Profilbild von Girdin

Girdin

Lesejury Star
offline

Girdin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Girdin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2021

.Geschickte Konstruktion und rundum gelungen

Mörderfinder – Die Spur der Mädchen
0

In seinem Thriller „Mörderfinder – Die Spur der Mädchen“ schickt Arno Strobel seinen Protagonisten Max Bischoff, den früheren Ermittler des Kriminalkommissariats 11 aus Düsseldorf, erneut auf die Fährte ...

In seinem Thriller „Mörderfinder – Die Spur der Mädchen“ schickt Arno Strobel seinen Protagonisten Max Bischoff, den früheren Ermittler des Kriminalkommissariats 11 aus Düsseldorf, erneut auf die Fährte eines Täters. Inzwischen verdingt der 33 Jahre alte Bischoff sich als Fallanalytiker der Polizeihochschule in Köln. Eines Tages wird er nach einer Vorlesung von dem Vater einer Tochter im Grundschulalter angesprochen. Das Mädchen verschwand vor sechs Jahren wie zwei weitere Kinder innerhalb eines kurzen Zeitraums. Der Vater behauptet, dass es Anzeichen für die Rückkehr seiner Tochter geben würde. Max sträubt sich zunehmend gegen die Übernahme des Falls, doch ihm wird bewusst, dass ein schnelles Handeln von Nöten ist, wenn er die gerade aktuell verschwundenen beiden Mädchen noch retten möchte.
Das Buch ist der Auftakt zu einer Serie rund um Max Bischoff. Daher hatte ich, ganz gleich wie spannend die Ermittlung wurde und wie sehr Bischoff sich immer tiefer in das Geschehen einbeziehen ließ, die Hoffnung, dass er auf jeden Fall überlebt. Doch zunächst einmal wurde es zunehmend spannen.
Bischoff kommt nicht umhin, den vor sechs Jahren mit den Ermittlungen beauftragten Kollegen aus Köln, Bernd Menkhoff, in die Ereignisse einzuweihen und erntet als nunmehr Externer nur Beschimpfungen. An ihm nagen Zweifel, ob er für die Aufklärung des Falls geeignet ist, er stellt sich selbst in Frage und weckte bei mir als Leserin die Befürchtung, dass er sich vom Fall zurückzieht. Dabei sind weder Bischoff noch Menkhoff für Leser von Strobel-Thrillern Unbekannte, da sie bereits in früheren Büchern des Autors leitende Ermittler waren. Die Kenntnis dieser Thriller ist aber für das Verständnis von „Mörderfinder“ nicht nötig. Aufgrund ihrer verschiedenen Meinungen war es anregend die beiden unterschiedlichen Figuren im Schlagabtausch zu erleben.
Arno Strobel versteht es nicht nur, von Beginn an Spannung aufzubauen, sondern auch, diese mühelos bis zum Schluss zu halten. Immer wieder fügt er kursiv gesetzte kurze Kapitel ein mit unbenannten handelnden Personen, die daher zum Mitdenken anregen, wessen Erlebnisse beschrieben werden. Manchmal erhält der Leser auf diese Weise einen kleinen Vorsprung zum Ermittler oder aber er glaubt, durch die eigene Entschlüsselung des Gelesenen einen Schritt weiter als Bischoff oder Menkhoff zu sein.
Gekonnt baut Arno Strobel seine Figuren so auf, dass sie dem Leser zwiespältig erscheinen, obwohl er aus Sicht der Ermittler für jede Handlung eine Begründung liefert. Derart ist der wahre Mörder schwer zu fassen. Das Thema von verschwundenen Mädchen empfinde ich als Leserin als besonders bewegend. Der Autor verknüpft die Aufklärung des Falls mit dem persönlichen Interesse der Ermittler daran und führt die Erzählung zu einem unerwarteten Ende mit Showdown und einer daraus resultierenden Folge, die vielleicht einige traurig stimmen wird.
Das Buch „Mörderfinder – Die Spur der Mädchen“ von Arno Strobel zog mich in seinen Bann bis zum Schluss. Die Kriminalhandlung mit den Fallermittlungen ist geschickt konstruiert und rundum gelungen und daher empfehle ich das Buch jedem Thrillerleser gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2021

Ein Liebesroman, der durch seine besondere Konstruktion auf verschiedenen Ebenen auffällt

Roman d’amour
0

Die gebürtige Französin Sylvie Schenk hat in ihrem Liebesroman „Roman d’amour“ zwei fiktive, tragische Liebesgeschichten ineinander verschachtelt. Ihre Protagonistin Charlotte Moire ist wie sie selbst ...

