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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Pendo Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 01.03.2021
  • ISBN: 9783866124950
Stacey Halls

Die Verlorenen

Roman
Sabine Thiele (Übersetzer)

London 1754: Die junge Bess Bright, die in bitterer Armut, im Schlamm und Dreck des Londoner Hafens aufgewachsen ist, findet sich von einem Moment zum anderen in einem Alptraum wieder. Vor sechs Jahren musste sie ihre gerade zur Welt gekommene Tochter Clara ins Waisenhaus geben, außerstande, sie zu ernähren. Jetzt, da sie Clara endlich zu sich holen kann, sagt man Bess, dass ihre Tochter schon längst abgeholt wurde. Aber von wem? Im Kampf um Clara muss Bess die gesellschaftlichen Schranken ihrer Zeit überwinden ... um durch Stärke und Liebe schließlich zu sich selbst zu finden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2022

Eine unglaublich berührende und spannende Geschichte

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Hier habe ich mich sofort in das wunderschöne Cover verliebt und habe mich sehr gefreut, dass mich auch die Geschichte sehr begeistern konnte.
Das Buch ist in vier Abschnitte aufgeteilt und wird abwechselnd ...

Hier habe ich mich sofort in das wunderschöne Cover verliebt und habe mich sehr gefreut, dass mich auch die Geschichte sehr begeistern konnte.
Das Buch ist in vier Abschnitte aufgeteilt und wird abwechselnd zwischen Bess und Alexandra erzählt.
Ich konnte mich in beide Protagonistinnen hineinversetzen und hatte großes Mitleid mit ihnen.
Wie schwer musste es für Bess gewesen sein, ihr Kind gleich nach der Geburt wegzugeben, jahrelang zu sparen um sein Kind wieder zurückzuholen, nur um dann erfahren zu müssen, dass es längst von einer anderen Mutter abgeholt wurde.
Auch Alexandra tat mir sehr leid, die in ihren Zwangsvorstellungen gefangen ist und nicht aus ihrer Haut kann.
Voller Spannung habe ich das Leben der beiden verfolgt und mitgebangt ob Bess ihre Tochter wieder ausfindig machen kann.
Die Grundstimmung im Buch ist eher düster, zwischendrin aber voller Hoffnung.
Die Autorin beschreibt die damalige Zeit sehr authentisch und hat auch wunderbare Nebencharaktere erschaffen, die die Geschichte sehr aufwerten.
Fazit: Eine unglaublich berührende und spannende Geschichte, ganz nach dem Motto "Immer wenn Du meinst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her".
Für dieses ganz besondere Leseerlebnis vergebe ich sehr gerne 5/5 Sterne und eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.12.2021

Unterhaltsamer Roman in schöner Sprache.

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Mit Aufklappen des Buches wird der Leser in eine sehr bewegende Szene im Jahr 1747 hineingeworfen:
Die 18-jährige Bess bringt ihr Neugeborenes Ende November ins Londoner Findelhaus „Foundling Hospital“ ...

Mit Aufklappen des Buches wird der Leser in eine sehr bewegende Szene im Jahr 1747 hineingeworfen:
Die 18-jährige Bess bringt ihr Neugeborenes Ende November ins Londoner Findelhaus „Foundling Hospital“ (das es tatsächlich gab!) und hofft, dass es dort aufgenommen wird. Sicher ist das keineswegs, denn es gibt nicht Platz für alle Babies und wenn die nicht kerngesund sind, dürfen sie ohnehin nicht bleiben.
Bess hat Glück. Sie ergattert einen Platz für ihre Clara, die sie eigentlich am liebsten behalten würde, aber ihre Armut macht es schlicht unmöglich.
Stattdessen schwört Bess sich, dass sie ihr Mädchen eines Tages wieder abholen wird.

Bess lebt mit ihrem um drei Jahre älteren Bruder Ned, einem Straßenkehrer und mit ihrem Vater Abe, einem Krabbenhändler, in einer kärglichen Behausung.
Ihre Mutter verstarb, als sie 8 Jahre alt war.
Bess hilft ihrem Vater dabei, die Meeresfrüchte auf dem Londoner Fischmarkt und in der Stadt zu verkaufen. Sie ist das „Krabbenmädchen“.

