der Kreis der handelnden Personen überschaubar ist, ist der Täter tatsächlich nicht greifbar.

Das Buch umfasst 458 Seiten und ist in 4 Teile eingeteilt. Teil 1 und Teil 4 sind den Erzählungen von Rebecca zugeordnet, Teil 2 und Teil 3 beziehen sich auf die Ermittlungen von Edda und ihrem Team und umfassen die Wochentage Donnerstag bis Sonntag.

Für mich war auch das wieder ein tolles Buch der Autorin Petra Johann. Ich hadere jedoch nur ein klein wenig mit der vom Verlag vorgenommenen Einteilung als „Thriller“. Für mich liegt der Schwerpunkt des Buches eindeutig auf der Ermittlungsarbeit, von daher ist es in meinen Augen eher ein Krimi als ein Thriller. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Die Geschiche der Poinsettia

Im Land der Weihnachtssterne (Die Weihnachtsstern-Saga 1)
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Stellas Mutter Inge ist vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Stella fühlt sich schuldig an ihrem Tod, da sie kurz vor dem Unfall miteinander gestritten haben. Bei Durchsicht von Inges Unterlagen ...

Stellas Mutter Inge ist vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Stella fühlt sich schuldig an ihrem Tod, da sie kurz vor dem Unfall miteinander gestritten haben. Bei Durchsicht von Inges Unterlagen fällt Stella eine Einladung in die Hände …. eine Einladung zum Poinsettia-Day in Kalifornien. Stella geht davon aus, dass die Absenderin der Einladung eine gute Freundin ihrer Mutter ist und als sie sie telefonisch über den Tod von Inge informiert, lädt Lizzy sie ein, nach Californien zu kommen um den kalifornischen Teil ihrer Familie kennenzulernen. Warum hat ihre Mutter ihr nicht erzählt, dass sie Verwandtschaft in Californien hat? Inge hat eigentlich nie etwas über ihre eigene Familie erzählt. Warum eigentlich nicht?

Um das herauszufinden nimmt Stella die Einladung von Lizzy an und fliegt für ein paar Tage nach Laguna Beach/LosAngeles, Kalifornien. Es ist ein kleiner Schock für Stella, herauszufinden, dass es sich bei Lizzy Licht um die Mutter von Inge handelt – also ihre Großmutter. Die Lichts züchten auch heute noch Poinsettia – Weihnachtssterne – genau wie Lizzys Eltern, Philipp und Felizitas, die diese Pflanze vor vielen Jahren entdeckt und kultiviert haben.

Während ihr Cousin Adam ihr die Gewächshäuser für die Zucht der Weihnachtssterne zeigt und auch sonst die Tage kurzweilig gestaltet, erfährt Stella von Lizzy, wie im Jahr 1910 alles begann, als die Familie Schönberger aus München in Kalifornien ein neues Leben beginnt. Aller Anfang ist schwer und so haben sie natürlich auch die ein oder andere Hürde zu überwinden, aber gemeinsam mit ihren neuen Nachbarn, der Familie Licht, die auch aus Deutschland ausgewandert sind, ist alles nur noch halb so schwer.

Philipp ist der Meinung, dass Feli zwar schön wie eine Blume ist, aber eben nur wie eine Gewächshauspflanze. Er traut ihr nicht zu, dass sie dem harten Leben in der Wildnis Kaliforniens gewachsen ist. Feli beweist ihm das Gegenteil, sie hilft ihm sogar dabei, die bisher unbekannte und wildlebende Pflanze Poinsettia zu kultivieren und unterstützt ihn beim Aufbau seiner Zucht. Philipps Traum ist es, aus einer bisherigen Schnittpflanze eine Topfpflanze zu züchten. Aber bis dahin ist es ein langer Weg – und mit seinen „Blumenträumen“ zieht Philipp sich mehr als ein Mal den Unmut seines Vaters zu, denn eigentlich verdient die Familie Licht ihren Lebensunterhalt durch Milchwirtschaft.

Schafft Philipp es, den Weihnachtsstern so zu kultivieren, dass er zukünftig an Weihnachten in allen Haushalten zu finden sein wird?

„Im Land der Weihnachtssterne“ ist eine fiktive Erzählung, die auf wahren Begebenheiten basiert, nämlich der Entdeckung der Poinsettia und ihrer anstrengenden Kultivierung, bis zu der Version, die wir heute kennen – dem Weihnachtsstern, der kurz vor Weihnachten seine grünen Blätter in ein sattes rot verfärbt.

Die Autorin verknüpft hier 2 Handlungsstränge miteinander. Einmal die Jahre 1910 – 1918, in denen der Leser die Geschichte von Feli und ihrer Familie verfolgt, die im Jahr 1910 von München nach Kalifornien ausgewandert sind und die Jahre ab 2005, in denen der Leser Stella zum Besuch ihrer bisher unbekannten Familienmitglieder in Laguna Beach begleitet, wo sie die Geschichte der 3 Generationen vor ihr erfährt.

Die Charaktere sind liebevoll und glaubwürdig ausgearbeitet, wobei ich Stella als ein wenig kühl empfinde. Die Familienverhältnisse im kalifornischen Teil der Familie sind auch nicht das, was sie auf den 1. Blick zu sein scheinen. In der Familie liegt einiges im Argen, aber Stella erfährt nicht die ganze Wahrheit, was sich dann im mir bereits vorliegenden 2. Teil der Weihnachtsstern-Saga auflösen wird.

Auf beiden Zeitebenen gibt es einige handelnden Personen und ich hätte mir besser zu Beginn einen Stammbaum gezeichnet, damit ich den Überblick nicht verliere. Wer also – wie ich – ein Problem damit hat, dass es mehrere Familien mit mehreren handelnden Charakteren gibt, der sollte sich gleich zu Anfang eine Übersicht aufbauen.

Die Autorin hat es hervorragend geschafft, eine wahre Begebenheit mit einer fiktiven Familiengeschichte zu vermischen und daraus einen ansprechenden historischen Roman entstehen zu lassen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und es entwickelt sich genau ausreichend Spannung, die einen immer weiterlesen lässt. Obwohl man als Leser natürlich weiß, wie die Sache ausgehen wird, ist es interessant zu lesen, wie sich Feli und Philipp entwickeln und wie sie – trotz der anfänglichen Abneigung – schlussendlich zueinander finden.

Natürlich fehlt in keinem der beiden Handlungsstränge die Romantik. Logischerweise haben sich im Vergangenheitsstrang Feli und Philipp als Paar gefunden, in der Gegenwart bandelt Stella mit ihrem Cousin Adam an, der in Wirklichkeit gar nicht ihr Cousin ist. Warum er das nicht ist, verrate ich hier natürlich nicht. Die dahinterstehende Wahrheit ist auch ein kleiner Schock für Stella.

Bei mir geht es jetzt gleich weiter mit Band 2 „Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne“.

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