Die gebürtige Französin Sylvie Schenk hat in ihrem Liebesroman „Roman d’amour“ zwei fiktive, tragische Liebesgeschichten ineinander verschachtelt. Ihre Protagonistin Charlotte Moire ist wie sie selbst über 70 Jahre alt und Autorin. Charlotte erzählt die Geschichte aus der eigenen Perspektive. Ihr jüngstes Werk handelt über eine Affäre zwischen dem Lehrer Lew, der um die 50 Jahre alt ist, und der ein paar Jahre älteren Klara, einer Schuldirektorin. Der eher unbekannte Literaturpreis „Kaskade“ soll ihr für den Roman verliehen werden. Charlotte ist allerdings die Begründung für die Verleihung nicht bekannt.

Wenige Stunden vor dem Überreichen des Preises möchte die Journalistin Sittich ein Interview für einen Radiobeitrag am nächsten mit ihr führen. Dem hat sie zugestimmt, aber sie will auf jeden Fall dabei nicht offenbaren, dass sie selbst eine ähnliche Geschichte vor mehr als zwanzig Jahren erlebt hat. Doch die Journalistin ist unerwartet gut vorbereitet und stellt ihre Fragen zunehmend hintergründig. Immer wieder gleiten die Gedanken von Charlotte bei ihren Antworten in die Vergangenheit zu ihrem eigenen Ehebruch und tiefe Gefühle drängen ans Tageslicht. Dabei ist es nur eine Frage der Zeit, dass sie ins Stolpern gerät und Gegensteuern muss.

In kursiv gedruckten Abschnitten erhielt ich als Leserin Einblick in das, was Charlottes in Romanform ausgedrückt hat. Gegenüber der Journalistin bekam ich auf diese Weise den Vorteil, dass mir die Gedankengänge der Protagonistin die wahre Geschichte dahinter offenbarten. Unwillkürlich habe ich als Leserin aber auch vermutet, dass Sylvie Schenk eigenes Erlebtes hier verarbeitet hat, denn die Gefühle sind einfühlsam beschrieben und wirken authentisch und bewegend.

Im Interview scheut die Journalistin nicht davor zurück, den Ehebruch von Lew moralisch zu hinterfragen. Die Autorin schildert die Beziehung zwischen den Paaren eindringlich und nachvollziehbar. Der Roman überraschte mich weniger mit den Geschichten über die Liebe als vielmehr durch sein Verweben des Erzählten und dem Schlagabtausch mit der Journalistin, deren Interesse an den Hintergründen im Laufe der Zeit nicht nur beim Leser die Frage aufwirft, warum sie sich mit einer solchen Vehemenz dem Roman widmet.

„Roman d’amour“ von Sylvie Schenk ist ein Liebesroman, der durch seine besondere Konstruktion auf verschiedenen Ebenen auffällt. Die Geschichte wechselt zwischen einem Interview in der Gegenwart, Ausschnitten aus dem Roman den die Protagonistin geschrieben hat und deren Erinnerungen an das Selbsterlebte, das in die Erzählung eingeflossen ist. Auf ergreifende bewegende Weise zeigt sie die Leidenschaft, mit der Liebe gelebt werden kann. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.05.2021

Kleine Geheimnisse und unvorhersehbare Wendungen sorgen für eine unterhaltsame Lektüre

Wie Träume im Sommerwind
0

In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ stellt Katharina Herzog die Schwestern Clara und Emilia in den Mittelpunkt. Sie wachsen auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom auf. Bereits das Cover ließ mich ...