Der Leser bekommt auf den nächsten Seiten einen wunderbaren Einblick in den Alltag der Protagonistin. Er spürt die Kälte über der Stadt, riecht denn Gestank auf dem Fischmarkt, hört die Marktschreier, sieht die Kutschen auf den matschigen oder steinigen Straßen vor seinem geistigen Auge und kann sich die jämmerliche Behausung vorstellen, in der Bess mit Vater und Bruder lebt.

Nach den ersten beiden Kapiteln, in denen man bereits durch die Eindrücklichkeit und Intensität der Beschreibungen gefesselt wird, machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1754.

Endlich ist es soweit:
Bess meint, genug gespart zu haben, um ihre Tochter Clara aus dem Findelhaus abzuholen und Platz gibt es in ihrer bescheidenen Unterkunft jetzt auch, weil ihr Bruder ausgezogen ist.

Bess ist voller Vorfreude, aber auch voller Angst.
Was, wenn Clara nicht mehr am Leben ist?
Ihre Freundin Keziah beruhigt sie: „Bess, sie wird dort sein, und du wirst wieder eine Mutter sein. Du hast so lange darauf gewartet, und sie ist jetzt außer Gefahr. Sie ist kein Baby mehr; sie ist bereit, nach Hause zu kommen, mit dir zu arbeiten und von Dir geliebt zu werden. Alles, was sie braucht, ist hier.“ (S. 48)

Im Findelhaus angekommen, erhält Bess eine schockierende Nachricht: „Das Kind mit der Nummer 627 wurde bereits vor vielen Jahren von seiner Mutter abgeholt.“ (S. 61)

Clara wurde anscheinend einen Tag nachdem sie damals abgegeben wurde, von einer Frau abgeholt, die sich als Bess ausgegeben hat… was für ein Schock!

In Rückblicken erfahren wir vom bereits verstorbenen Kindsvater Daniel, einem Walknochenhändler, in den sich das „Krabbenmädchen“ Bess unsterblich verliebt hatte.

Wir erleben mit, wie Bess sich als Eliza mit Hilfe von Dr. Mead, dem freundlichen Arzt des Findelhauses, auf die Suche nach ihrer Tochter macht und Erstaunliches entdeckt…

Nachdem wir im ersten Teil von Bess und ihrer Geschichte gelesen haben, lernen wir im zweiten Teil Alexandra kennen, die Frau, die sich als Mutter von Clara, inzwischen Charlotte genannt, bezeichnet.

Ich werde nun nichts mehr über den Inhalt verraten, um niemandem den Lesespaß zu verderben.
Nur so viel:
Wir tauchen in eine überraschende, originelle, packende, berührende und stimmige Geschichte ein, die nie kitschig, aber letztlich doch was fürs Herz ist.

Die bildliche und schöne Sprache hat neben der packenden Handlung die Lesefreude erhöht.

Einige Beispiele möchte ich erwähnen:
„Dann waren da noch die Ehefrauen mit ihren fleischigen roten Händen und ausladenden Brüsten, mit denen sie wie ein Schiffsbug durch das Gedränge pflügten und daher wie Möwen kreischten.“ (S. 36f.)

„Meine Welt war auf die Größe einer Nuss geschrumpft. Und dann kam Daniel … und knackte ihre Schale.“ (S. 168)

Ich habe den Eindruck, dass Stacey Halls gut recherchiert hat.
Sie hat eine glaubhafte Geschichte erfunden, die wunderbare Einblicke in die harten Lebensbedingungen, die verheerende Zustände der armen Leute der damaligen Zeit und die Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten gibt.

„Die Verlorenen“ ist der 2. Roman von Stacey Halls.

Ihr Debüt „The familiars“ erschien im Herbst 2019 im englischen Original. Die Autorin gewann damit den Betty Trask Award.
Anfang nächsten Jahres wird dieses Buch als „Die Vertraute“ bei Piper in deutscher Sprache erscheinen.
Darauf freue ich mich schon sehr!

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Bess Bright

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Die Autorin Stacey Halls erzählt in ihrem neuen Roman „Die Verlorenen“, eine ergreifende Geschichte über ein Frauenschicksal, gesellschaftliche Grenzen sowie Schuld und Recht.

