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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2021

Roboter und Menschen - wirklich zwei völlig getrennte Welten?

Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch
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Dotty ist ein Roboter - um zu testen, ob sie wirklich überzeugend ist, soll sie ein Jahr als normale Schülerin in die Schule gehen - und darf nicht auffliegen. Nur dann ist der Fortbestand des Forschungsprojekts ...

Dotty ist ein Roboter - um zu testen, ob sie wirklich überzeugend ist, soll sie ein Jahr als normale Schülerin in die Schule gehen - und darf nicht auffliegen. Nur dann ist der Fortbestand des Forschungsprojekts gesichert.

Tja - obwohl Dotty wirklich detailreich programmiert wurde - sie ist halt ein Roboter. "Denkt" logisch, handelt entsprechend - Emotionen sind außen vor bzw. nur eingeübt, wenn sie der Programmierlogik entsprechen. Klar, dass da einiges schiefgeht.

Das ist ein hochspannendes Thema, was macht uns als Menschen aus und wie wird Künstliche Intelligenz künftig unseren Alltag und unser Leben gestalten?

Dabei ist das Buch trotz des wichtigen Themas einfach ein witziges Kinderbuch, das allerbeste Unterhaltung bietet. Es macht riesigen Spaß, es zu lesen. Die Thematik ist kein Problem - und es ist auch definitiv kein anstrengend zu lesendes Buch, sondern feinste Kinderunterhaltung mit einem sehr gelungenem Ende.

Ein Beispiel für den Humor gefällig?
"Papa ist Philosophieprofessor. Philosophen arbeiten an Problemen, die den Verstand der Menschen vor Rätsel stellen. In seiner Jugend verbrachte er zwei Jahre damit, über den Unterschied zwischen einem Becher und einer Tasse nachzudenken. Anschließend beschäftigte er sich noch drei Jahre mit der Frage, ob Becher und Tassen wirklich existieren."

Empfohlen wird das Buch ab 10 Jahren - das passt m. E. gut, allerdings ist das Sprachniveau hoch. Dotty geht nun mal auf eine Schule für Hochbegabte und ist ein Roboter - das spiegelt sich auch im Wortschatz wieder. Viele Wörter werden erklärt, aber von Wörtern wie Algorithmus oder Linguistik sollte man sich nicht abschrecken lassen.

Ob Roboter letztendlich Emotionen haben, das bleibt dahingestellt, ich habe Dotty aber auf jeden Fall in mein Herz geschlossen. Ein richtig gelungenes Buch!

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Arktische Dunkelheit, eine Praktikantin und ein Mord

RAVNA – Tod in der Arktis
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Ravna ist eine junge Praktikantin bei der Polizei und ihr erster Arbeitstag startet gleich mit einem Mord. Es bleibt keine Zeit, sie einzuweisen und auch sonst sind die Kollegen nicht gerade das, was man ...

Ravna ist eine junge Praktikantin bei der Polizei und ihr erster Arbeitstag startet gleich mit einem Mord. Es bleibt keine Zeit, sie einzuweisen und auch sonst sind die Kollegen nicht gerade das, was man sich als Anfängerin wünscht. Als Samin hat sie es ohnehin nicht leicht, das Verhältnis zwischen Samen und Norwegern ist nicht einfach.

Das Buch hat mich völlig gefesselt.
Da ist zum einen der Mordfall, spannend und durch samische Rituale aus einer mir völlig fremden Lebenswelt.
Dann die Charaktere - die forsche Ravna, die unbedingt Polizistin werden will, obwohl sie sich doch eigentlich um die Rentierherden der Familie kümmern soll, der ehemalige Star-Ermittler Thor, der sich um gesellschaftliche Konventionen null kümmert und die Stammbesetzung der kleinen Polizeidienststelle. Eine explosive Mischung - sehr spannend zu lesen.