In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ stellt Katharina Herzog die Schwestern Clara und Emilia in den Mittelpunkt. Sie wachsen auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom auf. Bereits das Cover ließ mich als Leserin von Rosen, Sonne und Meer träumen, doch die Protagonistinnen haben einige Lebensstürme zu bewältigen.
Schon in ihrer Kindheit beteiligen beide sich an kleinen Tätigkeiten auf dem Hof rund um die Rosen, doch sie sind vom Charakter her verschieden. Clara ist fest mit ihrer Heimat verwurzelt und kann sich ein Leben jenseits des Rosenhofs nicht vorstellen. Aber Emilia, die drei Jahre jünger ist als ihre Schwester, fühlt sich eingeengt, versteht es bereits früh durch ihr Verhalten gelegentlich zu provozieren und möchte ihrem Berufswunsch als Parfumeurin nach Paris. Dort erreicht sie im Sommer 2019 die Nachricht, dass ihre Schwester einen schweren Autounfall hatte und im Koma liegt.

Emilia, die inzwischen 31 Jahre alt ist, reist so schnell wie möglich in die Heimat. Dort wird sie mit weiteren Hiobsbotschaften konfrontiert, die ihre Welt auf den Kopf stellen, denn ihre Eltern stehen kurz vor der Scheidung und der Rosenhof steuert auf die Insolvenz zu. Ein von Clara verstecktes Foto, welches Emilia durch Zufall findet, lässt sie ein Geheimnis dahinter vermuten, dass sie nach Kent in England führt. Auch sie selbst war nicht mit allem offen gegenüber ihrer Familie.

Der Nachbarssohn Josh ist seit der Jugendzeit für die Schwestern da. Emilia war immer eifersüchtig auf sein besonders gutes Verhältnis zu Clara, sie fühlte sich zurückgewiesen. Jetzt freut sie sich über seine Hilfe und spürt, dass auch ihn etwas bedrückt. Lange unterdrückte Gefühle ihm gegenüber drängen ans Tageslicht und neben ihrem ganzen Kummer fühlt sie sich nun auch in Sachen Liebe in einem Zwiespalt.

Katharina Herzog lässt ihre Geschichte auf zwei Zeitebenen spielen. Während Emilia aufgrund des Unfalls ihrer Schwester nach Hause zurückkehrt und damit beginnt, Geheimnisse aus der Vergangenheit aufzudecken, hatte ich die Möglichkeit an Claras Seite nach Kent ins Jahr 1999 zu reisen. In England verbringt sie die Sommerferien vor ihrer Ausbildung auf dem Hof bei einer Freundin der Mutter, deren Ehemann Gärtner ist. Immer wieder wechselt die Erzählung hierhin, denn dadurch klären sich im Laufe der Zeit einige Zusammenhänge. Unterdessen wurde ich in der Gegenwart am Schluss des vorigen Kapitels meist mit einem kleinen Cliffhanger zurückgelassen, was mich veranlasste, schnellst weiterzulesen.

Ihre Figuren hat die Autorin fest in der Hand und begrenzt sie auf eine überschaubare Anzahl. Sie gibt ihnen Gelegenheit ihr Verhalten zu überdenken und zu ändern. Die Sorgen und Ängste, aber auch die Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wendet sind realistisch dargestellt. Auf dem Rosenhof und in Kent dreht sich vieles um duftende Rosen, so dass man beinahe glaubt, den Geruch zwischen den Buchseiten wahrzunehmen. Zwischen den Zeilen ist die Begeisterung der Autorin für die Gärten von Südengland herauszulesen.

In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ zeigt Katharina Herzog, dass Träume nicht nur Schäume sein müssen. Auch ein Scheitern kann man akzeptieren und manchmal bildet sich daraus noch etwas Gutes. Kleine Geheimnisse, unvorhersehbare Wendungen, Liebe und Vertrauen begleiteten mich durch die Geschichte und sorgten für eine unterhaltsame Lektüre, die ich gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.05.2021

Eine abwechslungsreich gestaltete Erzählung, die nach dem Zweiten Weltkrieg spielt

Die Buchhändlerin
0

Ines Thorn nahm mich als Leserin in ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ mit in die Nachkriegszeit ins hessische Frankfurt. Das Buch ist der erste Teil einer mehrbändigen Serie, bei der Christa Schwertfeger ...