Inhalt:
London 1754: Die ...

Die Autorin Stacey Halls erzählt in ihrem neuen Roman „Die Verlorenen“, eine ergreifende Geschichte über ein Frauenschicksal, gesellschaftliche Grenzen sowie Schuld und Recht.

Inhalt:
London 1754: Die junge Bess Bright, die in bitterer Armut, im Schlamm und Dreck des Londoner Hafens aufgewachsen ist, findet sich von einem Moment zum anderen in einem Alptraum wieder. Vor sechs Jahren musste sie ihre gerade zur Welt gekommene Tochter Clara ins Waisenhaus geben, außerstande, sie zu ernähren. Jetzt, da sie Clara endlich zu sich holen kann, sagt man Bess, dass ihre Tochter schon längst abgeholt wurde. Aber von wem? Im Kampf um Clara muss Bess die gesellschaftlichen Schranken ihrer Zeit überwinden ... um durch Stärke und Liebe schließlich zu sich selbst zu finden.

Meine Meinung:
Ein wunderschönes Cover, welches sofort mein Interesse geweckt hat.
Von der ersten Seite an hat mich die Autorin Stacey Halls mitgerissen. Die Geschichte von Bess Bright, hat mich von der ersten Zeile an, gefesselt.

Bess gibt aufgrund ihrer Lebensumstände ihre gerade geborene Tochter im Waisenhaus ab und hofft, sie bald wieder abholen zu können. Entschlossen und tatkräftig, arbeitet sie als Krabbenverkäuferin rund um die Uhr um die Ablösung aus dem Waisenhaus für ihre Tochter sparen zu können. Als endlich ihr Ziel erreicht ist, sie zu Hause alles für ihre Tochter hergerichtet hat, wird sie vor vollendetet Tatsachen gestellt, dass ihre Tochter Clara bereits abgeholt wurde.

Dieser Schock hat Bess hart getroffen! Wo kann ihre Tochter nur sein und wer soll sie abgeholt haben. Sie findet heraus, dass angeblich sie persönlich ihre Tochter abgeholt hat! Das kann nicht sein, sonst wäre sie ja bei ihr!
Für Bess beginnt die fast unmögliche Suche nach ihrer Tochter und sie erlebt zum Glück nicht nur Rückschläge …

Fazit:
Die Autorin hat mit Bess und ihrer Tochter Clara, eine berührende Geschichte erzählt, die mich mit ihrem Schreibstil wunderbar mitgenommen hat. Trotz der vielen Verwicklungen, ist der Autorin ein harmonisches und stimmiges Ende, gelungen. Die Protagonisten und Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr gut dargestellt und richtig gut eingebunden.
Mit ihrem berührenden Schreibstil konnte mich die Autorin auf jeden Fall mit ihrer Geschichte fesseln.
Von mir eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Ein Kind zwischen zwei Welten

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Gleich zu Beginn des Romans erlebt man mit, wie die Krabbenverkäuferin Bess Bright ihre neu geborene Tochter in einem Waisenhaus abgeben muss, weil sie mit ihrer Familie in Armut lebt und das Kind nicht ...

Gleich zu Beginn des Romans erlebt man mit, wie die Krabbenverkäuferin Bess Bright ihre neu geborene Tochter in einem Waisenhaus abgeben muss, weil sie mit ihrer Familie in Armut lebt und das Kind nicht ernähren könnte. Aber Bess ist fest entschlossen, ihre Clara wieder zu sich zu holen, sobald es ihr möglich ist. Sechs Jahre spart sie eisern und fiebert auf den Tag hin, dass sie ihre kleine Tochter wieder in die Arme schließen kann. Aber im Kinderheim erlebt sie einen Schock, denn sie erfährt, dass ihre Tochter bereits in ihrem Namen abgeholt wurde. Es beginnt eine verzweifelte Suche. Dabei kommt eine weitere Frau ins Spiel: Alexandra. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonistinnen erzählt. So nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen. Man erfährt, was geschehen ist und wie die verschiedenen Personen zusammenhängen. Bess ist eine sehr sympathische junge Frau, die alles tut, um ihr Kind wieder zu sich zu holen. Man kann sie nur allzu gut verstehen, will sie doch nur das Beste für ihre Tochter. Alexandra war mir anfangs suspekt. Ihre Handlungen und die ganze Lebensweise, alles an ihr wirkt gezwungen. Wenn dann nach und nach offen gelegt wird, welche schlimmen Dinge sie bereits erlebt hat, kann man auch für sie Verständnis aufbringen, zumindest weitgehend. Während Bess in Armut lebt, ist Alexandra eine wohlhabende Witwe.
Und dann gibt es da noch das kleine Mädchen, das quasi zwischen den Fronten steht, das zwei Namen hat und mit zwei völlig verschiedenen Welten konfrontiert wird.