Besonders gut hat mir aber die Atmosphäre des Buches gefallen, das unterscheidet es von vielen anderen Krimis.
Die lange Dunkelheit mit oft nur einer Stunde Tageslicht, die Lebensrealität und alte Rituale der Samen, überhaupt der Einblick in die Konflikte zwischen Norwegern und Samen, das war eine rundum gelungene Mischung. Authentisch wurde es auch durch (nicht überhand nehmende) Verwendung von Wörtern der Originalsprache, natürlich immer mit Fußnote versehen. Auch die Ortsbeschreibungen samt Karte haben gleich ein Bild vor meinem Auge entstehen lassen.

Der mystische Part an dem Buch war auch so dosiert, dass es für mich rund und nicht zu dominant war; ich bin da eigentlich nicht so der Fan von, hier hat es aber gepasst und musste sogar so sein, sonst wäre es nicht das Buch geworden, das es ist.

Fazit: Die Kombination aus Krimi, Einblicke in indigene Lebenswelten samt Chancenungleichheit und Konflikte und die Atmosphäre in dem dunklen, kalten Landstrich - sehr gelungen. Ich hoffe, sehr, dass es noch Folgebände um Ravna und Thor gibt, Potential für eine Serie ist auf jeden Fall vorhanden.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Unbedingt lesen

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Zelda ist gerade 21 geworden, mit ihrer Geburtstagsparty startet das Buch. Sie hat eine Fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD), weil ihre Mutter während der Schwangerschaft Alkoholikerin war.
Deshalb braucht ...

Zelda ist gerade 21 geworden, mit ihrer Geburtstagsparty startet das Buch. Sie hat eine Fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD), weil ihre Mutter während der Schwangerschaft Alkoholikerin war.
Deshalb braucht sie klare Regeln, wiederkehrende Tagesabläufe und ist geradeaus, pragmatisch und eine echte Kämpferin. Ihre große Leidenschaft sind die Wikinger - aber während Frauen dort -vermeintlich - eher die holde Maid waren und Männer die Kämpfer, beschließt Zelda, dass sie die aktive Rolle übernimmt, für die Rolle der holden Maid wählt sie ihren Freund aus. Das fand ich bewundernswert, tatkräftig und auch sehr witzig geschrieben.

Das Buch hat mich von Beginn an fasziniert, entwickelt seine Stärke im Laufe der Geschichte aber immer mehr.
Meine Bewunderung galt Zelda, sie meistert ihr Leben und kämpft für ihre Lieben. Sie ist so quicklebendig, ich kann kaum glauben, dass sie nur eine fiktive Person ist. Der Autor hat mit ihrer Sicht der Dinge eine tiefe Verbindung zwischen mit als Lesende und Zelda geschaffen.

Sehr erfrischend fand ich auch Zeldas Tatkraft, das "erste Mal" anzugehen. Das Thema Sexualität bei Menschen mit Beeinträchtigungen habe ich literarisch auch noch nicht sehr oft wahrgenommen.

Zelda hat allerdings um sich herum lauter Menschen, die sie lieben und unterstützen und ganz vorne ist ihr Bruder Gert. Er macht nicht alles richtig und trapst von einem Schlamassel ins nächste, aber hier hat sich meine Meinung im Laufe des Buches stark geändert. Er ist für mich ein echter Held, übernimmt Verantwortung und hat eigentlich - so aus der Ferne betrachtet - kein eigenes Leben. Allerdings rückt Gert diese Einschätzung ziemlich schnell gerade, für ihn wäre ein Leben ohne Zelda unvorstellbar.

Spannend fand ich auch, dass die Rollen der Geschwister durchaus wechseln - wer sich um wen kümmert und Verantwortung übernimmt, ist keineswegs immer identisch.


Aber ich will gar nicht zu viel verraten, das Buch kann man nur schwer beschreiben, sein Zauber entfaltet sich beim Lesen.
Es ist herzerwärmend, gibt Denkanstöße, ist witzig und erweitert den klassischen Familienbegriff um den der Sippe.
Und nicht zuletzt ist es eine Liebeserklärung an Bibliotheken und Buchhandlungen!
Definitiv ein Lesehighlight im Jahr 2021 - das ich so unter dem sperrigen Titel nicht vermutet hätte.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Emil und die Detektivin

Das Karlgeheimnis
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Das Buch ist ein echter Schatz und gehört mit zu den Besten, die wir in diesem Jahr gelesen haben.