Ines Thorn nahm mich als Leserin in ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ mit in die Nachkriegszeit ins hessische Frankfurt. Das Buch ist der erste Teil einer mehrbändigen Serie, bei der Christa Schwertfeger die Protagonistin der Geschichte ist, der Titel nimmt Bezug auf sie. Als endlich die US-Armee die Stadt am Main Ende März 1945 befreit, ist Christa 18 Jahre alt und hat gerade ihr Notabitur bestanden. Sie träumt davon Literaturwissenschaft zu studieren, aber ihr ist bewusst, dass ihre konservativ denkende Mutter sie lieber wohlversorgt von einem Ehemann als Hausfrau und Mutter sehen würde. Ihr Vater ist noch nicht aus seinem Kriegseinsatz zurückgekehrt, sein jüngerer Bruder Martin führt die im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses in der Innenstadt gelegene Buchhandlung in dritter Generation weiter.

Vier Jahren vorher hat Christa erlebt, dass Martin von der Gestapo festgenommen und verurteilt wurde. Sie fühlt eine Mitschuld an diesem Umstand. Die Buchhandlung wurde schließlich enteignet, die Konfiszierung jetzt aber zurückgenommen. Christa nimmt sich der Arbeit in der Buchhandlung an, macht ihren Job sehr gerne, aber dennoch möchte sie ihren Traum vom Studium nicht aufgeben.

Ines Thorn greift in der Geschichte verschiedene Themen auf. Ihre Figuren erleben Hunger und Kälte, Leid und Not, gewinnen aber auch zunehmend an Lebensfreude. Viele Männer kehrten vom militärischen Einsatz nicht wieder, Frauen engagierten sich im Beruf, aber die Ansicht, dass sie keine Ausbildung benötigten, weil sie bald heiraten und Kinder bekommen würden, war verbreitet. Christa ist eine selbstbewusste Frau, die nach Möglichkeiten sucht, den von ihr gewünschten Weg zu gehen und Hindernisse beiseite zu räumen, auch wenn sie gelegentlich mit ihrer Art und Weise aneckt. Jedoch muss sie aufgrund der geltenden Verhaltensmuster und Konventionen auch mit einigen Rückschläge zurechtkommen. Als Leserin begleitete ich Christa bis zum Jahr 1949.

Die Autorin zeigt anhand ihrer Figuren, wie vielfältig Partnerschaften damals sein konnten und welche Schwierigkeiten es gab, die Liebe frei zu leben. Eine Buchhandlung wird zum Handlungsort mancher wichtigen Geschehnisse in diesem Roman. Man spürt das Wissen um und die Liebe zu den Büchern, die die Autorin als gelernte Buchhändlerin in die Geschichte einfließen lässt. Einen breiteren Raum gewährt sie dabei auch der Lyrik. Ines Thorn kleidet das Unternehmen und Christas beruflichen Weg in die Geschichte des Literaturbetriebs ein. Verlage nahmen nach dem Krieg ihre Tätigkeit wieder auf und es gründeten sich neue; 1949 fand die erste Buchmesse statt. Autoren und ihre Bücher, Filme und Musik vermitteln einen Eindruck der erwachenden kulturellen Vielfalt.

Ines Thorn hat mit ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ eine abwechslungsreich gestaltete, unterhaltsame Erzählung geschrieben, die den Sound der Zeit nach dem Krieg aufgreift und auf die Welt der Bücher fokussiert. Daneben bindet sie weitere wichtige Themen ein, die die Menschen damals bewegten. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung und freue mich auf die Fortsetzung, die in den 1950ern spielen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2021

Zwei starke Frauen kämpfen in den 1970ern für die Gleichberechtigung

Freiflug
1

Der Prolog in Christine Drews Roman „Freiflug“ beschreibt den tödlichen Unfall der gerade erst 25 Jahre alten Rita Maiburg, der ersten Linienflugkapitänin der Welt. Dieser Anfang sorgte für einen furiosen ...