Der Roman gibt Einblick in das Leben verschiedener Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen im 18. Jahrhundert in London. Stacey Halls hat einen eindrucksvollen, bildhaften Schreibstil und schildert die verschiedenen Situationen sehr lebendig. Sie hat sich ausgiebig mit dem Leben und den Menschen damals beschäftigt. Ich habe beim Lesen dieser Geschichte viel Neues erfahren, beispielsweise welche Aufgabe ein Fackelträger zur damaligen Zeit hatte und wie eine Krabbenverkäuferin ihren Beruf ausübte. Auch die Kunst kommt ins Spiel, so sind die Gemälde von William Hogarth öfter ein Thema, und von ihm gibt es auch das Porträt eines Krabbenmädchens. Beim Lesen historischer Romane gehe ich gerne selbst auf die Suche nach ergänzenden Informationen. So habe ich auch den erwähnten Maler und seine Werke gegoogelt und kann mir nun vorstellen, wie Bess ihre Krabben für den Verkauf in Billingsgate transportiert hat. Neben den beiden starken Protagonistinnen hat der Roman noch einige weitere interessante Charaktere, da gibt es zum Beispiel die hilfsbereite und liebenswerte Keziah, Bess‘ beste Freundin oder den sympathischen Lyle, der erst ziemlich spät in Erscheinung tritt, aber im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Dann möchte ich auch unbedingt Dr. Mead erwähnen, der ein großes Herz, auch für die Armen, hat und in die Fußstapfen seines Großvaters tritt. Noch intensiver möchte ich gar nicht auf die Handlung eingehen, denn es ist überaus fesselnd, diese Geschichte selbst zu lesen, und dem möchte ich keinesfalls vorgreifen.

Mich hat der Roman beeindruckt und berührt, gibt er doch ein sehr lebendiges Bild des Georgianischen Zeitalters wieder und lässt Einblicke in die verschiedenen Gesellschaftsschichten zu. Am Beispiel von Bess erfahren wir hier auch sehr deutlich, wozu Mutterliebe fähig sein kann.

Bemerkenswert ist auch das wunderschöne Cover, das durch einige Details perfekt zur Handlung passt.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Mutterherzen

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Achtung, diese Rezension enthält Spoiler!
 Ich greife einer Entwicklung vorweg, die sich nicht aus dem Klappentext ergibt, löse aber den Plot nicht auf. Anders kann ich nur leider unmöglich über das Buch ...

Achtung, diese Rezension enthält Spoiler!
 Ich greife einer Entwicklung vorweg, die sich nicht aus dem Klappentext ergibt, löse aber den Plot nicht auf. Anders kann ich nur leider unmöglich über das Buch berichten.
In meinen Augen lohnt es sich trotzdem diese Rezension zu lesen!

Inhalt:
London 1754: Bess ist achtzehn und bettelarm, als sie nach einem One-Night-Stand mit einem vornehmen Geschäftsmann ungewollt schwanger wird. Ihr bleibt nichts anderes, als das kleine Mädchen, das sie neun Monate später zur Welt bringt, noch am gleichen Tag im „Foundling Hospital“ abzugeben.
Das „Foundling Hospital“ ist ein Kinderheim, eines von der ganz besonders schönen Sorte, das von den Reichen der Stadt mit Spenden unterstützt wird. Die Kinder können dort ohne finanzielle Sorgen aufwachsen, es fehlt ihnen an nichts. Wenn die Mutter so weit ist und das Kind wieder zu sich nehmen will, muss sie für Kost und Logis aufkommen. Bess, die ihre Tochter sehr liebt, wartet sechs Jahre sehnsüchtig auf diesen Tag. Doch als er endlich gekommen ist, teilt man ihr mit, dass das Mädchen schon vor vielen Jahren abgeholt worden ist.
Schneller als erwartet findet Bess heraus, was aus ihrer Tochter geworden ist. Sie lebt nun im Haus von Alexandra Callard, einer vermögenden Witwe, die sie für ihr eigenes Kind ausgibt. Bess schleust sich als Kindermädchen ins Haus von Mrs. Callard ein, um ihrer Tochter nah zu sein. Doch schnell findet sie heraus, dass die Callards nicht wie andere Menschen leben.

Meine Meinung:
„Die Verlorenen“ ist kein typischer historischer Roman. Ich kann mir die Geschichte gut in der Weihnachtszeit vorstellen. Lesen im Bett, mit einer Tasse heißer Schokolade und Adventsbeleuchtung am Fenster.
Ich würde das Buch als eine Mischung aus historischem Roman, Weihnachtsmärchen und Thriller bezeichnen. Nein, nicht Weihnachtsmärchen, weil sie an Weihnachten spielt, sondern weil ich mir einbilde bestimmte Motive aus solchen Geschichten wiederzukennen. Das Waisenkind, die verlorene Mutter, das kalte London. Und ja, Thriller, denn gerade im Mittelteil wusste ich nicht, in welche Richtung die Geschichte sich drehen würde. Das liegt daran, dass sie in drei Abschnitte gegliedert ist. Den ersten erzählt Bess, den zweiten Alexandra und den dritten wieder Bess. Ich fand es sehr mutig von der Autorin, einen großen Teil der Geschichte aus der Perspektive der Antagonistin darzustellen. Aber gleichzeitig hat mir gerade das sehr gefallen, denn nur so hat man Alexandra wirklich greifen können. Wäre man nicht in ihrem Kopf gewesen, hätte man sie leicht für ein Monster halten können. Denn eines wird schnell deutlich: Alexandras Kopf ist ein dunkler, verzerrter Ort voller Furcht. Sie sieht die Realität anders als die meisten Menschen. Ich habe nicht damit gerechnet, in einem historischen Roman auf so viel Psychologie zu treffen. Sie ist eine sehr ambivalente Figur, aber die Autorin hat es geschafft, dass sie mir trotz allem sympathisch war. Durch Alexandras irrationale Wahrnehmung der Welt entsteht eine sehr besondere, unterschwellige Art von Spannung. „Die Verlorenen“ hebt sich damit von anderen historischen Romanen, die ich bisher gelesen habe, deutlich ab.
Die Sprache der Geschichte trägt zusätzlich zu der teils düsteren Atmosphäre der Geschichte bei. Sie ist nicht klischeehaft historisch, dafür aber oft metaphorisch und wirkt an manchen Stellen seltsam modern, ohne dabei unpassend zu sein. Die Lebensumstände von Bess wurden sehr unverblümt dargestellt. Hier wird nichts romantisiert, sondern das raue Leben der Armen dargestellt. Ich bin froh, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben. Und gleichzeitig freue ich mich, dieses außergewöhnliche Buch entdeckt zu haben, das ich schon nach kurzer Zeit kaum noch aus der Hand legen konnte. Das Ende habe ich als stimmig und befriedigend empfunden. An dieser Stelle zeigt sich dann nämlich wieder das Märchen.

Fazit:

„Die Verlorenen“ von Stacey Halls lege ich euch im Mai als Weihnachtsgeschenk ans Herz. Man kann das Buch aber natürlich zu jeder Jahreszeit lesen. Es unterscheidet sich in meinen Augen deutlich von anderen Romanen seines Genres. Es geht um Mutterschaft und Liebe. Was ist eine gute Mutter? Was muss eine Mutter einem Kind geben können? Sicherlich vor dem Hintergrund einer anderen Zeit, aber ich glaube, dass man die Geschichte so auch in die heutige Zeit hätte setzen können. Mir hat es sehr gut gefallen.

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