Worum geht es?
Zuallererst um Emil, Fünftklässler und leider immer noch mit seiner inzwischen etwas peinlichen ...

Das Buch ist ein echter Schatz und gehört mit zu den Besten, die wir in diesem Jahr gelesen haben.

Worum geht es?
Zuallererst um Emil, Fünftklässler und leider immer noch mit seiner inzwischen etwas peinlichen Einschulungsbüchertasche unterwegs. Denn Emils Mama hat nicht viel Geld, deshalb muss sie auch immer so viel arbeiten und ist so müde.

Emil schreibt aber gerade an seinem ersten Krimi, mit dem er dann Geld verdienen will und dann wird alles besser.

Dann gibt es da noch Karl (der mit dem Geheimnis) und Finja, die Nachwuchsdetektivin, die Jungs von der Müllabfuhr und...ach, lest unbedingt selbst.

Das Buch wird aus Emils Perspektive erzählt und geht richtig ans Herz. Keine heile Welt, man muss schon ganz schön schlucken.
Vor allem ist es aber ein spannender Kinderkrimi mit richtig viel Action und jeder Menge Menschen, die das Herz am richtigen Fleck haben.
Es geht um Verlust, Freundschaft, Zusammenhalt und zeigt, dass jede*r von uns ein Alltagsheld sein kann, ob Müllmann oder Anwalt oder Friseurin. Ganz nebenbei, ohne dass es explizit Thema wird, klasse gespielt im Buch. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in einem Kinderbuch je so breit aufgestellte Berufe der Erwachsenen gefunden habe (von den Kleinkind-Wimmelbüchern mal abgesehen).

Aber wie gesagt, im Vordergrund stehen Emils Sorgen und Nöte und das Karlgeheimnis. Und das hat es unmöglich gemacht, das Buch wegzulegen, bevor es ausgelesen war.
Einstimmiges Urteil von Kind (so alt wie Emil) und Erwachsener: Fünf Sterne, aber sowas von!

Veröffentlicht am 23.05.2021

Auch als Hörbuch großartig

Internat der bösen Tiere
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Wir kennen schon das Buch - allerdings ist es schon länger her, dass wir es gelesen haben und wir haben so gut wie alles vergessen, so dass das Hörspiel für uns tatsächlich wie eine neue Geschichte war.

Das ...

Wir kennen schon das Buch - allerdings ist es schon länger her, dass wir es gelesen haben und wir haben so gut wie alles vergessen, so dass das Hörspiel für uns tatsächlich wie eine neue Geschichte war.

Das Buch ist ja schon etwas speziell, so kommuniziert man im Internat quasi über Gedankensprache (daran konnte ich mich noch erinnern) - und ich war gespannt, ob das als Hörspiel umsetzbar ist. Ja - ist es!

Die Geschichte ist spannend und gruselig. Eigentlich wollten wir sie zum Einschlafen hören, aber bereits nach wenigen Minuten kam da eine Eule und wir mussten aufhören, wir hätten uns zu sehr gegruselt vor dem Einschlafen.
Bei Tageslicht sieht die Welt dann schon anders aus und der Sprecher hat seine Sache sehr gut gemacht. Der Spannungsbogen wurde mit ihm gleich noch größer. Er ist so abwechslungsreich in seiner Stimme und haucht jedem Tier mit seiner Stimme Leben ein, wirklich eine ideale Sprecherbesetzung.

Die Kombination aus Spannung, Gefahr, etwas Fantasy und einem aufregenden Abenteuer hat uns jedenfalls sehr gut gefallen.
Alle Geheimnisse sind am Ende des Hörbuches nicht aufgelöst - aber es endet auch nicht mit einem üblen Cliffhanger.
Und Band 2 gibt es glücklicherweise auch bereits als Hörbuch, so dass man nahtlos weiterhören kann.

Ach ja; hier würde ich wirklich erst ab zehn Jahren empfehlen, das Spannungs- und Gefahrenlevel ist schon sehr hoch, nicht dass es zu arg wird.