Der Prolog in Christine Drews Roman „Freiflug“ beschreibt den tödlichen Unfall der gerade erst 25 Jahre alten Rita Maiburg, der ersten Linienflugkapitänin der Welt. Dieser Anfang sorgte für einen furiosen Auftakt einer sehr bewegenden Erzählung, die auf wahren Begebenheiten in Bezug auf die Pilotin und ihren gegen die Lufthansa geführten Prozess beruht. Die Autorin flicht aber auch die interessante Geschichte der fiktiven Rechtsanwältin Katharina Berner ein. Beide zeigen ihre Stärke in dem unbeirrten Weg den sie dafür gehen, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern hat Rita Maiburg Ende der 1960er Jahre ihre Privatpilotenlizenz erworben und suchte danach, sich als Berufspilotin zu verwirklichen. Nach einer kurzen Anstellung bei einem Frachtunternehmen in München bewirbt sich Rita 1974, inzwischen einige Zeit arbeitslos, bei der Lufthansa als Flugzeugführerin. Doch ihre Bewerbung wird abgelehnt, weil man grundsätzlich keine Frauen in diesem Job einstellt. Rita strebt darauf hin einen Prozess an, weil sie findet, dass die Absage nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Sie wendet sich an Katharina, die sich gerade mit einer Rechtsanwaltskanzlei in Köln selbstständig gemacht hat. Auch sie hat sich gegen manche Konvention der Zeit gestellt und unterstützt Rita dabei, ihre Rechte einzuklagen.

Zwar hat Rita in der Realität die Klage tatsächlich eingereicht und diese bildet auf die Möglichkeit, dass die beiden Protagonistinnen einander begegnen, doch der Kampf der Frauen für verschiedene Rechte in den 1970er steht in der Geschichte im Mittelpunkt. Sowohl im Leben von Katharina wie auch im Privaten von Rita baut die Autorin beispielhaft einige für die Zeit typische Themen ein und bedient so ebenfalls das eine oder andere Klischee.

Die Familien der Hauptfiguren sind gegensätzlich: Ritas Eltern sind deutlich jünger als die von Katharina, die viel jünger ist als ihre Geschwister. Obwohl Herr und Frau Maiburg Architekten sind, übt Ritas Mutter ihren Beruf nicht mehr aus, sondern kümmert sich um Haushalt und Kinder, wie es damals üblich war und dem Ehe- und Familienrecht entsprach, das aber 1977 endlich reformiert wurde. Genauso ist es bei den Berners, aber anders als bei Katharinas betuchten Eltern haben Ritas stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme ihrer Tochter. Demgegenüber wird in Katharinas Familie Vieles verschwiegen, was aber einige Geheimnisse bietet, die im Laufe des Romans gelüftet werden und zur Unterhaltung beiträgt.

Christine Drews schreibt in ihrer Erzählung auch über den Umgang mit Drogen und Drogensüchtigen sowie über die Bedeutung des Ansehens von Unternehmen in der Öffentlichkeit und der Wahrnehmung von Ereignissen durch Medien in den 1970ern. Die Handlung spielt in Köln, der Stadt in der die Autorin heute lebt. Gekonnt fügt sie in ihren Roman einiges an Lokalkolorit und auch kulturelle Details der damaligen Zeit ein. Aufgrund von kleinen Cliffhangern am Ende der Abschnitte, die zwischen den Protagonistinnen ständig wechseln, entsteht eine durchgehend hintergründig vorhandene Spannung, die den Lesefluss antreibt.

In ihrem Roman „Freiflug“ schreibt Christine Drews über zwei starke Frauen in der Verbindung einer realen mit einer fiktiven Figur, die beide für die Gleichberechtigung in den 1970er Jahren kämpfen. Aufgrund einiger Nebenhandlungen mit manchem verborgenen Detail ist die Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig. Ebenso stimmt die Erzählung nachdenklich über das bis heute erreichte in Sachen der Emanzipation und der Dinge, die nach anzugehen sind. Gerne empfehle ich das Buch daher uneingeschränkt weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere